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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.09.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320923019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932092301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932092301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Enth. Beilage: Der D.N.-Kraftfahrer (Nr. 38, Seite 9-10)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-09
- Tag 1932-09-23
-
Monat
1932-09
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.09.1932
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preußisch-deutschen LebenSnotwenbigkeiten bereits «ine- der Übelsten Schlagworte geprägt, mit denen die Gegner der Ab rüstung, und namentlich das bis an die Zähne bewaffnete Frankreich, heute nach, nach über 60 Jahren, gegen ein wehrlvseS Deutschland Hetzen. Diese unseligen Auffassungen süddeutscher Svndertümelet waren leider guck im preußischen Parlament heimisch geworden, das an der geschichtlich unser» meidlichen Entwicklung des Hohenzvllernstaate» zur beut» fchen Vormacht kein Interesse hatte, sondern das Preußen nach den. vielen Kämpfen der letzten Jahrzehnte da» gleiche geruhsame Leben wie irgendeinem anderen Staat des deut» ichen Bundes wünschte. Man übersah dabei allerdings ae- Iltssentltch, daß Preußen seit langem von den europäischen Großmächten, namentlich von Frankreich, aber auch von Oesterreich, bedroht war, die in der Entwicklung Preußens zur Bormacht des Deutschtums für sich eine machtpolitischc Gefahr sahen. König Wilhelm, aus der Tradition seines Hauses fußend, ahnte instinktiv, da» aus militärische Tugen den gegründete Preußen könne nur bestehen, wenn es sein Schwert scharf bewahre. ES spürte vielleicht erst dunkel, daß die Stärkung der militärischen Macht Preußens not wendig sei, um zuerst im Kampfe mit dem österreichischen Kaiserhaus und dann Im Krieg mit dem französischen Im perator Napoleon lll. die Einheit Deutschlands zu ichmieden. Ans dem nicht überbrückbaren Gegensatz zwischen real politischen Gegebenheiten und den weltfremden Friedens- iränmereien deS Parlaments ergab sich schließlich der Kon flikt mit zwingender Notwendigkeit. Der äußere Anlaß war das Berlangen des Landtags, die dreijährige M i l i t ä r d t e n st z e i t durch die zweijährige zu ersetzen. Ter König erkannte instinktiv, daß mit dieser Forderung >ie BvlkSvertretung die Hand an die Wurzel des preußischen Staates legte. Hiermit konnte der König nicht einverstan den sein,- er erklärte, wenn er nicht regieren könnte, wie er es vor Gott, seinem Gewißen und seinen Untertanen ver antworten könne, dann wolle er abdanken. Ein Telegramm »ing bereits an den in Thüringen weilenden Kronprinzen ,b, damit er schleunigst zur llebernahmc der Negierung nach Berlin znritckkehren sollte. In diesem Augenblick erkannte Bismarck, daß seine Stunde gekom- ai e n w a r. Er hatte von seinem Gesandtenposten in Parts enS die Borgänge in Preußen aufmerksam beobachtet und leine Borkehrungen von langer Hand getrofsen, um in die Geschicke des Staates im rechten Augenblick einzugretfen. Seil vielen Jahren hatte er sich mit dem preußischen Kriegs minister N von verbunden. Am 15. Juli 1862 hat er diesem «reuen Freund bereits den Augenblick augekündigt, in dem es notwendig