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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1937-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193703206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-03
- Tag 1937-03-20
-
Monat
1937-03
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Die sprechenden Seepferdchen In einem interessanten Vortrag über seine langsährigen Studien in der Tiessee hat ein amerikanischer Gelehrter von dem bekannten Smithsonian.Institut in Washington di« ver« bliisfende These ausgestellt, daß es nach seinen Beobachtungen Mceresbewohner gebe, die sich akustischer Mittel zur gegen seitigen Verständigung bedienen. Zu diesen gehörten in erster Linie die Seepferdchen. Angeblich bringen diese zierlichen Bewohner der liesse» beim Auf. und Zurollen ihres Schwanzes während der Fort- bewegung Töne hervor, di» allerdings für das normale mensch liche Ohr kaum vernehmbar seien, aber von den in der Näh» befindlichen Artgenossen gehört würden, was au, der Re aktion deutlich ersichtlich sei. Bi, zu einem gewissen Grad« könn« man also behaupten, bah di« Seepferdchen — sprechen. Die Geschichte des modernen chinesischen Bibliothekswesens pflegt man mit der Im Jahre 1905 erfolgten Gründung einer öffentlichen Bibliothek In der Provinz Hunan beginnen zu lassen. Ein Datum, das Identisch ist mit dem der Abschaffung eines In China geübten Erziehungssystems. Dabei überlieft der Staat fast das ganze Bildungswesen der privaten Initiative und begnügte sich damit, das geistige Leben der Nation durch ein von ihm streng geregeltes System von öffentlichen Prüfungen, die allein den Zugang zu allen Staatsämtern öffneten, in die Bahnen der bis In die Neuzeit geltenden konfuzianischen Welt anschauungen von Welt und Mensch zu lenken. Da es eine allgemeine und öffentliche Erziehung in China bis vor etwa 39 Jahren nicht gab. bestand auch kein Bedürfnis nach öffentlichen Büchereien im Sinne der modernen Staats und Volksbibliotheken Amerikas und des Westens. An ihrer Stelle standen die seit etwa der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends beurkundeten Archive sowie amtliche und private Äüchersammlungen. Ueber die Bibliotheken Chinas liegt wenig wissenschaftliches Material vor. Das einzige Buch in einer westlichen Sprache, In dem ein Teilgebiet, nämlich die Geschichte der Bibliotheken Chinas unter der Maudschu oder Ch'ing- dynastie, zum ersten Male eine annähernd wissenschaftliche Be handlung erfuhr, Ist die Im Jahre 1935 in Schanghai In engli scher Svrache erschienene Dissertation des Kantoner Bibliothe kars Cheuk-Woon-Tam. Sie gibt zwar einen summari schen. aber befriedigenden Ueberblick über die letzten 300 Jahre chinesischer Bibllothcksgeschichte und erschlicht dem euroväischen Bibliothekar damit ein ihm bisher wenig vertrantes Gebiet. Wie Ernst Sch i erli H-Peiping Im Märzheft des schen Soldaten, di« da» Gold an di« Küste bringen sollten, kamen aber dort nie an. St« zerstreuten sich in dem Lande und trieben Kolonialpolittk auf eigene Faust. Auf einem Zug in das Innere wurde der Statthalter Dalfinger von ausgehehten Eingeborenen verwundet und starb an seiner Wunde. Den Tod Dalstngers er- kuhren die Welfer in Augsburg erst viel später. Als von Dal- finger keine Bericht« «ingtngen, warben die Welser einen anderen Statthalter an. Georg Hohemut aus Speyer. Dieser rüstete Schisse aus und schifft« stch mit weiteren 49V Mann Sol daten «in. Zwei andere abenteuerlich veranlagte Deutsche, Franz Lebzelter au» Ulm und Philipp von Hutten, reisten bald nach, um sich — wie