Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320321019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-03
- Tag 1932-03-21
-
Monat
1932-03
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kr. 1« Sette r ei»er solche» nicht. Die Sehre» de» letzte» Halde» Jahre» stnd t» diesem Punkt deutlich genug. Et»e aktive Beteilig»«, der De»tsch«att»«ale» Volk»« Partei an der zweite» RetchSprästbeutenwahl kommt tasolgedeffe» nicht in Frage, kille Frage« trete« he»te l hinter di« eine „rück: Prenßeut Die Deutschnationale BolkSpartet «nd ihre schwarz-wrtß- rvte» Mitkämpfer bekennen sich ernent zu dem Ziel« der Harzburger Front und erheben den Nus zur ehr lichen Sammlung aller nationalen, chrtft- ltchen und sozialen Kräfte. Bei den bevorstehenden grobe» Länderwahlen gilt eS fetzt einzusetzen. ES gilt, Preußen zn erobern. Hier liegt seht der Hebel zum Sturze des Systems. Der preußische Staat soll wieder Dräger des RetchSgedaukcnS, Kernstück eines nationalen Deutschlands, Wächter der tvtbedrohten Ostmark werden. Hier winkt das grobe Ziel. Aus diese» Ziel richtet sich unser lebendiger LiegeSwille! , gez. Dr. Hngenberg.' „Fetzt erst recht!" " München, 20. März. Di« Pressestelle der Reichs, keitung der NSDAP, verbreitet eine Mitteilung itber eine R e i ch s s ü h r e r t a g u n g, die am Sonnabend in München in Anwesenheit Adols Hitlers staltsand und aus der die Richtlinien sür den kommenden politischen Kampf, besonders sür die bevorstehenden Mahlen im Reich und in den Ländern, auogegeben wurden. Den Vorsitz der Tagung führte der NeichSorganisattonSleiter Gregor St raster. Vom Reichspropagandaleiter wurden die Anweisungen Hitlers für den neuen Propagandafeldzug und seine technische Durchführung bekanntgegcbcn. Dabet kam zum Ausdruck, daß der 10. April zugleich der erste Teil deS Kampfe» für den folgenden kl. April sein werde. „Besonders bemerkenswert war,' so fährt die Mitteilung fort, „dab auch in der ausgedehnten Aussprache, an der sich fast alle Führer beteiligten, nicht einmal der von anderen Teilen der nationalen Opposition ausgesprochene Gedanke austanchte, den begonnenen Kamps nm die Reichs präsidentenwahl abzublasen und etnzustellen. Aensterste Kampfentschlossenheit war das hervorstechende Merkmal dieser Führerbesprechung." Adolf Hitler führte nach dem gleichen Bericht über die Tagung auö, dast niemand, der das innere Wesen der Partei kenne, auch nur eine Sekunde lang im Zweifel sein könne über die Fortführung des Kampfes. ES fei für die NSDAP, unmöglich, ia undenkbar, auch »»r einer einzigen Schlacht anSzoweichen, die z» schlage» sich ihr biete. Wie hoch auch di« Gegner den gewaltigen Erfolg der NSDAP, einschätzten nnd wie grob ihre Furcht vor dieser Bewegung sei, gehe aus dem kopflosen Vorgehen Erve rings hervor. Die NSDAP, habe nicht den ge- ringsten Grund, eine neue Schlacht zu scheuen. Alles könne die NSDAP, ertragen, nur eines würde sie nicht aushalten: Die NSDAP, glaube an den Sieg, weil ihr unbändiger SlegeSwille, ihre absolute Zähigkeit und Beharrlichkeit ihn verbürge. SS sei kein Zufall, dast er. Hitler, die beste «nd zuversichtlichste Stimmung, die er in den IS Jahren seiner Arbeit erlebt habe, gerade fetzt in diesen Tagen nach dem 1». März erlebe. Die Tausende von Telegrammen und Briesen, die er in diesen Tagen erhalte, seien alle aus den gleicheu kampfentschlossenen und siegessicheren Ton ab« gestimmt: „Ietzt erst recht!' Sie alle fühlten so wie er, dast eS für