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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.10.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321020014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932102001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932102001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-10
- Tag 1932-10-20
-
Monat
1932-10
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.10.1932
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Ar. M Seite r Stellungnahme der sächsischen Regierung einen Wi-«rs»ruch gegen die Absichten -er ReichSregterung feststellen wollt«, »«mal diese in den Einzelbeiten noch nicht bekannt stnd. Schließlich ist e» la anch PapenS erklärtes Atel, für die Durchführung seiner Pläne eine Volttmehrheit zu ge winnen! Mr den stall, dast dar im neuen Reichstag nicht gelingt, liegt in der sächsischen Erklärung immerbtn «ine Mahnung, in Berfastunaöbingen nicht mir der kavalleristi- schen stvrschheit vorzugehen, mit der sich Paprn aus anderen politischen Gebieten gegenüber seinem Vorgänger Brüning vorteilhaft unterscheidet. Die sächsische Regierung Lat sich damit jedenfalls die Hände frrtgehalten, um später im Reichsrat, wenn die formulierten Projekte der RcichSregte- rung vorliegen, sachlich, fo wie es im LanbeSintereste liegt, zu entscheiden. Die Stellungnahme der auSschlaggebenben Parteien war kn der LandtagSauSsprache wieder überwuchert von Polemik, die zum Teil in wüsten stormen geführt wurde. AVer daran, dast sich Sozialdemokraten und Kommunisten unter einer stlut von Beschimpfungen gegenseitig die Schuld am Niedergang deS Marxismus zuschicben, ist man ja nach gerade gewöhnt. Und dast die Sozialdemokratie in dem sonst von allen Setten als unaufschiebbar anerkannten Ausbesserungswerk, an der Weimarer Verfassung nur monarchistische RcstaurationSpläne sieht, ist aus ihren Wahlkampsbedürfnisseii zu erklären. Ihr Versuch, jedes I-Tüpfelchen der Wennarer Verfassung zu verteidigen, ist verlorene Liebesmüh. Auch von den Vertretern der bürger lichen Parteien der Mitte und der Linken, die sich zur Re gierung Papen bekennen, konnte mau nicht- Neues über ihre Einstellung zur BersassunaSresorm erfahren, weil sie sich unter Hinweis auf da» stehlen einer sachlichen Grund lage -er Debatte entzogen. Die Deutschnationalen hielten allerdings »ich» hinter dem Berge mit ihrer Meinung, Last der Verfassungsumbau unverzüglich durchzufithren sei, dast das Prinzip der autoritären StaatSsiikrung darin fest gelegt werden müsse, und zwar unter Befestigung eines ge sunden Föderalismus. In der ganze» Richtung wurde die. Uebereiiistimmung mit PapenS Wünschen betont. Inter essant ist die Stellungnahme der Nationalsozialisten, die in der Sache, nämlich I» der Betonung der Notwendig keit der VerfassungSresorm und ihrer Richtung vom Par teienstaat weg zum Autoritätsstaat, weitgehend mit den Deutlchnaltonalen iibereinstlinmt. aber von grösttem Mist trauen gegenüber den weiteren Absichten PapenS erfüllt ist tmb au» -l«s«r grundsätzlichen Opposition zur Ablehnung kommt. Die «chlubsolgerung kautet: Reform, jai Aber kein« von oben verordnete, sondern «ine solche, die vom Volke kommt und im Volttwillen wurzelt. Der zur Annahme gelangte Beschluß, der di« sächsische Regierung ausforder». gegen „verfassungswidrig, Pläne- der RetchSregterung «m Reichsrat Stellung zu nehmen, gibt schon einen Ausblick auf di« im neuen Reichstag zu erwartenden Schwierigkeiten. Man mutz dabei berücksichtigen, batz