sie hofften — mit Gold beladen zu können. Franz Hohemut, der neue Statthalter, hielt es gleichfalls für das Wichtigste, nach Gold zu suchen. Doch fand er nirgends Goldadern, die eine Ausbeute verlohnt hätten. Ebenso glaubten die Welser, nur im Goldvorkommen ihrer Kolonie liege ihr Reichtum. Um die Besiedlung des Landes und um den Aus bau kümmerten sie sich nicht. Als Hohemut kein Gold finden konnte, machte sich ein Angehöriger des Hauses Welser selbst auf den Weg in die Kolonie. Dieser, Barthel Welser, muhte bald etnsehen, welche schwere Last die Soldaten für die junge An siedlung bedeuteten. Die Spanier wurden aufsässig und wollten die Herren spielen. Schließlich warf sich einer der spanischen Soldaten zum Statthalter auf und lieh Barthel Welser und Philipp von Hutten hinrichten. Das Lehen in Südamerika hatte dem Hause Welser bereits riesige Summen gekostet, aber die Welser wollten dieses Unternehmen noch nicht aufgeben und begannen von neuem eine Expedition auszurüsten. Inzwischen hatten am Hofe Karls V. Feinde der Welser Einfluß gewonnen, die daraus drangen, daß den Deutschen das Land wieder entzogen werde. Dies geschah auch, nachdem die Welser ein Viertcljahrhundert große Opfer gebracht hatten. So endete der erste deutsche Versuch, eine Kolonie zu erwerben. Wie elend das Unternehmen abschloß, läßt sich am besten erkennen, wenn man bedenkt, zu welcher weltgeschichtlichen Bedeutung die Englisch-Ostindische Gesellschaft, die Holliindisch-Ostindische Ge sellschaft und die Hudfonbai-Eesellschaft kamen. Britannien hat seinen beiden Gesellschaften Ostindien und Kanada zu verdanken, Holland verdankt sein gesamte» Kolonialreich der Holländisch« Ostindtschen Gesellschaft. In Lille führt man leit einiger Zeit den Bau der Kathedrale, die seit dem Jahre 1856, da der Bau begann, nicht vollendet wurde, weiter kort, damit er. nach einem Jahrhundert tast, fertig werde. Auch hier herrscht reiner Eklektizismu», die Kunst der Auswahl aus dem vielen Großen und Herrlichen, was einmal war, dessen Zeit aber abgelaufen ist. Auf der P a r t s e r W e l t a u s st e l l u n g soll der katho lische Pavillon einen Glockenturm, einen Campanile, erhalten. Wenn er so ausgcführt werden wird, wie es die bisher im Bild bekannten Entwürfe zeigten, so wird sich auf einem kräftigen, ungegliederten Sockel, der blockartig, neutral, als Grundlage in mancher Richtung sehr wohl geeignet sein könnte, ein zumindest in der Gesamthaltung gotisierender, schlanker, sich verjüngender Ausbau erheben. Er wird beträchtliche Höhe erreichen und auf seiner Spitze eine Statue der hl. Jungfrau tragen. Es scheint nun so, daß dieser Ausbau in zeitgemäßen Baustoffen errichtet werden wird: aber die gotische Wirkung, seltsam kontrastierend mit dem massig-breitslächigen Unterbau, ist offensichtlich angestrebt. Gewiß, eine Weltausstellung ist als solche eine vorüber gehende Erscheinung, und die meisten ihrer Bauten pflegen sie nicht zu überleben. Aber eine Weltschau dieser Art pflegt doch auch, so will es ihr Wesen und ihre Aufgabe, aufzuzeigen, wo wir heute stehen, wie weit wir auf sehr verschiedenen und sehr entscheidenden Gebieten im großen Wettbewerb der Völker ge diehen sind: sie strebt zumindest dahin, eine Uebersicht der internationalen Leistungen zu sein: auch in der Ar chitektur, wie zweckbestimmt, augenblicklich und vergänglich sie zu einer solchen Gelegenheit gedacht sein mag. Wir werden ohne Zweifel Vielfältiges gerade im Architektonischen zu sehen bekommen: und es geht uns in diesem Zusammenhang nichts an, ob auch anderswo die