ihn undenkbar sei, einen einmal begonnenen Kamps vor dem Siege auszugeben. Stillstand oder Kampsanfgabe. Vaterländische Verbände für Hitler Berti«, 2V. März. In der Sitzung -eS Gesamt- vorstandeS der Vereinigten Vaterländischen Verbände Deutschlands wurde folgende Ent- schltebung gefastt: „Der erste Wahlgang um den Reichs präsidenten hat bestätigt, dast Hindenburg der Kandidat deS herrschenden Systems ist. Diesem System gilt unser Kampf. Durch Ablehnung des durchaus gangbaren Vor schlages von Hugenberg durch die Gegner ist dem Volk ein zweiter Wahlgang ausgezwungen. Nachdem sich Hitler entschlossen hat, wieder zu kandidieren, ist eS nur folge richtig, ihn im Kampf gegen das S y st c m auch zu unterstützen. Hierdurch ist keine Bindung an eine Partei beabsichtigt. In dieser Stellungnahme werden wir bestärkt durch die Verfolgung der Nationalsozialisten und die Beschrän kung der Wahlfretheit durch den ausgezwungcnen Burgfrieden, womit die gesamte nationale Opposition ge troffen werden soll. Bon gröstter Rcdeutnng sind die bevorstehenden Laudtagswahleu. Der volle Einsatz aller Kräfte ist »vrMdaer Ttachrfchkeu" den hierfür «Big, «» da» herrsche«»« Gnfte» „ Fall z» bringen. N«r salch« Parteien dürfe« »ei diese» Wahle« ««terstützt «erde«, die bisher den Kampf »eae« »«« Marxismus «nd seine Wegbereiter »teltenmßt gesührt haben. verewigte vaterländische Verbände Deutschland». ge». Gras von der Goltz.' Stahlhelm beteiligt sich nicht Berlin, 20. Mär». Da» Bundesamt de» Stahlhelm» teilt mit: „Die Stellungnahme der Bereinigten Vaterländischen Verbände sür den -weiten Wahl gang der RetchSpräsibcntschaft bindet weder den Stahlhelm noch den K ö n i g i n - L u t s e b u n d, die den Vereinigten Vaterländischen Berbänden nicht mehr an gehören." ES ist, wie wir erfahren, mit Sicherheit damit zu rechnen, daß der Stahlhelm am Montag mit einer ähnlichen Erklärung wie die Deutschnatto « ale sührer beschäftigten sich auch mit der Frage, ob sie unter Umständen bei den Preußenwahle» eigene Stahl helmlisten aufstellen wollen. Sie amtlichen Anordnungen slir den -weiten Wcchigmg Berlin, SO. Mär». Der NctchSmtnister des Innern hat durch Verordnung vom 14. März die Anordnungen für den zweiten Mahlgang der NcichSpräsidentenwahl ge troffen. Mit Rücksicht darauf, dast in P r e u st e n, B a y e r n, Württemberg und Anhalt am 24. April Landtags wahlen stattsindcu, ist mit den Regierungen dieser Länder vereinbart worden, dast die Stimmlisten gemeinsam für die beiden Mahlen vom 80. März bis 8. April zur Einsicht durch die Mähler ausgelegt werden. In allen anderen Ländern beschränkt sich die Auslegung für die Reichepräsidentenwahl wie im Jahre Eü auf zwei Tage, nämlich Sonnabend, de» 2., nnd Sonntag, den 8. April: doch kann in diesem Falle die Gemeindebehörde die Auslegung schon früher beginnen lassen. Die Abstimmungszeit in den Sommermonaten April bis September wäre nach der ReichSslimmordnung 8 Uhr morgens bis ki Uhr nachmittags. Um Mistverständnisse bei der Wählerschaft möglichst auS- ziischaltcn, hat der NcichSinnenminister angeorbnet, dast beim zweiten Wahlgang der ReichSprästdentenwahl dieselbe Abstimmungszelt wie beim ersten Wahlgang gilt, also 8 Uhr vormittags bis S Uhr nachmittags, eine Mastnahme, die auch bei der Reichspräsidenten« wähl 1925 getroffen worden war. Die Stimmzettel wie alle amtlichen Vordrucke werben, um Verwechslungen mit dem ersten Wahlgang zu vermeiden, aus hellgrünem Papier hergestellt. Im