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Sächsische Volkszeitung : 20.03.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193703206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-03
- Tag 1937-03-20
-
Monat
1937-03
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.03.1937
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Nr. 68. — 20./21. 3. 37. —»M- TSchfische Volkszeitung Seite IS wehrt mir's, sonst könnte ich deine Tasel lesen, Jesus von Na zareth, und wüßte deine Schuld Vor dem Zuge trägt man ne her. Ob die große In der Mitte die deine ist? Was steht daraus geschrieben? Das ist nun auch ein Geheimnis für mich, aber es brenn» mich nicht so wie das, was in dir verborgen ist und dir die Kraft gibt, ohne Klage zu gehen, selber iiber alles Matz erbarmungswürdig noch Erbarmen mit andern zu haben. I^> b»Ue e'mem sein Kren, trauen und weik nicht seine Schuld. Ich gehe hinter einem und habe meinen Kopf da, von wo er bald den seinen im Tode neigen wird, und weih nicht, wer er ist. Wie schwer ist das Kreuz! Nun tragen es zwei, und ich bin es. der heile, gesunde, der seufzt. Wenn ich mir den Schweiß von der Stirne wischen könnte! Ich kann nicht, ich darf nicht: der Balken würde kippen und des Schmerzensmannes Schulter mühte es fühlen. Da schreitet mit uns das Volk und bezahlt mit seinem Schwcih um ein Schauspiel zu geniehen. Da Ist mein Feld. Wenn es wäre wie die Menschen, so würde es sich mein Hegen hinfort nicht mehr gefallen lassen, weil ich einem Geächteten das Kreuz getragen Da aber ist Golgatha, der weihe Berg, aus dem es dunkel ist für diese drei. Geier fliegen darüber hin — die Henker geben hier, die Totengräber warten da. Wer dort steht wird wissen — ohne unsere Kreuze zu sehen — dah sich rin Verurteilter naht, der schon gegeißelt wurde: denn eine Säule geht mit uns. eine andere als die Feuersäule des Herrn: Beelzebubs tanzende surrende Säule von Fliegen und Geziefer. Warum zuckt der Schmerzensmann plötzlich? Ich siihl's durch das Holz. Er wendet den Kopf. Die Bewegung macht seinen Kranz wie lebendig, die Dornen ringen sich wie Schlan- gengewiirm. Wohin blickt er? Packt ihn doch die Angst, will er Golgatha nicht sehn, den Berg, der einem Schädel gleicht, und der die Schale sein wird, in die er sein Blut vergiehen muh? Und wer kniet dort am Weg? Ein Weib wie eine Magd, eine Magd wie eine Königin! Sie lieyt im Staub. Ihr Auge ist vonEntsetzen undSchmerz so groh wie ein Stern. Ihr Schmerz ist so groh, dah er sich ihrem Kleide mitteilt — wie von einer wilden Meereswoge des Strandes von Kyrene ist sie davon umhüllt. Sie breitet stumm die Arme aus — ja, so breiten Mütter die Arme nach ihren Söhnen aus. Aber die Augen ihres Sohnes kann ich nicht sehen — werden sie seine Mutter weniger be schenken denn mich? Dein Sohn, ruhig trägt er das Kreuz: ich fühle kein Zucken mehr durch das Holz. Wenn Ich nicht sein Haupt zu dir hingewendet sähe, noch jetzt zu dir hingewendet, da wir schon an dir vorüber sind — ich wollte glauben, du habest ein Herz von Stein geboren. Nun sind wir vorüber. Du hörst unsere Schritte nicht mehr, sie verhallten im Staub. Aber andere, furchtbare — Schritte der gröhten Qual, Schritte des schrecklichsten Schmer zes werden durch die Luft zu dir stapfen, und sie werden dein Herz zermalmen. Fliehe, sage ich, fliehe, ehe die Hammer schläge