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Dresdner Nachrichten : 23.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193204232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-04
- Tag 1932-04-23
-
Monat
1932-04
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.04.1932
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Nr. 1S1 Setter für die Ueberwtndung der Krise, wie lange die übrigen Länder ans den Trümmern ihres Wohlstandes zuseyen wollte», wie Frankreich znm Zwecke der Errichtung seiner politisch-sinanziellen Hegemonie ci»en sorgfältig berechneten und geschickt durchgesiihrten sinanziellen Kriegsplan, der Uber sitnf Kontinente großes Elend gebracht habe, weiterhin zur Durchführung bringe. Es besteht kein Zweifel, daß die Lausanner Konferenz die Antwort geben mutz. Unterstützen die übrigen Teilnehmer die deutsche Forde rung auf Streichung der Tribute, dann wird die Bahn frei für eine ehrliche Zusammenarbeit zur Lösung der Weltkrise. Die Prophezeiungen der amerikanische» Sachverständigen, die Krise werbe voi» Herbst ab überwunden werden, könnten dann, aber auch nur dann, Wirklichkeit werden. Denn diese Krise ist ans politischen Maßnahmen entsprungen, sie hat keine wesentlichen nürtschastlichen Ursachen und kann des halb auch nur mit politischen Mitteln geheilt werben. Das Gerede vom Versagen der Privatwirtschast, daS namentlich von, Mari'lsnius in Wort und Schrift, ja, ivie wir eS kürzlich sogar dnrch das Gastspiel eines Berliner „Schansptelerkvilektivs" in Dresden erleben mußten, von der Bühne herab kolportiert wird, ist bedenklich, weil eS mit grauer Theorie den Blick für die tatsächlichen Gegeben heiten vernebelt nud grobe BolkStcile von den anßenvoliti- tischen Notwendigkeiten ablenkt, kür die die gesamte Nation geschlossen eingesetzt werden mükite. Selbstverständlich wird eine Klärung der austenpolttischen fragen nur die B vrauSs e tz u n g der Gesundung schaffen können. Dann muß jeder Staat wirtschaftspolitisch die Bedingungen dafür schaffen, das« die schweren Wunden, die der Körper jeder Nationalwirtschaft erlitten hat, auS- heilen können. Die BvrauSsehungc» zur llebcrwlndnng der Depression sind teils vorhanden, teils bedürfen sie nur der Jnanarissnaliine dnrch eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Besondere Hoffnungen knüpft man au die sich allerorten mehrenden Anzeichen dafür, das, der Handel seine Waren läge r in den wichtigsten Gebrauchs gegenständen geleert hat. Zu den leeren Arbeits räumen treten also legt die leeren Läger und Verkaufs- räume. In manchen NegicrungSkreisen spricht man sehr lebhaft darüber, das; von diesem Tatbestand „zwangsläufig" eine Wandlung auSgchen werde. Daran ist soviel richtig, dast normalerweise der Handel das Bestreben haben muh, seine verkauften Waren wieder zu ergänzen. Aber die Er gänzung des Tagesbedarfs ist nicht genügend, um die Unter» — „Dresdner Nachrichten" — nehmungülust der Industrie zu wecken. Dazu gehört, baß wieder «ine planvoll« Vorrats wirtschaft betrie ben wird, weil «S sich nur so lohnt, geschlossene Betriebe wieder zu öffnen, mehr Maschinen lausen zu lasten und die Verantwortung für mehr Arbeitskräfte und Kosten zu über nehmen. Wirtschaftsbelebungen erfolgen eben niemals allein unter irgend einem Druck, sondern stets nur aus sreten Entschlüssen der Unternehmenden, die nun einmal der unentbehrliche Trieb st off der Wirtschaft sind und bleiben werden. Die leeren Läger sind