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Sächsische Volkszeitung : 21.07.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193707216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370721
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-07
- Tag 1937-07-21
-
Monat
1937-07
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.07.1937
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Mittwoch, 81. Juli ISS, Sächsische Volkszeitung 29. Fortsetzung. Er stand am Fenster und sah aus den offenen Boge»»- fiillungen hinaus. Der Abend sank herein. Von Malaga her erklangen die Kirchenglocken im Ave Maria. Ringo dehnte sich das weite, von fleißigen Händen bebaute Land, soweit di« Felsen es zuließen. Nach Westen zeichneten sich in der Ferne dunkle Olivenhaine ab. Die inhaltsreiche Begegnung von vorhin liel ihm wie eine Last ein, der er sich entledigen mußte. Die Gräfin hatte sich in einen Eobelinsesfel geworfen und schien ungehalten nachzusinnen. Da trat er neben sie und begann, ihr sein Erlebnis zu erzählen. Zuerst horchte sie sichtlich überrascht auf. Aber als er von der Bitte, der Drohung, der Forderung sprach, die der Bandit wegen des eingekerkerten Landarbeiters an ihn ge richtet, fuhr sie jäh aus dem Sessel empor. „Was? Wie? Wegen eines solchen Arbeiters belästigt man dich? Avas denken sich diese Leute eigentlich? Zuerst interveniert mich hier mein entlassenes Küchenmädchen Dann hält dich ein Bandit seinetwegen auf? „Wenn dem Bauern nun unrecht geschehen ist? Du mußt auf alle Fälle in Malaga deinen Namen, dein An sehen ins Gewicht lverfen, und beim Gericht eine Verhand lung erwirken. Und zwar in den allernächsten Tagen. Gleich morgen am besten!" Obgleich sie in ihrer emporschießenden Erregung ziem lich laut gesprochen hatte, redete er noch mit gedämpfter Stimme auf sie ein. Trotzdem konnte der alte Diener hinter der Portiere zum Nebenzimmer fast alles genau ansfan- gen. Es war sonst durchaus nicht seine Gewohnheit, zu lauschen oder Indiskretionen gegenüber der Herrschaft zu begehen. Aber dieser Fall mit dem seit Monaten eingc- kerkerten Bauern beschäftigte die Gemüter der gesamten Dienerschaft stark, da man das unschuldig entlassene Küchen mädchen bedauerte und noch immer liebte, und man setzte jetzt alle Hossnungen aus die Haltung von Berenguer, dem neuen Herrn. „Ich denke nicht daran! Morgen srüh fahre ich nach Madrid. Was geht mich der Bauer im Gefängnis an—!" Berenguer wurde es schwer, sich äußerlich zu beherr schen. ,,Es scheint, daß er unschuldig hineingekommen ist. Durch seinen Verwalter. Ich habe dir überhaupt die Frage vorlegen wollen, ob dein Administrator nicht ein zu harter — und leider wahrscheinlich auch ungerechter Mann ist! Kannst du es verantworten, daß du ihm alle Gewalt, alle Rechte blind weiter überläßt? Ohne ihn zu kon trollieren?" Sie sah ihn sekundenlang verständnislos an. Dann herrschte sie ihn an mit dem Tone einer unumschränkten Gebieterin: „Selbstverständlich überlaste ich ihm alles! Das ist nun hierzulande einmal Sitte, seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten!" „Aber es gibt vielleicht Naturen unter diesen Vercval- tern, denen das Gefühl der Macht und der unumschränkten Tewalt, die sie besitzen, zu Kopse steigt. Und wenn