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Nummer 138—36. Iahrg Sächsische UEssettung Freitag, 9. Juli 1937 -chrylleltiin-: D«e»d«n.A„ PoUeefte. 17, Sernwj k071t u. «lll» T«Ich!Ist»st<ll«, Druck und Verlag! Dermanla Buchdrucker»? u. Verla- Ü-. ». <d. Winkel, Pollerstra^e 17, Sernrus 7101», postlcheck: «r. 107», van«: Stadtb-urk vreade» «r. «7«7 Am Salle von höhere« T-walt, verbot, «lntretender «etrteb- ftSiungen hat der Bejteher »der Werbungtretbend« kein« «nlprilche, soll, dl« Zeitung in belchiSnlt-m Umjange. »K lpSIet oder nicht «sicheln!. Srfallunge-rttftVre»»«» Lrschelni » »al wSchentiich. Monatlicher v«jug,pr«I, durch Iriiger «Inschl. « Pfg bzm. « Pfg. Lrilgerlohn 1.7V; durch dl« Post 1.7V einlchlietzlich Postüberweifungogeblihr. »uzllgllch « Pfg. Post-Besteligel». <k>»z«>-N». 1V PI«^ Sonnabend. ». 8estia-,.«r. 70 PIg. Abbestellungen miisten fpltesten» «In« Woche vor Ablaut der vezugsteit schriftlich beim «erlag «ingegangen fei». Unser» rril-e, »ilrsen kein« Abbestellung«, «nigegennehnieir, «erlagoorl Dresden. «n^igenprels«! dl« Ispallig« 7k mm breit« Zeile 6 Pf,; sllr Famiiienan^igen » Psg gilr Plahwünsche lönnen wir kein« Deroiihr leiste». ZreiivWen -ZuMiehiing unmöglich Eine Erklärung General Francos London, 9. Juli. General Franco hat dem Sonderkorrespondenten der „Times" in Salamanca erklärt, datz er die Zurückziehung der Freiwilligen für nicht durchführbar halte. Als Grund gab er an, datz in Valencia keine Regierung besteh« und datz es den dortigen Stellen an der notwendigen Autorität fehle, um ihre Anordnungen durchzusetzen. Der General er klärte weiter, dah er nichts mehr von Konferenzen mit den Bolschewisten hören wolle mit oder ohne Intervention der Mächte, weil die Nationalen nur ein Ziel kennten, den voll ständigen Sieg. Der Korrespondent meint dazu, das; diese kategorische Er klärung kürzliche Gerüchte widerlegen soll, die anscheinend aus portugiesischer Quelle stammten und die eine Wandlung der Haltung Francos zur Frage der Zurückziehung der Freiwilligen angedeutet hätten. Zn Erwartung der Sitzung des Aichtelnmlschungsausschuffes Eine Vermitttungsaktion der kleineren Staaten. London, 9. Juli. Zu der heutigen Sitzung des Nichteinmischungsausschusses meint der diplomatische Korrespondent der „Times", datz weder die englische noch die französische Regierung neue Vorschläge machen würden. Da es aber klar sei, das; die Nichteinmischung Zusammenbrüche, wenn man keine Lösung finde, einen solchen Zusammenbruch aber anscheinend niemand wünsche, würde der Ausschutz seine Pflicht verletzen, wenn er nicht weitere Be mühungen unternehmen würde. Die Vertreter der Kleinen und der Balkan-Entente hätten am Donnerstag in London eine Sitzung abgehalten, um ihre Stellungnahme zu beraten. Man schiene aber zu keinen festen Ergebnissen gekommen zu sein, autzcr dem einen, das; man die französisch-britischen Vorschläge unterstützen wolle. Der diplomatische Korrespondent des „Dailn Telegraph" hält es aber für denkbar, das; in der Sitzung der Vertreter der Kleinen und der Balkan-Entente ein Vermittlungsvorschlag vor bereitet werden wird. Auch diese Starten würden sich auf den Standpunkt stellen, das; der englisch-französische Vorschlag für die Seekontrolle der beste sei. Sie würden jedoch anrcgcn, datz man festzustellcn versuche, ob ein neuer Kontrollplnn aus der Grundlage do- englisch-französischen und des deutsch-italienischen Vorschlages aüfgebaut werden könne. Sollte diese Methode allgemeine Zustimmung finden, glaube man. datz der Ausschutz die Vertreter von Norwegen, Polen und Griechenland mit der Ausarbeitung eines Planes