Anschlust an den Erlast der Verordnung hat sich der Neichsinnenminister noch mit einem Rundschreiben an die Landesregierungen gewandt. Da die Frist sür die Aus legung der Stimmlisten in die Hauptumzugszeit fällt, stnd besondere Vorkehrungen getroffen, damit die Umschreibung der Wühler in den Stimmlisten zu keinem Verlust des Stimmrechts sür die Mähler führt. Wähler, die nach Beendi gung der Auslegung der Ttimmlisten aus ihrem bisherigen Stimmbezirk wegziehen, können noch nach Ablauf der Aus legung sich in der Stimmliste des Stimmbezirks ihrer neuen Wohnung Nachträgen lassen. „Ruf -er Werbung" Berlin, SO. März. Unter dem Stichwort „Ruf der Werbung' sanden heute die öffentlichen Veranstaltungen des Ersten Deutschen ReklametageS ihren Ab- schlnst in einer Kundgebung im Ufa-Palast am Zoo. Ein BegrttstungStelegramm des Reichspräsidenten wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Der Berliner Ober bürgermeister Dr. Sahm benutzte die Gelegenheit, um sür die ReichShauptstadt zu werben. Er appellierte an die deut schen Volksgenossen und an das Ausland, die deutsche ReichShauptstadt zu besuchen. Der Oberpräsident a. D. Exzellenz von Batocki ^Königsberg) sagte in seinem Vor trag über „Werbung und Staat", dast der Staat in einem weiteren Sinne an der Werbung beteiligt sei, nämlich zur Förderung des Staatsgesülils im Inneren und zur Erreichung der Anerkennung der SiaatSnotivendigkeitcn nach misten hin. Als den grössten politischen Werber deS 18. Jahrhunderts nannte er Friedrich den Grostcn, als den des 1!). Jahrhunderts Napoleon. Er beklagte, dast im Nach- biSmarckschcn Zeitalter Deutschland eine sehr schwächliche Werbung sür seine politischen und lultnrellen Ziele ent faltet habe. In kultureller Hinsicht müsse man aus dem Gebiete der Werbung heute Frankreich als führend bezeichnen, könne aber doppelt stolz darauf sein, dast diese Werbung restlos im besetzten deutschen Gebiet gescheitert sei. vir NSDAP, kämpft weiter! S« überfüllten Gew«rbehau»faal veranstaltete ble Nattonalsoztaltsttscke Deutsche Arbeiterpartei am Sonnabend ihre letzte grobe Veranstaltung vor dem Vsterburgfrteden. Die angekündiat« Musik der SL- Kapellen mußte zunächst durch Schallplattenübertragung er setzt werden, weil di« SA. noch «inen letzten Propaganda, marsch durch die Stadt unternahmen: auch der Hauptredner de» Abend», General Liymann, war noch nicht anwesend, weil er den Vorbeimarsch der SÄ. abnahm Unter jubeln- dem Beifall der Versammelten teilte der Vorsitzende Leschk« mit, daß die Nationalsozialisten die Letzten und die Ersten im Wahlkamps fein würden. Am 8. April, Punkt 12 Uhr, würde in der Radrennbahn mit Adolf Hitler als Redner die größte politische Kundgebung stattftnden, die Dresden je gesehen habe. Als erster Redner sprach Aug. Schölt iS. Er führte etwa folgende» auS: Der Kamps gehe weiter, und zwar bi» die NSDAP, die Alletnverant Wortung in Dentschland haben werde, man werde sich nie „einordnen' zwischen politische Stümper. Die Zukunft der nationalsozialistischen Bewegung stehe aus festem Grund: ans der Treue »u Adolf Hitler. Der Redner schilderte den ungeheuren Kampf, -er mit schweren Blut opfern geführt worden sei, und in dem die NSDAP, groß geworden sei. Und jetzt sorge Herr Sevcring dasür, dast sie weiter wachse, indem er unterstelle, 1l Millionen Deutsche seien Hochverräter: das werde auch den übrigen Volks- genoßen die Augen öffnen, die Hindenburg wählten, aber nicht Brüning damit