sie dann dazu herzlose und gewissenlos« Kerle sind — „Das alles wegen dieses Bauern, wegen dieses Land arbeiters in den Olivenplantagen?" sprach sie, sich in den Sessel zurücklehnend, während ihre Hände ungeduldig auf der Lehne spielten. Er machte eine kleine Pause, um sie zur Aufmerksam keit zu zwingen, »»ährend er immer leiser, aber immer drin gender sprach: „In allen Hafenstädten von Spanten drin gen seit Monaten fremde, verderbliche Einflüsse ins Land, in die Bevölkerung. In Barcelona. Valencia. Bilbao — Vas tlkutuiee eü«ee Iksrnan von Lvlva Llrupo-LLvokio» auch hier in Malaga! Die kommen — äußerlich unmerk- lich —, aber sie dringen ins Volk und auch aufs platte Land, um den Leuten, wie man hier sagt, „ein Licht aus zustecken"! Und wenn du klug bist, trägst du dem allen Rechnung und suchst vor alle»» Dingen ein wahrscheinliches Unrecht au dem Bauern gutzumachen." „Ich werde den Administrator beauftragen, sich mit der Sache zu beschäftigen. Mehr tue ich nicht!" „Das wäre das bequemste für dich. Aber es wäre un genügend. Du mußt nach Malaga fahren und beim Gericht vorstellig werden." „Das tue ich nicht. Ich fahre nach Madrid. Werde doch nicht meinen Verwalter bloßstellen und eine Gerichts verhandlung für eine Sache erzwingen, die er in Szene setzte!" Dann fahre ich morgen nach Malaga und werde am Gericht eine der Instanzen zu sprechen suchen, die den Fall bearbeitet — oder wohl leider vergessen hat, zu be arbeiten." Sie sprang auf, da sein fester und entschlossener Ton sie gewaltig überraschte: „Man wird dich auslachen. Wegen solcher Bagatelle! Keinesfalls darfst du in meinem Namen den Schritt tun!" ^.vu war noch verletzender als ihre Worte. Er wurde plötzlich ganz kühl und beherrscht. „Nein, ich decke alles mit meinem Namen! Du hast ja nach spanischer Ge pflogenheit meinen Namen überhaupt nicht angelegt. Des wegen fällt kein Schatten aus dein Ansehen, wie du es aus drücken würdest. Mein Name wird ja zum Glück auch schattenlos und makellos dastehen." Die Gräfin preßte plötzlich eine Hand an ihre Stirne. Sie hatte die Empfindung, daß er sie nicht mehr liebte, daß eine Kluft sich zwischen ihnen auftat. Da war sie nicht mehr imstande, sich zu beherrschen. Und was seit Tagen seelisch an ihr nagte, was in ihr wühlte, was sie bereits gegen ihn eingenommen hatte, das brach nun in ihr hervor. „Dein Name! Wenn die Leute alle hier ahnten, daß dl» ii» Berlin ein Unterhaltungsmusiker ge»v«s«il bist, der in einem Abendrestaurant ausspielte!" Sie hielt inne, als sie die Veränderung in seinen Ke- kichtszügen sah. Aber eigentlich überwog sein stolzer Aus druck ein vorüberhuschendes peinliches Erschrecken. „Ah! Was sagst du da?" „Soll ich es wiederholen? Man hat es mir gesagt." Er übcrsann, wer es sein konnte. Aber gleichwohl, er hatte sich noch nie dieses Verdienstes geschämt. Er tat es auch jetzt nicht. Sie hatte geglaubt, ihn mit dieser Ent hüllung verlegen zu machen, niederzuschmettern. Statt dessen sah sie nur, wie seine feinen Nasenflügel vor Unmut bebten und er keinen Augenblick aus der Fassung geriet. „Vielleicht hat man mich angeschwindelt, und es ist gar nicht wahr." Sie hatte jetzt das Gefühl, etwas ein lenken zu müssen, denn die Möglichkeit tauchte vor ihr auf, daß sie ihn verliere, daß er sich