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Zur Trauung des Herzogs von Windsor. Der Herzog von Windsor und seine Gattin, bisher Frau Wallis-Simpson, deren Trauung im Schloß Lande bei Tour» stattsand, in ihrer Traukleidung, jur Musikzimmer des Schlosses ausgenommen. (Weltbild, Zander-M.) in Deutschland eine Flotte im Entstehen ist, die echten See- mannsgcist zu beweisen versteht. Ich leere mein Glas auf ein langjähriges gutes Zusammenarbeiten der großbritannischen und der deutschen Marine!" iFortsetzung folgt.) Ein Brief vsn der italienischen Reise vov IsSV Jahren über den hl. Philipp Neri Frau von Stein schrieb: „Man müßte, wen man hier wohnen wollte, gleich katholisch werden, um teil an der Existenz der Menschen nehmen zu können." Dieser weite, überlegene Geist hatte für alles einen osscne», gerechten Blick; er verlor nie die souveräne, adlige Haltung, die ihm allein anstand, er verlor nie die Achtung, nie jene Ehr« furcht, die er selbst später in den „Wanderjahren" lehrte. So konnte er, als auf der Rückfahrt von Palermo nach Neapel sein Schiff in eine gefährliche Lage geriet, de» kovslos gewordenen Kindern Siiditaliens eine kleine Mahnrede hallen, in denen er sie anhielt, zur Madonna zu beten und Vertrauen in Gottes Hilfe zu haben. Und betend wurden die von Panik Gefaßten ruhig. Goethe hatte auch die Verehrung, die das katholische Volk seinen Heiligen entgegengbrachte. lies begriffen. Und unter den Heiligen der Kirche wurde einer sein besonderer Freund: der hl. Philippus Neri, einer der großen katho lischen Reformatoren des 16. Jahrhunderts, der ..Apostel Roms", den Kardinäle und Päpste um Rat angingen, ein sittlicher Er neuerer großen Stils, ein Asket, doch eine der frohsinnigsten und volkstümlichsten Heiligengestalten der letzten Jahrhunderte. Goethe hat eine schöne Abhandlung, die vor 150 Jahren, eben während seiner italienischen Neile entstand. „P hilipp Neri, der humoristische Heilige" überschrieben. Ihn fesselte seine volkhasle, vollsaftige Art ebenso sehr wie sein reines, über legenes Menschentum. In einem Vries, den er. bevor er Neapel »erließ, am Tage des Heiligen, am 26. Mai 1787. an die Freunde in Weimar, vor allem an Herder, den Konsistorialrat, richtete, hat er Philipp Neri einmal ..seinen Heiligen" genannt. Dieser Brief ist in seiner warmen Schlichtheit, seinem echten Verständnis, ob auch das eine oder andere in ihm vielleicht ein wenig schief gesehen ist, so schön, daß er, nicht nur. weil er jetzt, eben ISO Jahre alt, ein Jubiläum feiert, wert ist, in den Haupt teilen wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Goethe schreibt: „Genau betrachtet, möchte man doch wohl gutheißen, daß es so viele Heilige gibt; nun kann jeder Gläubige den seinigen auslesen und, mit vollem Vertrauen, sich gerade an den wenden, der ihm eigentlich zusagt. Heute war derTag des mei nigen, den ich denn, ihm zu Ehren, nach seiner Weise und Lehre andächtig-munter beging." Philippus Neri steht in hohem Ansehen und zugleich heiterm Andenken; man wird erbaut und erfreut, wenn man von ihm hört und seiner hohen Gottesfurcht vernimmt, zugleich aber hört man auch von seiner guten Laune sehr viel erzählen. Seit seinen ersten Iugendjahren fühlte er die brünstigsten Religionstricbe, und im Lause seines Lebens entwickelten sich in ihm die höchsten Gaben des religiösen Enthusiasmus: die Gabe des unwillkürlichen Gebets, der tiefen wortlosen Anbetung, die Gabe der Tränen, der Ekstase und zuletzt sogar des Ausstcigcns vom Boden und Schwebens über demselben, ivelches vor allem für das Höchste gehalten wird. Zu