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Einen Augenblick Weihnachten / von H-„» z-i-drich »,«»» aS Fährboot, da» von der »rohen Ucberseestabt herüberkam, legte knirschend an der Brücke an,' die Fahrgäste eilte», mit Weihnachts paketen beladen, an der Steglaterue und der hellerleuchteten Scheibe des WachhauseS vor über dem kleinen Hafenort zu. Auch die Leute der Fähre tappten sich durch das Schneetreiben von Bord, um beim Briickenivarter die halbe Stunde bis zur Rück fahrt zn warten. AlS letzte stieg eine ältere Frau a»S und schritt zögernd hinter den Eilenden her. Sie trug ein alt modisches Hütchen, nm das ein schwarzer Umhang ge- schlagen war. der Hals nnd Schultern schuhte und auch das Gesicht vor Neugierigen deckte. — Anna Roos wollte nicht gesehen werden,' sie wuhte, sie war alt und schwer geworden, seitdem sie zum lebten Male im Hafen gewesen war, ihr Gesicht war von galten entstellt. Aber sie fürchtete immer noch, das« jemand sie anbalten und erstaunt fragen würde. „Mein Gott, bist du o, Anna? Wir dachte», dn und dein Mann, ihr wäret mit der „Alten Liebe" umgekommen!" Niemals durfte das sein! Denn der Ewer „Alte Liebe" war verschollen! Und die beiden Alten, die darauf gefahren waren — erst hatten sie heimkehren nnd den BersicherungS- lenten eine grausige Unkergangogcschichte vorlügen «vollen. Gnt halten sie sich s ausgedacht, wie sic das Geld cinstecken und in ihren alten Tagen Hintern« Zensier warten und znsehen wollten, wenn ihr Junge mit dem neuen Boot auosuhr. Aber als sie den Ewer drüben unredlich verhandelt hatten, «var dem Mann der Mnt entfalle». Er «vuhte, das, er sich vor den Herren vom Amt bei der Versklavung ver wirren würde. Und «veil sie ohne Papiere und Schiff im fremden Hasen lagen, nichts als das Geld in der Tasche, hatten sie sich zu verbergen begonnen. Und sie hatten ge lesen. «vie Peter und Anna Roos gesucht und für verschollen erklärt wurden. Und sie lebten nnd stellten sich vor, wie der Junge Erbe nnd Persicherungsgeld erhielt, wie er ein neues Schiss kaufte und mit ihm bei gutem Perdienst von Hafen zu Haien fuhr. Der Schnee trieb vor den Fenstern der Weihnachts bäume hin nnd her. lieber den Bäumen und über der Strane lag er in mattem Grau, und wo ein Lichtschein darüber hinglitt, funkelte und glitzerte er, als sei ihm selbst eine PerkünSigung geworden, und er wollte ausstchen und sein mildes Gewand fröhlich anshcben. Die alte Frau eilte rascher die Dünenstrafte hinan. Ihr Fub knirschte, frierend zog sie sich den schwarzen Um hang enger um die Schultern. Zehn Jahre waren ver gangen — und sie kannte noch jeden Schritt, den sie tat, kannte jeden Namen, der rechts und links an den Häusern stand, den der alten Fischhändler, der Fahrensleute, der Witwen. Zehn Jahre — sie dachte an ihren Mann, der sich drüben in England in Selbstanklagen zermürbt hatte und dessen Hoffnung gewesen war, noch einmal heimlich diesen Weg zu seinem Jungen zu gehen, den sie jetzt schritt. Hinter der letzten Laterne, die sie scheu umgangen hatte, hielt die Fremde eine Weile an. Ihr fror sehr, sie hatte sich schon auf dem Dampfer nicht unter Deck gewagt. Jetzt drang die kalte Nässe bis aus ihre Schultern und lieb sie zittern und sich schütteln. Aber ihr Wille war stärker als Schnee nnd Heimweh; umsichtig bedachte sie, wie sie sich dem Hause nähern könnte. Sehr behutsam wollte sie sein! Sie hatte Furcht vor der engen Treppe, die zur Lotsen- strafte kunansführte, sie hatte viel