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Die Schlachtbeute bei Riga Der deutsche Heeresbericht Das Wolffsche Bureau melde! a^tich: Großes Hauptquartier, 8. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Starker Nebel schränkte die KampfiStiakeik im Nordteil der flandrischen Front ein. Vom Houkhoulster- Walde bis zum Kanal Com! ne s—V pern steigerte sich das Feoer zeitweilig zu grober Heftigkeit. Mehrfach stießen die Engländer zu Erkundungen vor; sie sind überall abgewiesen worden. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Die Arkilleriefchlacht vor Verdun ging gestern weiter. Auf dem Oskufer der Maas verstärkte sich die Arttlleriewir- kung mehrmals zum Trommelfeuer. Kurz vor Dunkelheit brach ein französischer Angriff zwischen Samoaneus und der Straße Beaumont — Vacherau- ville (3X Kilometer) vor. Dank der zähen Ausdauer und Stoßkraft unserer Infanterie und lm Abwehrfeuer der Ar tillerie blieb dem Feinde ein Erfolg versagt. Seine Sturm wellen, denen dichtauf starke Reserven folgten, wurden abge wiesen; wo sie elndrangen, warfen sich unsere Kampftruppen ihnen entgegen und drängten sie zurück. Einige französische Kompanien sind aufgerieben worden; auch sonst find die feind lichen Verluste schwer. Während der Nacht blieb das Feuer mwermiadert stark mrd schwoll heule früh von Beaumont vis Bezouvaux wieder zu hef tigstem Trommelfeuer an. Seil 6 Uhr vormittags find dort neue Infankerlekämpfe lm Gange. Oeftlicher Kriegsschauplatz Front Prinz Leopold Zwischen Ostsee und Düna hatte unsere Kavallerie wesiNch von Wenden, bei Bendlng und Neu-Kelden- Hof Gefechlsfühlung mit dem Feinde, der in dieser Linie eifrig schanzt. Vorgeschobene russische AbteUunen wurden an mehreren Stellen durch Kampf zurückgedrückk. An der Dü n a hat der Gegner seine Stellungen bis west lich von Kokenhusen geräumt. Die Zahl der auf dem Schlachtfelds von Riga erbeuteten Geschütze ist auf 318 gestiegen. Front Erzherzog Joseph Zwischen Pruth und Moldawa sowie au der Gyi- nes- und Oito - Strotze lebhafte GefechlSkätigkeil. Mazedonische Front Westlich des Prespa - Sees wiesen osmanische Truppen in kürzlich gewonnenen Stellungen russische Vorstöße ab. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. Der A-Bootkrieg Mtb. Berlin, 8. September. (Amtlich.) Im Sperrgebiet um England wurden durch unsere U-Boote neuerdings 23 000 Brultoregistertonnen versenkt. Unter den vernichteten Schiffen befanden sich der englische bewaffnete Dampfer «Rosario" mit 3500 Tonnen Erz nach Glasgow sowie drei größere Dampfer, die Kohlen geladen hatten. Der Chef des Admiralstabes der Maüne. Das heitze Ringen um den Monte San Gabriele »0». Mi en, 7. September. (Drahtbertchk.) Aus dem KriegS- preffequarkler wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz. Der Kamps um den Besitz deSMonteSanSabriele dauert la unverminderter Heftigkeit an. Schweres Artillerie- und Mineuwerferfeuer liegt ununterbrochen auf diesem Kampsraume, wobei der Feind auch vielfach Gasgranaten verwendete. Zehnmal stürmt« er gestern de» Nordteil der Gabriele-Stellung, und einmal »ersuchte er «S auch gegen den Westleil. Immer wurde der Italiener unter den größten Verlusten von de» tapfere« Grabenverteidigern lm Nahkampfe zurückgeschlagen. Doch unentwegt führt Ladorna gegen all« drei Froute« des Gabriele immer neu« Masten zu« Stur« heran, die schon in unsere« Ver nichtungsfeuer sichtlich die schwerste» Verluste erleiden. Trotz dieser feindlichen Anstrengung«» Haden wir alle voraestern ge wonnenen Stellung«« restlos behanptet. Auch gegen St. Talari »la wurde ei« starker feindlicher Angriff abgeschlagen. Im Tarnowitzer Walde waren zeitweise Handgrauateukämpft. Sonst »ar an der Görzer Front nnr Arlillcriesever, das sich »«»«nllich gege« die rückwärtigen Nämne richtete. Anch am Nordteil der Karfchochfläch« »ar mr gertnge Gefechtllätigkeit. Di« Stellinge» a» Hermada- Abschnitt, die der Feind gestern verloren hatte, lagen ebenfalls an dauernd in schwerem Feuer. Mehreren AngrittSoerswche» bet Flondar und Sa» viooainri. die all« «eist schon in unser«» Feuer zufannnen- drache», folpe in de» Ade^stupben ei» heftiner Anstur« auf die gary« Front vo» Selo bis z»m Meer«. Nach heftigste» Ratzstcknpßr» «au« bis »^0 Uhr »achaütlags all« feindliche« Sturmkolonue« abiefchlage». Gort, wo der Gegner vorhergehend elnzudrinaen vermochte, warte» ihn unsere tapferen Verteidiger in schnridigem Gegenstoß zurück. Hierbei nahmen sie fünf Offiziere und 500 Mann gefangen. In den letzten Kämpf« dort fielen «n« auch vier Regimentskommandeure, außerdem der GeneralflabSoffizicr der Brigade Catanzaro, ein Verwandter des Generals Ladorna, in die Hände. Diese eingerechnet machten wir seit Beginn der Schlacht 18 500 Feinde, darunter 500 Offiziere, zu Ge fangenen. Triest wurde mittags und heule 3 Uhr früh von Fliegern beworfen. Italien vor der Revolution? (r.) Don der Schweizer Grenze, 8. September. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Das «Berner Tagblatt' berichtet von der italienischen Grenze: Die Stimmung inItalienist geradezu trostlos und treibt unaufhaltsam einem inne» ren Zusammenbruch zu. In Stadt und Land herrscht tiefste Niedergeschlagenheit. In allen Städten arbeiten Umsturzkomitee«, die von den offiziellen Sozialisten organisiert werden. Die revolutionäre Propaganda verfügt über zwei Zentren, und zwar in Rom und in Mailand. (r.) Don der Schweizer Grenze, 8. September. (Draht- bericht unsere« Sonderberichterstatters.) Die «Dermcr Tagwacht' meldet, daß offendar neue sehr ernste Ereignisse in Turin sich in den letzten Tagen abspielten. Die italienischen Blältier bewahren hierüber vollkommene« Stillschweigen. Von einem gestern in ZS-'ch angekommeaen italienischen Deserteur erfährt man indessen, daß in den Straße» vo» Turin heftige blutige Kämpfe fiattfanden. in die selbst Artillerie etugegriften habe. Diele Arbeiter und Sozialismen «nuckan oertzuftet» (r.) Don der Schweizer Grenze, 8. September. (Drnstt- berlchlonsereSSonderberlcht e r st alters.) Der Schweizer Preßtelegraph meldet au« Genua: Wegen Beteiligung an Leben«- mikteltumolke« wurden in Genua zehn Personen verhaftet. Die antideutsche Liga telegraphierte an den Lebensmittelkommlssär, daß sofortig« Maßnahmen zur Behebung der Leben«mittelkuappheit not- wenlüg seien» um die Skraßenagitation zu verhindern. Unterredungen mit dem Reichskanzler (r.) Stuttgart, 8. September. (Drahkbericht.) Der Reichs kanzler empfing gestern nachmittag drei Vertreter der Presse. Mit dem Hauptschriftleiter Dr. Elben vom «Schwäbischen Mer kur" besprach er die Förderung der nationalen Bestrebungen und im Zusammenhang damit den Partikularismus, -essen Entstehen und Verschwinden. Dem Hauptschriftleiter Kemper von -er «Württembergischen Zeitung" gegenüber äußerte sich der Kanzler sehr vertrauensvoll über die Lösung der wirtschaftlichen Aufgaben, deren Durchführung er als verhältnismäßig lellcht be zeichnete, da bei allen Bundesländern das Bewußtsein sich ohne weiteres einstellen werde, das deutsche Vaterland auf starker Grundlage zu erhalten. Gegenüber dem Hauotschriftleiter Ernst Keil vom «Stuttgarter Neuen Tagblatt" erklärte der Kanzler auf die Frage, ob, in welchem Fall und wann die preußische Wahlrechksvorlage eingebracht werden würde, daß dies zu Beginn der nächsten Tagung des preußischen Landtags ge schehen werde, lieber den Inhalt der