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Nummer 12V-SS. Iahrg Sächsische volkssettuns Mittwoch, 2». Mai 1837 Volk der Arbeit - Volk des Friedens Relchsmlnlster Dr. Schacht eröffnete das Deutsche Saus auf der pariser Weltausstellung Deutschlands Beteiligung am Welthandel vchUftlettiiiig: vr«d«n.«„ V«N«rstr. 17, 8«r««f 107N ». voll vruck und v«rl«-i <S«niia»>a Bucht» «, ikrla- lh. ». ». Winkel, V»N«stiatz« 17, 8«iniif llo», postlche«: «r. 10», Bank: Stadw-M vr««d«» «r. «717 Lrsch«i»t > «al «XchenMch. U«iu>NIch«r v«tng,prel, durch Trlger elnlchl. « Pfg »»«. «0 Pfg. Irlgrrlohn 1.70; durch di« Post 1.7V «iiychttchNch Postlli«no«>Iung^ebllhr, »u-II-llch >V Pf». Post-Pestrll-rld. ainzel-Rr. 10 Psg., Sonnabend, u. keplago-rir. 10 Ps». «bbestolluugen mllsteu spltest«», »In« woch« vor ««aus der ve»»««»eil schrlltlich beim Verlag eingegangen sei». Unser« lrlger »Urs— keiue «bdepellunge, »ulge^nnehm«^ Im Fall» von HSHerer Lewalt, vertot, «intretender veiried»- PSrungen hat der vejieher oder Werbungtrelbend» ket« «nsprllche, sall, dl« Zeitung in beschrSnkiem Umfang, «d» spltet oder nicht erscheint, «rsallungiorltstvr«'»»» Paris, 2«. Mai. Bei der Eröffnung des Deulschen Hauses auf der Pariser Weltausstellung am Mittwoch vormittag hielt Ncichsivirlschasts- minister Reichsbankpräsidcnt Dr. Schacht eine Ansprache, in der er u. a. ausführtc: Ich cmpsinde es als eine besondere Ehre und Freude, das; mich der Führer und Reichskanzler beauftragt hat, ihn bei der feierlichen Eröffnung des Deulschen Hauses dieser Ausstellung zu vertreten -und der französischen Nation, ihrem Präsidenten und ihrer Regierung aus diesem Anlas; die Grüße der Reichs regierung und des deutschen Volkes zu überbringen. Die internationale Ausstellung Paris 1837 nennt sich schlicht eine Ausstellung der Kunst und Technik im Leben der Gegenwart. In diesen zwei Worten liegt unendlich viel. Sie umfassen nahezu alle Gebiete des geistigen und materiellen Schassens, angcfangen von den kleinsten Notwendigkeiten des täglichen Lebens bis hinauf zu den großartigsten Leistungen von Kunst und Wissenschaft. Damit ist diese Schau ein getreues Spiegelbild der gesamten Kultur und Zivilisation der Ge genwart. Welche starken Anregungen von einer solchen Weltaus stellung ausstrahlen können, mag Ihnen ein Blick auf jenes gewaltige Bauwerk verdeutlichen, das der Pariser Weltaus stellung von 1888 ein bleibendes Andenken gesichert hat. Ur sprünglich nur gedacht als Wahrzeichen der Ausstellung, wurde die kühne Eiscnkonstruktio» des Eisselturms zum Symbol des technischen Fortschrittes der Neuzeit. Eisen und Stahl sind seit dem zum führenden Werkstoff unserer Zeit geworden. Unsere stählernen Schisfsriescn, die hochragenden Stahlskelette moder ner Bauten, die Ströme und Moercsarme überspannenden Brücken zeigen, was die Technik aus dem damaligen Impuls zu schassen vermocht hat. Das Maß der Auswirkungen mögen ein paar nüchterne Zahlen illustrieren: Im Jahre 1880 stellte sich die Weltproduktion an Roheisen auf 28 Millionen Tonnen, im Jahre 1813 auf 80 Millionen Tonnen. Diese glänzende Aufstiegsperiode wurde dann von der Katastrophe des Weltkrieges unterbrochen, die allen Volkswirt schaften, Siegern und Besiegten, so schwere Wunden geschlagen hat. das; cs heute noch nicht gelungen ist. sic zu heilen. Die Politik jener unglückseligen Zeit hat der Menschheit fünf Jahre Krieg, 12 Jahre Reparationspsychose und sechs Jahre Weltwirt- schastskrise gebracht. Wir können dieses Unglück leider nicht mehr ungeschehen machen. Um so gebieterischer aber ist das Verlangen, endlich einmal die unseligen Kriegssolgcn zu besei tigen und alle Kräfte in den Dienst des wirtschaftlichen und soziale» Neuausbaues zu stellen. Ich habe keinen Zweifel, das; der Schlüssel zu den Wirt schaftsproblemen in de» Händen der Politik liegt. Sobald die Welt elnmal die Gewißheit eines