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k r >ltl» Zoek S. « rr ilctvn ÜLr» Lotc>,ci5c^LVl. Vvlk.LLL i < r-kTt s < !N G 402t -. 42 »L ä«n ,d ren :ül- in - tä«r V8 »lter icke IS Er erhielt den Grosten Staatspreis fiir Bildhauer Nachdem der Wettbewerb um den Mros',en Staatspreis der Aka- demie der Künste für Maler und Bildhauer entschieden worden ist. sind die Wettbewerbsarbciten in der Akademie der Künste zur össcntlichcn Besichtiauna ausgestellt, tlnser Bild zeigt Fritz Cremer, deu Träger des Großen Staatspreises sür Bildhauer, vor seinen Wcttbewcrbsarbeiten. sWeltbild, M.) hast Du voll Schwung ihren Schlender beineistert, Alle sind trunken auf wohligsten Bahnen, Zeigt die Musik Deine lustigen Mahnen. Aker die Huldinnen erst auf der Erden Können nicht glücklicher, sehnender werden, Treibst Du sie an immer zu, immer zu. König der Tänze dem Höck''' n. Geringsten, Sammers, am Herbsttag, im Winter, zu Pfingsten, Walzer, bist Tu." Wieder zeigt die Musik die lustigen Mahnen des Walzers. Der frohe Zug der Bälle, der durch Tanuar und Februar zum Karneval hin führt, bis ihm der Aschermittwoch ein Halt gebietet, hat begonnen. Und die jungen, die im Herzen jungen Mädchen aller Altersstufen träumen nun wieder alle davon . . . dem Hausmann ins Wasser geworfen werden. Doch Willi hatte solange unter Tränen gebeten, bis man es ihm schenkte. Die Tiere vertrugen sich glnnzcn.d. Die Katze be- siitete den Kanarienvogel vor anderen Katzen, die begehr- ich auf dem Dache Herumschlichen. Für den Hund emp- and sie dieselben mütterlichen Gefühle. Es kam vor, daß ie ibn förmlich frisierte, putzte lind ihn in ihrem Psötcben chlasen lieh. Alle drei warteten mit Sehnsucht auf die Rückkehr ihres Herrn. Kam er endlich, so schmeichelte die Katze, wedelte der Hund, sang das Vögelchen einen kunstvollen Triller. Noch eine Freude hatte Willi. Das war der Blumen kasten vor seinem Fenster. Mit den Blumen sprach er wie mit lebenden Wesen: „Möchtest etwas zu trinken haben. Ja, du hast Durst. Komm . . Von seinem Dachfenster aus hatte Willi eine be freiende Fernsicht über den westlichen Stadtteil. Hier sasz er oft, besonders bei Sonnenuntergang, und träumte. Dann bemächtigte sich seiner süsze Melancholie. Er fühlte sich wohl in der Nolle des Einsamen, die ihm Kott zu gewiesen. Auch ahnte er, das; er eine bevorzugte Stellung hatte. Die anderen waren gleichsam eingemauert in fami liäre Verhältnisse, geschützt durch Vater und Mutter, Amt und Würde. Er stand auf eigenen Fichen. Der schlimmste Tag war der erste des neuen Schul jahres, wo der Ordinarius die Schülerliste schrieb. Jede Ostern wiederholte sich dasselbe Trauerspiel: Name? — Käsehage. lEin boshafter Mitschüler hielt sich die Nase zu. — Schallendes Gelächter.) Vorname? — Willi. Geboren? — 12. 1. 1879. Vater? — Habe keinen Vater. (Kichern.) Mutter? — Kathinka. (Erneutes Gelächter.) Beruf? — Fabrikarbeiterin. Obwohl jeder Lehr-r diesen Geburtsschein aus wendig Kanute, ersparte ihm keiner die Demütigung- Er war eben Freiwild. Vielleicht bestand auch die geheime Absicht, dem Eindringling durch solche Ouälereien den Aufenthalt auf dem Gymnasium zu verleiden. Angst hatte Willi vor jedem Festaktus in der pracht vollen, mit herrlichen Glasgemälden geschmückten Aula. Da erschienen die Lehrer im Frack, die Eltern und Ver wandten der Schüler in Gala. Da sah man hohe Be amte, Offiziere, selbst Generäle. Nicht zu vergessen die Schwestern mancher Schüler. Darunter reizende Mädchen gestalten mit adeligen Gesichtern. Die Schüler der höheren Klassen wagten, ab und zu einen schüchternen Blick nach den jungen Damen zu werfen. Von Willis Angehörigen kam niemand. Was sollten sie auch da? Sie würden nur seine Scham vergröbern. Er blieb allein. Ein verwehtes und verwelktes Blatt, während die anderen wie grüne Zweige an einem stäm migen Baume sich wiegten. Hilflos gleich einem Blinden streckte er die Hände aus nach einem Führer. Aber es sand sich keiner. Er drängte sich in der Milke der anderen Schüler zur groben Tür der Aula hinein und am Ende der Feier rasch hinaus. Einmal hatte er gesehen, wie eine liebevolle Mut