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Dienstag. IS. April 1987 Sächsisch« Volkszeitung Nummer 88. Seile 7 VerMurm von klerk I > Vrri Ourtten^erteg KontgsdrUck. dt.ckdruck verdaten. K0MÄN VON v. 18. Fortsetzung. „2a, Len ganzen Tag.- „um 1 Uhr ist er aber weggegangen." Der Bauer schweigt. „Um 1 Uhr ist er weggegangen", wiederholt der Kom missar dringlich. Der Bauer zögert. „Des weist t net. Da hab' i net so genau aufpastt. Bon 12 bis 1 Ham mir «essen/ „Und dann seid Ihr in der Arbeit fortgefahren?" „Na, net glet. Erst um 8. Es hat was am Brunn' g'rimt wern müssen. Des hat ma zuerst tun müssen." „War der Karl Steinyuber dabei beschäftigt?" „Na, es san aber etliche dabetg'standen uns Ham zu- g'jchaut/ „War er unter diesen Zuschauern?" Der Bauer richtet sich em wenig auf und stretcht mit der Hand über seine Stirne. ,^ves kann t wirklt nimmer ge nau sagen. So patzt ma je net auf." Karl Stetnhuber wird bereingeführt. In seinem ver blaßten Gesicht stechen die dichten, dunklen Augenbrauen noch mehr hervor. Er wirft einen raschen Blick umher, der an mir hängen bleibt. Ts ist ein Erkennen, ein Begreifen: .Du warst der, der mich hergebracht hat!' Die Kähne pressen sich in die Unterlipve und schimmern weist auf. In seinen dunklen Augen steht ein stummer Vorwurf geaen mich. „Können Sie uns sagen, wo Sie an dem bewußten Tag von 1 bis 8 sich aufgehalten haben?" „I hab g'arbeit beim Kastner Georg. Wir Ham droschen." „Von 1 bis 3 nicht. Wo waren Sie da?" Karl Steinhuber schweigt. „Wo waren Sie um diese Zeit?" „I hab' nix mit der E'schicht zu tun!" „Nicht? Man weist, daß der alte Herr Baron Ihren Later erschossen hat tn Notwehr. Man weih, dast Sie Aeuherungen der Rache getan haben. Man weist von Ihnen, daß Sie in den Fuststapfen Ihres Vaters gehen." „Z hab'« net tan! Mehr kann t net sagen." „Das genügt uns nicht. Sagen Eie uns, wo Eie von 1 bis 3 gewesen sind." Es ist eine tiefe Stille. „Nun?" Karl Stetnhuber hält den Kopf gesenkt. Seine Arme hängen mit leicht geschlossenen Fäusten aus den Schultern. Es ist ohne weiteres glaubhaft, Last er eine solche Tat be gehen könnte. Ich sehe den Untersuchungsrichter in seinen Akten blät tert!, stehe auf und bitte ihn, an Stetnhuber ein paar Worte richten zu dürfen. „Karl Stetnhuber! Wir glauben nicht an Ihre Schuld. Sagen Sie uns, wo Sie gewesen find, und Sie sind frei." Er macht eine heftige Kopfbewegung zu mir her, und in seine Augen kommt ein ungläubiges Staunen. Ich spreche fort. „Ich habe erfahren, dast in Eumving ein Mädchen ist, bas Sie gern haben. Sie heistt Anna Reiter!" Er zuckt hoch auf, und tn seine Wangen schießt eine dunkle Glut. Der Bauer, der als Zeuge gesprochen hat, nickt und will reden. Der Untersuchungsrichter sieht zu ihm hin und gibt ihm ein Zeichen, zu sprechen. „Des stimmt. Die Reiter-Anna und er Ham si gern. Der Alte darf's net wissen. Er will hoch hinaus mit sei'm Madel. An reichen Bauernsohn soll s' heiraten, is scho alles fix." Und er sieht zu Karl Steinhuber hin. „Er wird sich's net sagen trauen, der Alte verschlagt des Madel, wenn er's hört. Er wird bei ihr g'wesen sein von 1 bis 3. Sag' es halt do!" wendet er sich an Steinhuber. Der hat noch immer die Leiste Glut in den Wangen. „Waren Sie mit ihr zusammen, so müssen Sie es sa gen. Es geht um Ihre Freiheit, vielleicht um Ihr Leben", drängt der Untersuchungsrichter. Da hebt Karl