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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.09.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320927019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932092701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932092701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-09
- Tag 1932-09-27
-
Monat
1932-09
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.09.1932
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Nr. 45ö Sette 2 „Dresdner Nachrichten Dienstag, 27. September IN! dieser Hinsicht wurden In den letzten Monaten, wie die Be lebung der Börsen und der Kapitalmärkte zeigt, erfrevltHe Fortschritte erzielt. Kür die Negierung kam nun sehr viel daraus an, diese Entwicklung nicht durch eine erneute Vertrauenserschütterung zu zerstören. Man konnte sich deS- halb nicht zu einer allgemeinen ZinSsenkung entschließen, ivndern versuchte auch hier, den Mittelweg zu gehen. Die Zinsen für den landwirischastlichen lanasrtstigen Htzpo- thekenkredit ivurden für zwei Jahre nm S Prozent gesenkt, jedoch mit der Maßgabe, das« bet AmortisationShypotheken am Schluß der TilgungSpertvde diese 4 Prozent nachzu zahlen seien, iedoch ohne ZtnS und ZtnseSzinS. Bei den anderen Hypotheken soll die Rückzahlung »ach acht Jahren erfolge». Es handelt sich also nur um ein teil weises Z i n s e n m o r a t v r t u m. sehnlich wie bei den Steuergntscheine», versucht hier die Negierung eine zukünf tige wirtschaftliche Belebung bereits zur Neberwindnng der gegenwärtigen Krise vorwegzunehmen. Natürlich sind die Zinsen, die heute die Landwirtschaft zu zahlen hat, für sie auch bei einer Wiederankurbeluug der allgemeinen Wirt schaft vielfach zu hoch. Aber die Negierung hosst im Gefolge der Wirtschaste-belebung auch auf die Zunahme des Kapital- bll-ungsprozenes. Infolge des reichlicheren Kapitalangebots mühte dann eine organische Lenkung des Zinses ans etn auch für die Laudwirtscstgst erträgliches Maki eintreten, die es gestatten wurde, aus dem Wege der Konvertierung hochverzinoliche Papiere abznlösen. Diese Lösung, die sich von schweren Eingriffen in die ZinSgestaltung srethält und ge schickt eine schwere BertrauenSerschütterung vermeidet, findet auch die Billigung der Hnpotstekarkredttinstitnte. Man hatte bereits gefürchtet, die NeichSregierung werde den Zinssatz für den landwirischastlichen Kredit zwangsweise aus 4,5 Prozent herabsetzen und die Papiere zum Ausgleich mit einer NeichSgarantie und mit Steuererleichterungen auSrüsten. Eine solche Regelung hätte zweifellos «ine schwere Schädigung des gesamten HnpothekarkreditS zur Folge aestab». da der Sparer in der NeichSgarantie keine Entschädigung für die Zins- und Kursverluste seiner Papiere zu erblicken vermag. Die ReickSregieruna ist noch einen Schritt weitergeaangen unb läßt Pfandbriefe an der ganzen ZinSstunoungSaktton für die Landwirtschaft völlig heraus. Sie wird zum Ausgleich dententgen Kredit instituten, bet denen die landwirtschaftlichen Hyvotheken mehr als lO Prozent ihrer Deckungsmass« bilden, den durch die ZtnSkltrzung etntretenden Ausfall durch einen Zwischen- kredit zur Verfügung stellen. Zweifellos «in« im Interesse der stetigen Entwicklung des PsandbriesmarkteS begrüßenS- werte Regelung. Den dritten Teil der Hilfsmaßnahmen bildet die Ber- stärkung des Voll st reck ungSschutzeS, wodurch land wirtschaftliche Schuldner, namentlich bei unverschuldeter Zahlungsunfähigkeit durch außerordentliche Verlust« infolge Unwetters, Viehseuchen