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Sächsische Volkszeitung : 29.10.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193710290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371029
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-10
- Tag 1937-10-29
-
Monat
1937-10
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.10.1937
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Frettag, LS. Oktober 1987 Sächsische Volkszeitung Nummer 984. Seite 4 populär gemacht, war aus keinem Munde geradezu ein Witz, denn naturferner, als Monsieur Rousseau gelebt, ist wohl sel ten gelebt worden... Aber das wuht« Hen Hensen nicht oder es interessierte ihn eben nicht, er studierte lediglich Rousseaus umfassendes Schrift tum, verliebte sich in eine Abhandlung tiber „den Ursprung und die Ungleichheit des Menschen" und damit Schluß. Er trat der Behauptung, nur die Einmischung der Erwachsenen in die Anliegen der Kinder sei die Wurzel allen späteren Leids, ganz und gar zur Seite und — gründete das Kinderparadieo von Twelvetrees. Orsselsn : Di« Eröffnung des sächsischen Führerschulungswerkes der HI saiid, wie bereits kurz berichtet, am Donnerstag im Deut schen Hygiene-Museum statt. Gebietsführer Busch umriß in einer Ansprache die Aufgaben des Schulungswerkes. : Dienstbesprechung der Sozialstellenleiter der HI. Am 30. und 81. Oktober 1037 findet in Dresden, Haus der Jugend, eine Dienstbesprechung der Sozialstellenleiter des Gebietes Sachsen der HI. statt, in der di« Richtlinien für die kommende Winter- avbelt behandelt werden. : Anläßlich der Reichstagung der Gauvertrauensschwestern der NS-Schwesternschaft in Dresden vom 27. bis 30. d. M. stat tete am Donnerstagnachmittag Hauptamtsleiter Hilgen fe l d t, von Berlin kommend, dem Schwesternheim in der Emser Allee einen Besuch ab und sprach bei dieser Gelegenheit zu den dort versammelten Gauvertrauensschwestern. — Am Freitag be sichtigten die Bertrauensschwestern der NS-Schwestcrnschaft aus allen deutschen Gauen mit ihrer Generaloberin Böttger einige Gemeinde-Schwesternstationen der NSV an der Reichsgrenze. : Ausspracheabend über den deutsch-französischen Waren verkehr. Im Rahmen einer von der Industrie- und Handels kammer Dresden in Aussicht genommenen Reihe von Aus- ^racheabenden über die deutschen Handelsbeziehungen zu dem Auslande, sprach kürzlich Dr. Kuntze, Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Paris, über den deutsch französischen Warenverkehr. Die sehr gut besuchte Veranstaltung sand im großen Sitzungssaal der Kammer statt. : Ein Winzerfest mit dem Kennwort „Kampf dem Ver- -erbl" wurde von der Innung der Dresdner Kaufmannschaft am Donnerstagabend abgehalten. : Das vorläufige Ergebnis der 1. Reichsstratzensammlung des WHW 1037/38 für den Kreis Dresden erbrachte zehn Prozent mehr als im Oktober v. I., d. h. 11 123,57 RM. Die Deutsche Arbeitsfront sammelte insgesamt im Kreis Dresden 115 305,65 RM. : Die Luftschutzschulen der OG. Dresden-Mitte wurden im Rakmen einer schlichten Feier durch Bezirksführer Major a. D. Hasenohr ihrer Bestimmung übergeben. Aus einer einstigen Photofabrik an der Pillniher Straße sind durch weitgehenden Ausbau diese Schulungsstätten hervorgegange». : Jubiläum. Die 40jährige Dienstzeit vollendete in diesen Tagen beim Versorgungsamt Dresden Verwaltungsoberinspektor Albert Kellert. Ter Amtslciter händigte dem Jubilar in Gegenwart aller Amtsangehörigen die Anerkennungsurkunde des Führers aus. — Wir sprechen Herrn Kellert, der sich weit über die Kreise seiner Berusskameraden hinaus größter Be liebtheit erfreut, und seit mehr als 20 Jahren treuer Leser un serer Zeitung ist, unsere herzlichsten Glückwünsche zu seinem Jubiläum ausl : Den 75. Geburtstag feiert am 29. 