sein werde, dem widerspenstigen Parlament durch seine Ernennung zu zeigen, daß man wett entfernt sei, den Kampf aufzugeben, sondern bereit sei, ihn mit frischen Kräften auszunchmen. Noon, an den dieser Brief gerichtet war, hatte am 24. Juni noch befürchtet: „Wir schwanken weiter in das Joch deS Parlamentarismus und der Re publik." Schon damals erwies eS sich also dem Einsichtigen, daß die preußische Geschichte, seit eö etu Parlament gibt, ein dauernder heimlicher Kampf um diese entscheidenden Dinge deS StaatSlebenS ist. Wenige Tage später, am 18. September, erreicht BISinarck das berühmte, halb latei nisch, halb französisch abgcfaßte verabredete Telegramm: „Gefahr tm Verzug, beeilen «te sich." Am SS. September steht Bismarck vor seinem König tm Park von Babelsberg. Aber es schien beinah« zu spät zu fein. Bereit» am Tage, an dem Noon an Bismarck telegraphiert hatte, faßte König Wilhelm die Urkunde über seine Abdankung ab. Der König war nicht sehr geneigt, Bismarck da» Ministerium zu übrr- tragen, weil er wußte, daß das den endgültigen Bruch mit dem Parlament bedeutete, und weil er selbst bedenklich gegenüber der Rücksichtslosigkeit diese» Manne» gestimmt war. Aber BiSmarck, der in der größten Sorge war, baß die Abdankung de» König» den Steg de» Parlamentaris mus, ja den Rücktritt der Dynastie bedeuten könne, sprang, wie er selbst sagte, „wie ein kurbrandenburgischer Basa», der seinen Lehnsherrn in Gefahr steht", zu, und «» gelang ihm in seiner Unterredung im Park zu Babelsberg, den König zu einer vollständigen Aenderung seiner Auffassung zu bewegen. Die Abdankung zugunsten de» Kronprinzen wurde fallen gelassen. Bismarck setzte dem König in kurze«« Öligen seine Ansicht über die politische Lcme und seine Maß nahmen auseinander, er entwickelte den Plan einer HeereS- neuordiinng auch gegen das Parlament. Später äußerte sich BiSmarck über diese bedeutsame Begegnung, die den Bund zwischen dem König und seinem großen Ratgeber für das ganze Leben begründen sollte und die die Geburt»- stunde des Deutschen Reiches wurde, mit folgenden Worten: „War des Königs Haltnng vor der Unterredung die eine» tiefgebeugten Mannes gewesen, so schritt er jetzt nach der Unterredung aufrecht, fest und straff von dannen." Schon am S». September wurde BiSmarck »um Mintsterpräsiden- ten ernannt. Am Tage darauf strich da» Parlament nm 878 gegen 08 Stimmen die gesamten NeuauSgaben sür die Arme«. Am 80. September antwortete BiSmarck mit seiner berühmt geworbenen Rebe, in der er auf die Notwendig- k«it «ine» starken preußischen Heeres htnwieS. Ihr bekann- tester Satz lautete: „Nicht durch Reben und MasorttäiS- beschlüss« werben die großen Kragen der Zeit entschieden, da» ist der Kehler von 1848/4S gewesen, sondern durch Elsen und Blut." Mit größter Energie führte Bismarck dle HeereSresorm durch und schaltete tm Einverständnis mit dem König da» Parlament sür die nächsten Jahre völlig au». Der Sieg Über den Landtag war die Voraussetzung de» Stege» von Königgrätz und Sedan. Ohne ihn wäre das deutsche Kaiserreich niemals zustande gekommen. Gewiß wäre e» billig und leicht, den geschichtlichen Vcr- gleich nun mit ber Gegenwart anzustellen. Aber vergleiche haben die Eigentümlichkeit, zu hinken. Der Konslikt zwischen Parlament und Negierung liegt heute — Gott sei Dank — nicht