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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320309014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932030901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-03
- Tag 1932-03-09
-
Monat
1932-03
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1932
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Drodaer Nachrichten Mittwoch. S. Mir, 1«r Nr. «« SeN» 2 Minister Klams sprich» Im Arkus Sarraiani in Die Antaten -es schwedischen Massenmörders von Sydow Stockholm, 8. März. Wie bereits kur, gemeldet, wurde das Mitglied der ersten Kammer des schwedischen Reichstages, der ehemalige Vorsitzende de» Schwedischen Segen das System der 9. November In einer Versammlung der Gruppe Striesen Deutschnattonalen ÄolkSpartei gemeinsam der Kameradschaft Striesen de» Stahlhelm» sprach Dienstag in Hammer» Hotel an Stelle de» und ihn finanziert hätten mit Beitragserhöhung und Leistungsabbau. Der Redner schilderte bann noch im einzelnen eine Reihe von Fällen marxistischer Mißwirtschaft in Braun schweig. Seine Ausführungen mündeten in das Deutschland lied. Sie wurden mit starkem Beifall ausgenommen, der besonders lebhaft wurde, als ein Schulknabe dem Minister einen mit den braunschweigischen Farben geschmückten Blumenstraub überreichte. Landtagsobgeordneler Kun;, Zwickau, sprach daö Schlubwort. Er nahm zunächst schars Stellung argen den Dresdner Oberbürgermeister Dr. Külz und da» von ihm erlassene Plakatverbot. Er schilderte im Zu- sammenhaiig damit den Kampf des Systems gegen den Nationalsozialismus: aber stärker als alle Verbote sei der entschlossene Wille des Volke», mit diesem System endlich Lchlub zu machen. Der Nationalsozialismus wisse, dab der Weg Deutschlands zur Freiheit schwer sein und Opler for dern werde,- er betrachte als sein Ziel, da» Verbrechen des l>. November 1018 zu sühnen. Die Nativnalsozialisten wünschten, dab Hindenburg nicht vor den Vertretern de» Systems blinde,- zu dem GcneralscldmarschaN blickten sic mit unveränderter Ehrfurcht aus. Tressen aber wollten sie den Marxismus, dessen Vertreter schreiben, sie hätten keine Verpflichtung gegen Volk und Vaterland, sondern nnr gegen das internationale Proletariat. Mit solchen Kräften könne man niemals einen gesunden Staat aufbanen: die gesunden nationalen Strömungen mühten zum Tragen gebracht werben, wie sie sich im Nationalsozialismus zusammen ballen. Die Rede klang aus in einem Bekenntnis zu Adolf Hitler. Mit dem Gesang des Horst-Wcssel-LicdeS wurde die Versammlung beendet. Slaalsminisker Klagges da» Work. Die ReichSpräsidcntenwahl, begann er, sei für die Nationalsozialisten der Griff nach der Macht. Die Maß nahmen, die die Linke gegen den Vormarsch der Hitlcr- bcwcgung treffe, wie die Bildung der „Eisernen Front" und ähnliche Organisationen, könne man kennzeichnen mit dem einzigen Wort „Angst". Die Zeiten, in denen man mit Uniform-, Abzeichen-, VersamnilungS-, Plakatverboten und Schikanen die Nationalsozialisten hemmen könnte, seien vor- über. Aus der anderen Seite sei das System, das mit dem ll. November an» Ruder gekommen sei, völlig bankrott. Tie Notverordnungen der Regierung Brüning enthielten manche Einzelzügc, deren Grundgedanken man zustimmcn könne, wie der Abbau der Zinsen, der VollstreckungSschutz fü. die Landwirtschaft und verwandte Tinge. Diese Maß nahmen seien aber geistige Anleihen bei den Forderungen des Nationalsozialismus, die allerdings durch die unvoll kommene Ausführung durch das System Brüning ihrer Wirksamkeit beraubt und