10. in Berlin-Char lottenburg das Ehrenmitglied der Dresdner Staatstheater, Paul W i l ck e. : Todesfall. Im 75. Lebensjahre verschied <tm Donnerstag der Professor an der Technischen Hochschule Dr. Ernst Lewicki. Der Verstorbene, der seit 1932 im Ruhestand lebte, war auch im Dresdner Musikleben eine bekannte Persönlichkeit als Vorstand des im Jahrs 1806 von ihm gegründeten Mozartvereins. : Das Moritzburger Teichfischen am Donnerstag erwies sich wiederum als ein wahres Volksfest. Hunderte von Men schen wgren gekommen, um dem großen Fischzug zuzusehcn. Degen 1000 Stück Karpfen, Karauschen, Hechte und Barsche wurden gefangen. : Wegen Fahrerslucht bestrast. Wie uns die Nachrichten stelle des Polizeipräsidiums Dresden mitteilt, hat sich der Klop- stockstr. 5 wohnhafte Krastsahrzeugsührer Bruno Richard Kühne nach einem durch ihn verursachten Unsall der Fahrer flucht schuldig gemacht und ist deswegen rechtskräftig gericht lich bestraft worden. : Berkehrsunsälle. Auf der Warthaer Straße lief am Don nerstag ein achtjähriger Schüler einem vorbeisahrenden Rad fahrer geradewegs in das Rad hinein; er erlitt beim Sturze schwere Kopfverletzungen. — Aus dem Skagerrakplotz kam ein 14 Jahre alter Radfahrer, der mit seinem Fahrzerlg in den Straßenbahnschienen hängen geblieben nxtr, so unglücklich zu Fall, daß er eine schwer« Gehirnerschütterung davontrug. In beiden Fällen mußten die Verunglückten ins Krankenhaus ge bracht werden. Dresdner polizelbericht Bei einem Mordversuch vor Aufregung gestorben. Am 26. Oktober faßte ein in der Leipziger Borstadt wohnender Händler -en Entschluß, seine Ehefrau mit einem Strick zu er drosseln. Als die Frau sich in den Abendstunden niedergelegt hatte und eingeschlafen war. legte er ihr auch eine Schlinge um den Hals, die er so fest zuzog, daß die Frau bewußtlos wurde. Nachdem sie einige Zelt später zu sich kam, sah sie neben ihrem Ruhelager ihren Mann am Fußboden liegen, der zunächst noch schwache Lebenszeichen gab, aber bald verstarb. Die Mordkommission der Kriminalpolizeistelle Dresden be schlagnahmte die Leiche. Nach dem gerichtsärztltchen Befund verstarb der Mann an Herzschlag infolge der Aufregung bei Be gehung der Tat. Büroelnbrecher. In der Nacht zum Donnerstag wurde in einer Großhandlung auf der Harkortstraße ein Einbruch ver übt. Die Täter stiegen unter Zuhilfenahme einer Letter von der Liststrahe aus über Schuppendächer in die Büroräume ein. Nachdem sie hier einige Schreibtische gewaltsam geöffnet un vergeblich nach Geld gesucht hatten, bohrten sie einen Geldschrank an. Bei dieser „Arbeit" wurden sie wahrscheinlich gestört. Sie richteten nur Sachschaden an und entkamen unerkannt. Aus der KrelShauplmannschast Dresden d. Heidenau. 75 Jahre alt. Der Gründer und Senior chef der weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Rockstroh-Werke AM. in Heidenau, Wilhelm Max Rockstroh, voll endete am Freitag sein 75. Lebensjahr. d. Radeburg. Tragisch erTvdeinesKindes. In Großdittmannsdorf kam das einjährige Kind des Bauern An germann auf tragische Weise ums Leben. Aus dem Küchenherd schlug plötzlich Rauch zurück, so daß das in der Nähe des Ofens befindliche Kind erstickte. Wiederbelebungsversuche blieben er folglos. d. Riesa. Raubüberfall. Nachts wurde auf -er Alten Pausitzer Straße ein aus Dresden stammender betagter Handels mann von einem Unbekannten überfallen. Der Täter schlug auf den alten Mann ein und verletzte ihn am Kops erheblich. Dann raubte er ihm die Meldbörse mit 20 RM. Inhalt. Von dem gemeinen Räuber fehlt bisher