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Im Ksmpk mit 6er vummkeit Lin Napitel vom SckieksslsweL baiinbreckenäer Lrkinäer Zn diesem Jahr, wird die ganz, Welt den 200. Geburtstag Luigi Galvanis feiern, der mit seinen Froschschenkel-Ex- perimenten die Grundlage für di» Entdeckung des elektrischen Strome» schaffte. Galvani nimmt heute einen Ehrenplatz in der Reihe der ganz großen Entdecker «in. Zu seinen Lebzeiten jedoch glaubte man, auf seine Kosten die blutigen Witze reitzcn zu können. So weckt sein 20«. Geburtstag die Erinnerung an den schweren Weg überlegener, ihrer Zett weit vorauseilender Geister im Kampf mit der Verbohrtheit der eigenen Fachkollegen und der voll kommenen Verständnislosigkeit de» breiten Publikums. Als Galvani Mit seinen Experimenten vor die Oeffentlich- leit trat, erhob sich ein allgemeines, wüstes Gelächter. Er schrieb 1792 darüber: „Ich werde von zwei verschiedenen Parteien an« gegriffen, von den Klugen und von den Dummen. Beide nennen mich den „Tanzmeister der Frösche". Trotzdem weitz ich, daß ich eine neue Naturkraft entdeckt habe." Die Reih« ähnlicher Beispiele ist unerschöpflich. Das erst« Dampfschiff, das im Spätsommer des Jahre» 1707 unter der Führung Pa plins auf der Fulda fuhr, wurde von den An wohnern des Flusses zerstört. Der Kapitän wurde geschlagen, die Mannschaft verprügelt und die Leute schrien „Ein Boot ohne Segel und Ruder mit Rauch und Geprassel — das ist Teufels« Mg!" Der Erfinder der Gasbeleuchtung Lebon konnte di« Welt nicht davon überzeugen, daß ein« Lampe ohne Docht brennen könne. Der berühmte Wiener Arzt Semmelweib, der Ent decker des Kindbettfiebers, endete im Irrenhaus, da ihm von seinen Fachgenossen unüberwindbarer Widerstand entgegengesetzt wurde. Robert Mayers Entdeckung von der Erhaltung der Energie wurde von der E«lehrtenwelt derart verspottet und ver höhnt, datz sich Mayer au» dem Fenster stürzte. „Der elektrisch« Narr", das war der Beiname, der dem Elektriker Ohm von seinen Zeitgenossen „verliehen" wurd«. Als Franklin der königlichen Gesellschaft in London den Blitzableiter verführte, war «in Heiterkeitsausbruch di« einzige Antwort und di« gelehrte Akademi« weigert« sich, den Vortrag Franklins auch nur drucken zu lassen. Nach dem Ausbau der Erfindung der Lokomotive und den ersten schüchternen Versuchen «iner Einführung der Eisen bahnen, erklärte da» königlich-bayrische Medicinal-Kollegium, daß der Bau der Eisenbahnen ein „Verbrechen gegen di« öffent liche Gesundheit" sei, denn die Bewegung würde Gehirnerschüt terungen bet den Reisenden und Schwindelansäll« bei den Zu schauern erregen. Man müsse also an beiden Seiten der Schienen Plankenwänd« in der Höh« der Eisenbahnwagen aus richten. Im Jahre 1781 veröffentlichte der bekannt« Astronom La lande ein Gutachten, in dem er erklärte: „Es ist in jedem Sinn als unmöglich erwiesen, daß «in Mensch sich in die Luft erheben könne. Ebenso ist es sicher, datz keine Möglichkeit be steht, durch irgendwelche Apparate und Maschinen den Unsinn de» „Fliegens" zu verwirklichen." Zwei Jahr« später war der Luftballon erfunden. Der Physiker Du Mouc«l führt« Edisch« Phonographen den Gelehrten der Akademie vor. Di« damals noch primitiv« Sprechplatte begann sich zu drehen und gab schnurrend», knarrende, aber immerhin erkennbar« Töne von sich — da sprang der Akademiker Boutllavd wütend auf, ergriff den Neuerer bei der Kehle und schrie: „Sie Schuft! Glauben Sie, wir lasten uns von einem Bauchredner zum Besten halten?!" Ja, noch einige Monate später, als doch schon eins Anzahl von Gelehrten dis Erfindung Edisons zur Kenntnis genommen hatte, beharrt» Bouillaud auf dem Standpunkt, „man könne doch unmöglich annehmen, daß ein schäbiges Metall den Klang der menschlichen Stimme wiedergeben könne . . ." Man weiß, datz die gewaltige Entdeckung des Koper- nikus von der Bewegung