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Wer da? - Des Aonigs Kchlüssell Uralte Sitten im England ist bekannt für seine Anhänglichkeit am Alten. Altertümliche öffentliche Hinrichtungen wie uralte Volks gebräuche haben mit bewunderungswürdiger Zähigkeit den Jahrhunderten getrotzt und sind heute ebenso lebendig und lebensfähig wie am Tage ihrer Entstehung ... In den ersten Jahrhunderten seiner Geschichte hat England manch eine Acnde- rung seines völkischen Bestandes erlebt. Die keltische Urbe völkerung wurde von den angelsächsischen Eroberern abgedrängt. Dann kamen Jüten und Dänen ins Land, schließlich die Nor mannen. Und alle diese Stämme hinterließen bis heute er kennbare Spuren auf kulturellem Gebiet. D e Abgeschlossenheit Englands vom übrigen Europa begünstigte die Entwicklung eines unbeeinflußten Eigenlebens. Es war gewiß ein gewaltiger Sieg der „Modernisten", nls zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts die englischen Richter ihre mittelalterlichen Gewänder ablcgten und sich in der damals üblichen Weise kleideten — eine Reform, die für Jahr hunderte Geltung haben mußte. Deshalb ist seit diesem denk- würdigen Ereignis kein Knopf, keine Naht in der Amtstracht des englischen Richters geändert worden. Man hat nicht einmal die Lockcnperücke abgcnommen. England besitzt kein kodifiziertes Recht, das heißt keine umfassenden Gesetzbücher. Man richtet sich nach den im Lause der Jahrhunderte erlassenen einzelnen Verordnungen und ge richtlichen Entscheidungen, so daß es nicht weiter mundcrnehmen kann, wenn man erfährt, daß die meisten englischen „Gesetze" mehrere Jahrhunderte alt sind. Diese Erlasse bleiben so lange in Kraft, bis einmal neue n» ihre Stelle treten. Eine allgemeine Revision alter Gesetze und Erlasse, wie etwa in Deutschland um das Jahr 1900, hat in England nie stattgesundcn. Jüngst war ln Bristol ein gewisser Reginald Woolming- ton wegen Ermordung seiner jungen Frau zum Tode ver urteilt worden. Seine Berufung an den Obersten Gerichtshof wurde verworfen. Da entsann sich der Verteidiger mittelalter licher Gesetzesbestimmungen, die noch durch keine neue Ver fügung außer Kraft gesetzt worden waren . . . man konnte an den Nechtsnusschuß des englischen Oberhauses appellieren. Der Nechtsausschuß mußte gesetzmäßig zusammentreten. Seine Mit glieder waren nach Prüfung des Falles dem Gefühle nach von der Unschuld Woolmingtons überzeugt, brauchten aber drei Tage, um aus alten Folianten die rechtmäßige Handhabe für die Freilassung des Verurteilten zu ermitteln. Zu dem Zweck wurden über fünfzig Bände Akten alter Rechtsauslegungen und Gerichtsentscheide in das Oberhaus geschafft. Fälle aus der Zeit Jakobs I hcrausgezogen, sowie ein lateinisch geschriebener handschriftlich abgefaßter mittelalterlicher Rechtskommentar durckstiidicrt, auf Grund dessen dann der Ausschuß den Spruch des Obersten Gerichtes doch noch für ungültig erklären konnte. Die fünf Häfen Dover, Sandwich, Hythe, Romney und Hasings waren schon in den Zeiten der alten Sachsenkönige die wichtig sten Einfallstors in das englische Festland, heute ist jedoch nur Dover von Bedeutung. Alle „Clinque Ports" haben aber noch das Vorrecht, eigene Gesetze unabhängig vom Parlament im Westminster zu erlassen, und sich ferner alles Strandgut im Be reich der Külte von Sandwich bis Romney anzueignen. In den Tagen der Armada und der reichbeladenen Westindicnsahrer muß das ein ganz einträgliches Geschäft geivcsen sein. neuen Lnglan- Im Jahre 1812, während des spanischen Feldzuges, über fiel das englische 12. Ulanenregiment ein Kloster, plünderte es gründlich aus und mißhandelte die Nonnen. Als Wellington von diesem Räubcrstück hörte, geriet er in mächtigen Zorn und ließ das Regiment sofort zur Parade antreten. Nach strenger Strafpredigt verkündete Wellington die Strafe: „Jeden Abend »ach Dienslschlutz hat die Regimentsmusik zur Parade aufzu marschieren und nacheinander die spanische und russische