beauftragen werde. Diese Staaten vertreten die Ansichten der nordische» Länder, der Staaten Mitteleuropas und des Mittelmecres. Frankreich werde gegen einen solchen Plan keine Ein wendungen erheben und bereit sein, jeden anderen Plan zu erörtern, der die Wirksamkeit des Ueberwachungssystems er halten und erhöhen werde. Auch der diplomatische Korrespondent der „Dail» Mail" hält Kompromitzvorschläge von Vertretern der Balkan oder der skandinavischen Länder für möglich. Peiping-Zwischensatt Ernste Warnung an China Tokio, 9. Juli. Das japanische Kabinett nahm in seiner Sitzung am Freitagvormittag zu den Ereignissen in Peiping eingehend Stellung. Nach Anhörung der Berichte des Autzenministers, des Krlcgsministers und des Marineministers wurde sestgcsteilt, datz die Schuld an den blutigen Zwischenfällen aus chinesi scher Seite liege. Dennoch wolle sich das japanische Ka binett bemühen, eine weitere Ausdehnung der Zwischenfälle nach Möglichkeit zu verhindern. Dies setze allerdings eine gründliche Aendcrung des chinesischen Standpunktes gegenüber den letzten Ereignissen und gegenüber den Rechten Japans in China vor aus. Sollt« wider Erwarten der Konflikt nicht beigclegt wer den können und grötzere Ausmatze annehmen, so müsse die japanische Regierung schwerwiegende Matz nahmen ergreifen. Angesichts des Ernstes der Lage beschlossen die Minister, sich ständig zu autzerordentllchen Kablnettssitzungcn in Tokio bereit zu hallen. Japanische und chinesische Truppen im Rückzug Peiping, S. Juli. Die in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag nach Mi«, ternacht aufgenommenen Verhandlungen, bei denen die chine sische Seite durch General Tschangyunjung, die japanische Kwantung-Armee durch Major Matsui und die japanische Nord- vor -em jap. Kabinett Vorläufiger Waffenstillstand china-Garnison durch Oberstleutnant Wachii vertreten mar. führ ten am Freitag früh um 4 Uhr zu einem vorläusigcn Waste,>- stlllstand und zur Zurückziehung sowohl der japanischen als auch der chinesischen Truppen. Die Bedingungen des Waffenstillstandes sehen vor, datz die chinesischen Truppen das Ostufer des Hun-Ho-Flusses und den Brückenkopf Kungtschiying sWanpinghsien) räumen und bis auf Tschangkuotschuang, drei Kilometer westlich von Hun- Ho, zurückgehen. Die bisher westlich von Peiping in Garnison liegenden Trugen der 87. Division werden durch Einheiten der 33. Division ersetzt. Die Japaner räumen das westliche Ufer des Hun-Ho und gehen in nordöstlicher Richtung zurück. Die beiderseitige Räumung des Schauplatzes der Zusam- menstötze wurde entsprechend diesen Bedingungen sofort in Angriff genommen. Von drei kriegsstarken japanischen Kom panien rückte eine ab, während die beiden übrigen die Bewe gungen der chinesischen Truppen weiter beobachteten Die chine sischen Truppenteile werden gleichfalls znrückgenommen und zunächst durch zwei Kompanien Gendarmerie ersetzt. Anschei nend führte aber ein neuerliches Mitzvcrständnis zur Wieder aufnahme der Feindseligkeiten, denn zwischen 5 und 8 Uhr war aus Richtung der Mareo-Polo-Briicke trotz starken Regens wieder heftiger Kanonendonner zu hören. Nach zuverlässigen Angaben beliefen sich die Verluste bis zum Waffenstillstand bei den Japanern auf 18 Tote und Uber 48 verwundete und bei den Chinesen aus etwa Kl> Tote. Paris inGrwartlmg des Kardlnalstaatssekretars pacelli DNA. Paris, 9. Juli. In Paris wird die Ankunft des Kardinalstaatssekrctärs Paeelli erwartet, der am Freitag nachmittag den Pavillon des Kirchenstaates auf dem Weltausstellungsgelände besichtigen wird und sich dann zur Teilnahme an dem kirchlichen Fest zur Ehrung der heiligen Theresia nach Lisieux begibt. Dem Besuch Pacellis wird in der französischen Oesfent- lichkeit grotze Aufmerksamkeit geschenkt, zumal rund 138 Jahre vergangen sind, seitdem der letzte Besuch solcher Art auf französischem Boden zu verzeichnen war. Das Programm für den rumänischen Königsbesuch in Pari- Paris, 9. Juli. Außenminister Delbos hatte am Donnerstag abend eine längere Unterredung mit dem französischen Gesandten in Bukarest zwecks Festlegung des Programms für den Aufent halt König Carols von Rumänien, der am Sonntag. 