der Erde um die Sonne heftigsten Anfeindungen ausgesetzt war. Aber noch im Jahre 180» be hauptete der Gelehrte Mercier in einem großen Werk, datz Seit Generationen haben die Deidesheimer Winzer für »inen Wein, der hinter den Erwartungen zurückblieb, die Be zeichnung „Spatzenwein". Di« Entstehung des ulkigen Namen» wird wie folgt erklärt: Als in alter Zeit wieder einmal ein sehr unbefriedigende!! Wetnjahr war, hieß der Bürgermeister die Winzer zu sich kommen, um über geeignete Maßnahmen gegen solche Rückschläge zu beraten. Vorschläge über Vorschläge tauchten auf, doch keiner von allen wollte dem Bürgermeister gefallen. So saß man ein» ganze Weile betrübt da. Schließlich aber ging die Türe auf und es kam noch ein Winzer, der sich verspätet hatte. Der meinte: „Das Klügste, was wir tun können, ist, daß wir eine größere Menge warmen Wind kaufen. In Mannheim ist nämlich ein Apotheker, der warmen Wind bestellt, und da gedeiht alles aus gezeichnet." Da freute sich der Bürgermeister sehr und die Ver sammlung mit ihm. „Nur der warme Wind noch kann uns helfen!", hieß es in der Runde. Und so beschloß man, sofort «inen Mann nach Mankheim zu schicken, um für hundert Taler warmen Wind zu holen. Als der Deidesheimer Winzer in Mannheim seinen Wunsch vorbracht«, grinste der Apotheker still in sich hinein, ging in den Keller und holte eine groß» Kiste heraus. Dann steckte der Apotheker heimlich einen Spatz in dis Kiste, nahm dem Deidesheimer Beauftragten die hundert Taler ab und freute sich wie ein Kind, wie der Vertrauensselige mit der großen Kiste davonhumpelte. Unterwegs nagte an dem Lastträger eine unheimliche Neu gierde, wie wohl der Wind aussehen möge. Daß der warm» Wind, den der Apotheker eingepackt hatte, von besonderer Güte war, daran konnte nach der Ansicht des Deidesheimers kein Zweifel fein, denn man hört« in der Kiste ja fortwährend ein bedeutsames Rumoren. Schließlich, als die Neugierde den letzten Rest von Bedenken plattgeschlagen hatte, brach der Winzer ein Stück vom Kistendeckel ab, und da sauste der Spatz davon, so schnell ihn seine Flügel trugen. Dem Deidesheimer wurde es angst und bange, daß sich der „Wind" in ganz falscher Richtung davonmachte. „Hierüber, hierüber geht es nach Deidesheim!", rief er kläglich hinter dem „Wind" her. Wie der Windkäuser daheim mit der leeren Kiste anlangte, meinte der Beauftragte b-länktiaend^: „Nun beruhigt euch schon, denn der Wind kommt die Erde sich nicht bewege. „Ich werde nie zugeben," schrieb er) „daß sich ein so heiliger Körper, wie es der der Erde ist, wie ein Kapaun am Bratspieß dreht. Die Lehre, die Erde dreh« sich, ist nichts als eine Narretei und völlig lächerlich . . ." Aehnlich ist es einer großen Reihe von Entdeckungen und Erfindungen ergangen. In England wurde im Jahre 1300 das Verbrennen von Steinkohle durch einen Erlaß König Eduards l. verboten, weil „die Kohle nicht nur keine Heizkraft enthalte, sondern auch geeignet sei, viele böse Krankheiten zu erzeugen." Lavoisier wurd« von allen Chemikern seiner Zeit ver spottet, als er seststellte, die Luft setze sich vornehmlich aus zwei Gasen, aus Sauerstoff und Stickstoff, zusammen. Aber obgleich Lavoisier die Dummheit seiner Kollegen am eigenen Leibe ge spürt hatte, stand er doch nicht an, seinerseits anläßlich eine» Berichtes über einen Meteorfall die „Unmöglichkeit" nachzu weilen. datz Steine vom Kimmel lallen. sicherlich noch nach Deidesheim, denn er war ja ausdrücklich für Deidesheim gekauft." Und wie es sich manchmal so wundersam fügt: gleich in der darauffolgenden Nacht kam sehr viel milder Wind von Süden her, aber auch das war wieder nicht das Richtige, denn es setzt« bald ein» Regenpertod« von langen Wochen ein, so daß di« Winzer auch'diesmal allen Grund hatten zu jammern. „Ja", «rklärt« dann ein ganz Schlauer, „das Pech rührt eben daher, datz wir in