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Der Eindruck der deutschen Antwort SremitlM eiwltM Slimnikn Nr SruIMmd die SefterretA Schritt in Genf SivmiMeS NlllidniSangebvI im SrankrM London, 9. Okt. Wie „Sunday Times" meldet, hat die japanische Negierung vor einiger Zeit Frankreich ein formelles Bttndnisangebot gemacht. Dieses sei vom Quai d'Orsen sorgfältig geprüft worden. Nachdem aber ein älterer französischer Diplomat, der „rohe Erfahrungen in fernöstlichen Fragen besitze, seine Meinung dahin ge- äusicrt habe, das« cS nicht mit der Ehre Frankreichs zu vereinbaren sei, das Angebot anzunchmcn, sei der Ge- dankc sallcnaelasscn worden, aus das sapanische Angebot einzugchcn. Ergänzend hierzu wird berichtet, dass das sranzösische Mitglied des Lntton-AuSschusseS, General Elaudc, von vornherein f a v a n s r c u n d l i ch gewesen sei und immer wieder seine Z u st im m u n g verweigert habe, wenn die anderen Mitglieder ihre Beschlüsse ans dem Beweiomatcrial hätten ziehen wollen. Hm Interesse der Einigkeit habe der AnSfchust sich daher daraus beschränkt, die Tatsachen in einem m i ld e n Lichte darzuslcllrn, und sich entscheidender Rückschlüsse enthalten. London, 9. Okt. Das deutsche Eingehen auf die englischen Anregungen, den deutsch-französischen Konfliktöslosf durch direkte Verhandlungen zwischen den vier hanptbctetltgten Mächten aus der Wett zu schassen, hat den Ton der heutigen Sonntagspresse merklich beeinslusit. „Sun da» Referee" gibt der Zuversicht Ausdruck, das« dadurch der Pessimismus zerstreut werde, der die Abrüstungskonferenz seit der Zu rückziehung Deutschlands von Genf lähmt. Deutschland habe Zeugnis abgelegt von seinem ernste» Begehren, sich unter die fortschrittlichen »Näsle bei allen Nationen einznreihen, und diejenigen Lüge» gestraft, die in der Weigerung, an den Genfer Beratungen teilznnehmcn, die Entschlossenheit er blickten, um jeden Preis auszurüsten. Menn die neue Konvention der Abrüstungskonferenz die militärischen Klausel» des Bcrsaillcr Vertrages anSlösche, werde Deutschlands Glaube an seinen Erfolg für ganze Welt von Nutze» sein. Garwtn nimmt sich der deutschen Sache an und gegen die UnterdrücknngSparagraphcn des Versailler der N e i ch s r e g i e r u n g aus die englische Einladung. An gesichts der sranzösischen Unnachgicbigkett scheint man eng- lischcrscits nicht mehr aus London als Verhandlungs ort zn bestehen. Herriot, der infolge der Annahme -er eng lischen Einladung durch die Reichsrcgicrung in eine heikle Lage gekommen ist, hat in der Unterredung den Gedanken einer Aussprache mit Macdvnald angeschnitten und sich bereit erklärt, zn diesem Zwecke nach London zu reisen. Die Londoner Reise HerriotS soll bereits in der kommenden Woche staltsinden. Herriot wartet anscheinend nur noch aus eine osjizicllc Einladung seines englischen Kollege». Obgleich die deutsche Antwort aus die englische Ein ladung im Mortlant noch nicht bekannt ist, bezeichnet mau sie schon jetzt von französischer Seite als zwei deutig. DaS „Journal" schreibt, eine Regierung, die ehrlich und ausrichtig an Verhandlungen teilnchmcn wolle, könne nicht schon vor der Erössnung dieser Verhandlungen Genugtuung verlangen. Wenn sich die Rctchsrcgtcrung auf die Schluß- crklärnng der Lausanner Konferenz stütze, so könne man das nur als eine gewisse Unverschämtheit bezeichnen. Berlin habe am wenigsten ein Recht darauf, die Hoffnungen aus internationale Verständigung und Wiederherstellung des Vertrauens in Erinnerung zn bringen, die gelegentlich der Lausanner Konferenz zum Ausdruck gebracht worden sei. In Londoner unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß Herriot am Mittwoch in London eintressen und noch am Mittwochabend