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Nummer 188, Seite 1v Sächsische Volkszeitung Eonnabend/Sonntag, 8./4. Juli 1937. koIZensekwerer Loxl^snipk um retm 8ekiI1m§ schcint's auch eurem Gesellen so «in bist Gleich komm ich", antwortete Klemens, ging in den Bäckerladen. Die Tür zur die der heilige Messe wie euer Bäckergesell." sehr", sagte die Resl «isrig, „und gut Hart und an Enttäuschungen reich ist da, Leben jener Männer, die im Schatten der Fürsten und Millionäre des Box ring» auf Rummelplätzen in Boxbuden auftreten und sich das Notdürftigst« für ihrrn Unterhalt in Kämpfen verdienen müssen, di« an Verbissenheit und Dramatik denen der Boxer mit dem groben Namen gewiß nicht nachstehrn. Geht es im Scheinwerfer licht der riesigen Arenen um märchenhafte Börsen, so mutz sich der Rummelplatz-Boxer mit dem gleichen Willenseinsatz, Tag für Tag, Abend für Abend, viele mörderische Runden hindurch mit seinen Gegnern schlagen, nur um zu wissen, datz er am nächsten Tag nicht mit knurrendem Magen herumzulaufen braucht. Der Rummelplatzboxer kann keinen Ruhm einheimscn und von seiner Börse vermag er sich keine Ersparnisse zu machen. Aber auch er hat seine Ehre, die Ehre eines echten mutigen Kämpfers. Ihm ist jeder recht, der sich ihm zum Kampf stellt, bei ihm gibt es kein feiges Zurvckweichen, jemals einem Gegner au» dem Wege gegangen zu sein, gilt in seinen Kreisen als der höchste Schimpf. Diese hohe Kampfmoral, an der sich ge wisse amerikanische „Boxweltmeister" ein Beispiel nehmen soll ten, kam in diesen Tagen in einem Gericht zu Liverpool zur ausführlichen Erörterung, als sich dort ein Rummelplatz-Boxer wegen Totschlages zu verantworten hatte. Die große Boxbude eines Rummelplatzes in der Nähe von Liverpool war bis auf den letzten Platz besetzt, denn hier gab es täglich prächtig« Kämpfe zu sehen. Nachdem eben ein Boxer zu Boden geschlagen war, erhob sich ein Tumult. Lin junger, hünenhaft gebauter Mann, dessen Arme dick mit Muskeln be packt waren, hatte sich erhoben und brüllte, dies alles sei Spie lerei, er werde einmal zeigen, wie wahres Boxen aussehe. Nun mutz man wissen, daß der junge Mann keineswegs ein Angehö riger der Boxertruppe war, wie es bei derartigen Herausforde rungen nicht selten der Fall ist, sondern daß es sich bei ihm um den 24 Jahre alten Tischlergesellen Joseph Kehoe, einen Amateurboxer handelte. Die Berufsboxer hatten natürlich nicht die Absicht zu knei fen. Sie baten den Herausforderer, in den Ring zu kommen und sich ganz nach Belieben einen Gegner auszuwählen. Das ge schah dann auch. Kehoe zeigte auf einen Boxer namens Gerald Fok, der sich ohne mit der Wimper zu zucken zum Kampf stellte, obwohl ihn Kehoe an Körpergröße erheblich übertraf. Gleich nach dem Gongschlag zeigte es sich, daß der Ttschlergeselle den Die Resl im Laden mußte fast laut auflachen über die kurlose Red', die der Vater dem Burschen hielt. So eine lange, wichtige Einleitung und dann was vom Adam im Paradies. „Ja, ich weiß, was Ihr sagen wollt", warf der Klemens «in, „man soll sich hüten vor den Frauenzimmern, damit's uns nicht so ekgeht wie dem Adam mit der Eva." Der Weyrig brummte ärgerlich: „Das ganze Konzept hast mir verdorben mit deiner Eva. Zuerst war doch die Eva noch gar nicht da und der Adam war doch noch ganz allein. Aber da hat der liebe Herrgott zu sich selbst gesagt: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Wenn's aber schon im Paradies einer nicht allein aushaltcn kann, wie viel weniger in der Stadt Wien, wo soviel Jammer und Not ist an allen Ecken und Enden!" „Wenn der Adam noch ein wenig mehr mit dem lieben Gott gewandelt wär', dann hätt er das Alleinsein wohl schon ertragen und hätt' die Eva gar nicht gebraucht", meinte