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A-en-Aussa-e Freitag, ». Sevtember l»ss 7«. Sahegang. Nr. 4« Dke-de». Poftlcheck-Itto. 10SS Dietde» Nachdruck nur mit deuU.Ouellrnangab« (Dretdn. Nachr.I »uläfttg. Unverlangt« Schriftstück« »erden nicht austewahrt ibrabianschrMi Nichrtcht«, Sernivrecher-Hammelnumme,! »L»4t Nur lür NachtgeiprLche: Nr. »001t Schriftleitung u. Hauplgeichtstlstelle: Dresden -». r, «arienstrai« »«/«» lohn», durch Vosttchug ».eo NU. einlchlieblich iS Psg. Postgebühr lohne PostsufteUungsgebühr) bet 7»al «dchentlich«m Verland, itinjrlnummer l» Plg. «njeigenpreile: Die einipalttg« N> rnm breit« geil« »S Plg., für autwürt» «0 Psg., die so mm breit« Reklame«eile i«X> Plg., «mherhalb »Lg Pfg. «»». »rtlenadlchlag tt. Daris. Vainillenan,eigen und Stellengeluche ohne Rabatt tü Psg., «uhrv halb »» Psg. Osseriengebühr »o Psg. «lulwürtige RusttLge gegen Vorautbe-ahluag. Kurzer Besuch bei Hindenburg Del EMam drS ReMtaMrtiWymS vrabtmalcknng unooror varUnar SolrrUtlvltnng verli«, 9. Sept. Ja der Wilhelmstraße vor de« alle« Reichskanzlei, in der bekanntlich «»«gen de» Umbaues des RetchSprSfibentenpalais der Reichspräsident zur Zelt «»hat, hatte sich a« Freitagvormittag ein« «rotze Zuschauermenge eingesnnden, am Zeage des AatrittSbesachS d«S Reichst agSpräsidittmö »n leia. Kurz vor X Id Uhr suhr «in graaeS Horchkabriolett, geschmückt mit dem national sozialistischen Wimpel, vor dem Portal vor. I« ihm satz allein ReichStagspräsident Göring, der sich sosort i« das Palais begab. Ihm solgte der Dienstwagen des ReichStagS- präsidlnms, in dem sich die drei Vizepresidenten Esser lZ.), Graes sD.-R.j «nd Ra ach svaqr. Bp.) befaaden. Der Wagen «ar mit dem amtlichen schwarzrotgoldearn Wimpel versehen. Der ReichStagSpriifident «ar zam Besache in dunklem Stratzenanzag «nd dunklem, »eiche« Hut erschienen, «ährend die drei Vizepräsidenten Gehrock «nd Zylinder trage«. In der Vorhalle der Reichskanzlei be, gräbt« der ReichstagSpräfident Göring die drei Vize, Präsidenten. Das Reichstagöprästdia« begab sich sodann »ater seiner Führung in die Räume d«S Reichspräsident««. Bor dem Portal hatte» zahlreiche Pressephotographeu «ad Photoleute Ausstellung genommen. Der Besuch beim ReichSpräfibeuten bauerle et«a zwanzig Minute«. Präsident Göring verlieb wiederum allein in seinem Wagen, In den noch ein ngtionalsozialiftischer Abgeordneter hinzn- gestiegen «ar, die Reichskanzlei. Bei der AnSsahrt wnrde er von den Zuschauern mit Heil-Rnsen begrübt. Im Dienst» wagen des Reichstagspräsidiums folgten dann Vizepräsident Wer nnd Vizepräsident Ranch. Vizepräsident Graes verlieb die Reichskanzlei z« Fatz. Wie wir weiter hören, ist der Verlaus des Besuches ko gewesen, das, nach Vorstellung der einzelnen Herren Reichs» tagSpräsidcnt Göring eine Besprechung der politischen Lage mit dem Reichspräsidenten herbciflthren wollte. Göring teilte mit, das, nach seiner Ansicht der Reichstag eine trag- fähige politische Mehrheit habe. Der deutsch nationale Vizepräsident Graes erklärte hingegen, das, da» Reichstagspräsidium nicht befugt sei, politische VoLhand- lungen mit dem Reichspräsidenten zu führen. Der Reichs präsident brach hierauf die Gespräche ab, und die Kurzfristig, leit des gesamten Besuches unterstreicht die Tatsache, dab eS sich auch inhaltlich um nicht viel mehr als einen Höflich- keitSbesuch gehandelt habe. In politischen Kreisen geht inzwischen das Rätselraten am die Entwickelung der nächste» Zeit «eiter. Immer