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-77. tzahrsang. -lr. 483 Aben-AuSgabe Mittwoch, 12 Oktober 1»32 Gegrünöet 18Sv »NI« ». SrNckg! Llevlcks 4 Nrtckuadt, Lrrtden. P°Mchrck-»w. 10«» Dreldn, Nachdruck nur m>> deutt.Ourllenangabe <Dre«dn. Nachr.> »uILIIIg. UnvrUanc,!« Lchriftstücki wrrdcn nicht aulbemahrt »nchtrmichrist! Nachrichirn »rette« gernIprecher-Lammrlnummer: »d»«l Nur lür NachloeivrLch«: Nr. «0011 SchrgUeUung u. HaupIcielchLIUstelle: »rrlden - A. 1, Maricnftratx »»/«» »r»ug«ar»ühr »tt tSgNch »»etin«Nger LusteMmg monaMch ».«> «N. teinichNrkllch 70 Pf«. !»r »rüger- l»hn>, durch PostbejUg ».«« Ml. elnlchltrdlich 5« Big. Postgebühr «ohne PoIIgulIeIIung«aebühr> bet 7 mal lobchenittchem Leriand. «Nnzelnummer io Pia- «nzeigenpreile: Die einspalUge so mm breit« Leite »b Big., lür autwirl« tv Pig., die »0 mm breite NeNamejetlc 200 Pig., auberhalb «bü Pig. »b». Krtlenablchtag tt. »arg. ssamtllenan,eigen und Steltengeiuchc ohne Rabatt IS Pig., autzer- h^h I» Pig. OlieNengebühr »0 Ps» «ulwärttge «ultrüge gegen «orautbetahlung. ty Popen vor der bayrischen Wirtschaft AußetnanteMung mit den RationalWaltsten München, 12. Okt. Reichskanzler v. Pape» hielt hente vor den Vertretern der bayrischen Gesamt- wirtschaft eine bedeutsame programmatische !>Iede, die über alle deutschen Sender übertragen wurde. Der Kanzler betonte, er habe durch seinen, dem bayrischen Staate gelten- dcn Besuch beweisen wollen, wie fest er durchdrungen sei von der Notwendigkeit der gleichen Mitwirkung aller deutschen Stämme an der Gestaltung des deutschen Gesamtgeschickes. Auch das R c i ch ö k a b i n e l t spiegele nicht einseitig den deutschen Norden wider. ES bestehe säst znr Hälfte aus Süddeutschen. „Die Hoheit des Reiches in seiner Weltgeltung wieder zum Ausdruck zu bringen", fuhr der Kanzler fort, „ist die vornehmste Ausgabe der Reichs regierung. Gerade, weil wir den Frieden wolle», fordern wir die Grundrechte der Freiheit und Gleichberechtigung. Ohne die Erfüllung dieser Forderung wird die Mitte nnsereS Erdteils stets ein Herd der Unruhe bleiben. Unser Ziel ist ein neues friedliches Europa, daö geordnet ist nach den ewigen Gesehen der Gerechtigkeit und Selbstbestimmung der Völker, ans die vertrauend wir 1N18 die Waffen aus der Hand legten. Erst wenn die Völker unseres Knlturkreiseö in einem solchen Europa brüderlich nebeneinander leben, dann werden die Grundlagen vor handen sein für das wahre wirtschastliche und politische Ver trauen." Zum Wirtschaftsprogramm der ReichSregierung erklärte der Kanzler, dast kaum eine NcgierungSmastnahmc der Nachkriegszeit t» ihrem grundsählichen Teil so z n ft i m - wenden Widerhall bei der Wirtschaft gesunden habe. Der Leitsatz auch des WirtschaftSprogrammS sei, Ver trauen zu schassen, und er glaube, dast der Anfangs erfolg nicht au «geblieben ist, sa sich bereits in einem Ausmast eingestellt hat, der für die Zukunft hoffnungs voll stimmen kann. Wenn Hitler erklärt habe, das wirt schaftliche Programm der ReichSregierung könne bereits seht als erledigt gelten, so sprächen die Tatsachen über die Ge staltung des ArbeitSmarktcS ausreichend und deutlich über zeugend gegen diese Behauptung. Aber auch in einem anderen Punkte habe die wirtschaft liche Entwicklung der ReichSregierung recht gegeben. Die günstigere Beurteilung der weltwirtschaftlichen E n t w i ck l n n g S a u S s i ch I c n hat angchalten. So haben sich vor allem die Rohstossprcise weiter behauptet. Auch sonst dauert die erkennbare wirtschaftliche Ncsscrnng an. Den Gedanken einer grundsählichen Autarkie lehne die RcichSrcglcrung ab. Trotzdem seien Notstandömass- nahmen zum Schuhe nuscrcr Landwirtschaft, wie daö Reichs kabinett sic für unvermeidlich erachtet habe, notwendig ge wesen. ES gäbe ein Mittel für dte an der Einfuhr nach Deutschland Interessierten Staaten, dte