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Sächsische Volkszeitung : 08.11.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193711088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-11
- Tag 1937-11-08
-
Monat
1937-11
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.11.1937
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Montag, 8. November 1SS7 Sächsische Volkszeitung Nummer 262, Seite 8 t^otirvn Im Lelcken «len /ßdtveki> Die Zeit, die seit dem Abschluß des deutsch-japanischen Abkommens gegen die Kommunistische Internationale ver strichen ist, hat in manchen Ländern, auch wenn es dort nicht osfen zugegeben wird, die Erkenntnis reifen lassen daß die Drohungen und Machenschaften, denen mit diesem Abkommen begegnet werden soll, in keiner Weise gering fügiger geworden sind. Nach wie vor ist der Bolschewismus an allen Ecken und Enden der Welt am Werk, um — teils getarnt, teils in aller Offenheit — für die Ausbreitung seiner gegen die Zivilisation gerichteten Ziele zu wirken. Daß dieser Kampf, wie er von der m. Internationale ge führt wird, durchaus nicht nur mit den „Waffen des Geistes" ausgetragen wird, zeigen allein schon die blutigen Ereignisse in Spanien, die ohne die materiellen Mittel, die Moskau ja ebenfalls in reichstem Maße zur Verfügung stellt, gar nicht möglich wären. Es ist eine erfreuliche, aber auch bitternotwendige Tatsache, daß der Widerstand und der Widerwille der Kulturwelt gegen die roten Machen schaften aller Art wächst. So sollte es auch in den „demokra tischen" Ländern als ein äußerst beachtliches Symptom ge wertet werden, daß der Urkanton der Schweizer Eid- genossenschast, Schwyz, sich dieser Tage zu dem Beschluß ver anlaßt say, dem Kommunismus — dem Feind der Freiheit — jede Betätigung innerhalb seiner Grenzen zu verbieten. Neben den Anstrengungen weiterer Länder, das bolsche wistische Gift auszumerzen, verdient vor allem der Herois mus jener italienischen Freiwilligen Erwähnung, die allein im Interesse der Erbauung und Verteidigung der «uro- viiischen Zivilisation im Mittelmeerraum ihr Leben einzu setzen bereit find. Darum ist es auch eine logische Folgerichtigkeit, wenn die italienische Regierung, nachdem sie bereits im Oktober v. I. anläßlich des Besuches des italienischen Außen ministers Graf Tiano in Deutschland sich mit der Reichs regierung in der Notwendigkeit der Bekämpfung des Bol schewismus einig war, nunmehr auch formell dem deutsch- jgpanischen Abkommen gegen die Bedrohung des Kom munismus beitritt. Daß das faschistische Italien angesichts seiner seit Anbeginn kompromißlosen Haltung gegenüber dem Bolschewismus als ursprünglicher Unterzeichner des Abkommens vom 2S. 11. 1936 beitritt, bedarf keiner weiter Begründung. Es ist selbstverständlich daß die Grundlagen und die Tendenz des deutsch-japanischen Abkommens dieselben ge blieben sind. Sie richten sich bekanntlich keineswegs gegen einen Staat oder gegen ein Volk, sondern sie sind ausschließ lich auf die Abwehr gegen die Bedrohung durch den Kom munismus abgestellt. Darum kann auch der Zweck des Ab kommens kein anderer sein, als den Frieden, die Wohlfahrt und die Kultur vor einer Umsturzbewegung sichern zu helfen, die nichts mit Evolution zu tun hat, die vielmehr auf den Untergang der materiellen und ideellen Werte aller Völker abzielt. Die Bedeutung des Protokolls vom 6. 