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Nummer 1S9—36. Iahrg ErfHelnt 0 mal «Schenlllch. N«natttch«e vejugepeel» daich Tillger elnlchl «> Pfg llz«. « Pfg. lelgeel«-» 1.70; durch dl« Post 1.7V «Inlchllrtzllch Postllbenoellungsgeblltr, jUjUgUch dv Psg Post-Bestellgel». <kIuz«I>Nr. 10 Psg., Sonnabend- ». tzestlags-Ne. 10 PI«. vbbest«llnngen mllsten lplllesten« «ln« Moch« vor «blau! der V«jug«)el1 schrlslllch beim »erlag elngegangen lew. Unlere lril-«, dllg«» k«l»« Abbestellung«!, «ntgegennehme». LächUche volkssettuns verlagert Dresden. Anzeigenpreis«: dl« lspalllg« 72 mm brell« Zell« S Psg ; sür Famlllenanzelgen b Psg. gllr Platzwünsche lünnen wt, leln« v«w!lhr leiste». -chrlstl«llung; Dr«»d«n.»., Poll«,fte. 17, gernrus 20711 u. Illlll LrschLstspell«, Druck und v«rlag: Germania Buchdrucker«! » Verlag LH. ». v. Winkel, Pollrrstratz« 17. gernruf 11012. Postscheck: «r. 101L, Bank: Sladtbanl vreod«» Rr. «7S7 Svnnabend/Sonnlag, 1V./11. Juli 1837 Am Soll« von höherer Gewall, «erbol, «lnlrelender B«lrl«bv- ftörungen Hal d«r Bezieher »d«r Werbunglrelbend« krtim Ansprüche, soll, di« Z«Iiung ln beschrünliem Umsang«, ver spätet oder nicht erscheint. tkesülluigiirllftDr«»»«» LhallleiM „NnaWesMdMMerk" Sofortige Erhöhung -er Posttarife Zölle mit 13°/« erhöh« Paris, IN. Juli. Das Jincmzaesundungsgesetzwcrk der Regierung Chou- tcmps-Bomiet nimmt im amtlichen Gesetzblatt nicht weniger als 7N Spalten Raum in Anspruch. Die Bestimmungen decken sich mit der vor 24 Stunden gegebenen ausführlichen Uebersicht. Nachzutragen sind nur noch 2 Einzelheiten. Die Erhöhung der Zollsätze aus Rohcrzcuguisse, Halb- und Fertigsnbrt- liate beträgt 13 v. H., ausgenommen davon sind Kolonial waren und Mineralöle. Die Abgaben aus Einfuhr genehmigungen werden um 2 5 v. H. erhöht. Aus genommen davon bleiben Birnen, Aepfel und Kohl. Außer der Erhöhung der Inlandsposttarise werden auch die Postgebühren nach dem Ausland allgemein der Frank-Abwertung a „geglichen und Beispielsweise das Porto für einen Ausländsbrief von bisher 1,50 Frank auf 1,75 Frank.heraufgesetzt. Die neuen Posttarife werden am Montag in Kraft treten, die neuen Eisenbahntarise dagegen am 20. Juli. Im amtlichen Gesetzblatt erscheint weiterhin das Gesetz, das der Negierung die Befugnis gibt, auf dem Verordnungs- wcge den Zolltarif zu ändern, die Maßnahmen gegen das Dumping zu verstärken und den Schutz der landwirtschaft lichen Erzeugung sicherzustellen. * Zchneinhalb Milliarden neue Steuern und Abgaben' 40 Milliarden Fehlbetrag! Erhöhung der Postgebühren und Eisenbahntarife! Erhöhung der Tabakpreise! Neue Ausländs anleihen! Streiks. Preissteigerungen, Wirtschaftszusammen- briiche! Das sind heute die täglichen Schlagzeilen der franzö sischen Zeitungen, nachdem der französische Bürger bereits durch die Frankenabwertung — der zweiten unter der Bolkssronl- herrschast — um einen nicht geringen Teil seiner Ersparnisse und seines Arbeitsertrages gebracht worden ist. Jetzt sieht der sparsame häusliche und bescheiden lebende Franzose, was bei der Politik des ehemaligen Ministerpräsidenten Leon Blum hcrausgekommen ist. Bor reichlich einem Jahr, als die „Volks- frontregicrung" ans Ruder kam, überfluteten eine Welle revo lutionärer „Errungenschaften" das sonst so konservative Land. Die Vierzig-Stunden-Woche wurde eingesiihrt, und darauf war Herr Blum besonders stolz. Der Durchschnittsfranzose ging willig mit. Nun hat er die Illusion teuer bezahlen müssen. Die französische Tragödie ist schnell zum Schlußakt gekommen. Das deutsche Polk, das die Folgen eines ähnlichen wirtschaftlichen Zusammenbruches erlebte, darf überzeugt sein, daß unser« Führung auch weiterhin dafür sorgt, daß die Währung