und am Donnerstag mit Macdvnald Fragen der Abrüstung besprechen wird. Eine Kerriot-Re-e tm Elsaß Paris, S. Oktober. Bet der Einweihung des großen Kraftwasscrwerkes in Kembs, der Gedenkfeier für die Gefallenen am HartmannSweilcr Kops nnd derjenigen auf dem tschechoslowakiscl>en Ehrcnsricdhos in Eernay, wurden eine Reihe von Reden gehalten, von denen die Rebe Herriots besonderes Iutcrcssc verdient Die Fertig stellung des Kraftwerkes in Kembs Ivar für Herriot die Gelegenheit, seine Freude über die „Rückkehr" des Elsaß zu Frankreich auözndrnckcn. Die französischen Ostprovtnzen seien französisch und blieben eö. Der Ministerpräsident sprach dann von der Mitarbeit der sranzösischen Negierung an der Organisierung des Friedens und der Sicherheit. Frankreich, so betonte er. würde sich srcnen, wenn eS seine Bemühnngcn mit denjenigen eines anderen arbeitsamen Volkes verbinden könnte. daS ebensolches Interesse an der Wiedcranfrichtnng der europäischen und der Weltwirtschaft habe. In Gens sei die französische Negierung damit be schäftigt, einen Plan zur Organisierung des Friedens an der Abrüstung auszustellen, der sosort nach der An nahme durch den obersten französischen Verteidigungs rat und den Ministcrrat den Mächten unterbreitet werden solle. Ans dem tschechoslowakischen Ehrensriedhos ergriff Außenminister Benesch das Wort. Er erinnerte an die Dienste, die die tschechoslowakischen Truppen Frankreich während des Krieges geleistet hätten. DaS Oestcrreichisch- Ungarische Reich, das durch die unterirdische Arbeit der Tschechen in seiner ganzen inneren Organisation und in seiner Wehrmacht schwer erschüttert worden sei, habe schon damals die Stunde des endgültigen Zusammenbruches schlagen hören. Die Toten, die in elsässischer Erde ruhten, ruhten in Muttererde, denn für sie sei Frankreich, -em die Tschechoslowakei die Wiedervereinigung verdanke, ein zweites Vaterland. Der Reichskanzler fahrt nach München vradtmolckung unooror vsrllnsr Svkrlttlsitung Berlin, 9. Oktober. Reichskanzler von Papen wird am Montagabend Berlin verlassen, um sich zu feinem an gekündigten Besuch nach M ü n ch e n zu begeben. Der Reichs kanzler wird vom Staatssekretär der Reichskanzlei, Dr. Planck, und von dem Reichöprcssechef, Ministerial direktor Dr. Marx, begleitet sein. Am Mittwoch, dem 12. Oktober, wird der Reichskanzler dann seine angekündtgte Rebe auf der Tagung der bayrischen Industrielle» halten, in der er nochmals aus die Erörterung wirtschaftlicher Fragen wie der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie die vom Kabinett geplanten Verbesserungen der bisherigen Not verordnungen eingchen wird. Gemeinöewahlen tn Ger-auen Gerdauen (Ostpreußens, n. Oktober. Bei den gestern hie« abgehaltene» Stadtverordneten wählen blieb die Wahlbeteiligung mit 04 Prozent wett hinter der der letzten Reichstagswahl (04 Prozents zurück: bei der letzten Land- tagswahl hatten 8» Prozent und bei der Stadtverordneten wahl im Jahre 1929 78 Prozent der Wählerschaft Ihre Stim me abgegeben. Bet der heutigen Wahl entfielen aus di« NSDAP. 488 Stimmen (bei der letzten RctchStagSwahl 1074, bet der letzten LaudtagSwabl 900 und bei -er «tadtver- ordnetenwahl im Jahre 1929 ISO Stimmens, »PD. 608 (gegen 898 bzw. 1041 bzw. 1011s, Bürgerliche Einheitspartei (umfassend Dcutschnationalc, Deutsche Bolköpartei und Wtrt- schaftSpartet) 104 (gegen 218 bzw. 260 bzw. 944s. KPD. 170 (gegen 217 bzw. 107 bzw. Os, Ehrlftlichsozlale 161 laegen 101 bzw. 110 bzw. Os. — An Mandaten erhalten NSDAP. 