11. liegt nicht zuletzt auch darin, daß heute der Welt unmiß verständlich zur Kenntnis gebracht wird, daß jedenfalls drei Großmächte und mit ihnen 200 Millionen Menschen nicht gewillt sind, mit dem Kommunismus als solchem zu paktieren oder durch politische Rücksichten dieser oder jener Art die primäre Notwendigkeit des Äbwehrkampfes gegen den Bolschewismus zurUlktreten zu lassen. Iugen6 auks Im Monat November ergeht an alle jungen Deutschen im Alter von 14 bis 25 Jahren wieder der Ruf, sich zum Landdienst zu melden. Mit mehr^rls 1200 Einsatzgruppen und fast 15 000 Jungen und Mädel besteht eine Organi sation, die den Gedanken des freiwilligen Einsatzes in der Landwirtschaft verkörpert. Die Zahl der Jungen und Mäd chen, di« sich «m kommenden Jahr der Arbeit am Acker ver schreiben werden wollen damit zum Ausdruck bringen, daß sie mit ihrer Hilfsbereitschaft den Bauern unterstützen, ihre eigenen Kenntnisse und Erfahrungen vertiefen und darüber hinaus die Erkenntnis gewinnen wollen, wichtige und nütz liche Arbeit am Boden zu leisten. In Ostpreußen, Pom mern, Mecklenburg, Kurmark, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen haben bereits Tausende ihre Arbeitswilligkeit eingesetzt, und in den anderen Teilen des Reiches wird im nächsten Jahr der junge Landdienstler ebenfalls in den Dörfern eine geschätzte Arbeitskraft werden. Der Junge oder das Mädel, die einmal vom Morgen bis zum Abend die harte und schöne Arbeit des Bauern erlebt haben, werden wissen, daß es kein besseres und festeres Band zwischen Städter und Bauer geben kann als die monatelang gemeinsam geleistete Arbeit. In man chem Jungen wird sich auch die Neigung, die in dem völlig anders, geordneten Leben der Stadt gar nicht richtig zum Durchbruch kommen konnte, nämlich den landwirtschaftlichen Beruf als Lebensaufgabe zu übernehmen, ihre Bewährung Und Erfüllung finden; denn es gehört auch zu den Auf haben des Lnaddienstes, das Problem der Nachfrage nach Landarbeitern lösen zu helfen und gleichzeitig auch die Landflucht vollständig zu überwinden. Wenn daher jetzt die Werbeaktion der Hitler-Jugend sich an alle Jungen und Mädel wendet, gleich ob sie Mitglied der Bewegung oder einer Gliederung sind oder nicht, aber Gesundheit, Willen zur Arbeit und Gemeinschaftssinn besitzen, dann verdient sie ein weites Echo, weil der Dienst am Boden gesund ist und den Sinn für die Bedeutung u.nd Ausgaben des Bauerntums durch das unmittelbare Erleben für immer wachhält. Zweiftikidlge Unterredung Mussolinis mit Botschafter». Mbentrop Rom, 8. November. Der Due« hat am Sonnabendnachmittag Botschafter von Ribbentrop im Palazzo Benezia empfangen. Dl« Unter redung hat im Beisein von Graf Tiano etwa 2 Stunden gedauert. England» Throncrbtn lernt Deutsch Seit kurzer Zett ist in den Stundenplan der englischen Thronfolgerin, Prinzessin Elisabeth, und auch ihrer jüngeren Schwester, Prinzessin Maraareth Ros«, deutscher Sprachunter richt «ingereiht worden. Jeden Morgen begibt sich «ine Lehrerin nach dem Buckinghampalast, wo die Kinder ihren Schulunter richt erhalten, um die Prinzessinnen in die deutsche Grammatik und die deutsche Aussprache «inzuführen. Schon in frühester Jugend, gewissermaßen zugleich mit dem Unterricht In der Mut tersprache, lernen die Kinder des Königs Französisch, das die Prinzessin Elisabeth schon ausgezeichnet beherrschen soll. Gin- Schlaflosigkeit und Nervosität heilbar? Aufsehenerregende Entdeckungen über die Wirkungen des Vitamins L Berlin, 8. Nav. In der letzten Sitzung der Berliner Medizinischen Gesell schaft sprach Dr. med. I. Schumacher über die Ursache und Be handlung der Nervosität und Schlaflosigkeit. Wenn die durch