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Sächsische Volkszeitung : 08.11.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193711088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-11
- Tag 1937-11-08
-
Monat
1937-11
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.11.1937
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Montag. 8. November 1987 Sächsische Volkszeitung Nummer rsr. Seite 7 kOkinn von cirnsi f. vvcocir cop/Ngl» d/ K,n KSKIec L c«., veNIn-r«KNnvoN «» u-ckbnick verdaten lFortsetzung folgt.» Wahrheit schreiben, seine Fa- Die schwimmende ^eltkolonie Nach einem Vetriebsappell ist ein Teil der deutschen Mal« fangslott« kürzlich in See gegangen. Seit 78 Jahren ist Deutsch land in dieser Fangsaison, mit ö Walfang-Mutterschisfen mit <8 Fangbooten, führend vertreten. Zur Sicherung unserer Fett« Versorgung wird dies« deutsche Walfangflottr einen erheblichen Beitrag leisten. Nicht zu Unrecht wird sie darum als die schwim- mende Fettkolonie bezeichnet. Da» gehärtete Walöl wurde früher fälschlich al, „Tran" ge handelt. Darauf ist es zurllckzuführen, daß die Verbraucherschaft da» Walöl für Speisezwecke ablehnt«, was wiederum hinsichtlich der Preisgestaltung für das Walöl sich nachteilig auswirkte. In der Nachkriegszeit hat es sich jedoch, wenn auch nur langsam, . seinen Markt erobern können. Das Walöl ist heut« zu einem wesentlichen Faktor auf dem Fettmarkt geworden. Deutschland, das früher die besten Spezial-Ausrüstungen und -Maschinen für den Walfang anderer Völker lieferte, ist jetzt selbst maßgeblich am Walfang beteiligt. Dabei ist es für uns befriedigend, feststellen zu können, datz das Ausland beson ders auf die vorbildlichen sozialen Einrichtungen sowie die ein- »igarttgen technischen Spezialanlagen hinweist. Aendert der Golfstrom seine Richtung? Unter der Oberfläche des Atlantischen Ozeans sind feit Wochen und Monaten seltsame Vorgänge zu beobachten. Die Haifische haben die tropischen Gewässer verlassen und sind zu den Westküsten Englands und Schottlands geschwommen, wo sie be ständig mancherlei Unheil stiften. Die Sardinen, die bisher die Kiistengewäsier von Wales aussuchten, wagen sich vor in den Kanal. Desgleichen tun die Hering«, die sonst in großen Scharen auk der Höhe von Yarmouth und Lowestoft aufzutreten pflegten. Merkwürdigerweise zeigen die Heringsschwärme jetzt Neigung, sich weiter südwärts zu wenden. Seltsam ist auch, daß neuerdings die irischen, schottischen, englischen und holländischen Heringe von einer seltsamen Krankheit befallen zu sein scheinen. In großen Mengen verderben sie in den Fässern. Man meint, daß die gesalzenen marinierten Heringe deswegen nicht mehr so haltbar wie früher sich erweisen, weil sie bei Lebzeiten sich zu üppig genährt hatten. Diese Hausung ganz unerwarteter und ziemlich rätselhafter Naturerscheinungen hat die Aufmerksamkeit britischer Gelehrter lebhaft erregt. Einige Sachverständig« meinen, es müße wohl «in« beträchtliche Aenderung im Laus de» Golfstroms etngetreten sein. Di« Verlagerung der warmen Strömungen unter der M««resoberfläche könnte «inen umwälzenden Einfluß aus di« Leben»g«wohnh«it«n der großen wie der tleinen Fische genommen Hab««. wo bleibt die Die Frage, welche Bedeutung Emile Zola in unserer Zeit zukomme, ist keine leichte. Der arößer« Teil