sicher bleibt und die Produktion Deutschlands sich vermehrt, auf daß jeder einzelne auch einen größeren Anteil an der erzeugten Gütermenge erhalte. Generalstreik im pariser Gaflstättengewerbe Parts, 10. Juli. Am Freitag abend haben die Vertreter der Arbeitnehmer des gesamten Gaststättengewerbes, also der Hotels, Speisewirt- scl-asten und Kaffeehäuser nach einer letzten Besprechung bei der Ministerpriifldentschast den General streik für Paris und Umgebung beschlossen. Auf -er Suche nach einem Ausweg Weder der deutsch'itallenische noch der englisch'sranzöslfche Vorschlag fanden die allgemein eZustimmung im MteinmischungSauSschuß London, 10. Juli. Das Ergebnis der Vollsitzung des Nichteinmischungsaus- schusses am Freitag läßt sich wie folgt zusammensassen: 1. Der englisch-französische Plan auf alleinig« Uebernahme der Scekontrolle an der spanischen Küste fand keine Annahme. 2. Der deutsch-italienische Plan wurde von England, Frankreich und der Sowjetunion abgelehnt. 3. Infolgedessen wurde ein Antrag des niederlän dischen Vertreters angenommen, der die englische Regle- rung auffordert, einen Ausweg aus der entstandenen Lage zu suchen und zwischen den beiden Plänen zu vermitteln. (Wört- lich: Einen Versuch zu unternehmen, die beiden Ansichten zu sammenzubringen.) Ser Verlauf der FreltaMung Aus den verschiedenen Erklärungen, die am Freitag im Nichteinmischungsausschuß abgegeben wurden, sind folgende her- vorzuhebcn: In der Dormittagssihung eröffnete Lord Plymouth die Beratungen mit einem Appell an die Mächte, zusammenzu arbeiten, um die entstandenen Schmierigkeiten zu lösen. Hierauf erklärte der italienische Botschafter Gran di, eine englisch-französische Flottenüberwachung ohne Deutschland und Italien würde zweifellos der wesentlichen Unparteilichkeit entbehren, die unerläßlich sür jeden Kontrollplan sei. Zur Frage der vorgeschlagenen neutralen Beobachter an Bord der Ueberwachungskriegsschifse meinte Grandi, der neu trale Beobachter würde weder die Berechtigung noch die Mög lichkeit, noch die Autorität haben, um sich den Anweisungen ge- gebenenfall.- zu widersetzen, die der Kommandant eines Ueber- machungsschisscs für notwendig erachte. Deutschland und Italien hätten ihren konstruktiven Vor schlag vorgebracht, um den Grundsatz der Nichteinmischung auf- rcchtzuerhalten. Zur Frage der ausländischen Freiwilligen übergehend, er innerte der italienische Vertreter daran, daß bereits im August vergangenen Jahres Deutschland, Italien und Portugal einen diesbezüglichen Antrag gestellt haben. Im Nichteinmischungs ausschuß habe man jedoch erklärt, daß diese Angelegenheit nicht eilig sc!. Jetzt, nachdem Gerüchte über die Ankunst deutscher und italienischer Freiwilliger auf Selten Francos umliefen, habe der Nichteinmischungsausschuß auf Anregung gewisser Mächte damit angefangen, sich mit dieser Frage zu befassen. Wie aber wolle man alle die englischen, sowsetrussischen und sronzöslschcn Freiwilligen der roten internationalen Brigade zurückrufen? Das gleiche gelte für die Freiwilligen auf natio nalspanischer Seite. Denn seit dem Tage, an dem sie in Spa nien lebten, ständen sie lediglich und allein unter dem Befehl von General Franco. Der französische Botschafter ln London, Torbin, er klärte, man wisse Im Londoner Ausschuß, daß es nicht von der französischen Negierung abhänge, daß die internationale Kon trolle nicht schon früher in Kraft getreten sei. ebenso auch, daß Frankreich unaulhörlich ihre Verstärkung gefordert habe. Er lehnte sodann die deutsch-italienischen Vorschläge ab, indem er erklärte, daß sie nicht geeignet seien, eine unparteiische und wirksame Kontrolle zu sichern. Zusammenfasscnd erklärte Corbin am Schluß, die fran