Gelegenheit, Beispielhaftes vor dem Fo rum der Welt zu zeigen und so — vielleicht — beispielgebend zu wirken, ebenso versäumt werden wird wie in diesem Falle des gotisierenden Campanile, erbaut im zweiten Drittel des 26. Jahrhunderts. Was hier geschehen soll, geschieht immer und immer noch an tausend Orten der Erde. Und wiewohl diese Erscheinung In ihren Folgen und Wirkungen nicht überschätzt werden soll, weil diese Wirkungen kaum zu fassen und noch weniger festzustellen sind, bleibt doch die Frage, ob es gut so getan sei. Denn schließlich handelt es sich hier letzten Endes um einen Verzicht, der nicht geschehen dürste, um eine Resignation, die als solche leider von denen, die ihr anheimgefallen sind, die als Bau herren und Baumeister darüber zu befinden baden, wie gebaut werden soll, nicht einmal empfunden wird. Dies ist nicht das letzte Problem, das die kirchliche Architektur unserer Tage be lastet; und es ist nicht gut, es gering zu achten. F. M. Lhina - Land ohne Büchereien? Achtzehn Neubauten wuvben allein evvichtet Zentralblatts für Bibliothekswesen (Verlag Harrassowitz-Let« zig) schreibt, zerfallen die Bestände der größeren öffentlichen Bibliotheken Chinas meist in zwei Hauptgruppen, die der chinesischen und der in westlichen Sprachen abgefahren Bücher. Die europäischen Bücher sind fast ausschließlich Neuerwerbungen der letzten Jahrzehnte, da China bis zur Jahrhundertwende von ausländischer Literatur kaum Notiz nahm Aus diesem Grunde befinden sich im allgemeinen in den chinesischen Bibliotheken auch keine nennenswerten Bestände an älteren europäischen Druckwerken. Die zahlenmäßige Entwicklung der chinesischen Bibliotheken läßt sich u. a. an Hand der statistischen Uebersichten verfolgen, die seit 1925 in dem vom Chinesischen Bibliolheksverein heraus gegebenen Bulletin of the Library Association of China ver öffentlicht worden sind. Diese» etwas dürftigen Listen folgt eine Statistik des Unterrichtsministeriums aus dem Jahre 1939 sowie eine Uebersicht über die Bibliotheken und Acinter für Bolkserziehung, deren letztere im Jahre 1935 ebenfalls vom Chinesischen Bibliotheksverein herausgegcben wurde. Nach ihr gab cs im Berichtsjahr 1934 in China fünf Arten von Biblio theken: öffentliche Bibliotheken. Schul- und Spezial-Biblio theken, Bibliotheken der Aomter für Volkserziehung und Bib liotheken für Ausländer, zusammen 2818 Bibliotheken. Inner halb zweier Jahre hat sich die Anzahl fast verdoppelt: eine im. Herbst 1936 erschienene Statistik zählt 4941, die sich in sieben Abteilungen gliedern: allgemeine öffentliche Bibliotheken, Spe zialbibliotheken. Schulbibliothcken, Bibliotheken der Aemter sür Volkserziehung. Wanderbibliotheken. Körperschaftsbibliotheken und Privatbibliotheken. Fast die Hälfte der Zahl nehmen die Schulbibliotheken mit 1967 ein. Geographisch sind die Bibliotheken nach der Statistik von 1936 folgendermaßen verteilt: Miltetchina 1702. Nordchina und innere Mongolei 1268, Südchina 904, Mandschurei 137. (Aller dings ist die letzte Zahl nicht genau festzi,legens. Dieses Bild deckt sich gut mit dem geistigen Antlitz der einzelnen Landes teile Chinas. Mittelchina, das die größte Anzahl von Biblio theken aufweist, war -von jeher ein Zentrum der Biichorproduk tion und die Heimat bedeutender chinesischer Gelehrter sowie ihrer Bibliotheken. Zahlenmäßig an zweiter Stelle folgt der Norden mit der ehemaligen Hauptstadt Peiping, deren vor bildliche Bibliotheken nach Umfang und Qualität bis vor kur zem noch den ersten Platz in China cinnahmen. Südchina war von jeher mehr dem Handel als den