und besonders starken Preis sturzes, vor Zugrissen ans ihre Grundstücke in bestimmtem Umfange geschützt werden sollen. Damit dürfte etn be sonders dringlicher Wunsch ber Landwirte erfüllt sein, dem vor kurzem bereits die nationalsozialistischen Länberregie- rungen von Thüringen, Oldenburg und Mecklenburg Rech- »nng getragen haben und der nun für das ganze Reichs gebiet Geltung bekommt. Ergänzend läuft noch zu diesem Programm die erneut geplante KletschverbilligungSaktion für Erwerbslose, die auch ihrerseits zur Milderung des UeberangebotS an landwirtschaftlichen Erzeugnissen bei tragen wird, und außerdem den Erwerbslosen helfen soll, besser über den Winter zu kommen. Alles in allem läßt sich sagen, baß zwar das LandwtrtschaftSprogramm ber Re gierung nicht alle Hoffnungen der Landwirte erfüllt, baß es aber den landwirtschaftlichen Forderungen in lehr be achtlichem Maße entgegcnkvmint, ohne die industriellen Interessen und diejenigen der Kapitalgeber und Gläubiger allzusehr in den Hintergrund zu rücken. Zwischen den Jnteressentciigruppen wird ein erträglicher Ausgleich ge funden, der unter der Voraussetzung einer Belebung der Konjunktur, aus die ja alle NegierungSmaßnahmen aus gebaut sind, die landwirtschaftlichen Wünsche sicher nicht zu kurz kommen läßt. „Eine Epihenleillung ter Seutbclei" Verltner Mütter zur Rede Serrivt« Berlin, 26. Sept. Zu deu Ausfällen HerriotS gegen Deutschland in seiner großangelegten Rede in Gramat nehmen nunmehr auch die Berliner Abendblätter Stellung. So schreibt der „Tag", den Erlaß über die körperliche Er tüchtigung unserer Jugend als A n s r ü st u n g s in a ß - nähme hinzustetlen, zeuge von vollendetem bösen Willen. Schließlich war ja auch der Führer der eng lischen Boy-Seouls Bewegung ein General Baden- Po iv e l l, und die „moralische Abrüstung", von der Herriot so tiefbewegt sprach — wo wäre sie weniger zu finden, als in K r ankrei ch ? In der Krage der deutschen Gleich berechtigung hat er — nnd das wird ein tödlicher Schlag siir die AbritstnngS- konscrenz und siir den Völkerbund sein — ein rückhaltloses „N e i n" ausgesprochen. DaS schasst eine klare Lage. Im „Berliner Tageblatt" kragt Theo dor Wolfs: Sind die Genker Gespräche Herrn Herriot viel leicht unbeguem? Mißfällt es ihm, daß Henderson solche Einigungsversuche macht? Theodor Wolfs nennt diese Rede eine Entgleisung nnd spricht den Verdacht aus, daß Herriot die dünnen Fäden, die sich in Gens anspinnen, zerrei ß e n wolle, da er gerade setzt mit dreifacher Schärfe das ausgesprochen habe, ivaS er schon deS öfteren in ande ren Erklärungen gesagt habe. Auch gibt er seiner Ver wunderung darüber Ausdruck, wie der Ministerpräsident eines Landes, das die militärische Erziehung so vollendet entwickelt habe, die Krage, wie man Kindern die Kunst, zu töten, beibringen könne, an ein anderes, das keine all gemeine Wehrpflicht besitze, richten könne. Herriot scheine, so meint die „DAZ.", das Bedürfnis zu haben, in seiner chauvinistischen Gesinnung sich von keinem Vertreter der äußersten Rechten übertreffen zu lassen. Seine Deklamationen über „Sicherheit" seien einfach trostlos, wenn man nicht einem deutschfeindlichen Artikel der „New ?)ork Times" glauben «volle, der aus der Tatsache der ge waltigen französischen Rüstung den Schluß ziehe, Frank- reichS Sicherheit sei in der Tat bedroht. Die Banalität von HerriotS Gegengründen sei kaum zu überbieten. Nach dem der „Abend" festste»!, daß das deutsche Volk einmütig für den Grundsatz der Gleichberechtigung nach außen ein