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7». gahrvanv. «r. i«» VomiekStas, 7. April l»sr Gegrünöet 1896 »ro»lanlchttsti «achrlckütt, Vr»N>n< Kerniprecher-Sanimelnummer! »LRtl «u« ,ür «-chtgewkiche! «r.»O0l» «chttlttettung u. Hamaagchzittfteklei Lirldkn-«. I, Mattrnstta»« »»/" lv«t«g»4k»m>r p«! UlaNch,»«tmaN»«r ZustMimg ounulMch «.»0 MI. (elnlchllrtNch 70 Vf», für rri«e»- lohn), durch V»fwk,u» ».»0 MI. einfchNrdllch »I W» PostgedLdr lohn« voft,uIttUmig<gkba»r> dtt 7 mal wdchrnMchen, Befand. »Injelnummrr 10 VI»., »uterhalb Sachlen» I» Vl». vn»el,en»«ttli: Di« «fufpultls« »0 mm brr«« Ar«« »b Pf»., für auSwSrl« «0 Pf«., dl« SO mm brr«« ReNamk»«»« «00 vl»., «utzrrbalb »ü» Pfg. abj. Krlfrnablchla, tt. lattl, g»mtt>rnan,ttaen und Elrllengrfuch« ohne Rabatt u VlS-, -u»«chalb »d vfg. Lllrttenaebübr so Via. «lutwckntae «ufirig« argen «o,°u«br,ahlung. ivnttk «. Nettagi Nrpfch t Rrlcharb», Dretdrn. Posticheck-SIo. >0«s Drrldrn Nachdruck nur mit beuH.Quellrnangab« fLrrtdn. Rachr.) »ulMg. Unverlangi« vchttflftück« merden nicht aufbrwahtt ttl Der erste Lag der NlermSchte-Kvnserem SimllMg la zwei SNIMN London, 8. April. Eine große schaulustige Menge hatte sich in der D o w n i n g - S t r e e t eingesunden, um sich die Auffahrt der ausländischen Abordnungen zu der Vtermächte- konseren, anzusehen. Gegen 14,20 Uhr englischer Zeit er- schien di« französische Abordnung unter Führung des Finanzministers Fl an di», und kurz darauf trafen die Mitglieder der italienischen Abordnung — soweit sie nicht an dem Frühstück beim Ministerpräsidenten Macdonald teilgenommen hatten — auf dem Hose des Foreign Office ein. Kur» vor 14,8N Uhr kamen Staatssekretär v. Bülow und Ministerialdirektor Poss«, sowie der italienische «ustenmlnister Brandt mit Begleitung aus dem Hause Downing.Street 1» heraus. Ihnen folgten Handelömintster Runciman und Austenministcr Sir John Simon. AIS letzter kam Ministerpräsident Macdonald in Beglei tung des Schatzkanzlers Neville Chamberlain. Sie be gaben sich in den Locarnoraum, wo sie die Abordnungen be- grüßten und hierauf pünktlich nm 14,.IN Uhr englischer Zeit die Sitzung ltber die Donausragcn im alten Kabtnettsraum eröffneten. ES wurde beschlossen, zwei Ausschüsse elnzusetzen. Der erste AuSschust besteht aus den AbordnungSslihrern, sedoch ohne Macdonald. Nachdem am Mittwoch die Donau- srage allgemein erörtert wurde, ist eS Ausgabe dieses Aus- schusseS, die Einzelheiten zu behandeln und sest- zustellen, wieweit die einzelnen Mächte zu einer Einigung gelangen können. Der zweite AuSschnst seht sich aus Finanzsachverständigen der vier Regierungen zu sammen. Er hat die Aufgabe, den Bericht des Finanz- auöschusseS des Völkerbundes nachzuprufen, der sich in vieler Hinsicht als «in Hindernis fitr eine Eint- gung erwiesen hat. Der AuSschnst soll feststellen, wieweit sich gewisse Empfehlungen praktisch üurchslihren lasten. Die Berhaudlnngeu am Mittwochabend haben damit ge endet, daß der Optimismus, den Macdonald und die französischen Vertreter noch bis zum letzten Augenblick zur Schau trugen, gedämpft wurde, und dast deutscher« und italienilchersetts die Besprechungen pessi« mistisch beurteil« werden. Entgegen den Erwartungen ist die d e u t s ch e u n d t t a l i e - utsche Abordnung von dem Inhalt der Besprechungen zwischen Tardieu und Macdonald nicht unterrichtet worden, und eine Besprechung der vorgesehenen Programm punkte ist ebenfalls nicht erfolgt. Man ist sich daher in Kreisen der deutschen Abordnung nicht darüber klar, in welchen Punkten eine Einigung zwischen England und Frankreich erzielt wurde. In der Konferenz ergaben sich zwei Gruppen: auf der «inen Seite England und Frankreich, die sich haupt sächlich an der finanziellen Sette des Donau- Problems interessiert zeigten und sich im groften und ganzen schon über den Donaubund geeinigt hatten: aus der anderen Seite Deutschland und Italien, die rein wirtschaftliche Interesten in den Vordergrund stellen. Italien gab zwar