Wissenschaften zugeneigt, während die großräumige und dünn besiedelte Mandschurei mit ihren bäuerlichen Kolonisatoren zu keiner Zeit ihrer Geschichte hohe geistige Ansprüche geltend gemacht hat. Viele der chine sischen Bibliotheken besitzen bereits ihre eigenen, zum Teil unter großem Kostenaufwand und zweckmäßig und schön errichteten Gebäude. Im Jahre 1935 wurden allein 18 Neubauten sür eine Reihe von amtlichen, Schul- und Universitätsbibliotheken teils fcrtiggestellt, teils in Angriff genommen. Astens HSchstes Hochhaus In Schanghai wird ein Bankhochhaus errichtet, »egen 2« Geschosse 89 Meter hoch sind. Das Gesamtgewicht des Hauses beträgt 29 999 t. Es handelt sich um einen deutschen Stahlbau- entwurf, der sich gegen schärfste englische Konkurrenz durchsetzte. Die Montage wurde von Chinesen nach den Anordnungen eine» deutschen Richtmeisters ausgeführt. Dieser Vankneubau ist das höchste Haus, das der asiatische Kontinent bisher trägt. Das neue Gotteshaus Rirchenbauteir -ev Gegenwart — Ansbttek auf die pariser Weltausstellung Wir sind in Deutschland damit nicht einmal so schlimm daran Nord- und Zentraleuropa ist vielen anderen Ländern da weit voraus. Es bestehen bei uns im allgemeinen nicht mehr die Anweisungen, die früher wohl von höchster Stelle ausge- geben worden sind, daß etwa in der Diözese X. neu zu er bauende Kirchen nur im „gotischen Stil" zu errichten seien, was dann auch Jahrzehnte hindurch geschah. Wir haben schon manche Kirche hingestellt, die, ohne sich mit den Werken der großen Zeiten messen zu können und messen zu wollen, in einem guten Sinne sehr anständige Arbeit darstellt: und das ist sür Anfänger und ganz von vorne Beginnende, die wir in diesem Bereich sind und notgedrungen sein müssen, schon sehr viel. In anderen Ländern hat man weniger Bedenken und Hem mungen: es scheint auch, als sehe man diese Probleme nicht. Man braucht nicht einmal in mehr oder weniger exotische Ge biete die Augen schweifen zu lassen in denen rege sakrale Bau tätigkeit herrscht, nach Port Said oder Madras, Manila oder Sao Paulo oder Hongkong. Hier und an hundert anderen Orten entstehen und sind entstanden große und nicht selten ge waltige Kirchenbauten, an denen sämtliche Stile, die je auf dieser Erde gewachsen sind, wie an einer Architekturfibel ab zulesen sind. Byzantinisches wird in den Urwald, Gotisches an die Küsten der Äeguatorgepend übertragen. Renaissance und Barock feiern im 29. Jahrhundert eine fröhliche Wiederauf erstehung in den Troven, bei braunen, gelben, schwarzen Men schen. Es ist seltsam und fast verwirrend, aber es Ist wahr. In Liverpool wird seit etwa vier Jahren an einer neuen Kathedrale gebaut Sie wird einen Riesenumfang haben, wenn sie fertig sein wird, sie soll eine Kuppel bekommen, die der von San Pierro in Rom nur um wenige Meter im Durchmesser nachstehen wird; aber die Vatikanische Basilika wird von diesem Gotteshaus an Größe noch übertroffen werden, well es länger gestreckt sein wird. Was bisher von dieser Kirche schon fertiqgestellt ist, zeigt, daß man. vor dem Erbe der Kunst geschichte keine sehr große Scheu genabt hat: aber auch Bau elemente, die der Jugendstil einmal aufgebracht hat, tauchen hier in zeitgemäßer Umarbeitung wieder auf. Diese Kathe drale wird ohne Zweifel einen grandiosen, wenn nicht kolossalen Anblick gewähren, und darin gelallt sich unsere Zeit sa Immer noch ein wenig. Die Frage freilich, ob dies auch Im Sakral bau das Richtige und Wesentliche ist, bleibt bestehen. Unrecht wäre es, unserer Zeit den Vorwurf zu machen, daß sie sich, nach so langem Niedergang