stützen wollten. Die Nationalsozialisten würben die Nerven nicht verlieren, ihre Bewegung stehe nicht am Ende, sondern am Anfang, mit dem Zweck, den Lebenswillen der Nation weiter »u wecken und das der- zeitige politische System zu beseitigen. Der Redner streifte kurz die kommunalpolitischen Verhältnisse in Dresden, den Uebertritt des Bürgermeisters Dr. Bührer nnd die Mast- nahmen des Oberbürgermeisters Dr. Külz gegen die NSDAP. Nach der Pause rezitiert« zunächst OVersplelleiter Reih das zu einer deutschen Revolution machtvoll aufrltttelnde Gedicht „Stnrm" von Dictr. Eckarbt. — Dann ergriff General Litzman«, nach jubelnder Begrüßung, nach stürmischen Hetl-Rnfe« und nachdem ihm ein Blumenstrauß überreicht worden war, da» Mort zu Ausführungen, die sich im wesentlichen mit denen in Kötzschen broba decken, über die wir am Freitag ausführlich berichtet haben. Er erinnerte zu An fang au seine letzte Dresdner Rede vom 27. Mai 1V80, die leider in den Aeusterungen über Herrn v.Hindcn- bürg von einem Teil der Linkspresse so infam entstellt worden sei, dast sie Anlast zu leidigen Prozeßen gegeben habe. — Der 88jährige General kennzeichnete wieder die parteipolitische Zersplitterung in den Reihen der Hinden burg-Wähler und sprach besonders betont die Hoffnung aus, daß sich die Stahlhelmer noch besinnen würden. In er- schlitternden Worte», in ganz persönlicher Weise schilderte er, wie er und ein Generalseldmarschall v. Mackensen, ein Admiral v. Schroeder, vergeblich versucht hätten, ihrem alten Freund und Kriegskameraden Hinden burg wieder nahezukommen: undurchdringlich sei die Ab sperrung, die ihn umgebe. Deshalb sei das schöne Mort Hindenburgs „Die Treue ist das Mark der Ehre' für ihn nicht durchschlagend: ein Hitler würde seinen kaiserlichen Herrn am 0. November nicht im Stich gelaßen haben. Kein anderer als er, der den Vergleich mit BiSmarck nicht zu scheuen brauche, sei würdig, Reich». Präsident zu werden. — Der gemeinsame Gesang des Horste Wcßel-LiedcS beschloß die machtvolle Kundgebung. Severins schweigt vraklmolcknng un»«r«r Vorltnvr SvdrltUoltnuy Berlin, SO. März. Der AuSgang der Gevering-Attio» gegen die Nationalsozialisten ist nach wie vor ungewiß. Jedenfalls hat sich der preußische Innenminister, der am Sonnabendabend in Düsseldorf eine öffentliche Rede hielt, über das Ergebnis völlig auSgeschwiegen. Minister präsident Braun ist auf Urlaub gefahren, von dem er vor Ostern nicht zurilckkehren wird. ES hat daher mehr un mehr den Anschein, als ob die Aktion in aller Stille begraben werden soll. Sicher ist fedensallS, baß zum mindesten vor dem zweiten Wahlgang zur Reichspräsidenten- wähl in dieser Angelegenheit seitens der preußischen Regie rung nichts Entscheidendes mehr erfolgt. Ob eS Scvering dann für richtig hält, etwa kurz vor den Preußenmahlen noch zu einem Verbote gegen die SA. zu schreiten, kann man ebenfalls als höchst ungewiß bezeichnen, da die Sozialdemokraten sehr wohl wißen dürsten, daß ein solcher Schlag eher ei» propagandistischer Erfolg für di« Nationalsozialisten sein würde. RackowS.Handelsschule 4. April 9 u. 19 Uhr s Der Besinn der Weimarer Goethe-Feier Telegramm unseres Sonderkorrespondenten Weimar, SO. März. Wenn die ganze Welt sich rüstet, um Goethes 100. Todes tag in Dankbarkeit und Verehrung zu begehen, so ist eS selbstverständlich, daß Weimar den Mittelpunkt all der Feierlichkeiten bilden must. Hier hat Goethe SO Jahre feines Lebens gewirkt und geschaffen, und