gerechte» und dauerhaften Friedens hat, wird die Wirtschaft leichte Arbeit haben. Dürfen wir die Hoffnung haben, daß von der Internatio nalen Ausstellung in Paris ein Anstoß in der Richtung der Völkerversöhiiung ausgehcn wird? Die Ausstellung trifft zeit lich in glücklicher Weise mit den Handelsvertragsvcrhandlun- gen zusammen, die zur Zeit zwischen unseren beiden Ländern v»rlag««rt vr«»d«», «njtlg-xpKtz«! dl« 1l,alN«« v mm dr«U» g«N« I Pf».» svk 8a»U>«iu>n»etz«» I Ps». ßlli PlvtzwLosch« tt«««» »tt wo« ««»st-, Utst—. geführt werden, nachdem eine fast dreijährige Zeitspanne aus reichende Vereinbarungen über den gegenseitigen Handelsver kehr hat vermissen lassen. Die deutsche Regierung ist mit der französischen in der Ucberzcugung einig, das; der neue Vertrag eine Auflockerung der zur Zeit geltenden Clearingbestimmun gen mit sich bringen soll. Die Zusage der deutschen Regierung, die erforderlichen Devisen bereitzustellen, eine Zusage, die durch ein bestimmtes, zwischen Einfuhr und Ausfuhr einzuhaltendes Verhältnis sichergestellt wird, wird dem Handel der beiden Länder größere Freiheiten bringen können, als es ein Zwangs clearing vermag. Der deutsch-französische Handel muß zum Vesten der beiden Nationen mindestens aus seine alte Höhe gebracht werden. Die Wünsche, die Deutschland bei der politischen und wirt schaftlichen Befriedung der Welt vertritt, erscheinen nur deshalb manchmal so schwer verständlich, weil eine fundamentale Eigen heit des deutschen Lebens nicht genügend begriffen wird. Lassen Sie mich einmal etwas aussprechcn, was die wenigsten Menschen wissen: Mit Ausnahme der international garantierten Schweiz ist Deutschland das einzige Land der Well, welches über keine ausreichende heimische oder koloniale Ernährungsgrundlage für seine Bevölkerung verfügt. Die Politik sollte sich endlich einmal klarmachen, was diese zugleich primitive und groteske Tatsache für eine Nation und insbesondere für eine große Nation be deutet. Wer diesen Zustand ausrechterhalten will, wird niemals das darin liegende Unruhe-Element beseitigen, wer diesen Zu stand ändern hilft, wird den Frieden Europas und damit der Welt auf Generationen sichern können. Die französische Weltausstellung von 1837 ist die erste umfassende internationale Ausstellung, an der das national sozialistische Deutschland teilnimint. Daß wir diese Ausstellung in einem solchen Maße beschickt haben, mag zeigen, das; Deutsch land nicht daran denkt, sich vom Welthandel abzuschließen, daß es vielmehr an dem Wiederaufbau eines gesunden Welt handels tätigen Anteil nehmen will. Ich nehme es für ein günstiges Omen, daß diese Ausstellung und unsere Beteiligung gerade in der Hauptstadt desjenigen Landes stattfindet, das einmal in der ersten Reihe unserer Gegner gestanden hat. Politische Gegensätze werden am besten dadurch über brückt, daß inan sich das gemeinsame Interesse am kulturellen Fortschritt der Welt klarmacht. In Betonung dessen, daß wir Deutsche diese kulturelle Gemeinsamkeit in vollem Umfange würdigen und znm Zeichen des Dankes für die Gastfreund schaft. die uns die französische Nation hier in ihrer Hauptstadt gewährt, hat Deutschland eine besondere Ehre darin geseßt, auf dieser Ausstellung würdig vertreten zu sein. Das Deutsche Haus will einen Otterschnitt durch das tech nische, wirtschaftliche und künstlerische Können unseres Volkes geben. Es will der Welt zciaen, das; das deutsche Volk ein Volk der Arbeit ist. Ein Volk der Arbeit aber ist immer auch ein Volk des Friedens Mögen die Besucher dieser deutscl;en Leistungsschau in alle Welt das Bewußtsein hinaustraaen. daß in diesem Hause das Bekenntnis zur Arbeit und zum Frieden Gestalt gewonnen hat. Mit diel"m Wunsche übergebe ich das Deutsche Haus seiner Bestimmung. Am die engMe Rüstungssteuer Fabrikanten auch gegen di« abgeänderte Rüstungssteuer. London, 26. Mai. Der Nationalverband der englischen Fa brikanten befaßte sich am Dienstag mit der neuen englischen Rüstungssteuer. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der festgestellt wird, daß trotz der neuen Zugeständnisse des Schatzkanzlers die Anforderungen an die englische Industrie zu hoch seien und der Plan als nicht wünschenswert zurückgewiesen werden müsse. istischer geworden; anstatt vom „unteilbare» Frieden" pricht man von notwendig gewordenen Gleich« ; e w i ch t s s a k t o r e n. In der ojsiziellen Sprache klingt ries sehr elegant und verklausuliert, im wirklichen Leben geht es um das Ziel, die Achse Berlin—Nom zu isolie ren und zu lokalisieren. Wir haben in einer früheren Betrachtung an dieser Stelle darauf hingcwiesen, das; das Vorhandensein dieser deutsch-italienischen Achse die Franzosen im wachsenden Maße beunruhigt und mit Mißvergnügen ersüllt. Man erachtet das Vorhandensein der sranzösisch - englischen Freundschaft und der Querachse Paris — Moskau, für nicht mehr ausreichend, den vermeintlichen oder viel« mehr unterstellten Hegemoniebestrebungen Deutschlands und Italiens im mitteleuropäischen Naume und im Mittelmeer wirksam entgegenzutreten, und so be ginnt man sich von neuen nm das Donaubecken zu kümmern, wärmt den Hodza-Plan wieder auf und ver sucht das englische Interesse jür die Donaustaaten ourch eine neue Propaganda-Welle zu aktivieren. Das; dies Interesse fraglos vorhanden ist, kann nicht bestritten wer den, dennoch überschätzen ernste Pariser Politiker nicht die realen Möglichkeiten, die mit der wachsenden Anteilnahme Großbritanniens an den Mitteleuropa-Problemen verbun den sein könnten. So weist Albert M oussetam Sonntag im „Journal des Debats" mit Recht daraus hin, daß die Möglichkeiten einer neuen diplomatischen Evolution im Donauraume sehr begrenzt seien. Hier habe die Achse Berlin—Rom bereits ihre Wirkung ausgeübt. Er bemerkt, daß man nicht von einem vollständigen Wandel des Ein flusses in Mitteleuropa sprechen könne, sondern von einem „Gleiten", das man aufmerksam verfolgen müsse. In dem fraglichen Artikel wird die Solidität der Achse «»gezweifelt, darüber hinaus wird noch zum Ausdruck gebracht, daß Italien vielleicht stark genug sei, einige Freunde Frank reichs von Paris sortzuschnappen, daß es aber nicht mächtig genug sein würde, um seinen eigenen Einfluß geltend zu machen und damit am Ende der Rechnung das Spiel Deutschlands spielen müßte. Nach Anführung einiger mage rer Argumente schließt Mousset seine Abhandlung mit der problematischen Hofnung, daß im Donauraume — wie auch anderwärts — die Zeit für Frankreich und England spielen würde. Dieser Artikel ist irgendwie symptomatisch dafür, daß die in den letzten Wochen von der Presse vorgegebenen diplomatischen Siege „auf der ganzen Linie" bei näherer Betrachtung beträchtliche Skepsis erwecken müßten. Der plötzliche Optimismus nach einer Periode selten gekannter Unzufriedenheit mit der eigenen Stellung in Europa war auch zu unnatürlich, um anders denn als ein« notwendig gewordene Stimmungsreaktion gewertet zu werden. Die Stimmungen wechseln sehr schnell — wie das Wetter dieser Stadt. In den Rahmen des letzten Stimmungswechsels fällt auch die verändert« Haltung gegenüber der deutsch-italienischen Achse. Während sich di« französische Pressepropaganda bisher bemühte, das Prestige der Achse dadurch zu erschüttern, daß den beiden autori tären Regierungen gewisse Ambitionen und Hegemonie bestrebungen vorgeworfen wurden, die, ohne kontrollierbar zu sein, doch geeignet waren, im Donauraume einige Un ruhe zu verursachen, wird nun mehr und mehr die Solidität der deutsch-italienischen Freundschaft in Frag« gestellt. In teressant war in diesem Zusammenhang ein kürzlich er« fchienener Artikel eine» dem Außenministerium sehr nabe. in den Dominions, die gegen Luftangriffe zu schützen seien und England wesentliche Lieferungen