Vorlage äußerte tr sich nicht, sondern sagte nur, sie werde beherrscht sein vom Steifte des Reichstagswohlrechts. Elsaß-Lothritngen sei augenblicklich Gegenstand lebhafter Arbeit; dabei sei noch nicht entschieden, ob die Teilung des Landes oder die Umbildung zu einem selbständigen Bundesstaat das Ergebnis sein werde. Die Zukunft Belgiens tu. Amsterdam, 8. September. (Drahkbericht.) Die aus katholischen Kreisen gewöhnlich gut unterrichtete .Tijd" schreibt, sie könne mit abso luter Sicherheit Mitteilen, daß in Deutschland die Kreise, bte mit der Beantwortung der päpstlichen Frledcnsnote betraut sind, beschlossen haben, Belgien seine Selbständigkeit wiederzugeben. In der Antwortnote an den Papst sei betont, daß Deutschland, ixrS einen Verteidigungskrieg führt, kein Recht und nicht die Absicht hrde, seine Hand dauernd auf Belgien zu legen, falls auf der anderen Seite Bürg- schäften dafür geleistet würden, daß Belgien keine besonderen Tlbmachun- gen mit dem einen oder anderen der Enkcnkeländer treffe. Der Rücktritt des brasilianischen Handelsministers tu. Bern, 8. September. (Dratbericht.) Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, mußte der brasilianische Han- delsmlnister Talogeras zurücklreten, weil er wegen der Organisation der Schiffahrtskonkrolle und wegen verschiedener finanzieller Fragen, bei denen er auch persönlich beteiligt war, an gegriffen wurde. Sein Nachfolger Carlos ist der Führer der MehryettSparteien. Chiles Neutralität tu. Amsterdam, 8. September. (Drahtberlcht.) «Times" melden auS Valparaiso, daß ein englische« Dampfschiff feine La dung löschen mußte, weil eSbewaffnet war. Ein Attentat auf Kerenski tu. Vo» her Schweizer Grenz«, 8. September. (Draht bericht.) Wie ber «Pvpvlo b'Italia' vernimmt, »urbe auf K«r«»fki bei sttoer Rückkehr au« Moskau «in Alt« »l«l oerßbt. Ma« hatte be» Zug, i» be» er sich befand, i« bi« Luft sprenge» »olle«. Eine Fahrt ins Polenland Von Hans Schaack-Leipzig. VH. Bel Exzellenz von Beseler. — Die Ziele der deutschen Politik. — Pilsudski und die Legionäre. — In der Warschauer Preffe- Abteilong. Wir haben absichtlich alle die Eindrücke, die wir während unseres Aufenthaltes in Warschau empfingen, im Zusammenhang dargestellt, losgelöst von der Stätte, da sie uns gegeben wurden, wie von den Herren, die in so liebenswürdiger Weise in ihren Vorträgen uns in alles Wissenswerte einführken. Wir taten es, um den Boden zu bereiten für das, was wir auS dem Munde des obersten Beamten der besetzten polnischen Gebiete über daS bisher Geleistete und über seine Absichten und Ziele vernehmen konnten. Schon in den Nachmittagsstunden des zweiten TageS unserer Anwesenheit in Warschau hatte uns der Chef des Gene ralstabs des Gouvernements Warschau, Oberstleutnant Nethe, im Königlichen Schloß empfangen und uns einen kurzen Einblick tun lassen in die Schwierigkeiten der Arbeit, die die deutsche Verwaltung in Polen zu leisten hat. Er teilte uns mit, was in zwischen aller Welt bekannt geworden ist, daß das Schul- und Gerichtswesen demnächst in polnische Hände gelegt wird, un zeichnete uns ein Bild des Charakters und der Tätigkeit des kurz vorher gefangengesehten Kommandeurs der polnischen Legion, deS Obersten Pilsudski. Die von ihm geschaffenen Regi menter hatten in den Karpathenkämpfen Schulter an Schulter mit österreichischen und deutschen Truppen gekämpft aber dem etwas abenteuerlich veranlagten polnischen Brigadier entwickelten sich die Dinge in Polen nicht rasch genug, und so fiel er in die alte Untugend polnischer Politiker zurück. Er schuf in der so genannten P. O. W. eine unterirdisch arbÄtende Geheimorgani- sation, die unleugbar deutschfeindliche Absichten verfolgte, un