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Anitas, II ÜMSrz 1932 7«. gaheaaos. Str. iro kll Gegrünöet 18S6 »NI« «. SeNag! LIepI« « Neilvaidt, Leesden. Poftlchtck-Slo. >0«» DeeRiei, «achdru« nur mil deull.0uettenang»b« (Dre«dn. Rache.» jaI3,ttg. UnveNangl« Echrtltstücke werden nichl auliewahrt Dra-Iantchetsti RachSchle« Deelden tzernwrecher-Lammelnummer: »»»«» Rur Mr «achl,e!pidche: «r.»00l» EchryNeNune u. HaupIgeIchLN«lteN«: Dretde« - S. I, Marienftrate »»/«» ÜNUgsgetiü-r iet tigNch «»«Imilllser Zustellung monatlich >.»a llstk. letnIchlleUIch 70 VI-. für »rügen lohn», durch Vollbezug 5.«0 Ml. einichliehllch »» Vlg. Postgebühr lohne Postjustellungggebühr» bet 1 mal wSchenlllchem verfand. Singelnummer >0 Vlg., auberhalb Lochien« l» Pfg. Rnzeigenpreye: Ll« etnlpalllge 30 mm brett« Zelle 3b Pfg., für autioürt« «a Psg., die so mm breit« Reklame,eile «00 Vlg., außerhalb >»0 Big. ab», »rtlenablchlag l«. lartl, gamtlienan,eigen und Liellen,etliche ohne Rabatt U Ptg., auherhald Sb Pt». Otlertengebühr 30 Vlg. il»«willige Ruttrige gegen «orau«be,ahlun^ Genfer MentMel-ung im Fernost-Kenflikt Ergebnis: eia nenn öenberaliMuß Genf, 10. März. DaS Präsidium der BölkerbundSver- sammlung hat am Donnerstag einen EntschließungSentwurs angenommen, der den Abschluß der Beratungen der Ver sammlung und die Grundlage siir die wettere Behandlung -eö FernoststreltfalleS durch den Viilkerbunb festlcgt. Die Entschließung betont den verpflichten den Eharak- ter der Grundsätze des Völkerbundsvertrags und bemerkt, das, alle Mltgltcdstaatcn verpflichtet sind, keinerlei Ab kommen anzuerkcnnen. das im Gegensatz zu den Bestimmun gen des VölkcrbundSvertragü steht. Wird weiter daraus htngewtelen, das, dte Regelung des sapanisch-chtnesischen Streitfalles ntcmals mit Waffengewalt gesucht werden kann. Dte praktische Bedeutung der Entschließung liegt in der Einsetzung eines SouberauSschusfeS von IS Mitgliedern, der aus dem Präsidenten der Vollversammlung, den zwölf Mitgliedern des Völkerbundsrates und sechs von der VölkcrbundSversammlung zu wählenden Vertretern bestehen soll. Diesem Sonderausschuß werden weitgehende Voll machten eingeräumt. Er soll einen Bericht über die Ein stellung der Feindseligkeiten und über den Abschluß eines endgültigen Abkommens erstatten, die Durchführung der bisherigen RatSentschetdungen zum sapanisch-chtnesischen Konflikt überwachen, ein allgemeines Abkommen zur Rege lung des TtrettsalleS auöarbeitcn und, wenn notwendig, ein Rcchtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs im Haag einsordern. Der Sonderausschuß wird ermächtigt, alle not wendigen Maßnahmen der Vollversammlung vorzuschlagcn. Er muß spätestens bis zum 1. Mai 1v:l2 der Vollver- sammlung einen ersten Bericht über die Gcsamtlage er statten. Die Bölkcrbnndövcrsammlung tagt weiter. Der Präsident wird ermächtigt, die Vollversammlung, wenn er forderlich, von neuem wieder zusammcntrctcn zu lassen. japanischer Mißerfolg bet Schanghai Moskau, IN. März Die Telegraphenagentur der Sowjet union teilt mit, daß ein Angriff japanischer Truppen auf Taincan l'?i von chinesischen Truppen abgeschlagen worden sei. Die japanischen Truppen hätten große Verluste erlitten. An anderen Stellen sei es zu kleinen Zu sammenstößen zwischen Japanern und Chinesen ge kommen. MauMkr Drink aut tiS Mimlland MnIegmil>mberbe«NlbtnMhrWSmrtelkn Berlin, IN. März. Wie aus Memel berichtet wird, lassen eS die privaten Rachrichten, die aus Gens in Memel ctn- trcssen, fraglich erscheinen, ob der Druck, de» dte ttnter- zeichnermächte der Mcmelkonveniton ans Litauen