in ber Außen- oder Wehrpolttik begründet. In der Forderung aus Gleichberechtigung für Deutschland sind wir un» alle einig. In der Erkenntnis, baß nn» heute ein Bis- marck auch in ber Innenpolitik fehlt, darf die Lehrmeisterin Geschichte von Parteien und Negierung erwarten, daß sic sich besten bewußt sind, welche Verantwortung sie vor der Nation zu tragen haben. Da» gilt jetzt um so mehr, wo wir uns bemühen, au» dem Labyrinth unserer politische»« Irrungen den Weg ins Freie zu finden. Sindknbmgs Denk Ser RMSvriisibrnt teilet die SMMtttk Kranksurt a. b. Oder, 22. Sept. Nachdem die letzte»« Manöverstunden noch ein eindrucksvolles BewegungS- gesecht unter Verwendung aller durch Attrappen dargestelltcn modernen Waffen b bi» 10 Kilometer westlich von Frankfurt mit Einsatz aller Manövertruppen gebracht hatten, wurde um 1l,8ü Uhr „das Ganze halt" geblasen. Der Reichspräsident hatte sich in den frühen Morgen stunden auf das Manöverselb begeben, wo er — von dem das Manöver leitenden Ehcf der Heeresleitung, General von Ham merstetn, fortlaufend unterrichtet — die Ent wicklung de» motorisierten Kavalleriekorp» gegen den schwerer beweglichen blauer« Verteidiger aufmerksam ver folgte. Hindenburg ließ sich, ständig tm angeregten Gespräch mit seiner Umgebung, wiederholt Einzelheiten der neuen Ausrüstung und ber Attrappen vorsühren. Besonder» lange verweilte ber Generalfelbmarschall am äußersten linken Flügel der angretkenden roten Truppen um Petersdorf, PeterShagen und Triplin, wo bet um fassendem Angriff mit Einsatz von Tankattrappen und einem Kraftrad-Schützen-Bataillon besonder» spannende Ge- MI die Rewswtbr fechtsmomente sich ergaben. Der NeichSprästbent ließ ein- zelnen Truppenteilen «vtederholt seine Anerkennung auSsprechen. NctchSwehrminister General von Schleicher, ber wiederholt dem Reichspräsidenten Meldung erstattete, verfolgte mit seinem Stabe da» Manöver zu Pferde. Hin-cn- bürg, der, wo er sich zeigte. Gegenstand lebhafter Huldi- gungen war, ließ nach dem Abbruch der Kampshandlnngcn noch einige Truppenteile an sich vorbcimarschieren und begab sich dann tm Kraftwagen in da» reichbcslaggte Frankfurt. Die Stabt bereitete den« Reichspräsidenten einen jubelnden Empfang. Sie hatte reichen Klaggenschmiick an- gelegt, die Schulen und Behörden hatten vorzeitig ge schlossen. Nach einem kurzen Frühstück in ber Ortschaft Rosengarten fuhr kurz nach 1 Uhr ber Reichspräsident durch di« ganze Stadt über die Oderbrücke in» SchützenhanS zur Schlußbesprechung. Die Kritik dauerte eine gute Stunde. Der RetchSmehrmtnister faßte daS Ergebnis in einer Ansprache an die Führer ber Wehrmacht zusammen. Der Reichspräsident dankte schließlich Führung und Truppen für die tm Manöver gezeigten Leistnngcn und sprach den Manövertruppen seine Anerkennung aus. — Bor der Besprechung fand eine offizielle Begrüßung durch den Oberbürgermeister Dr. Kinne statt. Der Reichs präsident bankte herzlichst sür den feierlichen Empfang und fuhr nach einiger Zeit tm Kraftwagen nach Berlin zurück. ÜubcfrieMnderKommmißmfUibinMußea Die Regierung Zieht vorläufig noch nicht öie Konsequenzen vraktmolünng »N8or«r KorUnor SvdrlIUoUaug * Nach der abschließenden ManSverlage ha« die nach der Annahme und den beigegebenen Attrappen aus das modernste ausgerüstete motorisierte Kavallerie von Rot den