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Sächsische Volkszeitung : 22.10.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193710226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371022
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-10
- Tag 1937-10-22
-
Monat
1937-10
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.10.1937
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Freitag. «. Oktober 1987 Sächsisch« Volkszeitung. Nummer 2«, Sette H «etch-tagmig „Sie deutsche Werbung" lFortsetzung von Seite 1.) Die letzten Erfolge der Nirtschastswerbnng werden wir aber nur dann erreichen, wenn wir es verstehen, alle Werbe möglichkeiten und Werbemittel ln einen harmonischen Einklang zu bringen und individuell für den speziellen Zweck einsetzen. Die gesamte Wlrtschaftswerbung wird nur dann di« ihr Immer neu erwachsende Ausgabe, durch Werbung zur volkswirt schaftlichen Leistung zu gelangen, mit der nötigen Vollkommen heit erfüllen können, wenn alle Gliederungen und Organ« des deutschen Werbewesens ln einmütiger Zusammenarbeit mit ihrem Werk aus ihrem Sondergebiet der deutschen Volksgemein schaft so zu dienen vermögen, wie die» der Führer von sedem Volksgenoffen verlangt, nämlich in restloser Hingabe sür da» Gesamtintereffe der Nation. Staatssekretär Backe vom Reichsernährungsministerium hielt einen eingehenden Vortrag über „Landwirtschaft- llche Werbung". Er führte dabei u. a. aus: Die Werbung in der Ernährungswirtschaft ist heute ausschließlich bestimmend durch die Forderungen der Ernährungspolitik. Die Werbung für die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung wurde unter dem Sammelnamen „Erzeugungsschlacht" durchgeführt. Im ersten Jahre wurde im deutschen Landvolk die Idee der Erzeugungsschlacht propagiert und der Wille zur Leistungsstei gerung ausgelöst. Zn den folgenden Jahren bekam die Pro paganda die Aufgabe, ganz bestimmte Produktionszweige zu fördern. Auch in Zukunft wird diese Idee herauszustellen und an den Idealismus des Landvolkes zu appellieren sein. Der wachsende Mangel an Arbeitskräften auf dem Lande macht es sogar erforderlich, gerade diese Seite in Zukunft besonders zu betonen. Die Werbung muß mithellen, ein ideelles Bollwerk gegen die Landflucht zu errichten. Als zweites Gebiet der Werbung Ist für die Erzeugungsschlacht besonders wichtig: das landwirt schaftliche Ausstellungswesen als Mittel zur Förderung der Tech nik in der Landwirtschaft. Neben der Werbung für die Er zeugungsschlacht und neben den Gemeinschaft »Werbungen können wir die Einzelwerbuna der Finnen, insbesondere der Produk tionsmittel liefernden Firmen keineswegs entbehren, da sie bei der Erzeiuumgsschlacht wertvolle Dienste leistet. Als letztes wich tiges Gebiet stellt die Ernährunospolitik der Werbung bedeut same Allfgaben hinsichtlich der Verbrnuchslenkung. Die Wer bung ist beute aus der Ernährungswirtschaft nicht mehr wegzu denken. Sie muß sich nach den volkswirtschaftlichen Aufgaben richten. Präsident Lange vom Amt für Roh- und Werkstoffe des Beauftragten für den Dierfahresplan ging auf di« Wirtschaft lichkeit der Unternehmen des Vierjahresplanes ein und betont«, daß nicht der Preis des betreffenden Endproduktes, sondern di« Tatsache, daß die deutsche Volkswirtschaft die zu erzeugenden Gitter dringend benötigt, ausschlaggebend ist. Aufgabe der Werbcfachleute sei cs. die vielfach vertretene irrige Auffassung, daß es sich bei den neuen Roh- und Werkstoffen um