dadurch diskreditiert würden. Ein System wie das heutige könne überhaupt nicht an da» Grundübcl rühren, weil eS sa selber erst aus ihm her- vorgegangcn sei. Die Unterzeichnung des Versailler Ver trages sei die GcbnrtSstunde des System». Solange die KriegSschnldlüge nicht widerrufen, der Versailler Vertrag nicht beseitigt lei, sei eine Gesundung nicht möglich. Die Parteien, die sich heute hinter Hindenburg stellten, seien diejenigen, die die ErsüllungSpolitik gerühmt hätten, die noch beim sjoungplan mit heuchlerischen Rcchenknnstslückchen dem - - der eine Kugel in den Kops. Er starb nach wenigen Minuten. Weiter ist ermittelt worden, daß der Mord an Hjalmar v. Sydow und seinen beiden Hausgenossinnen nicht durck Erschießen verübt wurde. Alle drei sind erschlagen worden. Zur Zeit des Mordes befand sich die Frau de» snngcn von Sydow In der Wohnung, doch ist anzunehmen, daß sie in der sehr ausgedehnten Wohnung von der Untat ihres Gatten nichts gemerkt hat, und baft ihr die Tragödie bi» zuletzt unbekannt blieb. Nach der Verübung -eS Ver brechens fuhr Fredertk mit seiner Frau sofort nach Upsala, belegte dort ein Hotelzimmer und begab sich dann, nachdem beide sich gut umgekleidet hatten, ins Restaurant, wo er im voraus ein sehr üppiges und sehr reichhaltige» Souper bestellt hatte und wo sich dann der Schlußakt abspielte. Die Stockholmer Polizei ist nach den letzten Ermitt lungen zu der Ueberzengung gekommen, batz von Sydow drei wettere Personen, ein alte» Ehepaar Zetterberg «nd ZetterbergS Schwägerin, am Sonnabend ermordet hat. Von Sydow hatte von Zetterberg Geld geliehen und diese» nicht zurückgezahl«. Zetterberg hatte einige Tage vor seinem Tode den alle» KrciSrichter von Sydow besucht, offenbar um ihn um Bezahlung der Schulden seines Sohne» zu bitten. RatioimIWMtiktde Kundsebmig Die Dresdner Nationalsozialisten veranstalteten am DienStag im Zirkus Sarrasani eine Kundgebung zur ReichSpräsidcntenwahl, an der rund 4300 Personen teil nahmen. Sie war umrahmt von schneidigen Märschen einer SA.-Kapelle und eines SpielmannSzugeS. Der Propaganda, letter der Ortsgruppe Dresden, Leschke, der sie eröffnete, gab bekannt, der Dresdner Oberbürgermeister Dr. Külz habe am DienStag das Plakat: „Wir wählen Hindenburg — Wir wählen Hitler", das eine Gegenüberstellung ver schiedener Köpfe bringt, verboten, obwohl diese» Plakat vom Polizeipräsidium ausdrücklich geneh migt worden sei, und damit seine Befugnisse weit überschritten. Er habe die Plakatabteiluna der Dr. Güntzschen Stiftung angewiesen, diese Plakate sofort zu überkleben, und ferner angeordnet, daß für die Dauer de» Wahlkampfes der Verwaltung der D r. Güntz schen Stiftung alle Plakate vorzu legen seien. Obendrein habe der Oberbürgermeister dem Personal der Tr. Güntzschen Stiftung seine schärfste Mißbilli- gung ausgesprochen und dem Personal im Wiederholungs fälle die schärfsten Maßnahmen angedroht. — Tie Bekanntgabe dieser Tatsachen löste in der Versamm- lung lebhafte Entrüstung aus, die sich in erregten Zwischen- rufen Lust machte. Von lebhaftem Beifall begrüßt, nahm sodann der braun- schweigische der mit am . erkrankten Landtagsabgcordnelen Syndikus Tögel lEoßmannsdorsj Schriftsteller Karl Knietzsch zur NcichSpräsidentenwahl. Es gehe nicht nur um die Wahl des Rctchsoberhaupte», eS handle sich darum, Gericht über ein System zu halten, das Deutschland in tiefste Sklaverei geführt und ihm eine ArbeitSlosenzifser von über 8 Millionen gebracht habe. Schritt für Schritt ließ der Redner die Marksteine de» deutschen PassionSweges wieder