Srsoig der tetlweisen Vernichtung und Abdrängnng der im wesentlichen «ach den AbrüktungSbesttmmungen des Ber« sailler Diktat» arbeitenden blaue« Division ans Küstri« z« verzeichnen. Bla» hat nicht einmal ber rote« Rusklärnng den Weg nach Berlin verlegen können. Berlin, 22. Sept. Der Preußische Landtag hat In -en Abendstunden des Donnerstags die Abstimmungen über die Anträge, die ans Anlaß des am 30. August angenommenen, zur Gehorsamsverweigerung ausfordernden Antrags ein gegangen waren, vorgenommen. Der weitestgehende An trag der deutschnationalen Fraktion, der den Beschluß vom 30. August als gesetzwidrig bezeichnet, wurde gegen die Stimmen der Nationalsozialisten und Kommunisten bei Stimmenthaltung von Zentrum und Sozialdemokratei« ab gelehnt. Angenommen wurde dagegen der national» sozialistische Antrag, der solgendes belagte: Soweit die Rcichsversassung und die Verfassung des Landes Preußen von der am Ruder befindlichen Regie rung gemäß dem von Ihr beschworenen Eid geachtet und dnrchgestihrt wird, ist es Pslicht der Beamten und LtaatöangcstcNtcn Preußens, die versastung ebenfalls zu achten und zu schützen. Für diesen Antrag stimmten allerdings nur di« Antrag steller, nämlich die Nationalsozialisten. Gegen ihn stimmten Kommunisten, Dcntschnativnale und Deutsche VolkSpartel, während das Zentrum sich der Stimme enthielt und die Sozialdemokraten sich an der Abstimmung nicht beteiligten. Zum Schluß erfolgte dann die Abstimmung über -en vom Zentrum eingcbrachten Antrag. Der erste Teil dieses Antrages, in dem davon die Rede ist, daß die Beamten trotz schwerer Gewissenskonflikte infolge des versafsungswidrigen vorgehens der ReichSrcgiernng ihre Amtspflichten gewincn- ha't erfüllt hätten, wurde abgelehnt, da für ihn nur das Zennum und ein Teil der Sozialdemokraten stimmte. Der zweite Teil des Antrages wurde in folgender Fassung angenommen: Ter Landtag spricht den Beamten Dank und Anerkennung aus. Gleichzeitig gibt er der Erwartung Ausdruck, daß die preußischen Beamten auch fernerhin ihre dienstlichen Obliegenheiten getreu der be währten VerufStradition des preußischen Beamtentums zum Besten von Staat un- Volk unparteiisch und gewissenhast erfüllen werden. Für diesen Teil deS Antrages stimmten die Nationalsozialisten, das Zentrum und die Deutsche BolkS- partet. Somit ergaben die Abstimmungen di« Tatsache, daß ber Beschluß vom 86. August nicht in der direkten Weise, wie es der Reichskanzler von Pape» als Neichskom- mtssar sür Preußen gewünscht hatte, zurückgenommen worden ist. ES ist nun dle Frage entstanden, wie -I« kommissarische preußische Siaatsregicrung sich zu der geschaffenen Lage stellen wird. Wie man hört, wird der stellvertretende Reichs kommissar Dr. Bracht die Sachlage zunächst eingehend prüfen. Wann eine Entscheidung über diese Prüfung be kanntgegeben wird, steht znr Zeit noch dahin. Der Landtag selbst wird sich am Freitag bis aus «inen nach den NeichS- tagSwahlen liegenden Termin vertagen, da sich die Abgeord neten des Landtages ihren Parteien sür den ReichstagSwahl- kampf zur Verfügung stellen wollen. In parlamentarischen K reisen des Landtages hieß es am Donnerstagabend, daß die kommissarische StaatSregie- rung durch die Entscheidung des LanbtagsplennmS nicht zusrlcdengestellt morden sei daß sie aber be absichtige, daraus