trete, stellt das Blatt die Krage, ob die französischen Maschinengewehre nur der Ncbhuhniagd dienten. ES sei in der Tat furchtbar, daß die junge Generation in der Kunst des Tötens erzogen und dafür prämiiert werde. ES würden in Krankrcich doch nicht jährlich 500 000 Rekruten mit einem Kostenaufwand von 18 Milliarden Kranken nur darin ausgebildet, Kußball zu spielen. Solange französische Staatsmänner nicht begriffen, wie der artige Reden außerhalb des eigenen Landes wirkten, be sorgten sie unbewußt die Geschäfte der deutschen Natio nalisten und Militaristen. Unter der Ueberscßrist „Eine Spitzenleistung der Heuchelei" bezeichnet die „Deutsche Tageszeitung" die Rede HerriotS als den Triumphgesang eines sranzöü- schen Ministerpräsidenten, der schon glaube, Deutschland diplomatisch e i n g e k r e i ß zu haben und ber daher die Gelegenheit für günstig halte, um mit Verleumdungen und Anklagen verschiedenster Art einen neuen Schlag zu führen. Wir haben schon viel von Krankrcich erlebt, aber wohl noch nie eine so perfide Verdrehung aller Tatsachen. Die „Berliner Börsenzeitung" bezeichnet Herriot als einen Saboteur. Tic Rede beweise, daß dem Witze dieses Kran wie» jedes Mittel recht sei, um seinem Lande das Deutschland von Versailles zu erhalten. Wenn etwas geeignet sei, eine Verständigung zwischen Deutschland und Krankrcich nnd weiterhin eine effektive Abrüstung zu sabo tieren. ko seien eS die Ausführungen HerriotS. Deutsch land müHc daraus die notwendigen Konsea uenzen ziehen. Nach dieser Rede stehe die Deutsche Station im o'ienen Kamps gegen die iranzösische KriedenSgekahr. DaS „Tempo" schreibt: Herr Herriot kann von Glück sagen, daß es kein Gericht gibt, vor dem er eine Verleum- dungS klage kür Krankreich vorbringen kann oder sich gegen eine Verleumdungsklage Deutschlands verteidigen, müßte. Die „Germania" weist daraus hin, daß den Fran- zoscn allmählich die Argumente anSzngehen scheinen. Man fälsche deutsche Maßnahme», die eine ausschließlich inncrvolitische Angelegenheit seien, zu AufrüstungSvcrsuchcn um. Mau sollte doch auch tu Krankreich cinkehen, daß ledig- liche jenes uns >010 in Versailles ausgezwnngcne Beru's- Heer an den Erscheinungen Schuld trage, über die inan sich in Krankrcich beunruhigt fühle, und daß die Ausstellung einer Miliz oder eines Volksheeres aus begrenzter Nasis endlich wieder unzweideutige Verhältnisse schaffen würde. Das Blatt unterstreicht dann die Tatsache, daß cS gerade Herriot gewesen sei, der die Nheinlandpolitik eines Poin- cars und Tarbien scharf kritisiert nnd ihnen zum Vorwurf gemacht habe, daß sie die Gelegenheit zu einer großen be- freienden Geste versäumt hätten. Gcw-a fast Aerrtol -je Wahrheit Nom, 26. Sept. Unter dem Titel „Waffen nnd Reden" gebt Gay da Im halbamtlichen „Giornale d'Jtalia" mit der Rede HerriotS >nS Gericht. Er führt aus, daß nach den Aenßcrnngen des französischen Unterstaatssekretärs Bernier am 24. September gelegentlich einer In spektionsreise die französischen Befestigungen gegen Italien an der Alpengrenze unangreifbar seien. Nach den Worten desselben Unterstaatssekretärs seien auch die Ver teidigungslinien im französischen Nord osten gegen Deutschland in ihrem Ausbau beendet und von der Erde ans unangreifbar. WaS die Lu itan griffe betresfe, so sagt Ggyda, daß das letzte ungeheure Bauprogramm dcö französischen LuftsahrtministcrininS, das 1007 Lusthäfen nnd einen Aufwand von 4,8 Milliarden Kranken vorsehe, Krankreich auch in der Lust — sowohl in der Verteidigung ivie für den Angriff — vollkommen