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Sächsische Volkszeitung : 07.03.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193703075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370307
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Seite 13: vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-03
- Tag 1937-03-07
-
Monat
1937-03
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.03.1937
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>« - 'V nem >uls, >eni- - ists- die >ier- der veg- aus abe. rher iner ens- be- ucht- -ant- Das owie rrin- ngen stten ines ächt, wer» n je : un» nen» iiert. und Ische Von tzner oben ciges ogen )edr. lchen ster, und daß, ge» nnt- Nan gar . s« nie set» chen ens- 1 in film ßen, iller der ihr eres 8rte be- ilm» «in !ohl ver- ge» inst- den der« lecht chuf ann t er idel, Isen, bels und stier Ken. luch hen, Ke ¬ der nur st'ge Pa kten hres reit» be- aus- Ber- reise können. Diese Formel jedoch fiel vor dem Christentum. — die Formel, aber nicht die Idee." Diese römische Idee, auf der sich die gesamte westeuropäische Zivilisation aufbaue, wird nach Dostojewski seit 1600 Jahren von der katholischen Kirche ge tragen. Damit steht für ihn die Westkirche in einem unversöhn lichen Gegensatz zur russischen Kirche. „Das östliche Ideal ist es, zuerst die geistige Vereinigung der Menschheit in Christo anzu streben, und dann erst, Kraft dieser geistigen Vereinigung, die zweifellos sich 'aus Ihr ergebende rechte staatliche wie soziale Vereinigung zu verwirklichen. Nach der römischen Auffassung ist das Ideal dagegen das umgekehrte: Zuerst sich eine dauer hafte staatliche Vereinigung in der Form einer universalen Mo narchie sichern, und dann, nachher, auch eine geistige Vereini- Juin 20. Todestag Zeppelins am 8. März / Von Jan Stammel er- ebot der be- Ber- cuna Ä r^en die eine f. Mlg. Droz, -rhof von h « stro* gung zustandezubrlngen unter der Obrigkeit des Papstes, des Herrn der Welt." Die ewige Aufgabe des deutschen Volkes soll nun. dem ge schichtlich-philosophischen Ausritz Dostojewskis zufolge, darin be stehen, „daß es sich niemals, weder in seiner Bestimmung noch in seinen Grundsätzen, mit der äutzersten westlichen europäischen Welt hat vereinigen wollen, d. h. mit allen Erben der alt römischen Bestimmung". Es protestierte gegen diese Welt, ohne — wie er sagt — sein eigenes, positives Ideal zu entwickeln, „obwohl es doch im Herzen überzeugt war, datz es noch einmal imstande sein werde, die Menschheit zu führen". Hier ist der ideelle Ausgangspunkt für die Betrachtungsweise, die er Deutschland gegenüber einnimmt: auf diesen Zentralgedanken führt er alle politischen Ereignisse, den Krieg von 1870, die Einigung dos Reiches, den Kulturkampf, die Sozialisiengesetz- gebung, den Rückversicherungsvertrag mit Nutzland zurück. Alles das ist nichts Zufälliges und Bedingtes, cs ist immer nur eine neue Formel für den alten Protest, geboren aus den geistigsten, elementarsten Gründen der germanisch-deutschen Welt. Daher erscheint ihm der Krieg von 1870 als Zusammenstotz zweier Ideale, des westlich-römischen und des germanischen Ideals. Dieser Auseinandersetzung wird, daran zweifelt er nicht, in der Zukunft unvermeidlich eine zweite folgen, wobei es „dann aber wirklich um Leben oder Tod der beiden Nationen gehen wird", eine Auseinandersetzung, zu der sich „alle Feinde Deutschlands zu einem furchtbaren Ganzen vereinigen werden". Um des sieg reichen Ausganges geivitz zu sein, bedarf Frankreich der stärksten Bundesgenossen, daher wäre die einzige Sicherstellung Frank reichs. „sich des entscheidenden Wortes Rußlands zu ver gewissern". Diese Befürchtung habe den Fürsten Bismarck zum Bündnis mit Nutzland gezwungen, da er früher als alle anderen