zunächst noch keine Konsequenzen z« ziehen. Gerüchte wollten wissen, daß die Staatsregierung sich die Möglichkeit eines eventuellen Einschreitens gegenüber dem Landtag für spätere Zeit vorbehalte. Jedoch erfuhren diese, sowie weiiergehcnde Gerücht«, die die Haltung der Staatsregierung in Zusammenhang mit den Möglichkeiten bringen wollten, die sich nach beendetem NeichStagSwahlkamps ergeben können, an den amtlichen Stellen ziemlich scharf« Ablehnung. Dle Frage, wie -le preußische StaatSregie- rung sich zu verhalten gedenkt, ist daher noch zur Zeit voll kommen offen. Im Ernstfälle wär, also zunächst die RetchShanptstad« silr feindliche Zugrisse frei, wenn auch inzwischen erfolgter Ab transport kampskrästiger Truppen znr Berteidigung Berlins anzunehmen wäre. Jedenfalls hat da» Manöver schlagend bewiesen, welche Gefährdung der deutschen Sicherheit lin des europäischen Friedens die einseitige deutsche Abrüstung -arstellt un- wie unerläßlich die Durchsetzung der deuisckien Gleichberechtigung, also entweder Abrüstung -er anderen oder Umbau der deutschen Wehrmacht, ist. Dicker Anschauungsunterricht Ist mit besonderem Interesse von den ständig über die Manöverlage unterrichteten fremden Mtlitärattachö» verfolgt worden, die neben den rcm militärischen Vorgängen auch der praktischen Lage im Zu sammenhang mit der Grenzziehung tm Osten und dem mili- tärischen Kräfteverhältnis beiderseits der deutsch-polnischen Grenze Ihre Aufmerksamkeit schenkten. Die Truppen werden nach dem Zusammenziehen ans dem Manöverseld in der Nacht zum Abtransport in die Garni sonen verladen. Auf Truppenbesichtiguna un- Schlußparade ist aus ErsparnlSgrttn-en verzichtet worden. Utkbllmanöver »er Marine beendet Wilhelmshaven, 22. Sept. Am Mittwoch traf die ge samte deutsche Flotte nach Beendigung der Herbst manöver in Wilhelmshaven ein. Die Manöver, die im ganzen zwei Wochen angebauert haben, nahmen in der Ostsee ihren Anfang. Dann wurde Skagen passiert, wo man Zett sand, den Gräbern ber in der großen Seeschlacht Gefallenen einen Besuch abzustatten. In der Nordsee spiel ten sich bann die übrigen Manöver ab. ES wurde der Schutz ber HandelSschtsfahrt geübt. Gcleitzttge wurden ge- sichert und andere Aufgaben erfüllt, die an die Marine ge stellt wurden. Am Freitag wird der Chef der Marine- lettung in Wilhelmshaven die Schlußbesprechung ab halten. RMsttgierung und Untersuchungsausschuß vraktmalllnno nnaervr vorllnor Svdrittlvltnvg Berlin, 22. Sept. Der zum Untersuchungsausschuß um- qewandcltc U e b c r w a ch u n g s a u S s ch u ß deS Reichs tages hat, wie gemeldet, beschlossen, auch Mitglieder -er NeilhSrcgierung iür die nächste Sitzung, die am kommenden Dienstag stattsindct, zu laden. Die Frage, ob die KabinettS- mitgliedcr — in Frage kommen bekanntlich Reichskanzler v. Papen und Rcichsinnenminister v. Gaul — vor dem Ausschuß erscheinen, ist damit in ihr akutes Stadium ge treten. Nn den amtlichen Stellen wurde aber am Donners tagabend nochmals mit starker Betonung festaestellt, baß sich an der Stellungnahme der Reichsregiernng den parlamentarischen Körperschaften gegenüber nach wie vor nichts geändert hat. Die RclchSregicrung hält an dem einmal eingenommenen Standpunkt fest, daß der RctchStagSpräsident Göring erst einmal sein bekanntes Schreiben zurttckzichen mülle, ehe die