hier hat er vor hundert Jahren die Augen geschlossen. Tie deutsche ReichSregierung hat es für ihre vornehmste Pflicht gehalten, den Todestag Goethes zu einer NeichSgedächtntS- seter zu gestalten, bet welcher sie durch den Reichskanzler Dr. Brüning und den Retchsministcr Groencr vertreten sein wird, während der Reichspräsident seinen Staatssekretär Dr. Meistner entsendet. Die deutschen Länder werden zum größten Teil durch ihre Ministerpräsidenten vertreten sein, so Sachsen, Württemberg, Hessen und Braunschweig. Die ausländischen Staaten sind teils durch ihre Botschafter, teils durch andere beauftragte Delegierte vertreten. Die Stadt Weimar hat sich in jeder Meile gerüstet, nm die Tausende von Gästen, die heute und tu den nächsten Tagen hier eintressen, würdig zu empfangen. Ein gewaltiges Festprogramm ist sür die Tage vom SO. bis 28. März aus gestellt worden. Tie Staatötheater von Berlin, Dresden, München, Stuttgart, da« Wiener Burgtheater, das Bochumer Stadttheater «nd schließlich das Weimarer Nationaltheater selbst bringen ihre besten Goethcaufsührungcn zur Dar stellung. Die Literarhistoriker vieler Kulturvölker kommen nach Weimar, »m Goethe zu huldigen: Thoma« Mann und Gerhart Hauptmann werden ihr Bekenntnis zu Goethe ab legen, und auch eine Goethe-Sinsonie von Joses Netter soll «mfgestihrt werden. Die Festwoche begann am Sonntagabend mit einem Ehrengastspiel des Berliner Staatlichen Schauspielhauses. Zur Ausführung kam der „tt r - Gö tz", die „Geschichte Gott- sriebens von Berliclüngen mit der eisernen Hand', dramati siert von Goethe. Das schöne Nationa'theater war bis zum letzten Platz von einem festlich gestimmten Publikum gestillt. In den vordersten Reihen de» Parkett» trafen sich etwa 100 Preßevertreter, die von nah und sern herbeigeeilt waren. Di« Aufführung des „Ur-Götz', von Ernst Legal in Szene gesetzt, macht« «inen tiefen Eindruck, vor allem durch »te Frisch« und Lebens füll«, mit der da» Werk über di« Bühne ging. Dieses Jugcndwerk Goethes wirkte so stark, als wäre es in unseren Tagen geschrieben. Da war nichts veraltet oder verstaubt. Dieser Erfolg ist besonders auch dem Vertreter der Titelrolle, Heinrich George, zu danken, der de» Götz mit urwüchsiger Kraft, die mit innerer Wärme und Güte gepaart mar, zur Darstellung brachte. Neben ihm wirkte der Wctolingen Bernhard MtnottiS etwas matt. Maria Koppenhöser gab die Hauosran Elisabeth sehr natür lich und einfach. Götzenö Schwester Marte sollte von Hildegard Büren gespielt werden, die aber infolge eine» Krastivagen- »nsalls absagen mußte. Die Marte wurde nun von Rose Wcbcr-Nenä dargcstcllt, die sich mit der raschen Ucber- nalnne der Nolle um das Gelingen der Vorstellung sehr verdient gemacht hat. Als Adelheid war Elfriede Boete- mann eine kalte Dämontn. Viele weitbekannte Künstler sah man ferner an diesem Abend in Weimar in hervor ragenden Leistungen: so Kranßneck als Kaiser, Patry als Bischof, Mranach als Lerfe, Flordth als Hauptmann u. a. Die Aufführung wurde sckwu von Anfang an mit lebhaftem, schließlich stürmischem Beifall ausgenommen. Dr. L. Stette » he 1 m. 3n Leipzig, der dritten der drei deutschen Goethestädte, hatte der Rat der Stadt, der akademische Senat der Universität und das Reichsgericht zu einer Goethe-Gedenkfeier auf Sonntag ins Neue Theater geladen. AIS Vertreter der ReichSregierung war NetchSwchrminister Dr. Groener, als Vertreter der sächsischen Negierung Ministerpräsident Schleck erschienen. Die Feier