so vielen geheimnisvollen, seltsamen Innerlichkeiten gesellte er den klarsten Menschenverstand, die reinste Würdigung oder vielmehr Abwürdigung der irdischen Dinge, den tätigsten Beistand, in leiblicher und geistiger Not, seinem Nebenmenschen gewidmet. Streng beobachtete er alle Obliegenheiten, wie sie auch an Festen, Kirchenbesuchen, Beten, Fasten und sonst von dem gläubigen, kirchlichen Manne gefordert werden. Ebenso beschäftigte er sich mit der Bildung der Jugend, mit musikalischer und rednerischer Uebung derselben, indem er nicht allein geist liche, sondern auch geistreiche Themata vorlcgte und sonst aus regende Gespräche und Disputationen veranlaßte. Hierbei möchte denn wohl das sonderbarste scheinen, daß er das alles aus eigenem Trieb und Befugnis tat und leistete, seinen Weg viele Jahre stetig verfolgte, ohne zu irgendeinem Orden oder Kongregation zu gehören, ja ohne die geistliche Weihe zu haben. Doch bedeutender muh es ausfallen, daß gerade dies zu Luthers Zeit gesä)ah und daß mitten in Rom ein tüchtiger, gottesfürchtiger, energischer, tätiger Mann gleichfalls den Ge danken hatte, das Geistliche, ja das Heilige mit dem Weltlichen zu verbinden, das Himmlische in das Säkulum einzusührcn und dadurch ebenfalls eine Resormation vorzubcreiten. . Der päpstliche Hos jedoch, der einen so bedeutenden Mann in der Nähe, im Bezirk von Rom, unter seinem Gewahrsam hatte, lieh nicht nach, bis dieser, der ohnehin ein geistliches Leben führte, schon seine Wohnung in Klöstern nahm, daselbst lehrte, ermunterte, ja sogar wo nicht einen Orden, doch eine freie Versammlung zu stiften im Begriss war, endlich beredet ward, die Weihe zu nehmen und alle die Vorteile damit zu empfangen, die ihm denn doch bisher auf seinem Lebenswege er mangelt hatten. Will man auch seine körperliche wunderbare Erhebung Uber den Boden, wie billig, in Zweifel ziehen, so war er doch dem Geiste nach hoch über dieser Welt erhoben und deswegen ihm nicht, so sehr zuwider al» Eitelkeit, Schein, Anmaßung, gegen wackeren deutschen Seeleute. Die kleine Briggmannschaft mar von den gelben Seeteufeln gleich nach dem Entern massakriert worden. Nun gab es kein Pardon mehr. Das ganze überlebende Gesindel wurde an die Raaen geknüpft — das alte Seerecht mar kurz und bündig; die Schifsspapier« wurden mit genauer Not noch gerettet. An ein Bergen der Ladung war ccker nicht mehr zu denken. Schon stieg das Wasser im Kielrauine be drohlich! Die Schüsse mußten unter dem Wasser eingeschlagen sein oder die gelben Halunken waren beim Nahen der „Medusa" dabei gewesen, das Schiff mit den schon wohlbepackten Ret tungsbooten zu verlassen und die Brigg — das Zeugnis ihres Verbrechens — zu versenken. Kurzum — es war keine Zeit zu verlieren. Als die deutschen Matrosen und ihr Führer wieder aus den eigenen Planken standen, gurgelte das Wasser dumpf aus; die Bremer Brigg neigte sich, schoß nochmals empor und versank — mit den Reihen der Galgenvögel an den Masten — in der Tiefe der chinesisciien See. Eines Abends saß der Kommandant der „Hertha", nachdem er sein Schiff in Shanghai neu versorgt hatte, im Deutscl>en Klub. Man hatte dorthin auch einige Angehörige neu traler Staaten geladen, um den europäischen Zusammenhalt allen Kriegsstiirmen zum Trotz zu zeigen und womöglich zu festigen. Der Uebersee-Europäer wußte damals noch, wie not- wendig es war, den Mongolen nicht zu tief in die heimatliä-en Zwiste blicke» zu lassen. Auch Mr. Overgate war erschiene». Ec saß mit dem deutsche» Marineoffizier und seinen, „Freunde" Fernow an einen, kleinen Rauchtischchen. „Ick; habe manches