erstehen. Man müsse die Worte de» französischen MarschallüFoch recht ausdci trn, der >Si8 nicht nur einen deutschen Erfolg noch für mög- lich gehalten, sondern geäußert habe, auch nach dem 9. No- vember habe dem deutschen Volk ein Gambetta gefehlt. So kam e» zum Polenaufstand, zur Unterschrift in Versailles, zum Nuhrcinbruch, zum Dawesplan, zu Locarno, Genf, Thotry und Haag und zum Aoungplan, dieser kunstvollsten Maschine zur Vernichtung Deutschland». Trotz aller Schmähungen hätten Hugenberg und die nationale Oppo- Ntion alle Folgen dieser .ErsüllungS"-Politik voraus- gesehen: Ueberschuldung der Gemeinden und des Staate», Uebcrsremdung der Wirtschaft und bas Sterben de» Mittel stände», bas seien die Anzeichen des jetzigen System». Keine fremde Macht der Welt könne un» retten, nur wir un» selbst mit dem GlaubenSbekenntni» zur deutsche» Idee. Um so verwerslicher sei «s. wenn die Genossenschaft der Nevolutionsnutznießer jetzt die Flucht in eine Aus nahmestellung hinter Hindenburg antrete. Der national« Block wiße sich gegen die geplante Auslockerung der Rech ten zu wehren und sei der Felsen neu erwachenden rabi- kalen deutschen Bürgertum». Er laste e» ntcht zu, daß bl« Fortsetzung der vrüningschen Politik mit einem von ihm verehrten Namen geschehe. Schon mit der Kandidatur Duesterberg beginne da» deutsche Volk, die große» politischen Fragen dieser RetchSpräsidentenivahl zu be- greisen. Der Systemkandtdatur Hindenburg stehe die Neber- zeugungSkandtbatur Duesterberg gegenüber, die der Schwarz- wcißrote Block als Verwalter besten deutschen Erbgutes bewußt abseits von Partetkämpsen und Vernebelungs künsten des Systems ausgestellt habe. Den Ausführungen dankte begeisterter Beifall. — Vorher sprach der Vorsitzende der Strtesener Gruppe, Richter, einleitende Worte und gedachte des Heimgegangenen Königs Friedrich August von Lachsen, dem das Sachfenvolk in Verehrung und Ein mütigkeit auf seinem letzten Wege gefolgt sei. Die Ber- sammlnng ehrte da» Andenken de» verstorbenen Herrscher» durch Erheben von den Plätzen. An die Anssühruugcn de» Redners schloß sich eine Aussprache an. Stntrnbma-KMgebtma ter Deutschen NvlkSvarlei Im vollbesetzten Saale der Dresdner Produktenbörse veranstaltete der Wahlkreisverband Ostsachsen der Deutschen VolkSpartet am DienStag eine Kundgebung für bte Wiederwahl des Reichspräsidenten von Hindenburg. Eine Musikkapelle leitete den Abend mit vater- ländischen Weisen ein. Am Rednerpult war das Bild Hindenburg», umgeben von Fahnenband in den schwarz- weiß-roten Farben, angebracht. Der Ortsgruppenvorsitzende, Ministerialdirektor Dr. Schettler, betonte in seiner Begrüßungsansprache, daß es gelte, heute ein Bekenntnis für Hindenbura abzulegen. Als in der letzten Silvesternacht Millionen und aber Millionen seine» Worten lauschten, hätte niemand e» für möglich gehalten, daß eS überhaupt nötig sei, ein Be kenntnis für ihn noch besonders zu verlangen. Man habe unter dem Eindruck gestanden: Wir hören hier Alldeutsch land» Stimme. Heute aber werde derjenige, der sich zu Hindenburg bekenne, als Sozialdemokrat oder der Sen timentalität verfallen hingestellt. Er, der Redner, miste sich frei von sozialdemokratischen Anschauungen, ebenso wie Hindenburg frei davon sei. Wenn aber sentimental sein solle, sich zu einem Manne zu bekennen, der durch seine LebenSleistung und durch den Adel seiner Persönlichkeit da» Symbol de» deutschen Wesens geworden sei, dann wolle er gern sentimental sein. Wenn es aber, was er nicht glauben könne und wolle, wirklich dazu komme, daß sich die Mehrheit