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Aden-Ausgabe Donnersias, 7. April 1W2 76. Sahrgans. Drahlanlchrist! «schlichten Dreiden gernwlecher-Sanimetnuminer: eoeit Rue tür »lachlaewrttche: Str. Süoll kchrNtlrUung u. Hauptgei<t>LII«lIeIle: Dresden-«. », Martenstrab« S8/<s Dresden. Voltlcheck-Kto. 1068 Dresden Stachdru-l nur mit deult.QueUenangabe iDrcSdn. Siachr.» »ulLiiig. Unverlannic Schriststück« werden nicht nnlbewahrt «eruas-kdilbr bei tüglich »wtlmsllaer ZusteNuns monatlich SS» DN. <ein,chtieblich 70 P,g. ,ar Drttser- durch »oslbAg-t.-o Mi. einichltebltch bS P,g. Postaebkdr todne PosijusteliunaSgebahr, dei emch'wdchenUichen, «eriand. itinjelnummcr »0 PI«. «i^eiaenvretie: Die etnlpallige LU mm dreite <UI autwtirt« so PI«., die vo mm breite Stettamezette SOU Pia., auberholb rso Pia. »b» »rIIenabl'chl--> lt. Daris, kiamilienan,eigen und Lietlenge,u<i>e ohne Rabatt IL Pia-, autzer- halb r» Plg csserlengebühr »0 Psg. Slu«tv»rltge «ultrSge gegen «orauobejahlung. Der deutsche Gegenvorschlag ln London zoNvrrrili aller Sonaallint« selorterk? London, 7. April. Die deutschen Vertreter ans der Lon doner Donankonsercnz beabsichtigen, wie die „Times" meldet, im Lause des heutigen Donnerstag BeweiSmaterial dasür vorznlegen, daß der französische Donauplan unpraktisch lei. Lt« hätten einen Zollverein im Sinn, der alle Län der deö Donaubeckens einschließlich Deutschland, Ato llen und Polen, aber möglicherweise ausschließlich der Tschechoslowakei umsasse. Der österreichische Gesandte in London hat im Namen seiner Regierung dem Vorsitzenden der Donaukonsc- renz eine Denkschrift überreicht, in der Oesterreich von seinen Nachbarn und von anderen europäischen Staaten Vorzugs» Behandlung sür seine industrielle AuSsuhr sordert. Aussichten un- Möglichkeiten London, 7. April. Die Aussichten der gegenwärtigen Londoner Verhandlungen werden in der Presse ver schiedenartig beurteilt. Am pessimistischste» änsicrt sich das Blatt der Arbciteroppositivn, der „Dailn Herold", der schreibt, wahrscheinlich werde nichts anderes übrig bleiben, als die Erörterung der Meinungsverschiedenheiten bis zur Genser Zusammenkunft in der nächsten Woche zu verschieben. Neber die Verhandlungen sagt das Blatt, der deutsche Standpunkt sei ungefähr der gleiche wie der italienische gewesen, nur, dob er vielleicht noch etwas deutlicher zum Ausdruck gebracht worden sei. „Times" sogt, der Ton der gestrigen Erörterungen sei harmonisch gewesen. „M orn > ng P o st" bezweifel t, das, die zilnst zwischen de» beiden Standpunkten bet der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit »och in London konferenz hätten dasselbe für richtig gehalten, was Deutsch land in der Donausrage seht in Vorschlag gebracht habe, nnd cs hätte eine enge deutsch französische Zusammenarbeit in dieser Frage bestanden, die von einheitlichen sachlichen Gesichts punkten geleitet gewesen sei. Tie sranzösischc Presse beschwere sich nun darüber, das, Deutschland es nicht mitmache, wenn Tardieu setzt in Verleugnung aller früheren französischen Thesen plötzlich mit seinem neuen Plane hervortreie. Deutschand lehne diesen Plan ab, weil er nicht nur lebens wichtige deutsche Interessen verletze, sondern darüber hinaus dem angeblich mitversolgten Zweck einer Entspannung der Wirtschaftslage im Donauraume nicht entspreche. Wolle man den Agrarstaaten an der Donau wirklich Helsen, so müsse man den deutschen Weg beschreiten. Deutschland und Italien seien bereit, erhebliche Mengen Weizen und anderer Agrarprodukte den Donauländern abznnehmen, wenn ihnen dasür gewisse Vorzugszölle ans dem Gebiet industrieller Einfuhr gewährt würden. EI» Vorzugözollarrangcment nur unter den Donaustaate», wie eö in den Absichten Tardicns liege, werde den Donau ländern in ihrer Bedrängnis nichts nütze», da sa praktisch