erkannte, „datz die Abhängigkeit vom Bündnis mit Russland allem Anschein nach die Schicksalsbestimmung Deutschlands ist." „Deutschland braucht uns notwendiger als wir Deutsch land", schrieb Dostojewski in der Mitte der siebziger Jahre und gründete darauf die Zuversicht, datz sich Deutschland unmöglich den imperialistischen Balkanzielen Rutzlands s..Konstantinopel mutz über kurz oder lang unser werden") widersetzen könne. Von den inner-politischen Ereignissen sind es vor allen Dingen Bismarcks Kampf gegen den deutschen Katholizismus und das Vordringen der marristischen Idee, die Dostojewskis Geschichts theorie Nahrung Zufuhren sollten. Der Kulturkampf bedeutet ihm eine Fortsetzung des Deutsch Französischen Krieges mit an deren Mitteln und an einer anderen Front. Hier sieht Dosto jewski sicherlich schärfer als die meisten Deutschen seiner Zeit, wissen mir dach heute, datz Bismarck die Auseinandersetzung ge führt hat vornehmlich im Hinblick auf das neuerworbene Llsah und Preutzisch-Polen. Vollkommen in die Irre geht der Publi zist allerdings mit seiner Anschauung, datz der Kulturkampf dem Papsttum selbst gegolten habe, weshalb wir uns denn auch nicht grotz zu wundern brauchen, wenn er sich in Verfolg seiner eigensinnigen Ideengänge die ganze liberale Beweisführung zu eigen macht. Aber noch von einer anderen Seite her sicht er die westliche Zivilisation gegen Deutschland anstiirmen. in der Ge stalt des „französischen" Kommunismus nämlich. ..Sollte es wirklich wahr sein, datz der kosmopolitische Radikalismus auch in Deutschland schon Wurzel gekatzt hat? Datz auch dort schon die französische Lehre an die Tür klopft" und die Funda mente des Volkstums untcrwühlt? Was wird geschehen, so fragt er sich, wenn die grotzen Führer der Deutschen ihren Platz anderen überlassen haben, werden sich vielleicht doch die zeit weilig unterdrückten Probleme und Instinkte wieder cinstellen, wird dann die Energie der Einheitsbewegung erschlaffen und dl« alte Energie der Onvosition neu erstehen die das ins Wanken bringt, was so mühsam erbaut wurde? Das halbe Jahrhundert nach Dostojewskis Tode hat die meisten seiner Fragen beantwortet, viele ganz anders, als es sich der grotze Dichter hat träumen lassen. Rutzland ist In den Ab grund gestürzt: Deutschland aber steht noch imm-r Es sind das die Geheimnisse der Geschichte, die selbst der Seherblick ein«O Dostojewski nicht zu entsiegeln vermochte. An der Wiege des berühmtesten und verdienstvollsten Optikers Joseph von Fraunhofer seinerzeit in Straubing in Niederbayern standen Armut und Sorge. In engen, bedürf tigen Verhältnissen lebte der Vater, von Beruf Glaser. Die ehr bescheidene Hilfe, die der flettzige Vater dem Kinde gab, ollte früh dahinschwinden. Mit elf Jahren verlor der Sohn >ie Mutter, mit zwölf Jahren den Vater. Sein Vormund mutzte nichts Besseres, als den begabten Knaben einem Spiegel macher in München in die Hände zu geben. In der Sonntagsschule hörte er im geometrischen Zeichen unterricht, datz Geometrie ein besonderer Wissenszweig sei. Seine wenigen Pfennige benutzte er, um sich auf dem Trödelmarkt ein Buch über Geometrie zu kaufen. Mit Feuereifer vertiefte er sich In die Elemente. Seine Lernbegierde in den Abendstunden brachte Ihm vom Meister und der Meisterin wie von seinen Arbeitsgenossen reichlichen Spott und hämische Bemerkungen ein, über die er sich, wie immer ein großes Talent, mit aller Energie hinwegsctzte. Durch einen Ungliicksfall, den Einsturz zweier Häuser, un ter denen der gequälte Jüngling vier Stunden begraben lag, er hielt er vom König von Bayern ein Geldgeschenk von 18 Du katen, eine Summe, die ihm genügte, um mit Erfolg ein neues für die Forschung so erfolgreiches Leben zu durchschreiten. Wie In den Anfangsgriinden der