in der kirchlichen Baukunst nicht um neue architektonische Formen in die sakrale Kunst bemühe. Hunderte von neuen Kirchen in allen Landschaften Deutschlands, in Holland und der Schweiz, in Frankreich und Oesterreich zeugen von diesem neuen Willen, sich von den alten, erstorbenen Stilformen zu lösen und das neue Gotteshaus zu bauen, das unserer Zeit gemäß und des Dienstes, zu dem es berufen ist, würdig sei. Und wie viel sich heute noch gegen diese Anfänge und gegen die Experimente, die mit unter liefen, einwenden läßt, ob es ihnen, wie manche, die lieber beim gewohnten und liebgewordenen Alten verharren, meinen, auch hie und da an sakralem Charakter fehle oder an der Stim mung, die nicht wenigen Kirchenbesuchern zur rechten Frömmig- kcit notwendig zu sein scheint, eins ist ebenso sicher: daß diese neuen Versuche geschehen mußten und daß sie immer weiter getan werden müssen! Denn zu einer lebendigen Kirche gehört eine lebendige Baukunst: wir kön nen es an anderthalb Jahrtausend Kirchengeschichte ablelen, die immer ein Weiterwachsen gekannt haben auch im künstle rischen Bereich, bis dann mit dem Abklingen des Barock und nach der Zwischenzeit des europäischen Klassizismus, mit den Jahrzehnten fortschreitend und sich verstärkend, die Erstarrung kam. Es kann nicht ohne Sinn gewesen sein, daß im Verlaus so vieler, großer Jahrhunderte ein „Stil", eine umfassende Ganzheit der Formweise, den andern ablöste, und daß gerade die Kirche mehr als ein Jahrtausend nicht nur mitging, sondern anregte, führte, wirklich und wesentlich herrschte. Nach dem unfruchtbaren Interregnum des vergangenen Jahrhunderts, das gekennzeichnet ist durch eine mehr der Archi vare als der Baumeister würdige Nachahmung alles dessen, was je und Immer dagcwesen ist, mutzte in jungen Köpfen und Herzen das Erkennen keimen, daß es so nicht weiter gehen dürfe. Es ist wahr, der Wille zum Neuen in der kirchlichen Ar chitektur nahm wie im ganzen Bereich der Baukunst zunächst den Wog über das Gehirn und seine Einsicht, verdichtete sich dann zum Wollen, zum Planen, nicht selten zum Programm. Wer wollte bestreiten, daß dies eine innere Schwächung bedeu tet. wo und wenn es sich nm Kunst handelt! Aber es ist uns heute, da wir nicht unmittelbar eine organische Entwicklung über den Spalt und die Leere fast eines Jahrhunderts hinweg fortsühren können, da wir von der lebendigen Tradition, vom schönen Wachstum ohne Unterlaß getrennt worden sind, kein anderer Weg gegeben. Es ist möglich und wahrscheinlich, daß dieser Gang noch lange dauern, daß er über viele Mißerfolge und nicht geglückte Lösungen führen wird, ohne daß zugleich die Sicherheit schon gegeben wäre, er werde endlich zu dem Großen, dem Säkularen in der sakralen Baukunst gelangen, an das wir denken, wenn wir von Romantik und Gotik, von Basilika und Barock sprechen. Sicher ist nur, daß wir keine lebendige, sinnvolle und unserer Epoche gemäße Architektur mehr schaffen werden, wenn wir fortfahren, nach den alten Rezepten Kirchen und Türme zu errichten, nach Rezepten, die uns so fremd und unverständlich sein sollten, wie es alte Bücher sind. !n denen uns gesagt wird, wie man am besten Verse baut, Dramen und Epen schreibt. Auch daran haben einmal Menschen geglaubt und viel gelehrtes Wissen darauf verwandt, die inneren Gesetze des Dichtens auf zuzeigen, sie andere zu lehren. Sie sind allesamt gescheitert, und wir lächeln heute über sie, ob auch in der Hand von Schulkindern und Heranwachsenden Dilettanten hie und da für besondere Gelegenheiten ein Reim-Lexikon eine unfreiwillig heitere Molle