allgemein sein Einverständnis zu der Einführung des VorzugSzollsiistcmS, erhob aber Einspruch dagegen, dast es lediglich auf die Donaustaaten ausgedehnt werben solle und verlangte die Einbeziehung der Großmächte in das System. Hierbei wies der Italie- nische Vertreter aus die besonderen Interessen hin, die Italien als Nachfolgestaat O c st c r r c t ch - U n g a r n S habe und aus die Nachteile, die den Häsen Fiume und Triest entstehen können. Er machte ferner Einwendungen gegen die gesamte Art des Vorgehens, wie es von Frankreich bei der Durchführung des DonauproblcmS geplant ist. Der deutsche Vertreter wandte ein, dast die Donausrage für sich allein nicht lösbar sei, sondern in Verbindung mit den anderen Problemen betrachtet werden müsse. Er wies darauf hin, dast daS VorzngSzollsystem für die Donau staaten nicht die erwartete Erleichterung und die Hebung der Kaufkraft bringen würde, an der Deutschland tnter- essiert sei. Dieses Verfahren würde keine Vorteile bringen. — Die Verhandlungen über diesen Punkt nahmen eine sehr lange Zeit in Anspruch und waren außerordent lich lebhaft. Von französischer Seite wurde im Verlause der Verhandlungen in Anregung gebracht, dast die großen Staaten den Donaustaalcn ihrerseits einseitige Vorzugs zölle gewähren sollten. Nach der Konferenz vertraten die Franzosen die Aus» sastung, daß es vielleicht möglich sein werde, Italien zum Einlenken zu bewegen, dast aber der Widerstand von Deutschland her wesentlich stärker sei. Tatsächlich sedoch dürste daS Umgekehrte der Fall sein, denn Staatssekretär v. Bülow erklärte, daß Deutschland zu Opfern bereit sei, wenn hierdurch eine Wiederbelebung der Donauwirtschast wirklich erreicht werbe. Die Fran zosen werfen der deutschen Abordnung vor, daß sie keinen Plan hatte, und daß sic keinerlei Gegenvorschläge brachte, und erklärten, daß man nun aus einen bestimmten Plan Deutschlands zur Behebung der gegenwärtigen Schwierig keiten in den Tonauländern warten müsse- England vertritt die Auslassung, daß alle bisherigen Schritte des Völkerbundes völlig zwecklos waren. Die meiste» der vom Völkerbund cntivorscnen Berichte hätten zu keinen praktischen Maßnahmen geführt, weit sie nie mals die richtige Stelle erreicht hätten Der Leiter der englischen Politik legt daher den allergrößten Wert daraus, daß diese Konferenz ein greifbares Ergebnis, und sei es auch unabhängig vom Völkerbund, ergibt. Die Wirtschaftslage in den Donanländern sei derartig ernst, daß sofortige praktische Maßnahme« ergrissen werden müßten. Dementsprechend dringt Macdonald daraus, dast die Konferenz möglichst bis Donnerstag abend, sonst aber bis Freitag zu einem Abschluß kommt, -er den Donanstaaten einen Anhalt für ihre weitere Poli tik gibt, so daß sic unter sich die Einzelheiten des VorzugS- zollsnsteins besprechen können. Die zweite Donau- konseren» soll dann sowohl von den Großmächten wie von den Donanstaaten beschickt werden. Bei der deutschen Abordnung nimmt man an, daß man sich vielleicht über eine Einladung einigen, aber eine end gültige Lösung nicht erzielen wird. Die Entwick lung werde vielmehr schrittweise vor sich gehen, wobei deutscherseits sehr stark daraus hingcwlesen wird, daß der Bölkerbundsrat ein wesentliches Wort mitzusprechen haben werde. Tardteiis Abmachungen mit Mmbonald London, S. April. Wie „Manchester Guardian" «rsährt, hat der französische Ministerpräsident Tardieu bet den Londoner Besprechungen in der Trtbutsrage eine große Nachgiebigkeit gegenüber dem englischen Standpunkt gezeigt. Allem Anschein nach habe Eng land dafür eine freundliche Stellungnahme zu den sranzö- fischen Donaupläncn »«gesichert. Die amtlichen Stellen hätten offenbar nunmehr die Unvermeidlichkeit der end- gültigen Einstellung oder »um wenigsten einer ganz beträchtlichen Herabsetzung der Tri bute eingeschen. Die französische Abordnung werde, wie „Manchester Guardian" aus gut unterrichteter Quelle er fährt, aus der Trtbutkonfercnz in Lausanne nicht die Er- Neuerung