der Geselle. „Na ja, fürs Paradies kann das ja schon stimmen. Aber schau dir doch nur mal den feurigen Elias an. Ist denn das ein Leben, wie der's führt, der alte, verbißene Hagestolz? Ganz hintersinnig ist der geworden, und ein Haar im Wecken bringt den aus Rand und Band. Ja, was ich dir also sagen wollte . . ." Dem Bäckermeister standen die Hellen Tropfen auf der Stirn. „Warm ist's, gelt, ich glaub, es steckt jo rin rechtes Frühlingsgewitter in der Lust." „Wolltet Ihr mir das sagen, Meister?" warf Klemens da zwischen. Ein Scherz sollte das sein und doch lachte weder der Meister noch der Bursch noch das Mädel im Laden darüber. „Wenn's so weiter geht", sagte der Meister bös, „dann verbrennt mir halt doch noch das Wort im Herzen, eh' es herauskommt . . ." In dem Augenblick bimmelte di« Ladenschelle. Herein ka men zwei vornehme Damen in seinen Seldcnröcken und großen Hüten. Es waren Töchter des Sekretärs im Hosmarschallamt von Maus. Sie waren gute Kunden in der Eisernen Birne, Das Sprlchwort behält recht. „So oft ich Eie ansehe, muß ich an da» Sprichwort denken: .Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.'" „Ich habe doch aber gar kein Amt!" »Na, sehen Ei«, wie da» Sprii^vort -utrifftl" kummelplstrdoxer unter l'otsekIsAsanrel^e Mund doch zu voll genommen hatte. Der Berufsboxer war er» heblich wendiger al» er und konnte ihn schon bald durch einen Schlag auf das Kinn niederschlagen. Der Herausforderer er» hob sich zwar wieder, kam aber doch nicht über die Runde, denn er wurde noch einmal schwer getroffen und stürzte wieder zu Boden, wobei er hart mit dem Hinterkopf aufftel. Lr wurde ausgezählt, erholte sich aber nach einigen Minuten wieder so gut, daß er sich alleine nach Hause begeben konnte. Seine Kampsbörse hatte zehn Schilling betragen. Am nächsten Tage jedoch wurde der Amateurboxer von sei« nen Angehörigen bewußtlos in seinem Bett ausgefunden. Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo die Aerzte einen Bruch der Schädelbasis seststellten. Obwohl sofort eine Operation vorge» nommen wurde, konnte das Leben des jungen Manne» nicht mehr gerettet werden. So kam es, daß gegen den Rummelplatz-Boxer Gerald Fook ein Strafverfahren wegen Totschlags elngclettet wurde; denn er hatte ja seinen Herausforderer niedergeschlagen und damit den Schädrlbruch verursacht. Er verteidigte sich jetzt vor Gericht mit der sehr einleuchtenden Erklärung, daß er ebenso wie seine Berufskameraden keine Ahnung von den mangelnden boxerischen Fähigkeiten de» jungen Tischlers gehabt habe. Bet der körper» lichen Ueberlegenhett des Gegners habe er einen schweren Kampf erwartet, bet dem auch er selbst unterliegen konnte. Aus diesem Grunde sei er voll aus sich herausgegangen. Dafür aber, daß sich Kehoe beim Sturz auf den Boden den Schädel brach, könne man ihn nicht verantwortlich machen. Die Entscheidung des Richters wäre nun gewtß zugunsten des Rummelplatz-Boxers ausgefallen, zumal der Eerlchtsarzt erklärte, der Verstorbene habe trotz seiner Körpergröße eine ungewöhnlich dünne Echädeldecke gehabt, wenn sich nicht in zwischen herausgestellt hätte, daß Kehoe vor seinem Kampf stark getrunken hatte. So vertrat der Richter den Standpunkt, mit einem Betrunkenen hätte der Boxer nicht kämpfen dürfen. Der Verteidiger wandte ein, daß einmal die Trunkenheit des Her ausforderer« nicht sehr ersichtlich gewesen sei, und daß der Boxer unbedingt der Feigheit bezichtigt worden wäre, wenn er den Riesen zurückgewiesen hätte. Der Richter mußt« die Ver handlung vertagen, denn es müßen noch weitere Zeugen ner» nommen werden. Es besteht aber kaum ein Zweifel, daß fei» Urteil zugunsten de« Angeklagten ausfallen wirb. Die Frau Bäckermeisterin hatte nicht so unreckit gesehn, roa» mit