der gegenwärtig« Sächsische Landtag «ine für die Pläne der Reichsregierung günstigere Zusammensetzung aufweist, als sie selbst bei optimistischer veurtetlung der Wahlaussichten für di« Regierung im Reichstag des 0. November zu er warten ist: denn neben den durch bas Landvolk verstärkten Deutschnationalen haben in diesem Landtag noch die BolkS- partet und die Wirtschaftspartei starke strakttonen, die im Reichstag bis auf kleine Reste verschwunden stnd. Nach dieser sächsischen Hrobeabsitmmung gehört keine Propheten gabe dazu, um vorauSzniagen, daß der Entwurf zur Ber- sastunaSresorm, wie er auch auSseben mag, keine Aussicht daraus hat. eine Zweidrittelmehrheit de» neuen Reichstags für sich zu gewinnen. Damit rückt da» Interesse an der Art der Durchführung in den Vordergrund, wie da» gestern schon im Sächsischen Landtage der stall war. sehr zum Schaben der sachlichen Durcharbeitung all der aufgeworfenen Probleme. Man fragt nicht mehr nach dem WaS, sondern nach dem Wie. Natürlich ist sich auch die RetchSregterung dieser Schwie rigkeit bewußt, und es scheint, dast sie mit ihrer zunächst in Silbbeutschland vollzogenen Annäherung an die Länder- rcaterungen eine staatsrechtliche Brücke sucht, die es ihr er möglichen soll, auch ohne vorherig« Zustimmung de» Reichstages vom Weimarer auf den neuen GerfassungSboben zu kommen. Man spricht von ber Absicht, den BersallungS- umbau in storm etneS StaatSvertrage» mit den Ländern vorzunehmcn, der zunächst nur vom NeichSrat genehmigt und später von einem nach dem verordneten neuen Wahlrecht gewählten Reichstag oder durch Volksentscheid bestätigt würde. Das ist aber gerade baS.waS die LandtagSmehrhett al» „ver fassungswidrige Pläne- ber ReichSregierung bezeichnet, denen die Landesregierung nach dem gefaßten Beschluß ihre Mit wirkung versagen toll. Wie man die Aussprache und ihr Ergebnis also auch werten will, sie hat keine Klarheit ge- schaffen und die bestehenden Schwierigkeiten nur vermehrt. I I—— »..I >1 I . n ——WWW» NM» «mk, da» SM N» WWkaM» Berlin, 19. Oktober. Verschiedentlich Nü- «ährend de» Wahlkamps«» Behauptungen über die Hohe de» Sehaltt de» Reichskanzlers und derReichsmtniftrr im Um- lauf, dl« völlig von de» ratsachen abweichen. Wenn be hauptet wir-, brr Reichskanzler bezieh« ein Gehalt von esvoo Mark, dazu «ine Dienstaukwan-Sentschädtauna von 1800» Mark und ein WohnungSgeld von 2S20 Mark, also insgesamt Söö2» Mark, so ist demgegenüber richtig, -ab auf Grund de» Mlnlstergesehe» vom SS. Mär» 1980 die Bezüge de» Kanzler» sich -ulammenlrtzen au» einem Grundgehalt von 4vo»0 Mark, einem dreiprozentigen örtlichen Sonder zuschlag von 18V» Mark, zusammen also 48850 Mark jährlich. Unter Berücksichtigung der inzwischen erfolgten Kürzungen von insgesamt 87 Prozent aus Grund ber Notverordnungen und des freiwilligen Verzichte» hat sich diese» Diensteinkom- men um I7l4i).bü Mark vermindert, so -atz da» jährlich« Einkommen -«» Reichskanzler» als» iS 299^4 Mark beträgt. Das steuerpflichtig« Dtenstelnkommen des Kanzlers unter liegt den üblichen Abzügen der Einkommensteuer, dem Zu schlag für Einkommen über 8000 Mark, der Krlsensteuer der Veranlagten, der Bürgersteuer und ber Kirchensteuer. Die neben diesen Bezügen -em Reichskanzler gewährte Dienstauf- wan^öentschädigiing, deren Höhe durch den HauSßaltplan be stimmt wird, beträgt zur Zeit 18 NM Mark jährlich. Eine» WohnungSgeldzuschutz bezieht d«r Reichskanzler nicht. Die rrauhanöluno in Koburg Kobnrg, 19. Oktober. Al» Trauzeugen Lei der