der Werke dürste die Kritik heute ebensowenig bestellen, wie zu Lebzeiten. Sein Naturalismus übersteigt die Grenzen des Erträglichen. Viel leicht imponiert aber doch jener kämpferische Mut und jene fanatische Besessenheit, mit der Frankreichs großer Sohn iiir feine Ideen, d'e der Vererbung den Blaß des Schicksals ein räumten, ausgetreten ist. So. war Zalas Leben noch atem raubender als seine Schriften, die in ihrer allzu zeitraubenden Kleinmalerei l>eutzutage nur noch «ine beschränkte Leser gemeinde finden. Ein Tichterleben, dem es an Dramatik nie gemangelt hat, und cs verwundert wirklich nicht, wenn Emile Zola mitunter als eine Rolle in Theaterstücken ausgetreten ist. Man erfährt, der Film habe sich nunmehr auch sür den Autor der Rougon-Macqua'rt zu interessieren begonnen, und in Ame rika starte demnächst eine Uraufführung mit dem Titel von lapidarer Kürze: „Emile Zola." Di« Phantasie der Hollyivvoöer Drehbuchschreiber muß doch reichlich ausgebeutet sein, wenn sie immer wieder, statt etwas Nettes zu erfinden, in die Archive gehen und dort herumstöbern. Haben sie im Falle Zola wirklich den Museen einen Besuch ge macht? — Nun, aus Paris ereilt uns ein« Meldung, die daran zivcifrln läßt. Wie den Lesern bekannt sein dürst«, leben di« Erben des 1V02 verstorbenen Dichters noch fast vollzählich in Frankreich, in Medan, wo sich Emile Zola, der nimmermüde Arbeiter, ein geschmackvolles Landhaus erschricben hatte. Bon diesen Nach kommen machte sich besonders Denise, seine Tochter, einen Na men. Di« Art, in der sie, selbst eine Schriftstellerin von an sprechendem Können, den Nachlaß ihres Vaters zu verwalten weiß, verdient Anerkennung, ihr Bestreben, nur soicl-e Zola biographien zuzulassen, die der Nachwelt ein würdiges, dem Werk entsprechendes Bild des Dichters vermitteln, zeigt, wie sehr Denise sich dem Toten vcrpslichtet fühlt.... Und diese Frau, deren Leben im Grunde nichts anderem als der Reinerhattung des väterlichen Rufes galt, muß sich nun aus der Zeitung berichten lassen, in Hollywood seien die Aus nahmen zu einem Emiie-Zola-Film zum glücklichen Abschluß gelangt, und es dauer« nicht mehr lange, dann werde das ge waltige Werk, in ivelchem literarische Koryphäen und Maier des vorigen Jahrhunderts, soweit sie Zola selbst gekannt hat, aufmarschieren, aus der Taufe gehoben... Der Meldung war «in Bild beiaeaoben, dclv den Eharakterspieler Paul Muni in der Maske Zola» zeigt, ein Photo, sür welches bezeichnend ist, daß Madame Leblond, wie Denis« seit ihrer Verheiratung heißt, ,n den Ruf ousgebrochen sein soll: „Wenn so mein Vater zählt diese Geschichte des Heldenmutes, die sie sich irgend wann einmal zurechtgelegt hat, um ihren Jungens «in Dor. bild zu geben, und die sie ihnen in diesen Jahren so ost erzählen mußte. Dieter liegt ganz still, mit ossenen Augen und geröte ten Wangen, er hört zu, bis Mutter Steding die Geschichte beendet hat — dann sagt er leise, und es klingt wie ein Schwur: „Ja, Muttchen, so will ich es auch Immer tun!" Da wendet sie sich ab und geht rasch hinaus, indem sie dem Dieter zuruft, daß sie nach dem Essen sehen und er sich nun gedulden muß — und sie wirtschaftet, hantiert in der Küche, das Geschirr klappert, sie summt ein Lied, irgendein Lied, das ihr gerade in den Kops gekommen ist, nur um nicht denken zu müssen. Sie