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Montag, 21. Juni 19Z7 schilftleitung: Dr«-de»-«„ PoNrrstr. 17, Ferorus El». 7101» Gesch!lst»It«ll«, Druck und Verlag: S«n»a»ta Buchdruck«», «. Verlag Th. ». <v. Winkel, vollerstraZ« 17, F«r«rut »1011, pestsche«: Kr. 10«. va»k: Stadtda»! Lreede» «r. «7« Im Fall« von höherer Gewalt, verbot, «lntreteader Vetrtebo- pörungen hat der Bezieher oder Werbunglrelbende keim Ansprüche, soll, dl« geltun- tn beschrönktem Umfang«, »er- spötet oder nicht erscheint. Srslllluugoart ist V««»d»> -- Grschelnt S «al wöchentlich. Monatlicher Be-ugoprel- durch Tröge, «inschl. öS Psg bM. « Pfg. Irögerlohn 1.70; durch dl« Post 1.7V «inschliehlich Postüberwetsungogebllhr, »uzllglich öS Pf». Post-Bestellgeld. ikln-el'Nr., 10 Psg., Sonnabend- «. Festtage-Xr, « Pfg. Abbestellungen müssen spätesten» «In« Wöch« vor Ablaus der Bezug«»«» schrtstlich beim Verlag «Ingegange» sei». Unser» lril-er dllrsea kein« Abbestellungen «ntgegennehmen. Verlag»« rt vre»den. «n^lgenprelsei dl« lspaltlg« »7 mm brelt« gell« I Psg-I sllr Famillenanjelge» > Psg. Air Platzwünsch« könne» wt« k«in» Gewöch, leiste«. .. Nummer 142—3«. Iahrg. üchMe volksseuuns Regierung Blnm deschlicßt Rücklnii (Lhauiemps übernimmt Mgierungsbitdung Lebrun forderte Stellung der Vertrauensfrage - Nächtliche Verhandlungen im SlMe Paris, 21. Juni. Ministerpräsident Blum ist mit den Mitgliedern seiner Regierung gegen 8 Uhr im Etyseepalast erschienen und hat dem Präsidenten der Republik» den Gesamtrücktritt «ingereicht. Sofort, nachdem die ehemalige Regierung das Elysö« verlassen hatte, nahm Präsident Lebrun seine Bemühungen um die Bildung einer neuen Regierung aus. Wie man in gut unterrichteten Kreisen erklärt, hat der Staatspräsident Camille Chautemps, der als Staats minister ohne Portefeuille dem Kabinett Blum angehörte, zurtickbehalten und mit Ihm seine ersten Besprechungen er öffne«. Staatspräsident Lebrun verhandelte ferner mit Senats präsident Ieanneney. Ieannency verlieh 8.35 Uhr das Elysöe, während Chau temps weiter bei dem Präsidenten der Republik zuriirkblieb. Um 3.40 Uhr erschien dann Kammerpräsident Herriot. Der Präsident der Republik empfing am Montag früh kurz nach 7.30 Uhr erneut Camille Chautemps und hat ihn mit der Reglerungsneubildung beauftragt, Chautemps hat Abschließende Erklärung Vlums Paris, 81. Juni. Nachdem Leon Blum den Rücktrlttsbeschlutz seiner Regie rung der Presse mitgcteilt hatte, erlich er folgende ab- schliehende Erklärung: „Nach langer Beratung hat die Regierung beschlossen, dem Präsidenten der Republik den Rücktritt einzureichen. Die Prüfung des Abstimmungsergebnisses über das Gcgenprojekt lieh keinerlei Hoffnung mehr, vom Senat die Annahme des vom Linksausschuh der Kammer ausgearbeiteten Vorschlages, der in den Augen der Regierung das äusserste an Vermitt lungsbemühungen darstcllte, zu erreichen. Der von uns zum Handeln als unerlässlich erachteten Mittel beraubt, ziehen mir uns zurück. Bevor wir uns trennen, haben wir doppelte Pflichten zu erfüllen: Wir drücken unsere tiefste Dankbarkeit der Mehrheit der Kammer und unseren Freunden des Senats aus, die seit einem Jahr unsere Bemühungen mit soviel Beständigkeit und Ergebenheit unterstützt haben. Sodann richten wir an alle diejenigen Im ganzen Lande, die sich in der Volksfront zusammengcschlossen haben, den dringenden Appell, datz sie das Höchstmatz ihrer Ruhe und Kaltblütigkeit bewahren. Die Ucbertragung der Macht mutz sich unbedingt ruhig und friedlich, gemätz der republikanischen Legalität, voll ziehen. Das Interesse des Landes erfordert