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Sächsische Volkszeitung : 08.04.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193704082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370408
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-04
- Tag 1937-04-08
-
Monat
1937-04
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.04.1937
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eile« Sächsische Volkszeitung Nummer 82, Seite 7 Der lurm von K1erk Konlgsdrack. Neckdruck verboten. KOMsiN VON v. Vi-el Quellen-Verleg k t il j I i das hei e-! cdont Ernst ätigkeit Im >b. Einem alt der Er- tschte beim i Knie und >cht werden In den vor der sind hier n Dahn- streiste eine jedoch inst >ie 82 Jahre ert« sie zur Herannahen' istauetschuii- nieder- rach in der ch aus das ; aus di? ,egen stände > nahm die » sich um von der nunmehr gehörigen Rahmen lten Kü- Miiglied irmanns. ene war en tätia Auf der uaes Ina ihre aits e gingen, >. Vom sasino" zezeicst. fwärls, he aus werden stungen jervoll- en und tschast- sondcr- ger be- clschast- r Gau werden Bahn- -itz aus- Handels- n der hicsi- h dem Plan ehrt worden Ischen Lester >en Höheren Brand geklärter lrden mek- fsen. Die t, muhten icklung die rüstet, das ftsmitglied sige Tö- Adorf war iin von drei eten worden. der Wagen r der junge en mit Ver se der fahr- Landgericht rurteilt. Kabelde- isches Kabel im Betrieb id das Licht >. In Ein- Sucht ge.xn aqens muh- rrtnkenhaus Auf dem ifbau" an begonnen oird man beginnen groh ist, rüden er- Ustig fort. Teil der »en. des Mitt-- i auf der ten Stock- sfnet. Das en besind- wobel die en. Durch chenwande e von der Angestellten baues ang des en war »en. dah -ihenden Velchas- rsüguna len, wo stestcn. wn kin- »rqcstelll ah dem- N Woh- Hauntschrlftletter: Georg Winkel. verantwortlich lllr Inhalt »nd VIN»«,! »«er» wirrte» dr Vrcodmr, v«ranlw«rlllch»r «»zrl-rnlrltr,: Ih,,»,r Winkel i« Vrreden Dreck ei» Verla, «irrwania veckidreckerei Dr,,»«». PaUerUratz« >1. D. A. III »7: Uber 4200. - A. Zt. lst Prelslist« Nr. 4 gültig. Worauf ein Alädchen bei der Auswahl des Bräutigams sehen soll Iminerstag, 8. April 1887. net! Macht sich bei jedem von amal in die Jahr is. Aber... vergönnen Ich lasse ihn Dann gebe ich ihm orientiert." Er murrt. „Brauchens mir nix geben. Z nehm nix!" Er schlicht die Hand zur Faust und seine Augenbrauen ziehen sich eng zusammen. „Eut", sage ich, stecke das Geldstück wieder ein und greife in die andere Tasche. beherrschen, wenn sie mit ihm im Gasthaus sitzt Darum soll sich ein Mädchen bei den Bekannten ihres Bräutigams an den verschiedenen Orten, an denen er sich aushält, über seine guten und schwachen Seiten, überhaupt über sein ganzes Vor leben erkundigen. Dabei muh sie damit rechnen, dah seine Freunde dessen Fehler gerne verschweigen oder besclzönigen, während seine Feind; und Gegner sie eher vcrgröhern. W'-rd aber ein Mädchen von mehreren ernst zu nehmenden Leuten auf den gleichen angeblichen Fehler ihres Bräutigams aufmerk sam gemacht, dann soll sie sorgfältig forschen und prüfen, in wieweit diese Aussagen richtig sind. Stellt sich aber endlich heraus, dah er doch diesen oder jenen bedenklichen Charakter fehler hat, dann soll