Etetnhuver ven Blick, er ist offen und trifft geradeaus in meine Augen. „Za", sagt er, „von 1 bis 3 bin i mit ihr belsamm g'wesen. „Warum haben Eie das nicht gleich gesagt?" sagt der Untersuchungsrichter. Es ist wie eine Befreiung. Sie schei nen den Karl Steinkuber doch alle gern zu haben. Das Verhör wird zur Vernehmung zweier weiterer Zeugen geschlossen. Als ich in den Wagen steigen will, sehe ich die alte Steinhuberin weinend ihren Heimweg antreten. Ich gehe zu ihr und fasse sie am Arm. „Kommen Sie mit mir! Hören Eie auf zu weinen! Es ist bestimmt keine Gefahr mehr. Steigen Sie da ein, ich fahre Eie nach Haus. Ich fahre sowieso nach Euerbach." In Euerbach lasse ich meinen Wagen vor dem Wirts haus stehen und gehe hinüber ins Schloß. Es ist ein alter Renaissancebau, an dem die Zeiten viel geändert und man- ches verdorben haben. Es begegnet mir niemand, und ich steige eine gewun dene Turmtreppe in den ersten Stock hinauf. Auch oben ist alles wie tot. Aber dann höre ich Schritte hinter mir, schwere, gleich, mäßige, ruhige Schritte. ,,O Herr von Fries! Daß Sie einmal zu mir kom men!" Ich drehe mich um und sage: „Za, ich komme von der Voruntersuchung. Karl Eteinhuber wird srei." Er macht eine Tür auf und läßt mich eintreten. Es ist sein Arbeitszimmer. „Um so schlimmer/ sagt er und sieht an mir vorbei zur Wand. Ich stehe vor ihm und fixiere ihn. „Eie haben vorge- fastte Meinungen, Herr von Freyschlag, das soll man nicht. Sie sehen, wie man sich irren kann. Erst das Ergebnis der Verhandlungen..." „Zum Teufel mit euren Verhandlungen! Wenn ein Mensch so aussieht wie der Erb, da weiß man es. Jetzt ist mir erst alles klar. Ich habe Sie und Ihr Zögern nie ver standen. Da haben erst drei fallen müssen, statt Last man..." Zch stampfe mit dem Fuß auf. „Können Sie keinen Unterschied machen zwischen einem Privatdetektiv und einem Polizeibeamten?" „Ich pfeif' auf solche Unterschiede!" braust er auf. „Die Gendarmerie hat jetzt den Wink bereits bekommen, den Erb zu verhaften: die Untersuchung kommt in Gang. Jetzt gibt's kein Aufhalten mehr, und wenn auch..." Er preßt die Lippen aufeinander und schweigt. Ich sehe mir den Mann und Vater an. Es must auch Menschen geben, die... zertreten können. Gut, daß es sie gibt! Jetzt brauche ich in der Sache nichts mehr zu tun. Zch verbeuge mich leicht. „Sie haben zweifellos die beste Ab sicht. Ich bin Ihnen dankbar, dast Sie es waren, der den Stein ins Rollen gebracht hat. Wie geht es Ihrer Frau Gemahlin?" „Danke, wollen Sie Platz nehmen, bitte! Meine Frau hat das alles sehr erregt." „Und Fräulein Clara?" frage ich. Er wendet sich weg und macht eine abschneidende Be wegung mit der Hand. „Wollen Eie schon gehen?" fragt er mich dann. „Zch bin nur gekommen, Ihnen mitzuteilen, daß Karl Stetnhuber unschuldig ist." „Hab' ich schon gewußt", brummt er und begleitet mich bis vor das Hoftor. Fürchtet er, ich könnte Clara zu sprechen verlangen? Wie könnte ich das? Was sollte ich der Armen sagen? * Es ist furchtbar, auf den Tod eines Menschen warten zu müssen... es ist furchtbarer, auf dessen Verhaftung zu warten. Doch kann ich ihn nicht verlaßen. Seine Augen forschen manchmal so gequält in meinem Gesicht. Wir sprechen nie eine Silbe darüber. Als ich in Merk eintreffe, kommt er mir entgegen. Zn seinen Arrgen brennt eine Helle Angst. „Zst er frei?" ..Er wird frei." Der Tod in der Bukarest, Im