machen könnten, 2. mit der Ausarbeitung eines Systems, auf Grund dessen die gesamte Rüstungsindustrie des Weltreiches sich gegenseitig ersetzen und ergänzen könne. Der diplomatische Korrespondent des „Daily . Hcrald" er klärt, unter den Regierungen der Dominions bestünden noch in verschiedenen Punkten Meinungsverschiedenheiten. Es bestehe aber bereits eine Abmachung, derzufolge unter gewissen Umstän den eine gemeinsame militärische Aktion des Weltreiches zu unternehmen sei. Für diesen Fall sei die Vereinheitlichung des gesamten Derteidlgungswesens von höchstem Wert. Die „News Ehronicle" unterstreicht, daß Irlands Feh len bei den Beratungen der Reichskonferenz und gerade bei den Besprechungen über die Reichsverteidigung nicht ge ringe Störungen hervorgerufen habe. Französischer Zweckoptimismus Paris, im Mai. Die Atmosphäre am Quai d'Orsay ist seit einer Woche etwas entspannter, mit der Aktivität der französischen Diplomatie scheint auch das S e l b st b e w uß t se i n wieder znrückgekehrt und die fatalistische Stimmung, die man noch zu Anfang des Monats beobachten konnte, überwunden zu sein. Obwohl Herr Delbos von Anfang an dazu neigte, keine übertriebenen Hoffnungen austommen zu lassen und dieser Wunsch in der offiziösen Presse auch deutlich zum Ausdruck kam. erschien die neue Manifestation von der Solidität der Entente cordiale vielen Zeitungen zu verlockend, um nicht alle möglichen Kombinationen daran zu knüpfen. Wir haben nns die Mühe gemacht, mit den entscheidenden Stellen Fühlung zu nehmen und einige sen sationell aufgemachten Gerüchte auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen, dabei konnten wir uns davon überzeugen, daß bei vielen Dingen, welche in diesen Wochen lanciert wurden, vor allem der Wunsch Vater des Gedankens war. lieber die Befestigung der „Entente cordiale" durch demonstrative Erklärnngen hinaus ist nicht viel geschehe», Frankreich ist der Kontinuität seiner Außenpolitik treu geblieben, wenn auch seine entscheidenden Lenker nicht mehr an das absolnte Schwergewicht jener Parolen zu glauben scheinen, die wir seit Jahren zu hören gewohnt sind. Man ist rea- Britische Völkerbundsernüchterung Sie Vllduna des Empire-Ausschusses für Mungsanaleich London, 26. Mai. Der Beschluß der britischen Reichskonferenz, einen stän digen Ausschuß in London einzusetzen, der sämtliche Fragen der Rüstungen und der Verteidig ungdesWeltreiches auf einen Generalnenner bringen, soll, hat in der Londoner Presse größte Beachtung gefunden. Der diplomatische Korrespondent der „Mornlngvost" schreibt, verschiedene Vertreter der englischen Dominions seien nach London gekommen in dem Glauben, die Völkerbundssatzung könne noch als Grundlage für eine gemein same Politik Innerhalb des englischen Weltreiches benutzt wer den. Edens ausführlicher Bericht über die internationale Lage habe den Vertretern aber jegliche Illusion üb«r den Völkerbund genommen. Die Erfahrungen, die die britische Regierung währen- des abessinischen Krieges gesammelt habe, seien weitaus vernichtender gewesen für den Völkerbund als all das, was bis her veröffentlicht worden sei. Daraufhin hätten verschiedene Vertreter ihre Meinung wesentlich ändern müssen. Jedenfalls hätten die Vertreter der Reichskonferenz jetzt eine andere Auffassung von der „kollektiven Sicherheit" als früher. Der Fehlschlag in der abessinischen Angelegenheit habe gezeigt, daß kein Land bereit sei, ein Risiko für den Völ kerbund einzugehen, wenn nicht leine eigenen Lebensinteressen auf dem Spiel stünden. Diese Erbenntnis habe nun zu entspre chenden Schlußfolgerungen auch innerhalb der Reichskonferenz geführt. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" meint, der neue Lmptre-Verteioigunasausschuß, der sobald wi« möglich zusammentreten solle, werde sich mit folgenden Punkten zu beschäftigen haben: 1. mit dem Bau von Rüstungswerken