von unserm Gespräch vor einigen Wochen zurückzunehmen, lieber Mr. Fernow. Sie müssen nämlich wissen, Herr Kapitän leutnant, daß ich Deutschlands Handel hier in, Osten für tot ansah! Was ich aber hier hören und beobachten konnte von den Taten der deutschen Korvetten, und was ich hier an pul sendem Handel sehe, den die Reeder und Großhändler Ihnen, Herr Kapitänleutnant, und dem Herrn Kameraden von der „Medusa" verdanken, hat mir als einem Sohne des meer beherrschenden Albion sehr gut gefallen. Ich weiß jetzt, daß Abuna Cyrill In Rom. Das Oberhaupt der Koptischen Kirche Aethiopiens weilt zur gelt in der italienischen Hauptstadt. fVedo, Zander-M.) Der Seekrieg 1870/7, Ab«irt«i»eir und Aämz»fe — Sin Bericht nach amtlichen nnö privaten tyuellen Zweit« Folge. Ben Narl EanrenH Deutsche Seewucht vor Lhinas Aüste „Armes Deutschland", sagte auf der Börse zu Shanghai — nicht ganz ohne Schadenfreude — Mr. Cecil Overgate zu seinem Konkurrenten „in Seide, Tee und sonstigem China-Export", Herrn Albert Fernow. „Die Nachrichten vom sraixzösiscl-en Kriegsschauplatz lauten nicht gut für Euch! Kaiser Napoleon soll bereits in Berlin «ingezogen sein." „Schnurrigerweise Kämpfen aber die feindlichen Heere noch um Metz, Straßburg und St. Quentin", lachte der Deutsche. „Das ist doch nicht gerade eine gute Rückendeckung sür den Eroberer, ivenn er zwischen Rhein und Oder steht." „Ich verstehe nichts von Strategie. Dafür hält Old Eid land sich seine Armee und Marine", sagte Overgate etwas be treten. „Doch schauen Sie, lieber Freund, da kommt Hung- Fuo-Lan, der Bckunwollkönig! Der iveiß immer das Neueste, dieser alle Echlausuchs. — Was macht Europa, teurer Sohn 'der Mitte?" Der Chinese zog ein schiefes Gesicht. „Nie Krieg gut. Französisch Flotte kreuzen zwisckM Korea mH Philippinen, auch Gelbes Meer ost. Will deutsch Handelsboote schneiden ab. Verlier ich armer Mann gute Kundschaft für Uebersee." „Hören Sie mal, verehrter Chinamann", rief der Brite zornig, „genügt Euch die englische Kundschaft nicht? Die deutsche Konkurrenz — entschuldigen Sie, Fernow! — ist für unsereinen längst lästig, gewiß. Aber für Chinas Warenabsatz kommt Ger- many doch erst in dritter Linie in Betracht — nämlich nach Großbritannien und Frankreich." „Geheimnisse von Geschäft!" lächelte der Chinese. „Will gern nicht Kundschaft verlieren, wie Mr. Fernow und deutsch Kolonie." „Nun, das freut mich aufrichtig", sagte der Deutsche. „Aber was die Nachricht von, Erscheinen der französischen Flott« vor Ostasien anbetrifst, so wollen wir das vorerst nicht zu arg deuten. Bange ma<i)en gilt nicht. Ich jedenfalls lasse morgen meins beiden Dampser auslaufen — via Manila nach San Francisko. Unsere kleine, aber schneidige Flotte wird ja auch ein paar Pfund Eisen in di« Waagschale zu werfen haben; die Korvetten „Medusa" und „Hertha" überwachen nach besten Kräften di« Sicherheit des deutschen Chinahandels." Cecil Overgate zog sich mürrisch zurück: „Was verstehen schon Landratten vom Seekriege? Es gibt nur zwei große Flotten mit Schlagkraft. Die eine gehört England, die andere Frankreich. Die deutsche Bundesflotte ist ein Spielzeug. Ich werde in diesem Kriege keinen Ballen Seide, keine Zinnbox Tee auf deutsä)en Schiffen aus Shanghai absend«,,. Das teure Gut ist mir zu schade, im Kaperkrieg verzettelt zu werden. Und die sprunghaft ansteigenden Versiärerungsprämien übersteigen fast schon den Kalkulationsgewinn." „Ja", spottete Fernow, „Lloyds-London macht die besten Geschäfte von den Angsthasen und Miesmachern. Zweihundert deutsche Schiffe treiben in chinesisch-indischen Gewässern