anSiibcn, genügen wird, damit an Stelle von Slmmat eine den M e h r h e t t ö p a r t e i c n angchörendc Persönlichkeit Prä sident des Direktoriums -es Mcmelgcbietcs wird. Da Litauen nach wie vor aus Simmat als Präsident besteht, werden die Mehrheitsparteien vor eine schwierige Ent scheidung gestellt. Wenn sie Simmat ablehnen, wird natürlich ein rein g r o ß l t t a u i s ch e S Direktorium ge bildet und der Landtag aufgelöst. ES würde sich ein Wahl kamps ergeben, der unter äußerst schwierigen Umständen zu führen wäre, und nach -cm Znsammcntritt des nengcwählten Landtages würde der fast aussichtslose Kamps um die Bildung eines Direktoriums von neuem beginnen. Inzwischen hätte aber das großlitauischc Direktorium ans allen Gebieten der Verwaltung vollendete Tatsachen geschaffen. So ist es jetzt dahin gekommen, daß man im Memelgebict tatsächlich dte Möglichkeit erörtert, ob die Mehrheitspartcien sich mit Simmat einverstanden erklären könnten. Das lönntc natürlich nur unter der Voraussetzung geschehen, daß die Mehrheitspartcien die Mehrheit in diesem Direk torium erhallen und daß diesem Direktorium Simmat nicht das Vertrauen ausgesprochen wird, sondern daß die Land- tagsmchrheit zunächst den Versuch macht, wie weit mit einen, solchen Direktorium zusammengcarbcitet werden könnte. Jedenfalls ist infolge der Entwicklung, die die Dinge in Gens genommen haben, die Ablehnung von Simmat, dte jetzt so gut wie sicher schien, fraglich geworden. Nach Meldungen a«S Kowno soll eine Einigung zwischen dem Landcspräsidenten Simmat und den Mehr heitsparteien in Memel wegen der Bildung des Direkto- rinmS unmittelbar bcvorstehcn. Nach einer längeren Unter redung, die zwischen dem LandcSpräsidentcn nnd dem Prä sidenten des Landtages, v. Dressier, stattsand, sei angeblich die Sachlage bereits so weit geklärt, daß das Direkto- rinmauS fünf Personen bestehen solle, und zwar auö dem Landcoprä'sldcnten, drei Mitgliedern der Mchr- heitSvarteien und einem Mitglied des litauischen Blocks. Die Nominierung der drei Mchrheitopartciler soll in aller Kürze erfolgen. Eine Mcmcler nationallitauische Zeitung meldet heute: Der Präsident des Direktoriums, Simmat, hat gestern den LandcSrat TolischnS znm Mitglied des Direktoriums deö Mcmelgcbietcs ernannt. — Diese Ernennung bedeutet eine vollkommene Brüskierung der Mehrheitöparteien, deren Vertreter noch gestern nnd heute mit Simmat über die Bildung des Direktoriums verhandelten. Dabei ver schwieg Simmat ihnen dte von ihm bereits gestern vor genommene Ernennung des LandesratS Tolischuo zum Mit glied de« Direktoriums. Auch der Gouverneur hat dem Präsidenten des Landtages bet den heutigen nnd gestrigen Besprechungen über die Ernennung TolischnS' nichts ver lauten lassen. Um den französischen Senaubundptan Genf, lt>. März. Der ungarische Außenminister Walko reist nach Paris, um mit Tardieu wegen der französischen Tonaubundplänc in Fühlung zu trete«. Der englische Außcnmtntstcr Simo n wird am Freitagabend nach London zurückkehren und mährend eines kurze» Aufenthaltes in Paris über diese Fragen mit Tardieu Besprechungen führen. Aus London wirb gemeldet: Das Schriftstück, in dem Tardieu dem englischen Außenminister seinen Donau- bund-Plan entwickelt, ist im Foreign Office eingctrosscn. Der Plan wird zur Zett eingehend geprüft. Es ist be absichtigt, dem englischen Außenminister Sir John Simon nach Gens eine Stellungnahme zn übermitteln. ES wird Simon überlassen bleiben, die weiteren Schritte z« tun. In London wird bestätigt, daß Deutschland von de« Plan aus geschlossen bleiben soll. Erweitertes