sie fick reiflich überlegen, ob sie sich an diesen Menschen vielleicht für ihr ganzes Leben binden soll. Man kann oft hören, wie Mädchen, die in ihren Vriiu- tiaain recht unsinnig verliebt sind, wenn sie von Fehlern des selben hören, sagen: Wenn wir einmal verheiratet sind und wenn Ich Ihn ganz für mich habe, dann werde ich ihm schon dieses oder jenes abgewöhnen. — Ganz falsch! — meisten Fällen legen Männer Leidenschaften, dte sie Heirat hatten, In der Ehe nicht mehr ab. Ausnahmen sehr selten. Em besonderes Augenmerk soll jedes Mädchen, raten will, auf dte Freunde und Kameraden ihres Bräutigams haben Das Svrichwort: „Sage mir. mit wem du umgehst, und ich sage dir. wer du bist", gilt auch hier. Ein junger Mensch, der stets in einem radausüchtigen Kreise verkehrt, wird auch zu Streit und Ausschweifungen geneigt sein. Wenn die Gesellschaft, in der er tagtäglich verkehrt, roh und rück sichtslos ist. so ist von ihm selbst auch keine andere Gesinnung zu erwarten. Verkehrt er i-doch mit Leuten, die sich des besten Rufes und allgemeiner Achtung erfreuen, dann darf dieses als gutes Zeichen angesehen werden. Weiterhin wäre zu beachten, wie der junge Mann seine freie Zeit verbringt. Lätzt er sich Bücher leihen und liest er viel, ober huldigt er ohne Uebcrtreibung diesem oder jenem edlen Sport, bildet er sich in Vereinen beruflich weiter, so ist dies nur zu loben. Geht er aber allzuost ins Wirtshaus, macht er dort grotze Zechen, trinkt, raucht und spielt er mit grotzer Leidenschaft und braucht er für diese Zwecke viel Geld, so kann «in junge» Mädchen nicht erwarten, dah «r «inmal im 11. Fortsehung. Eie lacht e,n wenlg verlegen. „Mei... des is net schwer, wenn man halt jung is!^ „Und er?" frage ich. Sie klappt hörbar den Deckel auf die Schachtel und stellt sie fort. „So, da Ham S'I Des is vom .Äug' Gottes', des is vom Strauch. Za, er, mein Gott, da sollen S' net fragen. Is a grotz Unglück gewesen für uns... erschossen is er morden. I hab' immer g'sagt: ,Latz sein, so was macht ma net laß sein!', hab' i gesagt. ,Des tut ma net!' Aber da hab i reden können, was i mögen hab. wann d' Manns leut' an Stutzen in die Hand kriegen, werden s' närrisch? Da hören st und sehen f' nix anders mehr. Was i bet' hab und bitt' hab, den Herrgott... net zum sagen! Und der Bu is genau derselbige. Es liegt schon halt im Blut. Des hat ex von sein« Nattern! Wann er fort is in der Nacht... i jag' Ihnen, i mach' kein Äug' net zu." Sie wendet sich ab und rückt an den Blumentöpfen am Fenster. „Da können S' auch an Ableger haben, wann S' wollen, von dem Fuchsienstöckl! Derzeit halt net, später, wann S' wiederkommen." Ich gebe keine Antwort darauf, sondern frage: „Weitz man, wer Ihren Mann erschossen hat?" Sie wendet sich wieder zu mir her. Ihr Gesicht hat einen noch bekümmerteren Ausdruck. „Za, sehen S', des is no des Ärgere dabei. Sie kennen ihn ja net, drum sann Ich's Ihnen ja sagen: Der Herr Baron von Merk drüben is gewesen, der alte Herr Baron. Jetzt is er g'stor- bcn, vor a paar Tag' ham's ihn eingraben. Es war halt sei Jagdrevier. Wär' er halt net gangen, der Mann! Aber er hat sich ja nix sagen lassen. Grad an dem Morgen.. „Hat der Herr Baron gemutzt, wer es war?" „Freili