Prinzenhochzett, über die wir bereit» im gestrigen Abendblatt berichteten, fungierten der Kronprinz von Schiveden und der Herzog von Koburg. Weiter waren die Herzogin von Koburg. der Hosmarschall de» Kron prinzen von Schweden, der Generalbevollmächtigte de» herzoglichen Hause», der Presteatiachs der schwedischen Ge sandtschaft in Berlin und der Leiter -er Pressestelle de» Herzogs be« der Trauung anwesend. Die Trauhandlnng wurde durch kurze Ausführungen de» Standesbeamten ein- geleüet. Bürgermeister Schwede wie» auf die besondere Bedeutung dieser Verbindung -e» herzoglichen Hause» mit -em schwedischen Königshaus« bin. Er erinnerte an die ge meinsame Verteidigung ber Feste Koburg -urch Schweden und Koburger vor SM Fahren und meinte, batz dieses historische Datum ein« gute Vorbedeutung für den zu schließenden Bund lei. Am Abend bereiteten di« bürgerlichen Vereine ber Stadt mit nahezu 4VM Mitgliedern, darunter auch ber Stahlhelm und die Nationalsozialisten, dem Brautpaar eine grobe Huldigung, die mit einem yackelzug durch die illuminierte Stabt eingelcitet wurde. Die Straßen waren mit einer nach Zehntansenden zählenden Menge beseht. Bon einer Tribüne vor dein LandeStheater aus beobachteten das Brautpaar mit -en Brauteltern und den Hochzeitsgästen den vorüber ziehenden Fackelzug. Nach -em Vorbeimarsch, der etwa eine halbe Stunde in Anspruch nahm, spielte die Kapelle zwei schwedische Neltermärsche, und die Koburger Sänger brach ten Lieder zum Vortrag. Der Vorsitzende de» Festaus schußes hielt ein« Ansprache, in der er dem Brautpaar und de» Brauteltern den Glückwunsch der Bürgerschaft dar brachte und daran erinnerte, daß die Koburger immer bis auf den heutige» Tag mit ihrem Herzogshaus in Treue verbunden gewesen leien. Turner und Turnerinnen zeigten Freiübungen nnd deutsche Tänze, woraus die Kundgebung mit einem großen Zapfenstreich schloß. Der Mmlrr «»i-tag Um WM» Mit m>s«Mt Memel, 10. Oktober. Fm Sommer vorigen Jahres war der Kreistag im Kreise Memel aufgelöst worden, weil einige Personen ihr Wahlrecht nicht den Gesetzen entsprechend auö- geiibt hatten. Gleich nach ber Neuwahl im Mai dieses Jahre» — die den Nattonallitauern ebenso wie die Landtags wahlen eine Niederlage brachte — wurden von natlonallitanischer Seite Proteste gegen die Wahlen er hoben. Diesen gesetzwidrigen Protesten gab das ver- waltungSgericht nicht statt. Jetzt aber hat das Direktorium des MemelgebieteS den Kreistag de» Kreises Memel aus gelöst, weil es der Ansicht ist. daß ein Teil ber Wahl berechtigten verhindert worden sei. vom Wahlrecht Gebrauch zn machen. Angesichts des litauischen Terror» eine geradezu grotesk wirkende Begründung. zwei »Mteamte all Menttikr? Braunschweig, 19. Okt. Wie vom LanbeSkriminal« volizeiamt mitgeteilt wird, wurden «egen dringende« Verdachts der Beteiligung an den vor einigen Jahren in nnd um Braunschweig verübten Anschlägen auf die Signaleinricht ungen und Züge der Reichsbahn, sowie wegen dringenden Verdachts damit zusammenhängen der NmtSunterschlagungen und Urkundenfälschung zwei Reichsbahn beamte in Untersuchungshaft ge nommen. Siner von ihnen war in Braunschweig, -er andere in Magdeburg und Berlin tätig. Beide «mrden dem Amtsgericht Braunschweig ,«geführt. Schluß mit dm vemm-lailtentum Dresden, 10. Oktober. Die Deutsche Volkspartei hat im Sächsischen van-tag folgende Anfrage eingebracht: „Die sozialdemokratische „Volkszeitung" vom 8. Oktober 1982 enthält einen Bericht über einen GerichtSentschelL — Einstellung des Verfahren» —. ber