Ersatzstoff« handele, zu zerstören. Die deutsche Wirlschaftswerbung müsse Mittler und Helfer zur weiteren Leistungssteigerung sein und da mit zur Erhöhung der Lebenshaltung der Gesamtheit beitragen. Ministerialrat im Reichs- und Preußiscl-en Wirffchastsmlnl- sterium Gottschick sprach über „Freunde und Feinde der Werbung". Er bat in diesem Zusammenhänge um mehr Ver ständnis sür die Außenwerbung. Botschafter von Ribbentrop besucht Rom Berlin, 22. Oktober. Botschafter von Ribbentrop hat sich am Freitag in Begleitung seiner Frau und Tochter nach Rom begeben. Ver WelhnachiS' und Reujahrsuklaub -er Wehrmacht Berlin, 22. Oktober. Der Reichskriegsminister hat den Wehrmachtsurlauberverkehr sür Weihnachten 1937 und Neujahr 1938 geregelt. Mit Bezugnahme auf die sür die Abwicklung im vorigen Jahre gegebenen Anweisungen wird festgestellt, daß Urlaubsreisen an den folgenden Tagen des stärksten allgemei nen Verkehrs nicht ausgcsührt werden dürfen: Am 23. bis mit 2«. 12. 1937 und 31. 12. 1937 bis mit 2. 1. 1938. Die Benutzung von D- und Eilzügen ist ain 21. und 22. 12. 1937, ain 27. bis mit 3V. 12. 1937 und 3. und 4 1 1938 nur gestattet bei einer Gesamtreiseentfernung von über 300 Kilometer und wenn keine Zuweisung auf Militärurlauberzüge erfolgt ist. Die Beurlau bungen sollen sich mit der Masse aus zwei möglichst gleich starke Raten verteilen mit dem 28. 12. 1937 als Wechseltag. Shegenehmlgung auch für kurzfristig Dienende Berlin, 22. Oktober. Um Zweifel in dieser Frage auszu schließen, gibt das Reichskriegsministerium bekannt, daß kurz fristig dienende Wchrmachtsangehörige Soldaten sind, die ge mäß 8 27 des Wehrgesehes zu ihrer Heirat während der Uebung die Genehmigung des zuständigen Vorgesetzten bedürfen. Die Genehmigung kann erteilt werden, wenn die entsprechenden Bedingungen der Heiratsordnung ersüllt sind. Ueber die erteilte Genehmigung hat der Truppenteil einen Heiratserlaubnisschein zur Vorlage bei dem Standesbeamten auszustellen. Japan geht nicht nach Brüssel SS wünscht Beilegung des chinesisch-japanischen Konflikts nur durch die beiden beteiligten Länder Tokio, 22. Oktober. (Ostasiendienst des DNB.) Der Spre cher des Außenamtes erklärte, daß die Stellungnahme Japans zur Einladung nach Brüssel in der kommenden Woche zu er warten sei. Die Einladung kläre die Beziehungen der kom menden Konferenz zum Völkerbund nicht, wie auch das Thema der Konferenz nur allgemein umriffen sei. Die Einladung sei so spät gekommen, daß eine Beteiligung einer fapa- Nischen Delegation unmöglich sei. Die politischen Kreise wie die Presse lehnen weiterhin eine Teilnahme ab und heben hervor, daß die Teilnahme deshalb unmöglich sei, weil der japanische Konflikt nicht durch internationale Konferen zen, sondern nur zwischen beiden Landern selbst beigelegt wer den könne. Die japanische Regierung werde zugleich mit ihrer Antwort an Belgien eine längere Begründung veröffentlichen, in der zum Neunmächtevertrag und zum gegenwärtigen Kon flikt grundsätzlich Stellung genommen werde. «Die Araber kämpfen bis zum Wen Blutstropfen" Anerkennung der arabischen Majorität bei Verhandlungen gefordert London, 22. Oktober. Der Beiruter Vertreter der „News Ehroniele", der vergeblich versuchte, mit dem Großmufti von Jerusalem in Beirut eine Unterredung zu haben, hatte eine Aussprache mit seinem Sprecher, Roke, der ihm u. a. sagte, die Araber Palästinas würden bis zum letzten Blutstropfen gegen eine Teilung des Landes Kämpfen. Der Großmufti sei nicht