de» deutschen Volke» von Hindenburg abwenbe, dann müßte daS deutsche Volk aufhören, von deutscher Treue zu singen und zu sagen. — Nun ergriff, von lebhaftem Bei fall begrübt, Relchsfinanzmlnlster a. v. Dr. Moldenhauer, M. d. da« Wort. Er legte dar, daß dem Kampf um die Reichs präsidentenwahl, der so gewaltig und leidenschaftlich ent brannt sei, Ideen untergelegt würden, die ihm an sich nicht innewohntcn. Tie Gegner Hindenburg» sagten, eö handle sich nicht um die Person des Reichspräsidenten, sondern um den Kamps gegen das System, das nun beendet werden mülle. Aber man brauche nicht blind zu sein gegen die Fehler der Verfassung und ihre Handhabung und könne trotzdem für Hindenburg cintrctcn, weil der Reichspräsident mit diesen Fragen unmittelbar nichts zu tun habe. Auch Hitler würde als Reichspräsident ohne den Reichstag nicht» ändern können, wenn er wirklich legal regieren wolle. Da her sei es ein Unsinn, zu sagen, daß um das System ge kämpft würde. Vielmehr werde darum gekämpft, ob die Entwicklung in Deutschland auf dem Wege der Evolution sich vollziehen oder ob wir in daS Abenteuer gewaltsamer Handlungen hlneingestürzt werden sollten. Wenn gesagt werde, wer für Hindenburg kämpfe, der kämpfe für Brü ning, so sei das auch «ine vollkommene Verkennung der staatsrechtlichen Stellung des Reichspräsidenten. Im par lamentarisch regierten Staate müsse man Präsident und Kanzler durchaus trennen. Die Deutsche Volkspartei habe sich rückhaltlos für Hindenburg entschieden, obgleich sie im Reichstag ihre Stimme kür daS Mißtrauensvotum gegen Brüning abgegeben habe. Au» dem lauteren Charakter beS Reichspräsidenten sei e» zu begreifen, daß er Brüning nicht entließ, um sich nicht sagen zn lassen, daß er durch die Opferung seines Kanzlers den Weg zur Wiederwahl er kauft habe. Dankbarkeit und Treue gegen Hinden burg seien in erster Linie die Gründe gewesen, warum er wieder ausgestellt morden sei. Hindenburg habe un» am Kriegsende vor dem Bolschewismus bewahrt, als er an der Spitze des Heere« blieb und Pflicht und Vaterlandsliebe Uber alle« gestellt habe. Er sei ein Vorbild, wie e« größer und gewaltiger kaum je ein Mensch gegeben habe. Ein Volk, daS seine großen Männer verkäste, werde eines Tage« dafür büßen müllen. Man sehe in Hindenburg die Verkörperung der besten Tugenden des deutschen Volkes. In diesem Manne lebe die ganze große deutsche Geschichte. Er gebe uns den Glauben, daß wir wieder aus der Finster nis zum Licht kommen. Nach starken ZusttmmungSäufternngen sang die Ver sammlung da» Deutschlandlied Mit einem TrcucgelöbntS für da« deutsche Vaterland und Hindenburg, das in Hoch rufen zum Ausdruck kam, schloß der Vorsitzende die Kund gebung. Arbeitgeberverbande«, Hjalmar v. Sydow, in seiner Stockholmer Wohnung ermordet ausgesunden. Außer ihm wurden auch seine beiden Dienstmädchen er mordet. Ueber diese Verbrechen liegen s-tzt aulklärende Meldungen vor. Di« Stockholmer Kriminalpolizei hat etn- wandsre« sestgestellt, dab der dreifache Mörder der eigene Sohn EydowS, der Stjährige Student der Siechte, Krederik von Sydow, ist, der als Lebemann bekannt war und sich fett längerer Zeit mit seinem Vater überworscn hatte. Sofort nach dieser Feststellung wurden zunächst in allen größeren Restaurant» von Stockholm Nachforschungen angestellt. Al« die Fahn- dungsaktion in Stockholm ohne Ergebnis blieb, wurde die Polizei in Upsala verständigt. Dort ermittelte man den Täter zusammen mit seiner jungen Frau und einigen Freunden in einem der bekanntesten und ältesten Restaurants. Gegen 10 Uhr