ist stiller an diesem Abend, auch in den nächsten Tagen. Alle besorgten Fragen ihrer Jungens wehrt sie ab: das sei nur Uebermüdung, weil sie bei Dieter gewacht hat! Und als Ernst ihr freudestrahlend von seiner Unterredung mit Wilhelm Vahrs erzählt, da lacht sie glücklich: „Siehst du, mein Junge, wer tüchtig ist, dem wird auch geholfen!" „Sobald ich weiter bin bring' ich es für Dieter auf die Sparkasse, Mutter!" verspricht Ernst. — ,,Na, das kann noch Jahre dauern!" meint Fiete nachdenklich. „Ach was, Fiete!" Aergerlich wehrt Ernst ab. „Wenn wir jetzt alles sür unsere Arbeit gekauft haben, dann kann ich doch von meinem Gehalt zurücklegen!" Er geht nun zu Dieter hinein, erzählt ihm davon — und Dieter lacht: „Tja, Ernst, wenn Herr Vahrs das Geld mir gegeben hätte, dann wäre ich allein auf den Gedanken gekommen, es dir zu geben." Und einige Tage später sind die beiden großen Jungen» des Nachmittags außer Rand und Band, wie Mutter Ste ding es nennt. Drei Abende haben sie im Keller zugebracht und ganz genau ausgerechnet, was sie brauchen, und sich das Geld eingeteilt, damit nichts Unnötiges gekauft und Wich tigeres darüber vergessen wird. Nun haben sie eine lange Liste vor sich; neben jedes Stück, das sie brauchen, ist gleich der Preis geschrieben — und Ernst ist froh, daß er nicht locker gelassen hat: Hannchen muß mitkommen, wenn sie einkaufen gehen. Am Sonnabendnachmittag sind sie schon von zwei Uhr an unterwegs, denn heute ist um ein Uhr Feierabend ge wesen. Hannchen und Ernst sind gleich von der Maschinen fabrik aus in Vie Stadt gefahren und haben Fiete an den Landungsbrücken abgeholt. So fahren sie nun von einem Geschäft zum anderen: Fiete in seiner derben Arbeitsjoppe, das Gesicht und die Hände auch nicht ganz sauber, Ernst in seinem Straßenanzug, und Hannchen in einem leichten Uebergangsmantel, denn in den letzten Tagen ist es wärmer geworden. Nun treibt kein Eis mehr die Elbe hinab. „Na, Fräulein Sudemann, das ist 'ne tolle Sache mit den zweihundert Mark, was?" lacht Fiete unterwegs. „Ja, wir haben uns gefreut... Donnerwetter!" Hannchen sitzt neben Ernst, der das Steuer führt. Vor wurfsvoll sieht sie ihn an. — „Ich weiß nun, was dich neu lich unten im Keller bedrückt hat, Ernst!" sagt sie leise. Er schüttelt den Kopf. „Ach wo, Hannchen..." „Du brauchtest Geld für deine Arbeit! Warum hast du mir das nicht gesagt?" drängte sie ihn. Sein Gesicht wird abweisend, beinahe finster. „Weil ich nicht einen Pfennig von dir oder deinem Vater nehmen würde, Hannchen... bitte, sprich nicht davon!" Und als sie doch etwas sagen will, fällt er ihr ins Wort: „Du sollst nicht davon sprechen, sonst werde ich ungemütlich!" „Sehen Sie, da haben Sie's, Fräulein Sudemann!" lacht Fiete hinten auf dem Notsitz. „Muttchen hat er neulich auch angeschnauzt, weil sie ihm Geld geben wollte!" Hannchen schweigt; sie ist froh darüber, daß er nichts nehmen, daß er alles aus eigener Kraft schassen will — wie viel sicherer kann sie da ihrem Vater entgegentreten! „So...", äußert Ernst in einem Spezialgeschäft für Präzisionswerkzeuge, „nun kaufen wir den Nest!" Er sucht einige Metallbohrer aus, dann noch einige andere Werk zeuge, von denen Hannchen ganz genau weiß, daß sie zahl reich in der Maschinenfabrik ihres Vaters vorhanden sind. „Aber Ernst, das bringst du doch