jetzt schon die Donauländer bis zu IN Prozent ihres Handels untereinander austauschten, ohne dak diese Methode zu einer Entlastung ihrer Wirtschaftslage hätte führen können. Die deutsche Negierung steht aus dem Standpunkt, dak der Tardicupla» nicht geeignet ist, das Donauproblcm seiner Lösung näherzusiihrcn. Nach de» Ansfalsnngen in der Wilhelmstrakc ist eS durchaus nicht so, dak England dem französischen Vorschlag bcigetretcn ist; vielmehr neigt Eng land mehr den von deutscher und italienischer Seite ver tretenen Ansichten zu. Prager Kreise gegen Tar-ieu Prag, 7. April. Die Gerüchte über de» eigentlichen In halt des Donauplanes Tardicns und über die Absicht, die Donaustaaten durch eine neue Währnngs-, Schulden- und Zollorganisation zu verflechten, haben in der tschechischen Presse grobe Erregung hervorgernscn. ES wird betont, dak die französische» Pläne aus Unkenntnis der Ver hältnisse in den Donaustaatcn zurückgingen. Die Tschechoslowakei werde «nd könne sich an keiner der artigen Kombination beteiligen. Charakteristisch ist. dak die tschechischen Zeitungen, welche gestern den Hintergrund des TardteuplancS veröffentlichten, beschlagnahmt worden sind und dak die Negierung ein Dementi der Nachrichten hcrauSbrachtc, in denen behauptet wird, dak über den WährnngSstandard der mittcleuropäischcu Staaten verhandelt werbe. Diese Umstände bekunden deut lich, welche Besorgnisse man in Prag vor den Wirkun gen einer allzu weitgehenden Entfaltung der Tardieu-Flan- dinschen Pläne hat. Die tschechische öffentliche Meinung ist schon jetzt überaus nervös. Slberllim vor bcm RMsmM werde überbrückt werde» können. ES verlaute, das, England nach wie vor den Ein» schluh Bulgariens in die Donangruppe begünstige. „News Chronicle" nennt den sranzösischen Donauplan einen Tropfen aus den Heiken Stein und sagt, wenn wirklich nur erstrebt werde, eine Art Donau freihandel unter AuSschluk Bulgariens zu schassen und den beteiligten Staaten als Belohnung sür die einander gewährte Vorzugsbehandlung eine Anleihe von 10 Mill. Pfund zu gewähren, dann habe eS keinen Zweck, briti sches Geld zu verschwenden. Das einzig sichere Ergebnis eines solchen Planes würde sein, Oesterreich fiskalisch mit der Tschechoslowakei und N » m ä n i c » statt mit Deutschland z» verbinden. Dies sei vielleicht ein Bestand teil der sranzösischen, nicht aber der britischen Aubenpolttik. renöenzmache in Paris Paris, 7. April. Die Berichte, die die französische Presse über den gestrigen VerhandlnngStag der Viererkonferenz ent hält, sind ans einen Ton abgestimmt, der wenn man sich so ausdrücken darf, das Walten einer Vorsehung vermuten läkt; jedenfalls sind allgemeine Beeinflussungen erkennbar, die von vornherein die Schuld sür ein eventuelles Scheitern der Donaukonscrcnz Deutschland nnd Italien zuschieben wollen. Die Durchschnittsansicht kommt am klarsten zum Ausdruck durch den Aukenpollttker des „Echo de Paris", der, der gehässigen Einstellung des Blattes entsprechend, schreibt: Mit dem Auftreten Deutschlands «nd Italiens scheinen die ErsolgSauSsichten des Donauplanes bereits stark ver mindert zu sein. Die deutsche und die italienische Negierung sind allem, was zwischen Tardieu und Macdouald vereinbart worden ist, feindlich gesinnt, »nd nicht nur seindlich, sondern sic be mühen sich aktiv darum, den Gedanken einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Donauländer selbst zunichte zu machen. Noch weniger sachlich »nd noch schärfer polemisch ge halten sind die Ausführungen des Berichterstatters des „M a t i n", dessen Wandlung in den letzten Wochen ja allge mein ausgefallen ist. Er erklärt: Morgen, vielleicht über morgen werden diese Verhandlungen möglicherweise in eine Sackgasse geraten und zum Scheitern verurteilt sein, von dem man heute spricht un- wofür