für Terror. Roke stellte die Frage, warum England grau same Vergeltungsaktionen Vorbeugungsmaßnahmen vorzöge. Es wäre viel bester gewesen, wenn man den Flugplatz von Volksschulen melden AachwuchS für dle national' politischen Anstalten Berlin, 22. Oktober. Der Reichserzlehiingsminister führt in einem Erlaß an die Nachgeordneten Stellen aus, daß er großen Wert darauf lege, daß den nationalpolitischen Er ziehungsanstalten deutsche Jungen zugeführt werden, die nach ihrer Haltung und Fähigkeit den besonderen Anforderungen dieser Anstalten entsprechen. Der Minister ordnet daher an, daß die Volksschulen diejenigen Jungen des 3. und 4. Schul jahres, die für eine nationalpolitische Erziehungsanstalt geeig net erscheinen, zum 1. November jeden Jahres dem Kreisschul rat zu melden haben. Der Kroisschulrat reicht die Vorschläge der nächstgelegenen Anstalt auf dem Dienstwege weiter. Den Leitern der Anstalten oder ihren Beauftragten ist zu ermög lichen, die genannten Dolksschulklassen im Unterricht zu be suchen und auch an den höheren Schulen den Aufnahmeprüfun gen für die Sexta informatorisch beizuwohnen. Das VeamtenverhSliniS der Lebrer Berlin, 22. Oktober. In einem grundsätzlichen Erlaß hat der Reichserziehungsministcr die Anwendung des Deutschen Beamtengesetzes aus die V o l k s sch u l l e h r e r geklärt. End gültig angestellte Lehrer sind nach dem Deutschen Beamten gesetz Beamte auf Lebenszeit. Auftrags- oder vertretungsweise beschäftigte Lehrer, die in planmäßigen Schulstellen tätig sind, und einstweilen angestellte Lehrer gelten als Beamte auf Widerrus. Der Begriff der einstweiligen Anstellung, der bei anderen Beamtengruppen nicht bekannt ist, wird sür die Lehrer auch in Zukunft beibehalten. Sie sollen einstweilig an gestellt werden, wenn die Voraussetzungen für eine end gültige Anstellung sVorhandenscin einer freien planmäßigen Stelle) trotz Bewährung in und außer Dienst noch nicht vor liegt. Bis zur endgültigen Anstellung bleiben einstweilig an gestellte Lehrer Beamte aus Widerruf, die einstweilige Anstel lung soll aus bevölkerungspolitischen Gründen möglichst früh zeitig geschehen. Das Zmvressum bei DruüM'sten Berlin, 22. Oktober. Einer Entscheidung des Oberlandes- gcrichts München vom 26. Juli, die in der „Juristischen Wo chenschrift" veröffentlicht wird, ist zu entnehmen, daß die An gabe des Pfarramtes statt des bürgerlichen Namens des Druckers und Verfassers im Impressum einer Druckschrift den Vorschriften des Reichspressegesetzes widerspricht. Eine Ausnahme sei nur möglich, so heißt es unter anderem in der Entscheidung, wenn es sich um eine amtliche Mitteilung des betreffenden Pfarramtes handle. In der Begründung wird vor allem auf den klaren Wortlaut des Gesetzes und auf die Mög lichkeit einer Verwechslungsgefahr, — die zwar für den kon- greten Fall verneint wird —, hingewiesen. Lydda mit Wachtposten versehen hätte, statt hinterher die Häu ser unschuldiger Araber in Schutt und Asche zu legen. Das hohe arabische Komitee sei bereit, sich mit den Engländern und Juden an den Verhandlungstisch zu sehen, vorausgesetzt, daß man die arabische Majorität anerkenne. Abschließend stellte Roke irgendwelche Unterstützung der Palästina-Araber durch fremde Staaten in Abrede mit Ausnahme geldlicher Hilfe de» Arabertumes ln den Nachbarstaaten. Ser Prozeß des Aegus vertagt London, 22. Oktober. Der Gerichtsprozeß, den Hail« Se« lasst« gegen di« Telegvaphensirma „Tadle and Wireleß Ltd." angestrengt hat, ist