wurde eingeleicet durch Goethes Proömton „Im Name» dessen, der sich selbst er- schus". das von UniversitätSmusikdirektor Grabncr vertont und unter seiner Leitnng von der UniversitätSsängerschast St. Pauli zum Vortrag gebracht wurde. Dann begrüßte im Namen der Stadt, der Universität nnd deS Reichsgerichts Oberbürgermeister Dr. Goerdeler die Festgäste. Er machte die Mitteilung, daß die Stadt eine von Sandeck ge- sclmsiene Goethe-Maske der Universität für daS Germani stische Museum zum Geschenk gemacht habe. Leipzig sei für Goethe in Wirklichkeit ein „Klein-Paris' gewesen, diese einem Dinkelsbühl zu vergleichende Stadt von 1705. die mit ihren 25 000 Einwohnern noch für den Weimarer Goethe der Mittelpunkt des wirtschaftlichen Leben» und die geistige Hauptstadt Deutschlands gewesen sei, ja die Großstadt, die ihm eine Fülle von Anregungen übermittelt habe, di« er sich immer wieder nutzbar gemacht habe. Die Festrede hielt Universt^USproseßor Dr. Sorff,» «l» »«etter Red«« sprach -er Rektor der Universität Leipzig. Prof. Dr. Litt. Die fttmungövolle Feier wurde abgeschlossen durch das Vor spiel zu Wagners „Meistersingern" durch Las Stadt- und Gcwandhauöorchcslcr. Sn -re Reuporker Carnevle Soll Im Nahmen der von der Goethe Society of America in vielen amerikanischen Staaten veranstalten- den Jahrhundert-Gedenkfeiern zu Ehren Goethes sand in der Earncgie Hall eine eindrucksvolle Feier statt, der über 8000 Personen aus allen deutsch-amerikantfchen un amerikanischen Kreisen der Kunst und Literatur, der Wissen schaft und Gesellschaft beiwohnten. Dr. Emanuel de Mar- nay Baruch, Präsident der Goethe-Gesellschaft, führte in seiner einleitenden Ansprache ». a. aus, gerade jetzt, in der Zeit des ständigen Betonens materieller Dinge, sei es wertvoll, daß man ans den großen kulturellen Reichtum, die unendlichen geistigen Werte Hinweise, die die Welt Deutschland verdanke. ES sei gut, daß die Welt gerade jetzt in ihrer Rastlosigkeit einen Augenblick Innehalte, um einen Hauch von Goethes Geist zn spüren zur Befreiung von den Banden ewiger Sorge und materiellen Streben». I» Goethe offenbare sich der deutsche Geist in feiner höch sten Kraft, In seiner edelsten Vollendung: denn wenn Goethe auch ein Bild hohen Menschentums im allgemeinen dar» stelle, wenn Goethe sich auch gleichsam mehr als Weltbürger denn als Deutscher kühlte, so fei er doch das Urbild eines Deutschen. Wie sich in Shakespeare der Höhe punkt der Renaissance vollendete, so stehe Goethe als Dichter, als Künstler, als Staatsmann, als Forscher auf der Schwelle -er neuen Zeit. In ihm trete uns eine neue, kreiere Welt entgegen: ein frischer Luftzug, ein helleres Sonnenlicht durchflute mit ihm die neue Welt. Weitere Ansprachen über die Bedeutung Goethe« für die Kultur- und Geisteswelt hielten Dr. Frederick B. Nobinson als Präsident des College of the City of New Bork, Prof. John A. Walb von -er Havard-Universität nnd in deutscher Sprache Pros. Dr. Eugen K N h n e m a n n von der Breslauer Universität. Zu Beginn und am Schluß der Feier sangen Walter Kirchhofs, Elisabeth Nethbcrg vom Metropolitan.Opernhaus, Frau Ernestine Schumann« Hcink sowie die Vereinigten Deutschen Sänger NeunorkS unter Leitung ihres Dirigenten Börgermann. Max Mon- tor, früher am Stadttheater in Hamburg, trug Teile de« Faustmonolog» vor. Die Feier wurde im ganzen Gebiet der Vereinigten Staaten durch den Rundfunk verbreitet.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)