April 1V37. In der ersten Hälfte dieses Monats beginnt hier der Prozeß in der Mordafsäre Tita Tretescu. Selten hat ein Kriminalfall die Gemüter so bewegt wie dieser, dessen Hintergründe auch bis zur Stunde noch geheimnisvoll und uncntschleiert sind. „Schnell — Tita stirbt/ Gegen Mitternacht stürzte die jüngere Schwester der rumänischen Schauspielerin Tita Critescu in das Zimmer des Hausmädchens: „Rasch, holen Sie einen Arzt. Er muß so schnell kommen, wie er kann! Tita ist krank — Tita stirbt!'' Als Miriam Cretlscu in das Schlafzimmer der Schwester zuriickkam, lag diese bereits in Agonie. Als der Arzt eintraf, war Tita Critescu verstorben. Mancherlei Gründe veranlaßten, kcu Fall Critescu mit recht viel Diskretion zu behandeln. Der Arzt hatte zwar eine Obduktion anacordnet. Sie wurde jedoch unterlassen, nachdem der Arzt die Versicherung gegeben hatte, daß ossenbar der Tod durch Verqiftung mit Zyankali ein getreten sei. Man habe es zweifellos mit einem Selbstmord zu tun. Selbstmord — Mord — Zufall? Die Oeffentlichkeit wunderte sich, daß eine so erfolgreiche Fra» wie Tita Critescu in einem Augenblick, In dem man es am allerwenigsten erwartete, zum Gift griff. Im Fahre 1933 war sie zur „Miß Rumanir/ gewählt worden. Im Laufe eines einzigen Jahres stieg sie zu einer der bekanntesten Schauspiele kinnen empor. Sie verlobte sich mit dem jungen Diplomaten Holla Cuza, der eine aussichtsreiche Lausbahn vor sich hatte. Am Vorabend des Todes hatte Tita Critescu noch mit ihren Wern zusammen zu Abend gegessen. Bei dieser Gelegenheit sprach man über das voraussichtliche Hochzeitsdatum. Also keineswegs Unterhaltungen, die auf einen geplanten Selbstmord schließen lassen. Kein Wunder, daß allmählich die Gerüchte in Ankerest von der Version des Selbstmordes auf die eines Mordes oder eines verhängnisvollen Zufalls Uberwechselten. Ein Vater beschuldlgt einen „Unbekannten" Anonyme Briefe und Fingerzeige, die an die Bukarester kriminalvolizei gerichtet wurden, wurden hier anfangs nicht Zahnpasta-Tube beachtet. Schließlich aber mußte man sich zu eiirer Wiederauf nahme der Untersuchung entschließen, als der Vater der Toten mit einer einzigartigen Anschuldigung tn den Vordergrund trat. Er beschuldigte einen Bukarester Bankier, seine Tochter er mordet zu haben. Tita Critescu sei früher die Freundin des Bankiers gewesen. Er habe sogar die Bekanntschaft mit jenem jungen Diplomaten und Tita vermittelt. Dann aber sei er In letzter Minute von einer krankhaften Eifersucht befallen worden. Zum Beweis legte Critescu eine Anzahl Briefe vor und sagte unter Eid aus, was seine Tochter ihm über den Fall anvertraut hatte. Die Anklage wurde selbstverständlich streng vertraulich behandelt Immerhin prüfte man vorsichtig das Alibi des Bankiers für jene Mordnacht durch. Es ergab sich, daß er durch sechs Zeugen belegen konnte, daß er weder am Vortage noch In der Todesnacht mit Tita Critescu zusammen gewesen war oder sich In dieser Zeit In der Wohnung oder in der Nähe der Wohnung der Toten aufaehalten haben konnte. Das Alibi schien bis tn die letzten Einzelheiten stichfest Inzwischen aber war ein anderer Faktor aufgetauckt. der den Verdacht der Polizei In ganz anderer Richtung schürte. Zyankali in drr Zahnpasta Die Staatsanwaltschaft hatte nämlich eine Exhumierung und Obduktion der Toten anaeordnct. Die Diagnose des Arztes, daß der Tod durch