gewih ein wertvoller Anreiz zur Belebung der Unternehmertätigkeit, sie wüsten aber ergänzt und ver stärkt werden durch Klarheit über und womöglich ein« fühlbare Entlastung durch öffentliche Abgaben. Von diesen Abgaben aller Art, die der Wirtschaftler als guter Rechner kennen muh, wird eS deshalb abhängen, ob er das gedachte Ziel mit allen Kräften angrctsen kann, oder ob er sich wie bisher bescheiden Schritt sür Schritt vorwürtStasten muh. Zu zahl reich sind die Jahresabschlüsse von Unternehmungen aller Art, bei denen ein an sich ganz stattlicher Betrieb S- überschuh restlos von den Steuern und Ab gaben geschluckt wurde, so bah letzten Endes doch mit Verlust gearbeitet worben ist. Wir kommen leider an der Tatsache nicht vorbei, dah alle NationalisierungSarbett, alle BetriebSersparuiste, alle Lohn- und Gehaltssenkungen in den letzten Jahren niemals den Betrieben und davon rttckwir- kend der Arbeitnehmerschast und der WirtschastSankurbelung zugute gekommen, sondern restlos im Steuersäckel verschwun- den sind. Die Entlastung der Wirtschaft durch entschlossene Steuersenkung, die ja, wenn stillgclcgtc Betriebe dadurch wieder in Gang kommen, nach einer gewissen UebcrgangSzcit keine Minderung, sondern im Gegenteil eine Steigerung der Steuererträgniste und zugleich einen Rückgang der staat lichen Ausgabenwirtschaft bedeutet, ist und bleibt der einzige Weg der WtrtschastSbelcbung. Die Reichsregierung hat die ersten Ansätze dazu auf dem Gebiete der Bier- und Tabak besteuerung gemacht, sie muh den Weg aber kouscaueut weiterschreiten, und zwar gerade dann, wenn die politi schen Ursachen der Weltkrise durch eine kluge uud zähe Auhenpolitik beseitigt worden sind. Unser wirtschaftliches Schicksal wird also nach außen in Lausanne und nach innen dnrch unsere Steuerpolitik entschieden. Die Lösung dieser Fragen wird ausschlaggebend dafür lein, ob in das Leben vieler Millionen Erwerbsloser in absehbarer Zeit ein Hoff nungsschimmer kommt. Sie Silduftrie gegen SewelMM-Demasegie Der Reichsverban- for-ert wirtschaftspolitische Aktivität Berlin, 22. April. Unter Vorsitz von Dr. Krupp von Bohlen und Halbach sanden hente Sitzungen des Präsidiums und Vorstandes des Reichoverbandeö der deut- scheu Industrie statt, in denen Staatssekretär v. Simson über die gegenwärtige Lage ans handelspolitischem Gebiet nnd Geheimrat K a st l über Handels- und Devisenpolitik berichteten. Präsidium nnd Vorstand des RcichSverbandeS vertreten den Standpunkt, dah die immer stärker zunehmenden AbspcrrnngStendenzcn der einzelnen Staaten und die Bestrebungen der Länder mit aktiver Zahlungs bilanz, sich auch eine aktive Handelsbilanz zu schaffen, den internationalen Kreditmarkt und Warcnhandel zu ver nichten drohen. Deutschland insbesondere kann nur dann seine kreditpolitischen Beziehungen mit dem Auslande aui- rcchterhalten und seine Verpflichtungen erfüllen, wenn man ihm in einem ausreichenden Mähe seine Waren abnimmt. Jeder Versuch, die Zahlungen außerhalb des Warenver kehrs zu verlangen, muh zwangsweise zu einer Gefähr dung der internationalen Währungsbasis führen. Der ReichSverband der deutschen Industrie hält eS des halb sür erforderlich, dah die Reichöregierung gegen, über dieser Entwicklung eine weitgehende handels politische und innerwirtschaftliche Aktivität entfaltet. Insbesondere muh nach seiner Auffassung 1. mit allen Mitteln eine Stärkung des deutschen Produktions - und Handelsvolumens und damit eine Verbesserung