hat er's g'wutzt. Er hat ihn ja a paarmal ver warnt, und mein Gott, wissen S', da ham's halt an Zorn useinander, die Mannsbilder. Er wird ihn angangen Ham. I hab' mein'n Mann kennt, a Jähzorniger war er. Der Herr Baron is dann bei mir g wesen, hat recht lieb mit mir g'redt, und Geld hat er mir a geben für die Leich' und a so und öfter. I bin net Harb auf ihn. I sag' immer, a jeder Mensch hat sei Schicksal. Aber der Bu, der Karl, der kann des alleweil net vergessen." Ich stecke die Tüten in die Tasche und lege ein Geld stück auf den Tisch. „Wo denken S' hin, Herr! Net amal im Traum, dah j a Geld nehmet dafür, und glei so viel!" „O doch", sage ich lächelnd. „Wenn Sie mir eine F-eude machen wollen, kaufen Sie sich ein paar schöne Blumenstöcke dafür als Erinnerung an mich!" Ich wende mich zur Tür. Sie hat noch Einwände, aber zuletzt behält sie es doch. Schlietzlich fragt sie, ob ich in Euerbach wohnen würde. „Nein, in Merk. Ich möchte gerne den Futzweg durch ven Wald gehen, von dem ich gehört habe, er sei so schön, aber Ich fürchte, ihn nicht zu finden." Sie schnappt sofort ein. „Karl! Karl!" schreit sie gegen die Scheune hin, denn wir sind aus der Haustür getreten. „Karl, komm her! Holz machen tut er für den Winter", wendet sie sich wieder an mich. „Karl, so komm! Dem Herrn sollst des Weqerl zeigen durch den Akrld nach Merk nüber. Gehst a Stllckerl mit, gelt!" und zwinkert ihm zu. ..An Samen hat er wollen, der Herr, an Blumensamen! Da hat er mir so viel zahlt dafür, i hält' ja nix g'nommen!" Es ist ein grotzer, schlanker Bursche. Dichte, dunkle Augenbrauen sind markant in einem gebräunten Gesicht Er legi die Hacke weg und holt sich einen Nock, den er nur über die linke Achsel wirft. „Wir können gleich da hinten hinausgehen!" deutel er auf die Scheune, durch deren beiderseitig offene Tore man ein Stück Wiese mit einem blauen Himmel darüber sieht. Wer sich die Mühe nimmt, die HeircAsannoncen in unse ren Zeitungen aufmerksam durchzulesen, wird finden, datz in mindestens der Hälfte aller Inserate, in denen die ehe lustigen Mädchen oder Witwen einen Mann suchen, ein ..Beamter" gewünscht wird. So viele Beamte existieren in Deutschland gar nicht, als zur Heirat begehrt werden. Aber diese Inserate reden doch eine bemerkenswerte Sprache. Für weitaus die meisten Mädchen bedeutet die Ehe in erster Linie das Mittel, sich zu versorgen. Diese Absicht ist durchaus begreif lich und nicht zu tadeln. Nur kommen viele „einsame Seelen", die des „Alleinseins müde sind", deshalb nicht zum Zuge, weil sie unbedingt einen „Beamten" wollen, und weil man noch dreimal so viel Beamte nötig hätte, um alle Bcnmtcnlieb- haberinncn zu befriedigen. Als ob nicht auch ein tüchtiger Angestellter, Geschäftsmann oder Handwerksmeister ein Mäd chen alücklich machen und versorgen könnte. Freilich darin haben alle Mädchen und Witwen recht, die heiraten wollen, wenn sie in erster Linie daraus achten, dah ihr Bräutigam sie auch wirklich ernähren und versorgen kann. Denn eine gewisse Sicherheit, datz man in der Ehe seinen Ernährer findet, ist Voraussetzung für den ernsten Schritt, den man durch eine Heirat unternimmt. Ein Mädchen, das einen Erwerbslosen heiratet oder einen Mann, der