nicht zu kausenl" sagt sie leise. v. Fortsetzung. Aber auch da weiß Wilhelm Vahrs Rät. „Wenn es weiter nichts ist, Frau Steding. Ich sage dem Ernst, ein- fach, daß ich ihm das Geld nur anvertraue, er soll es für seine Arbeit verwenden, bis diese beendet ist, und dann all mählich die hundert Mark wieder zusammensparen und für Dieter auf die Sparkasse bringen. So hat er sich das Geld von seinem Bruder Dieter nur geliehen, das wird er mir bestimmt nicht ausschlagen!" — Damit ist Mutter Steding einverstanden, ihre Gedanken sind sogar schon weiter. Sie weiß ja nicht, wieviel Ernst braucht. Fiete konnte es so genau nicht sagen, aber hundert Mark reichen wohl kaum — und ist ihrer Kommodenschublade unten liegt noch das andere Geld. — Sie überlegt. Es dauert lange, bis sie sich aufrasft, um mit Wilhelm Bahrs darüber zu sprechen. „Wenn Sie das tun wollten, Herr Bahrs, dann hätte ich noch eine Bitte. Ich weiß, datz mein Nettester Geld braucht, mir selbst hat er es nicht gesagt, weil er von mir nichts nehmen will. Und nun kommt er mit der Arbeit doch nicht vorwärts, da es ihm am Geld fehlt. Das hat der Fiete mir anvertraut." Bittend sieht sie zu Wilhelm Bahrs auf. „Wissen Sie, die beiden Jungen geben mir ja Kost, geld . . . aber weil sie sonst alles für die große Arbeit brauchen, für das Material, nehme ich nicht viel von ihnen . . . und doch habe ich ungefähr siebzig Mark zusammen sparen können, Herr Vahrs, und da wollte ich Sie bit- ten . . ." Wilhelm Bahrs ist sehr still geworden und meint nun, da sie stockt: „Frau Steding, wenn es mir möglich wäre, dann würde ich Ihnen auch mehr geben, aber . . .' „Nein, nein, Herr Vahrs, um Gottes willen, verstehen Sie mich nicht falsch!" stößt Mutter Steding entsetzt her- vor. „So war das nicht gemeint . . .glauben Sie mir, es fällt mir schwer genug, überhaupt die hundert Mark für den Dieter anzunehmen . . . nein ... ich will doch nur dem Ernst weiterhelfen, aber von mir nimmt er das Geld nicht, wenn ich es ihm geben will!" „Ach so, und da meinten Sie . . ." „Tja, Herr Bahrs!" nickt sie hastig. „Da sollen Sie ihm mein Geld mitgeben und einfach so tun, als ob es auch von Ihnen ist. . . das spielt ja keine Rolle, nicht? Haupt sache ist, er nimmt es an!" Sie überlegt und rechnet dabei. „Etwas habe ich noch in der Ladenkasse .. an hundert Mark kriege ich wohl zusammen, Herr Vahrs ... Sie geben ihm dann einfach zweihundert, nicht!" Sie wartet gar nickt erst ab, ob Herr Bahrs sein Einverständnis erklärt, sie drückt ihm die Hand und dankt ihm. „Sie müßen mich verstehen, Herr Vahrs ... mit den Jungen ist ja nichts anzufangen; wenn die nicht wollen, dann wollen sie eben nicht . . . und tch muß den Jungen doch helfen!" — „Gewiß, Frau Ste« ding, das müssen Sie wohl!" Mehr bringt Wilhelm Vahrs nicht heraus — und er wartet noch geduldig, bis Mutter Steding das Geld hervorgeholt hat: siebzig Mark aus der Kommodenschublade und acht Mark aus der Ladenkasse und zweiundzwanzig Mark von dem Einkaufsaeld, das sie eigentlich für den Laden braucht. Das zählt sie ganz glück- lich auf den Tisch, llberfroh, es nun dem Ernst doch zukom men zu lassen, ohne daß er etwas davon weiß. — „So, Herr Vahrs . . . und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar!" — „Sie müßen auch an sich selbst denken, Frau Steding!" warnt er