ertönen! Und so trage ich nun ein Kreuz. In den Fuhstapfcn eines Geächteten und Todgeweihten gehe Ich, schlucke den Staub, den seine taumelnden Fühe aufwirbeln, und bin Ihm nicht darum gram. Es schmerzt meine Schulter, aber Ich Klage nicht. Es sticht mich die Sonne, mich dürstet, mich brennt der SchweIH und plagen die Fliegen — ober ich fluche nicht Wer macht, dah ich so wie der Geduldige vor mir bin? Ich bin sa In seinen Fuhstapfen, wie kann es dann anders sein! Nie trug ich ein Gerät wie dieses. Mir Ist, als heilige es mich, als trüge Ich durch meine Mühe ein Geringes bei zu einem Tun, von dem die Welt anders wird, so wie Ich anders geworden bin. Selig bin ich. Soldaten, daß mich eure Peitschen zu diesem Glück gezwungen haben! Selig bin ich, daß Ich diese Mühsal ertragen darf! Selig, daß mir diese Schande angetan wurde! Ihr könnt es anlchrciben ans Kreuz, dah Ich es mitgetragen habe! Schreibt meine Schande ans Kreuz und grötzer als die vermeint liche Schuld dessen, der daran bluten wird — alle sollen es wissen, die vorübergchen. Denn was euch Schande, ist mir Ehre, was euch ein Fluch, ist mir Segen und Gnade — ich weiß nicht warum ... (Aus „Die Marter unseres Herrn" bet Herder.) Palme un6 Palmsonntag Der Palmzweig spielte schon bei den alten Aegyptern — die Israeliten übernahmen das von ihnen — als Zeichen der Freude und des Sicgcsjubels eine hervorragende Rolle. Wenn im Altertum im Orient ein König oder Feldherr nach einem Siege feierlich in die Hauptstadt einzog, ging ihm die beglückte Bevölkerung mit Palnuvcdeln in den Händen entgegen und streute Palmenzweige aus seinen Weg. So wurde in der Folge der Palmzweig auch zum Friedenssymbol Der Friedenscngcl wird astgemein mit einem Palmzweig in den Händen dargestcllt. Als Siegessymbol wanderte die Palme von den orientalischen Völkern zu den Griechen und den Römern. Als Jesus, auf einer Eselin reitend, In Jerusalem einzog, hieb das Volk Zweige von den Bäumen und streute sie auf den Weg des Heilandes. Das Fest zur Erinnerung an diesen so freudvollen Beginn der Lcidcnszcit des Herrn wurde schon sehr früh gefeiert. Bereits im vierten Jahrhundert beging man in der östlichen Kirche diesen Tag. Es gab eine feierliche Pro zession, bei der der Einzug des Herrn in Jerusalem symbolisch dargestellt wurde. Eine gallische Pilgerin, Silvia, deren Bericht noch erhalten ist, schildert uns dies sehr anschaulich. In der römischen Kirche wurde das Fest „dominica in ramis palmarum" — Sonntag der Palmenzweige oder einfach „dominica palma- Kegen in Millionen Tonnen! Die Ansichten über di« wasiermeng«, die alljährlich auf unseren Erball nieder,auscht, gehen auseinander. Nun hat man aber dies« Wasiermeng« auf Grund von Messungen be rechnet. Dabet stellte sich heraus, daß aus di« Festländer der Grd« im Laus« «ines Jahres durchschnittlich Niederschläge in der Höh« von etwa 7b Zentimeter sollen. Nicht mit inbegrifsen sind di« allerdings nicht genau zu errechnenden, sehr großen Regenmengen, die über den Weltmeeren niedergehen; zieht-man auch diese in Betracht, dann würde die Durchschnittshöhe der Niederschläge auf unserer Erde auf öl Zentimeter steigen. Das scheint nun sehr bescheiden zu sein, ist aber in Wirklichkeit un geheuer viel, denn das Gewicht dieser öl Zentimeter hohen Wasserschicht beträgt rund 464 Billionen Tonnen! Tag für Tag stürzen