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Aben-Ausga-e 76. gahrgang. «r. 11» Donnerstag, l«. März tSZr K-rnIprechel-Sammklnummn: ssrss Ru» lür «achlgyPiSche: Rr. rooit «chUIIlkUung u. vauptagchSIlsslettei Dresden - v. 1, warienllrab« »»/«» Dresden. PoMch-ck-Nw. WSS Dresden Nachdruck nur Mil deuiUvuellenangobe IDresdn. Rache.» sulLglg. Unverlangt« Schchtftück« «erden nicht -utbewahrt lohn», durch Po Ildes ug 3.iv Mk. einlchlietzlich d6 Plg. Postgebühr tohne PoftsusteNungsgebühr) bet »mal «Schentlichem Seeland, tttnjclnummee so Pia. «nselgenvretle: Die etnlvaliige so mm breit« Lette Sb P,g„ sür ousiottri« so PIg., die »a mm breite ReNamejetle roo P,g.. auhechalb ,S0 Big. ab». Nrilenablchlag u. Daris, ganitlienantetgen und Stettengetuche ohne Rabatt >» Big., ander- halb S» Psg. Lslertengebühr so Big. «uswirttge AustrLge gegen Borausbesahtung. Zardleus Zlel die Front gegen DeutWan- zranWsche Borbmitung slic Lausanne London, IN. März. Im Zusammenhang mit dem Leit artikel de» „Tempo" über die Notwendigkeit einer cng- lisch-sranzösischcn Annäherung meldet der Pariser Kor- rcspoiidcnt der „Times", da» es bisher dem französischen Ministerpräsideilten Tardieu infolge seiner Arbeitsbelastung unmöglich gewesen sei. irgendwelche neuen Schritte in dieser Richtung zu untcrnelnuen. Der ossensichtltch amtlich b c - ein stutzte Artikel des „Tempo" zeige aber, das, der Wunsch Frankreichs unverändert bestehen ge blieben sei. Er werfe auch ciu Licht aus die französische Auffassung von der in Genf in nächster Zeit zu vereinbaren den Europapolitik, die Hinanölanse aus eine gemeinschaftliche englisch- sranzösische Front gegen Deutschland in Lausanne und gegen einen Angriss, der die Abänderung der Berträge bezwecke. Als Gegenleistung siir sein Nachgeben diirse Dentschland aus eine Herabsetzung der Tribute hassen, sallo England die Bereinigten Staaten zu einer Herabsetzung der inter alliierten Schulden überreden werde. „Daily Mail" entnimmt dem „TcmpS"-Artikcl, das; Tardieu in Gens mit Lir John Limo n verbandeln werde, um zu einer Einigung über die aus der Lausanner Tribut konserenz zu verfolgende Politik zu kommen. ES werde nicht leicht sein, im Hinblick auf den Kongreß und den -rotzen amerikanischen Fehlbetrag Amerika zu einer Ver längerung des Hoover-Moratoriums zu bewegen. In bezug ans den Wunsch Frankreichs, England solle Deutschland den Mut zu Angriffen gegen die Verträge nehmen, sagt „Daily Mail", weife deutsche Diplomaten hätte», wie Herr K ti h l- m au n in seinem letzten Buche, ihre Landoleute darauf auf merksam gemacht, datz diese Angriffe eine der Ursachen für Deutschlands gegenwärtige Lchwierigkeitcn seien, weil sic die auswärtigen Geldgeber in Furcht versetzten und zur Beunruhigung führen würden. Der Genfer Londcrberichtcrstattcr des „Petit Pari si en" berichtet feinem Blatte über den Eindruck, den die Denkschrift des französischen Ministerpräsidenten über den Zusanimcnschlntz der Donaustaatcn in den Kreisen der «leinen Ent en t e In G e n s gemacht hat. Man betont, datz der Vorstotz Tardieus lediglich dem Zwecke diene, eine Verständigung der sllns Donauländer, nämlich der Tschecho slowakei, Rumänien, Slidslawicn, Oesterreich und Ungarn, zu erleichtern. Ganz besonderen Nachdruck lege man dabei aus die Feststellung, datz die Einmischung eines Grotzstaates der Berwirk- lichung des Gedankens hinderlich sei, bundplan abgc lehnt, der sür Bulgarien nur dann von Wert sei, wenn auch andere europäische Staaten, die für den bulgarischen Autzenhandcl wichtig seien — darunter Deutschland — daran teilnähmen. „Laröieu will zuviel" fast -ie „Limes" London, IN. März. Die „Times" schreibt, datz der Plan einer wirtschaftlichen Donausöderation unter den jetzigen Umständen vielleicht zuviel wolle und datz cs sich emp fehlen dürste, etwas bescheidener zu beginnen. Gegen eine Zollunion der beiden am schwersten in Mitleiden schaft gezogenen Donauländcr Oe st erreich und Ungarn zum Beispiel könne man keinen vernünftigen Einwand geltend machen. Wenn eine solche Zollunion an und für sich noch keine grotzc Besserung bringen werde, so würde sie immerhin ein Anfang sein, durch den der Kern eines internationalen F r e i h a n d c l s g c b i c t e S geschaffen würde. Wenn jedoch der Plan bestimmt sein sollte, Oester reich an engeren Wirtschaftsbeziehungen mit Deutsch land zu verhindern, dürste er wohl schon aus diesem Grunde sür Wien unannehmbar sein. Für die Tschechoslowakei würde der Ausschlntz Deutschlands den Verlust eines seiner besten Kunden bedeuten. Das Vermächtnis von Versailles Nenyork, 10. März. „Herald Tribüne" bezeichnet Tardieus Donauplan als ein Projekt, das die Vorzüge einer wirtschaftlichen Wiederherstellung des ehemaligen Oesterreich-Ungarn zur Grundlage habe und den alte» W i r t sch a f t S r a u in ohne die p v l t t t sch e n S ch wächen dieses Gebildes neu schassen wolle. Das Projekt gerate jedoch schon in seinen Anfängen wieder in jene Schwierig keiten, denen bisher jeder Versuch begegnete, mit dem geographischen Vermächtnis von Versailles etwas Ver nünftiges z» beginnen. Versailles habe die Wirt schaft der Politik geopfert. Die Folgen davon machten sich leider nur zu deutlich bemerkbar. Eine Um kehr habe sich bisher als unmöglich erwiesen. Diskonrsenkung -er Bank von Vnglan- London, lO. März. Die Bank von England hat eute ihren Diskontsatz von S aus 4 herabgesetzt. Der Latz von 5 war seit dem 18. Februar 1S8S in Kraft, Polen wünscht ein Ostloearno Warschau, 10. März. Das Blatt der polnischen Regie« rniig, „Gazeta Polska", weist an leitender Stelle daraus hin, datz in der Königsberger Presse die v st p r c u tz i s ch e Be völkerung sür den Fall dcö Eindringens polnischer Truppen in Ostpreutzen zur Abwehrbereitschaft aus gefordert werde. Dieser von der vstpreutzischcu Presse er hobene Lärm erinnere sehr, schreibt das polnische Blatt, au das bekannte Sprichwort von dem Dieb, der aus der Flucht am lautesten „Haltet den Dieb!" schreie. Es gebe viel zu denken, datz seitens der NcichSrcgicrung dieser „Lügen propaganda" nicht durch eine einkache Nichtigstellung ein Ende bereitet worden sei. Hier möchte man de» deutsche» Patrioten den Abschlutz eines N i ch t a n g r i s s S p a k t c S zwischen Polen und dem Deutschen Reiche Vorschlägen. Man könnte sogar weitcrgehe» und sich die gegenwärtige Grenze garantieren. Es sei nicht zu zweiseln. datz die polnische Negierung zu einem derartigen Vorschlag tatsächlich bereit sei. Wie würde -araushin die Anwort auösallen? * Die Antwort Ist von Deutschland ost genug dahi» ge geben worden, datz die sinnlose, widernalürliche Grenz ziehung im Osten, die „blutende Grenze", die deutsches VolkStum vergewaltigt, zusammengehörige Wirtschafts gebiete auseinaudcrrcibt und Ostpreutzen vom Reiche trennt, niemals als endgültige Lösung betrachtet werden kann. ES bedeutete ein Ausgcbcn des deutschen LcbcnSrcchtcs, wenn Deutschland einem Ostlocarno zustimmen wollte. Die Be unruhigung in Ostpreutzen wird einzig und allein durch die polnischen Stimmen hervorgerusen, die immer wieder die Einvcrleibuiig OstpreutzenS in Polen fordern. Man lml noch nichts davon gehört, datz die polnische Negierung solche Hetzer zur Ordnung gerufen hätte. Erst jüngst hat ein pol nischer aktiver