überlegen mache. Gayda weist dann die Verschleierung deü sranzösischen Hecreöhaushalts nach und stellt sest, daß die tatsächlichen Ausgaben siir das Jahr 1931,82 nicht 11,8, sondern IS Milliarden betragen und somit nach Goldwert die Heeresauogaben von IvlS um 44,8 Prozent Übertressen. Von einer Abr ü st n n g, wie kic Herriot in seiner Rede betone, fei also nichts zu bemerken. Die Ziffern stünden im Gegensatz zu den Worten, die Tatsachen zu den Theorien. Solange man unter Abrüstung dasselbe wie Krankreich verstehe, werde in Genf umsonst gearbeitet, und der Völkerbund, der für eine solche Arbeit seine» Namen hergebe, versinke in eine immer gefährlichere Unklarheit. Ungünstige Ausnahme in englischen Kreisen Gens, 26. Sept. Die gestrige Rede HerriotS hat in hie sigen englischen Kreisen keine günstige Ausnahme gesunde». Man vertritt die Auffassung, daß diese Rebe im wesentlichen innerpolitische Ziele verfolgt und bedauert ihre ungewöhnliche Schärfe, die nach englischer Auffassung die Lage nur verwickeln und die von England so dringend gewünschten bevorstehenden Verhandlungen zwischen Deutsch land, Krankreich und Italien über die GleichberechtigungS- frage erschweren könne. In englischen Kreisen zeigt man sich ernannt über die Anspielung in der Herriotrede, nach der eine maßgebende Ratsmacht gegenwärtig einen Vorschlag auSarbeite, in dem die S i ch c r h e i t S s r a g e nnd die A b - r ü ü u n g S f r a g e eng miteinander verbunden werden sollen. Man erklärt, daß diese Anspielung sich unter keinen Umständen ans die englische Regierung beziehen könne, da dahingehende Vorschläge innerhalb der englischen Negierung nicht vorbereitet würden. Aor-erungen -er Wirtschaft Berlin, 26. Sept. Kolgcnde Spitzenverbände: Der Zcntralverband des Deutschen Bank- nnd BankiergewcrbeS, Tcutscher Industrie- und Handcistag, Hauptgemcinschast des deutsche» Einzelhandels, Rcichsauöschuß ber deutschen Land- wirtschaft, Neichöverband dcö deutschen Groß- und Uebersee- hanbets, Neichöverband der deutschen Industrie haben an die zuständigen NegierungSstcllcn über die Ausgestaltung der Steuergntscheine telegraphisch um Berücksichtigung folgender von ihnen wiederholt vorgetragencr Punkte gebeten: 1. Einbeziehung der Einkommen- unb K ö r p e r scha f t st c u c r in den Kreis derjenigen Gtencr- arten die mit den Steucrgntschcinen bezahlt werden können, ist unbedingt erforderlich. Tie bisherige Regelung schließt einen großen Teil derjenigen Steuerpflichtigen, die Scheine erhalten, von der Verwendung derselben zu Steuerzwecken aus. ES iß daher zu befürchten -aß hieran» ein ständiger Trang nach Veräußerung der Scheine entsteht dem kein genügender Kreis von Interessenten gcgenübcrstcht 2. In psychologischer Hinsicht ist ber Ersolg ber Maß nahmen nur gewährleistet, wenn der Erwerb unb Besitz ber Steuergntscheine keinen Anlaß zu neuen Steuerlcistnngen gibt. Mein ßeuerrechtliche Beurteilung dieser Krage muß znrücktretcn hinter der überragenden volkSwtrtschastlichcn Wichtigkeit der von der Negierung verfolgten Ziele. «eiiie Mnvrtimicn sür Lehrlinge vraktmoläung naaaror vsrllaor Svdrlttlaltuoo Berlin, 26. September. Ta die Bestimmungen der Not- Verordnung über Steuergutlcheine und Lohnprämien am I. Oktober wirksam werden sollen, war e» notwendig, späte stens bis zn diesem Zeitpunkt die AnSführungS- b c st i n> m n n g e n sertigzustellen. In eingehenden Ver handlungen zwischen ReichSarbeitsmInistertum und ReichS- sttianzministerium sind nun die notwendigen AnSführungS- bcstimmnngen