zögernd. Da lchütteelt sie lächelnd den Kopf. „Nein, nein, Herr Bahrs, das ist nicht nötig ... die Jungen schaffen's schon, und dann wird es bester!" Von nebenan ruft Dieter, er hat Durst. Sie bringt ihm Zitronenwikfser. Wilhelm Bahrs kommt in die Schlafstube und dankt dem Dieter und erzählt ihm. daß er seinem Spielkameraden Walter noch Zo!as Erben von Hollywood beleidigt Filmische Entstellung eines Vichterlebens — Anatole France zum Loiffeurgelstlfen abgewandelt Regierung? ausgesehen hätte, wollte ich mich verfluchen, seine Tochter zu sein!" Es kam noch besser. Monsieur Leblond ließ sich auf da» Drängen seiner Gattin aus Hollywood eine Reihe von Bildern, Ausschnitte des Filins, nach Frankreich schicken Der Wunsch wurde erfiillt, leider erfuhr die Hollywooder Produktion zu spät vom riihrigen Interesse der Familie Zola — das Unglück war schon geschrien... Der Kreis um Zola war den Bildern nach kaum zu erkennen Man mag sich das Entsetzen wohl varsteilen, als in der stillen Villa zu Medan ein Kontersei zum Vorschein kam, aus dem der Maler Ccsanne, einer der treuesten Anhän ger Zolas, eher einem Shakespearelchen Trottel glich als daß er auch nur einen Hauch von Aehnlichkcit mit jenem Manns hatte. d--r seinem Land Stillebcn und Landschaften von bleilren- dem Wert lckienkte und als ein Weobereiter des Erpressionismus für die Entwicklung der französisckxn Kunst zu hoher Bedeu tung gekommen ist. Am schlimmsten aber sind sie in Kalifor nien mit Anatole France verfahren. .Herr Leblond charakte risierte das an diesem beschaulichen Dichter verübte Berzerrungs- nianmx'r sehr treffend, wenn er meinte, die Filingemalligen hät ten ihn wohl mit einem Coiffcurgehilfen verwechselt. Damit sollte nichts gegen die Zunft der Haarschneider gesagt sein, aber, nichr wahr, etwas bedeutender als jemand der Seif« anriihrt und schöne Frisuren schasst, müßte ein Stilist, der mit leinen Romanen einmal in den läennß des Nolxlpreises gekommen war, dock) ausgeschen haben?! Schwerer als diese Verzeichnun gen wiegt die ganze Handlung des F'Ims, deren Inhalt dir Hollywooder Produktion in folgenden Stichmorten wiedergibt: „Zola ist im Elend. Er begegnet einem Straßenmädckzen, das ihn auf den Gedanken bringt, einen Roman zu Der Erfolg des Romans sckmsst ihm die Mittel, sür mitte zu sorgen ..." Nachdem man es also von Anbeginn mit der nicht so ernst nahm, wurde auch nichts Anstößiges daran aetun- den, aus der Gattin Zolas, der immer um ihn besorgten Ale xandrine, einen Stckr mit abvasierten Wimpern zu machen... Wir wissen nun, ivas von der Novität, die auf dem Bro.iü- n>ay i» riesenhaften Lettern angekündigt wird, zu erwarten ist. Das Protcsttelegramm von Maurice Leblond dürfte wenig nutzen. Ihm steht die Macht amerikanischen Kapitals gegen über. Kein amerikanisches Gericht würde der Familie Zolas recht geben. Sie weiß es und spart sich die Mühe, einen Pro zeß anzustrengen. Herr und Frau Leblond ließen cs mit einem Gesuch an die französisck)« Regierung bewenden. Wird sie ihm stattgehen urd das verleumderische Machwerk sür Frankreich verbieten? schlecht geht, aber hosfentlich wird es bald bester mit ihm. Dann können ste wieder zusammen spielen. — Mutter Steding ist an diesem Tage llberfroh. Wenn sie Dieter ansteht, dann denkt sie zwar an den Anzug mit langen Ho>en, tröstet sich