ter, die Gemahlin eines Kriegsrats, ihr Söhnch n in der Aula suchte, umarmte und küstts. Willis Mutter kam selten zu Käsehagens. Und wenn, dann war sie müde und abgcarbeitet: sie empfand das Dasein des Knaben als Last. Alis dem Gymnasium bestand eine Bereinigung von Schülern. Sie bildeten unter Leitung des Gesangsleh rers einen Musik-Kreis, der bisweilen ein Konzert gab. An den Konzerten konnte und wollte Willi nicht teil nehmen. Nur zu den Proben schlich er sich manchmal hin ein Wenn er auch so etwas Kannte! Er konnte aber gar nichts. Nicht turnen, nicht üngen, nicht musizieren." Kein Schimmer von den Schöpfungen der grasten Kom ponisten. Wie gewandt sprack-'n die Mitglieder des Musik-Kreises über Havdn, Mozart, Beethoven und Wagner. Einmal hörte Willi, wie ein Primaner sagte: „Nach Beethoven nur Beethoven oder oar nichts." Willi Käsehage war ein Fremdkörper auf dem Gymnasium. Ein Schandfleck au einem ausgesucht seinen Kleide. Der Elementarlehrer hatte versäumt, das Kind bi tte 2? ung 8 Der Ball — wie ihn ältere Herren erleiden: Die Herren über 4l) und teilweise auch die jüngeren Herren, laufen jetzt mit ganz besonderen Sorgenfalten herum: Kaum sind die Feiertage vorbei, kaum gewinnt man einen Ueberblick, was das alles — ach Du liebe Güte! — gekostet hat, da will die Frau, oder die Braut, oder die Tochter — auf einen Ball gehen! Das; doch die Frauen überhaupt nie vernünftig werden . . . Bälle — das ist für diese älteren Herren eine all jährlich aufs neue fliehende Quelle mastlosen und end losen Aergers. Es beginnt mit dem Streit, ob überhaupt ein Ball besucht werden soll. Der Mann, angeblich das stärkere Geschlecht, unterliegt hier wie zumeist in solchen Fragen. Zähneknirschend besorgt er die Karten für den Ball und zerspringt vor Wut über die „sinnlose Aus gabe". Damit aber nicht genug. Die teure Gattin — o wie teuer erscheint sie ihm diesmal wirklich! — kann doch nicht in dem alten Abendkleid auf einen grasten Ball gehen! Das neue Kleid bedeutet eine neue Ausgabe. Halb oewusttlos vernimmt der abermals erleichterte Gatte, dast Haben Sie sich den Filin „Königswalzer" angesehen, in dem Heli Finkenzeller die Hauptrolle spielte? Wenn nicht, dann habest sie etwas versäumt. Da kam die ganze Ballseligkeit des jungen Mädchens, das zum ersten Male zum vollen Bewusttsein seiner selbst erwacht ist, hin- reistend zum Ausdruck. Das must man gesehen haben, wie dieses Mädchen nach Hause kommt von dem grosten Ball in der Münchener Residenz: Es ist alles himmlisch schön und nett und grossartig gewesen. Eine aanz auster gewöhnliche Ehre ist ihr zuteil geworden: Sie hat mit dem König selbst tanzen dürfen. Aber das ist noch gar- nichts! Sie hat beim Walzer den Geliebten ihres Herzens gefunden. Und so bleibt sie im Walzerschritt, auch wie sie nun die Stiegen des väterlichen Hauses emportanzt, wie sie die Türen aufschliestt und das Schlafzimmer aufsucht. Sie tanzt noch vor dem Spiegel, mit dem Nachtlicht in der Hand, noch immer klingt die Melodie des Balles in ihr nach, beschwingt sie die Weise des einzig schönen Walzers, den sie mit dem Geliebten getanzt hat: „Wie ein Wunder kam die Liebe über Nacht . . ." Ach, der Walzer! Was haben sich die Poeten ge müht, seinen Zauber in Worte zu fassen! Wie haben die Komponisten immer neue Weisen aus dem Klingen ihrer Herzen heraufgeholt, um die rechte Begleitung zu geben für den Zauber der Phantasie, der beim Tanzen die Sinne des Menschen mit holden Netzen umsponnen hält. Ball zauber — Walzerzauber! Vielleicht am feinsten hat ihn Detlev von Liliencron, noch mit grauen Haaren ein ju gendlich begeisterter Tänzer, wiedergegeben: „König der Tänze in Schlössern und Scheunen, Trübsalverdränger auf Lehm und Parkett, Prinz und Plebejer, Student und Philister, Bürger und Bauer, Zivil, Epaulette — Alle, sie alle sind von Dir begeistert. Lallträuine unä Lalltränen Plauderei sm >Voekenen6e Von I^srsku. Fröhlich führt zum Karneval Uns der Zug der Bälle. Presseball und Opernball Fordern Dich zur Stelle. Walzerklang und Psropfenknall Locken jeden doch einmal In den Bann der Bälle! Was das junge Mädchen träumt, Wirkt