sertigestellt worden und werden binnen kurzem erlassen werden. In den Bestimmungen über die Ausstthrung wird u. a. der PersonenkretS ein gegrenzt, für den Lohnprämlcn gezahlt werden. So findet sich darin die Bestimmung, daß für Lehrlinge keine Lohnprämien gezahlt werden dürfen. Weiterhin sind eingehende Bestimmungen über Saison, und Kam pagnebetriebe getroffen, und endlich ist auch di« Frag« der Kontrolle geregelt worden. Ein Empfang für Dr. Schnee vr»l»tm«laaas nnnarvr Lvrllni Avkrittlaliung Berlin, 26. Sept. Der Arbeitsausschuß Deutscher ver- bände, der Bund der Ausländsdeutschen und die Koloniale NetchSarbettSaemetnschaft veranstalteten am Montagnach- mittag für ihren Präsidenten Gouverneur z. D. Dr. Schnee «inen Empfang anläßlich seiner Rückkehr aus Ost- asten, wo Dr. Schnee als deutsches Mitglied der vom Völkerbund eingesetzten Kommission für den chinesisch-japa- Nischen Konflikt tätig war. Neben den Vertretern der Reichs- unb Staatsbehörden, der Reichswehr und Reichs- marin« «sw. waren zahlreiche Persönlichkeiten des össeni- ltchen Lebens anwesend. Nach kurzer Begrüßung ergriff Dr. Schnee das Mort, um zunächst auf die Mission im Kernen Osten htnzuweisen. Die deutsche Be- teiligung an dieser VvlkerbunbSkonimtssio» sei siir die deutschen Interessen in Ostasien, und zwar sowohl vom Standpunkt der deutschen Sache in Ehina wie auch vom Ge sichtspunkt der internationalen Gleichberechtigung Deutsch- lands, durchaus zu begrüßen gewesen. Dr. Schnee wandte sich dann den Aufgaben der in der Arbeitsgemeinschaft zu- saniinengeschlossenen Verbände zn, die der Beseitigung -cs Versailler Diktates mit allen seinen Folgen gewidmet sind. Im Vordergrund stehe heute die Wehr frage. Die am Sonntag gehaltene Rede des sranzösischen Ministerpräsidenten Herriot trage nicht im geringsten zur Lösung der AbrltstungSsrage bei, in ber die Nelchü- regierung einen durchaus richtigen Standpunkt ein genommen habe. Herriot müsse osfenbar durch seine Berater falsch unterrichtet worden sein, denn sonst müßte er wissen, daß gerade Krankreichs Vertreter auf der Abrüstungs konferenz alle Vorschläge abgelehnt haben, die ans eine wirkliche Abrüstung hinnuSliesen. Der Versuch, Deutsch- land die Schuld an einem Fehlschlägen der Konferenz zn- zuschreiben, sei geradezu grotesk, denn Deutschland als einzige wirklich abgerüstcte Großmacht werde ani diese Weise von ber stärksten Militärmacht der Welt beschuldigt, daß eS gegen die Abrüstung sei. Aber die Weltmeinung werde sich durch solche Reden wie die HerriotS nicht länger täuschen lasten. Die deutsche These sei klar: Abrüstung ans dem Boden der Gleichberechtigung, denn ohne Gleichberech tigung sei sür Deutschland keine wettere Beteiligung au der Abrüstungskonferenz möglich. Die Ausfällung, daß Deutsch land bei Ablehnung seiner Forderungen seine volle Handlungsfreiheit znriickgewinne, sei rechtlich ein wandfrei begründet nnd werde auch von befreundeten ans- ländischen StagtSniännern, wie von Mussolini, aner kannt. Deittlchlaud habe das stärkste Interesse an einer allgemeinen Abrüstung, aber auch einen Anspruch aus seine nationale Sicherheit. Schon wenn inan bedenke, daß die anderen Mächte einen Vorsprung von 14 Jahren hätten, sei eS lächerlich, zu bestaunten, daß eine deutsche Ausrüstung ein Wettrüsten In der Welt zur Folge haben würde. Reben ber Wchrfrage stehe die Saarsrage. Genau wie bei einem etwaigen Angriff aus Ostpreußen würden alle Deutschen auch dann einmütig zusaninienstcstcn, wenn in der Saarsrage etwa versucht werden sollte, dem