Deutschland und Ita lien die Verantwortung würden übernehmen müssen. „Petit Parisien" erklärt, wen» die Konferenz sich nicht in günstigem Sinne entwickele, dann würden Nom und Ber lin die volle Verantwortung sür das Scheitern der Londoner Verhandlungen übernehmen müssen. * Unsere Berliner Schrlstlritung teilt hierzu mit: In der Wilhelmstrakc wendet man sich heute energisch gegen den Versuch der srauzöstschcn Presse, die Schuld an einem evcn- tnellcn Scheitern der Londoner Donaukonferenz Deutschland zuzuschieben. ES wird daraus verwiesen, dak es ja gerade Deutschland gewesen sei, dessen Vorschläge tu der Donausrage den französischen Anregungen von Anfang an entsprochen hätten. Deutschland habe den Donauländern bekanntlich Gctreibcpräkerenzen angebotcn, und tu seiner Antwort aus die Bureschakttvn habe Deutschland praktische Vorschläge auf dem Gebiete der Vorzugszölle gemacht. Das sind, so erklärt man in der Wilhelmstrakc, genau diescnigen Vorschläge, die Frankreich früher immer empfohlen hat. So wohl Brianb, als auch die deutsch-französische .Wirtschaft- Scharfe Sicherungsmaßnahmen ter Polizei Leipzig, 7. April. Die Verhandlung gegen den früheren Ncichswchrleutnant Nichard Scheringer vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts hat aukcrordcntlichc polizei liche SIcherungSmabnahmcn erforderlich gemacht. Nachdem es in der vergangenen Nacht in verschiedenen Teilen der Stadt bereits zu gewaltsamen AuScinaudcrsehungcn ge kommen war, zeigten sich anch am Dvnnerötagnwrgcn die Kommunisten allenthalben sehr erregt. Der RcichSgcrichtS- platz ivurdc durch ein st a r k c S P v l i z c i k o m m a n d o ab gesperrt. Ansammlungen wurden nicht geduldet. Als gegen 8,K> Uhr der Gefangenwage» mit dem An, geklagten, gedeckt durch ein starkes Streiscnkommando, ins Reichsgericht einsuhr, ertönten von vielen Seiten laute Rot-Front-Ruse. Die Polizei stellte alsbald die Ordnung wieder her. Auch im NeichSgcrichtSgcbäude selbst wurde eine ungewohnt scharfe Kontrolle nicht nur der eintrctcndcn, sondern aller sich im Hause anshaltcnden Personen durchgeführt. Kurz nach v Uhr wurde der Angeklagte in den Ver- haudluiigösaal geführt. Zu seiner Verteidigung ist einzig der prenkischc LandtagSabgeordnetc Obuch erschienen. Der Senat ist unter dem Vorsitz des Ncichögcrichtsrats Dr. Baumgarten zufamnicngetreten. Namens des Ober- rcichSanwaltö wird die Anklage durch den 1. Staatsanwalt Dr. ParisiuS vorgcbracht. Der Erössnungsbeschluk vom 18. März 1082 lautet auf versuchten Hochverrat, be gangen in Gollnow, und auf Zugehörigkeit zu einer staats feindlichen Verbindung, deren Bestrebung der gewaltsame Umsturz ist. NcichögerichtSrat Dr. Baumgarten stellt zu nächst die Personalien fest. Auf die Frage, ob er sich schuldig bekenne, erklärt Scheringer laut: „Der Senat tritt hier zusammen, weil ich meine Gesinnung nicht ver leugnet habe. Jetzt fragt man mich, ob ich mich schuldig fühle." NcichSgcrichtSrat Baumgarten erwidert daraus, das, Scheringer nicht seiner Gesinnung wegen angcklagt sei, sondern eS frage sich, ob er diese seine Gesinnung auf rechts widrige Weise betätigt habe, das hcikt, ob er sich durch gesetzwidrige Handlungen der Bor» bcreitung des Hochverrats schuldig gemacht und sich gleichzeitig auch gegen 8 4 Absatz 1 des Republik- schuhgefctzes vergangen habe. Das, er Kommunist geworden sei, sei keine strafbare Handlung. Der Angeklagte erwidert darauf noch einmal: „Ich wiederhole: Wie kann man mich fragen, ob ich mich schuldig fühle, nachdem Ich meine Ge sinnung öffentlich bekannt Habel" Im weiteren Verlauf weist der Vorsitzende auf das Ehrenwort hin, daö Scheringer dem Direktor der Straf anstalt gegeben habe, seinen Urlaub nicht zu politischer Be tätigung zu benutzen. Scheringer beharrt daraus, das, er seinen Urlaub nicht in dieser Weise