des deutschen ArbeitS- markteS sowie eine Erhöhung des verfügbaren Devisenbestandes angestrcbt werden: S. muh eine möglichst weitgehende Förderung der deutschen Ausfuhr unter gleichzeitiger Stärkung des Binnenmarktes Platz greisen. Hierzu gehört in erster Linie eine Senkung aller Faktoren der Produktions kosten sowie auch eine restlose Ausnutzung aller Kredit möglichkeiten; 3. muh, solange eine Devisenbewirtschaftung nicht entbehrt werden kann, diese unter sorgfältiger Be achtung unserer handelspolitischen Interessen gehandhabt werden. Clemens Lammers berichtete über den Verlauf der Innsbrucker D o n a u v e r h a n d l u n g c n der Inter nationalen Handelskammer. Direktor Dr. Haußmann gab ein Bild der Etatslage im Reich, in den Ländern und den Gemeinden und hob besonders die überaus besorgnis erregende Lage der G e m e i n d e s t n a n z c n und ihre Rückwirkung auf die Wirtschaft hervor. Regierungspräsident Brauweiler berichtete über die Entwicklung der Sozial belastung, die wesentlich gesenkt werden müsse, wenn nicht in absehbarer Zeit das ganze soziale Hilfswerk zusammen brechen und auch die öisentlichen Finanzen ganz außer ordentlich gefährdet werden sollen. Der Vorsitzende brachte zum Ausdruck, daß die N e i ch s r e g i e r u n g angesichts der unerträglichen Belastung der Betriebe die unabweisbare Pflicht habe, allergrößte Sparsamkeit walten zu lasten, und besonders auch auf dem Gebiete der Ver- waltungSresorm uud des Finanzausgleichs Schritte zu er greife», um die Wirtschaft vor der Erdrosselung durch Steuer» und soziale Lasten zu bewahren. Das Präsidium beschäftigte sich mit den demagogischen Eingriffen, die von verschiedenen Leiten aus dem außerordentlichen Gewerkschaftskongreß am IS. April gegen daS Unternehmertum gerichtet wurden. Menn nach den TagnngSbcrichten der Prelle von einer Seite behauptet worben ist, daß viele Großunternehmer eine zweite Inflation anstreben, nm zum zweiten Male ihre Schulden loSznwcrdcn, so muß der darinltegende Vorwurf von der Industrie mit aller Entschiedenheit zurttckgewiescn werben. Die immer wiederkehrende Behauptung, daß im besonderen Teile der Schwerindustrie eine Inflation anstrcbten, ist um so haltloser und unverständlicher, als gerade diese Unternehmungen sich bei der Zerstörung der inländischen Kapitalbtldung mit ausländischen Anleihen finanzieren müßten, also bei einer Geldentwertung nur stärker belastet würden. Auf demselben demagogischen Niveau steht der auf dem Gewerkschaftskongreß wieder unternommene Ver such, aus einzelnen Vorkommnissen allgemeine Verdäch tigungen gegen die kaufmännische Ehrbarkeit des Unternehmertums abzulciten, sowie überhaupt die Hauptschuld für die jetzigen Zustände der Privatwirtschaft in die Schnhe zn schieben. Gerade die freien Gewerkschaften hätten allen Anlaß zur Zurückhaltung in dieser Beziehung. Denn dem Einfluß der sozialistischen Parteien und der freien Gewcrkschasten aus die Politik in den Jahren von 1S18 bis 1929 Ist es in erster Linie zozuschrcibcn, daß das privatwirtschaftliche System seiner natürlichen Ent, Wicklungsgrundlagen beraubt und auSgehöhlt worden ist. Wenn sich anS dieser kün st licken Einscknürnng der Privatwirtschast Rückwirkungen auf den allgemeinen Lebensstandard und den Arbeitoniarkt ergeben haben, so ist daS einzig und allein Schuld d e r s o z i a l i st i - scken Politik, die, allen Warnungen der Wirtschaft zum Trotz, ihre wirtschastSbelastenben und wirtschastSgefährden- den Eingriffe von Jahr zu Jahr gesteigert hat. Nur durch eine grundsätzliche Abkehr von diesen Methode» können die Grundlagen sür eine Erhaltung der Betriebe, eine danernde Verringerung der Arbeitslosigkeit nnd eine allmähliche Ber- befserrrng der Lebenshaltung aller Schichten des deutsche» Volkes wieder geschaffen «erden. Neuer franröMer DerWeppungsversuch ln Senf Mtmims bis nach den KammerwMn? Voo unsorow uaed vonk «ntooncktoo V.