jede Spur. d. Sebnitz. Todesfall. Im Alter von 54 Jahren starb hier unerwartet der Vankleiter der Filiale Sebnitz der Com merz- und Privatbank, Vankdirektor Robert Funk. Er mar ein eifriger Förderer des Fremdenverkehrs und des Kunstlebens der Grenzstadt Sebnitz. d. Freiberg. Gründungsfeier und Bergblerfest. Die Bergakademie Freiberg veranstaltet ihre diesjährige Grün dungsfeier aus Anlaß des 172jährigen Bestehens am Sonn abend, dem 13. November. Im Rahmen dieser Feier erfolgt die Uebergabe des Weisbachhauses durch den Vorsitzenden der Gesell schaft der Freunde der Bergakademie, Berqwerksdirektor Dr. Voigt. Am Abend findet dann das traditionelle „Bergbier" der Freiberger Studentenschaft statt. §ücl^«s»-8acks«n h. Chemnitz. Minister Lenk besichtigt Chem nitzer Betriebe. Am Donnerstag besichtigte der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit Lenk in Begleitung von Gauobmann Peitsch von der Deuts«l>en Arbeitsfront und Ober regierungsrat Rosig, denen sich Kreisleiter Papsdorf und Kreis obmann Bärtle ongeschlossen hatten, in Chemnitz die Betriebe der Sächsischen Textrlmgschinenfabrik vom. Richard Hartmann, die Färbereimaschinen- und Bottichfabrik von Rudolf Then, das Schmirgelwerk von Rudolf Echönherr, die Otto Stumpf Drogcn- und Ehemikalien-A.-B. sowie in Niederfrohna die Strick- und Wirkwarenfabrik von Alfred Höhnisch. Minister Lenk sowie Gauobmann Peitsch, di« in den Betrieben von den Betriebs sichrer» empfangen und geführt wurden, nahmen die Werke ein gehend in Augens<l>ein und unterhielten sich mit den Arbeits kameraden über ihre Tätigkeit. tz. Chemnitz. Reichsarbeitswoche „Webwaren großhandel". Die von der Deutsäzen Arbeitsfront, Gau- vetricbsgemeinschaft „Der deutsche Handel" veranstaltete Reichs arbeitswoche „Webwarengroßhandel" wurde durch den Gaufach- gruppenwalter Divorak (Dresden) in der Höheren Textilschule Chemnitz eröffnet. Die Teilnehmerschaft setzte sich aus Betriebs führern und kaufmännischen Angestellten des Textilgroßhandels aus allen Gauen Deutschlands zusammen. Der Gauberussrcfe- rent Merkens sprach in einem einleitenden Vortrage über Zweck und Ziel der Reichsarbeitswoche. Besichtigt wurden dann u. a. dl« neuesten Zellwoll-Erzeugungs-Maschinen der Firma Carl Hamel AG., sowie di« Baumwollspinnerei und Warperei Furth. In Knappen Borträgen wurden behandelt: die Rohstoffversor gung, die klassischen Faserstoffe sowie diejenigen Spinnstoffe, welä)e heute an ihr« Stell« treten, die verschiedenen Wcbtech- niken, die Technik der gemusterten Stoff«, die Auswirkung der Webtechnik in Verbindung mit spinntechnischen Garneigenschaf ten auf Musterung, Oberflächenbeschaffenheit und Eigenschaften der Gewebe, die verschiedenen Gewebedruckverfahren und die Textilprüfung. Um einen Ueberblick über das Industriegebiet zu gewinnen und sein« landschaftlichen Reize kennen zu lernen, wurde «ine Fahrt durch das Erzgebirge unternommen. Der zweite Teil der Schulung sand anschließend in Reiä-enbach im Vogtland statt. tz. Chemnitz. Das neugeborene Kind getötet. Das Schwurgericht Chemnitz verurteilte die am 17. 9. 1918 geborene ledige Klara Gertrud Partrecke wegen Kindestötung zu einem Jahre neun Monaten Gefängnis. Die Angeklagte, die zuletzt in Frankenau bet Mittweida beschäftigt war, hatte ihr neugeborenes Kind gleich nach der Geburt erwürgt. — Drei Jahre Gefängnis für Betrüger und Wechsel fälscher Nach dreitägiger Verhandlung wurde der 41 Jahre alte Hellmuth Franz Deutscher aus Chemnitz wegen umfang reicher Darlehnfrhwindeleien und wegen Wechselsälschungen zu drei Jahren Gefängnis vom Landgericht Chemnitz verurteilt. h. Glauchau. Edeka-Bezirkstag. Zum