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Tilmann kiemenLokneicler Qa8t 6IN68 8uItSN8 Von Hans ttellritL Sonnenlicht spielt anders nm Figuren, wa' es geradezu cluf sie fällt, als wann es bunte Kirchensenster mildern und in Farben teilen. Die letzte Kraft ist endlich noch die Farbe. Ihr wisst, ich Han die Meinung, ein Schnitziverk oder Steinbild bedarf der Farben nit. Denn ist ein Bildnus steinern, dann ist Bemalung oder Fassung der Natur dawider, die uns den Stein einfarbig schenkt und ihn in seiner Art vollkommen schuf, dass die Be malung ihn nur schlechter machen kann, indem sie einen Werk stoff vortüuscht, der ein ander. Und alles, was den Schauenden täuscht oder täuschen will, das ist nit meh' als Kunst zu nennen. Aber auch ein Holzbild verlangt nit immer nach der Fassung. Kommt's in den buntverglasten Kirchenraum, so wirkt es un gefasst am besten! denn dann verleiht das Licht ihm gleicherzeit Favbe. Doch steht es anderswo, so mag es wohl auch Färb' empfahen. Die mutz in ihrer Wirkung wohl bedacht sein, datz sie sich würdig einfügt in den Rahmen der drei Kräfte, die di« künstlerische Form umbfassen. Und jtzt sag' ich euch eines noch. Ein Werk mutz Form und Inhalt. Inhalt und Form, answeisen. Nur dann, wann Inhalt und Form zu voller Einheit sich verschmelzen und miteinander wirken, ist die Kunst wahrhaftig gross. Und darin mützt ihr beide selbst an euch noch wciterschaf« fen. Du, Peter, hast wohl die Form schon ganz erfasst und sie gelernt zu meistern, auch Inhalt gibst du schon, doch nit soviel, datz es ein' wundervollen Einklang gibt. Du aber, Linhart, weitzt schon tiefen Inhalt aus deiner Seel' zu schöpfen, doch mangelt es noch an der Form Bollendung. In dieser Richtung mützt ihr beide noch an euch selbst arbeiten. Was euch ein Mei ster geben könnt, habt ihr van mir empsahn; was euch noch fehlt, das kann ein jeder nur sich selber geben, und dazu wiinsäx ich euch alle Kraft!".... (Aus Meister, Bürger und Rebell. Das Lebensbild Til mann Riemenschneidcrs von L. G. Bachmann, Bering Ford. Schöningh, Paderborn.) freie Schassen birgt, und so ich euch säst gern gehabt, so gcht's mir nah, euch scheiden sehen. Aber da wir jtzt letztenmals allein zusammen feind, will euch noch als Meister allerwegs ein' klein' Vermahnung aus den Weg mitgeben. Zween Dinge seinds vor allem, die einem Gebild' des Kunstiverks Wesenheit verleihen und es hoch über das erheben, was nur Handwerk ist. Die mögt ihr nit vergessen. Der In halt ist es, den ihr einem Bildnis gebt, und seine künstlerische Form. Was ihr an Ausdruckskraft in euer Werk gelegt, aus euerm tiefsten Seelengrund, was dort geschlummert und ver borgen war, dann sich heraufdrängt und mit mächtiger Bewe gung sich erschlichen will: das ist der Inhalt eures Werks, der aus der Seele strömt und wieder nur zur Seele spricht. Was ihr hingegen mit sorgfältigem Bedacht und scharfem Blick für alles Schöne an der Gestalt verändert, so euch die Na tur darbeut, ivas ihr euch ausgewählt und vorbereitet für die künstlerisch wirksame Erscheinung eures Bildes; das ist die künstlerisäx! Form. Die künstlerisch« Form ist die Zusammenfassung von drei Kräften. Erstlich der Masse eures Bildwerks samt dem Be ziehen zu dem Raum, der es umgibt oder in dem es wirkt. Er innert ihr euch noch, wie die Figur des Adam hier in der Werk statt stund und nicht ein Teil von den» an Wirkung aus den Beschauer hatte