Furcht und wieder eine nicht uiederznhaltcnde Sehnsucht. Ob der Junge daheim, ob er im alten Hause wohnen geblieben «var? Schritt um Schritt tat sie; Schritt um Schritt drangen die Fragen auf sie ein. Die Stufen waren verschneit und tiberiveht. Ein mal glitt sie aus, Schnee kroch ihr in Aermel und HalS hinein nnd bist eiskalt. Und dann näherte sich die Iran einem kleinen, gelb- leuchtenden Fenster. Sie überlegte, wie sie die knarrende Pforte umgehen könnte, bückte sich mühsam unter eine Trcppcnstange, tat einige Schritte durch das Gärtchen und hob sich auf die Zehen. Gerade als sie in eine Scheibe blicken konnte, begann Singen — Kindersingcn. Ein Tisch stand gedeckt, ein Banin darauf, ciu junges Weib davor — kein bekanntes Gesicht, eifersüchtig wurde sic. U»d dann hob sich ein Schiffer ans dem Stuhl — der Junge selbst! Die alte Iran stöhnte halblaut. Ihre Knie zitterten, sie mnfttc sich gegen die Scheibe lehnen, nichts durste ihr ent gehen. Dabei kam es einen Augenblick lang wie ein An flug von Ohnmacht über sie; «vie ein taumelnder Traum, sic sei in Frieden mitten unter de«« anderen. Sie wim merte vor hilfloser Freude, die Stirn eng an die Scheibe gcprcftt. Der Schnee verschwamm, eine selige Wärme breitete sich über sie aiiS. Da sah sie, «vie das junge Weib ausschrak und zum Fenster wies, sic sah den Schiffer hochspringcu, ihre Augen trafen die seinen. Sie erkannte auch, wie das Entsetzen über seine Züge kam, «vie er die Arme hochhob, gleich «vie gegen ein Gespenst. Und die Unstetheit ihrer Flucht, die sic seit zehn Jahren erfüllte, schreckte die alte Iran. Furcht — eine grausame Furcht vor Gefängnis und Wiedererkennen jagte sie hoch. Stöhnend wandte sie sich ab, mit der letzten Kraft ihrer Furcht glitt und stolperte sie die Treppe hinab, jagte die leere Strafte entlang nnd ruhte nicht, bis sic herzklopfend und schier atemlos wieder am Landungssteg war. Der Schnee fiel. Sie horchte, ob jemand sie verfolgte. AIS alles still «var, kauerte sie sich nieder, armselig und doch vom Glück ihres Bildes besessen. Die Bootsleute traten auS dein BrttckcnhauS, sahen nach der Uhr und läuteten durch die WeihnachtSnacht zur Heimfahrt iu die groftc Uebersecstadt. / Von Norbert van Diege Fräulein, darf ich mir gestatten, Sie ein Stück Weges zu begleiten?" — Sic wurde nicht rot — sie ahnte von seiner Absicht schon seit vierzehn Tagen. Das „gnädige Fräulein" war kann« fünfzehn Jahre alt nnd hieft Liese- lotte West; der mützeschwingcnde Kavalier drückte die zerkratzte Schulbank der Tertia. Nach den ersten gewechselten Worten ging das „Paar" stumm weiter. War es nicht beseligend schön, neben dieser Lieselotte West her laufen zu können? Sie war doch wenigstens eine Iran und trug das Haar zierlich aufgesteckt — während Gustl Hängezöpsc hatte. Wie konnte man als Mädchen nur Gustl heiften? Ein halbes Jahr hatte ihn das nicht gestört nnd es war ihm schon recht gewesen, wenn sie seine mehr oder minder dummen Ideen mitmachte — aber jetzt hatte man ja Lieselotte West! Womit man diese wohl unterhielt? „Auf dem Luckmitzer Feld lasse ich nachmittags immer meinen Drachen steigen." Sie rümpfte die Nase. „Ein kindliches Vergnügen. Sehen Sie dort drüben das Institut siir moderne Tanzlchrkunst? Da bin ich heute abend, Herr Eberhard. Sie können doch tanzen, nicht wahr?" Er konnte e- nicht, aber er nickte eifrig. Und hernach lag er zu Hause seinem Pater drei Stunden lang auf Ohren und Tasche, bis er Erlaubnis und Geld