deutsche Konttngen- tierungöpolittk überflüssig zu machen, nämlich für einen fühl baren Abbau des industriellen P r o t c k t i o n i S - mnS in der Welt zn sorgen. „Wir können nur hoffen", sagte der Kanzler, „dast die kommende MirtschaftSkonscrcnz die industriellen Zollmanern und die WährnngSschwicrigkciten, denen eine so groste Zahl von Ländern unterliegt, be seitigen wird." Gegenüber der scharfen Kritik an dem sozialpolitischen Teil deö RcgicrungsprvgrammS betonte der Kanzler, er habe nur das eine Ziel: Möglichst vielen Millionen von Arbeitslosen wieder ArbeitSmöglichkcitcn zu verschossen; nnd der bisherige Erfolg des WirtschaftSprogrammS habe ihm darin recht gegeben. Für den Winter hoffe sie, in der Arbeitslosenhilfe die Unterstüfrnngösäsre erhöhen zu können. Hn der Krankenversicherung sollen Bindungen, welche die frühere ReichSregierung den VersicherungS- lrägcrn bei den freiwilligen Mehrleistungen aufcrlcgtc, ge lockert werden. ES sei auch beabsichtigt, in der Renten versicherung an Stelle eines Teils der früher abge- bantcn Leistungen zunächst in beschränktem Umfange frei willige Mehrleistungen znznlassen. Die Reichs- regicrung prüfe ferner, ob sltr die K r i c g S b c s ch ä d i g t c n und ihre Hinterbliebenen dte Gewährung freiwilliger Mehrleistungen erleichtert werden kann. Vorbedingung für eine dauernde Gesundung der Wirt schaft sei auch ein Umban der Verfassung des Deutschen Reiches. An den grossen Grnndgesehen in Teil 2 der Weimarer Ver fassung, betonte der Kanzler, soll man nicht rütteln,- aber die Formen des politischen Lebens gilt es zu erneuern und den Bedürfnissen des Volkes anznpassen. Dte ReichSregierung muss unabhängiger von den Parteien gestellt werden. Hhr Bestand darf nicht Z u f a l l s m e h r h e t t e n auS- «clicfcrt sein. Als Gegengewicht gegen einseitige, von Parteiintereflen herbcigesührte Beschlüsse d-S Reichstags bedarf Deutsch' land einer besonderen Ersten Kammer mit sestabaegrenzten Rechten und starker Beteiligung an der Gesetzgebung. Sobald aber wieder stetige nnd normale Verhältnisse herr schen, wird kein Anlass mehr sein, den Artikel 48 in der bis herigen Weise anznwendcn. Dte ReichSregierung beabsichtigt, die Versassungöreiorm in engem Einvernehmen mit den Ländern durchzusühren. Die geschichtlich gewordenen deutschen StaatSgebtlde sollen nicht vergewaltigt werben. Die ReichSregierung lehnt fcdc Massnahme ab, dte eine Zerschlagung Preussenö bedeutet. DaS Schwergewicht der Reform mutz in der Beseitigung des allgemein beklagten Dualismus zwischen Reich und Preutzen liegen. Dieses Ziel wird durch dte Zusanimcnsügung der wichtigsten Organe des gleiches und Preus,enS erreicht werden Hm Zusammenhang hiermit wird cö durchaus möglich sein den übrigen Ländern die gerade von bayrischer Sette erstrebte V e rs a sj u n g ö a u t o n o m i e zu gewähren. Auch die durch Artikel 18 der Weimarer Verfassung beseitigte G c b l c t ö a u t o n o m i e lAushebung des staatlichen Eha- rakterS der Länder, dte kein Staatsgebiet mehr haben, son dern deren Gebiet allein zur Verfügung deö Reiches steht! sür die lebensfähigen nnd lcbenöwilligen Länder kann wiedcrhergestcllt werden. Die ReichSregierung wird den Ncrsassnngöentwnrf so sertigstellen, datz der neue Reichstag ihn bei seinem Zusammentritt vorsindet. Möge er beweisen, dass er dieser grossen Aufgabe gewachsen ist. Der Kanzler kam dann aus de» IS. August zu sprechen und sagte: „Heuer Tag sollte der Synthese aller wahrhaft nationalen Kräfte dienen, welche dte ReichSregierung seit Beginn ihrer Tätigkeit proklamiert, gefördert, erhofft hatte. ES galt die grobe nnd verdienstvolle Be wegung des Nationalsozialismus in die verantwortungs volle Mitarbeit im Reiche einznglicdern. Aber unser Ruf hat keinen Widerhall gefunden. ES ist eine histo rische Fälschung, wenn heute