von ihr abweudei» könnt«! Ach, wie war es schwer, in die Seele und Auffassung eines deutschen Mannes als Frau hineinzuleuchten! „Doch, es ist wahr!" sagte er jetzt ohne Zögern und in der Haltung, die ihr von Anfang an so an ihm imponiert Hatto, und die sie jetzt zu fürchten begann. „Ich schäme mich dieser Tätigkeit keinen Moment. Verstehst du? Keinen Augenblick! Meine Firma, an der ich als Diplomingenieur arbeitete, geriet plötzlich in völligen Konkurs. Ich saß ohne Einkommen auf der Straße. Da ich immer gern und viel Klavier spielte, nahm ich den Verdienst als Unterhaltungs musiker an. Jazz habe ich nie gespielt. Vielleicht beruhigt das dein stolzes Gemüt etwas." Nummer 188. Sette 7 „Kein bißchen", sagte sie schnippisch Uber seine Ruhe, „es ist einerlei. Du hast in einem ösjentlichcn Lokal um Geld gespielt! Das ist so nnglanblich! Ein Mann mit adligem Namen. Ein Mann voy Bildung. Ein Mann von deinem Aussehen. In, Lokal musizieren! Wenn das meine Bekanntschaft erführe, der Adel hier, meine ganzen gesellschaftlichen Beziehungen, daß ich einen Gatten er wählte, der —" „Ich habe es dir damals nicht gesagt, weil ich wußte, daß du das nicht verstehen würdest, nach deinen spanischen Begriffen. Aber wo cs dir nun irgendjemand mitteilte —" „Ja, dein Freund aus Deutschland Ein Tenor —, wie heißt er doch noch?" sie machte eine kleine Pause, da es ihr als Spanierin nicht ohne weiteres leicht war,-einen der ver zwickten deutschen Namen zu behalten, „ein Tenor Osser mann! Er kam als Pilot ost nach Barcelona und machte jetzt einen Abstecher zur berühmten Heiligen Woche zu den Scvillaner Prozessionen und hatte sich vorgenommen, dich dabei in Sevilla zu besuchen und zu überraschen —" „Und da er mich nicht aniraj, hielt er jur am Platze, dir mein „Vorleben" als Untcrha'.tungsmusikei bzw. als stellungsloser Ingenieur milzutcilcn?" siel Berenguer ein. Er ließ sekundenlang Ossermann als Bekanntschaft, als Freund an seinen Erinnerungen vorüberzichen. Er dachte: „Und so etwas nennt sich Freundschaft! Sichtlich trieb ihn der Neid. War er cs nicht damals gerade, der mir unmit telbar vor der Katastrophe mit dein Schlangenbiß einen Vortrag hielt, daß ein Mann wie ich sein Glück durch eine Frau machen müße? Durch eine reiche Heirat! Und ich lehnte damals diese Möglichkeit ab. weil ich noch aus eine Heirat mit Stephanie hoffte?" Seine Gedanken blieben an Stephanie haften. Alles war in ihm wieder ausgewUhll worden bei der unvermute ten Begegnung vor ein paar Tagen in Sevilla, alle Liebe zu Stephanie, aller Verzicht durch ihr Schicksal, alle Sorge um sie! Waren es nicht — trotz aller äußeren erschweren den und entmutigende»» Umstünde. Stunden wunderbarster Harmonie gewesen, die er und Stephanie verbrachten wenn sie sich nach ihrer Tagesarbeit traicn und aussprachcn? Beide Vertreter seingebildetcr. einst vermögender, dann vollkommen verarmter Familien, die es verstanden, sich in den veränderten Verhältnigen liinzuslclleu. und die Kämpfer waren, — um Brot und ehrenvollen Verdienst? Sein Auge überflog Ojelia Ihre Eleganz, ihre ja bei« hasten Toiletten, ihr reicher Schmuck ihre Grazie, ihr Tem perament, — alles, was ihm an ihr bisher gefallen hatte, sank jetzt von ihr Stück um Stück ab Wie weit war sie in ihrem Horizont