bekam. Mit bcidcm versehen, raunte er spornstreichs zu dein Institut für moderne Tanzlehrkunst, um sich anzumelden. Tanzen... es behagte ihm nicht sehr, sich in einen weiften Stehkragen zu zwängen und weifte Handschuhe zu tragen, aber wenn Liese lotte West das indirekt verlangte, muftte cs sicher etwas un geheuer Pornehmes sein. Und überhaupt, das Drachen steigen — das ist etwas für Sertancr! Pah, über dieses Alter war man ja längst hinaus! Gustl würde zwar warten. Gestern war man noch zu sammen auf dein Luchuitzcr Feld und man wollte das heute auch wieder tun. Por ein- oder zwei Wochen herrschte ein mal ganz wundervolles Drachenwetter, und Eberhards Drachen kletterte so hoch und so schön, daß es schon dunkel war, als die beiden ihn endlich wieder geborgen hatten. An diesem Tage nun sagte er zu Gustl, die tüchtig geholfen hatte, daft sie ein sehr braves Mädel sei, und sie... fasste ihn plötzlich und scheu um, küsste ihn auf die Wange und war daun wie ein Wiesel in der Dunkelheit zwischen den Laubenkolonien verschwunden. Daran durfte man jetzt nicht denken, nein, daran nicht! Man hatte ja jetzt Lieselotte West! Und «venu inan sich überlegte, wie die ganze Klasse einen nm sie beneiden wurde! Schon darum also würde man das Martnrium eines steifen Kragens und weisser Handschuhe auf sich nehmen. Der Abend kain und damit ein heimliches Grauen. Die Strassen waren nass, und Eberhard holte sich einen wunder vollen, grossen Schmutzfleck ans die neuen Lackschuhe. Im Dauzinstitut selbst gab es allerdings eine Enttäuschung — „Damen" und „Herren" saften getrennt. Niemand der bisher Anwesenden wagte ein Wort, und cs herrschte eine kalte »nü peinliche Atmosphäre, die nur durch deu kleinen, klappernden Schritt des viel zu dünnen Tanzlehrers ab und zu dnrchhallt wurde. Plötzlich begannen drüben zwei Mädels zu kichern. Sahen sie nicht direkt auf ihn, Eber hard? Er erinnerte sich an den Schmutzfleck auf den« Schuh, versuchte, das vorlaut an die frische Luft kommende Und schon zerknitterte Oberhemd wieder unter den Anzug zurttckzustecken, und ertappte sich bei dem Wunsche, wieder auf dem Luchnitzcr Felde zu sein. Schliesslich wollte Eber hard noch den Sitz seiner Fliege korrigieren — da kam Lieselotte West. Sic lächelte ihm freundlich zu. Bo» nun an wagte er überhaupt keine Bewegung mehr. Man hätte von ihm verlangen können, den langen Melier ans der Obersekunda zu verprügeln — Eberhard «var der einzige, -er daS konnte —, aber von ihm zu fordern, sich hierher zu setzen, konnte man nur, wenn man Lieselotte West hiess. Endlich begann der Unterricht. Man übte Ver beugungen, und Eberhards Oberhemd knitterte sich «vie ein Scheuertuch. Die Mädchen durften sitzen bleiben und hatten ausgiebig Gelegenheit, den Schmutzfleck auf seinem Schul, zu betrachten. Eberhard hatte nicht übel Lust, den Saal zu verlassen, wenn das noch möglich gewesen wäre. Das Tanzen selbst wurde schlimmer, als man e» in seinen bösesten Träume«« ahnen konnte. Nachdem inan Lieselotte mit den neuen Lackschuhen dreimal auf die Zehen >>>>>>>>>>>>>>^ Wintersonnenwende Von Lhrist ian Morgenstern Wintersonnenwende l Nacht ist nun zu Ende! Schenkest, göttliches Gestirn, Neu dein Herz an Tal und Lirn! G der teuren Brände! Hebet hoch die Hände! Lasset uns die Gute loben! Liebe, Liebe, dir da droben! Wintersonnenwende! Nacht hat nun eine Ende! Tag hebt an, goldgoldner Tag, Blüh'n vnd Glüh'n vnd Lerchenschlag! V du Schlummer« wende! V du Rümmer« Ende! getreten