cs. Wir bitten alle den Auftrag grundfätzlich angenommen und wird in Kürze dem Staatspräsidenten seine endgültige Antwort geben. Zu der nächtlichen Beratung der Regierung verlautet »och, datz der Präsident der Republik Leon Blum hatte wissen lassen, datz er einen Rücktritt des Kabinetts ohne eine Vertrauensabstimmung im Senat nicht verstehen würde. Bisher hatte es bekanntlich die Regierung vermieden, die Vertrauensfrage zu stellen. Der Ministerpräsident und mit ihm die meisten Minister sollen jedoch im Gegensatz zum Staatspräsidenten den Standpunkt vertreten haben, datz die zweimalige Ablehnung des Senats als ein Mangel an Ver trauen und damit als ein ausreichender Grund zu einem Rücktritt angesehen werden müsse. Es heitzt, datz sich die Radikalsozialen dieser Ansicht Blums nicht ohne weiteres an schlössen aus dem Wunsch heraus, eine Vertiefung der Span nung zwischen Kammer und Senat zu vermeiden. An dem entscheidenden Ministerrat hatten zuletzt auch die Vorsitzenden sämtlicher Linksgruppen der Kammer sowie der Vorsitzende des Finanzausschusses der Kammer teil genommen. unsere Freunde In ganz Frankreich, uns zu hören und somit uns diesen neuen Vertrauensbeweis abzugeben." Kommunisten propagieren neue VolkSfronlreglerung Paris, 21. Juni. Der Generalsekretär der kommunistischen Kammergruppe, Duclos, erklärte beim Verlassen des Minister präsidiums, datz nach seiner Ansicht jetzt nur eine neue Volks frontregierung in Frage komme. Die Kommunisten haben bekanntlich schon vor einigen Tagen beschlossen, sich gegebenen falls an einer neuen Volksfrontregierung zu beteiligen. Lamille Chautemps Camille Chautemps wurde 1885 geboren. Er kam aus der Advokatenlaufbahn in das Parlament im Jahre 1919. In der Mmmer unterstützte er zunächst die Politik Poincarös, wandte sich aber später von diesem ab. Er war nach dem Kriege mehr mals Minister des Innern. 193» übernahm er an Stelle von Daladier den Vorsitz der radikalsozialistischcn Fraktionsgruppe. Als er im Februar 1939 selbst zur Regierungsbildung schritt, wurde er bei seiner Vorstellung vor der Kammer sogleich wieder gestürzt. Im November 1933 bildete er dann wieder ein Kabi nett, das jedoch im Zusammenhang m>t der allgemeinen Stim mung nach dem Bayonner F i n a n z s k a n d a l nach zwei Monaten zurücktrcten mutzte. Im letzten Kabinett Blum war Chautemps Staatsminister ohne Geschäftsbereich. Oie deutsche Aanga-Parbat-Expedition Opfer einer Lawine? - ViSher noch keine Bestätigung der Expedition London, 21. Juni. Di« deutsche Nanga-Parbat-Expelütion ist. wie Reuter aus Slmla berichtet, nach Mitteilungen des britischen Agenten in Gulbat, von einem schweren Unglück betroffen worden. Der britische Agent teilt mit, daß bi« Expedition in eine grob« Lawine geraten sei, und datz sieben Mitglieder der Expedition und neun eingeborene Träger ge tütet worben seien. Nur der Leiter der Expedition, Dr. Wien, und ein weiteres Mitglied, das nicht namentlich g«. nannt wird, seien mit dem Leben davongekommen. Der britische Agent hab« sich sofort mit einer Trägerkolonn« an Ort und Stell« de» Unglück» beg«ben. Weiter« Einzelheiten fehlen. Bisher liegt noch keine Meldung des Leiters der Expedition oder von einem anderen Teilnehmer der Expedition selbst vor. Gewisse Einzelheiten obiger Meldung sind unwahrscheinlich, so datz mit einer Möglichkeit von Verwechslungen mit früheren Vorkommnissen gerechnet werden kann. Die verantwortlichen deutschen Stellen sind bemüht, den Sachverhalt zu klären und stehen in dauernber Verbindung mit Indien. Die deutsche Nanga-Parbat-Expedttion, die