noch erörtert man, ob der Reichstag schon in der näch sten Woche aufgelöst werden wird, oder ob er sich aus die Taktik des Hinhaltens unter Hinauszögerung der Entscheidungen verlegt. Ferner ist noch die Frage hinzu gekommen, ob etwa eine Regierungsumbildung im Bereich der Möglichkeiten liegt. Man spricht in diesem Zu sammenhang von der Möglichkeit eines Ausscheidens PapcnS und der Ucbernahme der Neichskanzlerschast durch Reichswehrministcr ».Schleicher. In Negierungskreisen steht man indessen aus dem Standpunkt, das, sich die NeichS- tagsauslösung nicht werde vermeiden lassen. Auch wird energisch dementiert, dab eine Umbildung des Kabinetts seht überhaupt in Frage käme. Vorläufig besitzt jedenfalls Herr v. Papen noch das uneingeschränkte Vertrauen des Reichspräsidenten. Interessant sind in diesem Zusammenhang gewisse An deutungen, die sich im nationalsozialistischen „Angriff" finden. DaS Blatt erklärt, man nehme allgemein an, bab der Reichspräsident i« nächster Zeit Führer »er, schiedener Parteien empfange« «erde. Eine Duldung des Kabinetts von Papen, sei t» auch nur durch Hinauszögerung der parlamentarischen Entscheidungen, käme nicht in Frage. Eine Notlösung, die die Auflösung des Reichstages vermeiden könnte, wäre für die NSDAP, insoweit tragbar, als ihr dabei das gegeben werde, was ihr auf Grund der Verfassung zukomme und was das Volk mit Recht jorbern könne. Falls in dieser Richtung aussichtsreiche Verhandlungen von der Gegenseite noch angcbahnt werden sollten, würde eine gewisse Verlangsamung der Abwicklung der Verhandlungen im Reichstag möglich sein. Diese Mitteilung ist an sich ziemlich dunkel gehalten, be weist aber eine gewisse Verhandlungsbereitschaft seitens der Nationalsozialisten für den Fall, das, überhaupt Vie Frage der Regierungsumbildung aktuell werden sollte. Die amtliche Mitteilung Berlin, 9. Sept. Amtlich wird mitgcteilt: „Reichs präsident von Hindenburg empfing heute das ncugewählte Präsidium des Reichstages, Reichstagöpräsident Göring und die Vizepräsidenten Esser, Graes (Thttringenf und Rauch. ReichstagSpräfident Göring stellte das neue Prä- sidium vor. Der Herr Reichspräsident dankt« für den Be such und sprach den Herren seine besten Wünsch« für die Ersüllnng ihrer Ausgabe aus. Hieran schloß sich eine kurze Aussprache über die politische Lage." MIlen lordkrt SlMlnil flir DeulfMn» Ser Prüfstein für den Mkerbun» London. 9. Sept. In einer längeren Meldung d«S römischen Berichterstatters der konservativen „Morning Post" heitzt eS, baß die italienische Politik vor neuen schweren Entscheidungen stehe, die möglicherweise zum Austritt Italiens ans dem Völkerbund führen könnten, obwohl Italien alles tun wolle, am diesen Schritt zu vermeide». Das störende Element i» der enropätlche« Politik sei die Haltung Frankreichs, das zwar internationale FriedenSpakte unterzeichne, ander seits aber seine Sicherheit durch Beibehaltung seiner mili» «ärischen Borherrschast schützen »olle «nd den Völkerbund zu seinen Sonderzwecken auSnütze. Italien betrachte de« deutschen Anspruch aus Rüstung», gleichheit als den Prüfstein. ES sei der ««sicht, datz eine Ablehnung dieser Forderung durch Frankreich eine« Bruch des Versailler Vertrages bedeute. Italiens Augen lenkten sich aus England, »nd der neue Botschafter in London, Grau di, »erd« «ach de« Rückkehr aus seinen Posten England z« überreden haben, eine« Dra ck aus Frankreich auSzuüben. Das Schicksal Europas liege zum groben teil in den Hände« England», In