keinen Beruf gelernt hat, darf sich nicht wundern, wenn sie mit ihm über kurz oder lang in die bitterste Not kommt. Eine Ehe, in der man der Frau kein Haushaltungsgeld geben kann und in der die Frau dem Mann kein genügendes Essen vorsetzen kann, trägt schon In sich den Keim der Zwietracht Die Frau wird cs in dcn Tagen der Not bitter bereuen, diesen Mann geheiratet zu haben, und der Missmut wirft seinen Schotten auch auf das Zusammenleben. Darum soll die erste Frage eines Mädchens bei der Wahl des Bräutigams nicht sein: „Ist er schön?", „Hat er eine stramme Figur?", „Versteht cr fein aufzutreten?", „Ist er liebenswürdig und gebildet?", sondern: „Ist er imstande und in der Lage, mich, sich und die zu erwartenden Kinder standesgemätz zu ernähren?" In zweiter Linie muh ein Mädchen aus den Charakter Ihres Bräutigams sehen. Der Mann, der heiraten will, sucht naliirlich seine Charakterschwächen möglichst zu verbergen. Wenn er ein leicht erregbarer, jähzorniger Mensch Ist, wird «r sich hüten, sich in Gegenwart seiner Braut in Wutausbrüchen zu ergehen. Ein Gewohnheitstrinker wird sich gerade dann Mein Haus umfängt mich wieder mit einer grotzen Ruhe, die entspannt. Drautzen sind die Aufregungen und die Gedanken, die den oder jenen schuldig machen wollen, die Unruhe und die Hast. Christine hat recht. Ich bin doch eigentlich verrückt, mich ohne Not, ohne materiellen Zwang mit all den unguten Dingen zu befassen. Warum tue ich es denn nur? Ich nehme mir vor, mir selbst mindestens acht Wochen Urlaub zu geben. Trotzdem bin ich nicht so radikal wie Christine. Das Telefon stelle ich nicht ab, und meine Ge danken lasten sich auch nicht abstellen, sie kreisen weiter um den Turm von Merk. Wenn ich die Augen schliesse, sehe ich ein bleibendes Bild: Zwei Menschen, die sich aus einer Treppe wie auf einer Brücke entgegengehen, und um sie ist die Welt der Erscheinung weggefallen. Eie sind allein in einer Ewigkeit von Raum und Zeit, mit den Blicken ineinander versunken. Christine verhätschelt mich. Sie bringt alles, sie holt alles, sie räumt alles weg, die Zeitungen und die ein laufende Post. „Lesen Sie's gar net! Das ist das Aller gescheiteste! Kommt nix raus dabei wie Scherereien und fremde Sachen, die einen nix angehen!" Hat sie nicht recht? Aber heimlich und wie ein Schul junge auf verbotener Tat hole ich mir doch den täglichen Posteingang her. Es ist aber, Gott sei Dank, nichts Wesent liches dabei. An einem Nachmittag ist Konrad da. Cr sieht mit seinen klaren Augen in die meinen. „Ich wollte nach dir sehen, ich vermisse dich." Ich frage ein wenig zu kühl: „Wie geht es in Merk? Was macht Clement?" „Es geht besser. Es ist jetzt viel Arbeit, sie lenkt ihn ab." „Und du?" frage ich. Seinen schön geschwungenen Mund spaltet ein leises, ein wenig trauriges Lächeln. „Du weitzt ja. Meinem Leven mangelt die Aufgabe. Clara lätzt dich grlltzen." „Ich danke schön." Ich habe ein Gefühl von Neid, das ich standhaft unterdrücke, und sage wärmer: „Komm mit ' ins Häusl Ich will dir mein Laus zeigen." tForlfetzung folgt.) Ehestande alle diese Passionen plötzlich ausgibt und jeden Abend schön still und ruhig bei ihr zu Hause sitzen bleibt. Von entscheidcnder Bedeutunng für