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Lin groüer plan: kestrsklunZsksIIen neben «len Die Arbeitsbedingungen des Bergmanns find besonders ungünstig. Man mutz berücksichtigen, daß ein Bergmann durch« schntttlich «in Drittel des Tages von dem natürlichen Tages licht abgeschnitten ist und im Innern der Erde nur mit ver- hältnismäßig primitiven Lichtverhältnissen seiner schweren Ar beit nachgeht. Wenn es auch die Verteilung der einzelnen Schichten 'von Fall zu Fall mit sich bringt, daß der Bergmann in seiner Freizeit in den vollen Genuß des Tages und seiner natürlichen Sonne kommt, so ergibt sich doch aus di« Dauer ein Ausfall an natürlichem Licht, der naturgemäß nicht ohne üble Folgen für di« gesundheitliche Verfassung des B«rg> arbeiters sowohl in körperlicher wie auch in seelischer Hinsicht bleiben kann. Mit Bersychen wird demnächst begonnen. Die lausenden ärztlichen Untersuchungen haben diese nach teiligen Folgen des Ausfalls natürlichen-Lichtcs bei einem großen Prozentsatz der Bergarbeiter klar erwiesen, und ein bekannter Arzt, Professor Loen ne, ist daher dem Projekt nähergetreten, durch künstliche Lichtbestrahlung einen gewissen Ersah für die fehlende Natursonn« zu schassen. Diese An regungen wurden von der Organisation der gewerblichen Wirt schaft und von der Deutschen Arbeitssront übernommen. Man hat im Rahmen eines besonderen Ausschusses zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Bergmanns Beratungen abge halten und wird demnächst einen Versuch auf irgendeiner noch näher zu bestimmenden Zech« durchführen. INI kerAwerk IVasckkkmen kür ä!e Kumpels Es ist in diesem Zusammenhang von den Vorversuchen zu berichten, die Professor Lehmann vom Kaiser-Wilhelm- Institut für Arbeitspsychologie bereits in den vergangenen Jahren auf Anregung von Professor Loenne gemacht hat. Die Tatsache, daß ultraviolette Strahlen eine besonders günstig« Wirkung aus das Befinden und die Leistungsfähigkeit haben, hat ihn zu entsprechenden Versuchen an zahlreichen Personen veranlaßt. Dabei erwies sich, daß sich mit der Bestrahlung die Leistungskraft der behandelten Personen um rund 8» Prozent teigerte. — Man hat also schon vor Jahren positiv« Unter lagen dafür gehabt, daß sich mit der „künstlichen Sonne" mancherlei körperliche Nachteile bei den Bergarbeitern als Folge ihres ungünstigen Arbeitsplatzes ausgleichen ließen. Mehrere Minuten in der Woche ausreichend. Die Anwendung der künstlichen Bestrahlung als Ersatz für das natürliche Sonnenlicht geht nun dahin, aus jeder Schacht anlage sogenannte Lichthallen entstehen zu lassen, die in direkter Verbindung mit den Waschkauen stehen und wo den Berg- leuten einige Male in der Woche für einen bestimmten Zeit- raum — es handelt sich nur um wenig« Minuten — die ultra violetten Strahlen zugängig gemacht werden. Die jeweiligen Bestrahlungslampen sollen so weit wie möglich dem Sonnen licht gleichwertiges Licht spenden. Man denkt, wie Professor Loenne äußerte, an künstliche Höhensonnen mit ultravioletten Strahlen und Solluxwärmestrahlen. Es ist selbstverständlich, daß eine jede Schachtanlage einen mit diesen Dingen vertrauten Arzt erhält. Oer Nei8ter der In der Direktion des Theaters zu Bologna herrschte eine erwartungsvolle Spannung. Meister Zampieri war außer sich vor Freude. Nu war der Abend da, an dem das groß ange- kündigte, sei langem ausverkaufte Konzert der weltberühmten Sängerin Maria Malibran stattsinden sollt«. Bologna sollt« jetzt nicht länger hinter London, Paris, Wien, Mailand und Neapel zurückstehen, wo die Sängerin mit außergewöhnlicher