der Resl los war. Das Mädel saß in thr:r Kammer und das Herz wollte ihr brechen vor lauter Weh. „Wenn er doch nur rin einziges Wörtlein sagen würd'", schluchzte sie, „nur ein einzige» Wörtlein, daß er mich ein Nein bißl lieb hat. Dann wär ich ja gleich zufrieden. Aber so, das ist doch gar zu arg." Vor ihrem Fenster sang «ine Drossel Ihr schmetterndes Sied. „Ja du", sagte die Resl „gelt, du tust deinen Schnabel auf and sagst's wte's dir ums Herz ist, der Klemens ist halt nicht s» Nug wie du, und der Resl bricht derweil das Herz vor Leid!" Im Stvblein nebenan hatte der Klemens auch eine bittere Stunde. Er klagte der lieben Muttergottes seinen Jammer. Längst hat er's gemerkt, daß die Resl thm gut ist, und es gibt gewiß im ganzen großen Wien nicht noch ein Mädel, das so gut und lisb wär' wie die Metsterstochter. Wie die Mutier daheim ist sie, hat er oft denken müßen, wenn die Resl einem armen Strolch einen Wecken Brot gab und so ein herziges Sprüchlein dazu wußte, daß dem da» Herz aufging wie ein Hefeteig. Und der Meister war ihm gut und di« Frau Mei sterin auch. Ganz gewiß täten fie's ihm nicht verargen, wenn er um die Resl anhalten tät'. Geborgen wär er dann auch im Backhaus zur Eisernen Birne. Und war denn der andere Weg nicht ganz ohne jede Hoffnung wieder verspent? Sollte er denn sein ganzes Leben vertrauern mit seinen Wünschen, die doch nie Erfüllung werden konnten? Und doch, war nicht jeder Glockenschlag, der von St. Ste phan herüberkam, wie di« eiserne Stimme Gottes, die ihn rief? Jeden Morgen nach dem ersten Brottragen diente Kle mens im Dom die heilige Meße. Das war für ihn immer noch dasselbe heiße Glück wie in seinen Knabentagen. Und doch kroch gerade beim heiligen Altardienst oft ein tiefes Weh in fein Herz. Waren nicht di« paar Stufen von der Staffel de» Ministranten zur Stufe des Priesters unüberwindlicher als di« steilsten Gebirgspäße, über die er in den Alpen geklettert war? Wenn aber dann die heilige Wandlung kam und unter de» Priester» Händen aus dem Bäckerbrot der Leib Ehristi selber ward, dann schrie es oft in der Seele des Ministranten: Lieber Gott, rin kleines Wunder nur auch für mich! Durch das Wort der Priesters machst du aus dem Brot den Gottes leib, sprich doch auch ein Wunderwort zu mir, und mach aus dem Bäcker einen, der Eottesbrot darf in Händen halten. Seine Hand strich leise über die alten, vergilbten und ver knitterten Lateinheste, die er einst in der Psarrerstube in Tabwitz vollgeschricben hatte. Da war es ihm, als sähe er das weiße Gesicht des Sterbenden wieder vor sich. Da war es thm, al» hörte er noch einmal des Pfarrers schwache Stimme: „Hansl, ich spllr's. Der liebe Gott will dich zum Priester machen. Und was man auf dem Sterbebett fühlt, das wird ganz gewiß wahr. Hansl, trag die Eotteslieb unter die Menschen." Da krampfte der Gesell' die Hände zusammen vor dem Bild der lieben Mutter Maria und betete aus ganzem, tiefem Herzen: „Liebe Mutter, nimm du mein armes, elendes Herz in dein« Hut, daß es die Eottesliebe nicht vergißt um ein wenig irdischer Menschenliebe willen . . Da klopfte es leise an sein«r Kammertllr. Die Resl steckte den Kopf hinein: „Klemens", sagte sie, „der Vater möcht' drunten in der Stube ein Wort mit dir reden. Laß ihn nicht warten." „Recht ist's, Resl. Das Mädel aber Wohnstube war nicht geschloßen, nur angelehnt. Schien ja auch nicht grad etwas Besonderes zu sein, was der Vater mit dem Gesellen zu reden hatte, und als die Resl dann erfuhr, daß es doch etwas Besonderes war, hat sie die Tür nicht zu machen können, wenn es nicht offenbar werden sollte, daß sie einen Teil der Rede erlauscht hatte, und fortlaufen könnt« sie auch nicht, so arg hat ihr das Herz geklopft. „Klemens", sagte