demnach über eine Billion 271000 Millionen Tonnen Wasser auf unseren Erdball herab. Im Laufe einer Stund« hat er nach diesen Berechnungen etwa 53 Milliarden Tonnen Wasser zu erwarten; ja, in einer einzigen Sekund« werden ihm immer noch 15 Millionen Tonnen Wasser zuteil! Natürlich handelt es sich hier nur um Durchschnittszahlen. Noch interessanter sind aber die der Wirklichkeit entsprechenden Ziffern, di« uns eine Vorstellung über di, ungleich« Verteilung dieser gewaltigen Niederschlagsmengen auf unserem Planeten ermöglichen. Bekanntlich gibt es Gegenden, in denen jahre lang kaum ein Tropfen fällt, so daß die jährliche Regenhöhe nur wenige Millimeter erreicht. So erhält zum Beispiel die ob ihrer Dürre berüchtigte Küste Eüdwestafrtkas an der Lüderitzbucht im Jahre höchstens 1 bis 4 Zentimeter Regen, während am Kamerungebirg« die jährliche Regenhöh« di« für di« aanz« Erde geltend« Durchschnittszahl kellenwetl« mehr als bas Zehnfach« üb«rstetgt, denn in den beiden dort gelegenen Orten Debundja und Bilbundi fallen jährlich im Durchschnitt 10,1b bzw. 10,70 Meter Regen. Diese beiden Stationen stehen also nur sehr wenig dem regenreichsten Punkte nach, den wir auf der Erd« kennen; das ist der in Indien am Abhang der Khastaberge gelegen« Ort Lherrapundjt, wo die Niederschlags- höh« im Durchschnitt nicht weniger als 11,63 Meter beträgt und wo im Jahre 1861 die gewaltig« Regenhöhe von nahezu 23 Metern gemessen wurde. In beiden Fällen ist dieser un gewöhnliche Regenreichtum durch die Bodengestaltung bedingt, oenn sowohl die Kameruner wie auch die indische Beobachtungs station liegen am Abhangs von außerordentlich steil aufragen den Bergmasfen, an denen die vom Meere kommenden, einen großen Feuchtigkeitsgehalt aufweisenden Winde beim Empor steigen sofort di« mttgebrachten Wassermengen abgeben. Uns Europäern find solche Kimmelsfluten nicht beschieden, denn da» regenreichste Gebiet unseres Weltteiles, nämlich der an der Westküste Englands gelegene Tumberlanddistrikt, erreicht ein« Regenhöhe von kaum ü Metern. Unser« Les«, dürft« es interessieren, auch etwas über die „Regenwinkel- Deutschlands zu erfahren. Sie liegen im äußersten Südwesten und Südosten in den südlichen Vogesen und im Watzmanngebirge, wo jährlich etwa 2,10 Meter Nieder schläge fallen. 1,70 Meter Regen wird auch in Norddeutschland im Lauf» des Jahr« dem Brocken zuteil, während nur rund 40 Z»nttm«t«r di, trock«nst«n Gebiete des Reiches erhalten. Deren gibt «» mehrer«, nämlich: das mittlere Westpreußen, der Unt«rlaus d«r Oder sowie der Landstrich westlich vom Harz und endlich Rheinhessen. rum" genannt; In Rom vollzog an diesem Tage der Papst selbst in sehr feierlicher Welse die Palmenweihe. Mit dem Vordringen des Christentums in den Norden Europas gingen auch die Palmsonntagsbräuche mit: da aber im Norden keine Palmen wuchsen, so sah man sich nach einem grünen Ersatz um; man nahm, wie man es fand. Oelzwelg, Stechpalme, Buchsbaum oder Weide. Die Stechpalme hat von Ihrer palmsonntäglichen Verwendung ja Ihren Namen. Auch In manchen Gegenden Deutschlands spricht man von der katzek« geschmückten Weide als Palmweide. Die einst feierliche Palmfonntagsprozession, die wie die Fronletchnamsprozession Im grafen vor sich ging, und bei der sehr häufig die Figur des Heilands aus einem Holzesel sitzend, mitgeführt wurde, — daher- der Name