hatte, bevorzugte sie offensichtlich einen anderen Tänzer. Ausserdem krochen die Schnürsenkel aus den Schuhen und schleiften hinter einem auf den« Parkett her, nnd die Fliege begann zu rutschen. Als Eberhard schliess lich noch über die dreimal verdammten Bänder stolperte, lachte Fräulein Lieselotte West ans vollem Halse. Sie lachte ihn ans! Dabei hatte er gerade versucht, sic über die letzte französische Arbeit zu unterhalten, in der er als einziger in der Klasse eine „zwei" erhielt! Sie sagte, dass sie das gar nicht interessiere Gustel aber hatte immer so still und dankbar zugehört! Nun lachte diese Lieselotte, wie ge sagt! Wie man sich in einen, Menschen doch täuschen kann diese West ist ein ganz albernes Mädchen! Und das blödsinnige Herumhopseu hier auf dem glatten Parkett, auf dem man sich nur mit Not und Mühe aufrecht hakten konnte... Nein, nein, niemals wieder! Am nächsten Nachmittag war Eberhard mit feinen, Drachen von neuem auf dem Luchnitzcr Feld. Bet Gustl. „Die Tanzstunde ist langweilig, weisst du, und ich musste dieses eine Mal nur hingehen, «veil mein Baler das so wollte. Und dann habe ich die Lieselotte da kennengelcrnt, die Modepuppe, — du kannst dir gar nicht denken, wie dumm sie ist, wie bumin..." Gustl hörte zu und nickte mit dem Kopfe. -- Heute sind Gustl und Eberhard ein glückliche» Paar nnd haben ein Eberhardchcn, da» gleichfalls die bunte Terttanermlitze trägt. Seine Passion ist Fussballspielen. Jetzt aber liegt der Fussball schloss in der Ecke und Eber- hardchen selbst seinem Batcr auf der Tasche und auf den Ohre««, er wolle zur Tanzstunde... Unsere kleine Erde wechselt wohl ihr Gesicht, ihren Lauf aber wechselt sie nicht. Sie zieht ihre Bahn gleichmässig durch die Jahrhunderte, — was darauf geht, führt nur je- malS andere Namen. In unseren« Falle statt Gustl und Lieselotte jetzt Uschi und Mabel... Wie werden wohl diese Namen bet der nächsten Generation heissen? Weihnachtliche Eisenbahn Von Maria de Brentani ein Bruder Guido und ich, wir belassen ein- mal eine herrliche Kindcrcisenbahn. Ein grosser Koffer konnte all die blitzenden Schienen, Weichen und Signaltürme, Stell werke, Tunnels und bunten Waggons kaum sassen. Die Lokomotive aber, eine wunder- schöne, äusserst stabile kleine Maschine, hatte Guido derart ins Herz geschlossen, daft er sich selbst abends beim Schlasen- gehen nicht von ihr trennen konnte. Er versteckte sie in irgendeinen Winkel seines BettchcnS und deckte sic sogar ordnungSgemäft zu. Nur der Schornstein durste hervor sehen — „zum Atemholen!" Nun sollte man meinen, ein kleines Mädel könne sich nur für Puppen und Puppenwagen begeistern. Freilich hatte ich meine kleine Mizzi, die automatisch mit den Augen deckeln klappern konnte nnd dabei in tiefem Bast „Ma—ah!" brummen konnte, sehr, sehr lieb. Aber eines Tage» halte Guido einen Schraubenzieher genommen, der Mizzi ein dickes Loch in den wächsernen Hintcrkops gebohrt und dann eifrig das Innere „untersucht". Bei dieser ohne alle Narkose vorgenommencn Opera tion war Mizzi vor Schreck die brummige Sprache weg geblieben, nnd auch die Augen, die kugelrunde», Himmel- blauen, blieben für immer geschlossen. — Es war der bitterste Tag meines Lebens. Der Missetäter lachte mich erst schallend aus, so gefühllos, wie eben nur ein kleiner, von seinen Fähigkeiten schon aufterordcntlich eingenommener Junge lachen kann. Al» ich aber gar nicht anshören wollte, wurde es ihm doch recht peinlich zumute, denn