SrstiindnlS »es Attentäters Stern Moskau» 1». März. Laut Mitteilung der Unter» suchnngSbehörden hat, wie dte Telegraphenagentur der Sowjetunion meldet, ber wegen des Anschlages aus den Bot schaftsrat v. Twardowskt verhaftete Student Stern ousgesagt, er habe da? Attentat unter Mitwirkung eines ge wissen Sergej Sergewttsch Wassiljew im Austrage einiger polnischer Staatsbürger verübt. Wassil jew wurde verhaftet. Ans Grund der Aussagen Sterns sei endgültig festgeftellt worden» baß bi« Tat nicht Twarbowski, sondern dem dentscheu Botschafter v. Dircksen «alt. Rach Ansicht b«S Täters hätte ein solcher Akt «ine ent sprechende außenpolitische Wirkung haben können. Die Bornntersnchnng steht vor dem Abschluß; die An gelegenheit wird von ber StaatSanwaltschast an das Gericht gehen, «nb zwar wird bi« Verhandlung vor dem Militär» kollegizu» beS Oberste« Gerichtshoses ber UdSSR, statt» finde«. _ BriandS Aufbahrung im Menlaal Paris, IN. März. BriandS Leiche ist heute früh vom SterbchauS in der Avenue Kleber nach dem Außcnministe- rium übergesührt und im llhrcnsaal ansgebahrt worden. Ministerpräsident Tardieu und mehrere andere Minister der Negierung waren bet der Ucbersührung zugegen. In allen Straßen, die der Zug passierte, wurde der Sarg von der Menge gegrüßt. Dte ehemaligen Mitarbeiter BriandS am Qual d'Orsay übernahmen die Totenwache: sic werden von einer Delegation ehemaliger Frontkämpfer abgelöst. Das Publikum ist zum Uhrensaal zugclassen. Die Kammer hat einen von der Regierung beantragten Kredit von ZMNütt Franken für eine nationale Leichenfeier für Briand bewilligt. — Der Senat hat aus Vorschlag des Senators Btcnvenu-Martin und zahlreicher anderer Sena toren mit Ml Stimmen gegen eine folgenden Gesetzentwurf angenommen: Aristide Briand hat sich um das Vaterland wohl verdient gemacht. In Durchführung dieses Gesetzes wird eine Tafel mit einer entsprechenden Inschrift in den Schulen und Rathäusern angebracht werden. Devettaiian Illr die Maleren SvmienS Madrid, Ist. März. Die zur Nachprüfung der Ber, antwort«»« für den Staatsstreich von 19SS eingesetzte Kom» Mission hat ihre« Bericht über die Strafen eingereicht, dte gegen die Urheber des Staatsstreiches, nämlich die Mit» alieber d«S Direktoriums Primo be Rivera und die den Diktatnrregiernngen vom Dezember Illkö bis Januar 19L8 angehörende« Minister verhäng» werden sollen. In dem Berich« wirb Deportation ans L0 Jahre mit dauerndem Verlust ber bürgerlichen Rechte für sämtliche Angeklagte gesorbert. Darunter besinden sich der «hemalig« König AlsonS. die General« Saro, Ealvacanti. Jriberic», vereng««», Jordan«, Amid» und viele ««der« Militär» xnd Llvilpersone«, Richt aus Liebe sondern aus Haß! Unter den Wählern, die nach ihrer Einstellung und Zu neigung ebenso wie vor sieben Jahren sür die Wahl Hin denburgs zum Reichspräsidenten eintrctcn möchten, gibt eS viele, die sich daran stoßen, daß sie diesmal in Wahlgcmein- schast mit den Sozialdemokraten kommen sollen. Sie haben nie in ihrem Leben ebenso wie die Marxisten gestimmt und schrecken auch jetzt vor dem Gedanken zurück. Daran ändert auch die Tatsache wenig, daß sich nicht Hindenburg so ge wandelt hat, daß er die sozialdemokratische Unterstützung findet, sondern daß umgekehrt die Sozialdemokratie ihre Parole von 1925 ins Gegenteil verkehrt hat. Offenbar ist hier der schwächste Punkt des von Brüning geführten Systemblockes im PräsidentschastSkampf. Die Sozialdemo kratie erleichtert ihm zwar die Arbeit, indem sie sich in der öffentlichen Propaganda zurückhält und ihren Wahlaufruf „Schlagt Hitler, darum wählt