Glau chauer Edeka-Bezirkstag konnte Bezirksobmann May (Mittel ¬ bach) 150 Mitglieder begrüßen, die als Vertreter von 29 Genos senschaften Sachsens erschienen waren. Vorträge hielten Di rektor Godau sBerlln) über „Erfahrungen und Erfolge 30jähriger Verbands irbcit" sowie Uber „Gefolgschaftsversicherungen bei den Edekagenossenschaften", und Nöller lLelpzig) über „Der Einzel händler und sein« Gefolgschaft". Bezirksstellenleiter Schwarz sChemnitz) erstattet« Bericht über die Entwicklung des Bezirkes, der mit 81 Genossenschaften s2471 Einzelhändler) und 12 Spa- rcrortsgruvpcn organisatorisch kein« Aenderung aufweist. Bei den Genossenschaften des Bezirkes haben sich die Umsätze gegen über dem Vorjahr um 8 Prozent erhöht. Als Tagungsort für den Bezirkstag 1938 wurde Grimma gewählt. tz. Ehrenfriedersdorf. Nicht abgeblendet: ein To desopfer! Als sich oer Strumpfwirker Max Lange aus Iahnsbach mit seinem Motorrad aus der Heimfahrt von der Arbeitsstätte befand, fuhr er, da ihn ein entgegenkommendes Klaftfahrzeug blendete, auf ein Pferdegeschirr auf. Lange konnte sich noch bis nach Hause schleppen, mußte dann aber ins Krankenhaus gebracht werden, wo er nunmehr verstarb. tz. Eibenstock. Im Bach gelandet. Aus der Fahrt nach Aue geriet ein Berliner Kraftwagen oberhalb des Bahn hofs in Wolfsgrün in den dort voriiberfließenden Betriebs graben. Das Fahrzeug verschwand so weit in den Fluten, daß es vollkommen überspült wurde und sich die beiden Insassen durch Schwimmen retten mutzten. tz. Annaberg. Tagung der Rechtsämter der NSDAP, und des NSR B. Vom 5. bis 7 November treten in Annaberg und Oberwiesenthal im Erzgebirge di« Politis<l)en Lei ter der Rechtsämter der NSDAP, und die Amtswalter des NS. Rechtswahrerbundes im Gau Sachsen zu einer Arbeitstagung zu sammen. Am Freitag, dem 5. November, 20 Uhr, findet ein Kameradschaftsabend im Frohnauer Hammer in Annaberg statt. Für Sonnabend, den 11. November, ist im Fremdenhof Museum im großen Saal von 9 bis 18 Uhr eine Arbeitstagung vorge sehen. Nach der Begrüßung durch den Gaurechlsamtsleiter und Gauführer de» NSRB., Dr. Kluge, wird Gaustellenlciter Acker mann über das Thema „Die Rechtsämter der NSDAP." spre chen. Weiter ist eine Reihe anderer Referate vorgcscl)en. Abends 20 Uhr wird in der Gaststätte „Schöne Aussicht" in Annaberg von der Kreisleitung Annaberg der NSDAP, ein Heimatabend veranstaltet. Die Arbeitstagung wird am Sonntag, dem 7. No vember um 10.30 Uhr in Oberwiesenthal im Turnerkreisheim mit drei wisscnsckmftlichen Vorträge» fortgesetzt. tz. Bad Elster. Unglücksfahrt im ansgeliehenen Kraftwagen. In einem ausgeliehencn Kraftwagen unter nahmen in der Nacht zum Mittwoch ein Kellner und ein Kell- nerlchrling eine Fahrt nach dem Radünubad Brambach. In der Kurve im Nauner Grund fuhr der Wagen aus der linken Stra ßenseite gegen einen Baum und stürzte i» den Graben. Die bei den Insassen wurden schwer verletzt. Der Wagen mußte abge schleppt werden. tz. Tauscha bei Penig. Unglück in der Sandgrube. In der Semperschen Sandgrube verunglückte der verheiratete Arbeiter Otto Dietze. Er wurde von hereinbrechenden Sand massen erfaßt und schwer verletzt. Selene Voigt-DlederichS Helen« Volgt-Diederichs liest im Rahmen der „Woche des Buches" am 2. November in Dresden aus eigenen Wirken. In unserer Zeit, wo In der Dichtung noch so viel unsiche- r«» Suchen, so viel Perkennen der eigenen schöpferischen Mög lichkeit herrscht, ist es etwas Schönes, wenn man einem Dichter bestätigen kann, daß er sich treu geblieben vom ersten Werk bi» zum spätesten. Helene Poigt-Diedcrichs ist ein« solche Dichterin. Wenn man dies« Frau kennt, dann weiß man, daß