aus eine Strafanzeige der Republikanischen Beschwerdestelle Berlin bei der Staatöanwaltlchast Dresden zurückgeht Die Anzeige bezog sich daraus, daß bei den Ausführungen des Theater stückes „Die endlose Straße" im Staatlichen Schauspielhaus in Dresden Mitglieder des Dresdner ..Stahlhelm»". Blin der Frontsoldaten, in Stahlhelmen und mit Ge wehren Statistenrollen gespielt hätten wa» einen verstoß gegen das „Gesetz über Kriegsgerät" vom 27. Juli >»27 bedeute. — Dieses „Gesetz" wurde Deutschland unter dem Druck de» Versailler Diktat» ausgezwnngen. al» die Kontrollkommissionen der Entente ihre Schnüsfeltätlgkelt einstellten mußten. Die „Anzeige" -er sog. Republikanischen Beschwer-«- stelle stellt einen in heutiger Zett beson-ers unerhörten Borgang dar. ES ist nationale Ehrenpflicht, dem Trei ben dicker Denunzianten das längst verdiente Ende zu be reiten. Zu unserer Genugtuung hat der NeichSsinanz- minister Gras Schwerin v. Krosigk kürzlich die Anweisung ergehen lallen, jeglichen amtliche» Verkehr mit der sogenann ten Republikanischen Beschwerdestelle abzubre^'en. Im weiteren ist Nir Preußen verNigt worben, daß nur noch solchen Anzeigen nachgegangen wird, bei denen der Be- schwer-estthrer sich mit seinem Namen zu feiner Anzeige bekennt. Welche Haltung Sachsen zu diesen Fragen einnimmt, Ist bisher nicht bekannt. Wir kragen deshalb die Negierung: Besteht in Sachsen irgendwelcher amtlicher Verkehr mit der „Republikanlschest Beschwerdestelle"? Wenn ja: Ist die Regierung bereits der „Republikanischen Beschwerdestelle" gegenüber -le letzt für da» Reich und für Preutzen geltenden Richtlinien an zuwenden?" Goebbels Rckedmll Mil dm Seiilllbnallonalen Massenandrang in der Aasenheide vrasttmoläuog auooror Korliuor SodrUUoUung Berlin, >». Okt. Unter einer riesigen Anteilnahme fand am Mittwochabend in einem der größten Säle Neu köllns das angekündigte und mit großer Spannung er- wartete Rededuell zwischen den Deutschnationalen un- den Nationalsozialisten statt. Die Deutschnatlonale BolkS- partei hatte einer Anregung deS Berliner Gauleiters Dr. Goebbels entsprechend eine große Versammlung einbe- ruken. in der dem nationalsozialistischen Red ner eine bestimmte Redezeit, die Teilnahme einer größeren Gruppe von Nationalsozialisten und unbe dingtes sreteS Geleit zugesichert worden war- Riesige Mengen wogten schon in den späten Abendstunden aus den Straßen rings um die „Neue Welt" in der Hasenheide, wo das Schauspiel vor sich gehen sollte. Schon um 7 Uhr war der Saal bis auf den letzten Platz ge füllt. so daß die Polizei die Tore schließen lieb. Biele Tankende von Nationalsozialisten und Deutschnationalen konnten sich keinen Eintritt mehr verschaksen. Die Polizei mußte mehrmals znr Räumung -er umliegenden Straßen schreiten, um die Anfahrts wege sreizuhalten. Selbst -en Pressevertretern gelang eS erst, als die Versammlung schon längst eröffnet war, nur mit größten Schwierigkeiten, sich noch Einlaß zu verschaffen. Der Saal selbst war mit schwarz-weiß-roten Fahnen und großen Transparenten geschmückt, die den Aufdruck trugen: „Mit Hugenberg -entschnational!" Im Mittelgang und in den Seitengängen hatte der deutschnattonale Saalschutz mit seinen b l an g r ii n e n Hemden Ausstellunq genommen. Auf der resnen Saalkeite war ein großer Raum für die nationalsozialistischen Gäste und deren Führer Dr. Goebbels reserviert. Dle Versammlung wurde er- ösfnet vom deutschnationalen Abgeordneten Stein hoff, er forderte alle Anwesenden auf, unbedingt Ruhe und