4 (bis her aus Grund der Wahl von 1929 1s. SPD. 0 (8s Bürger liche EinheitSltft« 4 (7), «PD. 1 (0), Chrtstltchsoziale 1 (Oj. Serrtot fahrt zu Mar-onal- Paris, 9. Okt. Von den Unterredungen, die Herriot am Sonnabend mit Henderson und dem Botschafter Lord Tyrrell hatte, mißt man in gut unterrichteten Iran- zösischen Kreisen derjenigen mit Tyrrell die größere Be- teutung bet. Tyrrell unterrichtete Herriot von der Antwort zu werben. Aus dieser tatsächlichen Feststellung ergibt sich sowohl die Unrichtigkeit der eingangs erwähnten Meldung als der an sic geknüpften Kommentare". Der peinliche Eindruck des Verhaltens dcS Herrn von Pslügl wird durch diese Verlautbarungen leider nicht verwischt. In maßgebenden deutschen Kreisen hat der Schritt des öster reichischen Gesandten einen äußerst peinlichen Eindruck her- vorgerufen, um so mehr, als Gesandter von Psltigl hier allgemein alö künftiger Gesandter Oesterreichs in Paris ge nannt wird. Sollte die jetzt von französischer Seite aus drücklich bestätigte Darstellung tatsächlich zntrefsen, so kann cs sich angesichts des Dementis der Wiener Regierung nur um persönliche Meinungsäußerungen PflüglS gehandelt haben, zu denen er amtlich nicht beaustragt war. Auf jede» Fall wirst der Vorgang ein bedeutsames Schlag licht auf die Nolle dieses Vertreters der österreichischen Diplomatie, die im Zusammenhang mit anderen Ereignissen nach Annahme des Lausanner Protokolls die deutsche Oessentlichkeit ausyorchen lasten muß. läuft . Ver trages Sturm. Auch die „S n n day Time S", die gewöhn lich Frankreich näher steht, setzt die Dringlichkeit einer Regelung auseinander. Es müßte schnell etwas geschehen, damit dem Anspruch ans Gleichberechtigung, dessen moralische Gerechtigkeit man in England wie in Frankreich anerkenne, in vernünftiger Weise cntgcgcngekvmmen werde. Die An erkennung der Gleichbcrcchtignng sei der einzige Weg, die Abrüstung zu retten, sonst werde Deutschland anfrüsten, und niemand würde es daran hindern können. Die Be merkung, Frankreich werde gut beraten sein, sich mit dem Unvermeidlichen abzn finden, deutet darauf hin, daß nunmehr, da die deutsche Regierung sich keineswegs so unzu gänglich gezeigt hat, wie hier eine Zeitlang gefürchtet worben war, die englische öffentliche Meinung von sranzöstschcr Sette Verständnis für die Notwendigkeiten der europäischen Polt- tik erwartet. Die englische Diplomatie wird sich, wie der diplomatische Korrespondent des „Obscrver" auösührt, bei ihren Be mühungen, dsc Besprechungen zwischen den vier Mächten Deutschland, Frankreich, Italien und England über die deutsche Wehrsrage in Gang zn bringen, von dem Grundsatz leiten lassen, daß der englische Konsercuzvorschlag keines wegs eine andere Form der Abrüstungskonferenz sei oder diese in den Hintergrund stellen solle, sondern daß vielmehr ein Meg gesnnden werden müsse, um Deutschland die Rückkehr zu den Abrllstungsvcrhand- lungen zu ermöglichen. Erreicht sei jetzt, daß sich alle beteiligten Mächte mit einer Erörterung der Lage einverstanden erklärt hätten, aber es bedtirse noch sehr großen diplomatischen Taktes, um die Be sprechungen wirklich in Gang zn bringen. Der neue französische AbrüstnngSplan wird kaum vor Ende dieses Monats dem Abrüstungsbüro vorltcgen können. Das Büro wird sich daher am Montag voraussichtlich bis Ende Oktober vertagen. Weiser Borbelmlte Mr den «onserenzert London, 9. Oktober. Im Forcign Office ist nunmehr auch die französische Antwort eingegangcn, die in vollem Wortlaut vorlicgt. Die sranzösische Regierung steh«, wie in London mitgctcift wird, einem GcdankcnauStansch ebenfalls günstig gegenüber, ist aber der Ansicht, daß der Ort der Zusammenkunft noch zum Gegen stand von Erwägungen gemacht werden soll. * Zu der Londoner, auch von HavaS weitergegebenen Renter-Mcldung, wonach die französische Regierung mit geteilt habe, daß sie der von England geplanten Konferenz wohlwollend