anSgenntzt habe. Er hätte das alles auch während der Festungshaft tun können, zumal es vor dem 18. März in der Strafanstalt nicht ausdrücklich verboten gewesen sei. Eine Bemerkung Scheringers veranlaßt den Vorsitzenden zu der Erklärung, bas, von einer illegalen Verhaftung bei ihm, Scheringer, nicht die Rebe lein könne. Sodann wird der Versuch der Klarstellung der Beweggründe des UebertrittS Scheringers von der NSDAP, zur «PD. '.'"vernommen. Der Angeklagte erklärt hierzu, die Anhänger der NSDAP, hätten von dieser Partei die Vorbereitung der deutschen Revolution erwartet, was im Reichswehr ¬ prozeß nicht so klar zum Ausdruck zn bringen gewesen sei. Sie hätten nicht die Kraft besessen, über den Nationalsozia lismus hinanszugehcn. Dann erläutert Scheringer die Art, wie er sich in die Theorien des Marrismus und des Leninismus cingearbeitct habe. Die Haltung, die er sür den deutschen Befreiungskampf von Nu bland erwarte, habe ihm den Anöschlag gegeben. Hitler trennte sich da gegen von Rußland stur ab. Aber die NSDAP, sei eben nicht eine sozialistische Arbeiterpartei, sondern der Ausdruck revolutionär gewordener Mittelschichten, die nicht vorwärts aus eine neue Gesellschaftsordnung hinwollten. In dieser Weise polemisiert Scheringer weiter gegen die NSDAP, und erklärt schließlich, daß sein Uevertrift aus Grund der äußeren politischen Ereignisse «nd seiner theoretischen Fortbildung zustande» gekommen sei. Er bestreitet aber, baß dies aus Grund der Rücksprache mit seinen kommunistische» Hastgcnossen geschehen sei. Dann kommt es zu einer langen Unterredung mit dem Vorsitzen den, wie Scheringer sich die Erkämpsung der deutschen Frei heit vorstellt. Nur Arm in Arm mit Sowjetrußland sei die nationale Befreiung Deutschlands möglich. Sodann wird die Erklärung verlesen, die Scheringer am 18. März IN-'II an« der Festungshaft heraus an die kom munistische Reichstagssraktion gerichtet hat und die einen Teil der Gegenstände der heutigen Anklage bildet. Mit dieser Erklärung, führt Scheringer aus, habe er sich an seine Kameraden gewandt, um ihnen klarzumachen, dak -er Weg zur Befreiung nur über die Beseitigung des kapitalisti schen NanbsnstemS führen könne. Dabei meine er die Kame raden der SA., und nicht etwa die der Reichswehr. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er den Bürgerkrieg wolle, antwortete Scheringer: Nein. Aber der Bürgerkrieg sei unvermeidlich. Der Vorsitzende weist dann noch darauf hin, dak Scheringer vor seinem Ucbertritt zur KPD. nach München zu Hitler gefahren sei. Hierauf tritt die Mittagspause ein. Ser Ml« von Schweden bet Hindenburg Berlin, 7. April. Reichspräsident von Hindenburg empfing heute mittag den inoffiziellen Besuch Sr. Majestät des Königs von Schweden, der sich auf der Rückreise aus dem Süden einen Tag i» Berlin aushiclt. Vor dem Reichspräsidenten palais erwies eine Ehrenwache dem König die militärischen Ehrenbezeugungen. A» eine etwa halbstündige private Unter haltung der beiden Staatsoberhäupter schloß sich ein Früh stück, an dem der schwedische Gesandte in Berlin, as Wir- s o n, NcichSminister Groener, der Ches der Heeresleitung, Frhr. von Hammerstein, Konteradmiral Dr. h. c. Gros, Botschafter Nadolny und Vertreter des Aus wärtigen Amtes teilnahmen. Der Ber-acht gegen Remarque beftiitlgt sich vraktmalckung unaarar Svrltnor Sodrlktlottuug Berlin, 7. April. Wie die Zollsahndungsstelle Berlin mlttetlt, steht jetzt fest, dak die Ermittlungen den dringen den Verdacht gegen den Schriftsteller Remarque ergeben haben, dak dieser sich verschiedener Verstöße gegen die Devisenvorschriften des Reiches schuldig gemacht hat. „Graf Seppeltn" über -rm Aeauator Hamburg, 7. April. Wie die Hamburg-Amertka-Linie mittellt, hat das Luftschiff „Graf Zevvelin^ heute morgen o,so Uhr MEZ. den Aequator passiert.