Diszivlin zu halten. — Er sprach zunächst, ebenfalls im blau grünen Hemd der deutschnationalen Kampfgemeinschaft, der deutschnattonale Abg. Schmidt (Hannover). Der Stoß im neuen Reich gehe nach wie vor gegen links, gegen Weimar, gegen Versailles und gegen die Bollchewisiernng unseres Vaterlandes. Die Frage sei nur, wer sich an diesem Kampf beteilige. Als der Abgeordnete aus die DaweS- und Boungan leihe zu sprechen kam, ertönte aus der Versammlung etn vielstimmiges Oho, das den Redner veranlaßte, mit erhobener Stimme zu rufen: Die Deutschnationalen hätten stets gegen den DaweSplan gestanden, und seit jener Zett sei «ine Ltrnktnrwanblnng innerhalb -«r DRBP. vor sich gegangen, wie sie jetzt den Nationalsozialisten be vorstände. Man dürfe nicht vergeßen, daß bei Tausenden und aber Tausenden guter Deutscher zur Zeit die Haupt sorge sei, Uber den Parteihader hinweg die Idee von Harzburg verwirklichen zu können. Dle Sorge dieser Tausende gehe auch dahin, daß die NSDAP, sich in ihren Grundanschaiiungen gewandelt habe. Weite Kreise be» Volkes seien anch in Sorge darüber, daß aus -er einen Seite die prächtige» Jung Mannschaften der Nationalsozialisten auf der Straße gegen den roten Mordterror austreten, während im Landtag die NSDAP, mit den Kommunisten stimme. Sehr erregt wandte sich dann der Redner gegen die verschiedentlich in der nationalsozia listischen Presse ausgetretene Aeutzerung, -atz die Deutschnationalen am 9. November 1918 in den Mauselöchern gesellen hätten. »Haben Die denn", so erklärte ber Redner mit erhobener Stimme, „kein Gefühl dafür, wie Sie Männer beleidige», die 1018 an ber Front standen? Willen Sie nichts von dem Niederwerfen des roten Terrors an der Ruhr und von den Kämpfen in Oberschlesien? Ich bi» überzeugt, daß damals auch viele in den Reihen der Kämpfer gestanden haben, di« heute Nationalsozialisten sind: aber man kommt doch nicht daran vorbei, daß z. V. Mitteldeutschland von dem von Ihnen sehr übel behandelten Herrn Düsterbera ge- rettet worben ist." Schmidt schloß mit einer eindring lichen Mahnung zur nationalen Einigkeit. — Die ganze Versammlung, Deutschnatlonale sowohl wie National- sozi allsten, sangen gemeinsam da» Flaggen- lied. Dann erteilte der Leiter der Versammlung, Stadtrat St«tnhoff, dem Abg. Goebbels das Dort. der vorher die Bitte ausgesprochen hatte, 48 Minuten sprechen zu könne». Dr. Goebbels knüpfte an das Wort feines Vorredners an, es gelte «in unwürdige» Gustemzu liquidieren. Diese Parole sei von den National, soztaltsten populär gemacht worden, al» die Deutschnatio nalen noch in der Negierung saßen. Die NSDAP, habe die Absicht, da» ganze Volk zu gewinnen, und wenn gefragt werbe, woher da» Geld für die Reklame stamme, müsse er antworten, aus den Groschen unserer Arbeits losen und Parteigenossen, durch die 14 Millionen deutscher Volksgenossen aufgerüttclt wurden. Auch die NSDAP, habe eine Strnktnrwandluna wie di« Dentschnatlonale Partei -urchgemacht, Ne habe sich ost von Menschen, nie aber von der Sach« getrennt. Die Behauptung, daß die Nationalsozialisten den Reichs präsidenten abzusetzen geneigt gewesen seien, müsse er aufs schärfste dementieren. Die Nationalsozialisten unterstützten anch solche kommunistischen Anträge, von denen sie die Ueber- zeugung haben, daß sie gut stnd. Sie hätten für die Aus hebung des R o t f r o n t k ä m p s« r b u n d v e r b o t ö ge stimmt, weil sie den Notsrontkämpferbund in verbotenem Zustand für viel gefährlicher hielten. Der Kommunis mus könne nur durch