behauptet wird, ich, der Kanzler, habe den Nationalsozialismus von der Ergreifung der Verantwortung kerngchalten. DaS Angebot deö 13. August gab der NTDÄP. einen Anteil an der Macht im bleiche und Preussen, der ihr entscheidenden Einfluss gesichert hätte. Hitler hat dieses Angebot nicht angenommen, weil er glaubte, als Führer einer Bewegung, die sich aus S8ll parlamentarische Mandate stützt, den N a n z l e r p o st e n beanspruchen zn müssen. Er hat diesen Anspruch er hoben anö dem Prinzip der „Ausschliesslichkeit" heraus, dem seine Partei huldigt. ES ist deshalb eine falsche Darstellung des Tatbestandes, wenn die NSDAP, heute behauptet, sie habe gar nicht alle Macht gefordert, sondern sic sei bereit gewesen, noch andere, nicht der Bewegung angehörige Männer an der Regierung zu beteiligen. Hätte ein solches Zugeständnis denn an ihrem Anspruch aus die ausschliessliche Führung irgend etwas geändert? ES ist bekannt, datz der Reichspräsident, dem allein die Berufung des Kanzlers zustcht, diesen An- spruch der Totalität abgelehnt hat. Eine persönliche Abneigung etwa gegenüber dem Führer der Bewegung kann gar nicht in Frage kommen — denn der Reichspräsident steht turmhoch über solchen Erwägungen — es sind ausschliesslich präsidielle Beweggründe gewesen, die bas Urteil deö Staatsoberhauptes geformt haben. Ter nationalsozialistische Grundsatz „der Ausschliesslichkeit", deö politischen „Altes oder nichts", ihr ninsttschcr MessiaSglanbe an den rcdcgcwaltigcn Führer als dem einzigen zur Leitung Gens, 12. Oktober. RcichSautzenministcr Freiherr v. Neurath hat dem Präsidenten der AbrltstungSkonserenz ans die Frage, ob er in der nächsten Zeit nach Gens kommen werbe, in verbindlichen Worten geantwortet, datz die ReichS regierung inzwischen eine Einladung der englischen Regierung zu einer Besprechung nach London er halten und ossiziell angenommen habe. Unter diesen Um ständen sei cö dem Reichsantzenminister nicht möglich, anderweitig zu disponieren. Eigenartige Genfer Pläne Soll England dnrch Sonderzugeständnisse geködert werden? London, 12. Okt. Nachforschungen die der Genfer Be richterstatter der MtimeS" angcstcllt hat. haben ergeben, dass der neue französische StchcrheitSplan die Unterstützung von etwa 14 bis 1ö Ländern finden werbe. Den englischen Einwendungen gegen die automatische Anwendung von Sank- tionen sei dadurch Rechnung getragen, datz diese rein fest- ländisch-europäisch sein sollten. Der Angreiser solle nicht durch den Völkerbunds- rat, der bekanntlich esnstimmtg entscheiden muss, son dern durch eine besondere kleinere Körperschaft ge- brandmarkt werden. Sine Nation, die sich einem Schiedsspruch widersetze, «erde dadurch zum Angreifer. Ein neuer Gedanke, nämlich Angriffs massen auf internationalen Sammelplätzen »nx Verfüg«^ der Geschichte Berufenen gibt ihr den Eharaktcr einer politischen Konfession. Und eben darin sehe ich den unüberbrückbaren Unter schied zwischen einer konservativen Politik ans dem Glauben und einem nationalsozialistischen Glauben anö Politik. Von einer Bewegung, die die nationale innere nnd äussere Frei heit ans ihre Fahne geschrieben Hal, verlangt die Nation, dass diese 'Bewegung in sedeni Augenblick so handelt, als ob sie das geistige, soziale und politische Gewissen der Nation wäre. Handelt sie nicht so, dann ist sie keine Bewegung mehr, bann ist sie politische Partei geworden. Und an Par teien ist das Reich doch wahrlich fast zugrunde gegangen. Man kann eben nicht auf der einen Seite Masten nnd Majo- rilätcn mitleidlos verachten, wie cö Hitler tut, nnd ans der anderen Sette sich der Parlamentödemokratle so unter werfen, dass man mit dem Bolschewismus Resolutionen gegen eine nationale Negierung beschliesst. Das Schauspiel der Reichötagasitzung vom 12. September ist der beste Beweis siir den falschen Weg, aus den