Begeisterung gefeiert worden war. Maria Malibran in Bologna I Es hatte Meister Zampieri wie «in Feuer ergriffen. Einige Notenblätter lagen vor ihm, aber er befaß nicht die nötige Ruhe, um hineinzusehen. Er stand auf und lies in aufgeregter Freude um seinen Schreibtisch herum. Maria Malibran in Bologna. Er sagte es mehrere Male laut vor sich hin und es lag in den Worten eine Befriedigung darüber, daß es ihm gelungen war, die große Sängerin für ein Konzert nach Bologna zu holen, daß es ihm vergönnt war, dem Theater einen Kunst abend zu verschaffen, wie es ihn nur alle fünfzig Jahre einmal «rieben kann. Er sah nach der Uhr. In zwei Stunden würde sich der Vor- Hang heben. Es war ihm unmöglich, sich den Beifall des fest lichen Hause» auszudenken. / Von Hermann / Dlbrick-ttsnnibsl Da wurde er in seiner Freude gestört. Ein Hoteldiener überbrachte ihm einen Brief. Er öffnete ihn hastig und las: „Verehrter Meister, es ist mir wegen heftigen Kopfwehs leider nicht möglich, heute abend aufzutreten, Maria Malibran." Er traute seinen Augen nicht. Er las di« Nachricht zum zweiten und dritten Male. Dann blickte er lange stumm auf den Brief, und dann verließ ihn die Fassung. Kopfschmerzen", schimpfte er laut vor sich hin, „ich kann auch nicht bei den geringsten Kopfschmerzen aus dem Theater sortbleiben. Ich muß arbeiten, und wenn mir der Schädel brummt." Seine Zähne knirschten. In der Verlegenheit, daß zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung die Darbietung abgesagt wurde, hatte er sich noch nie befunden. Es war unmöglich, in der kurzen Zeit die eigenen Sänger und Sängerinnen des Theaters zusammenzurufen und eine einstudierte Oper zur Aufführung zu bringen. Es blieb nichts weiter übrig, als auf die Kasseneinnahme eines Abends zu verzichten und das Theater geschlossen zu halten. Das Publikum würde über den Ausfall des Konzerte unzufrieden sein, das war sicher. Aber was konnte ein Theater direktor gegen die Stimmungen einer Sängerin machen, gegen die Kopfschmerzen einer weltberühmten Sänaerin. Inzwischen rann der Zeiger der Uhr uneibittlich weit«». ' Zampieri hatte gerade die Anordnungen getroffen, di« g» fchauerräume nicht zu öffnen und di« Besucher schon in der Vor halle des Theaters von der Erkrankung der Sängerin unter richten zu lassen. Da störte ihn Frau Rossini in seiner Verzweiflung. „Meister", sagt« sie außer Atem, „ich komme eilenden Fuße» aus der Stadt, um Ihnen zu erzählest, was ich «ben gehört habe." „Wag kann es anders sein", unterbrach st« Meister Zam- piert, „als daß die Malibran abgesagt hat? „Die Malibran singt nicht?" rief Frau Rossini enttäuscht. „Sie hat Kopfschmerzen", antwortete Zampieri mit «tn«m Ausbruch des Zornes. „Das ist ja sehr bedauerlich!" sagt« Frau Rossini. „Ab«r da» ist es nicht", fuhr sie fort, „was ich Ihnen erzählen wollt«, das war mir noch unbekannt." „Denken Sie sich, Meister", sagte sie dann, „als ich vorhin durch die Vic^Nomenata ging, hörte ich aus dem geöffneten Fenster eines Hauses ein bezauberndes Eeigenspi«t. Es waren wahrhaft himmlische Klänge, und ich wurde nicht müde, auf d«r Straße zu bleiben und dem Bogenstrich zu lauschen. Meister, diese Sicherheit im Flageolett und diese Fertigkeit im mehrstimmigen Spiel! In keinem Theater Italiens gibt es einen solchen Geiger, wie er hier unbekannt in Bologna wohnt. Ich erkundigte mich näher nach ihm und erfuhr, daß «s «in lunger, armer Skandinavier sein soll, der dort vorübergehend Wohnung genommen hat." Meister Zampieri wußte nicht, was er sagen sollt«. S« kannte die Menschen zu Hunderten, die zu ihm