Zyankali einaetreten sei. bestätigte sich. Aber man machte noch eine Feststellung: das gan-.e Zahnfleisch und die ganze Mundhöhle wies Spuren von Zyankali auf. Ferner erinnerte llck die Schwester der Toten daran, daß Tita kurz vor ihrem Ableben immer davon gesprochen habe, daß ihre Mundhöhle brenne, obwohl sie doch eben erst die Zähne geputzt habe. Ein Gerichtschemiker gab den Rat. das Mund wasser und die Zahnpasta der Toten zu untersuchen. Das Er gebnis war sensationell: in der Zahnpasta fand man in der zweiten Hälfte des Tubeninbalts Zvankali, das nackträglich von unten her ln die Tube eingesührt worden sein mußte. Wird man lkn überführen? Man behielt den Bankier wegen jener Briefe in Haft. Schließlich ergaben die Zyankali-Funde ln der Zahnpasta, daß das Alibi vollkommen belanglos war, weil ja das Zyankali schon lange vorher in die Zahnpasta gebracht worden sein Er atmet hörbar und wie erlöst., „Warst du di« ganze Zeit auf dem Gericht? Hat es so lange gedauert?" „Nein, ich war noch in Euerbach." Er zuckt zusammen und sieht mich mii einem wunden Blick an. Da sage ich leise: „Zch habe Clara nicht gesehen." Es ist 9 Uhr abends, und wir haben gegessen. Es ist ja merkwürdig und rätselhaft, wie alles so weitergehen kann. Eigentlich bin ich jetzt sein East. Die Testamentserösfnung ist schon vollzogen. Es war eine einfache Verlesung bestimmter Hausgesetze. Konrad hat ihr nicht beigewohnt. Ich halte ihm über den kleinen Tisch hinweg, an dem jetzt nur zwei Ledersessel stehen, mein Etui hin. Er nimmt sich eine Zigarette und zündet sie an „Danke!" Er will mehr sagen und kann nichts ausdrücken, aber in seinen Augen steht eine grenzenlose Dankbarkeit. Warum, wenn er sich schuldlos fühlt? Himmel man kann allem so viel Deutungen geben wie man will. Er kann mir ja auch dankbar sein dasiir, daß ich ihm eine gerichtliche Untersuchung erspare, die auch dann nicht an genehm ist, wenn man sich schuldlos weiß. Zch erzähle von meinen Reisen. Das tue ich, um die Stunden erträglich zu machen. Ich bin weit herum gekommen. Er hört mir zu und geht nicht mit. Was denkt er? Da höre ich auf zu reden und nehme mir die Zeitungen her, die gekommen sind. Selbstverständlich steht die Haft- entlallung Karl Steinhubers darin. Ich schiebe sie Konrad hin, er soll sie lesen. Er nimmt sie zögernd, und sein Blick geht über die Zeilen hinweg. Die Stockuhr schlägt halb. Es ist ein wundervoller, lang nachhallender Elockenton, wie ihn so alte Uhren haben. Trotzdem fällt er irgendwie abschneidend in diese Stunde, als wäre die Zeit um und es wäre nun der Augenblick ge kommen... Zwei Herren stehen unangemeldet im Zimmer. Wir erheben uns und erwidern stumm ihre Ver beugung. Ich sehe an Konrad vorbei, denn ich kann ihn nicht anfehen. Ich richte meinen Blick auf die zwei. Zch erkenne den Polizeibeamten in Zivil Rudolf Werter, und des anderen Namen weiß ich nicht. Wir reichen uns die Hände. Dann sagt Werter höflich: „Herr Baron, wir müssen Sie leider ersuchen, mit uns zu kommen! Unser Wagen wartet vor dem Tor. Wir bitten Sie, uns die unangenehme Pflicht nicht weiter zu er schweren." Da sehe ich Konrad an. Sein Gesicht ist wie au» Marmor gemeißelt. Er wendet mit einer kaum merkbaren Bewegung des Kopfes seine Augen zu mir herüber mit einem Blick... ich werde tn meiner Sterbestunde noch von ihm wissen. Werter sagt rasch und zu mir hergewendet: „Herr