gcgcnüberstehe. wird an zuständiger Pariser Stelle versichert, daß Frankreich keinerlei „Antwort" erteilt habe. Es scheint demnach, daß die englischen AmtSltcllen in be, wußten, Z w c ck o v t i m iS m uS einen Zwischenbescheid der französischen Regierung, de» ossenbar Frankreichs guten Willen darstellcn sollte, bereits zn einer endgültigen und positiven „Antwort" Frankreichs aus die englische Einladung zu einer Konferenz in London nmgedeutet haben. Der Quai d'Orsay aber kann nicht umhin, znzngeftehcn, daß die Dinge noch lange nicht so weit find, und beeilt sich, zu versichern, daß die Verhandlungen fortgefetzt würden, da Frankreich „bekanntlich bisher den Gedanken der Kon ferenz als solchen keineswegs abgclehnt habe". Ein Ergebnis fei aber zur Zeit noch nicht erzielt worben. SS stellt sich also heraus, baß die angebliche französische Zusage ein reiner englischer Versuchsballon gewesen ist, der in Paris zunächst einige Uebcrrakchung her vorrief, ohne an der sachlich noch immer bestehenden ab lehnenden Haltung der französischen Negierung etwas ändern zu können. Die Wiener Darstellung Berlin, 9. Oktober. Im Sonntagblatt halten wir die französische Meldung milgctcilt, wonach der ständige Ver treter der österreichischen Negierung beim Völkerbund, von Pslügl, einen Schritt beim französischen Kriegs minister Paul Bonconr unternommen habe, bet dem die österreichische Beunruhigung über die Behandlung der Abrüstungofragc durch die Großmächic außerhalb Genfs zum Ausdruck gebracht worden sei, und wonach sich die öster reichische Regierung dem Borgeheu der französischen Vündniömächte angeschlosscn habe. Hierzu wird von zuständiger Seite in Wien erklärt, daß diese sranzösische Mitteilung nicht zutresse. Nichtig lei vielmehr, daß Herr von Pslügl gelegentlich eines Gesprächs mit Pank Boncour erklärt habe, daß Oesterreich cbensalls Wert daraus lege, eingeladen zu werden, sallS die kleinen Staaten zn der geplanten Fünsmächtebesprechung in London eingclaben werden sollten. Im übrigen stehe Oesterreich in der GleichberechtigungS, frage aus dem gleichen Standpunkt wie Deutschland. Das Genfer „Journal des NationS" hat über diese Unterhaltung in bewußt mißverständlicher Form berichtet und auch vergessen hinzuznstigen, -aß Oesterreich durchaus für die deutsche GleichbcrcchtigungSforderung cintrttt. Anderseits wird tn einer TU.-Meldnng ans Genf von französischer Sette ausdrücklich bestätigt: Ge sandter von Pslügl habe tn der betreffenden Unterredung die Auffassung der österreichischen Regierung dahin bargelegt, daß die österreichische Regierung an der Krage der Gleich berechtigung nicht interessiert lei und in keiner Meise die Anssastung der deutschen Regierung in dieser Frag« teil«. In einer weiteren amtlichen Mitteilung aus Wien wird erklärt, daß Pslügl tu Genf Paul Bonconr ausgesucht habe, „um mit ihm über die weitere Behandlung der österreichischen Anleihe zu spreche». Bet dieser Gelegenheit hat Gesandter Pslügl Paul Boncour lediglich daraus aufmerksam gemacht, baß, wenn der angeblich bevorstehenden Fünf-Mächte-Kon- feren» andere al» die Mroßstaaten beigezogen werden sollten. Oesterreich daraus bestehen müßte, ebenfalls mit etngelaben »ruck rl. vrNag! Llrplckl ck Rrlchardt, Drtldrn. Postlchrck-»io. I06S Drktdn, Nachdruck nur mU deuil.Ourllrnangab« <Drr«dn. Rachr.) zulilstg. Unbcriangi« Schriftstück, werde» nicht aulbewahrt uzistsblchr de, »glich zweimaliger gusteNrmg monatlich S.90 VN. leirilchNeßftch 7» Pfg. sür lriger- Ioh»>, durch Postbezug 3.20 MI. «iulchlteßlich 36 Plg. Postgebühr lohne Postzustei lungt gebühr) bei 7 mal lobchentiichem verland, «inzelnummer 10 Plg., außerhalb SachlenI lb Plg. 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