Mannheim zuviel warmen Wind gekauft haben, für zwanzig Taler hätte vollauf genügt." Jedenfalls ist seitdem da» Wort vom „Spatzenwetn" geläufig geblieben bis aus den heuti gen Tag. Um das Weinfaß ranken sich noch viele andere köstliche Anek doten, daß man davon ein ganzes Buch füllen könnte. Eine der niedlichsten ist folgende: Im badischen Oberland kamen di» Winzer einmal überein, dem Ortsgeistlichen ein stattliches Fatz Wein zu spendieren. Man vereinbarte, daß jeder Winzer sich an der Auffüllung de» Fasses mit drei Liter Wein beteiligen solle. Hocherfreut über di« Spende ließ der Geistliche ein«» Abends die Winzer zu sich kommen. Da zu einem guten Happen auch ein guter Schluck gehört, schickte der Pfarrer seine Köchln in den Keller und ließ einen Krug de» spendierten Weine» heraufbringen. Grenzenloses Erstaunen: der Krug enthielt — pures Master. Di« Aufklärung war nicht schwer: im stillen Glauben, datz ein paar Liter Master bei einem dermaßen großen Faß nicht» ausmachen, hatte jeder Winzer statt Wein — nur Master ins Faß gegossen. „Das wäre ja alles nicht weit«» schlimm", meinte der Pfarrer, „wenn ich bloß Master in Wein verwandeln könnt» . . ." Auch di« Weinzunge, die alle Feinheiten des Rebensäfte» aufzuspüren vermag, wird durch manche gute Schnurr« glossiert. Einer alten Anekdote nach saßen zwei wiirttembergisch» Kellermeister schon stundenlang vor dem Faß und tranken immer von neuem. Es war nämlich unrer ven beiden, während sie tranken, ein Disput entstanden, weil der eine behauptete, der Wein habe einen deutlichen Nebengeschmack nach Leder. Der andere aber erklärte: „Du bist gänzlich im Unrecht. Es besteht zwar ein Nebengeschmack, jedoch nicht nach Leder, sondern nach Eisen." Und da tranken sie immer weiter, weil jeder aus seinem Al8 die Oeiässkeirner warmen ^ind 1 —/ Vom 8pstren- un6 vom Wasser wein LVO.UH8I1 / Lin Laü Wein mit klebenAesclimsck Gesellschafterin aus guter Familie Wer etwa das deutsche Züchterbuch zur Hand hat, findet die edle Myria bei dem Zwinger „van der Kiebitz- burg" verzeichnet. Von dem Züchter statte mein Bruder das Tier erworben, um unserer Mütter eine nette unauf dringliche Gesellschafterin zu verschaffen. Denn eine Mutter bedarf der Gesellschaft, wenn alle Söhne der mütterlichen Obhut entwachsen sind und sich draußen in -er Welt die Kanten abstoßen. Myria löste die ihr zugedachte Aufgabe mit dem sicheren Instinkt und dem feinen Takt ihrer Nasse. Diese alten, seit Jahrhunderten gezüchteten Hunderassen haben eine Erfahrung in der MSnschenbehandlung, von der sich mancher menschliche Seelenkenner eine Scheibe abschnei den kann. Myria war immer da und doch auch nicht da. Sie lag behaglich träumend im Körbchen oder auf dem Sofa, wenn sie sah, daß „Frauchen" zu tun hatte. Machte aber Frauchen eine Pause, dann war sofort der Hund da, um sie zu umschmeicheln und sich von istr streicheln zu lassen. Kam die Stunde des täglichen Spazierganges, dann begann Myria wie toll im Vorsaal zu tanzen und vor Vergnügen zu bellen. Ausfallen durfte dieser Spa ziergang nur bei ganz schlechtem Wetter. Von Regen und Wind hielt dieser Windhund gar nichts. Solch schlech tes Wetter roch das treffliche Tier durch die Wände hindurch . . . Passionen eines Edelfräuleins Die üblichen Unarten der meisten Hunde waren Myria völlig unbekannt. Peinliche Stubenreinheit war ihr selbstverständlich. Und gefräßig war sie gar nicht: sie schätzte die Mahlzeiten nicht nach der Menge, sondern nach der Güte ein. Kartoffeln verachtete sie mit solcher Energie, daß man hätte meinen können, sie stamme aus Altbayern. Sobald Kuchen im Zimmer war, verschmähte sie auch das sonst willig genommene Brot. Für Schoko lade aber war sie zu feder Schandtat bereit. NMa meine kreundin war Plauderei sm >Vockenende Von lUsrsku. Als ich zum ersten Male mit Myria, dem zierlichen Windspiel meiner guten