von seiner Lebensaujjapnng entfernt! Und wie verletzend war ihr Standesdünkel, ihr Unvermögen, sich in andere Verhältnisse einzudenken! Eine grenzenlose Reue packte ihn diele Heirat in so übereilter Weise und unter ihrem temperamentvollen Druck, unter dem Gefühl völliger Aussichtslosigkeit seiner Liebe zu Stephanie, geschloßen zu haben! " Da die Gräfin seine innere Ueberlcgenheit fühlte, sank jede weitere Rücksichtnahme, jede Diplomatie von ihr ab, und sie sagte ihm jetzt unumwunden, was sie an Osjermanns „Enthüllungen' ebenfalls geärgert hatte: „Und dieser Herr hat mir auch in dankenswerter Weise Klarheit über deine bisherige Liaison eingeschenkt die du in Deutschland hattest — und mit der du meine Zuneigung zu dir betrogen hast." Cie kam nicht weiter, da Berenguer sich jetzt lebhaft zu ihr herumwandte. Aber hinter dieser Bewegung stand sein großer, wieder ausbrechender Schmerz. „Liaijon? Das Wort »st keineswegs am Platze! Es war eine Zuneigung zu einer durchaus standesgemäßen jungen Dame" „Man weiß ja jetzt, was du „standesgemäß" bezeich nest!" Er biß sich aus die Lippen. Seine Empörung suchte nach Worten. Es war ihm. als rücke diese Frau ihm immer ferner, immer ferner. Aber deswegen würde sie auch nicht jmstande sein, weder ihn noch Stephanie zu verstehen. Kott, was brauchte sie alle Einzelheiten zu wißen, die so traurig waren, und die damals die Loslösung zwischen ihn» und Stephanie erzwungen hatten? (Fortsetzung folgt.» Fragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Angst vor dem Zahnarzt A. L. in G. — „Ist es nicht etwas außerordentlich Törich te«, wenn Erwachsene noch Angst vor dein Vorzimmer des Arztes, insbesondere des Zahnarztes, haben? Diese Angsthasen solltest Du einmal richtig läck>erlich mache»»" — Etivas oder jemanden lächerlich machen soll man nur, wenn man damit glaubt, eine Besserung zu bewirken. — Die armen Leute aber, die an der Tür des Zahnarztes jene berühmte Beklemmung verspüre», werden ihre Schwäche wohl keineswegs dadurch verlieren, daß man Uber sie lacht. Gut zurcdcn und vernünftig überlegen hilft ihnen wohl weit mehr. Woher kommt denn jene panische Furcht? Meist sind es Kindheitserlebnisse, die einen unauslöschlichen Eindruck» hinterlassen haben. Unver nünftige Erzieher haben vielleicht dein kranken Kinde gegen über den Arzt als einen „schwarzen Mann" verwendet, mit dessen Nennung man die Kleinen zum Artlgscin anhaltcn konnte Wo dae nicht der Fall war und wo auch der Arzt es verstanden hat. verständnisvoll auf die Eigenart des Kindes einzugehen, dort sind unangenehme Erinnerungsbilder dieser Art nicht vorhanden. Der von bösen Erinnerungen unbefangene Mensch geht zum Arzt voll Vertrauen als zu einem, der ihm Helsen soll Das Bewußtsein, daß etwa das Vorzimmer des Zahnarztes nicht ein Weg zur Steigerung, sondern zur Been digung des Zahnschmerzes ist. wird selbst diesen schwierigen Gang erleichtern. Und schließlich muß nian sich vor Augen halten, daß wir nicht auf Erden sind, nm nur angenehme Stun den zu verleben. Die kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens, zu denen entzündete Zahnwurzeln und ähnliche Dinge trotz ihrer Boshaftigkeit gehören, sind ein wertvolles Training für die Seele, um einmal auch einem wirklich großen Schmerz, einer