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Mttwd», 3«. ma« lass »Scchvcmv. kN Gegrünöek 1896 Druck u. Bnlaa: Lirvlck, » Ne<ck>«vt, Drtlden. Post!ck>rck-»w. I»«s Dietdn, Nachdruck nur mit deutl.vurNenangad« <Dreddn. Nachr.I julilsig. Unverlangte SchrlllstLck« weiden nicht aulbewahrt Dradlanichrtft: Nachrichten Dredden Kernlprecher-Eammelnummer: r»>«l Nur siir NachtgelprLche: Nr. 30011 Schrtltlettung u. HauptgelchilttsteNe: Dr«»den-A. 1, Martenstrade 3S/4» ikiernalaedlidr lei UgNch zweimaliger Austeilung monatlich 3.30 Mk. ieinIchilestNch 10 Pf«, siir rriger- Iohn>, durch Postbezug 3.20 Mk. einlchitestlich 3« Pfg. Postgebühr lohne Poftzustellung«gebühr> bei 1 mal wbchentllchem verland. Sinzelnummer 10 Pig., außerhalb Lachien« 13 Pig. ilnzeigenpreiie: Die einipaliige 30 mm breite Aetie 3» Psg., sür auiwSrt« 40 Pig., die W mm breite NeNamezeiie 2<x> P!g„ außerhalb -so P,g. ab,, «rilenablchlag lt. llarti, NamiUenan,eigen und Eteliengeiuche ohne Rabatt 1b Psg-, außerhalb » Pfg. Ollertengebühr 30 Pig. «ulwürtige AuftrSge gegen Boraurbei-HIung. MllmiWttonfmllZ Mitte nächster Woche Brlinlng Wt st» dm» v. Wim »ttltttcn vradtmoläcing nvaorar Vorllvor Svkrlttlolluvg Berlin, 29. Marz. Die NeichSregierung hat heute durch den Botschafter in London der englischen Negierung die Mitteilung -»gehen lassen, das, sic die Einladung -u der von Macbonald angeregten Konseren- a n n i m m t. CS bandelte sich hierbei nur noch »in die Erledigung eines Altes von sormaler Bedeutung, denn der englischen Ein. ladung ivnrde im Prinzip bereits nach ihrer llebermittlung a» die deutsche Adresse zngcsliinmt. Sion grosser Wichtigkeit für die weitere Behandlung der mitteleuropäischen Frage ist naturgemäss die Tatsache, das, der sranzösische Minister präsident Tardieu gegen Ende dieser Woche mit Mac- donald in London -nsammcntrcsscn will. Da sich Tardieu von dem Finanzminifter F l a n d i n begleiten lassen wird, wird man auf englischer Seite cbensallS den Finanzmtnistcr und seine Sachverständigen, daneben auch den Aussenminister Sir Hohn Simon htnznztchen. Es wird sich also ein, gan- eingehende französisch» britische Besprechung ergeben. Den Engländern ist es offenbar nichtganz angench m, dah ihrem Plan einer gemeinsamen Konferenz der Gross mächte durch die Taktik TardteuS gewissermassen ein Teil der in Frage stehenden Themen vvrwcggcnommen werden soll, aber nachdem man der französischen Negierung eine Einladung ftir das Wochenende hatte -uaehen lassen, konnte man das Eingehen TardteuS auf diese Einladung nicht zn- ruckwcisen. Wieweit cS dem französischen Ministerprä sidenten gelingen wird, die englischen Widerstände gegen seinen Plan zu beseitigen, wird abznwarten sein. In der Berliner Negierung nahestehenden »reisen hort man die Meinung, dass cS der „eigentlichen Gross- mächtekonfcrcnz" schon gelingen würde, etwaige Erfolge TardienS wieder rückgängig zn machen: man wird diese Ansicht aber wohl doch als nicht ganz hieb- und stichfest be zeichnen müssen. Sicher wäre es das beste gewesen, wenn der NeichSkanzler und Aussenminister Dr. Brüning ohne Nücksicht ans den Wahlkampf seine Dispositionen hätte treffen und sich zum Wochenende gleichfalls in London hätte cinsindcn können. Nach dem bisherigen Stand des Mei nungsaustausches -wischen Berlin, London und Paris hören wir, dass mit der Vorverlegung des Termins der Kon ferenz, der ursprünglich auf Ende nächster Woche angcsctzt war, aus Mitte nächsterMoche-u rechnen ist. Da der Reichskanzler für die kommende Woche seine Dispositionen getrossen hat — der Kanzler beabsichtigt nach Königsberg, Stettin und Hamburg zu reisen —, dürste für Deutschland Staatssekretär von Bülow nach London fahren. Eine gewisse Erschwerung erfährt die Angelegenheit der