von Fries, Sie werden ja wissen, von wem aus die Anzeige erfolgt ist. Wir haben den Haftbefehl vor einer halben Stunde bekommen. Ich sage betont: „Von mir aus ist nichts erfolg 1." Konrads steinernes Gesicht entspannt sich. Er sieht fast zufrieden aus. „Leb' wohl!" sagt er zu mir und hält mir die Hand hin. Es ist furchtbar und ergreifend, und ich fühle, wie meine Finger in seiner warm umschließenden Rechten beben. „Wenn du mir noch einen Gefallen tun willst, so bleibe hier. Vielleicht . . ." flüstert er, „daß s t e dich braucht." Ich nicke. Zm Eartenfaal lehnt Hermann an der Wand. „Bringe dem Herrn Baron Mantel, Hut und Handschuhe!" sage ich. Es dauert lange und wir warten. Wir stehen zu viert gerade aus dem Mosaikstern, auf dem die drei Särge ruhten, ehe man sie aus dem Hause trug. Es ist ein Kreis von etwa einem Meter Durchmesser, und in diesem ist der Stern. Es berührt mich symbolisch. Als ich Hermann den Gang herunterkommen sehe, gehe * ich ihm entgegen, nehme ihm die Sachen ab und helfe Konrad in seinen Mantel. Dann reiche ich ihm Hut und Handschuhe. Er streift die Handschuhe über. Es Ist lächerlich, dast tn solchen Schicksalsaugenblicken so belanglose Handlungen eine Befreiung und Erleichterung schenken. Man sieht ihnen zu, und Vas Wichtigste tritt zurück vor ihrer Unwich, tigkeit und erlischt für Sekunden. konnte. Acht Tage vorher ober hatte der Bankier seiner ein stigen Freundin noch einen Besuch abgestattet. Die Staatsanwaltschaft will versuchen, auf Grund der Indizien den Bankier zu überführen, oder aber auf irgendeine ander« Weise Klarheit in das Rätsel des mysteriösen Todes der Tita Critescu zu bringen. Die ^orgfaltspflicht des Arztes bei der Beratung Bor einer Operation braucht der Arzt, sofern nicht beson dere Umstände dies erfordern, nicht auf die allgemein bekannt« Tatsache hinzuweiscn, daß auch die geringfügigsten operative,, Eingriffe unter ungünstigten Verhältnissen trotz Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen zu irgendwelchen Komplikationen führen können. Die Pflicht des Arztes, den Patienten vor der Opera tion über die möglichen Folgen zu belehren, findet da ihr« Grenze, wo es sich um Schädigungen handelt, mit deren Eintritt der Arzt selbst nicht zu rechnen braucht. Nach der ständigen Rechtsprechung des Reichsgericht» ist eine Unterbrechung des ursächlichen Zusammenhanges nicht schon dann anzunehmen, wenn die Verschlimmerung der Ver letzung auf einem Kunstsehler des Arztes beruht, der sich inner halb der Grenzen der erfahrungsgemäß vorkommcndcn ärzt lichen Fehler hält, sondern erst, wenn das Verhalten des Arzte» so gegen alle ärztliche Regel und Erfahrung verstößt, daß der Mißerfolg der Heilung im Rcchtssinne allein aus diesen un gewöhnlichen Umstand zuriickzusührcn ist. Auch die Verschlim merung der Wunde durch die begangenen Kunstfehler unterbrach demnach den ursächlichen Zusammenhang nicht, wie das Reichs gericht in seiner Entscheidung III 84/38 ansführt. solange der Patient nicht beweisen konnte, daß die Behandlung jeder an ärztliche Gewissenhaftigkeit und Fachkenntnis zu stellenden E« Wartung widersprach. Hauptschriktleiter: Georg Winkel. v«r»ntzo»rtN<h für Inhalt und BUd-r: »n v«rantwaiUI<h«r AnzelgknteUei: Ih«»»»r wtnlnltn v««»d«n »NI« UN» >«rla« ««-»,»!, vnch»-»««--! »-«-dl». v»n«,u,»,« ll. D. «. IN 37: Uber 420«. - A Zt. Ist Preisliste Nr. 4 gültig.