wirklich ernsten Härteprobe gewachsen zu sein. Schirme aus Oelseide B. K. in L. — „Aus dem Gebiete der Schirme ist die neueste Schöpfung der Mode der Schirm aus Oelseide. Wie gefällt Dir so etivas? Ich finde ihn, ehrlich gesagt, scheuß lich." — Die gefällige Wirkung eines Schirmes hängt nicht nur ab von dem Material der Bespannung, sonder»» mindestens ebenso von Stil und Größe des Gestelles. Ein gut geformtes, ge schmackvolles Gestell wird dieses Lob auch weiterhin verdienen, wenn es mit Oelseide bespannt sein sollte. Dein allgemeines Berdammungsurteil ist also nicht gerecht; lch muß den Schirin gegen ein solches Vorurteil beschirmen. Natürlich paßt Oelseide, sie ihrem Wesen nach einen lockartigen Glanz hat, nicht zu jedem Stoffe. Aber l»aben die ungeölten Seidenstoffe aller Schattierungen nicht auch ost einen ähnlichen Glanz? Und kann das „glänzende Aeußcre" des Oclseidc-Schirmcs nicht in ähn licher Weis« als Kontrastwirkung verwendet werden wie bei spielsweise Lackleder für Gürtel und als Besatz verwendet wird? Also Gerechtigkeit für die Oelseide! Es gibt Oelseide in allen Farbschattierungen, man wird sie natürlich einiger maßen in Harmonie zum Kleid wählen. Sind diese Voraus setzungen erfüllt, dann wird auch ein Schirm aus Oelseide seiner Trägerin Ehre machen. Wozu die Miirkenplage? R. W. In K. R. — „Von allen Plagen des Sommers sind doch die Mücken die widerwärtigste. Kannst Du. neunmal Ge scheiter, uns vielleicht sage», wozu eigentlich die Mücken er schaffen worden sind?" — Unter anderen» »vohl dazu, um Dich zu ärgern, mein sehr Verehrter! Es gibt in der Natur bekanntiich eine Erscheinung, die „Symbiose" lb. i. Lebensgemcinschast) heißt. Seerose und Einsiedlerkrebs, Ameisen und Blattläuse, Krokodile und gewisse Vogelarten sind Beispiele solchen Zusammenlebens. Dabei hat immer ein Tier gewiße Vorteile von dem anderen und wehrt gewisse Nachteile von ihin ab. Sollte es beim Menschen und der Mücke vielleicht elivas ähnliches sein? Die Mücke hat vom Menschen den unbestreitbaren Vorteil, daß sie sich von seinem Blute nährt. Aber wir — »velchen Vorteil haben wir von die sem miserablen Blutsauger? Nun, mindestens den. daß wir in der warmen Jahreszeit, in der uns an sich nichts näher liegt, als behaglich zu faulenzen, immer wieder ausgeschreckt und zu lebhafter Tätigkeit unseres Muskelapparates angeregt worden. Das verhindert uns daran, in den faulen Tagen der Ferien allzu sehr einzurosten. Aber nicht nur die Muskeln, auch das Gehirn wird in Tätigkeit gesetzt, Indem wir über geeignete Schutzmaßnahmen nachdenken, uns eine Salmiakflasche, einen Insektensttft oder etwas ähnliches beschaffen. Wie Du das inzwischen sicherlich getan haben wirst. Schmähe also nicht die Mücken! Ganz ohne Nutzen ist auch dieses liebe Tier nicht. Obwohl und gerade »veil wir die selbstverständliche Pslicht ha ben, uns gegen sie mit allen Mitteln zu schützen! Mlcky-Maus und andere Mäuse F. R. In Z. — „Mir tut es immer leid, wenn ich lese, daß Mäule und Ratten erbarmungslos ausgerottct werden sotten. Mäuse sind doch niedliche Tiere! Die Micky-Maus, an der wir im Kino so viel Freude haben, ist das beste Beispiel dafür." — Tierliebe ist etwas sehr Schönes, nur muß ihr die Liebe zum Menschen In jedem Falle vorangehen. Gewiß