eine grosse nationale Bewegung sich begeben hat. An der Wieder erweckung deö nationalen Gedankens haben doch auch andere gearbeitet. Hn Hntcresse des VvlkSganzcn lehnen wir den Machtansprnch von Parteien ab, die sich alö Partei oder Bewegung an die Stelle der deutschen Nation setzen wollen. Alle Schranken der Parteien nnd Klassen müssen fallen. Deshalb sage ich: Wenn scmalS eine nationale Bewegung eine Pflicht gehabt hat, dann ist eS die, dem Reich bei seinem Kampfe um die Herstellung der Souveränität und um die Ehre der Nation nicht in den Rücken zu fallen Wer sich in diesem Kampse nicht eindeutig nnd geschlossen hinter die Re gierung stellt, ist ein Feind des deutschen Volkes. Die Reichs, regieruug hat bei ihrem Antritt als oberstes Ziel ihrer Hnnenpolitik die Vereinigung aller wahrhaft nationalen Kräfte proklamiert. Dies Ziel bleibt ««verrückt bestehen. Nichts kann daS Vertrauen in den Aufstieg der Nation mehr hindern, alS die Unstabilität der politischen Verhältnisse, als Renier ungeu. dir nur Trcibbol, sind ans den Wellen der Parteien und unabhängig von jeder Strömung. Diese Art der Staatsstihrnng durch Pariciartthmetik ist im VolkSurtcil erledigt. Die ReichSregierung ist entschlossen, den ihr vom Reichspräsidenten erteilten Auftrag znr Neuordnung unseres Staats- und Wirtschaftslebens bis zum Er folge durchzusühren. Sic hat dazu den Willen nnd die Macht, nnd ich zweifle nicht, dast der Erfolg ihr das heute schon fühlbare Vertrauen der breiten Massen des Volkes vollends gewinnen wird. So möge von den Alpen bis zur Memel der unsicht bare Kraststrom des „navruin tmyortuin", der un zerstörbaren Hdee deö Heiligen Deutschen Reiches durch die Länder eile». Mit Hindenburg für ein neues besseres Deutschland!" Die mit leidenschaftlicher Beredsamkeit gesprochenen Worte deö Reichskanzlers, die immer wieder von lebhaftem Beifall unterbrochen wurden, sanden am Schluss minuten lange stürmische Kundgebungen. Besondere Zustimmung sanden während der Rede die Hinweise deö Kanzlers auf die Verbundenheit deö Reiches nnd seiner Länder und auf die Heiligkeit und Unantastbarkeit der deutschen Einheit. Im Schlusswort sprach der Vorsitzende des Bayrischen JndustricllenvcrbandcS, Geheimer Landcöbcirat Böh ringer, dem Kanzler die freudige Zustimmung der Versammelten zn seinen Darlegungen anö, nm dann deö Geburtstages deö Herrn Reichspräsidenten zu gedenken. — Mit dem Deutschlandlied klang die Kundgebung aus. Völkerbundes zu halten, habe Unterstützung gefunden, obwohl noch nicht bekannt sei, ob dieser Gedanke im fran zösischen Plan erscheinen werde. Die Verwaltung dieser internationalen Wasscnarscnalc würde den Ländern zn- fallcn, ans deren Gebiet ein derartiger Sammelplatz angelegt ist. Hn Verbindung hiermit würde schon alö günstig gelegenes Land Spanien bezeichnet. Vom praktischen Stanbpnnkt ans sei dieser Plan phantastisch, aber er kennzeichne die Geistesverfassung einer Reihe von Ländern; er sei unter der deutschen Drohung der Wiederaufrüstung entstanden. Da dieser Plan an Stelle der internationale» Armee treten solle, würde er der englischen Forderung Ncchnnng tragen, bass England keine neuen Ver pflichtungen cingchcn wolle. Englische Politiker fordern Abrüstung London, ir, Okt. „Times" veröffentlicht ein längeres Schreiben znr AbrüstunaSsrage, daö von vielen bekannten Persönlichkeiten des brmfchen öffentlichen Lebens unter zeichnet ist, u. a. von Lord Cecil, Lloyd George, Lord Grey und Sir Malter Lay ton. Hn dem Schreiben wird gesagt, datz an der moralischen Verpflichtung zur allgemeinen Abrüstung kein Zweifel bestehe. Bei der gegenwärtigen Lage seien nnr drei Auswege mög lich, entweder derartig weitgehende Abrüstung, datz die Welt und die gemäyigteren Kreise in Deutfchland bc. srtedls« find, ode« ei« einsetNge« »orgehe« Der RMsmiWmhltstll Wtt nicht na» Senf