von internationaler Bedeutung. Der Negus hat die Gesellschaft, wie bereits kurz gemeldet, wegen Nichtzah lung einer Summe von 10000 Pfund verklagt, die ihm, wie er meint, unter einem Vertrag für di« Einrichtung eines funken telegraphischen Dienstes zwischen Mresstnien und England gezahlt werden sollt«. Der Anwalt der Firma aber siibrte vor dem Ge richt aus, daß, wenn Halle Gefasste in der Eigenschaft einer Souveräns die Forderung erhebe, die Tatsache der Anerkennung der Italienischen als der De-facto-Regierunq ln Abessinien sein Klagerecht suspendiert, wenn auch noch nicht »«löscht habe. Er berief sich ctuf «ine Bekundung des Foreian Office, in der er klärt wird, es bestünden „nahezu überzeugende Beweise", daß die italienische Regierung die De-facto-Regierung über Abessi nien sei. Der Rechtsvertreter des Negus machte demgeoeniiber geltend, es sei noch nicht bekundet worden, daß sich oouz Äthio pien unter der unbestrittenen Herrschaft der italien'schen Regie rung befinde. Er regte deshalb an, das Foreian Office um eine ergänzende Bekundung zu ersuchen. Der Richter willigte ein. Der Klagejall wurde daher fristlos vertagt. Eine Rede Schwerln-Krosiaks über Aufgaben und Ziele der nationalsozialistischen Wirt schaftspolitik München, 22. Oktober. Auf dem 1. deutschen Beamten tag sprach am Freitag vormittag Rcichsministcr der Finanzen, Graf Schwerin von Krosigk, zu den Politischen Let tern des Hauptamtes für Beamte. Der Minister stellte der Zerfahrenheit und Ziellosigkeit der Vergangenheit die einheit lich geschloffene, alle Kräfte zusammenfassende und auf ein großes Ziej hinlenkende Politik der Gegenwart gegenüber. Diese Politik sei nicht doktrinär, sic habe sich nicht an ein System oder an eine Lehre gebunden, sondern benutze in prak tischem Handeln die gegebenen wirtschaftlichen Möglichkeiten, nur unter dem einen fundamentalen Grundsatz: das Intereste des einzelnen hat gegenüber dem der Allgemeinheit zurück zutreten. Dieser bestimmte Grundsatz habe zu einem Uebcrgang von einer ungeregelten Wirtschaft zu einer Wirtschaftsordnung ge- sührt, wie sie sich in der Lenkung des Kapitalmarktes, der Zins- und Kreditpolitik, der Marktordnung, der Preisrcgclung und einer gewissen Derbrauchslenkung zeige. Es handele sich nicht darum, den Unternehmcrgeist abzu töten oder einzuschränken — die im Dritten Reich begünstigte Nückwandlung von der Form der anonymen Gesellschaft zu der des verantwortlichen Einzelkausmanns beweise das Gegenteil — sondern nur darum, der freien Initiative des einzelnen Volksgenossen ein Arbeitsfeld zuzuweisen, das er in lieber« einstimmig mit den Zielen der Volksgemeinschaft zu seinem Besten und zum Besten des gesamten Volkes bestellen könne. Xlsinv Lkronik Die Sudelendeutschen Südamerikas stehen hinter Henlein Prag, 22. Oktober. Die Sudetcndeutsche Landsmannschaft sandte aus Buenos Aires ein Telegramm folgenden Inhalts an Henlein: „Die Sudetendcutsckc Landsmannschaft steht in diesen Tagen geschloffen hinter Iknen. Wünscht Ihnen und Ihrem mutigen Beginnen vollen Erfolg." Ein Kongreß der arabischen Jugend In Bagdad geplant Jerusalem, 22. Oktober. Nach Zeitungsmeldungen aus Damaskus soll Anfang Dezember in Bagdad ein Kongreß der arabischen Jugend stattfinden, der gleichzeitig mit der Grün dung einer panarabischen Partei verbunden wird. Gespannte Lage im Libanon Jerusalem, 22. Oktober. Im Zusammenhang mit den be vorstehenden Parlamentswahlen im Libanon sand im Büro eines Wahlkandidaten