Pakmesel — wurde später eingeschränkt. In der alten ckr'ltlichkn Kirche wurden am Palmsonntag die neubekehrten Christen in.den Schoß der Kirche ausgenommen. Sie miißten das Glaubensbekenntnis sagen und erhielten dann die Taufe. Masokinen^e^veiir KLKen ^Völke Seit Tagen treffen aus ganz Estland alarmierende Nach richten über den Einbruch ganzer Rudel von ausgehungerten Wölfen ein. Die Bestien kommen au» Rußland herüber, wo der Winter schon vor einiger Zeit mit aller Strenge eingesetzt hat. Die Wölfe verbreiten überall, wo sie austauchen, Angst und Schrecken. Vom Hunger getrieben dringen sie sogar am hellichten Tage in die Ortschaften ein, wo sie dann das Vieh in den Ställen überfallen, zerreißen und mit sich sortschleppen. In verschiedenen Gegenden hat die Regierung Militär ein gesetzt. Aber die Truppen reichen bei weitem nicht aus, um der Gefahr zu begegnen. Deshalb hat die bäuerliche Bevölke rung in den Gebieten um den Peipus-Eee zur Selbsthilfe gegriffen. Die männliche Bevölkerung hat sich bewaffnet und streift durch die Wälder, während sich die Frauen und die Kinder in den verlassenen Dörfern in den verschlossenen Hütten verbarrikadieren. Die letzten Meldungen sprechen von einem Ueberfall eines Rudels von Wölfen auf den Autobus, der den regelmäßigen Postdtenst zwischen Krivas und Narva versteht. Der Autobus wurde auf halbem Weg, mitten in einem tief verschneiten Hoch wald, angefallen. Der Fahrer versuchte zwar eine Weile den verfolgenden Bestien zu entkommen, mußte dann jedoch sei» Vorhaben infolge eines eingetretenen Motorschadens ausgeben. Kaum war der Autobus zum Stehen gekommen, da stürzten sich die Wölfe auch schon aus den Wagen und versuchten ein zudringen. Der Insassen des Wagens bemächtigte sich «ine Panik. Die Männer brüllten, die Kinder schrien und di« Frauen schluchzten still in sich hinein. Nur einer der Reisenden trug eine Pistole bei sich. In seiner Aufregung verschoß er je doch seine ganze Munition, ohne auch nur einen der angrei« senden Wölfe zur Strecke gebracht zu haben. Am meisten bedrobt war der Fahrer, weil sein Führersitz nicht so sicher verriegelt werden könnt«. In höchster Not zer- trümmert« «r «In« Scheib« und kroch in das Innere de» Wa gens. Dort bewaffnet« er sich mit einer Brechstange und klittert« auf seinen Sitz zurück. Ein einziger Reisender leistete ihm bei der Abwehr orr Bestien Hilfe. Immer und immer wieder sauft«» di« schweren Stangen auf die anspringenden vestten nieder, und gar mancher Wolf mußte dran glauben. Trotzdem war «» wohl nur «in« Frage der Zeit, wann di« blut dürstenden Wölf« in da» Inner« de» Wagens «indrtngen und dort unter d«n Wehrlosen «in «ntsetzltche» Blutbad anrichten würden. Rach vl«r Stunden „schienen endlich di« Retter. E, waren Soldaten auf einem Lastwagen, die sich auf der Streif« be fanden. Si« brachten sofort «in Maschinengewehr in Stellung, au, dessen Lauf alsbald dte Schüsse auf das Rudel Wölf« veitschteN, dt« d«n steckengebliebenen Wagen noch immer be lagerten. Kaum eine der Bestten ist dem vernichtende» Maschinengewehrs«»»» entronnen. kur anäertkaib Millionen frsno8 Haare Frauen, di« heut« noch langes Haar tragen und obendrein naturblond sind, können gegenwärtig, sofern sie sich von ihrem kostbaren natürlichen Schmuck trennen wollen, gut« Geschäfte da- mit machen. Denn — tn Europa reist in diesen Wochen