machte es dadurch der deutschen Heeresleitung zur Pflicht, ihn festzunehmen and daS polnische Etappengebiet vor seinen Machi nationen zu sichen. Die Legion hat nur .zu einem geringen Teil den mit dem Staatsrat vereinbarten Eid geleistet, der größere Teil weigerte sich aus nichtigen Gründen und ist deshalb ent waffnet und in Gefangenlagern an der preußischen Grenze interniert worden. Am Nachmittag desselben Tages fuhren wir durch die schönsten Tbile der Stadt Warschau nach dem reizend ge legenen und noch reizender auSgestatteten Schlößchen Belvedöre am Lazlenkipark, das Generalgouverneur Erzellenz von Beseler sich zum Wohnsitz auserkoren hat. Hier haben die russischen Gouverneure seit Jahrzehnten gewohnt, und merk würdigerweise war das Haus bei der Räumung Warschaus von den abztehenden Rusten völlig vergessen worden. Denn es ent hält noch die alten Möbel, und nichts ist darin beschädigt und weggeräumt. Der Bezwinger von Antwerpen und Modlin, der stärksten Festungen, die sich im Westen und Osten unseren vor rückenden Truppen entgegengestellt hatten, sak frisch aus und machte auf uns alle einen starken Eindruck, nicht nur durch seine kraftvolle Persönlichkeit, sondern auch durch die glänzende Rednergabe, mit der er uns mit dem bisher in Polen Geleisteten bekannt machte und uns einen Einblick tun ließ in die Ab sichten und Ziele der deutschen Politik. Als das Land vor zwei Jahren besetzt wurde, war noch keine Rede davon, aus dem Land einen selbständigen Staat zu machen, und daß das Gebiet, das man damals in zwei Hälften teilte, später wieder zu einem ein heitlichen Ganzen umgesialtet werden müßte. Allmählich keimte bei den Verbündeten sowohl wie bet den Polen der Gedanke auf, was aus dem Lande werden sollte, der dann tn der Kund gebung der beiden Kaiser vom 5. November 1916 verwirklicht wurde: Polen soll ein selbständiges Königreich werden, -essen Zu kunft tn enger Verbindung mit den Mittelmächten ausgestaltet werden muß. Nach dem allgemeinen Eindruck, den man in Polen hatte und gewann, drängle das Land und Volk aus Er richtung eines polnischen Staates. Bei der Lage der damaligen Verhältnisse, bei dem Kampf, den wir gegen das Zarenreich führten, dem sich die Polen anscheinend mit ihrem ganzen Hatz entgegenstellten, lag es für uns nahe, den Polen gewisse Aus sichten und Versprechungen für die Zukunft zu eröffnen. Man kam also nach reiflichen Erwägungen dazu, nicht nur daS Land nicht wieder zu teilen, sondern hielt es für die beste und am wenigsten bedenkliche Lösung, das Land nach gewissen Grenz veränderungen so zu gestalten, daß eS einen selbständigen Staat bilden, sich aber rückhaltlos an die Mittelmächte onschliehen könnte und müßte. Das Volk selbst schien diese Lösung freudig zu begrüßen. Der großartige DemonstrationSzua am 3. Mai 1916, der in Warschau 200 000 Menschen auf die Straße brachte, dte voller Jubel zum ersten Male dte polnischen Fahnen entfalteten, war deS Zeug nis, und die polnische Presse floß über von Entzücken, -atz Polen gegen Rußland Kämpfen könne. Exzellenz von Beseler gab un umwunden zu, datz leider vieles ganz anders gekommen sei, al« diese ersten Anzeichen erwarten ließen. Der lebhafte und tem- peramentvolle, zum Teil sehr sanguinisch« und phantastische Geist deS polnischen Volkes forderte mehr als wir ihm geben konnten. Bald zeigte sich «tn Umschwung in der Stimmung. Der Hatz gegen Rußland schwand, der Ausruf zur Bildung eines polnischen Heeres, daS doch die Grundlage für den neuen, selbständigen Staat abaeben solste, wurde gewissermaßen boykottiert: Man wollte nicht unter fremden Befehlshabern fechten. Dann kamen di» Legionärs ttck Land, ab« anch -D W^tUyg ftz ihA Reib«