Jahre hindurch gemachten Beobachtungen des Vortragenden in weiteren Versuchen vor ärztlichen Gremien ihre Bestätigung fin den, so sind seine Entdeckungen, die nicht nur eine Heilung von Nervosität und Schlaflosigkeit, sondern auch eine bedingte Ver jüngung versprechen, nicht hoch genug einzuschähen. Dr. Schumacher krankte infolge geistiger Ucberarbcitung selbst jahrelang an Schlaflosigkeit. Ihm gelang es, wie er aus führte, als Ursache eine Lebcrschädigung infolge allgemeiner Verarmung des Organismus an den versckiedensten Ergänzunas- nährstokfen sVitaminen) festzustellen. Durch tägliche kombi nierte Behandlung mit dem hauptsächlich im Obst und Gemüse vorkoinmenden Ergänzungsnährstofs Vitamin C sim Ansang Traubenzucker) und einem zweiten Heilmittel, dessen Hauptbe standteil Getrerdekeimmittel sind, gelang es, selbst viele Jahre lang bestehende Zustände ohne gänzlichen Entzug von Tabak und Kaffee In zwei bis drei Monaten zu heilen. Fehlt Vitamin C im Organismus oder besteht übermäßiger Verbrauch desselben, dann erkrankt in zweiter Linie die Leber, da sie zu ihrer normalen Funktion das Vitamin C braucht. Erkrankungen der Leber, der Mallenwege und Gallensteine sind spätere Etappen auf diesem Wege. Bei mangelhafter Leberfunktion kann aber dann das Nervenkrampfglft nicht mehr völlig entfernt werden, das bei den täglichen Belastungen im Organismus entsteht. Erregung. Schlaflosigkeit, Krämpfe und erhöhte Erkältungs gefahr sind die Folgen. Krampfgifterzeugend und daher vitaminraubend wirken nicht nur große geistige Anstrengungen, und seelische Erschüt terungen, sondern auch die Begebenheiten des täglichen Lebens, geistige wie körperliche Arbeit, Hast, Lärm, Aerger. Eisenbahn fahrten, Alkohol und anderes mehr. Sexuelle Enthaltsamkeit wirkt vitaminschonend, das Gegenteil wieder vitaminraubend. Auch längere Sonnenbestrahlung raubt dem Organismus Vita min C, daher auch die nervösen Beschwerden bei manchen Men schen nach Sonnenbädern. Besonders Hobe Vitaminverluste ent stehen beim Gebrauch vieler Arzneimittel, vor allem der Schlafmittel, die die Schlaflosigkeit meist nicht nur nicht heilen, sondern obendrein die Leber noch schädigen. Zur Erhaltung der Gesundheit ist es ratsam, nicht nur bei sportlicher Betätigung, sondern allgemein reichlich frisches, nicht gekochtes Obst zu essen. Bezüglich des Vitaminverbrauchs bestehen individuelle Verschiedenheiten. Bei mehr als 1600 Personen, die aus Vitaminmangel und Lebersrühschäden untersucht wurden, zeigte sich, daß im Winter säst 106 Prozent aller Volksgenossen eine unzureichende Vita min C-Mcnge im Urin ausscheiL,g. Auch im Sommer mar es nicht viel besser Schwerarbeitendc können ihren Bedarf an Vitamin C, wahrscheinlich auch an anderen Vitaminen, durch die Nahrung oft allein nicht decken. Auch Lebersrühschäden konnten oft festgsstellt werden, insbesondere bei Kraftfahrern und Büroangestellten. Wurden die zur Verhütung und Heilung oben genannten Vitaminpräparate auch nach erfolgter Heilung weiter genom men, so wurden nichtvorauszusehende Beobachtungen gemacht, die der Vortragende an sick selbst als unglaubwürdig bezeich nete, die aber — wie er erklärte — in der Tat durch die Praxis erwiesen worden seien. Volksgenossen, die teilweise seit säst zehn Jahren nicht mehr voll arbeitsfähig waren, erhielten nach drei bis vier Monaten bei einem Vitnminverbrauch von 25 Gramm nicht nur ihre alte Aktivität wieder, sondern es zeiaten sich auch erfreuliche Besserungen in geistiger und seelischer Hin sicht. Geistige