mit Mama war nach solchen Kapitalverbrechen niemals gut Kirschen essen. In feiner Angst schleppte er seinen grössten Stolz, die blitzblanke Eisenbahn, die er gerade zu Weihnachten er halten halte, herbei, breitete die Schätze vor meinen Angen aus und bot mir gnädig zwei auSrangicrtc Personenwagen nnd ein lädiertes Bremserhäuschcn als Ersatz siir die er mordete Mizzi an. Aber ich mnft dieses Angebot mit einem wahren Vcrzweislnngsausbruch beantwortet haben, denn Guido bot mir gleich daraus noch einen Kohlenivagen ohne Räder an und setzte mich sclstieftlich schweren Herzens als gleichberechtigte Teilhaberin seiner gesamten Eisenbahn linie«« ein. Und so wurde ich in kürzester Zeit Eisenbahn-Ingenieur, eiferte mit Guido um die Wette, die ellenlangen Züge durch gespenstig beleuchtete Tunnels zu jagen nnd Enlgleisungs- kataslrophen fürchterlichster Art zn inszenieren, und Guido «var froh, einen Assistenten gewonnen zn haben, der aus sein Kommando die Weichen zn stelle«« hatte nnd das abgclan- fcne Federwerk der Lokomotive wieder auszog. Eines Tages nun kam unser Pater von einer langen Auslandsreise zurück. Und es geschah etwas Merkwürdiges. Die neue Eisenbahn gefiel ihm so auftcrvrdentlich, daft er, mit seine«« 35 Jahre«« selbst noch ein Junger, sich nicht ent halten könne, Guido gute Ratschläge in bezug aus die Ober leitung der Eisenbahn zu erteilen. „Au sein, Pappi spielt mit!" hieft es zu Anfang. Aber bald war Guido nur noch ein kleiner Beamter der Eisenbahndircktion und muftte sich nun mit mir ins Weichenstellen, Cchicncnschleppcn und Fedcranfzichcn teilen. Und „Pappi" lag platt auf den« Bauch und verfolgte kritischen Blickes den Laus der rasselnden Züge durch Tunnels, Krcuzungspunktc nnd Drehscheiben. Mutter lachte ihn auS. Aber einmal überraschten wir sie doch dabei, wie sie Papa unter heftigem Kopsschüttcln klar- zumachcn versuchte, daft der kleine Blcchbahnhof nicht vor -en« Tunnelcingang stehen dürste. Die Direktion der Eisen bahn war um eine Generation verschoben! Seitdem sind nun lange Jahre vergangen. Guido ist wohlbestallter Familienvater und hat einen kleinen Bub, der genau so anösicht, wie mein ehemaliger Kollege in« Weichen stellen. — Eines Tages sage ich: „Hör mal, dein Bub ist jetzt acht Jahre alt, «vie wär'S, wenn wir ihn« endlich ein mal die Spiclzeugkistc verehrten, die bei Mutter in Freiburg aus der Mansarde steht. Sie hat alles sorgsam aufgehoben, hat es mir noch kürzlich geschrieben." — „Ach, das alte Zeug!" sagte Guido gedehnt nnd meint, es sei nichts mehr ganz daran. „Na, weisst dn, Papa hat doch damals immer so schön aufgcpasst, dass wir nichts entzwei machten . . ." Da lachte Guido: „Weisst du noch — die Eisenbahn!" sagt er plötzlich. Und er verspricht, sie bei seiner nächsten Reise nach Freiburg mitzubringcn. Gestern ist die Eisenbahn angekommcn. ES war ja nicht mehr viel Brauchbares darunter, auch passen die neuen Ersatzschicncn nicht ganz zu ihren ehrwürdigen Vorgängern, aber immerhin, es ist wieder eine ganz prächtige Eisenbahn! Ter kleine Elans hat auch gleich die Augen ansgcrisscn. Aber „Pappi" hat ihn« die Bahn sofort mit leisem Vorwurf ans der Hand genommen. Darauf hat er dem enttäuschten Elans einen kleine«« Vortrag gehalten, dessen Motto lautete: „Nur ment« Pappi mitmacht, darfst du Eisenbahn spielen...!^ Dann legte er sich platt aus de»« Bauch und sah ge spannten Auges den Liliput-V-Zug durch den lange« Tunnel sausen O Ben Akiba, wie recht hast Lu!