am 11. April dieses Jahres von München aus die Ausreise nach Indien an getreten hat, bestand aus neun Teilnehmern, die zum grötzten Teil bereits an früheren deutschen Expeditionen ins Himalaja- Gebiet teilaenommen hatten. Es handelt.sich um di« Herren Dr. Karl Wien, Peter Miillriiter, Adolf Göttner, Dr. Günther Hepv, Dr. Hans Hartmann, Martin Pfeffer, Bert Fankhauser, Professor C. Troll und Dr. Erich Luft. de la A»kq«e und Doriot Paris, 21. Juni. Die französische Sozialpartei de« Obersten de la Rocque mutzte den in Lille vorgesehenen Provinzialkongretz seiner Partei nach der 15 Kilometer weiter entsernten Gemeinde Wicres verlegen, da der marxistische Bürgermeister von Lille die Abhaltung der Tagung untersagte. Vor 59 909 Anhängern verbreitete sich de la Rocque am Sonntag über die politische Lage und kam dabei unter anderem auch auf die Ablehnung seiner Beteiligung an der von dem Führer der sranzösisä)en Volkspartei Doriot gebildeten Freiheitsfront zu sprechen. Es sei ratsam, so erklärte de la Rocque, eine grotze Vorsicht gegenüber dem Gründer der französischen Volkspartei walten zu lassen. Man verlange gewisse Perjicherungen über die Art der Anwendung der Freiheitssront. Von ihr und Doriot wisse man bisher nur, datz dieser von den Moskowitern gekommen und nun antikommunistisch geworden sei. Die Sozialpurtei würde nicht blindlings den alten Rechtsparteien folgen, um ihnen Hunderttausende von Stimmen zu bringen. „Wir sind", so erklärte er zum Schlutz, „weder eine Partei der Rechten noch der Linken." Paris, 21. Juni. Die Pressestelle der Volkspartei Doriots teilt mit, datz Doriot sich nunmehr ganz der Sammlung der antikommu nistischen Kräfte im Lande widmen wolle. Um dieser Aufgabe seine ganze Zeit zur Verfügung stellen zu können, habe er dem Kammerpräsidenten seinen Rücktritt als Abgeordneter mitgeteilt. An all« Ortsgruppen der französischen Volkspartei hät Doriot ein Telegramm gerichtet, in dem es u. a. heitzt: Der Chef Ist geschlagen durch die Koalition der marxisti schen Regierung von Paris und der Mörderregierung von Stalin, die Ihm über St. Denis die Waffen Moskaus uud die Geheimfonds ausgeschaltet baden. Ungeheurer Druck seitens der Verwaltung, Terror in den Fabriken, Werkstätten und in den Privathäusernl Die Wahlen bedeuten eine Zunahme der bolschewistischen Gefahr im Weichbild von Paris. Die Lage in Paris ist sehr ernst, wegen der Kabinettskrise. Es muh alles getan werden, um gegen den Bolschewismus, der zum ent. scheidenden Kampf aufrust, einen Damm zu errichten. Ich hatte recht, zur Front der Freiheit gegenüber dieser Gefahr aufzurufen. Mehr denn je ist die Einigung aller antlkommu- nistischen Franzosen erforderlich. Der Londoner Ausschuß hat jetzt das Wort Kaum sind die Trauersalute über dem Grabe der Bra ven von der „Deutschland" verhallt, da erreicht uns schon die Kunde von einem neuen hinterlistigen Angriff der roten Piraten auf die deutschen Kontrolljchisse. Bereits am 15. Juni, einen Tag vor dem offiziellen Wiedereintritt Deutschlands und Italiens in den Nichteinmischungsaus- schutz, haben die ersten Torpedierungsverfuche aus den Kreuzer „Leipzig" stattgesunden. An diesem Tatbestand kann kein Zweifel sein, denn Zeitpunkt und Bahn der Tor pedos wurde von Bord der „Leipzig" genau beobachtet und durch Horchgeräte verfolgt. Die Torpedos sind sehlge gangen, die „Leipzig" hat keinen Schaden gelitten. Aber der neue Angriff zeigt erschreckend deutlich, in welcher akuten Gefahr der europäische Friede schwebt. Der Angriff auf die „Deutschland" ist von rot spanischen Flugzeugen im