deutschen Recht Gewalt anzntnn. Der Kamps nm die deutsche Sache werde auch sür die deutschen Kolonien acsüstrt. Es sei durchaus zn begrüßen, baß der Reichs kanzler von Pape» kürzlich in einem Interview die kolonialen Fragen angeschnitten stabe, aber die Forderung laute: Rückgabe der Gesamtheit der deutschen Kolonien. In diesem Zusammenhang wies Dr. Schnee ans die vom 18. btS 17. Oktober in Verbindung mit der Feier be» üojästriacn Jubiläum» der Deutschen Kolonlal- gcsellschalt staltsindende große Ko l o n i a l t a g u n g hin. Er schloß mit dem Appell, gllc nationalen Kräfte einznletzcn für die Erlüllnng der großen Aufgaben: „L o » vom Ver sailler Diktat." Die Ausführungen Dr. Schnees san den den lebhaften Beifall der Zuhörer. Vuntesminitter Dr. Ach tritt zurück Wien, 26. Sept. Der Bundesminister für Sicherste», Dr. A ch, hat den Bundeskanzler gebeten, mit Rücksicht aus seinen GesunbsteitSzustand dein Bundespräsidenten den An trag nm seine Enthebung vom Amte eines Bundesministers zu überinitteln. Bundeskanzler Dr. Dollfuß wird morgen -cm Bundespräsidenten einen Vorschlag sür die Neu besetzung des Ministerpostens unterbreiten. Wie noch bekannt wird, ist bereits am Montag mit dem Wiener Heiniwehrführer, Major Fen, wegen der Neber- nähme deS Sicherheitsministeriums durch ihn verhandelt worden. ' Die rote Einheitsfront in Sachsen vr»l»1w«Iäuog annoror varllnor Svdrlttlollung Berlin, 26. Sept. Im sozialdemokratischen Zentralorgan, dem Berliner „V orwärts", findet sich an versteckter Stelle eine Mitteilung über einen Entschluß der sächsischen Sozial demokratie, bei den Gemcindewahlen in Sachsen eine L t st e n v e r b i n b u n g mit ber Kommunistischen Partei clnzugchen. Zwar ist dieser Entschluß immerhin noch so vorsichtig, zu behaupten, baß „keinerlei sonstige Bin dung" sür die SPD. dabei herauskommen dürfe. Die Listen verbindung habe aber den Zweck, zu verhindern, „daß bei den Wahlen proletarische Stimmen vcrlorengehen". Die Kommunisten haben sich zu diesem Angebot noch nicht geäußert. Immerhin gilt cs sestznstcllen, daß die Sozial- demokratic ihr wahres Gesicht mit diesem Angebot erneut enthüllt hat. Streik« ln Remscheid und Gladbach-MW Remscheid, 26. Sept. Bei der A. von der Nahmer-AG., Abteilung A l e x a » d e r w c r k Remscheid, hat heute mittag 12 llhr die gesamte Belegschaft in Stärke von rund 1600 Mann die Arbeit nicdcrgelegt, nachdem vor einigen Tagen 40» Arbeitskräfte neu eingestellt worden waren. Kür heute waren weitere Nenelnstcllunne» geplant. Aus Antrag de» Werkes wird sich der Schlichter tu Dortmund mit ber Angelegenheit befassen. In G l a d b a ch - N h c >, dt sind die Belegschaften zweier Webereien — etwa 200 Man» — heute früh aus gleichen Gründe» in den Ausstand ge treten. Gegen Einengung -er Pressefreiheit Berlin, 26. Sept. Ter NeichöanSschuß des RetchS- verbaudeö der deutschen Presse hat einstimmig folgende Entschließung angenommen: „Der NcichSauöschuk des NeichSverbandeö der deutschen Presse erkennt eS al» seine besondere Pflicht an, die Staatsbehörden vor jeder Einengung der Pressefreiheit zu warnen. Er verlangt den Abbau und die Aushebung aller die Prelle be schränkenden Notverordnungen, die mit ber gesetzlich gc- währleisteten Pressefreiheit unvereinbar sind. Die jetzige VerbotöprartS führt immer nur zu einer Unter drückung der sachlichen Kritik und damit zu einer ernsten Gefahr für die freie Bildung ber öffentlichen Meinung." Vermehrte Verwendung »er Stenersibeine
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