denn später, als sie vor die Kirchcntür kam. Die Masse dieses Steines war eben schon von Anfang an nit für den Werkstottraum bestimmt. Der Raum, in dem sie wirken fallt, war frei und qrotz gedacht. Ein anderes ist das Licht. Bergetzt mir nie daran, wohin man euer Bildiverk stellen wöllt! Ein dunkler Kircl>enraum gibt andere Licht- und Schattenwirkung denn ein Heller. Das Meister Till weilte zum letztenmal mit seinen beiden Lieb lingsschülern Peter und Linhart zusammen. Ein jeglicher von ihnen hatte bereits sein Meisterstück voll endet, und nun wollten sie aus seiner Werkstatt gehen, ins freie Schaffen. An ihrer Stelle arbeiteten drüben in der ande ren Werkstätte schon zwei neue Gesellen. Linhart und Peter sahen an des Meisters Seite am grossen Tisch beim Fenster, wo sie gar oft eine neue Bisir von ihm be trachtet, ja in letzter Zeit schon selbst den Rötelstist oftmals über «in Blatt geführt, um sich ein Bildnis dessen, was dann in Holz erstehen sollte, festzuhalten. Eben berichtet« Peter Breuer, er habe noch kein festes Fiel. Er wolle blotz ins Schwäbische, um dort vielleicht für sich ein Ort zu finden. Der Meister hörte ernst der Rede zu. Man merkte, es kam ihm hart an, seine beiden besten Schüler von sich zu lassen, und trotzdem meinte er voll Zuversicht zu Peter: „Umb dich ist nur nit bang. Du hast zu Nürnberg und bei mir gelernt, das, was in dir frei nach Gestaltung drängt, in gute Form zu fassen. Wem solch ein Unserfrauenbild gelingt, wie dir das für die Neumünsterkirche, der braucht hinfüro kei nen Meister meh'." Und dann das vollendete Bildwerk, das, nun bereits vom Maler gefatzt, in den altl)«rgebrachten Farben strahlt« — fleisch farben das Gesicht, Hände und Iesukind, im roten Kleid, dem blauen Mantel und weihen Schleier unter der goldenen Bekrö nung — noch einmal sorgfältig betrachtend, fuhr er fort: „Du hast erkannt, was eine Forderung ist, die unser Kunst selb ihrem Bildner stellt und dich von ihr vor allem leiten lohn. Ich meine die Geschlossenl;eit des Bildwerks. Nur der, zu dem des rohen Blockes Masse spricht, die nach Befreiung drängt und Formung, vermctg dem Bildnis, das er schafft, Geschlossenheit zu geben. Und deinem Unsersrauenbilde, Peter, wohnt st« inne." „Achtet wohl darauf", wandte er sich dann an beide Gesel len. „datz jodwcges Bild, das di« Geschlossenheit seiner Gestalt besitzt, umb sich gleichsam einen magischen Bannkreis schasst, der jeden, der das Werk beachtet, zwingt, cs von einem bestimm ten Umkreis an zu schauen." Und nun stand er auf und prüfte so das Unserfrauenbild seines Gesellen mit seinem Blick, bald vor, bald rückwärts schreitend. Etwa sieben Schritte von der Stalue entfernt, fatzte er Stand und forderte dis Jünglinge durch ein Zeichen auf, ihm näherzutreten. „Seht!" sagte er, „hier ist der Bannkreis dieses Bildes. Ihr möget vorwärts gähn oder auch zurück, nie wird es seine Wirkung derart auf den Schauenden verströmen, als eben auf dem Platz, auf dem wir jtztund stahn. Ein ander Bild hat frei lich einen andern Umkreis. Das ist bedingt durch des Werk stoffes Masse." „Ein anderes haft du gleicherwcis' schon inne", fuhr er dann wieder, zu Breuer allein gewendet, fort. „Und das ist die Gestaltung der Beivegung. Das sehe ich am spielenden Gegreife d«uies Jesuskindes. Wann du darauf auch weiter achtest und diese Forderungen unserer Kunst erfüllst, erfüllen mutzt; denn dozu, seh' ich, treibt