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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.12.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321207017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932120701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932120701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-07
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.12.1932
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Mehrbett Löb« wird mit ,«d Kom» ,rin. baß einer- bnetgung gegen RcichSiagSvräsi- liefen hat", wie rzu schreibt der eSchneNdlenst': entschnatlonalen er keinen ttm- Abcr Ne liehen en nur Garan- ctgen NciibSIag, n Blzcpräsidcn- den nicht ge- appe Mehrheit.' gegen den ehe- ommen wegen ren Reichstags- lich hat damals innerpolitilche che NeichStagö- «n einer Frak- die da» Nach- ie Dcutsckratio- llbenren Göring Teil der natlo- VIcberwahl de» Ein FrakttonS- bg. Löbr 1H also Stich. erledigt. Die izcpräsidenien rbcn. Aus der en der Geich- stetchöprä- lotverordnuna Anträge auf Sitzung: nt achzählung des Mzepräsidenten >«P.j nnr M Stimmen ent. Vizepräsidenten t die sosortige Halt befind- g. Dr. Frick Abstimmung iir die beiden Widerspruch »»«. Bp.f «tt ente« ,«» e lSoz.j. te» Btz«. rerdru vor» . Lr. Hun de» Deutsch, »ommunisie« infolge de» Feh- , keine Gewähr n Göring ihre Vizepräsidenten- Dr ^nao äus ser Sozialbemo- ckte. Senerak Kundt Präsidenten im ng bereitete ihm und Hng» Stimmen, amtierende »meiner des Ab«. dritte« de. ihrer. Sie rgcbniS wird kraut benennt gen AnSschub am Mittwoch ilrd der kom» schon morgen Stimmen gegen tuniste« rusen: mnnisten wird ReaiernnaS« Vorschlag de» ntgegennahme ,s Abschaffung ung zu sevcn. uisten mtikucn uk Aushebung anträge gegen gesetzt würben, n kommuntsii- inen Anspruch erben, und der ,g zu dtriem t war die ko- Paven schon Rundfunk ver- ich die Sozial er, zumal die ilster erkennen den soll. Die t viel weniger riSmu» unter- wa» an Taten, a» muß aus- Wenn zuerst >, bann können ar nicht mehr Ser «Malis »er MsmiMelmlerenr Ulsln» Ssvoksnks «rtivuen »ucl>, U.l>.w»m«r»von MN. «.»», von a.»o oUvi p«en»1«» von MN. »d. von IH ll g» Mn«,,M. 1«, »n> Der Amzuv um -as Kapitol Washington, 0. Dez. Die etwa SAM „Hungerdemonstran- ten", die seit Sonntag bei Washington auf freiem Felde kampieren, veranstalteten heute untcr Bewachung durch 1700 Schutzleute thron Umzug um das Kapitol Sie wurden ie- doch weder auf den Borplatz noch in die Nähe des Weihen Hauses gelassen. Nachdem zwei Delegierte ein Gesuch um AI Dollar Baruntcrstiitzung an jeden Arbeitslosen in Amerika dem Vizepräsidenten Curtis überreicht hotten, marschierten sie jum vager zurück Im Laufe der Nacht werden sie die ungastliche Stätte verlassen, wo sie weder Nahrung noch geschützte Unterkunft fanden. kommen wirb. Zuständige Kreise bewahren bisher Still« schweigen über den Zweck der Neise und der Pariser Be- sprechungen. Man hält cs jedoch für wahrscheinlich, bah die Schuldenfrage erörtert wirb. Einige Stellen glauben, bah die englischen Minister sich mit Herriot über die Schritte beraten wollen, die bei einer Ablehnung des Stundungsgesuchs durch Amerika am 18. De» zember getan «erden sollen. Es wird jedoch versichert, dah keine Einheitsfront gegenüber Amerika geschaffen werden solle. Andere rechnen damit, dah