sie der Welt offen und helläugig gegenübersteht, und doch spürt man hinter sotcher Weltoffenheit ein Stück ihres Seins unberührt und fern, wie hinter der schützenden Borke und dem im Winde wehenden Gekalck der Eiche dunkel und schaffend der Saftstrom treibt. Wohl lebt sie In Jena in der Heimat ihrer Kinder, aber im Grund« blieb sie das Schleswig-Holsteiner Landkind, das die Wurzeln nie herausriß aus dem Mutterboden und das daher auch jedes Werk als eine Frucht dieser Erde hervorbringt. Nur der „Riig; um Roderich" bildet die Ausnahme. Es ist bei dieser Ausnahme geblieben. Es ist kein Wunder, daß bei solcher Art das dichterische Werk langsam wächst und zähe sich loslöst Der eine größer« Roman „Dreiviertel Stund vor Tag", das Mutterbuch „Aus Marienhoss". ein paar Erzählungsbände und dann noch die klei neren Roman« „Luise" und „Rcgine" und dis neueste Erzählung „Aber der Wald lebt" — wenn man das mit der üblichen Pro duktion der Gegenmartserzähler vergleicht, möchte es einen wenig dünken. Aber alles das ist aus dem eigenen Wesen ge wachsen, die Menschen dieser Bücher stehen darum lebendig wie Im Leben vor uns, di« Kornfelder flimmern im Mittaglicht, di« braune Heide flirrt unter der Sonne, die Wälder stehen schwei gend und groß oder stöhnen im quälenden Wind und die alten Häuser atmen mit in einem vollen Leben. Nicht zufällig ist Helen« Voigt-Diederichs' bekanntestes und vielleicht schönstes Buch ganz nur der Wirklichkeit nachge- fchrieben: das Lebensbild der Mutter „Aus Marienhoss". Das Gut Ihres Vaters, auf dem sie aufwuchs, wird Zug um Zlm so deullich, als habe man selber sein« Kindheit darauf verlebt, und wie lebt gar di« Mutter Mari« Voigt, dies Mädchen aus Ham burg, das da plötzlich mit der Heirat Herrin «Ines großen Hoses und danach Mutter von neun Kindern wird und allem gerecht zu werden vermag, dem Haushalt und dem Gesinde, dem Gatten und der Kindersckar und gar noch den mancherlei Freunden des Hcmse». Selten hat dankvare Kindesliebe dem Mutterkim, den niernKls müden Hunden und dem immer fröhlichen Herz einer deutschen Frau ein schöneres Denkmal gesetzt, als dies Buch ist. Und zugleich ist die eigentümliche Atmosphäre eines norddeut schen Herrenhoses in unvergeßlicher Weise zum Ausdruck ge kommen. Oder man nehme Ihre Erzählungsbänd«: das ist wirklich „Schleswig-Hoisteiner Blut", diese Bauern und Kätner, diese Tagelöhner und Knechte. Und gar di« scheuen stolzen Mädel>en, und die stillen, treuen Frauen. Wer den norddeutschen Men schen kennt In seiner schweren Beweglichkeit, mit seiner Ans- orucksarmut, die wahrlich keine Herzensarmut ist, der weih, wie schwer es ist, diese Art dichterisch zu gestalten. Ihr« Sprach« ist gebunden an die Wirklichkeit ihres äußeren Lebens, für das andere, was in dem Menschen lobt, Hai st« oft gar keinen Aus druck. Diese Sprache so zu formen, daß der ungespr«l)ene Her zenslaut vernehmbar wird, wieviel« unserer „Heimaterzähler" verstehen das? Bei dieser Erzählerin ist es zur selbstverständ lichen Kunst entwickelt. Und wie versteht sie erst dl« Frauen zu zeichnen! Manch mal wirken sie fast beängstigend schwerblütig und langsam, wie Karen Nebendahl in „Dreiviertel Stund vor Tag", die fast eine ganze Jugend lang dazu braucht, um ihr warmes Herz zu ent falten. Immer sind sie wie das ,Herz der Erde", gütig und ver zeihend im Letzten, des Mannes Heimat, mag er auch die ganze Welt irrend umkreisen. Mit wie wenig Strichen ist in der letzten Erzählung „Aber der Wald lebt" «ine Frau scheinbar nur an den Rand gezeichnet, ein« schon Gestorben«, an die sich der ver- einsamte Freiherr einmal erinnert, die Gräfin Klementine, wie steht