eine Weltanschauung, nicht durch ein Verbot überwunden werden. Gegen die Papen - N »tverordnungen hätten sie sich aus gesprochen, weil sie den Aermsten die grüßten Opfer aul erlegten. Al» bann Dr. Goebbels ausführte, daß die Nationalsozialisten mit dem Zentrum verhandelt hätten, um die Rechte be» Volkes gegen die Regierung zn ver- tcidigen, wurde er von dem anffichtSsührenden ipolizetolsizier unter brochen. Uebcr den Unterschied zwischen seiner und der Deutsch nationalen VolkSpartet führte er au», der Nationalsozia lismus werbe keine Negierung unterstützen, die solche Ver ordnungen erläßt. Sie gäbe die Rechte der Aermsten nicht für vier Ministerpostcn her. — Zu den Wahlen vom 9. November äußerte Dr. Goebbels, baß der Bolsche wismus mindestens um 1K bis 2 Millionen steigen würbe. Nur wenn eine wirkliche Volksbewegung ans Rn ber käme, könne dem Bolschewismus Einhalt geboten werben. Wen« Pape«» Politik scheitere, gehe er in be« Ruhestand. Hitlers Fiasko würbe die 14 Millio nen Deutsche ihrer letzte« Hoffnung beraube». Ein solcher Einsatz verlange die Sicherheit ber Gewinnung der Führung ber deutschen Politik. Nach einer sehr scharfen Polemik gegen Paven schloß Dr. Goebbels seine Ausführungen unter dem tosen den Beifall ber Versammlung mit dem Satze: „Wir glau- ben an unsere Sache und sind so unbeugsam wie alle wahr- hast Gläubigen. Wir werden keine Politik machen, die den Bolschewismus konserviert. Wir wollen nicht dasselbe er leben, was Spanten erleben mülle. Wir stellen das Wohl des Volkes über das Wohl der Partei." Auch er mülle sich gegen jeglichen Bruderkamps ber nationalen Parteien wenden. Aber nur eine Partei könne die Führung haben, und das sei die Nattonalsozia- listtsche Partei. Nach Dr. Goebbel» sprach der deutschnattonale Abg. Steuer, bet besten Rede e» zu heftigen Protestaktionen der Nattonalsozia! t st en kam. Als der Redner erklärte, er sei bereit, seine Soldatenstammrolle und di« seines Freundes Schmidt sHannoveri auf den Tisch zu legen, nm dann ben Abg. Goebbels zu bitten, die seine dancvcn- zulegen, erhob sich etn ungeheurer P r o t e st st u r m. Rach minutenlange« Lärm stimmten bi« National sozialisten ba» Sorst-Wessel-Lieb an, während die Stahl helmrapelle da» Deutschlandlied anstimmte. Beim Ertönen der ersten Klänge des Deutschlandliedes stellten die Nationalsozialisten ben Lärm ein und sangen die erste Strophe be» Liebes mit erhobenem Arm. Dr. Goebbels anlworlele u. a„ der Nationalsozialismus wolle die Ursachen deutscher Revolutionen befetttgen. Hitlers historisches Verdienst sei, daß er die Abwanderung vieler Mensche», die nie zu einer bürgerlichen Partei gegangen seien, anS -er nationalen Bewegung verhindert habe. Der Nationalsozialismus wolle die Verantwortung,aber auch die Macht. Schmidt-Hannover bedauerte in seinem Schlußwort, -aß Dr. Goebbels nicht aus alle seine Fragen geantwortet habe. Auch in den Reihen der Nationalsozialisten hätten viele den Dawesplan begrüßt. Bei diesen Worten setzte von neuem etn erregter Protest sturm ein, so daß die weiteren Ausführungen des Redners in dem allgemeinen Tumult untergingen. Al» Steinhoss mit ber Polizei drohte, mar e» mit der Ruhe vollkommen vorbei. Um Zwischenfälle zu vermeiden, spielte die Kapelle das Lie- „O Deutschland hoch in Ehren", das von allen VersammlungS- teilnehmern mltgesungen wurde. — Die Versammlung wurde daraus geschlossen. Dr. Goebbels verließ unter den Heilruse« seiner Anhänger den Saal.
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