Arbeiter konnten ihrem Berus wieder nachgehen, Trübsinnige erhielten ihre heitere Stimmung wieder. Störungen auf dem Gebiete der Fortpflanzungstätigkeit heilten ab, Ge sichtsfalten verschwanden oder wurden erheblich geringer. Bei günstigster Vitaminlage im Organismus bleiben Aerger und Aufregungen fast ohne Wirkung, die Verträglichkeit gegenüber Alkohol erhöht sich und bei völligem Ausgeruhtsein verkürzt sich die Schlafdauer, wenn nicht gleichzeitia hohe Belastungen erfolgen. Es tritt eine objektiv erkennbare Verjüngung ein. Da die oben beschriebene Leberfunktionsstörung ihrerseits wieder eine solche auf dem Gebiet der Drüsen mit innerer Se kretion zur Folge hat und daraus eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen resultieren. sind auch diele Erkrankungen damit zu beseitigen. Sie zeigen alle denselben Bekund: Vitaminmangel und beginnende Leberschädigung. Um Säzäden zu verhüten, wird ärztliche Behandlung nachdrücklichst empfohlen. Von der Krebserkrankuna ist bekannt, daß sie ebenfalls mit einem großen Mangel an Vitamin E einhergeht. Der Vor tragende erwähnte weiter, daß auch hier in den weitaus meisten Fällen die Leber große Funktionsstörnnaen aufwcist. die im Bereich der inneren Sekretion sich auswirkt Der Kardinal in der Filmstadt Etwa 11 Kilometer östl'ch von Paris, an der Marne, liegt di« Vorstadt Ioinville. An sich ein recht unbedeutender Ort. In der Geschichte hat er nie «>ne besondere Rolle gespielt, und auch die Einwohnerzahl, sie mag etwa 23 666 betragen, ist nicht so groß, daß sie das Städtchen berühmt machen könnte. Und doch ist für jeden Franzosen der Name Ioinville ein Begriff. Die kleine Vorstadt an der Marne ist das Zentrum der französischen Filmindustrie, es hat als Filmstadt sogar schon eine länger« Tradition als Neribabelc»'<erg oder Hollywood, denn fchon die ersten Pionier« des französischen Filins haben in Ioinville gearbeitet. Aber auch diese „alte" Filmstadt l>at wohl noch nie im Lauf der Jahrzehnte einen solch illustren Be- suck)er gehabt, wie in diesen Tagen. Es ist mich nicht bekannt, ob Noudabelsberg oder Hollywood schon einmal «inen bekann ten Kardinal offiziell als Gast begrüßen konnten. Es war der Pariser Erzbischof Kardinal Berdier, der am vergangenen Domierstng di« Studios von Ioinville be sichtigt«. Der .Kgrdinal ließ sich einige bekannte Filmkiinstler vorstellen und beschäftigte sich in einem mehrstündigen Atelier besuch eingehend mit den technisch» Arbeiten. Seine Eindrücke faßte er zmn Schluß des Besuches in einer kurzen Anspracl;« zu sammen: „Der Film hat die Sitten der Völker aller Welt so tief durchdrungen, daß es niemandem mehr erlaubt ist, ihn zu über- sehen. Und wenn auch nicht alle Filme den Geist so befriedigen, wie es der Fall sein könnte, so dienen dem Geiste doch viel« wahrhaft gelungene Filme zum Trost. Der Film rührt an die Seelen der Massen. Er ist ein« Kunst, ist eine Macht, die mich für ihn einnimmt." Kardinal Verdier hat auch schon bei anderer Gelegenheit seine besondere filmfrenndlici)« Einstellung bekundet. Sein Be such in Ioinville stand in engem Zusammenhang mit seinem Plan, hier in der Filmstadt eine große Kirche zu bauen, die den Namen „Notre Dame du Cinema" s,.Unsere Liebe Frau vom Kino") tragen soll, und die ihrer ganzen äußeren Gestaltung nach dem Geiste des Films und der Filmstadt entsprecizen soll. Er hat auch diesen Plan, gegen den schon gewisse Angriffe ge-. richtet worden sind, in seiner Ansprache erwähnt. „Ich möchte, daß das Kino sein besonderes