sind Mäuse manchmal etwas sehr Niedliches. Der Mensch, dein der Herr gott nun einmal das Empfinden für Schönheit und den Willen, überall das Schöne zu sehen, in die Brus» gelegt hat, erfreut sich an dem possierlichen Spici der Mäuse. Auch Rotten können ganz entzückende Tänze onfsühren, »venn sic sich ungestört glauben, so scheußlich diese Tiere mit ihren nackten Schwänzen auch sonst sind Aber dieses künstlerische Wohlgefallen ain Spiel der schädlichen Nager darf uns nickt vergessen laßen, daß Mäuse und Ratten an Vorräten, die »vir Menschei» gesam melt haben, ungeheure Verwüstungen anrichten. daß sie Felder und Pflanzungen verderben und gefährliche Krankheiten ver schleppen können. Ein solcher Preis ist für den possierlichsten und schönsten Tanz zu hoch! Diebe und Räuber Irijst des Ge setzes Schärfe: für Diebe und Räuber aus dein Tierreich aber heißt dieses Gesetz nach dem ewigen Recht der Notivehr' Tod! Mäuse und Ratten zu vernichten, wo man sie antrifft, ist da her eine der Pflichten, die jeder gegenüber der Gemeinschaft hat. Nur die Mickiy Maus »nag davon eine Ausnahme bilden — gegen Mause, d'e ihr Tätigkeilsseid aus die Filmleinwand beschränken, habe»» wir nichts einzuw.-ndcn! Lyrik — nicht mehr zeitgemäß? R. S. in L. — „Ist cs nicht stillos, »venn man heute je mandem einen Band mit Gedichten zum Geburtstag oder aus ähnlichem Anlaß schenkt? Gedichte paßen doch überhaupt nicht mehr in den Stil unseres technischen Zeitalters." Ach! Dann hätten also alle, die heute noch Gedichts schreiben, den Geist ihrer Zeit wohl nicht begcissen? Mir scheint eher, mein Lieber, daß Du das Wesen lyrischer Dichtung und den Geist der Technik nicht begriffen hast. Die kühne»» Konstruktionen modernen Maschinenbaus, die geivaltigen Briik- kcn aus Stahl und Beton, die schwebenden Flugzeuge mit dem Triumphgcheul ihrer Motoren — sind cs nicht selbst gewatlige Gedichte des Menschengcistes? Gedichte, die Unternehmungs lust und Schöpferkraft in die Wirklichkeit dieser Welt übertragen hat. Ikarus war vor tausend Jahren nur Gedicht — heule Wirklichkeit. Welche Hoffnung, daß der Mcnschengeist vielleicht noch weit kühnere, scheinbar unausführbare Träume verivirk- llchen wird! Ist dieses technische Zeitalter nicht stärker erfüllt mit Poesie als irgend eines vorher? Und da sollte für lnrische Dichtung kein Raum mehr sein? Da müsstest Du erst dein Menschen das Herz aus der Brust herausreißen. Im Gegen teil: Wenn der geschwinde Gang des Lebens in unserem Zeit alter überhaupt eine poetische Form gefährdete, dann könnten das nur die Grohformen der Dichtung sein, deren Genuß viel Zeit erfordert, Roman und Epos. Aber der starke Konsum von Romanen beweist ja. daß auch diese Gefahr nicht besteht. Für ein köstliches Gedicht aber, das in einer Ruhepause zwischen Arbeitsstunden dem Menschen die ganze Schönheit der Welt offenbart, wird in unserem Zeitalter erst recht Raum und Ver ständnis vorhanden sein! Marabu. Hauptschrlftlellcr: Georg Winkel ve«a»ck»«rlllch sllr 8»halt »d Ville«: >«««> Wiste» »» v,«»d«» venmtllunNIche« *»»<>ie,l!»tei: rh,,d«r «»stet b> D>i»des »r«» ,»» v««l««> «enxxl, v«ch»r»«ere» »,«,»«» G«N,,ilk«t» I» D. «. VI 37: über 4200. — Z Z». ist Preisliste Nr. 4 gültig.
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