11. Juli, in Paris erwartet wird. Der Aufenthalt König Carols soll nur halbamtlichen Charakter tragen. Am 12. Juli wird ein Frühstück beim Präsidenten der Republik stattfinden, am 14. Juli wird König Carol der Truppenparade anlätzlich des französischen Nationalfeiertags beiwohnen. Die Dauer des Auf enthaltes König Carols ist noch nicht scstgclegt. Man nimmt an, datz er während seines Pariser Aufenthaltes auch eine Reihe von politischen Besprechungen haben wird. Blutiger Zwischenfall in Tsingtau Koreanische Schmuggler gegen chinesische Polizisten. Schanghai, 9. Juli. 30 bewaffnete Koreaner überfielen eine chinesische Polizei abteilung bei der Ausladung von Schmuggelgut. das ein Zoll kreuzer von der nahegelegenen Insel Suilinshan nach Tsingtau gebracht hatte. Dort waren kürzlich 231 Kisten mit geschmug gelten Zigaretten beschlagnahmt worden, die die Koreaner of fensichtlich wieder in ihren Besitz bringen wollten. Bei dem Zwischenfall wurden zwei chinesische Polizisten verwundet. Als japanische Polizeibeamte erschienen, ergriffen die Koreaner die Flucht. Vierfaches Todesurteil gegen den Massen mörder Roloff Prenzlau, 9. Jul«. In dem seit einigen Tagen vor dem Schwurgericht in Prenzlau verhandelten Prozetz gegen den schwer vorbestraften 27 Jahre alten Willi Roloff wurde am Freitag vormittag folgendes Urteil gefällt: Der Angeklagte ist des Mordes in vier Fällen schuldig, in drei Fällen autzerdem In Tateinheit mit schwerem Raub. Er wird dafür In jedem Falte zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der Angeklagte nahm das Urteil mit stumpssinniger Ruhe auf. Am Grabe Heinrichs I. Quedlinburg, im Juli. Bereits im vergangenen Jahre hatten sich anlätzlich der Jahrtausendfeier des Todes Heinrichs l. die Augen von ganz Deutschland auf die alte Stadt Quedlinburg und ihren Dom mit dem Grabe Heinrichs i. gerichtet. In diesem Jahre wurde das Interesse von neuem wachgerusen durch die Nachricht, datz es den sorgfältigen Ausgrabungen, die auf Veranlassung des Neichsfiihrers SS. vorgenommen wurden, gelungen sei, nunmehr das echte Grab des großen deutschen Königs festzustellen und seine Gebeine in ihm aufzusinden. Quedlinburg ist aber nicht nur die Grab stätte, sondern wahrscheinlich auch die Heimat Hein richs l. Heinrich gehörte dem Geschlecht der Ludolfinger an. Der Name stammt von modernen Geschichtsschreibern, weil der älteste nachweisbare Angehörige dieser Familie, der Grossvater Heinrichs, Ludolf hietz. Die Ludolfinger gehörten zu den zahlreichen ächsischen Adelsfamilien, die im Gegensatz zum Herzog W dukind von Anfang an das Christentum und die fränkische Herrschaft begünstigten. Ihre Stammgiiter lagen in der Landschaft Engern an der Weser und in Ostfalen bei Gandersheim. Zum Dank für ihre Treue zum christlichen Glauben und zum fränkischen Königstum erhielten die Ludolfinger von Karl dem Gro ßen reiche Besitzungen aus dem sogenannten Königsgut, dem Besitz, der von widerspenstigen Sachsen bei der Er oberung als Staatsgut eingczogen worden war. Zu die sem Besitz gehörten südlich des Harzes Nordhausen, Duder- stadt, Tilleda, Walhausen