einem Leitartikel weist die „Morning Post" auf die groben Gefahren hin, die sich aus einem Italienisch-franzö sischen Gegensatz ergeben würden. DaS Blatt hosft, dab «S gelingen werde, diese Entwicklung zu vermeiden. Gleich- zeitig sagt die „Morning Post", -ab man -en deutschen Forderungen Rechnung tragen müsse, fügt aber hin- zu, -ab man ein etwaiges Einvernehmen zwischen der deut- schcn Reichswehr und Rußland nicht außer Betracht lassen dürfe. Die lwerale „New» Chroniele" schreibt, es müsse immer wieder betont wer-eu, -ab Deutschland nicht die praktische, sondern die theoretische RttstungSgleichhett sor-ere. Die deutsche Forderung sei logisch unwiderstehlich, «nd die englische Regierung könne unmöglich die Berechtigung der Forderungen znrückweisen. Auch andere englische Blätter, so der „Daily Heral-", äutzern sich wiederum in ähnlichem Sinne. Bier Anregungen Englands Paris, 9. Sept. Mehrere Blätter berichten, bab die Note an die ReichSregicrnng keine Kollcktivantwort, sondern lediglich eine französische Antwort darstellen werde. Der Zeitpunkt der Ueberretchung hänge davon ab, wann daS englische Kabinett sich zur Stellungnahme der fran zösischen Negierung geäubert habe. Wahrscheinlich frühestens am Sonnabend, aber spätestens am Montag werde daS sran- zösische Dokument nach Berlin übermittelt und dann in Frankreich veröffentlicht werden. — Der Londoner Bericht erstatter des „Echo de Paris" glaubt, das, die Antwort der britischen Negierung auf Frankreichs Anfrage nach der Haltung Englands auf folgende vier Anregungen hinaus» laufen werbe: 1. Deutschlanb soll« grundsätzlich bi« Gleichberechtigung erhalten. S. Die Berliner Regierung solle sich aber verpflichte«, bavon keinen Gebrauch zu machen durch Heraussetzuug ihrer Rüstungen. S. Ein allgemeines Abkommen über da» Sicher« heitSproblem solle vereinbart werde«. 4. Die ehemaligen Alliierten, In erster Linie Frankreich, sollen sich zu gewissen Abritstungsmatznahmen im Sinne des Hooverlchen AbrtiftungSplaneS verpflichten. Sowohl -er Londoner Berichterstatter als auch der aubeupolitische Korrespondent des „Echo be Paris" pro testieren von vornherein gegen eine derartige Anregung, die auf nicht» anderes htnauSlaufe al» auf eine Schwächung de» französische» Heere». Ser Skagermltav vor dem RMet'üntersuchunsSauWuß Berlin, 9. Sept. Der Polizei-Untersuchungsausschuß de» Preußischen Landtags beschäftigte sich am Freitag mit der Nachprüfung der Zuiammenstöbe, die sich in Berlin am Jahrestage der S k a g e r r a k i ch l a ch t am 81. Mat er eigneten. Zur Erinnerung an die Skagerrakschlacht zog da mals in Berlin ein« Marinewache auf, die vom Linien schiff „Schlesien" gestellt war. Die Wache wurde auf ihrem Wege durch die Berliner Straßen von einer groben Menschenmenge begleitet, und zwar auch im Bereich der Bannmeile. Es kam dabei verschiedentlich zu kleineren Zu sammenstößen mit der Polizei, und zu einem erheblichen Zu sammenstoß vor dem Neichsivehrministerium. Be richterstatter Nbg. Engel tNS.f sagte in seinem einleiten den Referat u. a„ dab, sobald die Bevölkerung Neisallskundgebunge. "»r die Marine avgab, die Polizei losort mit dem -—ückten Gummiknüppel gegen die Massen vorgegangen sei. Auch Schießbefehle seien gegeben worben, und bei den Zusammenstößen vor dem Wchrministerium seien zahlreiche Passanten verwundet worden. Ter Berichterstatter er wähnte den allgemeinen Protest, den „das anständige Deutschland gegen diese Maßnahmen der Polizei" erhoben