Geometrie, so war er nun auch fortan sein eigener Lehrer. Ihn reizten die Probleme der praktischen Oktik. Geometrie und analytische Optik waren ihm zur theoretischen Kenntnis und die Erfindung neuer Apparate und Werkzeuge zur praktischen Ausführung seiner Kenntnisse er forderlich. Er erwirbt die wichtigsten Lehrbücher über die Licht lehre. Seine reiche Erfindungsgabe seht ihn in die Lage, die praktische Aufgabe zu lösen. Sechs schwere, lange Jahre unter richtete er sich selbst, es sind die schwersten seines Lebens, die an seinen Charakter die größten Anforderungen stellen. Da sollte mit seinem 20. Lebensjahr die Wendung in seinem Geschick kommen. Seine hohe Begabung wurde erkannt. Er wurde zur Herstellung geodätischer und astronomischer In strumente von der Firma Reichenbach und Utzschneider heran gezogen. Die Aufgabe, die er zunächst bearbeiten mußte, war die Herstellung achromatischer Fernrohre. Fraunhofer gelang Gleichungen des Wasserwiderstandes zugrundelegle. Dagegen war der Graf als Laie, der sich alles Techniscl>e erst aneignen mutzte, hilflos, aber er verzagte nicht. Bei einem Neujahrs empfang der Generalität im Jahre 1894 trat Gras Zeppelin un aufgefordert aus der Reihe heraus und vor den Kaiser mit der Bitte, eine Kommission zur Prüfung seiner Pläne zu berufen. Der Monarch stutzte einen Augenblick und fragte dann zögernd, >ven er denn zum Vorsitzenden ernennen solle. „Den Geheimrat v. Helmholtz, Majestät!" antwortete Zeppelin. „Warum denn gerade den?" fragte der Kaiser zurück. Umgehend kam die Antwort „Weil er mein stärkster Gegner ist!" Obwohl sich die Kommission, hauptsächlich aus Grund des Gutachtens eines Breslauer Projessors, sachlich gegen Zeppe lins Plan aussprach, meldete dieser 1896 dennoch seine Erfin dung zum Patent an. Wie man im Patentamt darüber dacht«, beweist die Tatsache, datz man di« neue Anmeldung einreihte in die Klasse 77 der Patente „Sport und Spiel". Vom ersten Aufstieg des LZ. 2 erzählt der Obersteuermann Marx: „Wir setzten di« beiden Maschinengondeln aus Pontons, mein Motorboot schleppt sie aus der Halle. Ein Wind hebt das Lustschiss achtern, der Vorderteil wird herabgedrückt; Unglück- licherweise laufen auch noch die Propeller an. und mit einem Kopfsprung taucht die Spitze in den See Zeppelin und Dürr ziehen die Ventile und mildern so den Ausschlag, aber di« Be schädigung ist so stark, daß an einen Ausstieg vorderhand nicht zu denken ist. Professor Hergesell beginnt mit mir zu schimp fen, ich schimpfe zurück, ich könne nicht dafür, daß der Wind schneller sei als mein Boot Da seht der Gras das Megaphon an den Mund und ruft aus der vorderen Gondel im gemütlich sten Schwäbisch: „Da wird's bald wieder gut sein, wenn der Hergesell und der Marx miteinander streite!" 1909 errang sich der LZ. 3 durch seine grotzen Ueberland- fahrten nach Bitterfeld und Berlin di« Anerkennung der ganzen Welt, und die darausfolgende Katastropkx van Echterdingen be-: geisterte das deutsche Volk zu der spontanen Naiionatspende, die in wenigen Tagen sechs Millionen Mark erbrachte und da» Werk des Grafen sicherte. In allen Schulen wurden Aussätze über das lenkbare deutscl-e Luftschiff geschrieben. Einer der kleinen Abcschiitzen schrieb unter anderem „Der Graf Zeppelin ist mit Gas gefüllt. Wenn er in der Luft ist, hört man ihn brummen." Einst hatte Zeppelin einen Mechaniker entlassen müssen, der mehr als bequem gewesen war. - Als ein anderes Werk an fragte, wie der Entlassene gearbeitet habe, schrieb Zeppelin zu rück: „Die Lücke, die er hinterließ, ersetzt ihn vollkommen." Einmal kam «in Mann zu dem Grasen mit einem dicken, versiegelten Bries und fragte: „Exzellenz, was würden Sie aus geben für einig« interessante Mitteilungen aus dem Privatleben eines Ihnen nicht