vorbereitende Besprechungen über neue, das Lausanner Abkommen betreffende Verhandlungen stattfinben werden. ES ist immerhin bemerkenswert, dah aus die Stelle in der englischen Note an Amerika besonders htngewiesen wird, die es als undenkbar bezeichnet, dah England seine Schulden an Amerika bezahlen werde, ohne auch von seinem ehemaligen Vcrblinbe'en und Deutschland bezahlt zu werden. Auch wird daran erinnert, dah das Lausanner Abkommen ausdrücklich einen MeinungS- austausch der beteiligten Mächte kür den Fall vorsieht, dah Amerika aus der Schuldencintreibung besteht. Wne Havarie -er „Tonte -t Gavota" Santo«, y. Dez. Der neue italienische VuxuSdampfer „Conte di Savoia' muhte auf seiner Jungfernfahrt nach Amerika etwa achthundert Seemeilen vor Neuuork wegen Störung an den Turbo-Generatoren stoppen. Ein Sreventil war gebrochen, wodurch eine Leckage entstanden war. Drei Stunden lang muhten Mechaniker in der Nähe der Wasserlinie auhenborbs arbeiten. Wie erinnerlich, muhte seinerzeit das Schwesterschtsf, die „Rex", wegen einer Störung an den Turbo-Generatoren ihre Jungfernfahrt in Gibraltar unterbrechen. bereit sei, die Verhandlungen über den amerikanischen Plan anzuhüren. Die Vertreter Englands und Italiens nahmen zu dem amerikanischen Plan nickt ausdrücklich Stellung. Bemerkt wurde die außerordentliche Zurückhaltung de» italienischen Vertreters. Die Erklärung Herriot» zur GletchberechttgüngSsrage wirb in den leitenden deutschen Kreisen »war als ein ge wisser Fortschritt bezeichnet, jedoch keineswegs als genügend, um eine Rückkehr Deutschlands in die Abrüstungskonferenz zu ermöglichen. Man weist darauf hin, bah diese Erklärung außerordentlich unbestimmt und nur in allgemeinen Linien gehalten sei, so daß damit keinerlei Klarheit über Frank reichs künftige Stellung in den RüstungSfragen geschaffen werde. Freiherr v. Neurath beabsichtigt, am Sonnabend nach Berlin zurückzukehren. „Rur eine Brrhan-lurivssrun-lage" Gens, 6. Dez. Von maßgebender amerikanischer Seite wird zu den Verhandlungen über den amerikantsch-franzö- fischen Plan die Auffassung vertreten, baß dieser Plan nur als etneBerhandlungSgrundlaae gedacht sei, keineswegs jedoch einen endgültigen Vorschlag darstelle. Die amerikanische Abordnung bezwecke mit denn Plan nur, die Verhandlungen Uber eine praktische Weiterführung der Abrüstungskonferenz und die Regelung der Gleichberech- ttgungSsragc in Gang zu setzen. Die amerikanische Regie- rung sei bereit, alle Vorschläge für die Lösung der Gletch- berechtigungSsrage zu prüfen. «rutsch»» tSei»<mKm»«„rschIao - üngenügent« «rtl-rong Krrriots Senf, a. Dez. Uever die heutigen zwei großen Sitzungen der fünf Mächte kann nach Mttteimng von zuständiger Sette folgende zpsammenfassende Darstellung gegeben werben: Zu Beginn der Berbandlungen wurde den fünf Mächten der amerikanisch-französische Plan vorgelegt. Der deutsche Außenminister bemerkte daraus aus drücklich, baß er sich zu wetteren Besprechungen in Gens nur aus der Grundlage der Erklärungen des englischen Außenminister» im Unterhaus und des dem Büro der Ab rüstungskonferenz etngereichten Vorschlages bereit erklärt habe. Jetzt werde ihm jedoch ein von den übrigen Mächten ausgearbeiteter schriftlicher Plan vorgelegt, wonach sich so mit für ihn «ine völlig veränderte Lage ergebe» habe. Macdonalb