General in der freien Stadt Danzig erklärt, er werde eher nach Königsberg in Uniform, als noch ein mal nach Danzig in Zivil kommen. Was jagt die Negie rung in Warschau dazu? Wutsche «ainMnbeole tm Dan-lger Mm Danzig, 10. März. Am Mittwoch sind zwei pol nische Kanonenboote in dc.i Danziger Hasen cin- gclaufcu. Die Mannschaften der beiden Kriegsschiffe gingen in Danzig an Land, wozu sic allerdings ans Grund der be stehenden Bestimmungen zur Zeit noch berechtigt sind. Trotz dem ist das polnische Vorgehen unter den obwaltenden Um ständen und besonders angesichts der ablehnenden Danziger Haltung gegenüber polnischen Flottenbesuchen nichts anderes als eine bcwutzte Herausforderung und politische Taktlosigkeit. da die gewünschte Verständigung nur ans dem Wege srcnnd- schaitlichcr llebereinküintc unter den interessierten Staaten selbst erreicht werden könne. Der Berichterstatter des Blattes betont ferner, datz die Vorverhandlungen über die Schaffung einer Donausödcration nicht in Genf beginnen würden, sondern ans diplomatischem Wege geführt werden mützten. Erst wenn eine vorherige V e r st ä n - -igung zwischen den verschiedenen Ländern erreicht sei, werde man eine L o u d c r k o n s c r c n z cinberuscn. In diesem Zusammenhang messe man in Genf der Reise des ungarischen AutzcnministerS Wal ko besondere Bedeutung bel, der sich zunächst nach Rom und von dort nach Paris und London begibt, um auf dem Rückwege auch in Gens Aufent halt zu nehmen. Der „Figaro" glaubt zu wissen, datz die Reise des ungarischen AutzcnministerS mit den s i n an ziel l c n S ch w i e r i g l c i t e n Ungarn» In Zusammenhang stehe und datz die ungarische Negierung ihre endgültige Hal tung gegenüber dem Vorschläge Tardieus von einer sinanziellen Unterstützung abhängig mache, die sic von der französischen Negierung fordern werde. Man nutzt tn der Pariser Presse antzcrdem einer bisher unbe stätigten Meldung der Agentur Nadto grotze Bedeutung bei, wonach ein neuer deutsch-ungarischer Handels vertrag auf der Grundlage der Meistbegünstigung am 10. März in Berlin unterzeichnet werden solle. Man be tont in diesem Zusammenhang, das; die Bestätigung dieser Nachricht jede Aussicht aus den Zusammenschlub der Donau staaten zunichte machen würde. Bulgarien verlangt Einbeziehung Sofia, 10. März. In bulgarischen Neglcrungskreisen Ist man sehr unangenehm davon berührt, datz Bulgarien — obwohl es ein an der Donau liegender Agrarstaat ist — nicht zur Beteiligung an Tardieus Donaubundplan auf gefordert worden ist. Die Opposition wirst dem Minister präsidenten vor, datz Bulgarien wieder einmal isoliert und vernachlässigt worden sei. Die Presse glaubt In dem Zusainnicnschlutz ein geeignetes Mittel zur Behebung der bulgarischen Wtrtschastsnötc zu scheu und arbeitet mit der Behauptung, datz Italien und England — ebenso natürlich die Tschechoslowakei — sür die französischen Vor schläge seien. Die Regierung hat ihren Pariser Gesandten beanstragt, Ausklärnng zu erbitten und die Einbeziehung Bul gariens in den Plan zu »erlangen. Der bekannte Autzcnpolitiker Sakasoff hat dagegen bei ter Aussprache tm außenpolitischen Ausschuß den Donau Nrr slwmiWe „Bund des Zedrs" Sie Wterortinde der pMschen Morde tn Tokio London, 10. März. Die „T i m e s" bringt Enthüllungen ihres Berichterstatters in Tokio über die Hintergründe der jüngsten politischen Morde in Japan. Sic berichtet, datz die japanischen Behörde» aus die Spuren einer geheimnis vollen Organisation gekommen seien, die sich „Bund des Todes" nennt. Die beiden Mörder des ehemaligen Finanz ministers Inouye und des Barons Takuma Dan ge hörten diesem politischen