spielen mag. Freilich, es gibt auch heute Leute genug, die meinen, man tue besser daran, beim bewährten Alten auch im Kirchenbau zu bleiben, als sich dem unerprobten und allzu kühnen Neuen zuzu wenden. Ihnen begreiflich zu machen, daß eine mit ZIrkei und Lineal entworfene, sich genau an alte Formen und Konstruk tionen haltende gotische Kirche aus den 90er Jahren nichts, aber auch gar nichts mit einer „echten" gotischen Kirche aus dem 13. Iakrhundort zu tun bnbe, Ist sehr schwer und meist unmög lich. Es fehlt die Einsicht und es fehlt der gute Wille zur Einsicht, es fehlt meist auch, und das ist das Entscheidende, das lebendig gebliebene Gestik! für wirkliche künstlerische Werte, für die innere Wahrhaftigkeit in der Kunst. Dieses aber kann man nickt lernen, weil es nicht begreiflich zu machen, weil es ein Geschenk des Himmels sozusagen ist. Man hat es oder man Kat es nicht; und die es nicht haken, verschanzen sich hinter der Gewohnheit, als wäre sie ein Wall von guten Gründen. Es Ist aber oft nur Trägheit des Herzens mehr als des Geistes. Wj>WWjW!»ttjjMjMW>»NjjjWWWj!Ujj!jjWj>!jjMj!WjNMj!MNj!!Wjj>jjW» Die ersten deutschen Aolonien / ?«»I-s«» Gewöhnlich läßt man die Geschichte der deutschen kolonialen Bestrebungen mit der Gründung der Brandenburgisch-Afrikani schen Companie durch den Großen Kurfürsten im Jahr« 1682 und mit der Hisfung der brandenburgischen Flagge an der Gold küste Afrika» durch Otto Friedrich v. d. Gröben am 1. Januar 1683 beginnen. Jedoch schon etwa 159 Jahre früher, in den zwanziger und dreißiger Jahren des 16. Jahrhundert, gab es einen wertvollen deutschen Kolonialbesitz, der kaum ein Viertel jahrhundert gehalten werden konnte, weil in Deutschland keine Macht schützend dahinterstand. Der Kaufherr Bartholomäus Welser in Augsburg, besten Nichte einige Jahrzehnte später den Erzherzog Ferdinand heiratete» hatte Kaiser Karl V. eine riesige Summe Geld vor« geschossen, die der Kaiser nicht zurllckzahlen konnte. Dafür er hielt Bartholomäus Welser von Karl V. tm heutigen südamert« lanischen Staate Venezuela ein großes Land als kaiserliches Lehen. In Venezuela, das Kolumbus aus seiner dritten Reise entdeckte, hatten sich um das Jahr 1525 erst ganz wenige Spanier niedergelassen, so daß Karl V. als König von Spanien darüber verfügen konnte. Dieser Lehnsbries war im Jahre 1527 ausgestellt und machte Bartholomäus Welser zum un beschränkten Herrn über sein Lehen. Dafür mußte stch Welser verpflichten, innerhalb von zwei Jahren vier Schisse auszu rüsten, 399 spanische Soldaten und 49 deutsche Bergleute in das zugesprochene Land zu überführen. In der gleichen Zett sollten zwei Städte gegründet und eine Festung angelegt werden. Bergleute wollte man der Expedition mitgeben, weil man sich eine gewaltige Ausbeute an Gold versprach. Die Familie Welser bot große Geldmittel auf, um das Lehen in Besitz zu nehmen. Schon im Jahre 1528 waren vier Schisse ausgerüstet, die nach Amerika abfuhren. Gleich nach der Ankunft wurde eine Ansiedlung gegründet, die den Namen Venezuela erhielt, das heißt: Klein-Venedig. Diesen Namen erhielt später das gesamte Land. Befehlshaber der Expedition und Statthalter der Kolonie war ein junger Mann aus Ulm mit Namen Ambrosius Dal- singer. Als Gehilfen waren ihm belgegeben Hieronymus Sayller und Georg Chinger. Daß Welser spanische Soldaten mitschlcken mußte, erwte» sich bald al» ein Uebel. Ein Teil der Expedition drang in das Innere des Landes vor. Bald fand «an Gold, da» nach Augsburg gesandt «erden sollt«. DI« spart«
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