des HoovcrsnstemS fordern, nachdem die deutschen Tribute an die BIZ. gezahlt und dann an Deutschland zu- rückgeliehen werden. Dagegen wünsche Frankreich in Lau sanne starke englische Unterstützung bet der Ablehnung etwaiger deutscher Versuche, Abänderungen der politischen und gebietsmäßigen Klauseln de» Versailler Vertrages zu erreichen. Vs besteht daher die Aussicht, dast die Lausanner Konserenz bi« Tribute zum mindesten kehr stark herabsetzen »erb«. ES werde sogar, so schreibt „Manchester Guardian", angebeutet, baß die Tributkonferen» möglicherweise schon vor dem Juni zusammenkommen werde, um die Wieder belebung deS internationalen Vertrauens durch die baldig« Verkündung einer endgültigen Vereinbarung herbei- zuführen. * London, 6. April. Einem Neuter-Telegramm »usolge wird in Paris behauptet, daß die Frage der Ausnahme Deutschlands, Italiens und Polens in den Donaublock zwischen Tardieu und Macdonald bei ihren privaten Be sprechungen erörtert, aber endgültig abgelehut «orde« sei. Nn Reufun-lan- wieder Ruhe London, 6. April. In den Morgenstunden deS Mitt wochs konnte die Ordnung in St. Johns wieder hcrgestellt werden, nachdem 800 Mann der KriegSteilnchmcrverbände ansgebvlcn worden waren, die die Bewachung der Straßen und AmtSgebäude übernahmen. Die RegicrungSmitglieder und die Polizei konnten das ParlamentSgcbäude wieder verlaßen. ES hat sich heranSgcstellt, daß die Negierung ihr NücktrittSgcsuch noch nicht eingcrcicht hat. Ein Minister hatte den Gouverneur gebeten, den Ministerpräsidenten zum Rücktritt zu zwingen, um die Menge zu beruhigen. Saö Michal »er Tivardewili-Attenttler Moskau (über Kownoi, 8. April. Die Verteidiger Sterns und WasitlscwS besuchten das Präsidium des zen tralen VoNzngSkomitceS und verhandelten über die Mög- lichkciten der Begnadigung. In amtlichen Kreisen wird darauf hingcwiclen, daß die Angeklagten keine Neue gezeigt hätten und deswegen kaum Aussicht aus Begnadigung hätten. Die Vollstreckung des Todesurteils wird durch daS Kollegium der OGPU. ungeordnet werden. Kommunistische Anttkrteoskun-vebunv ausvelöst Berlin, S. April. Auf einer von der KPD. veranstal teten AnttkriegSkundgebung im Sportpalast am Mittwoch abend wollt« auch ein chinesischer Kommunist sprechen. Als er das Rednerpult betrat, wurde ihm daS Sprechen von der Polizei untersagt mit der Begründung, er hätte keine Sprecherlaubnis. ES letzte ein ungeheurer Lärm ein, so daß sich die Polizei gezwungen sah, die Ver sammlung zum Teil unter Anwendung deS Gummi knüppels aufzulüsen. Die Gefahr von außen Reichskanzler Dr. Brttningö besonderer Stolz ist seine Außenpolitik. Der gewöhnliche Laienverstand kann zwar den Grund nicht einsehen, weil sie von der Zollunionsnieder, läge bis zur Memelblainage nur eine Kette von Fehlschlägen ausweist. Tas hindert aber Brüning nicht, seine Führung der Außenpolitik als die einzig mögliche hinzustellen. So in der Stuttgarter Wahlrede: „Die eingeleitctcn Ausein andersetzungen haben nur Ersolg, wenn die Politik der ver gangenen zwei Jahre unter allen Umständen schärsstenS durchgehalten wird!" Zu StrcsemannS Zeiten hieß die Formel: „Fortsetzung der bewährten Linie der bisherigen Außenpolitik"; sic hat uns direkt ins Poungelcnd geführt. Und für Brüning gelten die gleichen Leitsätze: Opsergang im Innern und Hoffnung auf internationale Zusammen arbeit. Davon soll alles Heil kommen. Im übrigen besteht die äußerlich bemerkbare Tätigkeit deS AußenamtcS darin, daß die lausenden Angelegenheiten, insbesondere die Lon doner Vicrmächtebesprechungcn, bagatellisiert und die Be fürchtungen über unsere passive Nolle bei der Vorbehand lung der Donaufrage beschwichtigt werden. In London, heißt cS in den amtlichen Auslastungen, werde nicht das letzte Wort gesprochen, darum drohe von dort aus keine Gefahr für die deutsche Politik. Wenn dann Mitte April in Genf die Entscheidung falle, werde sich Brüning, von Wahl- sorgen befreit, schon selbst bemühen, und inzwischen sei er in London