Mutter, durch die Straßen Geras lustwandelte, blieben zwei Jungen verwundert auf der Straße stehen. So einen Hund hatten sie noch nicht ge- chen. Und da die Söhne Geras nicht an Herzdrücken terben — ihre freimütige Ausdrucksweise hat ihnen bei >en neidischen Umwohnern den schmückenden Beinamen „Gersche Fettguschen" eingetragen —, gab der eine der beiden seinem Erstaunen sehr treffend Ausdruck. „Ooch", sagte er, „gucke mal: der Hund is nackig!" Die sechsjährige „Fettgusche" hatte da ganz richtig beobachtet. Denn das Fell der glatthaarigen Windhunde ist so dünn und fein, daß am Bauche zartrosa das Fleisch durchschimmert. Zumal wenn die Haarfarbe des Felles so hell ist wie bei der guten Myria, die in ein ganz lichtes Braun, fast beige gekleidet war und an der Brust ein blendend weißes Vorhemd hatte. Dazu der zierliche Gang, federnd wie ein Pferd, das die Hohe Schule vorzufllhren hat, die barocken, in -er Mitte abgewinkelten Ohren — In diesem Zeitalter der Terrier war die gute Myria wirk lich eine ungewöhnliche Erscheinung. Inzwischen aber sind Hunde dieser Art ja wieder so bekannt geworden, daß man sie dem geneigten Leser nicht mehr eigens vorzustellen braucht. Nicht durch die Wirklichkeit zwar, die nach wie vor den „Drahthaarigen", den „Scotch" und - das beste immer zuletzt — den Schäferhunden gehört. Aber vom Kino her kennt man heute die Windspiele wieder: In jedem Fridericus-Film kommen sie ja vor, die zierlichen Tiere, die der große König so liebte, daß er in seinem Testament den Wunsch aussprach: „Ich will begraben sein auf der Terrasse von Sanssouci, neben meinen Hunden . . ." Solch ein Hund also war Myria, und sie hätte mit Ehren in jedem Fride ricus-Film auftreten können. Diese Feinschmeckerei hatte sofort ein Ende, wenn das treffliche Tier seinem Iagdinstinkt freien Lauf lassen durfte. Jede Feldmaus, die nicht schon auf zehn Meter Entfernung die Flucht ergriff, war verloren. Sie ver schwand trotz aller -Tarnungen und Zurufe blitzschnell zwischen den nadelspitzen Zähnen. Auch dann, wenn die Feinschmeckerin eben zu Hause reichlich gefüttert worden war. Die unglückliche Liebe der guten Myria waren die Spatzen. Seitdem sie einmal infolge ihrer phantastischen Geschwindigkeit einen Spatzen beim Aufstiegen gefan gen hatte, versuchte sie sich immer wieder — aber ohne Erjolg — in solchem Iagdspiel. Windhunde sind Hetzhunde. Myria konnte kein Mo torrad ersehen, ohne sofort dem Fahrer vorzuführen, daß sie ihm „um Klassen überlegen" sei. Wenn man sie nicht an der Leine hatte, war sie auf und davon, immer vor dem Motorrad her. Don den Fahrern schimpften die einen, die anderen lachten und „drehten auf", aber Myria war in ihren jungen Jahren nicht zu schlagen. Als ich solch ein Wettrennen zum ersten Male mit angesehen hatte» ging ich seufzend hin und bemühte eine Haftpflichtversiche rung. Aber es ist nie etwas passiert . . . Die sagenhafte Geschwindigkeit, die dieser Hunderasse eigen ist — bekam ich manchmal unangenehm zu spüren, wenn ich während der Ferien mit der trefflichen Myr'a ein wenig über Land ging. Das liebe Tierchen ging näm lich grundsätzlich nur solange mit, als es ihm Spaß machte. Autorität war ja damals nur „Frauchen", wir übrigen Menschenkinder waren für Myria durchsichtige Luft. Wenn also die Brave die Lust verloren hatte, blieb sie erst zurück . . . und drehte dann plötzlich um, jagte in voller Karriere den Weg zurück. Es war herrlich an zusehen. Das erstemal freilich glaubte ich, der Hund sei verloren. Bei meiner Rückkehr aber wurde ich von dem edlen Fräulein, das gut gefrühstückt auf dem Sofa saß, durch die Andeutung eines Schweifwedelns huldvoll begrüßt . . . Ein Herr namens Raffke tritt auf Es ist nunmehr notwendig, einen Herrn namen» Raffke vorzustellen. Nicht den sprichwörtlichen Kriegs gewinnler freilich, sondern einen Dackel, den wir sa ge»