abends erschienen in der Vor halle de« Restaurant» zwei Kriminalbeamte und ließen Sydow herausbitten. Sydow erhob sich sofort von der Tafel und ging, von seiner Frau gefolgt, in die Halle, wo ihm bedeutet wurde, dab ein Herr im ersten Stock aus ihn warte. Sydow machte zuerst Miene, in den ersten Stock hinaus- zugehen, während seine Gattin in der Diele auf einem Sessel Platz genommen hatte. Plötzlich wandt« er sich jedoch wieder um, küßt« seine Fra» «nd gab bann, ohne ein Wort z« sagen, «inen Schuß aus sie ab, der sie in« Herz tras und aus der Stell« tötete. Dann setzte er den Revolver gegen feine eigene Schläfe und jagt« sich Nun soll diese Einseitigkeit, wie angekünbtgt wird, noch unterstrichen werden dadurch, daß man dem amtierenden Reichspräsidenten demnächst Gelegenheit gibt, im Rundfunk einen „Rechenschaftsbericht" abzulcgen. Der Gedanke ist an und für sich nicht glücklich, denn Hindenburg hat eS ntcht nötig, den Wählern „Rechenschaft" abznlegen, wie irgendein Generaldirektor seinen Aktionären. Wenn un» aber schon diese Art von Rundsunkpropaganda nicht erspart bleiben soll, daun muß mit allem Nachdruck verlangt werden, daß der Rundfunk in gleicher Weise auch den übrt. aen Kandidaten e t n g e r ä u m t w t r b. Ob der staat». feindliche kommunistische Bewerber auszuschalten wäre, ba tst eine Erwägung besonderer Art. Aber Hitler und Duester berg darf die innenpolitische Gleichberechtigung auf keinen Fall verweigert werden, die wir von unseren außenpoli tischen Gegnern al» eine Selbstverständlichkeit fordern. Daß diese Auffassung nicht nur in oppositionellen Kreisen herrscht, beweist folgende Zuschrift, die die für Hindenburg eintre tende „Kölnische Zeitung" veröffentlicht: „Stellt den Rund funk nun endlich in den Dienst der geistigen Wahlschu- luna! Etwa so: Man halte eine ntcht zn knapo bemessene Zeitspanne überall für eine „Reichösendung" frei; diese Zeitspanne verteile man unter alle amtlich zngelastenen Präsideniichastskandidateu gleichmäßig: die Reihenfolge lass« man erlösen. Vorzensur ist unzulästig,- die Verantwortung für etwaige strafrechtliche Verstöße in der Rede trägt allein der Redner. Es ist ein Wagnis, und manchem politischen Hasen mag daS Herz dabet bibbern: aber Millionen Wähler blind wählen lassen, ist ein weit größeres Wagnis und könnte zur verhängnisvollen Schuld derer werden, die sich -em Verlangen nach Mtkrophvnsreihcit der Präsidentschafts kandidaten entgegenstemmen!" Eine andere Unverständlichkeit diese» Wahlkampfe» ist die besondere Propagandatätigkeit des Reichskanzler». Daß die Reichsminister in dieser von dringenden Ausgaben aller Art angesttllten Zeit jo viel Volke einrcdcn wollten, Deutschland sei durchaus Lage, jährlich mehr als zwei Milliarden Tribute zu be zahlen. Ausführlich beschäftigte der Redner sich dann mit ber Außenpolitik de« Reichskanzler« Brüning. Der Kanzler habe mit Bezug auf die Tribute da» große Nein aus gesprochen: die geplante große Tributkonferenz aber, auf der das deutsche Nein ausrechterhalten werden mülle, habe noch gar ntcht stattgelundcn. Sie sei durch französische Regie künste bis aus den letzten Tag vor Ablauf de« HooverjahreS verschoben worden, damit Frankreich den größtmöglichen Druck aus Deutschland auSiibcn könne. Als Hoover daS Tributfeiersahr verkündete, hätte die NeichSregierung sofort vorbehaltlos zustimmcn müssen: dann wäre der Poungplan zerrissen gewesen, und es wäre wahrscheinlich nie wieder zu Tribntzahlnngen gekommen. Nun komme eS darauf an, zu welchem Zeitpunkt und von wem das deutsche Nein aus