Hindenburg!" nur intern ver breitet. Immerhin empfindet man in der Mitte und Halb rechten diese Art von Wahlhilke nicht gerade angenehm. Man läßt sie sich gefallen, weil sie unentbehrlich ist siir den Erfolg, aber man geht mit Stillschweigen darüber hinweg in dem Gciiihl, daß bei dieser roten BundeSgenossenschast etwas nicht in Ordnung ist. Und dieses Mißtrauen weiter bürgerlicher Kreise hat seine Berechtigung. Man braucht sich, wenn man der sozialdemokratischen StcNnngnahmc aus den Grund geht, nicht bei der Gegen überstellung der giftigen Angriffe ans Hindenburg ans früheren Zeiten mit -er jetzigen Anerkennung seiner Per son und Präsidentschaft anszuhalten. Dieser scheinbare Ge sinnungswechsel ist nur ein neuer Beweis für die große Parteikatastrvphe der Sozialdemokratie, die längst kein Ge heimnis mehr ist. Immerhin verdient eS als merkwürdig stes Zeichen dieses Wahlkampfes sestgchaltcn zu werden, daß die Partei der Revolution durch den Vorstoß der nationalen Bewegung so an die Wand gedrückt ist, daß sie es nicht wagen kann, mit einem Linkskandidatcn hcrvorzntreten. Und daraus ergibt sich kür die Wähler, die noch nie mit der Sozialdemokratie paktiert, sondern sie immer be kämpft haben, mit Recht die Frage: Soll man mit der Ab stimmung am 18. März den stürzenden Marxismus stoben oder ihm wieder aus die Beine Helsen? Für die Sozialdemokratie stellt sich das Problem ein facher dar. und eS wäre sicher falsch, allzu große Erwartun gen ans den „Gewissenskonflikt" z» sehen, der auch in den Reihen ihrer Anhänger nicht anSblcibt. wenn es für die eingefleischten und zum Haß gegen alles Militärische und Autoritäre erzogenen Genoßen gilt, hinter den Namen Hin denburg ihr Kreuz zn malen. Bezeichnend für die Gefühle der SPD. bei dieser Wahl und für ihre Einstellung zu Hin denburg ist der Rat, den nach unwidersprochen gebliebenen Berichten Berliner Zeitungen ihr prcnßlscher FraktionSsithrer Hellman» in Bernau gegeben hat: „Genossen, ich weiß, daß cs euch hart ankommt und daß cö auch mich hart ankommt, Hin denburg zu wähle». Genossen, dann geht v o r d c r S t i m m- abgabc einen Schnaps trinken!" DaS wagt man Hindenburg zu biete», der sicher von keinem Oppositions redner so schwer beleidigt worden ist, wie hier von seinen sozialdemokratischen Wählern. Die Partciprcssc sucht ihnen den Entschluß auch zu erleichtern mit dem Hinweis aus dicTaktikder VorkricgSwahlcn. Die Lage der Sozialdemokratie im ganzen Reich Ist heute so wie damals in einem Wahlkreis, in dem sic nicht aus eigener Kraft in der Lage war das Mandat zu erobern. Dann war es ihre selbstverständliche Gewohn heit, denjenigen bürgerlichen Kandidaten zu unterstützen, der am weitesten links stand, um die Wahl des am weiteste» rechts Stehenden zu vereiteln. Dementsprechend wird jetzt Hindenburg empfohlen, um die Machtergreifung durch dte nationale Opposition zu verhindern. Vom sozialdemokra tischen Standpunkte ans ist dieser Vergleich und diese Be weisführung sicher nicht ungeschickt. Die Partei sieht im Nationalsozialismus ihren Hauptseind, nnd darum geht sie in bitterer Selbstverleugnung und Fortsetzung ihrer Tole- rlcrungSpolttik soweit,daß sie dem von ihr vielgelchmähten „preußischen General" gegen Hitler die Stimme gibt. Für die Außenstehenden, sür die bürgerlichen Wähler, trägt aber diese Parole den Stempel innerer Verlogenheit sichtbar aus der Stirn. Sie haben allen Anlaß, tiefer darüber nachzu denken, als die roten Parteigänger, für die Ne bestimmt ist. Und sie werden von der Linkspresse auch keinen Augenblick Neute: ver v.m » Krastsalifek 8ei1e 9 unä 1v