Grossmächtckonferenz noch dadurch, dass seitens des italienischen Aussenministers noch keine bestimmten Termtnangaben vorlicgen. Die italienischen Wünsche scheinen sich noch Immer in der Richtung zn bewege», dass die Konferenz in Genf abgchalten werden möge, wo die leitenden Staatsmänner ohnehin ans Anlass der Ab rüstungskonferenz sich demnächst versammeln. Persinllche Einladung England- an Tardieu London, 29. März. Die englische Regierung hat am Dienstag dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu ein« amtliche persönliche Einladung übersandt, zu einer Besprechung mit Macbonald und anderen englischen Mini, Annahme der Etnsnhrsondersteuer lm Sena» Pa riS, SS. März. Der Senat hat heute vormittag nach längerer Aussprache die Sondersteuer für ausländische Waren, von der die Negierung eine Einnahme von vier Millionen Kranken erwartet, angenommen. Mit Bezug auf die Bedenken wegen der möglichen Gegenmassnahme« ausländischer Negierungen erklärte der Finan-mlnister, es handele sich nicht um Schutzmassnahmen gegen irgendwelche ausländische Erzeugnisse, sondern um einen Ausgleich -wischen der Besteuerung sranzöflscher und ausländischer Waren, da die sranzöstschen Erzeugnisse wegen der aus ihnen lastenden Umsatzsteuer gegenüber den auslän dischen Waren sonst benachteiligt wären. Die Steuer be. kämvse den Missbrauch, der mit der Einfuhr getrieben werbe; sie sei kein verschleierter Schutzzoll und werde keine Rückwirkungen aus den Aubenhanbel haben, sei aber für das Budgetgleichgewicht «nerlllsslich. Welche enorm hohen Steuern könnte da Deutschland -nm Ausgleich insbesondere auf französische LuxuSwarcn erheben. Die Steuer ist selbstverständlich nichts weiter als ein neuer Schutzzoll und macht Gegenmassnahmen not- wendig, stern nach London zu kommen. In der Einladung wird als Zweck der Besprechungen die Erörterung wirtschaftlicher Fragen der Dona « lLnder angegeben. EnglischerfeitS ist der kommende Montag als Tag der Zusammenkunft angeregt worden. Die Absendung der amtlichen Einladung erfolgte im Anschluss an eine Besprechung, die der französische Botschafter in Lon don, de Fleurian, im Forcign Office hatte. Aus der Fassung der Einladung gebt hervor, dass Mac- donald lediglich die Dona» frage ans das Programm ge setzt hat. Sollte Tardieu den Wunsch habe», auch andere beide Länder interessierende BerliandlnugSgegenständc zur Erörterung zn stellen, so soll ihm die Initiative hierzu über- lassen bleiben. Was die Zusammenkunft der Vertreter der vier an der Donausrage interessierten Mächte angeht, die englische Diplomatie vermeidet bewusst daö Wort „Konferenz", so steht jetzt fest, dass sie durch den Besuch Tardicus eine Verschiebung erfahren wird. London legt Wert darauf, dass die Zusammenkunft bald möglichst nach der Aussprache Tardien-Macdonald in Lon don stattfindet. Tie englische Diplomatie hält cS für richtig, dass die Grossmächte sich zuerst über die gemeinsamen Richtlinien einige» sollen, deren Durchführung sic dann den Dvnauländcrn empfehlen können. Eine Zusammenkunft in Genf, wie sie von Paris gewünscht wird, wird in London nicht für wünschenswert gehalten, da dort die Gefahr bestehe, dass ans französische Initiative hin die Do » auinächtc vor zeitig zu den Verhandlungen hinzugezogc» werden könnten. Das sei nach englischer Auffassung untunlich. Immerhin ist die Londoner Divlomatic bereit, auch über andere Plätze als London siir die Zusammenkunst der Vertreter der vier Gross mächte zn verhandeln, wobei allerdings in Kauf genommen werden müsse, dass bei einer Ausschaltung von Genf Frank reich nicht durch Tardien vertreten sein würde, der bereits seine Ansicht hierüber in London unzweideutig zum Ausdruck hat bringen lasse». ES ist ferner die Ansicht Englands, bass