wohlgesinnten Mannes?" — „Vielleicht — zehn Pfennige für Porto, um die Briese ungelesen zurück zuschicken!" sagte Zeppelin scharf und drehte dem Verdutzten den Rücken. Wenn Deutschland heute «inen ungeheuren Leistungsvor- sprung auf dem Gebiet« des Luftschiffbaues hat und mit seinen Zeppelinen die Welt immer wieder in Begeisterung versetzt, so darf es nicht den „närrischen Lustgrafen" vergessen, der mit einer ungeheuren Energie ein Werk ausbaut«, das «in« einzig artig« Weltgeltung gewann. Der Luftgraf / Vor zwanzig Jahren starb Graf Zeppelin, im dritten Jahre des Weltkrieges,' ohne die Erfüllung seines Werkes gesellen zu haben. Aber eines nahm er mit, seine bereits im August 191V ausgesprock)ene Zuversicht: „Meine Luftschiffe werden bald zu den betriebssichersten Fahrzeugen zählen, mit wclä)en weite Reisen bei verhältnismäßig geringster Gefahr für Leib und Leben der Insassen ausführbar sind Mit froher Zuversicht darf das deut let)« Volk demnach annehmen, baß es sich... einen gangbaren Weg zur wahrhaftigen Eroberung des Lustmeeres ausgetan hat; daß es bald im Besitz von Lustschissen sein wird, die zur Er höhung der Wehrkraft und damit zur Erhaltung des Friedens beitragen und in mancherlei Weise dem Verkehr, der Erdersor- schung und allerlei Aufgaben der Kultur dienen." Früh kam Zeppelin zur Kadettenanstalt nach Ludwigsburg. Hier soll er, wie sein Freund Hergesell einmal erzählt hat. von dem Lehrer gefragt worden sein: „Was ist nichts?" Und prompt soll der kleine Kadett geantwortet haben: „Ein Lustballon ohne Hülle!" Von Ludwigsburg ging er zu Universitätsstudien nach Tü bingen und trat bald darauf ins Heer ein. Als junger Ober leutnant sollte er einem Jugendfreunde als Brautführer dienen, entschuldigte sich jedoch mit einigen herz«rfrisä)«nden Zeilen und fuhr nach Amerika unter Zurücklassung folgenden Gedichts: „Ich bin Soldat, Mann rascher Tat. Es drängt mich feindlich stille Sitte aus ihrer Mitte... Ich muß im Kampf, muß im Pulverdampf prüfen den Mut und in Gefahren ruhigen Blick wahren, den Mann mutz ich sehen, sein Herz verstehen, wie vor dem Feind «r steht, dem Tod entgegengeht." Er nahm am Se zessionskriege teil, kämpfte in den Reihen der Potomac-Armec, geriet bei den Attacken gegen die Stuartsreiter in höchste Lebens gefahr und beteiligte sich später an der Erforschung der Missis- sipplqueNen. Heimgekehrt, mußte «r von seinen abenteuerlichen Fahrten berichten. Einmal begann er „An einem frühen Mor gen wurde ich in meinem Blockhaus durch «in merkwürdiges Schnarchen geweckt und sah zu meiner nicht gelinden Ueber- raschung dicht vor meinem Bett einen mächtigen Tiger liegen..." Einig« Damen schrien leis« auf, und ein« fragte besorgt: „Und was taten Sie da?" „Natürlich löbliche Absicht der Bestie, bei mir Bettvorleger zu werden, erkannt und ihr sofort den Garaus ge macht!" Jin Kriege 1870/71 wurde Zeppelin durch seinen berühmten Erkundungsritt nach Wörth bekannt. Im Jahre 1891 nach seiner Verabschiedung als General der Kavallerie wandte er sich ganz seinem Lieblingsplan, dem lenkbaren Luftschiff, zu. mußte aber Hohn und Spott -er ganzen Welt einstecken. Ein Wiener Schau, spieler gastierte 1899 am Stuttgarter Hoftheater und berichtete später darüber: „In einer Ecke des Spcisesaales siel mir ein äußerst lebhafter alter Herr auf, der mehreren Offizieren etwas zu erklären schien. Ich fragte meinen Tischnachbarn, ob er den Herrn kenn«. Darauf antwortete mir der biedere Schwabe, In dem er mir im Tone gutmütigen Bedauerns zufliisterte: „Dös ischt e Narr — ein Graf Zeppelin! Der guate Mann moint. er könnt' durch d' Luft fahre!" So dachten damals die meisten und nannten ihn den „verrückten Grasen", den „komischen Rei- tergeneral, der mit seiner Riesenzigarr« durch di« Lust reiten