nun in den Bällen. Was der alte Herr versäumt, Ist hier festzustellen. Heiter sei und aufgeräumt, Wenn des Lebens Becher schäumt: Freu Dich an den Bällen! Der Ball — wie ihn junge Mädchen erträumen: Nun träumen sie wieder alle davon, die grosten und kleinen Mädchen: von dem Ball, den sie mitmachen wollen und auf dem sie die schönste sein werden. Und wenn nicht die schönste, so doch die interessanteste. Ein herrliches Kostüm werden sie tragen, das sie sich selbst i ausgedacht und vielleicht auch selbst geschneidert haben. Und bestimmt werden sie etwas erleben . . . Das kann ia ein anderes Menschcnwesen nur ahnen, was so ein Ball für ein junges Mädchen bedeutet: fest liche Steigerung des Lebens, festliches Erleben der Welt — das graste Erlebnis schlechthin. Ahnen kann man es I nur, wenn inan die schmelzenden, schwungvollen Klänge I berühmter Ballmusik hört. Wenn man im Film vollendet I gelungene Schilderungen groster Bälle sieht... Nne Oern- unä I^eiZenssckme - Von plsrrer Kirsekenksuer WNU Käsehage war der uneheliche Sahn der Ar- ! beiterin Kathinka Käsehage. Weil seine Mutter in die ! Fabrik ging, nahm ihn sein Onkel: Hausmann Fritz Käsehage nach vielen Bitten zu sich. Fritz Käschage war kinderlos und fahte den Entschluß — wennschon, denn- schon — aus Will; etnxw zu maä>en. Er schickte ihn mit 9 Jahren auf das nahgelogene Gymnasium. Die Eheleute Käsehage wohnten im Kellergeschoß eines hochherrschastlichen Doppelhauses mit Zentral heizung. Käsehage war den ganzen Tag aus den Beinen, mußte das Haus schließen und ösfnen, reinigen und Hei zen, kleine Tischler-, Schlosser-, Maurer« und Mechaniker arbeiten ausführen . . . Sein Weib war eine wortkarge, aber fleißige Frau. Ihr Pflegling kriegte im 5. Stock des großen Hau ses ein Dachstübchen. Zuerst fürchtete er sich auf dem Boden, mählich gewöhnte er sich daran, fand es sogar schön. Willi war kein begabter Schüler. Er wurde als Letzter von Sexta nach Quinta versetzt. Auch sonst hatte er schweren Stand, denn er war auf dem vornehmen I Gymnasium der einzige Proletarier. Mährend die Sex taner in ihrer Kindlichkeit keinen Unterschied machten, begannen sie in Quinta bereits auf ihn herabzusehen. Willi hatte einen Familiengeruch an sich. Er roch nach Armut. Wie arm klang schon sein Name! Sein An zug war geflickt, wenn auch immer heil. Sein Gesicht hatte grobe Züge. Sein Gang ivar plump. Beim Turnen wurde er Mehlsack genannt, bei Wettkämpfen vorher U ausgesckaltet: „Käsehage, raus!" Willi versuchte, sich anzuschließen. Aber keiner wollte ihn haben. Wenn ihn jemand mit nach Hause nahm, legten die Eltern ihr Veto ein. Alles schämte sich seiner. M Am meisten schämte sich Willi vor sich selber. Die Gymnasiasten trugen nach Klassen verschiedene U Mützen: schwarze, blaue, grüne, weiße, rote. Willi er laubte sich, auf seinen dummen Kopf und seine dürftige U Kleidung die Mütze des berühmten Gymnasiums zu M setzen. Wäre er wenigstens, wie sich die Pennäler aus drückten, in Zivil gegangen! So machte er den Eindruck M eines Bettelstudenten, der auf unerklärliche Weise in ein M Korps hineingeraten war. Wenn ein Schüler ungerecht behandelt wurde, dann kam sicher am nächsten Morgen der Herr Papa, um die M Sache in Ordnung zu bringen. Für Willi verwandte sich M niemand. U Manchmal mar er drauf und dran, seinen Onkel zu M bitten, ihn von der Schule zu nehmen und irgend ein M Handwerk lernen zu lassen. Aber er wollte ihm die Ent täuschung ersparen und den Aerger über das ausgegebene Geld, denn er war mittlerweile in der Tertia. Vom letzten Platze hatte er sich auf den vorletzten M und vorvorletzten gearbeitet. Doch das Studium machte M ihm keine Freude. Bleiern lag cs aus ihm. Er hatte M auch keinen, der ihm half. Immer war er auf sich allein angewiesen. Eben weil er so allein war, schloß er sich mit M rührender Liebe an die Tiere an, die sich im Laufe der Zeit bei ihm eingesunden: ein Kanarienvogel, eine Katze und der intelligente Dackel Lederstrumpf. Lederstrumpf stammte aus dem Hause, in dem Willi wohnte. Das M Hündchen sollte nach seiner Geburt, weil überzählig, von tur><. wen wkv stt. »I« lung