bestritt, baß irgendeine feste Verein barung zwischen den übrigen Mächten vorltege und erklärte, daß ihm selber dieser Plan biSdahinnichtvorgelegt morden sei. Freiherr v. Neurath erklärte darauf, nach seiner Stellung zum amerikanisch-sranzvstschen Plan besragt, baß er hierin zunächst ein« erhebliche verschievnna aller Fragen sehe, die für ihn nicht annehmbar sei. Der Reichsaußenmtnifter legte dann von sich a«S den übrigen Mächten einen Vorschlag vor, nach dem die gegen» närtigen Besprechungen mit der Annahme einer sormu» lierten Erklärung abgeschlossen werden sollen» in dem »Ie Einsetzung eines Ausschusses maßgebender devollmächtigter Sachverständiger der fünf Mächte beschlossen wird, der bis spätestens Ende stanuar die allgemeinen Richtlinien für die endgültige Regelung der GleickberechtigunaSfrage und der sich aus der Anerkennung der deutschen Gleichberechtigung ergebenden materiellen Folgen ausarbeiten soll. Diese Richtlinien sollen »Ie Anerkennung der deutscheu Gleichberechtigung und »ie Ersetzung des Teiles V des Versailler Vertrages durch taS künftig« Abrüstungsabkommen seftlege«. Aus der Grundlage dieser Richtlinie« sollen sodann nach dem deutscheu Vorschläge die fünf Mächte Ende Januar erneut zusammentreten, nm den endgültigen Beschluß über die Anerkennung der formellen und materiellen deutschen Gleichberechtigung und damit der Rückkehr Deutschlands in die Abrüstungskonferenz zu fallen. Dieser deutsche Vorschlag wurde von Macdonald als allzu weitgehend nicht zur Verhandlung gestellt, da er belürchte, daß dieser Vorschlag -«nächst aus den allergrößten Widerstand der französischen Regierung stoßen «erde. In der MtttagSsitzung, in der die Erörterung des ameri kanischen Planes wieder ausgenommen wurde, gab dann Herriot im Namen der französischen Regierung folgende Er klärung zur Gleichberechttgungsfraae gb: „Frankreich er kennt an. baß einer der Zwecke der Abrüstungskonferenz der ist. Deutschland und den übrigen durch die Friedensverträge entwaffneten Mächten die Rechtsgleichheit im Nahmen eines Regimes zu gewähren, das für alle Mächte, somit auch für Frankreich, di« Sicherheit einschließt.' Diese Erklärung wurde dem deutschen Außenminister als die Grundlage für die Rückkehr Deutschlands in die Ab rüstungskonferenz vorgelegt und von den übrigen Mächten als ein außerordentliches, bisher noch nicht dagcwcsenes Entgegenkommen gegenüber Deutschland bezeichnet. Man machte geltend, daß diese Erklärung nunmehr die so- iortige Rückkehr Deutschlands in die AbrüstungS- lonserenz ermöglichen müßte. Auf die dahingehende Frage lehnte der ReichSaußenminifter die Erklärung Herriots als ungenügend ab» behielt sich jedoch sei«« eübgttllige Stellungnahme vor. Die Verhandlungen der nächsten Tage werden nunmehr ims der Grundlage sowohl des amerikanischen als auch des deutschen Vorschlages erfolgen. Herriot zeigte in der he :tigen Sitzung gewißen Widerstand gegen den amerikanischen Plan und verlangte, daß zunächst -er große französische SicherheitS- und Slbrüstungs- plan mit den gesamten dort vorgesehenen StcherhettS- aarantten behandelt würde, während Norman Davis die sofortige Durchberatung seines Plane» forderte. Der deutsche Außenminister gab hierzu die Erklärung ab, daß er an dem amerikanischen Plane kein Interesse habe, jedoch Mord an einem Ve'aslunvszeupen