st« dennoch leibhaft und unverwelklich vor uns! Und so lebt und blüht es überall verborgen in dem gesam ten erzählerischen Werk dieser Dichterin, atmet eine Landschaft und wirkt «in kleiner, ober k«in geringer Stamm unseres Volkes. Kurd Schulz. Liederabend. Eines der von der Konzertdirektion Ries veranstalteten Solistenkonzerle wurde von Kammersänger Ju lius Patzak (München) bestritten, der Im Dereinshaus einen Liederabend von Hohem künstlerischem Reiz gab, besten äußeres Kennzeichen Beifall, Blumenspenden und Zugaben bildeten. Patzak hatte eine sehr reichhaltige, stilistisch vielseifige Vortrags folge ausgestellt. Sie enthielt von Peter Cornelius eine Arie aus dem „Barbiet", verschiedene Lieder von Schubert, Hugo Wolf und Richard Strauß und Im zweiten Teile fünf Lieder von Hans Psitzner, sowie vpernarien von Rizet (aus „Djamileh") und Smetana (aus ,.Dalibor"). Sehr verdienstlich von dem be rühmten Münchner Tenor, daß er dem Publikum auch Proben aus zwei Opern bot. die bei uns so gut wie unbekqnnt sind und doch zu den Perlen der Opernliteratur gerechnet werben dürfen. Das gilt vor allem von Smetanas Oper „Dalibor", die der böhmische Meister im Jahre 1868, wenige Jahre vor seiner völligen Ertaubung, komponierte. Patzak gab dieser Ge- fangsnummer herrliche stimmliche und vortragliche Intensität. Dasselbe durfte von den schönen, in reifer, schimmernder Monu mentalität gehaltenen vier Pfitznerliedern gelten. Außerordente sich klangschön begleitete am Flügel wieder Carl Bergmann. Felix v. Lepel. Bolkswohlabend. Am Donnerstag stellten sich Grethe Volckmar und Horst-Boglslaw vonSmelding vom Staat liche» Schauspielhaus als Sprecher eines bunten Dichterabend» vor. Nur so befähigte Künstler vermögen ein in den Stim mungen so unterschiedliches und so umfangreiches Programm derart zu steigern und interessant zu gestalten wie die beiden beliebten Mitglieder unseres Schaufpielhauses es taten. Näm lich: neben Lyrik und Epik von Schiller, Goethe, von Hebbel, C. F. Meyer und den besten deutfchen Frauen-Dichterinnen, tauchten auch Körner, Gellert, Thamisto und Fleming auf, wur den unsere heimischen Dichter Findeisen, Zerkaulen und Vesper lebendig gestaltet und eine der nachdenklichsten Novellen des Jens Peter Jacobsen („Frau Fönß") sowie noch eine größer« Anzahl liebenswürdiqer heiterer Dichtungen unterbrachen ser- riösere Vorwürfe. Grethe Volckmar ist uns am Vortrags pult nicht ganz unbekannt, die Wärme, die ihrer Gestaltungs kunst innewohnt, ergreift immer sofort das Publikum. Ernst und Scherz liegt ihr gleich gut. Neu war uns dagegen von Smelding. der Goethe und die Klassiker mit innigem Ver ständnis spricht und Verse der Neueren klangvoll erfüllt. Beide Künstler wurden mit Beifall und Blumen überschüttet. Franz Zickler. Kurt Llerkch veranstaltet am 2. November. 20 Uhr, im Saale der Landesbibliothek, Kaiser-Wllhelm-Platz 11, den 88. Kultur-Abend. Zur Uraufführung gelangt da« Klavier-Quartett a-moll von Ernst Menerolbersleben. Am Flügel wirkt der Kom ponist selbst mit. Das Liersch-Ouartett spielt noch Mozart« C-Dur-Ouartett und von dem Rusten Borodin das zweit« Quartett in D-Dur. Helge Roswaeng« gibt am S. November, 20 Uhr, im Ge- werbehau» einen Lieder- und Arien-Abend. Er singt Arien ans Löhengrin, Aida und Turandot, und Lieder von Hugo Wolf, Richard Strauß und Peter Cornelius. Der vpernball. der in diesem Winter zum 11. Male abge balten wird, findet am 19. Februar 1938 in sämtlichen Räumen der Sächsischen Staatsoper Natt. Der Reinertrag stießt den Ruhegeld-, Wttwen- und Waifenkasse» der Sächsischen Staatstheater zu.
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