zösische Regierung könne sich für ihren Teil den deutsch-italie nischen Vorschlägen nicht anschließen und halte ihre bereits ge machten Vorschläge aufrecht. Wenn man andere gleiche oder noch bessere Vorschläge vorbringen würde, dann würde die fran zösische Regierung diese mit dem Wunsche prüfen, eine Eini- gungsgrundlage zu finden. Der portugiesische Botschafter setzte sich hierauf in seiner Rede sehr stark für die deutsch-italienischen Vorschläge ein. Der Sowjelbotschafter Maisky lehnte die deutsch italie nischen Vorschläge rundweg ab. Er behauptete, sie seien dazu bestimmt, die „spanische Republik" cinzusperrcn und zur Unter werfung zu zwingen Eine vollständige Flottenkontrolle rings um die spanische Küste sei ein wesentliches Element des Nicht einmischungsplanes, während die Gewährung der Rechte als Kriegführende heiße, daß man einen „Rebellen" s!) mit seiner „Regierung" (!!) ans die gleiche Stufe stelle. Maisky brachte dann grbteske Behauptungen über die Entsendung von Waffen und Leuten in das Lager Francos vor. Auf Seiten Francos kämpften über 100 000 Ausländer, wobei die Marokkaner nicht mitgezählt würden s?!). Schließlich erklärte Maisky, daß die Gewährung der Rechte als Kriegführende außerdem zu einer vollständigen Blockade der „Valencia-Regierung" führen würde, weil damit die spanische Republik gehindert würde, sich den er forderlichen Nachschub auf dem Seewege zu beschaffen. Die Sowjetregierung lehne daher die deutsch-italienischen Vorschläge ab. Botschafter von Ribbentrop widerlegte dann in be merkenswerten Ausführungen die Behauptungen des Sowjet botschafters. Ribbentrop leitete seine Rede mit folgenden Sätzen «in: Daß der Sowjetbotschafter wie üblich eine jener tenden ziösen Propagandarcden produziert hat. die seine besondere So zialität zu sein scheinen, daran hal»en wir uns hier im Ausichuß allmählich so gewöhnt, daß dieses Verhalten längst auf vernünf tige Leute gerade di« entgegengesetzte Wirkung von dem hat. was der Sowjetbotschafter erreiä-en möchte. Di« Beweggründe, die den Sowjetbotschafter zur Anwendung einer aggressiven Methode und so seltsamer Argumentierungen treiben, wie wir sie soeben angehört haben, liegen auf der Hand: (Fortsetzung aus Seite 2.) Die Ursache des Großfeuers auf dem Güterdahnhof Salle Hall«, 10. Juli. U«b«r dl« Ursach« des Brandes auf dem Hallefchen Güterbahnhof in d«r Nacht zum 10. Juni, bei dem fünf Bahnbedienstete d«n Tod fanden und ein Sachschaden von etwa 5 Mill. RM. verursacht wurde, sind die Ermittlungen jetzt abgeschlossen. Di« Kriminalpolizei stellte als Brandursache Selbstentzündung fest. Einer der auf dem Güterbahn- Hofgelände stehenden Sisenbahmvaggons enthielt autzerordcnt- ttch feuergefährliches Gut, das infolge unsachgemäßer und fahr- läfslger Behandlung durch die Versandfirma bei der am Brand- tag herrschenden großen Hitz« von selbst in Brand geriet. Kußball im Renaissance-Stil Es gibt wohl lrmim ein Land in Europa, in dem die Vergangenheit noch so unmittelbar in die Gegen wart hineinragt wie in Italien. Die herrlichen alten Städte geben den schönsten Rahmen ab sür die Feste, die Mussolinis Negierung hat Wiederaufleben lassen. Es handelt sich nicht allein um die kirchlichen Fest- Ziige am O st e r - und Aranlei cl) n a m ssest und, aus der religiösen Sphäre in die welliiche hinüber spielend, um den Karneval: den Karneval von Rom und Venedig — eine längst in Vergessenheit geratene Art weltlicher Feste, und zwar Feste aus gesprochen sportlichen Charakters haben seit 1030 „fröhliche Urständ gefeiert". In Neapel werden Ritter spiele in der Arena geritten im Kostüm der Früh renaissance. in Siena ist der „Palio" dem modernen Polospiel vergleichbar, und tn der