der Meister in der Stube, nachdem er sich eine Weile lang geräuspert und geschneuzt hatte, „Klemens, Ich hab dir das schon alleweil sagen wollen, wenn das Brot im Ofen steckt, dann muß es zur Zeit heraus, sonst verbrennt's und macht nur Qualm und Unbehagen." ,^va habt Ihr recht, Meister. Aber dafür habt Ihr mich wohl nicht rufen laßen. Das hab ich schon beim Meister Dobsch t« Znaim gelernt." „So laß mich doch nur einmal ausreden I Kannst dir doch denken, daß ich eigentlich gar nicht vom Brot reden will. Nur rin Gleichnis soll's sein. Also ich mein' nicht das Brot, sondern ich mein, wie mit dem Brot im Ofen ist's mit manchem Wort, das einem im Herzen steckt. Heraus muß es, wenn's gar ist, sonst macht'» nur Qualm und Verdruß wie ein angebrannter Laib Brot. Also da steckt mir auch so ein Wort im Herzen drin, das gar ist und heraus will. Vom Adam im Paradies will ich dir was sagen ..." Schönheit, das nun wieder über die deutschen Lande für die holde Zeit der Ferien ausgegossen ist. Der „eherne Himmel Germaniens", vor dessen dräuendem Grau einst Goethe nach Italien flüchtete, ist ohnehin nicht allzu freigebig mit schönen, sonnenklaren Tagen. Genießen wir dankbar die Gaben, die uns in diesen Woä>en der Mit tag des Jahres beschert? Bannen wir die Schatten der Schwermut, die Erinnerung oder trüben Mut erregen, wenn sich diese unfreundlichen Gäste zwischen uns und die Sonne stellen? Kann uns das zärtliche Dichterwort, das Dauthen- dey vor zwanzig Jahren — 1917 ist es gewesen — an seine Frau in der fernen Heimat schrieb, nicht ein wenig Mut maci-cn? Auch uns umdräuen Sorgen, vielleicht Krankheit, auch hinter uns steht dis Gewißheit des Todes! auch über unserem Haupt schwingt das Gefühl des nahenden Alters schwermütige Flügel. Aber was bedeutet dies alles — da wir wissen, daß wir unsterb lich sind? „Die großen Ferien beginnen Anfang Juli!" hat der kleine Wolfgang in der Schule seinem Freunde schon seit Wochen vorgerechnet. „Da geht es ins Sommerlager, 14 Tage lang, und hinterher fahre ich mit der Mutter zu Onkel Theodor aufs Gut. Mensch, das wird Sache?" Selige Ferienzeit! Herrliche Sommerszeit! Welche Undankbarkeit, eßt sich und anderen mit trübem Mut die Tage zu vergällen, die uns die Güte der Natur als Becher der Freude zugedacht hat! Jetzt wachsen der Erde die Flügel . . . Nicht trüben Träumen wollen wir uns jetzt hin geben, da die Sonne dieses Jahres im Mittag steht, sondern seligen Träumen, Träumen von Glück und Freude, von Sorglosigkeit und Herzensgiite, von schöner Landschaft und schönem Erleben. Rote Rosen hat der Sommer ins Haar gesteckt. Er schenkt uns goldene Ferientage, Tage, aus deren dank barem Erleben Erinnerungen wachsen können, die noch in fernen Jahren entzücken. Wir müssen uns nur be schenken lassen. Wir mü sen nur die Augen öffnen für die Herrlichkeit, mit der etzt die Erde geziert ist. Dichter haben sie uns dankbar geschildert. Auch jener Dichter, dessen schönes Wort über die unverlierbare Jugend wir am Ansang anfiihrten. Ein paar Verse von ihm mögen den Beschluß machen, Berse, die so recht zur Ferienzeit passen: „Die Amseln haben Sonne getrunken, aus allen Gärten strahlen die Lieder, in allen Herzen nisten die Amseln, und alle Herzen werden zu Gärten und blühen wieder. . Nun wachsen der Erde die großen Flügel, und allen Träumen neues Gefieder, alle Menschen werden wie Vogel und bauen Nester im Blauen . . Freundliche Ferlengedanken Man muß den holden freundlichen Gedanken nur Einlaß gewähren, dann beglücken sie uns gerade in diesen Wochen, am Mittag des Jahres, mit beseligender Kraft. „Nächste Woche gehe ich in Ferien!" denkt das Fräulein an der Schreibmaschine, wenn sie der Herr Direktor anschnauzt. „Dann kannst du alter