hab« und erklärte, Minister Severina, der damals amtierte, hätte u. a. auch ihm gegenüber Bestrafung der schuldigen Polizcibcamten zugesagt, diese Zusage aber nicht gehalten. Al» Zeugen hat der Ausschuß zu den Zusammen stößen bisher 1» Zivilisten und mehr als ein Dutzend Polizetbeamte geladen. ES entwickelt sich bann eine GeschästSordnungSbebatt«, in der Abg. Jürgensen sSoz.f dem Berichterstatter vor wirft, baß er nicht objektiv sei, daß er dem Ausschuß kein Aktenmatertal beschafft habe, sondern nur vortrage, was die nationalsozialistischen Zeitungen behaupteten. Berichterstatter Engel sNS.i erklärt, daß die Polizei bisher die verlangten Akten noch nicht überreicht habe. Profess»« Eissel über »ar Vaven-Vngramm Stockholm, 9. Sept. Der weltbekannte Nattonalökonom Professor Gustaf Cassel stellt im „Svenska Dagbladet" eine eingehende Untersuchung über das Wirtschafts programm der Neichsregierung an. In der Ein leitung schreibt er unter anderem: „Natürlich kann man sich Einzelheiten gegenüber im Zweifel fühlen, und daS Ganze mutet als ein gewagter Eingriff in den normale« Gang des Wirtschaftslebens an. Doch die Lage in Deutsch land ist alles andere als normal. In einem Lande, das mehr als fünf Millionen Arbeitslose hat, ist man eben zu regelrechten Kr a ft m a k n a h m e n gezwungen, um aus dem Sumpf herauSzukommen. Es gibt keinerlei Erfahrungen, wie man eine solche Lage behandeln soll. Man muß daher etwas wagen, wenn es einen Sanierungöplan gibt. Das fetzt vorgelegte RegierungSprogramm unterscheidet sich jedoch wesentlich von der unübersehbaren Masse voll kommen hossnungSloser Konstruktionen, die in Deutschland täglich vorgelegt werden mit dem An spruch, eine Lösung der Wirtschaftsprobleme darzustellen." Professor Cassel geht dann ausführlich auf das System der St eu e rg u t sch e t n e ein sowie auf die Art, wie diese Papiere in Barmittel umgesetzt werben sollen. ES sei eine große Stärke des vorliegenden Programms, daß die An schaffung der Mittel im voraus stark begrenzt sei. Cassel stellt weiter fest, baß bet -er enormen Arbeitslosigkeit in Deutschlanb und bet dem geringen Beschäftigungsgrad die Aussichten einer kräftigen Produktionserhöhung un gewöhnlich gut seien. Wenn die erwartete Besserung der Wcltwirtschastslage eintrete, so müsse das Papen-Pro- gramm ein wirklich wertvolles Mittel sein, um endlich Deutschlands produktive Arbeit wieder in Gang zu bringen. Der Anhalt -es Lytton-Berichts London, 9. Sept. Nach einer Reuter-Meldung aus Neu- york soll der wesentliche Punkt in dem Bericht des Lytton- UntcrsuchungöauSschusseS über die Mandschureifrage die An erkennung der chinesischen Souveränität über die Mandschurei sein, während gleichzeitig empfohlen werbe, dem Mandschustaate unter japanischen Ratgebern Autonomie zu gewähren. Nach einem ergänzenden Bericht aus Tokio, in dem die obige Meldung in der Hauptsache bestätigt wird, weist der Lytton-Bericht darauf hin, baß die Wiedereinführung des Statu» quo ante in der Mandschurei unmöglich sei, und empfiehlt die Entmilttaristerung der Mandschurei. Im übrigen sollte es China, Japan und der Mandschurei- regierung überlassen bleiben, unter der Kontrolle de» Völkerbundes unmittelbar miteinander zu verhandeln. von einem Patienten nte-eroeschossen Halle, 9. Sept. Heute gegen mittag wurde -er Facharzt Dr. mcd. BoeSin seinem Sprechzimmer von einem Patien ten niedevgeschoffen. Der Arzt wurde noch leben- tn di« Klinik gebracht, wo er kn« darauf verstarb,