Regierung daran denke, sich mit dem Ausschuß ins Be nehmen zu setzen oder vor ihm Erklärungen abzugeben, am Donnerstagabend lag den amtlichen Stellen noch keiner lei vom Ausschuß auSgcsertigte Vorladung vor. Im übrigen tritt das Reichskabinett am Freitag zu einer Sitzung zusammen, in der nach entsprechenden Vor arbeiten der zuständigen Ressorts die HilsSmaßnahmen sür dle Landwirtschast weiterberatcn und abgeschlossen werden sollen. Die end gültigen Entscheidungen de» Kabinett» werden spä ¬ testens am Sonnabend fallen, da der NeichsernährungS- mtntster Freiherr v. Braun bekanntlich den Inhalt der neuen NcgierungSmaßnahmen am kommenden Sonntag in München vor Vertretern der Landwirtschast mitzuteilen gedenkt. Der Reichskanzler v. Papen empfing am Donners- tagnachmittag den Besuch des württembergtschen Staats präsidenten Bolz. Dieser Besuch war schon aus der Stutt garter Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder mit der RcichSregierung vereinbart worden. In nächster Zeit wird auch ei» Empfang des badischen Staatspräsidenten Schmitt stattstndcn. Der Zweck dieser Besprechungen ist vor allem die Herstellung einer engeren Fühlung nahme zwischen ber Neichöregierung und den Länder regierungen. Arbeitszeitkonserenz tm Aanuar Gens, 22. Sept. Der Verwaltungsrat de» Internatio nalen Arbeitsamtes hat nach zweitägigen Beratungen be schloßen, zum Januar 1688 eine technische Vor konferenz zur Behandlung de» italienischen Antrages über die Herabsetzung -er Arbeitszeit in der Industrie nach Gens einzubcrnsen. Agrement sür Botschaster von Hassell erteilt. DI« Italie- ntsch« Regierung Kat sür den zukttnstigen deutschen Botschaf ter beim Qutrinal, von Hassell, -aS Agrement erteilt. lim tle Reuetnstellung t>»n Arbeitern Leipzig, 22. Sept. Die Belegschaft ber Pittlcr-Wcrk- zeugmaschtnen-AG. zu Leipzig ist am DonnerStagmorgcil in den Streik getreten. Diese Maßnahme wird von dcn Führern der Arbeiterschaft damit begründet, daß die Pittler-Aktlcngesellschaft T a r i s s e n k u n g e n vornchnicii wolle in Verkennung der Möglichkeiten ans der Papcn- schen Notverordnung. Die Pittler-Akttengesellschast sei ge zwungen gewesen, zur Bearbeitung und Ausführung bereit» vorliegender Aufträge, also unter allen Umständen, Neucinstellungen vorznnchmcn. Für einen solchen Fall seien die Tarifsenkungsbestimmungen der Not- Verordnung nicht getroffen. Die Belegschaft lehne es ab, Arbeitszeit und Lohn unter falschen Voraussetzungen kürzen zu lassen. Essen, 22. Sept. Nachdem die Verwaltung de» Guß stahlwerke» Wtttmann in Hagen-HaSpe von der auf Grund der Notverordnung über die Neneinstellung von Arbeitern angekttnbigten 10°/»tgen Lohnherabsehnng Ab stand genommen hat, ist die Arbeit von den in dcn Aus- stand getretenen rund 406 Belegschaftsmitgliedern zu den alten Lohnsätzen wieder ausgenommen worben. Ganöht bereits stark erschöpft Bombay, 22. Sept. Gandhi, ber am Donnerstag seinen dritten Fastentag begann, zeigt bereit» starke Er schöpfung»« richetnungen. SS wird befürchtet, baß er den Hungerstreik nicht mehr lange burchkaltc» wird. — Der Htndustihrer Malaviya hat «inen Aufruf an alle Raßen und Kasten Indien» erlassen, in dem gebeten wirb, Maebonalb bringend um Rettung Indien» vor einer Kata strophe zu ersuche«,
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