Gehcimbunde an, In dem, wie die japanische Polizei erklärt, unerfahrene junge Leute dazu überredet worden seien, für die Sache der Religion nnd der Vaterlandsliebe politische Attentate zu begehen. Das Treiben der Bande ist jetzt durch die Aussagen eines ihrer Angehörigen namens Unrosawa, der sich freiwillig bei der Polizei meldete, ausgedeckt worden. Der „Bund dcö Todes" erhielt, wie der Bericht der „Times" sagt, seine Waffen vom Bruder einer buddhistischen Priesters nnd einem japanische» Marineflieger. Der Priester hatte auf der Londoner Konferenz den Marine flieger kcnncngclcrnt und mit ihm, der die gleichen Ideen hatte, wie er selbst, den Grundstock zur Organisation des GchcimbundcS gelegt. In Japan schlotz sich den beiden ein Schullehrer an, der bei der ländlichen Bevölkerung für die Organisation warb. Der buddhistische Priester suchte unter den Gläubigen Anhänger. Der Marineflieger fand bet den Kämpfen um Schanghai am ». Februar den Tod. Rier Tage später erschoß eines der Mitglieder d«S Bundes den srüberen Finanzminister. Einen Monat darauf wurde von einem anderen Ange hörigen der Geheimorganisation der Baron Takuna Dan getötet. Die Polizei fahndet nach dem Priester und dem Lehrer. Sie hat bereits zwei Politiker verhaftet, die -em ,Mmd des Todes" nahe gestanden haben. Deutsche Sntereffen tn China vraklwolSaug unaorar »orllaor Svkrlttloltuog Berlin, io. März. Der „Matin" verbreitet heute die Meldung, daß Deutschland den EhIncsen eine W-Mil- lionen-Gold-Lollar-Äulethe gewährt habe, um sich Einfluß in China zu sichern. Demgegenüber wird jetzt von führen der indttslrtcller Leite festgcsteilt, datz es sich um ein seit Jahren zwischen chinesischen und deutschen Wirtschafts- kreisen besprochenes Projekt handele, nach dem die deutsche Industrie beanstragt werden sollte, die Finanzierung der Errichtung eines großen Hochofen-, Stahl- und Walzwerkes tn China zu übernehmen. Zur Finanzie rung wären in der Tat 20 Millionen Gold-Dollar notwendig gewesen. Es handelt sich um nichts anderes als um den selbstverständlichen Versuch der deutschen Wirtschaft, im Chinagefchäst nicht a u s g c s ch a l t c« zu werden. Ans diesen Gründen ist seinerzeit ein entsprechender Vorvertrag mit chinesischen Wirtschastskrciscn seitens der deutschen Industrie geschlossen worden. Die heutigen Verhältnisse in China ge statten cs aber wohl zur Stunde nicht, das Projekt weiter- zusührcn, da die chinesische Wirtschaft durch die Inter ventionskriege der Japaner iu Verwirrung geraten ist. Keinesfalls kann eö sich aber, wie der „Matin" aus durch sichtigen Gründen schreibt, darum handeln, datz Deutschland gewtssermaftcn eine Staatsanleihe an China gegeben habe. Dan-itenüberfall auf General Honfcho Mnkden, 10. März. Nach einer Meldung der japanische» Nachrichtenagentur wurde der Sondcrzug, tn dem der japa nische Oberbefehlshaber General Honscho nach der Teil nahme an den Feierlichkeiten aus Anlatz der Elnsetzung des vormaligen Kaisers P n y i als Herrscher der Mandschurei von Tschangtschun nach Mulden zurlickkchrte, von etwa 800 berittenen Banditen angegriffen. Einer herbeigeeiltcn Abteilung japanischer Truppen gelang cs, die Angreifer zu vertreiben. Seit» gegen die Ermsftt ln Amerika Washington, 10. März. Offenbar unter dem Eindruck der Entführung des L i n ü b e r g h-Babys hat das Reprä sentantenhaus sich heute zu einem energischen Schritt gegen das Erpressernnwesen ln den Vereinigten Staaten entschlossen nnd ein Gesetz angenommen, das die Absendung von Drohbriefen zu einem Verbrechen gegen den Bund erklärt, das mit 20 Jahren Gefängnis und 5000 Dollar Geldbuße zu bestrafen ist,