Mr. Maz Factor aus USA. herum, der darauf aus ist, lange, blon de« Frauenhaar zu kaufen. Wie man sagt, soll er bis jetzt be reit, für anderthalb Millionen Francs Haare gekauft haben. Einem Pariser Journalisten gegenüber hat Mr. Factor ge äußert, daß gegenwärtig in Amerika eine ungeheure Nachfrage nach langem blonden Frauenhaar bestände. Ursache dieser großen Nachfrage sei in Hollywood zu suchen. Dort würden gegenwärtig und in der nächsten Zeit eine Reihe großer histori scher Filme gedreht. Für sie braucht man das lange, blonde Frauenhaar, da künstliche» Haar nicht verwendet werden soll. Vie Kröüte 8tra6e 6er >Velt Di« Amerikaner planen, eine durchgehende Straße von Alaska bis nach Buenos Aires zu bauen. Die Straße wird eine Länge von 20 OOO Kw haben. Am Ausbau der Nord- und Mit telstrecke von Alaska bis Panama wird seitens der Vereinigten Staaten bereits lebhaft gearbeitet. Die Finanzierung erfolgt zum großen Teile von nordamerikanischer Seite, da man der Straße als Landweg zum Panamakanal eine große wehrpoli tische Bedeutung betmißt. Es sind auf dieser Streck« Höhen unterschiede bi« zu 1500 Meter zu überwinden. In einfachster Ausführung wird dies« Strecke etwa 100 Millionen Mark kosten. Vs« unpa88en6e „Du" der Tradition zu genügen. Sonst sind Bäume und Sträu cher auf den Bildern der Kleinen Passion ganz deutscher Landschaft entsprechend. Besonders einprägsam kommt das auf den Blättern der Kreuzabnahme und Grablegung, der Auferstehung und der Begegnung mit Maria Magda lena im Garten zum Ausdrum. Die Häuser, die man im Hintergrund einzelner Blätter sieht, zeigen keineswegs orientalische Flachdächer, sondern deutsche Giebel. Deut sche Wehrtürme und Zinnen, wie sie Dürer an den Mauern seiner Vaterstadt Nürnberg und an mancher an deren Stadt gesehen hatte, sind auf dem Bilde der Kreuztragung zu sehen. Ja, auf dem Blatte „Christus vor Kaiphas" möchte man schier einen Ausschnitt aus dem alten Nürnberg im Hintergründe des Blattes er kennen. So spricht diese deutsche Passion besonders eindring lich zu unseren Herzen. Der Künstler will uns sagen: Was damals geschah, ist gültig für alle Zeiten. Was'der Christ um der Erlösung der Menschen willen gelitten, hat er auch für Dich gelitten. Die Passion Christi geht auch Dich an! Ueberwindung des Leidens Die Großartigkeit und Hoheit dieses Leidens durch die Kunst sinnfällig zu machen, war der Wille Dürers. Als er einmal nach dem Zweck und Wert der Kunst be fragt imirde, gab er zur Antwort: „Durch Malen mag angezeigt werden das Leiden Christi". In der Tat: welch größerer Beweis für den Ewigkeitswert großer Kunst wäre denkbar als die Tatsache, daß durch sie selbst das Uebcrsinnliche sinnfällig gemacht werden kann? Die Darstellung des Leidens, des Schmerzes in der Kunst hat immer wieder auch edle Geister abgestoßen. Theodor Storm hat bekanntlich das Kruzifix: „ein Bild der Unversöhnlichkeit" gescholten, selbst Goethe hat mit einem schier groben Vers seine Abneigung gegen dies Bild zum Ausdruck gebracht. Solchen Äeußerungen liegt wohl das Gefühl zugrunde, daß das Edle nicht entstellt gezeigt werden sollte. — Das Leiden Christi aus den Bil dern Dürers bedeutet keine solche Entstellung. Der Adel der Seele, von dem seine Christus-Gestalt durchleuchtet ist, wird durch den Schmerz nur klarer und strahlender. Das Gesicht des Heilandes gewinnt hier