der Regierungspartei in Beirut eine bsutige Auseinandersetzung statt. Einer der Beteiligten mußte mit lebensgefährlichen Verletzungen durch einen Revolverschuß in ein Krankenhaus übergeführt werden. Ser Mordprozeß Pecha- DI« Verhandlung am Freitag Dresden, 22. Oktober. Am Freitag wurde im Mordprozeß Pechatz svgl. auch den Bericht auf Seite 4!) als erster Zeuge der Leiter der Dresdner Mordkommission, Kriminalkommissar Grützner, vernommen, der zunächst einen zusammcnfasten- den Bericht Uber die Ermittlungen gab. Am 14. Juli sei in Dresden dle Nachricht vom Tode des Geschirrführers Pechatz «lngetroffen. Die Pirnaer Polizei teilte mit, daß der Arzt, Dr. Matthes, Bedenken habe, einen Totenschein mit der Todes ursache „Herzschlag" auszustellen, zumal dem Arzt Gerüchte Uber eine Vergiftung zu Ohren gekommen seien. Die Mord kommission begab sich sofort nach Pirna und vernahm dort zunächst nicht die Angeklagte, sondern mehrere andere Per sonen, von denen keine daran glaubte, daß Pechatz eines natür lichen Todes gestorben sei. Schon am ersten Tage der Ermitt lungen verdichtete sich der Verdacht gegen die Angeklagte. Nachdem die Leiche beschlagnahmt worden war und am 1ö. Juli die Sektion stattgefunden hatte, erhielt die Kriminalpolizei zwei Tage später das Ergebnis des Sektionsbefundes: in der Leiche waren Spuren von Arsen gesunden worden. Die Mord kommission schritt nun zur Festnahme der Angeklagten, dle im Anschluß an die Beerdigung auf dem Pirnaer Friedhof erfolgte. Die Angeklagte sei dabei durchaus ruhig und gefaßt gewesen und habe nicht einmal nach dem Grunde ihrer Fest nahme gefragt. Die Wohnung der Eheleute sei versiegelt wor den. Im Amtsgericht Pirna, wohin die Frau überführt wurde, sei sie aus Sicherheitsgründen mit einer anderen Frau ln eine gemeinsame Zelle gelegt worden. Zeuge Grützner schilderte dann dle Vernehmung des Paul Neu, des Geliebten der Angeklagten. Als dieser seine Wohnung betrat, wußte er nicht, daß er Kriminalbeamten gegenüberstand. Trotzdem sei Neu leichenblaß geworden, rasch aus dem Zimmer in die Küche gelaufen und habe dort erst einmal Master ge trunken. Neu habe, wie der Zeuge schilderte, seine Beziehungen zu Frau Pechatz erst nach längerem Zögern zugegeben. Am IS. Juli sei die Wohnung der Eheleute durchsucht worden. Da bei seien alte Geräte, Lasten und Töpfe sichergestellt worden, in denen später Gistspuren festgestellt wurden. Die Angeklagte habe ihre Beziehungen zu Reu zunächst längere Zeit geleugnet und erst nach ihrer Ueberführung in das Dresdner Unter suchungsgefängnis endlich zugegeben. Die weiter als Zeugen vernommenen Kriminalsekretär Bellmann und Kriminaloberassistent Hübner berichteten über die Durchsuchung der Wohnung der Eheleute. Dabei wurden auf dem Nachttisch am Bette des Ehemannes ein Näpfchen und zwei Strohhalme, in der Küche zahlreiche Tassen, Töpfe, ein Sieb, eine Zuckerdose sowie mehrere Pakete Tee und sonstige Lebensmittel beschlagnahmt. Alle diese beschlagnahmten Gegen stände befinden sich jetzt auf dem Gerichtstisch und wurden im Anschluß an die Vernehmung dieser beiden Zeugen an Hand eines Verzeichnisses noch einmal geprüft. Als nächste Zeugin wurde die Mutter der Nnaeklaglen, Luise Brixi, vernommen. Sie sprach über die Vcchatzsche Ehe und schilderte, wie ihr Schwiegersohn ihr vom Liebesver hältnis der Angeklagten zu Paul Neu erzählt habe und darüber sehr verzweifelt gewesen fei. Ihr Schwiegersohn habe geäußert, er wolle Neu, seine Frau und