Eutin, 6. Dez. In einem Wasserloch i« der Nähe von Wahrendorf bei Lensahn wurde am TienStagmittag der Siedler Möller aus Schönwalde tot aufgesunden. Die Leiche war in Sackleinewand gewickelt und verschnürt. Möller sollte in einem Strafprozeß als Belastungszeuge vernommen werben und wurde seit vier Wochen vermißt. Alle Anzeichen deuten daraus hin, baß an ihm ein Ver brechen begangen worden ist. Nähere Einzelheiten fehlen jedoch noch zur Zeit. 2 Lebensmlttellä-en in Berlin veplün-ert Berlin, 6. Dezember. Etwa 6« junge Burschen drangen gegen Geschästsschluß in einen Fleischerladen im Norden Berlins ein und plünderten den Verkaufsstand. Geraubt wurden 4 Schinken, 78 Würste nnd Speckseite». Etwa ein Dutzend junger Burschen drangen in ein Buttergesch->kt im Südosten der Stadt. Sie raubten etwa 00 Pfund Wurst und entkamen unerkannt. Somrs MnMMalt an den Kongreß Kein AuWub der KrtegMiüdenzWmigen Washington, 0. Dez. In beiden Häusern des Kongreßes wurde heute die JahreSbotschast des Präsidenten Hoover verlesen. Hoover fordert darin als Programm der gegen wärtigen Kongrcßtagung eine weitere Herabsetzung aller Bundesausgaben, eine Reform des Privat- banksystems und eine enge Zusammenarbeit mit dem Auslande in Wtrtschastssragen. Der Präsident lehnt den Wunsch der alliierten Schuldner nach Ausschub der am 18. Dezember fälligen Kriegs» fchuldenzahlungen ab mit der Begründung, daß Vertrauen und Freundschaft nur dann erhalten werden könnten, wenn man Verträge getreu lich erfülle, bis sic durch ein gegenseitiges Abkommen geändert seien und eine für beide Teile segensreiche Lösung gefunden sei. Weiter teilt Hoover mit, daß die Verhandln», gen mit den alliierten Negierungen noch andauern: er werde dem Kongreß eine ergänzende Äotschaft übermitteln, sobald diese Verhandlungen abgeschlossen seien. In der Botschaft wird angedeutet, daß Hoover für die» jenigen Staaten, bei welchen Transserschwicrigkeiten bestehen, Maßnahmen zur Behebung dieses Hindernisses vorzuschlagen gedenkt. Bon der Weltwirtschaftskonferenz erhofft Hoover eine Besserung der Warenpreise, der Beschäftigung nnd des Geschäfts im allgemeinen, und zwar insbesondere durch Stabilisierung der Währungen nnd Abbau der Han delsschranken. Zur Ausgleichung des Budgets schlägt Hoo ver eine beim Fabrikanten zu erhebende allgemeine Ver kaufs st euer vor, von der nnr Nahrungsmittel und viel leicht bestimmte Arten von Kleidungsstücken befreit sein sollen. Ferner wird eine Herabsetzung aller 1000 Dollar übersteigenden Gehälter bei den BundcSbehörden um 117b oder, den ZwangSurlanb eingerechnet, um insgesamt durch schnittlich 14H^ empfohlen. EnaM'stmMcht SKuidenkonlennz London, 6. Dez. Der englische Schatzkanzler Neville Chamberlain reist am Mittwoch nach Paris, um dort Macdonalb zu treffen. In politischen Kreisen wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß bei dieser Gelegenheit auch eine Unterredung der beiden englischen Minister mit dem französischen Ministerpräsidenten Herriot zustande Djörnstjerne Djvrnson Zum 1»0. Geburtstag am 8. Dezember Jedem Norweger, ja jedem Skandinavier, galt und gilt für Björnson Goethes einfaches und großes Wort bei Schillers Tode: „Er war unser.' Björnson war vor allem Norweger und dabei ein Volksmann in des Wortes wahrster Bedeutung: dem Volk entstammend und zum Volk