dich dein inneres Wesen, hast du dich von blotzer Handmerksarbeit iveit geschieden. Umb dich zehrt mich darob nit Sorge. Ein Mann gleich dir wird seinen Weg schon finden." „Und nun zu dir, Linhart!" neigte er sich diesem zu. „Welch Ziel und Weg hast du dir fürgenommen?" „Ich. Meister, geh nach Rothenburg", erklärt« der junge Mann. „Han dort ein' alte Muhme, die Witwe Fcuerlein in der Klingengasse. Die sandt' mir jüngst Mundbotschast, ich möchte zu ihr kommen. Es fehlt' zu Rothenburg derzeit an einem tüch tigen Meister, und so ich bald zu ihr ins Haus kam', würd' ich die Meisterschaft dorlselbst unschwer erreiel-en können. . Hält' annoch die Verhoffnung, meine Muhme zu beerben." „Das ist recht!" rief Tilmann Riemenschneider warm. „Ich kann nit sagen, wie mich das vor dich erfreut' Han schier ein Aengsten fühlt, was mit dir werden mag. Bist eben nit aus gar so hartem Holz wie Peter Breuer." Und er drückte gliickwiinsclxmd des Jünglings Hand. „Liebe Gesellen", fuhr er dann, ernster geworden, fort, „Ihr geht nun fort von mir, hinaus ins Leben, das für euch das In einer zauberhaften Bucht, an der fast schwarzen Fels wand des Djebel el Kara, liegt Makalla, eine Stadt, leuch tend weiß, von wunderbarer Schönheit, mit unzähligen Bauten und hochaussteigenden Türmen, die Pforte des Landes Hadra- maut. Makalla hat heute seinen großen Tag: der Sultan ist von einer langen Reise zurllckgekehrt, und wir sind seine Gäste. Noch haben wir das Schiff nicht verlassen; in vollem Flaggenschmuck liegt es, von tropischer Sonne beleuchtet, auf der Reede von Makalla. Fürchterlich wilde Gestalten kommen mit ihren Huris, den schmalen Kanus, herangefahren, klettern wie die Affen an Bord und begrüßen mit lautem Geschrei ihren Sultan, der in goldbesticktem Gewände seine Minister und Söhne auf der Kommandobrücke empfängt. Wir steigen alle auf ein mit prächtigen Teppichen ausgelegtes Motorboot und fahren an Land. Auf «inem breiten Landungsplatz am Hafen hat sich eine riesige Menschenmenge versammelt: halbnackte Beduinen und Bergvölker mit langem, krausem Haar und säst schwarzer Haut farbe— jeder, vom Greis bis zum sechsjährigen Jungen, trägt seinen gebogenen und reich verzierten Dolch im Gürtel —, Soldaten halten diese wilde Horde zurück, die dichtgedrängt die Kaimauern umsäumt. Wir sind von dem Anblick dieses über wältigenden Schauspiels, sich plötzlich so viel ungezähmten Menschen gegenübcrgestellt zu sehen, so gebannt, daß wir kaum einen Schritt vorwärts zu machen wagen. Doch jetzt beginnen die Feierlichkeiten beim Empfang des Sultans. Eine Musikkapelle spielt eine sehr laute, ausreizende Musik, meist türkische Militärmärsche, die Musikanten in indigo blauer und roter Uniform mit rotem Turban. Der Sultan nimmt die Parade seiner Soldaten ab, unter denen sich auch Neger befinden. Das sind seine Truppen, von denen er etwa fünfhundert Mann besitzt, zum Teil bestehen sie aus Sklaven. Die Haltung von Sklaven, männlichen und weiblichen, ist auch heute noch in den Küstengebieten Südarabiens üblich. Der Preis eines Sklaven schwankt zwischen 5ü und 900 Mark. Somalineger und Abessinier kosten 50V Mark, am geschätztesten sind die Nubier, für sie muß man etwa 900 Mark bezahlen. Der Sklave wird im allgemeinen recht gut behandelt, bekommt Essen und Kleidung und hat für seinen Herrn Arbeit zu leisten. Manche haben es zu besonderen Ehrenstellungen gebracht, sie werden