Gotteshaus hat, imd ich möchte, daß dieses Gotteshaus sich im Herzen der Film stadt selbst, in Ioinville, erhebt. Es gibt keinen Lcbenszwcig, mit dem die Kirche in Frankreich nicht engste Beziehungen hätte. Auch die ganz modernen Vereinigungen der Automobilisten imd der Flieger haben ihren kirchlickum Patron, St. Christopho rus. So muß auch der Film seine Kirche haben." Um dem Plan des Kirchenbaues eine brettere Basis in den Massen zu geben, wird zur Zeit in Ioinville auf Anregung des Kardinals und unter der Regie von Rem? Lucot ein Film „Die Kirck-en von Paris" gedreht, der die Geschichte der schönsten Gotteshäuser der Seinestadt, der alten, wie der modernen, zum Gegen stand hat. Pressegesetz und kirchliche Druckschriften In einem Urteil vom 26. Juli 1937 stellt das Oberlandes gericht München nach der „Juristischen Wock>enschrist" sHest 43 1937, S. 2765) fest: „Die LKze-ichnung des Druckers und Ver fassers einer Druckschrift mit „Pfarramt N." statt mit dem bür gerlichen Namen des Druckers und Verfassers enthält eine Ver setzung des Par. 6 Abs. 1 Preßgeseh, außer, es handelt sich nur um ein« amtliche Mitteilung des bett. Pfarramts." Der Ange klagte, «in katholischer Stadtpfarrer. hatte eine von ihm her gestellte Druckseite im Selbstvertrieb sdas heißt Selbstverlag) verbreitet. Als Drucker und Verfasser war in der Druckschrift das „Kath. Stadtpfarramt P." angegeben. Der Inhalt der Druckschrift betraf nicht eine amtliäp.' Mitteilung des Pfarramts im Sinne des Par. 12 Pressegesetz. Von den Gründen, die zu der Entscheidung des Oberlandes gerichts geführt halben, I>ebt Dr. Westhoff in der K. V. s28. 10. 37) hervor, daß nach dem Preßgesetz unter „Name" der bürger liche Name zu verstehen sei. Es müsse Name und Wohnort der verantwortlichen Person angegeben sein. Aus dem Wechsel im Amt, dirrch Stellvertretung, bei Uebcrtragen der amtiiä>en Auf gaben an verschiedene Sachbearbeiter könnten sich Schwierigkei- ten «rgeben, wenn nur unvcrsönliä^! Angaben wie die Bezeich nung eines Amtes verwendet würden. Dr. Westhoff schreibt: »Di« Entscheidung bringt Klärung für das pfarrliche Schrift tum. Mit der einzigen Ausnahme pfarrmntllcher Mitteilungen sind im Selbstverlag von Pfarrämtern herausgegcbene Schriften also stets mit dem persönlichen Namen des zuständigen Pfarrers zu zeichnen." ToScanini-Zwischenfall in London . Für das Londoner Toscanini-Konzert in der Queens Hall sind, wie die „Neue Freie Presse" schreibt, Kit mehreren Wochen kein« Plätze mehr zu haben. Aus diesem Grunde macht auch ein Zwischenfall Sensation, der sich in diesen Tagen ereignet hat. Der Maestro hatte die erste Probe mit dem Orchester der Bri tish Broadcasting C.mporation, dem Londoner Rundfunkorche ster, angeseht. Es sollte zweieinhalb Stunden lang die Neunte Symphonie von Beethoven probiert werden. Aber es war noch kmmi eine Stunde vergangen, und man war noch nicht weiter als beim dritten Takt des ersten Satzes. Mit zornigem Aus druck verlangte Toscanini, daß diese drei Takte noch einmal wiederholt würden, da die Oboisten nicht korrekt bliesen. So wurden die drei Takte ein weiteres Mal gespielt, aber offen sichtlich wieder nicht zur Zufricüenlxüt des Dirigenten, denn die ser warf plötzlich seinen Daktstock auf das Pult und rief auf Italienisch, daß er unter diesen Umstände» daraus verzichte, die Probe fortzusetzen. Dann eilte er fort und fuhr in sein Hotel. Dem Zwlscl-enfall wohnten zahlrcick-e Gäste lxn, da der Maestro seine frühere Scheu vor Befilchcrn seiner Pro'vn