Mutterstadt aller Künste, in Florenz, feiert man alljährlich den „Maggio Fiorentino" — den „Florentiner Mai" — mit einem richtigen Fußballwettspiel. Es ist bezeichnend für die völlige Interesselosigkeit am Sport, wie sie noch tief bis ins 19. Jahrhundert an hielt, daß der gründlichste Kenner der italienischen Renaissance, Jacob Burckhardt, in seinem klassischen Buche „Die Kultur der Renaissance in Italien" diese großartigen Volksfeste mit Stillschweigen übergeht. Goethe erwähnt in seiner „Italienischen Reise" immer hin das Pferderennen, mit dem der römische Karneval eröffnet wird. Aber von den ehemals so volkstümlichen Sportfesten in Toskana wußte weder das 18. noch das 19. Jahrhundert mehr etivas. Und doch umfaßt der „Maggio Fiorentino" noch fast den ganzen Juni und findet seinen feierlichen und besonders groß artigen Abschluß erst am Tage des Schutz heiligen der Vaterstadt Dantes und Michel angelos, Johannes des Täufers, dem 24. Juni. Da geht der „Calcio Fiorentino" — das Wort „Calcio" bedeutet eigentlich „Tritt" oder „Stoß" — zum letzten Male vonstatten. Das ist nun freilich etwas ganz anderes als ein moderner Fußballmntch. Der Kampfplatz ist schon an sich einzigartig. Der Nathausplatz, „Piazza della Signoria", ist mit Tribünen umstellt, die von festlich gestimmten Zuschauern fast bersten. Der altehrwürdige „Palazzo Vecchio", das gotische Rathaus, von dessen schlankem, zinnenbewchrten Turm das weiße seidene Stadtbanner mit der riesigen roten Lilie, das Wahr zeichen der „Blumenstadt", herabweht, und ihm gegen über das großartigste Wachgebände der Welt, die offene, ursprünglich für die deutschen Landsknechte bestimmte „Loggia dei Lanzi", das längst in ein Freiluftmuseum für Plastik umgewandelt worden ist, bestimmen diesen Platz: marmorne Zuschauer, gewaltiger als die leben digen, sind die plastischen Wahrzeichen der Stadt: Dona- tellos Löwe, der „Marzocco" und Michelangelos David am Nathausportal, Gian da Bolognas Brunnenfiguren und sein Reiterdenkmal des Herzogs Cosima von Medici, und in der Loggia dei Lanzi der eherne Perseus von Benvenuto Cellini, alles mehr oder weniger sport lich gestählte Körper. Bon weiterher lugen über die flachen Dächer herüber die Türme der „Badia" und des ehemaligen Regierungsgebäudes, des „Bargello". Jedes Ouartier der Altstadt entfaltet sein Banner: Santo Spirito die Taube, San Giovanni das Baptisterium, Santa Maria Novclla die Sonne, Santa Croce das Kreuz. Lauter Jubel begrüßt den König des Festes, den jugendlichen Prinzen Umberto von Savoyen. Kaum hat er auf der Ehrentribüne Platz genommen, da naht sich auch schon der Festzug: Zwei Farben stechen daraus hervor, Weiß und Blau, die Farben der Gegner im „Calcio". der Mannschaften von Santo Spirito und Santa Croce. Es ist, als bewegten sich Blumenfelder auf uns zu. Voran kriegerische Klänge: Trompeten, Trom meln, Pfeifen. Der Stadthnuptmann, Ratsdiener und Soldaten, die Ouartiermeister, Zunftmeister, der Spiel leiter mit den Schiedsrichtern, eine Kartaune, die mit gewaltigem Donner jeden Erfolg der Spieler verkün digen wird, und wieder Offiziere und Soldaten. Im ganzen kommen einige hundert Mann in den prunk vollen Gewändern des 10. Jahrhunderts feierlichen Schrittes herangezogen und verteilen sich in schönster Ordnung auf ihre Plätze. Das leuchtet blau, rot. gelb, orange, smaragdgrün, grau, und dazwischen funkeln Hellebarden. Schwerter, Küraste. Besonders reich sind die Schabraken der Reiter. Man kann stch nicht satt seken an diesem so bunten und dabei doch so harmo nischen Forbenspiel. Plötzlich tritt tiefe Stille ein. Der 5,ei old der Signoria, gefolgt von dem Fahnenträger der t -k und von Trompetern, nähert sich von der Mille dcs