die Wahl eines Mannes mutz dessen sittliche und religiöse Weltanschauung sein Hierher gehört vor allem die Frage: Was hält er von der Ehe überhaupt? — Gilt sie für ihn als unauflöslich oder schwärmt er auch wie leider viele moderne junge Menschen von Ebe auf Probe, von Kameradschaftsehe und ähnlichen Abirrungen? — Was hält er von der Treue überhaupt und insbesondere von der ehelichen Treue? — Wie steht er zum Kind? Männer, die schon vor der Ehcschlietzung erklären, sie wollen kein Kind, wollen aber doch ihre ehelichen Rechte voll ausnüken, stellen sich in Gegensatz zur Ehcinoral. Wir haben hier nur einige wenige Gesichtspunkte an geführt. die ein Mädchen bei der Auswahl ihres Bräutigams beachten soll. Dringend zu raten aber ist. sich mit niemand zu weit einzulasten und sich an niemand zu binden, bevor man nicht über die wichtigsten hier angeführten Punkte Klar heit hat. „Drum prüfe, iver sich ewig bindet, ob sich auch Herz zum Herzen findet." Adlersckild -es Reiches für Geheimrat Kirdorf Glückwünsche des Ministerpräsidenten Göring. Berlin, 8. April. Der Führer und Reichskanzler hat dem verdienten deut schen Wirtschaftsführer, Gcheiinrat Kirdorf in Mülheim a. d. Ruhr, der alter Nationalsozialist und Träger des Goldenen Ehrenzeicl^ens d. NSDAP ist. zur Vollendung seines sisi Lebens jahres den Adlerschild des Deutschen Reiches verliehen. Die Verleihunasurkunde des Führers an Geheimrat Kir dorf hat folgenden Wortlaut: ..Sehr geehrter Herr Geheimrat! Zur Vollendung Ihres vü. Lebensjahres spreche ich Ihnen herzliche Glückwünsche aus. In Anerkennung Ihrer hohen Verdienste um die deutsche Wirtschaft verleihe ich Ihnen hiermit die Höchsts Auszeichnung des Reiches, den Adlcrschild, mit der Widmung: Dem grotzen dentschen Wirtschaftsführer? Mi» den besten Wünschen für Ihr weiteres Wohlergehen bin ick mit deutschem Grutz Ihr gez. Adolf Hitler." Ministerpräsident und Generaloberst Göring hat Geheimrat Kirdorf in einem in herzlichen Worten gehaltenen Telegramm seine Glückwünsche ausgesprochen. Ick gebe der Frau die Hand. Sie nimmt wortreichen Abschied. Ich sehe sie noch stehen und nachfchauen. Der Bursche spricht nicht. Ich sehe ihn von der Seite an. Es ist ein ernstes, verschlossenes, fast finsteres Gesicht. Ich mutz ihn zum Sprechen veranlassen. „Sie haben eine kleine Wirtschaft?" "Haben Sie nebenbei auch noch einen Beruf?" „Z hab' die Büchsenmacherei g'lernt, aber ma bekommt keine Anstellung." „Sind Eie Jäger?" frage ich so harmlos wie möglich. Er fährt mit dem Kopf zu mir herum. „Nein, ich kann mir keine Jagdkarten net kaufen." „So, ich habe nur gedacht, weil Sie die Büchsen- macherei gelernt haben. — Was ist das da drüben?" „Merk!" sagt er finster. „Ich meine nicht den Ort, die Vaumgruppe links." „Der Schlotzpark" „Wem gehört das Schlotz?" „Dem Baron." „So, die Mauer mit dem dicken Turm gehört woki auch zum Schloss?" Za." "Was ist das eigentlich für ein Turm?" Er hebt die Achseln. „Ein Turm halt." „Zst das der Turm, von dem mir erzählt worden ist, datz vor einigen Tagen der Baron tot aufgefunden wurde?'' „Za, derselbe." „So, haben Sie den Herrn Baron gekannt?" „Za." Er schlicht die Lippen fest aufeinander, wie in der Absicht, nichts mehr zu