redend. Dadurch unterschieb er sich scharf von Ibsen, der immer in olnmpischer Ferne v.rblieb, während Björnson mitten im Boll« stand, mit ihm lebte und mit ihm litt. Uns erscheint ircilich vieles von dem, was er sprach und schrieb, verblaßt: bleiben wirb aber seine Bolkspoesie, bleiben werden manche seiner Dramen und Schauspiele, vor allem aber sein« Lieder und das norwegische Nationallted: „In. vi visicsr ckvtto lancko«.' („Ja, wir lieben dieses Land.'j In diesem zur Bolkshymne gewordenen Liebe lebt BjörnsonS Geist und in ihm zeigt sich vor allem der Dichter, dem nicht» Menschliches fremd blieb. Diesen Dichter hat zutreffend ein anderer norwegischer Dichter, Arne Garborg, durch das Wort gekenn zeichnet, er sei einem „Wasserfalle gleich, der hundert Mühlen treibt und doch noch Kraft genug hat, um baS ganze Dal mit Schönheit und Regenbogenglanz zu füllen.' Ucberschuß an Kraft ist tatsächlich immer da» Grobe kn BjörnsonS Persönlichkeit gewesen. Die Kraft führte ihn Ircilich ost genug in Irrungen und Wirrungen, aber immer wieder fand er den Weg zu der Dichtung zurück, in der das Herz Norwegens schlägt. Er. war der große norwegische Patriot, der Führer leine» Volke», der seinen Landsleuten die vollkommenste Verwirklichung des demokratischen Ge dankens und die Trennung Norwegens von Schweden al» Endziel ihrer Politik zu zeigen nicht müde wurde: er war daneben aber auch der unermüdliche Vorkämpfer der pangermantschen Idee im Sinne eines sriedenstärkenben BcrwandtschastsbunbeS. der ihm die skandinavische Unab- hängigkett am besten zu verbürgen schien. Hier trennten sich seine und Ibsens Wege. Aus diesem Widerstreit entstand die Entfremdung mit Ibsen, di« jahrzehntelang bauert«. Björnson wollte als Politiker den Staat reorganisieren, im öiegenlatz zu Ibsen, der an Brandes geschrieben hatte: „Der Staat ist der Fluch deS Individuums.' Björnson war in jedem Falle mehr Dichter im letben- schaltltchen Impuls seines Temperaments als Ibsen, der Dramenkonstrukteur. Da» bezeugen neben den volkS- begeisterten Gesängen die vielen kraft- und gemütvollen Bauern- und HochlanbSgeschichten, denen der im Gebirge ausgewachsene Dichter den ganzen Märchenzauber der Poesie gegeben hat. Zu diesen Geschichten sollte man auch in erster Reihe greisen, um sich da» durch die Politik umschattete Gesicht des Poeten in keiner ganzen, reinen Schönheit zu vergegenwärtigen. Auch seine vühnenwerke. die heute in den Hintergrund getreten sind, sollte man zu seinem 100. Ge- burstag wieder zu beleben versuchen. Das „Fallissement', >Ein Handschuh", „Ueber untere Kraft', ja selbst „Paul einmal scherzend die „Unrast des nationalen Uhrwerke»' genannt. In ihm war das tatkräkttge. realdenkende ManneSalter Norwegens in monumentaler Gestalt er standen. Und dieses Monument ist bauernder als Erz. Alle die seelischen Triebkräfte, die die Entwicklung deS jungen Norwegens gelenkt haben hat er aus eigenem Miterleben und Mitschasfen gekannt und ihnen in keinen Dichtungen ewigen Ausdruck gegeben Immer kretaebig und ver schwenderisch, brachte es Björnson im Alter noch zu einem gewißen Wohlstände dank dem Nobelpreis, der ihm l«chs Jahre vor seinem Tode wegen se'ncS kchwuna,-ollen Welt- friedenSoratortumS verliehen worden war So klana diekeS kampsfrohe Leben krtedvoll au», als Björnson am 20. April 