Handel. All« iverden von erfahrensten Seebären geführt. Nun kann ja „Madame la France" mal auf Bärenjagd ziehen!" — — — Der deutsche Kaufmann hatte ein Recht, so zuversichtlich zu sprechen. Das sollte sich in den krisenhaften Wochen der ersten Kriegszcit zeigen. Gewiß, nur zwei Korvetten standen zum Schutze des deutsch-astatischen Handels bereit. Aber es waren deutsche Seeleute unter deutscl>er Führung, die auf dem schwie rigen Posten die schwarziveißrote Bundesflagge über die Wogen des Gelben Meeres und des pazisiscl>en Ozeans trugen. In reger Verbindung standen di« „Medusa" und die .Hertha". Immer wieder trafen und trennten sie sich. Immer neue Streifen wurden einzeln und gemeinsam unternommen. So manchen Konvoi von Frachtdampsern geleiteten sie über den Ozcan zu den Bestimmungsorten in Niederländisch-Indien, selbst bis aus halben Weg nach den Vereinigten Staaten und in die australisckp!,, Gewässer. Dennoch blieb es natürlich nicht nus. daß hier und dort ein Kauffahrteischiff von den Franzosen gekapert wurde. Darüber unterhielten sich die beiden Marine kommandanten, als „Hertha" und „Medusa" wieder einmal Bord an Bord lagen. „Hören Sie, lieber Kamerad, gestern habe ich meinen Aerger gehabt wie noch selten. Da kommt die neue Dcknpsscegatte von Woermann-Hamburg aus unserm Geleite zu wsft westlich ab. Schon stürzen sich, wie wir durchs Glas gerade noch beobachten können, drei größere sranzösiscl;« Ein heiten auf sie, und nach wenigen Minuten geht die schwarz- weißrote Bundesflagge sowie der Reederei-Stander und die Hamburger Stadtslagge nieder. Die Trikolor« steigt am Groß topp auf. Das darf nun nicht mehr vorkommen!" „Kreuzhckgel! Gewiß nicht! Aber überall können wir nicht sein! Zwei Korvetten gegen schlecht gerechnet sechs Linien schiffe und fünf Panzer neben allerlei Kleinzeug!" Der Kom mandant der ..Medusa" rief es zornig. „Da gibt es nur ein Mittel. Wir lassen unser« Handelsfahrer allein schwimmen, sichern statt dessen — einer Backbord, einer Steuerbord — die Fahrrinne, die gerade begangen wird!" „Trefflich, Kamerad! Erstens glauben die Franzmänner nicht, daß sich die Handelskapitäne allein rausgelrauen. So dann verzetteln wir nicht so viel Zeit neben den langsamen Lastdampsern. Da können wir lieber in der Nähe des Feindes manövrieren und ihn auf uns ziHen. Schließlich aber werden wir dabei auch ein paar von den Piratendschunken abschnappen, die stets im Trüben zu fischen suchen in dieser unruhigen Zeit. Werden uns immer signalisieren, wenn einer von uns zum „Kohlen" chinesischen oder japanischen Hafen ansteuern mutz. Dann kann der ander« auf See weiter den Monsieur in Atem halten." Und so geschah es. Stets lagen die Korvetten entweder zwiscl-en den deutschen Schutzbefohlenen und der französischen Flotte oder führten sie durch vorgetäuschte Flucht, durch Schein angriffe und derlei irre. Zu Kämpfen kam es nicht nennens wert, durfte es auch möglichst selten kommen, dctmit die Han- deisschifsahrt nicht ihrer Beschützer gänzlich beraubt und dadurch lahmgelegt würde. Aber mit den Freibeutern hatten „Hertha" und „Medusa" manchen Strautz auszufechten. Natürlich fuhren diese Räuberdschunken stets unter der Maske von Auswanderer schiffen, mit Mengen von angeblichen „Kults" an Bord. Das mar ein alter Witz. Zu „schnappen" aber waren sie nur auf handhaster Tat. So geschah es eines Tages, datz die „Medusa" ein treibendes Wrack sah. Es war ein deutsches Handelsschiff, das offenbar durch den französischen Warnungsschutz getroffen oder aber Leim Fluchtversuche beschossen worden war. Das alles konnte nicht mehr