Natio nalhymne, den Vesperpsalm, die Hymne des Prinzen von Wales und die Nationalhymne zu spielen. Während der Musik stehen die Lanzenreiter still und hären zu." „Diese Strafe soll hundert Jahre dauern." Die britische Armee hat die gerechte Entrüstung des großen Generals und die von ihm ungeordnete Buße geachtet. Kein einziger musikalischer Abend ist diesem Truppenteil erlassen worben. Wie es Wellington anbefohlc» hatte, waren die Mann schaften des 12. Ulanenrcgiments bis zum Jahre 1!U2 verpflich tet, ohne Rücksicht auf ihren Standort, anzutreten und die fünf feierlichen Musikstücke anzuhörcn. Nur wenige» Eingeweihten aber war der Grund für diese seltsame Buße bekannt . . . Wenn inan sein Glas zum Wohle für den Herrscher anstößt, ist es überall Sitte, es stehend zu tu», lleberall — nur nicht in England. Hier haben die Seeleute und die 'Angehörigen des Cameron-Füsilier-Regiinents und des 17. Manen-Regiments das Vorrecht, beim Königs toast sitze» zu bleiben. Aus den alten Schissen waren nämlich die Räume niedrig, der Kops stieß an die Decke, und die Haltung im Stehen würde komisch wirken . . . Die Cameron-Füsiliere aber haben dasselbe Vor recht wie die Marine, denn in vielen Kolonialkriegen, in denen sie verwendet wurden, waren sie oft genug aus dem Wasser. Das 17. Manen-Regiment ist dagegen ein junger Truvpentcil. Ihm wurde aber während des Burenkrieges ein Prinz des königliche» Hauses zugeteilt, der eine Knieverletzung hatte und seiner starken Schmerzen wegen sehr viel Whisky trank. Es wäre peinlich gewesen, diesen patriotischen Prinzen anfstehen zu lassen, und so blieben die Offiziere am Geburtstage der Kö nigin sitzen und ließen sich nachträglich dieses Vorrecht von der Königin Viktoria bestätigen. Jeden Abend um 10 Uhr macht der Tormeister des Tower mit der Schlüsselwache einen Rundgang durch die Londoner Burg. Jedes Tor wird geöffnet und zugeschlossen genau nach einem ONO Jahre alten Zeremoniell: Ans den Anruf des Wach soldaten: „Wer da?" antwortet der Tormeistcr: „Die Schlüs sel!" — „Wessen Schlüssel?" — „Des Königs Schlussel!" — Der Wachsoldat läßt nun den Tormeister mit den Worten passie ren: „Tretet vor, ihr Schlüssel des Königs, alles ist in Ord nung!" Aus der unabsehbaren Zahl historisch gewacksener, staats rechtlicher Kuriositäten, die in Großbritannien zu Hause sind, sei endlich noch eine erwähnt. Ein heute noch gültiges schottisches Gesetz aus dem Mittelalter bestimmt, das; der Grundbesitzer, der keine Steuern zahlen kann oder will, nur das Dach seines Hauses abzurcißen braucht, um steuerfrei zu bleibe». Ans Grund dieses Gesetzes haben i» den letzten Jahren zahlreiche Schlösser und Fabriken in Schottland nur ein provisorisches Dach erhalten. Jetzt will man aber endlich darangchen, dieses seltsame Gesetz zu beseitigen, um Steuer schiebungen unmöglich zu machen. Wutzten das schon? Eine mit vieler Mühe für den Neyoker Zoo gefangene Busch« master-Schlange, das gefährlichste Tier Guayanas, ist aus dem Transport nach Neuyork verhungert. Es war die erste Busch« mastcrschlange, deren mon lebend habhaft wurde. * Die australischen Nermessungsbcainten werden jetzt ersucht, sich mit dem Gebrauch aller Berkehrssahr,zeuge vertraut zu machen. Vermessungen können im Busch stellenweise nur mit Flugzeugen, an anderen Stellen nur mit dem — Fahrrad aus« gesührt werden. * In Kenya, unweit von Lailipia, wurde der erste voll kommen weiße Elefant Afrikas geschossen. Es handelt sich um einen Albino mit sehr Hellem Fell und roten Augen. Ein Rechtsanwalt in Zagreb schickte einem Kunden in Ne« niete einen Brief. Ncmcte ist 25 Kilometer von Zagreb entfernt. Der Brief kam erst in diesen Tagen in Remcte an, nachdem die Auslieferung im Jahre 1930 erfolgt war. Er hatte zweimal die Reise nach Amerika und zurück gemacht. * Der amerikanische Kamps gegen das Glücksspiel erstreckt sich jetzt auch auf die — Luft, nachdem sestgestellt worden tst^ daß mehrere Spielergcscllschastcn sich den