kamen und glaubten, die größten Künstler auf der Erde zu sein, obwohl fig noch nicht einmal über dar durchschnittliche Können verfügten. Aber wenn die Frau eines großen Musikers zu ihm kam und ihm von solcher künstlerischer Vollendung erzählte, war darast nicht zu zweifeln. „Er spielt die Geige", so fuhr Frau Rossini in ihrer B«» wunderung fort, „wie sie vor ihm nur Paganint gespielt hat? Da sprang Meist«r Zampieri auf, ergriff seinen Umhang und seinen Hut und sagt«: „Wenn das der Fall ist, brauch« ich das Theater heute abend nicht zu schließen." Er widerrief seine Anordnung, das Theater geschlossen M halten und rannt«, so schnell ihn seine Füße tragen konnten, nt die Via Nomenata. Das Fenster, au» dem die Klänge zu hören gewesen warsutz lag im Dunkeln. Meister Zampieri klingelt« bet der Wirtin und fragil nach dem skandinavischen Geigenspieler. „Ich bedauere", sagte die alte Frau, „der jung« Herr H heute abend nicht mehr zu sprechen." „Ist «r fortgegangen?" fragte Zampieri barsch. „Nein", antwortet« die Wirtin, ,,«r schläft schon." „Dann müssen Sie ihn auf alle Fäll« wecken", fagtß Zampieri, „ich warte hier." Während die Wirtin verschwand, legte sich seine Ausregung etwas. Er wurd« aber «rst ganz ruhig, als der skandinavisch« Jüngling, der sich schnell wieder angekleidet hatte, vor ihm stand. „Die Zeit eilt", sagt« Zampieri, „ich kann keine einleiten« den Wort« machen. Spielen Sie mir bitte etwas aus dem Stegreif vor." Der schlaftrunkene Jüngling wußte nicht, wie ihm geschah. Er rieb sich die Auge», nahm die Geige und den Bogen, und holt« mit seinem Spiel den Himmel auf die Erde. Zampieri hatte gar keine Zeit gehabt, sich während do» 1SZ7 ttsld Plauderei sm ^Voekenende Von I^srabu. Das ist kein neuer Schnaps, das ist eine sachliche Feststellung. 1637 Halb und Halb! In zehn Tagen wird es Wirklichkeit sein: Mit -em letzten Iunitage endet die erste Hälfte des Jahres. „Wo ist blos; die Zeit hingekommen?" fragt da mancher betreten. Ihm ist, als sei erst vorgestern Neu jahr gewesen. Und nun ist von dem Kuchen, den man eben erst angeschnitten hatte, schon wieder die Hälfte abserviert! Wer freilich einen Notizkalender fährt, auf dem er die Stationen seines Tageslaufes einträgt, wundert sich nicht. Nachdenklich blättert er zurück. 181 Tage des Jahres 1937 sind mit dem letzten Iunitage vergangen. Und bei jedem Tag steht eine große Reihe von Zahlen und Stichworten: Verpflichtungen und Aufgaben, die zu erledigen waren. In lauter kleine Stückchen Brennholz haben wir ruhelosen Menschen diese schönest runden sechs Monate gehackt. Brennholz, das eben jedermann drin* gend braucht, um seinen häuslichen Herd zu Heizen . .. Jahresmittel Eigentlich müßte man den 30. Juni in ähnlich feierlicher Form begehen wie den Silvester tag. Auch die äußere Gunst der nächsten Gelegenheit spricht dafür: Erdbeerbowle ist viel bekömmlicher als heißer Pan ch. Aber wer denkt schon am 30. Juni daran, daß von nun an sich das Jahr zu neigen beginnt? Vielleicht ist das gut so. Denn viele Menschen würden bei der Feststellung, daß von dem schönen run den Jahre 1937 bereits schon wieder die Hälfte ver feuert ist, doch nur melancholisch werden. So wie mgnche am Si vesterabend zu heulen beginnen, wenn sie genü- gend Punsch getr.unken haben. Nein, das wollen wir doch bitte vermeidest, meine Freunde. Heulende Der wische sind nie ein erquicklicher Anblick. FrE» sollten wir uns vielmehr! Jeder Tag, feder Die Rosen blühen. Der Rosenhof der Dresdner Iahresschau, in dessen Anlagen Zehntausende von und Osld Monat, jedes Jahr ist eine Aufgabe, die