äusser dem Tar- dicnplan anch andere Donanpläne erörtert werden müssten. Das Schicksal der Zusammenkunft der Vertreter der vier Grossmächte wird wesentlich von dem Ergebnis der Aus sprache zwischen Tardieu und Maedouald abhängcn. In poli tischen Kreisen werden die Aussichten für einen Sieg der englischen Auffassung ziemlich pessimistisch beurteilt. ES werden bereits Zweifel geäussert, ob es Maedouald ge lingen werde, gegenüber dem Widerstand TardienS die Vier- Mächte Konferenz zustande z» bringen. * Der Ouai d'Orsay veröffentlicht am Dienstagabend eine amtliche Verlautbarung, in der es heisst: Ministerpräsident Tardieu wird sich am S o n n t a g n a ch m i t t a g nach Lon don begeben, um der Einladung Folge zu leisten, die er Anfang März von der englische» Regierung erhielt und die er sofort für die ersten Tage des Monats April angenommen hatte. Der Ministerpräsident wird ans seiner Reise von dem französischen Finanzministcr Flandin begleitet sein. Ministerpräsident Tardieu und Finanzministcr Flandiu werden den Montag dazu benutze», »m mit ihren britischen Kollege» zu verhandeln. Sic werden am DienStagvormittag wieder in Paris zurück sein. Die Snöustrte zur Devisenlage Berlin, 29. März. Wie verlautet, hat man sich im Reichs verband der deutschen Industrie eingehend mit der Frage befasst, welche Folgerungen a»S den» Rückgang -cö dentschc» AuSsuhrüberslhnsscS zu ziehen sind. Man ist »n der Ansicht gekommen, dass die jetzige Devisenlage Deutschlands einen bestimmten Devisenbestand zur Sicherung der deutschcn Ernährung» -cs notwendigen Rohstoffbczngeö und der Verpflichtungen ans dem Kapitaldicnst notwendig mache. Dieser Ausgabe vermag die jetzige Form der Devisenbewirt schaftung jedoch nur mangelhaft zu entsprechen. Die Handelspolitik müsste daher ans daS devisenpolitische Ziel der Schonung des Devisenvorrates abgestellt werden. Es wäre eine zentrale Regelung der Einfuhr mit gleichzeitiger Festsetzung von autonomen Marcnkontlicgen- ten anzustrcbcn. Die Massnahmen sollten so elastisch wie möglich getroffen werden, damit eine spätere schnelle Rück- bildung zur freien Wirtschaft möglich bliebe. Am Donnerstag wird sich der handelspolitische Aus schuss des NeichSverbandeS voraussichtlich endgültig über die der Reichsregierung zu machenden allgemeinen wirtschafts politischen Vorschläge schlüssig werden. ».« n. . Englands Initiative In einem Augenblick, in dem cS fast den Anschein halte, als ob das englische Konzentrationökabinctt konservativer Prägung mit seinen sozialistisch-liberalen Aussenpolitikcr» Macbonald und Sir Simon selbst in der Tributsrage sich stark Frankreich nähern würde, kommt die überraschende Kunde, bass das Jnselrcich sich wieder stark genug für eine eigene Politik hält. Die wirtschaftliche Schwäche, die zur Aufgabe des Goldstandards führte und für mehrere Monate auf jede politische Initiative Verzicht leisten liess, scheint fast völlig überwunden zu sein. Das bedeutsamste Zeichen dafür ist bas energische Eingreifen Englands sn die Donanpolttik des sranzösiichcn Ministerpräsidenten, die in Paris, nach den Blättcrstimmcn zu urteilen, starke lieber- raschnng und peinliches Befremden erregt hat. ES wird auch den französischen Imperialisten langsam klar, dass der Tar- dtcuplan ein Fehlschlag war. Frankreichs Versuch, die österreichischen Nachfolgestaaten samt Polen, den baltischen Nanbstaatcn, Rumänien und Südslawien politisch völlig an sich zu ketten, ist an den ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten vorläufig gescheitert. Damit ist zu gleich ein Stückchen Versailler FricdenSdiltat an seiner inneren Unlogik zugrunde gegangen. In den Pariser Vor ortsverträgen hat man vor dreizehn Jahren den mitteleuro päischen WirtschastSraum