Vertraute ihres Herrn, Minister eines Sultans, denen sich sogar freie Menschen fügen müssen. Die Feierlichkeiten in Makalla gehen weiter. Während des feierlichen Einzuges in die Stadt lassen die Frauen oben auf den Dächern der Häuser einen seltsamen Gesang ertönen, der wie ein lautes, schrilles Trillern klingt, wie man es bei Hoch zeiten und sonstigen Feiern in ganz Arabien hört, und das ganz« Bolk jubelt seinem Sultan Omar bin Awadh al Qaiti zu, der sich nun an der Spitze eines prunkvollen Festzuges durch die engen Straßen der Stadt zu seinem Palast begibt. Das Schloß des Sultans ist in indischem Stil gebaut — er selbst hat die Pläne entworfen — und liegt direkt am Meer. Im Audienzsaal, der mit kostbaren Teppichen ausgelegt ist, be finden sich zwar mehrere europäische Sessel, doch gegessen wird nach alter Sitte auf dem Boden. Auf Strohmatten finden mir Berge von Reis, Fleisch, Muskatnüssen, Huhn, Fisch und Brot fladen. Der Sultan sitzt, bevor die Gäste das Speisezimmer betreten, in der Mitte der „Tafel" am Boden, er fordert uns aus, neben ihm den Ehrenplatz einzunehmen. Das Fleisch zer reißt er eigenhändig und wirst jedem ein Stück aus seinen Teller, mit allem anderen muß man sich selbst versorgen. Messer und Gabel gibt es nicht, man ißt mit der rechten Hand. Mit der Zeit lernen auch wir die Knisse, wie man sich aus dem -i entsetzlich heißen — Reis und allerlei Zutaten kunstvolle Kuaeln Lckon 8ind die Mckte im tierb8t. -. Plauderei am Mockenende Von iUgrsKu. Zaubervoll sind die Nächte im Herbst, und ich möchte so gern davon erzählen: Von der unvergleici)- lichen Klarheit des Himmels, an dem die Milchstraße reiner und deutlicher hervortritt als jemals sonst. Von dem geheimnisvollen Gesang des Herbstwindes in den schon halb kahlen Resten, dessen anschmiegsame Begleit musik das Rauschen der aufgewirbelten und wieder niedersinkenden welken Blätter ist. Vom beklemmenden Duft des herbstlichen Waldes, der dem nächtlichen Wan derer seine ganze gespenstische Schönheit entfaltet, vom zärtlichen Mein der Verwesung, der dem abgestorbenen Laub entströmt und sich mit dem Anhauch des ersten Frostes mischt. Wundervoll ist es, bei Nacht durch die herbstliche Landschaft zu wandern und sich betören zu lassen von den sturmzerzausten Schattenrissen der Bäume, von dem fernen Gruß der Sterne und dem Ueberschivang eines unsagbar wohlgenährten Vollmondes. Aber leider, meine Freunde, — le der bin ich gottsjämmerlich erkältet. Wer aber erkältet ist, muß nächtliche Spaziergänge im Freien vermeiden. . . . zumal wenn man Grippe hat Womit keineswegs gesagt sein soll, daß der Erkäl tete ohne nächtliche Szxiziergänge auskommt. Im Gegen teil. Aber gestatten Sie, verehrter Leser daß ich niese, ehe ich weiterschreibe... Ja, und noch einmal! . . . Sie entschuldigen, aber das war nicht länger aufzuschieben. Wenn die Nacht beginnt, das merkt der Ver schnupfte besser als andere Leute. Wenn Sie Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre" gelesen Koben, verehrter Freund, dann kennen Sie das leichtfertige Liedchen der Philine, das mit den Versen ausklingt: „Jeder Tag hat seine Plage Und die Nacht hat ihre Lust." Wenn Sie im wonnereichen Verlaufe des Herbstes eine richtige Grippe verpaßt bekommen haben, dann erkennen Sie erst, welch tiefe Lebensweisheit in diesen Versen steckt. Die Lust der Nacht beginnt dann mit Fieber. So bald es Ihnen so warm den Rücken