-A.-Souckor- dorlokiorstattvr Genf, 22. April. AnS sehr guter Quelle wird bestätigt, daß die Unterredungen Brünings immer noch wenig ergiebig verlausen sind. Ob die lange Be sprechung mit T a r d i e u heute abend etwas daran ge ändert hat, ist mehr als fraglich. Bisher stehen liberal! noch die alten Manern zwischen den Lagern wie vorher. Man bat auch nicht überall die gleichen Interessen. So interessiert sich Stimson gegenwärtig oksenbar mehr für den Konflikt im Jemen Osten, als für die euro päischen Fragen, nnd anck immer noch mehr für Flotten- ab ko in in en als für Landrüstungen. Er scheint in den Finanz-, Reparation», und WirtschastSsragen bisher nicht sehr zugänglich gewesen zu sein. Brüning muß da her erkennen, daß lein vielleicht etwas zu einseitiges Inter este für daS T r i b » t p r o b l c in nicht überall in gleichem Maße geteilt wird. Um so mehr bemüht sich der Reichskanzler, Verständnis sür di« deutsch« Lage und den deutschen Standpunkt zu wecken. In Konscrenzkreiscn läuft ein Gerücht um, daS be zeichnenderweise vielfach geglaubt wird. ES besagt, -aß morgen dem Konfercnzbttro ein Antrag von der fran zösischen Gruppe zugestellt werden soll, daß die Be ratungen des großen HauptauSschusseS bis nach den fran zösischen Wahlen, also auf mehr als 14 Tage, vertagt wer- den sollen. In der Zwischenzeit sollen nur die technischen Kommissionen tagen. Damit wäre die Debatte sowohl über den französischen Plan einer BölkerbundSarmee, wie über die Gleichberechtigung Deutschlands gleichfalls vertagt. Wir können uns nicht denken, daß die deutsche Delegation dem zustimmt. Werden andere Delega tionen sich wegen der Tardieuschen Wahlsorgcn einfach sür Wochen ausschalten lasten? Vor allem die Amerikaner? Jedenfalls muß damit gerechnet werden, daß von der fran zösischen Gruppe ein Vorstoß nach dieser Richtung hin er folgt. In Deutschland würde man eS nicht verstehen, wenn der Reichskanzler sich dieser neuen Verschleppung fügen würde. Wir hätten bet ernsthaften Anstrengungen wohl zweifellos die Möglichkeit, dielen neuen Anschlag zu Fall zu bringen. Der Reichskanzler halte heute abend eine längere Be- sprechnna mit Macbonald, mit dem auch Tardieu vor seiner Abreise nochmals zusammentras. Tardtcu unterhielt sich im Laufe des heutigen Tages mit dem ungarischen Außenminister nnd mit Vertretern der Kleinen Entente über die Donausrage Der sranzvsiscke Ministerpräsident Tardieu verläßt noch am Freitagabend Genf. Der amerikanische Staats- sckretär Stimson beabsichtigt, sich zur Erholung von einer leichten Erkrankung für einige Tage in die Berge zu bc- geben. Grand! kehrt Sonnabend ans einige Tage nach Nom zurück; auch Macdonald will sich am Ende der Woche für kürzere Zett auSruhcn, so baß bis Mitte nächster Woche keine neuen Verhandlungen zu erwarten sind. Sonnabend, 2S. AprU ISN i , ..... b . II «II».I >>I, . , , ,, U-o. Kintzmann »outschnaüonal Vvduvvlckuoa uuivrvr NvrUuvr LvIuckNIaltuug verlln, 82. Avril. Der bisher der Deutschen Volk«. Partei