will", oder Kurzweg den „Lustgrafen". Zeppelins bedeutendster Widersacher war der groß« Physi ker Helmholtz, der bei d«r Berechnung des Luftwiderstandes di« Utopische Geschichtsbetrachtung wie Dostojewski Deutschland sah Die 60. Wiederkehr von Dostojewskis Todestag fiel für Rutzland in die Zeit einer kulturellen Katastrophe größten Aus matzes. Für das kommunistische Rutzland existiert Dostojewski als geistige Persönlichkeit mit fortwirkender Kraft nicht mehr, weil cs keine Bezichungsmöglichkeiten gibt zwischen dem aus schließlich auf Verstand und Fortschrittsglauben gegründeten proletarischen Gesellschaftswesen und diesem Dichter, dessen gei- stiger Kern Metaphysik und Religion war, dem Dichter, den man als den Antimarxisten schlechthin bezeichnen mutz. „Noch kein Volk hat sich durch Vernunft und Wissen zu einem Volke ge macht, außer in einem Augenblick der Torheit." Gibt es ein Wort, das die bolschewistischen Autoritäten schärfer verneint als dieses? Im Gegensatz zu seiner Heimat anerkennt der euro päische Westen nach wie vor die beispiellose Eigenart und Schöpfergröße Dostojewskis, und das zwar ungeachtet der wach senden Einsicht, daß uns unüberbrückbare Klüfte für immer von ihm scheiden, daß sein Weg niemals der unsrige, seine Welt nie unsere Welt werden kann. Dazu ist die Gesamtanschauung Dostojewskis von Welt und Menschen viel zu spezifisch östlich, beinahe zu asiatisch, zu sehr europafern. Diese fremdartige, ge heimnisumwitterte und eben darum so verlockende Geisteswclt offenbart sich nun durchaus nicht, wie viele wohl meinen, einzig und allein In den großen Romanen des Russen; zum Verständnis der Weltanschauung Dostojewskis sind seine publizistischen Ar beiten nickt minder wichtig wie seine künstlerischen. Der Dichter des „Raskolnikoff", des „Idioten", und der „Brüder Karama- soff" ist zugleich einer der rührigsten und gelesensten politischen Schriftsteller seiner Zeit In den „Tagebüchern eines Schrift stellers" nahm er Stellung zu den bedeutsamen historisch-po- jitischen Geschehen des In- und Auslandes, nicht als objektiver Beobachter, sondern als Dogmatiker feiner Idee, der die Ge schichte In Botmäßigkeit zwingen will, der Idee nämlich, daß Rutzland berufen sei. den Völkern der Welt „ein neues Wort" zu sagen. Ihm Ist Rußland wie die sieben leeren Krüge auf der Hochzeit zu Kann Der himmlische Sveisemeister wird sie mit köstlichem Wein füllen „bis oben an", worauf alle Völker in scheuer Ehrfurcht beiseitetreten. Es ist eine von religiöser und nationaler Glut lodernde Geschichtsbetrachtung, die ihresgleichen kaum hat, eine visionäre Utopie, welche mit den konstruktiven Elementen der Zeitgeschichte souverän schaltet und waltet. Ein vergreistes, gottvergessenes, zum Untergang verurteiltes Europa auf der einen Seite, auf der anderen das lugendstarke, zukunfts sichere Gotträgervolk Rußland. „Wir Russen sind ein junges Volk, wir fangen erst an zu leben, obgleich wir schon tausend Jahre alt sind: Aber ein großes Schiff braucht ein tiefes Fahr wasser". Wie so viele russische Denker, so ging auch Dostojewski von Europa aus: am Gegensatz zum Westen formt er das Bild seiner Heimat, ein verklärtes, sehnsüchtiges Wunschbild. Seine Ideen über russisches Volkstum, über östliche Recktgläublgkeit und russischen Nationalismus haben sich am europäischen Gegen satz entwickelt. Vier Jahre seines Lebens, von 1807 bis 1871, verbrachte der Dichter In Westeuropa, davon zwei Jahre in Dresden Das unstillbare Sehnen nach der Heimat, aus der er geflohen war, um dem Schuldturm zu entgehen, lieh seinem Denken und Füylen die Farben: Europa, das war der Fluch, Rußland dagegen das verlorene Paradies. In der Fremde ent standen der „Idiot" und die „Dämonen", Gesichte eines Ver zückten, der seine