reden. Da bleibe ich stehen, schaue ihm ins Gesicht und sage scharf: „Der Baron soll ja Ihren Vater erschossen haben, weil er ihn beim Wildern getroffen hat." Es fährt ein Aufzuckcn durch ihn wie ein elektrischer Schlag. „Woher wissen S' das? Hat leicht die Mutter ..." „Die Mutter nicht. Ich habe es in Merk gehört. Die Leute erzählen einem so Sachen, ohne datz man Vcr'",qen danach hat, vielleicht aus Anlatz seines plötzlichen und ge heimnisvollen Todes " Er schweigt und schaut starr vor sich hin. Dann sagt er trotzig: „Jetzt kann er's blitzen, datz er mein Vattern der- schossen halst' Ich fasse, wie erschrocken, seinen Arm an. „Das dürfen Sie nicht sagen! Da machen Sie sich verdächtig, bei dem plötzlichen, unaufgeklärten Tod die Hand im Spiel gehabt zu haben." Er hält den Schritt an und macht mit der Schulter eins Bewegung, als wäre ihm die Berührung durch meine Hand lästig. „Ich? Dah i net lach! So dumm bin i net. Da hält' i nix davon! Da brächt i mi nur vors Gericht. Na, so dumm bin i net! Da hält' i mir schon an andern Platz g'wutzt wie dort." Und er macht mit dem Daumen der Linken eine verächtliche Bewegung gegen den Turm. „I bin ihm wohl in den zehn Jahren und seit i erwachsen bin, fuszigmal begegnet, wo uns kei Mensch net g'sehen hät. Wann er auf d' Wildenten gangen is, im Schilf oder im Wald... so nras wär' mir net elng'fallen. So dumm bin i net! Möcht' misten, was i da davon hätt'? Der Tod find' selber ein, b'jonders wann einer scho . Da braucht ma net nachhelfen, tu ich 's ihm!" noch eine Weile neben mir hergehen, ein Geldstück. „So, jetzt bin ich schon „Aber das nehmen Eie!" Zch reiche ihm eine Zigaretten« schachtel. Seinen herb geschlossenen Mund löst ein Lächeln. Er greift danach. „Dank schön! So seine! So was kommt net oft an unsereins. Des heb' i mir für'n Sonntag aus." Ich gehe rasch fort. Dabei fühle ich, datz er mir nach, steht. * Am Nachmittag frage ich Clement, ob er von einem Karl Steinhuber weih. Er erschrickt. „Wie kommst du auf ihn? Za, natür lich! Er ist der Sohn des Wilderers, den Papa Unglück- seligerweise erschossen hat." „Hältst du für möglich, datz er einen Racheakt, daß er..." „Wie meinst du? Weil Papa an Herzschlag gestorben ist? Ich bitte dich, Ekkhardt, das ist ja, verzeih, eine ab- surde Idee, wenn du den Burschen mit Papas Tod in Zu- sammenhang bringen willst. Die Witwe ist immer unter stützt worden. Der Karl hat sogar manchmal bei uns ge arbeitet. Plag'dich nicht mit solchem falschen Verdacht! Es ist ja doch alles klar, wenn man weitz, datz es Herzlühmung war." Zch sage nichts darauf. Zch sehe meine Nachforschungen heimlich fort, und zwar in Merk selbst. Zch frage so herum, rede mit dem Wirtschafter, bringe das Gespräch auf die Jagd und auf die Wilderer. Man nennt dcn Namen des Steinhuber-Karl und noch einige. Za, man weitz es von ihnen. Der Steinhuber ist sonst ein braver, rechtschaffener Bursch' und so weiter. Ich bin verärgert. Ich habe noch nie so schlecht und ge hemmt gearbeitet. Montag fahr« ich nach Hause. Clement hat ja Konrad um sich. Er braucht mich nicht unbedingt. Zudem hat er sich schon etwas beruhigt und sieht nicht mehr jo elend aus.
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