sich selbst erschießen. Die Zeugin habe dem Verstorbenen diesen Gedanken misqeredet und ihn be ruhigt. Trotzdem habe ihr Schwiegersohn immer Nuss neue von dieser Angelegenheit gesprochen. Sie sei ihm nicht aus dem Kopf gegangen, und er habe einmal gesagt, er hübe es bis obenhin satt. Bemerkenswert war die Erklärung der Zeugin, daß sie zu ihrem Schwiegersohn mehr Vertrauen gehabt habe als zu ihrer eigenen Tochter. Nachdem die Zeugin eiwge Wochen in der Tschechoslowakei bei Verwandten gewellt hatte, erhielt sie dort die Nachricht vom Tode ihres Schwiegersohnes und kehrte sofort nach Pirna zurück. Bei ihrer Ankunft sei ihr die Mutter ihres Schwiegersohnes, Frau Pechatz, weinend um den Hals gefallen «und habe gefügt: „Weißt du, was Karl uns angetan hat? Er hat sich vergiftet. Das können wir ihm nie vergessen." Da auch der Zeugin die Gerüchte iiber eine Vergiftung zu Ohren gekommen waren, habe sie einige Tage später ihre Tochter ge« fragt: „Milli, bist du es ^twa gewesen-" Ihre Tochter habe entsetzt die Hände iiber dem Kopf zusammengeschlagen und ge antwortet: „Um Himmels willen, Mama, ich bin es nicht ge wesen, Karl hat es selbst aus Rache getan." Als nächster Zeuge wurde Paul Neu aus Topltz, der Ge siebt« der Angeklagten, vernommen. Während seiner Verneh mung wurde di« vcsfentlichkeit ausgeschlossen. Anschließend trat di« Mittagspause ein. Der Bankier Felix Warburg gestorben Newqork, 22. Oktober. sDHD.) Am Mittwoch starb der Bankier Felix Warburg im Alter von 66 Jahren. Sie Amtsbezeichnung pensionierter Veamter Perlin, 22. Oktober. Beamte im Ruhestand dürfen nach dem Deutschen Beamtengesetz die ihnen bei der Versetzung in den Ruhestand zustehende Amtsbezeichnung mit dem Zusatz „a. D." und die im Zusammenhang mit dem Amt verliehenen Titel weiterführen. Dies gilt auch sür die am 1. Juli 1937 vorhandenen Ruhestandsbeamten. Infolgedessen ist, wie ein Erlaß des Reichsfinanzministers besagt, bei ihnen künftig an statt der zusätzlichen Bezeichnung „i. R." der Zusatz „a. D." anzuwenden. Nach dem Deutschen Beamtengesetz darf ferner, wenn sich die Bezeichnung des früheren Amtes ändert, die geänderte Amtsbezeichnung geführt werden: Nach der Durch führungsverordnung zum Deutschen Beamtengesetz bezieht sich dies nur auf Aenderungen, die nach dem 1. Juli 1937 erfolgen. Darüber hinaus wird diesen Beamten, soweit es sich nicht um Ruhestandsbeamte mit verkürztem gesetzlichen Ruhegehalt han delt, jetzt gestattet, die nach dem 30. Januar 1933 geänderten Amtsbezeichnungen zu führen. Berliner Vörse vom 22. Oktober Eher freundlich. B«i mäßig belebtem Geschäft zeigte dle Berliner Börse zunächst wiederum eine ziemlich feste Veranla-, Nung. Im späteren Verlaufe machte sich «ine nachhaltige Ver änderung im Zusammenhang mit den außenpolitischen Vorqän- tzen bemerkbar. In Erwartung einer günstigen Regelung ge kosten Ansethe-Stockwerke wiederum Bevorzugung. So konn ten Reichsbankantotle «inen Gewinn von 3,2b Prozent ver buchen. Tontinental-Gummi gelangten 8,7b Prozent Höher zur Notiz, desgleichen Akkumulatoren. Fester waren Montanüktien. Chemische Werte waren ebenfalls durchaus befestigt. Am Ren- temnarkt zogen Reichs^lltbesitz von 128 fünf Achtes aufj 728,7b an. Reichswetterdienst, Ausgabeort Dresden. Wetter vorhersage sUr Samstag, 23. Oktober. Mäßiger Wind aus südlichen Richtungen. Heiter bis wolkig. Trocken. Tags über mild. Auch nachts wärmer als bisher. FrühnÄrel.
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