offenbaren Einvernehmen mit Moskau unternommen worden. Die Moskauer Inter ventionisten wollten um jeden Preis die Einheit der Kon trollmächte sprengen und einen Konsliktsfall schaffen. Deutschland hat die Ehre seiner Flagge wieder bergestellt und ist in den Nichteinmischungsausschutz zuruckgekehrt, nachdem gewisse wichtige Zusicherungen über solidarisches Vorgehen oer vier Kontrollmächte gegen Angreifer in Lon don und Paris gegeben worden sind. Eine zustimmende Antwort aus Valencia ist nicht erfolgt. Statt dessen teilten die rotspanischen Sender mit. datz die roten U-Boote den Befehl zum aktiven Vorgehen erhalten hätten. Dann tauch ten am 15. Juni, dem Tage der ersten Torpedoschiisse, jen« seltsamen Gerüchte auf, denen zufolge die „Leipzig" torpe diert worden und gesunken fei. Die Quelle dieser Gerücht« mutzte in Valencia oder Moskau gesucht werden, denn nir gendwo sonst wird man von dem Angriffsbefehl auf dis „Leipzig'' Kunde erhalten haben. Diese „Schietzübungen" waren also kein leichtfertiges Manöver, sondern eine klar vorbedachte Handlung. Moskau will den Friedensgiirtel torpedieren, den die vier Kontrollmächte um Spanien ge«. . legt haben. Es will den Frieden Europas torpedieren- Bilbao ist gefallen, das Moskauer Blutbad hat die Welt empört und verwirrt. Also ein Ablenkungsmanöver? Eine Entlastungsossensive? Mehr als das, ein skrupelloser Osfensivstoh der roten Gangster! Der Londoner Ausschutz hat jetzt das Wort. Wenn diese Zeilen in den Händen der Leser sind, mutz er bereits gesprochen haben, wenn anders die Einigung der vier Mächte kein wertloser Fetzen Papier sein soll Je schneller, je schärfer gehandelt wird, desto mehr vermindert sich dis Gefahr für den Frieden. Botschafter von Ribbentrop wird bei seinen dringlichen Vorstellungen keinen Zweifel daran gelassen haben, datz die Neichsregierung nötigenfalls allein zur Aktion schreitet. Das deutsche Volk ist nicht gewillt, seine Matrosen und Schisse für Schietzübungen roter Piraten herzugeben. Besprechung Eden-Lhamberlain London, 21. Juni. Autzenminister Eden hatte während des Wochenendes eine Besprechung mit dem Ministerpräsidenten Chamberlain, dl« sich mit dem Angriff der spanisch-bolschewistischen Unterseeboot piraten auf den deutschen Kreuzer „Leipzig" befatzte. Autzerdem fanden, wie der diplomatische Korrespondent der „Morning Post" meldet, informelle Besprechungen mit andere» Ministern über den Zwischenfall statt. » Der bolschewistische Anschlag aus den Kreuzer,Leipzig Londoner Morgenblätter zu den Viermächtebesprechungen. London, 21. Juni. Einige Morgenblätter bringen Kommentare zu den Be sprechungen der vier Mächte über den Torpedoangriff aus den deutschen Kreuzer „Leipzig". Die Blätter stellen im allgemei nen fest, man sei darüber zufrieden, datz die nach dem bolsche wistischen Bombenangriff aus das Panzerschiff „Deutschland" in Kraft gesetzte Konsultationsvereinbarung so schnell nach dem neuen Zwischenfall in Kraft getreten sei. „Daily Telegraph" schreibt, der neue Zwischenfall sei nur insofern weniger ernst, als die „Leipzig" glücklicherweise nicht getrosten worden sei. Eine genaue Untersuchung werde mög licherweise erforderlich sein, wenn der deutsche Vertreter ge meinsame praktische Mahnahmen von feiten des Nichtein mischungsausschusses sordere. Tine klare Antwort von Valen cia sei notwendig, bevor irgendein Urteil Uber den Zwischen fall gefällt werden könnte, der, wenn der deutsche Bericht voll begründet sei, nur als das Werk von Männern zu erklären fei, die das übrige Europa in den spanischen Bürgerkrieg hin einziehen wollten.