zerschlagen, um in den nenerstande- nen Nachfolgestaaten dankbare Satrapien zu erhalten, auf deren BnndeStrcnc Frankreich seine Vorherrschaft in Europa begründe» und die zweite Einkreisung des ohn mächtigen Deutschcn Reiches vollenden konnte. Allerdings haben die französischen Politiker nicht bedacht, dass Vieles mitteleuropäische Gebiet eine harmonische Wirtschaftseinheit in agrarischer und industrieller Arbeitsteilung darstcllte. Nationale Eifersüchteleien, aus denen eigene, sinnlose, die Steuerzahler belastende TrcibhauSindustrien erwuchsen, neue Zollschranken und Grenzen, die rücksichtslos aufeinander an gewiesene Wirtschaftsgebiete in blutende Teile zerrissen, neu- entstandene Münzsysteme und die unvermeidlichen Inflatio nen haben das Wirtschaftsgebiet Mitteleuropas auf das schwerste zerrüttet. Sinnlose Rüstungen der einzelnen Nach folgestaaten, die lediglich im Interesse Frankreichs lagen, brachten zunächst Pariser Anleihen nnd täuschten eine Wirt schaftskraft vor, die nicht vorhanden war. Aber schliesslich müssen Anleihen auch verzinst werden. Die Möglichkeit dazu war aber einmal durch die Einstellung der deutsche» Tribute an Jugoslawien nnd Rumänien und zum zweiten durch die zunehmenden Absatzschwierigkeiten für landwirt schaftliche Erzeugnisse erschöpft. Die Kaufkraft des einstigen Hauptabnehmers, Deutschland, war durch die Repara tionen und das Friedensdiktat zerstört worden. Hinzu kam die nationale Zerrissenheit der Nachfolgestaaten, die ihre eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bis zur Ohnmacht schwächte. Der politische Bundesgenosse, Frankreich, er wies sich jedoch als ein hartnäckiger Gläubiger, der unbarmherzig aus seine» Zinsen bestand nnd von neuen Anleihen wenig wissen wollte, zugleich aber als Abnehmer des Getreide-, Wein- und ViehübcrslusscS der Donaustaatcir infolge seiner eigenen ausgeglichenen Volkswirtschaft nicht in Frage kam. Das politische System von Versailles, bas Deutschlands Kaufkraft vernichtete, musste damit anch die jenigen Staaten, die ihm ihr Leben verdanken, wirtschaftlich ruinieren. Die Folge der Verarmung Mittel- und Südost- curopaS einschliesslich Deutschlands war jene gefährliche Ver schärfung der allgemeinen Wirtschaftskrise, unter der heute alle Staaten der Welt auf das bitterste leiden. Man kann das Problem drehen nnd wende», wie man will, immer wieder zeigen sich Versailles nnd die Tribute als Ursprung des allgemeinen Elends. Anch den Donau staaten konnte auf die Dauer nicht verborgen bleiben, dass wichtiger als die politische Freundschaft mit Frankreich die wirtschaftlichen Notwendigkeiten sind. Diese erfordern aber Zusammenarbeit mit Deutschland in einem groben mitteleuropäischen W irisch astSbiind- n i S. Nur diese Lösung, nicht das nebelhafte Pancnropa- Ibcal unter Frankreichs militärischem Ucbcrgewicht, konnte dem zerrissenen Donanraum die wirtschaftliche Gesundung bringen. Der Plan des französischen Ministerpräsidenten Tardieu, der ans einen wirtschaftlichen Zusammenschluss der Donau staaten einschliesslich Polens nnd der baltischen Nanbstaatcn unter französischem Protektorat hinauSlicf, hatte den Zweck, die drohende Abkehr des mitteleuropäischen Raumes von dem Bündnis mit Frankreich rechtzeitig zu verhindern, in dem er den wirtschaftlichen Widersinn dieses Bündnisses durch eine Zollunion der Staaten untereinander vorläufig zu überdecken suchte. Tardieu war sich der Schwierigkeiten selbst wohl nur zu gut bewusst, aber er wollte für Frank reich die Situation noch retten, ehe der völlige wirtschaft liche Zusammenbruch der Douaustaatcn die Lebensfrembheit des Berfailler Systems auch für den blindesten FranzöSIing in .Prag oder Belgrad offenbaren mubte. ES zeigte sich je-, Schlag Mikkel»- mim -wts»e Wmm