Polizciermittlungeü dadurch entziehen, daß sie nur noch 1000 Meter Uber der Erde spielen. Ein Neger, der in Texas zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde, unternimmt jetzt durch die amerikanischen Gefängnisse eine Gesangstournee, nachdem der Gesnngnisdirektor von Texas aus seine phänomenale Stimmbegabung ausmerksam geworden war. Die Polizeibehörden von Siidasrika haben beschlossen, die Pferde in Zukunst mit Huseisen aus Gummi auszuriisten, da auf diese Weise nicht nnr besser Ueberraschungscoups gelingen, sondern die Pserde — dank einer besonderen Präparation de» Gummis — gegen jedes Ausgleiten aus feuchtem Pflaster ge« sichert sind. M!!tt!l!ss!i!>!!sM!s!!ss>ss!s!!!!!!lWss!llsstt!ss^ Hunnen Höllen die Völkerwanderung verursacht, widerlegen. Es mußten also andere Gründe gewesen sein, die die groß« Völkerwelle in Bewegung setzten. Eine letztgüllige Erklärung gibt auch die heutige Ge- schichtsioissenschast noch nicht. Aber immerhin meist sie manche Anhaltspunkte aus. So steht z. B heute fest, daß keiner der germanischen Stamms al» geschlossenes Ganzes die alle Heimat verlassen hat. Noch im 7 Jahrhundert haben Vandalen in Schlesien gewohnt. Ebenso gab cs noch im 0. und 7. Jahrhundert zmi'clzen Oder und Weichsel Gepiden. Burgunder und Goten. Einige Sippen der Rugier haben ihre Sitze aus Rüaen und in "m n-cht ver lassen. Noch in der Neuzeit lassen sich Goten in der Krim, am Schwarzen Meer seststellen. Die Wissenschaft deutet diese Tat sache dahin, daß die großen Wonderzüge Unternehmungen von Stonnne.fürsten und Stammes- königcn Geheimnisse der Völkerwanderungen Neue Deutungen der Geschichtsssvscher und innner noch ungelöste Fragen gewesen sind, denen sich ihre Gesolgschaiten und größere Teile der Stämme angeschlossen haben. Ai-'schlagacbend iür diese Un ternehmungen sei zum Teil das B rbalten der Römer gewesen, die mehr und mehr German n in chre Heere einsiellten und somit die Blicke der germanisch.» Völker auf die Möglichkeiten lenkten, die sick !ür ein Leben in den reichen südlichen "^'öern boten, zumal die zunehmend.' Schwäche und der allmähliche Verfall des Reiches durch solche Maßnahmen immer mehr ofsen« Weit mehr als in der Vergangenheit hat sich in jüngster Zeit di« historische Wissenschaft mit den Problemen der Völker wanderung beschäftigt. Manciw Frag« ist schon geklärt worden, manche falsche Ansicht, die sich jahrhundertelang gehalten hatte, wurde richtiggestellt. Völlig im Dunkel schivebtc bisher die Kernfrage: Wie kam es überhaupt zur Völkerwanderung? Nie ist cs zu erklären, daß die Völker und Stämme im Nor den, im Osten und in Mitteleuropa derart in Bewegung ge rieten. Man hörte früher gelegentlich die Ansicht, daß nichts anderes als der Bau der großen chinesischen Mauer an der Völkerwanderung schuld sei. Die Mongolcnvöiker nörd lich der chinesisckzen Grenze, die gewohnt geivesen seien, in perio dischen Zeiträumen in das chinesiscl)« Kulturgebiet einzusallen, seien durch die Errichtung der chinesisckzen Mauer nach Westen aboedrängt morden, eine Welle anderer Völkerschaften vor sich kerschicbcnd, seien sie immer weiter vorgedrungen und seien schließlich als sogenannte Hunnen in Ost- und Mitteleuropa erschienen. Das Vordringen der Hunnen habe auch die ost- aermgnisckzen Stämme in Beivegung gebracht, die auf der Flucht vor de» Hunnen ihre Gebiete verlassen hätten, um nach Westen und Sübcn zu ziclzen. Es gab auch noch eine Reihe an derer Lesarten über die Gründe der Völkerwanderung, aber fast allgemein war die Ansicht, daß der Anstoß irgendwie van den Hunnen ausgegangen war. DI« moderne Forschung tritt dieser „Hunnen-Theorie" entgegen und sucht neue Wege. Zunächst stehen die Fachgelehrten heute auf dem Standpunkt, daß die sogenannte „historisct>e Völkerwanderung", als deren Beginn inan den Einbruch der Goten ins Römerreich und als deren Ende man die Errichtung des Langobardenreiches in Ita lien im sechsten Jahrhundert bezeichnen kann, nur ein