von der Stuirde der Gefangennahme an immer mehr an Festig keit. Und selbst als er unter der Last des Kreuzes zu sammenbricht, scheint sein Auge schon die künftige Glorie zu schauen. Dem „Es ist vollbracht?" am Kreuze folgt die Glorie der Auferstehung und die Erhöhung zum Welten richter. Wer die Blätter Dürers mit dem Auge des Fach manns betrachtet, mag manche Feinheit bewundern, die dem Laien entgeht. Jeder aber wird seine Freude haben an der kernigen, herben Art, mit der Dürer seine Bilder aus dem Holz herausgearbeitet hat. Jeder wird staunen über so manche Kühnheit, die mehr als modern anmutet, z. B. über die Gestaltung des Himmelfahrt-Bildes, bei der von der Gestalt des entschwebenden Heilands nur die Füße zu sehen sind. Nm stärksten aber fällt wohl jedem schon bei flüchtiger Betrachtung auf, wie Dürer das Licht zum Ausdruck inneren Geschehens verwendet. So am ein prägsamsten auf dem Blatt „Die Jünger in Emmaus", wo die von Licht überstrahlte Gestalt Christi Mittelpunkt und Brennnunkt der oan.zen Komvosition bildet. So aber auch beim Einzug in Jerusalem, bei der Ausgießung des hei ligen Geistes und beim Weltgericht. „Das fließende Licht der Gottheit" hat hier durch die Kunst eines deutschen Meisters wirklich Gestalt gewonnen. Doch wer könnte den ganzen Reichtum der Holz schnittfolge, die Meister Dürer in drei Jahren (1509—11) geschaffen hat, auch nur andeuten? Wir hören alle in den Tagen der Karwoche di^ Passion nach Matthäus, nach Markus, Lukas und Johannes. Dann sollten wir mich nicht versäumen, jene Blätter zu betrachten, auf denen ein deutscher Meister uns die Heilsgeschichte sinnfällig »nacht: Die Passion Jesu Christi nach Albrecht Dürer. Bekanntlich richteten sich König Friedrich Wilhelm lll. und seine Gemahlin Luise durchaus nicht immer nach den strengen Hofgesctzen. Bezeichnend dafür ist, daß sich das hohe Paar am wohlsten auf dem Landgut Paretz fühlte. Der König und di« Königin machten auch kein Hehl dar aus, daß sie sich zu duzen pflegten. Da« Du galt damals noch als sehr unpassend bei Hofe, und so wandte sich eines Tages der Hofmarschall an den König und machte ihn darauf aufmerksam. Der König erwiderte schlicht: „Bei dem Du weiß man doch immer, woran man ist. Eie sagen mir, die Leute am Hof« klatschen bereits über unseren vertraulichen Ton. Ich behaupte jetzt, daß man bet „Sie" nie weiß, ob es groß oder klein geschrieben wird. Wenn ich sage: fie hätten solchen Unsinn erst gar nicht sagen sollen, dann meine ich natürlich unser« albernen Hofschranzen. Denn „Eie" groß geschrieben, Herr Hofmarschall, würden doch solch dumme» Zeug «rst gar nicht kolportieren!" Vie vor8icktiLe Lokomotive Auf dem Bahnhof von Neath (Glamorgan) gab es dies« Tage groß« Aufregung. Lin Kinderwagen hatte aus dem Bahnsteig gestanden und war plötzlich, gerade al, «tn Zug ein- suhr, heruntergerollt und auf die Schienen gestürzt. Dte Loko motivführer versuchte noch zu bremsen, allein dt« Entfernung war zu gering, und so fuhr die Lokomotive über den Kinder- wagen hinweg. Als man dann aber näher zusah, da stellte es sich heraus, daß zwar der Kinderwagen vollkommen in Trümmern gegangen war, daß aber da» neun Monat« alte Kind, das darin gelegen hatte, vollkommen unverletzt ge blieben war. IV. lurmsnn. Markt 14 Zerren- Damen- Kin6er-8ek1ei6unZ
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