heraufkommt, sobald ihre Backen zu glühen beginnen, daß ihre sämtlichen Bekannten, denen Sie trotz aller Umgehungsversuche doch nock über den Weg rennen, bewundernd ausrufen: „Nein, sehen Sie heute gut aus!" — na ja, dann brauchen Sie nicht mehr an den Puls zu fühlen. Dann ist es soweit. Dann müssen Sie schleunigst machen, daß Sie nach Hause kommen. „Aber es ist ja gar nicht geheizt!" sagen Sie daheim vorwurfsvoll zur Dome d"s Hauses. Die erwidert nicht minder vorwurfsvoll: „Bitte, der Ofen glüht!" Der Augenschein überzeugt von der Richtigkeit dieser Aus sage. Und nun läßt es sich nicht mehr bestreiten, daß es allerhöchste Eisenbahn ist, sich ins Bett zu packen . . . Der Januskopf des Bettes Das Bett — warum eigentlich haben die Dichter der diversen Zeiten und Völker so selten das Bett verherr licht? Die Stätte des Schlafs, der uns alle Unbill des Lebens vergessen macht, wäre wahrlich des höchsten Ruhmes würdig. Denn obne ein gutes Bett ist ja auch an einen outen Schlaf nickt zu denken. Aber vielleicht liegt der Mangel gebührender .Hym.nen auf das Bett an dem Hindernis, das unser großer Londsmann Gotthold Ephraim Lessing anführte, als er ein „Lob der Faulheit" dichten wollte: „Faulheit, heute will ich dir Auch einmal ein Loblied bringen. O wie sauer wird es mir, Dich gebührend zu besingen!" Man braucht abends nur mit Rührung an das gute Bett zu denken — und schon hat man cs abgedcckt, legt sich hineui und ist für die ganze Welt nicht mehr zu svrechen. Ehe man überhaupt daran gedacht hat, einen Vers zu machen, ist man schon eingeschlasen . . . So, ja so geht es auch mir sonst an jedem Abend in den erfreulichen Tagen der Gesundheit. In den Zeiten der Grippe aber, da unser Ich sich in einen unaufsind- baren Winkel unseres Körpers geflüchtet hat und der Rest aus Husten, Niesen und Spucken besteht o Du selige Nachtruhe! — da fürchtet man sich vor dem Bett. Ich bin müde, aber der Schnupfen ist ganz munter: Während ich zu schlafen versuche, arbeitet er ruhig weiter. . . Dem Kranken mag es dann scheinen, als ob das Bett einen Januskopf trage: Dem Gesunden verheißt es Erquickung und Schlaf, dem Leidenden aber Schmer zen und Schlaflosigkeit . . . Die niederträchtige Schwerkraft „Eine schlaflose Nacht" — das ist genau genommen wohl fast immer eine Uebertreibung. Selbst der Schwer kranke hat Pausen der Erschöpfung, in denen das Be wußtsein völlig ausgeschaltet wird. Und bei so einer Erkältung würde ich so vortrefflich schlafen wie sonst auch, wenn nicht . . . Wenn nicht die Schwerkraft der Erde wäre. Diese rohe und sinnlose Naturkraft, über deren Wüten man sich auch sonst genug ärgert — z. B. wenn man auf einer Bananenschale ausrutscht und säh zur sitzenden Lebens weise übergeht — wirkt beim Schnupfen wahrhaft sata nisch. Bei Tage nämlich zieht es dem aufrecht Gehenden das Nrodukt der entzündeten Schleimhäute nach unten aus der Nase — ein verschwenderischer Verbrauch von Taschentüchern ist die Folge. Bei Nacht aber fließt die unverminderte Produktion abermals nach unten, aber diesmal in den Hals. Da der Mensch viel aushält, geht das eine Weile gut — bis die Attnungsorgane verstaust werden. Dann wacht der eben noch Schlummernde unter einem Erstickungsanfall mit heftigem Husten auf . . . Je nach Geschmack und Temperament kann sich das alle Stunden, alle zwei Stunden oder gar alle halben Stunden wiederholen. Eine schlaflose Nacht ist das gewiß