kleiner Abschnitt in einer großen Welle von Völkerverschiebungen war. Im wesentlick)en habe es sich dabei um eine durchaus germanische Angelegenheit gehandelt. Bon Mittel und Nordeuropa sei diese Völkerwelle im ersten Jahrtausend var Christus ausgezogen. Sie habe einen Raum erfaßt, der vom Nordkap bis an die afrikanische Küste, vom Ural bis nach Grönland und bis zur nordamerikanischen Ostküste reichte. Zeitlich gesel-en würde diese Welle die Verdrängung aer Kelten im Westen einerseits und di« Normannen- und Wi- kingcrsahrten andererseits umfasse». Keineswegs also könne man die Hunnen als „Urheber" der Völkerwanderung anspreck-en Es seien insbesondere kein« Talsaci)«» fest,zustellen, die darauf hindeutelen, daß die Go.cn, die Vandalen, die Burgunder etwa aus der Flucht vor den Hunnen die Donau und den Rhein überschritten hätten. Die moderne Forschung weist dal»ei aus die Tatsache hin, daß der vom Hunneneinöruch zunächst betroffene und von den Hunnen zuerst besiegte Stamm der Ostgoten zunächst nachweislich in den alten Wohnsitzen am Schwar zen Meer verblieben ist. Auch der Teil der Westgoten. der kurze Zeit später von den Hunnen geschlagen wurde, hat zunächst die alte Heimat nicht verlassen. Ebenso wenig wurden die Vandalen von oen Hunnen zu ihrem Zuge gezwungen. Erst etwa 20 Jahre nachö-m der Hunnensturm über ihre Gebiete hinweggebranst war, haben sic ihre Gebiete sum 400 n. Chr.f verlassen. Die Burgunder waren ivestwärts gezogen, schon bevor die Hunnen in ihren Gauen erschienen waren. Die große Wanderung der O st - goten begann erst nach dem Tode des größten Hunnenkönigs, des berühmten Attila. Die Westgoten, die im Jahre 370 unter Fritigern über die Donau gingen, haben nickt aus Furcht vor den Hunnen ihre Stammsitz« verlassen. Ihr Auszug hatte nach der neueren Forschung vielmehr religiöse Gründe. Die Fritigern-Gruppe hatte das Christentum onaenommen. Sie wurde deshalb von der heidnisch gebliebenen Granne bekämpft, und sie trennte sich von dem Gcsamtstämm, um dem Bruder zwist ein Ende zu machen. Eine ganze Reihe von Tatsachen sind von der modernen Forschung zusammcngetragen worden, die die Annahme, die bar wurden. Eine endniltiae Enthüll»»' d - Geheim»'»« der Völker wanderung bedeuten diese neuen Gesichtspunkte der Wissen schaft »och nicht. Noch manche Frage bleibt ungelöst. Wie kam es. daß gerade di« olloermanischen Stämme in Be wegung kamen, während di« Westgermanen bis ins 5. und 0. Jahrhundert fast unberührt blieben. Der große fränkische Vor stoß setzte erst nach der eigentlichen Völkerwanderungszeit ein. Die Chatten, di« gewiß aktiv und von großer Initiative waren, haben ihr Gebiet niemals verlassen. Welche Roll« spielte das Christentum in dem gap-en Problem? Wie ist es zu erklären, daß die östlichen Stämme, die zum Arianismus kamen, unter« gegangen sind, während die Stämme, die den Katholizismus annahmcn. sich erhielten und stark wurden? War es nur die Unternehmungslust und der Wandertrieb der Fürsten, di« die Initiative ergriisen, die die Volkszüge in Bewegung setzten, oder spielten stoatspolililche Erwägungen und Einsichten eine Rolle? Tie Wissenschaft ruht nicht. Der neue Anstoß, den vor allem die Geschichtsforschung in unfern Tagen erfahren hat. wird sie weitertreiben auf dem Wege, der zu den Lösungen der Fragen führt, die gerade die Völkerwanderungszeit stellt. Die Münchner Bergsteiger gerettet Nach acht bangen Tagen in Schnee und Eis sind die bei den Münchener Bergsteiger aus der Watzmann-Oslmand gerettet worden. Unser Bild zeigt den Geländewagen, den der Führer und Reichskanz ler persönlich für das Ret- tungswerk beordert hatte, bei der Auffahrt zur Wimbach- Grieshütte, die als oberer Stützpunkt der Expedition diente. Neben dein SS.-Fah- rer Expeditionsleiter Sie- benwurs-München, dahinter Hauptmann Soltmann vom Führerstab der Deutschen Bergwacht u. Bergwnchtmann Ruder. Daneben, stehend: Brigadeführer Schaub, der Adjutant des Führers. sSchirner, M.)