Visionen für Wirklichkeit hält. Damals war der Grund gelegt für jene mehr philosophischen als geschicht lichen Anschauungen, denen wir in seinen Werken hier und da, In seinen politischen Aufsätzen dagegen im Zusammenhang be gegnen. In diesen Betrachtungen hat auch Deutschland seinen Platz, und es lohnt wohl, das Wesentliche Uber das geistige Verhältnis-Dostojewskis zu Deutschland herauszustellen. Die Grundidee des germanisch-deutschen Geistes sieht der Politiker Dostojewski völlig falsch in einem „ewigen Protestan tismus", der von Beginn unserer Geschichte bis zur Gegenwart fortwirke, also in einem für Ihn negativen Wert. Dieses ewige Vrotestantentum der Deutschen setze geschichtlich erfaßbar bei Arminius ein, und zwar als Protest gegen Rom u. die römische Kultur: das gleiche Prinzip walte über Mittelalter und Re formation hinweg bis In die jüngste Zeit als Protest gegen das „neue Rom" und die Völker, die von diesem Rom Idee. Form und Element empfingen. Was versiebt nun Dostojewski unter altem und neuem Rom? „Das alte Rom war die erste Macht, die die Idee einer universalen Vereinigung der Menschen er zeugte und die erste, die da glaubte und fest überzeugt war, sie praktisch in Gestalt einer Allerweltsmonarchi« verwirklichen zu Ein Glaserlehrling begründet / Arrn, 1SO.G«-u«t-tagvoir die insderne Vntik / die Lösung in einer Weise, daß er durch die von ihm kon struierten achromatischen Teleskope und Meßinstrumente eine neue Epoche in der beobachtenden Astronomie etnlettete. Er erweiterte die Physik des Lichts durch eine der erfolgreichsten Entdeckungen, durch die nach ihm bezeichneten „Fraunhofer- schen dunklen Linien" des Sonnenspcktrums. Diese Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum zeigen, welche Wellenlängen des von der weißgliihenden Oberfläche der dichteren, inneren Sonne ausgesandten Lichts in den Dämpfen der Sonnenchromosphäre absorbiert werden. Sie lasten durch Vergleich mit den von irdischen Quellen ausgesandtcn Wellen längen ohne weiteres erkennen, welche Elemente in diesen Dämpfen auf der Sonne vorhanden sind. Nach und nach stellte Fraunhofer rund 600 dieser Linien fest. Die hierdurch ermög lichte genaue Kenntnis des Farbenspektrums und der Licht brechung ist von grundlegender Bedeutung für die Konstruktion aller Fernrohre, Mikroskope. Objektive usm. geworden. Dem Forschungstriebe Fraunhofers verdankt die physische Optik noch eine zweite, für die Begründung der Undula- tionstheorie fundamentale Erweiterung, die Bestimmung der Wellenlänge der verschiedenen Farben des Lichts. Er stellte sich die Aufgabe, Beobachtungsmethoden zu erfinden, nach denen eine exakte Messung ausführbar und die Bestimmung der Wellenlängen der Farben des Lichts ermöglicht wurde. Die Ergebnisse seiner Forschungen hat er in den Denkschriften der Münchener Akademie der Wissenschaften für die Jahre 1821 und 1822 in der Abhandlung „Neue Modifikationen des Lichts durch gegenseitige Einwirkung und Beugung der Strahlen" mitqetcilt. Aus Grund dieser Leistungen wurde der ehemalige Glaser lehrling zum Mitglied der bayerischen Akademie gewählt und 1824 vom König in den Adelsstand erhoben. Leider hatte sich die ihn schon länger quälende Brustkrankheit verschlimmert. Nach den anstrengenden Arbeiten, bei denen er sich keinerlei Schonung auserlegt hatte, besonders nach den Bereitungen der Bleigläser, traten die ersten bcsorglichen Symptome seines Lei dens auf. denen er im Alter von 39 Jahren, am 7. Juni 18W, erlag. Neunzehn Jahre hatten ausgereicht, um durch ihn eine Reform der praktischen Optik zu begründen, der beobachtenden Astronomie neue Bahnen zu eröffnen und die Physik des Lichts durch Epoche machenbe Entdeckungen zu bereichern.
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