aber sofort mit dem Gedanken, daß es vis dahin noch ein gutes Jahr ist; in dieser Zeit spart sie das Geld schon wieder zusammen. Da es dem Dieter heute bedeutend bester geht, sitzt sie nachmittags bei ihm und plaudert. „Ja, Dieter, der Oberwachtmeister vom Revier war auch hier, und der hat mir erzählt, daß du den kleinen Walter gerettet hast, und wahrscheinlich sogar die Rettungs medaille bekommst!" Sie bemerkt, wie Dieters Augen glän zen und die Wangen sich röten. „Aber nun nicht ausregen, hörst du ... immer vernünftig bleiben, Dieter!" — „Ja, Muttchen!" Er sieht ste bittend an. „Aber du darfst nicht mehr böse sein, Muttchen, weil ick an der Kehrwiederspitzs gewesen bin und wir mit Eisschollen gespielt haben." „Schon gut, Dieter, schon gut!" wehrt sie ab. Er legt den Kopf in die Kissen zurück und lächelt froh. So müde fühlt er sich noch, so schwach, aber das Fieber ist wenigstens fort, er kann klar denken und kann auch leise plaudern, das strengt ihn gar nicht mehr an. „Du, Mutt chen, wenn Vater das wüßte ... da würde er sich doch sehr freuen und stolz auf mich sein." Dieter hebt den Kopf, da die Mutter noch schweigt und er sogar einen unterdrückten Seufzer zu hören glaubt. „Nicht, Muttchen, der Vater würde doch..." — „Ja, natürlich, Junge!" Sie beugt sich zu ihm nieder und drückt seinen Kopf an ihre Schulter, damit er ihr Gesicht und ihre Augen nicht sehen kann, sie zwingt sich mit aller Kraft, deren sie mächtig ist, ihre Stimme ruhig klingen zu lasten. „Und wie Vater stolz auf dich wäre, Junge! Das war doch immer sein Wunsch, daß seine Jungens so werden wie er, so mutig und so hilfs bereit. „Weißt du, Muttchen", plaudert Dieter fort, „als der kleine Walter plötzlich zwischen den Eisschollen verschwunden war. da habe ich gezögert. Es war ja dunkel, die Eisschollen trieben weiter, im kalten Wasser mußte man erstarren..« das ist mir alles so durch den Kopf gegangen, Muttchen... und die anderen Jungens, die schrien schon um Hilfe und liefest fort...gleich im ersten Augenblick wollte ich beinahe mitlaufen... dann aber habe ich an Vater denken müssen und daran, was du uns von ihm erzählt hast, Muttchen ... da bin ich auf die nächste Eisscholle gesprungen... und dann eine weiter und dann ins Wasser... und war ganz glücklich, Muttchen, daß ich den kleinen Walter noch fassen konnte!" Er schüttelte sich. „Das war furchtbar kalt, Muttchen!" „Ja, ja, mein Junge!" Sie bringt nichts anderes über die Lippen, und ste kann nicht anders, die Tränen kommen auch gegen ihren Willen und laufen über ihre Wangen. Als Dieter das merkt und sich aus ihrem Arm sreimacht und ganz betroffen aufsteht, da bricht das Weinen haltlos aus ihr hervor. „Aber, Muttchen, was ist denn?" forscht Dieter er schrocken. „Muttchen, warum weinst du denn?" Sie schüttelt den Kopf und nimmt sich zusammen. „Mein Junge... ich freue mich nur so, ich bin so froh über dich, Dieter!" Langsam überwindet sie diese Schwäche, wie sie es nennt, derentwegen ste sich schilt, sitzt wieder ruhig, ist nur stiller als sonst. „Du, Muttchen, erzähl mir doch noch mal, wie Vater damals als Letzter auf dem sinkenden Passagierschiss geblie ben ist, damit alle Frauen und Kinder gerettet würden... bitte, Muttchen, erzähl doch!" — Und Mutter Steding er
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