und Berga, nördlich des Harzes Ouitilinga mit seinen zahlreichen Zinsdörsern. Ouitilinga war erbliches Familienlehen und nicht nur wie Tilleda und Nordhausen ein Sitz für karolingische Neichsbeamte, es wird aber später niemals wie diese als Pfalz, sondern stets als ludolsingischer Edel Hof geführt. Die Gattin Ludolfs, Oda, ist 108 Jahre alt geworden, und hat noch die Geburt ihres Urenkels, Ottos i.. 912 erlebt. Ihr Sohn Otto wird zur Zeit der sinkenden karolingischen Neichsmacht Herzog in Sachsen. Wahrscheinlich hat schon Karl der Große neben dem Edelhof Ouitilinga eine feste Burg er richtet, die Quitilingaburg ungefähr 500 Meter nördlich vom Hofe entfernt. Der nach allen Seiten steil abfallende Sandsteinfelsen, auf dem die Burg errichtet wurde, hat aber, wie neuere Grabungen zeigen, immer menjchiiche Siedlungen getragen, mindestens bis 1000 v. Ehr. in der Bronzezeit. Um 840 herum werden aus dem Quitilingahof Hers felder Mönche eingezogen jein, vom Baier Heinrichs i., Herzog Otto, der Laienabt von Hersfeld war, hergerusen. Sie errichteten dort aber kein Kloster, sondern nur eine Kirche, die den Namen des Hauptheiligen des Hcrsselder Klosters, St. Wigbert oder St. W ipertus trägt. Sie predigten das Christentum und halsen als vorbildliche Landwirte der Bevölkerung bei der Kultivierung des Bo dens. Von ihnen ist auch ein kleines Guts- und Familien kirchlein aus dem Quitilingahof erbaut worden, eine der ältesten Steinbauten des rechtsrheinischen nördlichen Deutschlands. Dieses Kirchlein wurde später als Krypta in die um 1150 erbaute Klostcrkirchö der Prämonstratenser einbezogen: es ist heute dank der Fürsorge des Neichs- sührers SS. wieder in einen würdigen Zustand versetzt worden, nachdem es ein Jahrhundert lang als Scheune gedient hatte. In dieses Kirchlein ist Heinrich wahrschein lich als Knabe und Mann zum christlichen Gottesdienst gegangen. Daß Heinrich in Quedlinburg beim Stellen von Vogelfallen von den Fürsten des Reiches mit der dargebotencn Königskrone iiberrafcht worden wäre, ist eine reizvolle Sage, die leicht entstehen konnte, da die urkund lichen Quellen für die Negierungszeit Heinrichs sehr spär lich fließen. Die Königswahl erfolgte aber in Beisein Heinrichs in Fritzlar, er ist durch sie keineswegs überrascht worden. Trotzdem besteht kein Zweifel, daß Quedlinburg sein L i e b l i n g s a u f c n t h a l i gewesen ist, und datz er Quedlinburg geradezu als Hauptstadt, Metropolis, betrachtete. In einer Urkunde vom 23. November 094, in der Otto iil. der Stadt das Marktrccht verleiht, wird Quedlinburg ausdrücklich als Metropolis bezeichnet, die der König wie seine Vorfahren ganz besonders liebte und ehrte. Urkundlich genannt wird Quedlinburg zum ersten Male unter Heinrich l. anläßlich einer Schenkung, die er dem Kloster Corvey machte am 21. April „in vitta, guas liieitur yuiMmgoburg". Daraus geht hervor, daß Qued linburg bereits im dritten Jahre der Negierung Heinrichs eine Burg war, also nicht wie andere Festungen von ihm erst angelegt sein kann. 929, als Heinrich als Sieger aus den Wendenkricgen wiederkehrte, hielt er zu Quedlinburg einen Neichstag ab, auf dem er seinen Sohn Otto mit der englischen Königstochter Edith vermählte. Anfang der dreißiger Jahre hat Heinrich auf der Höhr der Burg eine Kirche errichten lassen, um dort zusammen mit seiner von ihm über alles geliebten Gemahlin Mat hilde die letzte Ruhestätte zu finden. 929 vermachte er Quedlinburg mit zahlreichen Ländereien seiner Gattin al» Witlvciisitz 935 erleidet er plötzlich auf dem Harzer Jagd» Hofe Bodfeld einen Schlaganfall, auf. dem Erfurter LitritE