1010 die Augen schloß. Kunst UN- Wissenschaft Großes Ttnfonlekon-ert -er Dree-ner Philharmonie Wilhelm Kempsf spielt seine« „Totentanz' Im gestrigen Groben Sinfontekonzert der Dresdner Philharmonie unter Werner LadwigS Leitung sah man im Gewerbehaus außer dem Stammpublikum auch allerhand geladen« Gäste. Denn das Konzert sollte den Charakter einer Werbeveranstaltung tragen: es sollte den Mitgliedern der neugegründeten „Vereinigung zur Förderung der Dresdner Philharmonie" zeigen, was Dresden an diesem Orchester besitzt, und daß der drohende Verlust solchen Be sitzes unter allen Umständen abgewendet werben muß. Dieser Sinn des Abends bedingte natürlich zugleich auch einen be sonders gehobenen Rang seiner künstlerischen Bedeutung. Ein solcher war durch die Wahl des Solisten gewähr leistet. Man hatte den Pianisten Wilhelm Kempfs als Mttwirkenben gewonnen, einen Musiker, der neuerdings in die Reihe der namhaftesten Klavierspieler der Gegenwart trat und außerdem ein begabter Komponist ist. Von beiden Seiten lernte man ihn am gestrigen Abend kennen, denn er spielte ein eigenes Werk. Dieses betitelt sich „Ein Toten tanz', Konzert in Suitensorm für Klavier, Streichorchester, Schlagzeug und kleinen Chor. Wie Liszt zu seinen ebenfalls in Konzertform gehaltene« Totentanzvariationen über da» „Vie» ir»e', so hat auch Kempsf eigener Aussage zufolge die Anregung zu seiner Tondichtung durch vrcagna» Pisaner Fresken vom „Triumph de» Todes' erhalten. Nur bient nicht die Variation, sondern die Suite als musikalische Form. So kann sich der Totentanz im vollsten Sinn des Wortes als eine Folge gegensätzlicher Tanztypen verwirklichen, in denen der Tod nach alter Vor stellung jedwedem Stand und Lebensalter aussptelt. Alter tümliche Formen, wie Entrata, Tokkata, Gavotte, Sarabande, vourrte und andere, erscheinen dabet nüt dem klingenden Lange und Tora Parsberg' und sein dramatischer Schwanen gesang „Wenn der junge Wein blüht' Nnd auch noch heute ihrer Wirkung sicher. Nur wollen Ne aus der Zeit ihres Entstehens heraus betrachtet werden. Ziele und Aufgaben der Zeit sind heute andere geworden. Da» Ewige in Björnson» Dramatik aber ist sein fester Glaube an das Gute im Menschen, kein Respekt vor dem Wirklichen, leine Liebe zur Tat, di« durch alle Irrungen und Wirrungen den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht bildet. Keiu anderer nordischer Dichter hat Naturbilber mit tiefer Dar- -Line der letzten Aufnahmen Björnson« stellung der menschlichen Seelenkräste so fein und färben- reich verwoben, kaum ein anderer bat mehr al» Björnson Natnrsrömmigkeit und allumfassende Menschenliebe in» Zeitalter der psychologischen Problemdichtung hinüber gerettet. So heimatsroh und fest brr Norweger aber auch in seinem eigenen Lande wurzelte, bleibt er doch der wettest- aereiste der großen Dichter seines Volke». Mit eigener Hand hat er im engen norwegischen Tale Neuland auSgepilüat und über dreißig Jahre lang seinen Hof „Aulestad' mit Fleiß bebaut und erweitert. Aber der Drang nach geistigem Wachstum trieb ihn in die Wette nach Amerika, nach Frank- reich, wie in früherer Zett nach Dänemark, Deutschland und Italien, überall an allen TageSfragen teilnehmend und überall so streitbar wie baheiu». Mit Recht hat er sich selbst
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