uns das Schick sal stellt. Jedes neue Jahr liegt vor uns wie das be rühmte dunkle Zimmer, durch das zu gehen die kleinen Kinder sich fürchten. Jetzt, auf der Höhe des Jahres, in der rechten Mitte des Kreislaufes der zwölf Monate, stellen wir nicht ohne Befriedigung fest, daß wir uns den Aufgaben, die dieses neue Jahr gestellt hat, bisher genxichsen gezeigt haben. Wenn wir die erste Hälfte dieses Jahres mit Anstand hinter uns gebracht haben — war um sollte uns das nicht auch bei der zweiten Hälfte gelingen? „Ach was: Halb und Halb!" sagt vielleicht mancher Optimist verächtlich. „Am Montag ist Sommersanfang! Da beginnt das Jahr erst richtig!" Diesem rosenroten Blick in die Welt wollen wir keineswegs einen schwarzen Schlagschatten entgegen setzen. Wenn einer die zarten Freuden des Frühlings mit offenen Augen und dankbarem Herzen aufyenom- men hat, dann wird die Reife des Sommers für ihn Steigerung und Erfüllung bedeuten. Den Sommer zu genießen gebieten Vernunft und Dankbarkeit gegen die Natur. Vergessen wollen wir aber dabei nicht, daß dieser Sommer die Mittagszeit -es Jahres ist. Die Höhe, hinter der nur noch ein Abstieg, eist Absterben, eine Rückkehr in die Kälte und Stille des Winters mögljch ist. Am Anfang des Sommers liegt der längste Tag des Jahres. Nun wachsen wieder die Nächte. Schon ist die Heuernte vorbei, bald wir- das Korn zum Schnitt reif sein. Der große Mittag des Jahres ist gekommen. Die Halbierung des Jahves durch vas Ende des Juni bedeu tet mehr als einen Zufall des Kalenders. Sie ist ein Sinnbild der Wirklichkeit, die draußen von der Natur jetzt im Jahresablauf erreicht ist. Nosenstöcken stehen, bietet jetzt einen zauberhaften An blick. Die Hitze der ersten Iuniwochen HM die Blüten fast überreich zum Aufbrechen gebracht. Blutrot und rosa, lachsfarben und weißrot, gelb und weiß wetteisern die Blüten an Farbenpracht. Nebtzn den Hohen Stöcken stehen kurzstielige Rosen, Kletterrosen überwuchern mit einem Gewoge von Blüten Gartentore. Ein fast betäu bender, köstlich berauschender Duft liegt über dem Garten . . . Eine Stätte des Tanzes hat die Iahresschau mit Recht in diesen Kranz von Rosen hineingefiigt. Denn wer noch jung ist, wer noch das Blut frisch in seinen Adern schlagen fühlt, wer noch bezaubert werden kann vom herrlichen Anhauch der Sommernacht, wenn drun ten die Rosen und droben die Sterne um die Wette locken und leuchten — wer sollte in solcher Nacht nicht Lust zum Tanzen verl"iiren? Tanzen nicht auch die Glühwürmchen, die zwischen den Nasenduschen schweben? Schreiten nicht selbst die Planeten droben durch den Sternensaal im streng gemessenen, seit Jahrtausenden immer wiederholten Tanzschritt? O Zauber der Iuninächte um die Mitte des Jahres! Kurze Nächte, von denen doch jeder wünscht, daß sie kein Ende hätten. In solcher Nacht empfing der Genius Shakespeares seinen her'-üchen „Sommernachtstraum". In solcher Nacht dichtete Möricke seine zärtlichen Nacht gesänge: „O holde Nacht, du gehst mit leichtem Tritt auf schwarzem Samt, der nur am Tage w-ünet . . .* In solcher Nacht formte Detlev von Liliencron sein herbes Lied „Schöne Iunitage": „Mitternacht, die Gärten lauschen, Nlüsterwort und Liebeskuß, Big der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muß — Flußüberwärts singt eine Nachtigall." „Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche!" möch ten wir wie einst Romeo und Julia nach jeder solchen Nacht wünschen, wenn uns die Sonne des jungen Tages allzufrüh weckt. Und doch duldet diese Jahreszeit keinen langen Schlaf. Wenn die Menschen auch nicht die Iah-