gesprochen werde. Der. ber dieses Nein mit Erfolg anS- sprechen könne, weil hinter ihm die aufstrebenden Kräfte des Volkes geschlossen stünden, sei Adolf Hitler, und sonst niemand. Deshalb träten die Nationalsozialisten für Hitler als Reichspräsidenten ein. Den zweiten Teil seiner Rede widmete KkaggeS den Verhältnissen in Braunschweig. ES sei für einen National sozialisten gewiß keine reine Freude, heute an einer Länder regierung verantwortlich beteiligt zu sein: erst wenn die Nationalsozialisten auch im Reiche die Macht in Händen hätten, sei es in den Ländern möglich, grundsätzlich natio nalsozialistische Politik zu treiben. Deswegen sei man aber nicht etwa zur Tatenlosigkeit verurteilt. Die Einnahmen de« Landes Braunschweig seien von 07 Millionen Mark aus 47 Millionen gesunken. Dennoch sei durch strengste Spar samkeit erreicht worden, -aß zum erstenmal seit sieben Jah ren dem Landtag ein ausgeglichener Haushalt vorgelcgt werden konnte. DaS Sparen hätte man bei den Minister- aehältern begonnen: Braunschweig sei heute da» einzige deutsche Land, da» keinen Beamten mehr habe, ber mehr al« 12 000 Mark sährlich beziehe. Eine sozialdemokratische Regierung, erklärte ber Minister, werbe in Braunschweig nie wieder kommen. Man habe gesorgt kür Sauberkeit in ber Verwaltung, angekangen beim Präsidenten ber Rraunlchweigilchcn Staatsbank, der kür sich selbst sebr er folgreich tätig gewesen sei, bis zu den OrtSkrankenkallen- gewaltigen, die einen viel zu großen Niesenpalast gebaut Muße habe«, «m da» Land al» Redner zu bereise«, muß schon verwundern. Brüning ist aber nicht nur ReichSkanz- ler, sondern auch Außenminister. Ihm obliegt die Verant wortung für die Verhandlungen in Genf, die gerade jetzt in ein wichtige» und gefährliches Stadium treten. Man sieht auch, daß der ebenfalls mit Wahlsorgen belastete französische Ministerpräsident Darbte» so oft al» möglich dorthin eilt, um die Interessen seine» Landes persönlich zu vertreten. Ihm gegenüber steht eine von Botschaftern geführte deutsche Abordnung, deren Mangel an persönlicher Autorität sich schon wiederholt nachteilig fühlbar ge macht hat. Und für Deutschland sind die zu treffenden Entscheidungen sicher viel schwerwiegender als für Frankreich. Da» hindert aber den deutschen Außen- Minister ntcht, seine Arbeitskraft vornehmlich der Innen politik und dem Wahlkampf zu widmen. Vier Kanzlerreden sind bis zum 13. Mürz angekündigt. Heute da und morgen dort. Viermal wird Dr. Brüning daS UnschlbarkeitSdogma für seine politische Führung und sllr sein System in der be- kannten Weise in Anspruch nehmen. Während die Reichs- und die Außenpolitik mehr al» je einer stark führenden Hand bedürsen. Wie gesagt:' der politische Untertanenver stand begreift da« nicht. Er versteht auch nicht, baß bte Linke in Umkehrung ihrer Methoden von 1928 unter Mißbrauch des Namen» Hinden burg die Führer der nationalen Opposition, Duesterberg und Hitler, hemmungslos vor dem In- und Ausland ver leumden und beschimpfen darf, während umgekehrt jede in der Hitze des Gefechts gefallene rednerische Entgleisung eines OppvsitionSrednerS al» Beleidigung Hindenburg» an den Pranger gestellt wird. Uebcrall, in allen Einzelheiten dieses Wahlkampfe», vermißt man den Grundsatz: Gleiches Maß für alle! Wir sind überzeugt, wenn Hindenburg davon wüßte, er würde von solchen Methoden «drücken. Denn sie sind ntcht ritterlich. Und sie schaden im Endergebnis weniger der nationalen Opposition, als ber historischen Gestalt Hin denburg».
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