Affe hier den Wänden was erzählen. Und einen Strandanzug kaufe ich mir: So —!" „Für Juli stehe ich auf der Urlaubsliste", träumt der Herr Obersekretär, wenn er vom Dienst nach Hause fährt. „Mein Quartier habe Ich schon bestellt: In der Oberlausih, wo es noch nicht allzu überlaufen und hübsch billig ist. Da kann ich denn wenigstens mit der ganzen Familie hinfahren." und die Resl war ihnen aufrichtig zugetan, weil sie immer so lieb und freundlich waren und jedesmal «inen oder zwei Wecken bezahlten, die das Mädel nachher einem armen Hand- werksburschen schenken durfte. Aber jetzt war die Resl eigent lich doch recht ärgerlich, beim das Gespräch im Nebenzimmrr sing an, sie Uber alle Maßen zu interessieren. „Grüß Gott, Resl", sagt« di« eine. „Einen schönen Laib Brot möchten wir haben und «inen feinen Rosinenkranz dazu. Weißt du, den backt keiner so gut in Wien wie dein Bater." „Die Kränz backt nicht der Vater, die backt alleweil der Klemens, unser Gesell." „Co, so, der Klemens", sagte die andere, „ja, ja, das ist ein rechtschaffner Bursch, und fromm ist der auch. So dient in Et. Stephan keiner »Ja, fromm ist von Herzen." „Na, Resl, du wenig gut, gelt?" „Aber woher denn!" wollte das Mädel scherzen, aber dabei kam ihr da» blanke Waßer in die Augen. „Hast du Kummer, Resl? Aber, Mädel, wer wird den» weinen an so einem schönen Frühlingstag!" „Kind", sagte die andere, „wenn du einmal «in recht gro ßes Anliegen hast, das dir das Herz so ganz schwer macht, dann komm ruhig zu uns in den Fähnrichshof. Wir werden dir gern Helsen, wenn wir's vermögen. Und nun Gott besah« len! Gelt, bringst uns das Backwerk recht bald und hier hast einen ganzen Taler für deine armen Handwerksburschen. Freust dich auch recht drüber?" „Aber gewiß freu ich mich", das Mädel lachte und weint» in einem, „und das Backwerk bring ich gleich zu Ihnen hin über." Als die Ladentür sich wieder geschloßen hatte, hörte di» Resl gerade, wie der Klemens sagte: „Meister, was Ihr mir gesagt habt, hätt jedem anderen Gesellen gewiß das Herz froh gemacht bis in den letzten Winkel. So ein Mädel wie eure Tochter gibt's nicht mehr in ganz Wien. Ein rechter, lieber Engel Gottes ist die Resl. Und doch, ich kann nicht! Nehmt mir'» nicht Übel, Meister. Euren Wunsch kann ich nicht erfüllen." „Hast denn eine andere?" fragte der Meister unmutig. „Nein, Meister, das ist cs nicht. Aber da muß Ich halt auch heraus mit der Sprach'. Nun sollt Jhr's wißen, Meister, wa» mich gequält hat schon all die Zett. Ich will nicht immer Bäcker bleiben, Meister Weyrig!" vor joviale Mommsen Im Hotel de Rom« pflegte Mommsen oft mit August Voeckh, Moritz Haupt und Gustav Droysen gemütlich zu Abend zu eßen, so daß die Leuchten der Wissenschaft manche Nacht in diesem ehrwürdigen Berliner Lokal verbrachten und sich erst spat trennen konnten. Eines Abends, als kein Omnibus mehr ging, mußten st« sich einem Droschkenkutscher anvertrauen, der schon einen recht heiteren Eindruck machte und die vier Herren wahllos in den nächtlichen Straßen herumkutschierte, wobei er jeden Augenblick vom Vock zu fallen droht«. Schließlich setzte sich Mommsen kurz entschloßen neben ihn, nahm selber die Zügel und fuhr nun seine Freunde einzeln nach Hause, zuerst zu Boeckh in di« Linkstraß«, dann zu Haupt in die damalige Schulgartenstraße, und schließlich Droysen in die Viktoriastraßr. Nun setzte Mommsen seinen Kutscher, der ihn beim Fahren in seinem Rausch recht belästlgte, sanft in den Wagen und fuhr zu seinem Haus« an der Charlottenburger Chaussee. Al» «r dort ankam. weckte er den Kutscher und macht« ihm klar, daß er ihn fetzt sich selbst überlaßen müße, worauf der Gemütsmensch entrüstet in die Worte ausbrach: „So! Und wu fährt fetzt mir nach Sause?"