durch ausgezeichnete Männer vertreten. Wir fürchten, daß das große außenpolitische Ringen, zu dem die gegenwärtige Londoner Konferenz allerdings nur ein Vorspiel ist und das in der Lausanner Iunikon- serenz erst seinen Abschluß finden soll, mit der Brttningschen BcruhignngSrhctorik und mit resignierender amtlicher Müdigkeit zu keinem guten Ende geführt werden kann. Einem so gewiegten Gegner wie Tardieu, der alle euro päischen Fragen geschickt incinanderschachtelt zu einem groß angelegten Osfcnsivplan gegen Deutschland, ist nicht beizu kommen, wenn man sich fatalistisch aufs Abwarten verlegt und in nicht zu überbietender Harmlosigkeit versichert, baß die deutsche Abordnung für London „keineswegs einen bis ins einzelne gehenden Donauplan in der Tasche habe". Es ist schlechthin unverständlich, wie man sich noch damit rühmen kann, daß man dem Tardicnprogramm keine deutsche Konzeption gcgenübcrzustcllcn hat. Die geflissentlich geleugnete Gefahr für die deutsche Politik liegt allerdings nicht in den fetzigen Londoner Be sprechungen und auch nicht im französischen Donauplan allein, der nicht im Handumdrehen verwirklicht werden kann und infolge seiner falschen wirtschaftlichen Voraus setzungen praktisch undurchführbar bleibt. Aber TarbieuS Absichten sind viel umfassender. Er begnügt sich nicht damit, zum Ausbau der französischen Machtposition die Reste deut scher Wirtschaftskraft vor den im Versailler Morast ver sinkenden Karren Mitteleuropa spannen zu wollen. Erst in der Verbindung mit der Trtbutsrage und dem A b r ü st u n g S p r o b l c m enthüllt sich die Ge- fährlichkett dcS G c s a m t p la n c S in seinem gan- »en Ausmaß. Englische Andeutungen, in welcher Rich tung diese Kombination läuft, werden heute veröffentlicht. Zunächst soll Deutschland durch „Ziigeständnisse" und, wenn nötig, auch durch Druck von der Tribut- und AbrüstungS- scite her dazu bewogen werden, den Agrarübcrschuß der Donauländer anfzunchmcn, damit diese finanziell wieder slott werden und ihren Anleihcverpflichtungen Frankreich gegenüber Nachkommen können. Von einer wirtschaftlichen Gegenleistung, etwa in der Art, baß Deutschland eine Vor- »ttgSbehandlnng für seine IndttstricaiiSfnhr nach den Donau- ländern erhielte, ist keine Rede. Die Verbindungslinie führt vielmehr direkt-urTribn »Politik, über deren Ziel ein führendes und gut unterrichtetes Neunorker Finanz blatt interessante Einzelheiten anSplaudert. Man hat dort daS Geiühl, baß zwischen der französischen und der englischen Negierung bereits eine Einigung und ein fester NeparationS. Vorschlag vorliegt, baß aber das Ergebnis dieser Verhand lungen noch bis nach den deutschen und franzö sischen Wahlen zu r ü ck g e h a l t e n werden solle. Aus wohlüberlegten Gründen. „Denn", so heißt cS in der amerikanischen Auslassung, „die Wiederwahl Hindenburgs würde wenigstens vorläufig die Fortdauer der Regierung Brüning und eines straffen Finanzprogramms bedeuten." Was man darunter zu verstehen hat, das erläutert an einer anderen Stelle die Erwägung: „Angesichts des deutsch- faschistischen Programms würde ein Nazisieg an den Wahl urnen die Verhandlungen über die Reparationen erschwe ren." DaS heißt doch nicht» anderes, als daß man von einer Negierung der nationalen Opposition die Ablehnung des im geheimen vereinbarten TributplaneS erwartet, während bei Fortdauer der Brüningdiktatur da» tributintercssierte Aus land damit rechnet, daß unter dieser Führung die Deut- scheu doch wieder nachgeben und irgendwelche neuen Zah- lungSversprechnngen machen werben — trotz Brünings Nein. Darum läßt man die Katze vor den Wahlen nicht aus dem Sack. Uebcr die Art der In» Auge gefaßten Tributregelung kann trotzdem kein Zweifel bestehen: nach teuer amerikant- schen Auslassung glaubt man, daß In Lausanne der deutschen Regierung ei» englisch-französischer Vorschlag unterbreitet werden soll, dessen Kernpunkt eine „wesentliche Berrtnge- rung der JahrcSzahlungcn und eine kürzere Zeitdauer, wäh«