aufgegeben hat und sich nicht mehr hinter einer Säule verbirgt, wen» ein Fremder Im Probensaal auftaucht. So wurden die früher« Königin von Spanien, ferner der österreichiscl)e Gesandte Baron Franckenstcin, der Komponist Ralph Daugham Williams und der französische Pianist Alfred Eorto zu unfreiwilligen Zeugen dieser Szene. Auch eine Anzahl junger «ngliscl-er Komponisten war dabei, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen woll ten, die Technik des Maestro aus der Näh« zu studieren. Mr. Oven Mase von der D.B.T., der im Namen des menschenscheuen Künstlers sprach, teilte der Oeffentlichkcit mit, daß Toscanini die Probe nicht wegen der Unzulänglichkeit des Orcln'stcrs ab gebrochen hätte, das er für eines der besten Europas hält. Der artige Zwlsckxmfälle hätten sich unter der Leitung des temt»ra mentvollen Dirigenten bereits häufig und in verschiedenen Län dern ereignet, so daß diese Episode eigentlich nichts Ungewöhn liches bedeutete. Tatsächlich hat Toscanini sich aus der nächsten Probe wieder mit einem Lächeln vor den Orckestermusikern ge zeigt und sie auch mit einer chevaleresken Verbeugung begrüßt. Offenbar Haden die Oboisten des B.B.E.-Orchesters ihre Aufgabe zur Zufriedenheit des Dirigenten eriiillt. denn diesmal konnte die Probe ordnungsgemäß zu Ende geführt lverden. AM« VerW die Tschechoslowakei DIW. Prag, 6. November. Das demokratische „Prager Tagblatt" vom Sonne abend bringt die Meldung, daß der Tenor des tschechischen Nationaltheaters, Richard Kubla, seinen Wohnort im Ausland nehmen wird. Kubla war am Donnerstag in einem Johann« Strauß-Konzert in Prag bei der Wiedergabe eines Donaulicdes. von dem eine tschechische Ucbersetzung nicht existiert, durch Kra- walle aus dem Publikum gestört worden. Einem Wiener Jour nalisten hat der Tenor jetzt erklärt, daß er ins Ausland gehen wolle, wo ihm etwas Derartiges sicherlich nicht widerfahren würde. „Ich bin ein treuer Tscheche, doch ist die Kunst inter national, und ich kann dieses Vorgehen chauvinistischer Element« nicht begreifen. Am liebsten hätte ich den Kundgebern zuge rufen: „Sie irren, erst morgen wird hier im Luzerner Saal «in Boxkampf ausgetragen"." Auch Johann Strauß, der da» Konzert dirigierte, ist durch die Zwischenfälle sehr verletzt und tief gekränkt. Richard Kubla wird in Kürze eine Gastiviclrcise nach Amerika antreten. Wann kann die Polizei eine Wohnung beschlagnahmen? Berlin, 8. Nov. Die Polizei hat nach dein Verwctitungsrecht die Möglichkeit zur Unterbringung obdachloser Familien «ine ihr verfügbare Wohnung zu beschlagnahmen. Gegen eine solci)e Beschlagnahme hatte sich ein Hauswirt gewandt, weil «r die Wohnung, die zwar im Augenblick der Beschlagnahme gerade nicht bewohnt wurde, bereits an einen neuen Mieter vermietet hatte. Das Preußische Vberverivaltungsgericht, das die Sache al- letzte Instanz zu entscheiden hatte, hat das Vorgehen der Poli zei für unberechtigt erklärt, denn ein« bereits fest vermietete, wenn auch noch nicht bezogene Wohnung fei für die Polizei nicht mehr zwecks Beschlagnahme verfügbar, sondern stände bereits gleichsam in der Geivalt des neue» Mieters. Dieser Zu stand könne in keiner Weise anders beurteilt werden, als wenn ein Mieter auf längere Zeit verreist sei und deshalb seine Woh nung eine gewisse Zeit gerade nicht benutze. Das Oberverival- tungsgevicht bemerkt aber ausdrücklich, daß die Polizei in drin- genden Ausnahmefällen an dies« Grenzen ihr«r Befugnis nicht gebunden sei.
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