angrhöreude RetchstagSabgeordnete Htntzmann hat an den Führer der Partei, den Aba. Dr. Din gelbe», ein Schreiben gerichtet, in dem er erklärt, baß er nach der aesamtpolittschen Entwicklung der letzten Monate sür sich keine Möglichkeit mehr sehe, im Rahmen der Deut, schen VolkSpartet und insbesondere als Mitglied ihrer ReichStagSfraktion weiterhtn positive politische Arbeit zu leisten. Er müsse daher seinen Austritt aus der Reichs- tagSsraktton und sein Ausscheiden aus der Deutschen Volks- Partei überhaupt mitteilen. Der Abg. HInymann, der gleichzeitig Geschäftsführer der RcichStaaSsraktion und Vorsitzender des N et ch S j u gen da u S schu ss e S der DVP. sowie Führer des Hindenbura-AuSschusses der DVP. war, hat diese Aemter nieoergelegt. In seinem ausführlichen Schreiben erklärt Htntzmann weiter, daß die politischen Parteien nnd Gruppen, die zwiscken den Nationalsozialisten und dem Zentrum öde, der Bayrischen VolkSpartei stehen, insolge ihrer Zersplitte, rung immer mehr znsammenschmelzen. Mit Ausnahme der Dentschnattonalen seien sie wirk liche Träger politischer Macht neben den große» Parteien nicht mehr. Weite Kreise, die bisher in diesen Parteien ihre politische Heimat gehabt hätten, wendeten sich von ihnen ab, um so mehr, je kleiner die einzelnen Parteien seien. Der staatS- und kulturpolitische Wille der Schicht zwischen Nationalsozialisten und Zentrum drohe den letzten Nest von EInwtrken aus di« gesamtpolitische Entwicklung Deutschlands zu verlieren. Die Versuche, durch Zusammenfassung der Kräfte dieser Gefahr «ntgegenzuwirken. seien ge- scheitert. ES bestehe keine Aussicht, einen politisch wirk samen Zusammenschluß aller oder auch nur eines Teiles der Parteien und Gruppen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum herbelzuslthren. So bleibe, «enn man nicht tatenlos zusehen «olle, daß die heimatlos gewordenen Teile des nationalen Bürgertums der Politik ganz vcrlorengehen, nur übrig, die Sammlung in einer der großen Parteien zu versuchen. Der Abg. Htntzmann seht dann im einzelnen sein Pro« gramm auseinander. Er kommt zu dem Schluß, daß «e in diesem Augenblick ans grundsätzlichen politischen Er wägungen den Austritt aus der Deutschen Volkspartei hab« fasten müssen, weil die Beobachtungen, die er im Wahlkampf in der letzten Zett gemacht habe, ihn davon überzeugt hätten, daß höchste Gefahr tm Verzüge sei Er habe sich entschlossen, sich für die Sammlung aller heimatlosen bürger- ltchcn nationalen Stimmen auf die Dcutschnationalen ein- zusehen, in der Ueberzeugung, daß sür eine neu« politische Zusammenfassung der nichtsozialistischen Kreise rechts vom Zentrum keinerlei Hoffnung mehr vorhanden sei und daß nur noch durch Sammlung dieser Kräfte in der Deutsch nationalen VolkSpartet die Rettung des Gutes an staatS- und kulturpolitischer deutscher Auffassung in diesen Kreise» möglich sei. Die Natlonalltberale Korrespondenz, der Pressedienst der Deutschen VolkSpartet, schreibt u. a.: „In der Begründung seines Schrittes weist Htntzmann darauf hin, daß seiner Auffassung nach die Deutschnationale VolkSpartet die einzige Gruppe im bürgerlichen Lager sei, die geeignet sei, wirklich nationale Sammelpolttik zu treiben. Diese Begründung kann schon deshalb kein Verständnis finden, weil die Deutsch nationale VolkSpartei unter Hilgenbergs Führung durch die unglückselige Nolle, die sie beim ersten und zweiten Wahl gang sür die Präsidentenwahl geleitet hat, wieder gezeigt hat, daß parteitaktische und partetegoistischc Motive ihre Ent scheidung aufs stärkste beeinflussen. Wir wissen, daß unsere Freunde in Stadt und Land eS ablehnrn, zu einer Partei überzngehen, deren Unduldsamkeit und politische Kurz sichtigkeit bis hinein in die letzten Tage sich immer wieder bestätigt hat." Die Deutsche VolkSpartei Sachsens teilt mit: „Anläßlich des Ausscheidens des ReichStagSabgeord- neten Htntzmann aus der Deutschen VolkSpartei werden Gerüchte verbreitet, daß auch G e n er a l o b e r st v. S e e ck t, M. d. R., aus der Deutschen VolkSpartet auSzuschetden beabsichtige. Die Deutsche VolkSpartei Sachsens ist vom Generaloberst v. Seeckt ermächtigt, zu erklären, daß ein Ausscheiden aus der Deutschen VolkSpartet und ihrer RcichStagösraktion sür Ihn nicht in Frage kommt." Intrigen vesen -en Stahlhelm Berlin, 22. April. lEigene Drahtmeldung.) Der Stahlhelm verfügt bekanntlich über eine Stellen- Vermittlung, gegen die sich die RetchSanstalt sür ArbeitSverinittlring in einem vertraulichen Rund- schreiben gewandt hatte. In diesem Rundschreiben wurde» die Arbeitsämter daraus hingewtesen, überall gegen die Stellenvermittlung des Stahlhelms vorzngehen. ES sand so seit einigen Monaten in den verschiedensten Teilen des Reiches eine allgemeine Offensiv« der Arbeitsämter gegen di« Stahlhelm-Stellenvermittlung statt. Die Reichsanstalt berief sich bet ihrem Vorgehen auch aus ein Gutachten, das tm Jahr« 11)29 der preußische Innenminister Se vertilg erstattet hatte und in dem die Betätigung des Stahlhelms gelegentlich des Volksbegehrens gegen den Uonngplan zusammen mit politischen Parteien als parteipolitische Tätigkeit und Beweis für die Eigenschaft einer parteipolitischen Organisation bezeichnet wurde. Von einigen Arbeitsämtern ist gegen die Stahlhelm führer ans Grund der Stellenvermittlung des Bunde» auch Klage erhoben worben. So stand tu diesen Tagen der Landessührer von Pommern, v. Wedel-Fürstense«, vor -em Stettiner Amtsgericht. Der Staatsanwalt berief sich aus das Gutachten SeveringS nnd erklärte, baß infolge dessen eine Stellenvermittlung des Bunde» nicht zugelassen werden könne. DaS Gericht war feboch anderer Meinung und stellte fest, baß da» Volksbegehren de« Stahlhelms in der syoungplansrage zum Teil in Gegner- schast gegen die Parteien erfolgt sct. Der Stahlhelm fei auch heute nicht parteipolitisch sestgelegt. Das werde von seinen Führern ausdrücklich beton«. Infolge, dessen wurde die Klage abgewiesen. Autobus Vobenbach-Ms veruuMckt Prag, 22. April. Etwa 1H Kilometer von der äußeren Ttadtgrenze Prags entfernt, stieß der Autobus Boden- bach —Prag mit einem Karren zusammen, dessen Führer und Begleiter schwer verletzt wurde». Der Autobus durchbrach dann das Straßengeländer, stürzte fünf Meter tief die Böschung hinunter und überschlug sich. Die fünf zehn Insassen wurden, mit Ausnahme des Chauffeurs, sämi- sich verletzt; vier davon tödlich. Die „Chaeo" tm Safen von Dareelona Paris, 22. April. DaS Geheimnis, da» über dem argen tinischen KriegSscktsf „Chaco" mit einer Labung Deportierten an Bord seit mehreren Tagen schwebt, scheint aufgeklärt zu sein Havas meldet aus Bareeloua, baß da» Schiss immer noch im Hafen von Barcelona vor Anker liegt. E« sei stark ausbesserungSbedürftig und deshalb zu längerem Verweilen gezwungen gewesen. Die Reparaturarbeiten seit» beendet, und wahrscheinlich werbe das Schiff morgen aus- laufen.
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