festgestellt werden, denn das Schicksal der kleinen Bremer Brigg vollzog sich nur zu geschwind und tragisch, als die „Medusa" neben ihr stoppte und mit schnell klargemachten Booten drüben „nach den Rechten" sah. Es war aber nur ein grobes, himmelschreiendes Unrecht zu sehen, als unsere blauen Jungen das Segelschiff betraten. Aus dem Achter deck stand ein Häuslein übelster, menschenunähnlichster Ge sellen. Der Abschaum der chinesischen und malaqischen Küste. Mit Ihren Schwertern, Donnerbüchsen, Bogen und Krisdolchen waren sie nun kein sehr fürchterlicher Gegner, wenn auch manch« der starrenden Eisensmtzen vergiftet sein mochte, wie das freundlicher Brauch bei diesen Piraten des Pazifik ist. Aber di« Dreyseg«wehr« der deutschen Matrosen legten schnell Bresche in die Gaunerschar. Was für «in Anblick bot sich aber, al» man die Unverwundeten gefangen und gefesselt hatte und das Schiff durchsucht«! In den Kajüten lagen nied«rgem«belt die Goethes Heiliger Die Reise nach Italien, die Goethe im Herbst 1786 anlrat, von der er nach fast zweijähriger Abwesenheit im Juni 1788 in die stille Stadt an der Ilm zurückkehrte, ist für die Geschichte der deutschen Literatur und Dichtkunst, und damit für die deutsche Geistesgeschichte deshalb so bedeutsam gewesen, weil sie die Wendung des Dichters zur Antike, also zum Klassi zismus, entschied. Goethe ivar in den letzten Jahren vor dieser Reise, die mit Staats- und Verwaltungsgeschästen mannigfacher Art, darüber hinaus vor allem mit wissenschaftlichen Forschungen angefüllt waren, als schaffender Dichter, wie man zu sagen pflegt, aus einem „toten Punkt" angelangt. Seine Gesundheit war angegriffen, und die mcnschlicl)«n Beziehungen, die ihm die teuersten waren, zeigten erste Zeichen einer Trübung. So war seine italienische Reise in etwa einer Flucht ähnlich. Er atmet aus. als er den Wall der Alpen hinier sich ge lassen hat. Begeistert steht er auf klassischem Boden, sieht Verona und Padua, verweilt in Venedig, aber dann vergeht er fast vor Ungeduld nach Rom. Drei ganze Stunden gönnt er sich nur in Florenz, dessen grotze Kunstschätze er erst aus der Rück reise, anderthalb Jahre später, geniesst. Er fiebert gleichsam der Ewigen Stadt entgegen, schreibt am 27. Oktober: „Rom! Nom!... Noch zwei Nächte, und wenn uns der Engel des Herrn nicht ans dem Wege schlägt, sind wir da." Von Ende Oktober 1786 bis Ende Februar 1787 dauert sein erster Auf enthalt in der Tiderstadt. Ansang Dezember hat er das be rauschte Wort geschrieben: „Ich zähle einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt von dem Tage, wo ich Nom betrat", und zu Anfang Februar des folgenden Jahres: „Ich lebe eine neue Jugend..." Und als er nach einigen Monaten von einer Reise durch Süditalien und Sizilien zu Anfang Juni 1787, also vor genau 150 Jahren, wieder nach Rom zurückkehrt. vermag er sich nicht losznreitzcn von der Stadt, an der sein Herz sich sestklammert. „Wie soll ich den Ort verlassen, der für mich allein auf der ganzen Erde zum Paradies werden kann!" schreibt er im Juli 1787, und mehr als zehn Monate, bis Ende April 1788, ist er noch am Tiber geblieben. Goethe wandelte in Italien auf den Spuren der alten Meister, der Griechen vor allem. Er lebte ganz der Kunst, aber seinem Hellen, durstigen Auge entging nichts; alles, was in seinen Spiegel fiel, wurde diesem unersättlich erlebenden Menschen zum Besitz. Als er zum ersten Male von Rom aus brach, Ende Februar 1787, um Süditalicn und Sizilien zu sehen, Landschaften, die seinen Kunsthunger nicht ganz zu stillen vermochten, entdeckte er mehr als bisher noch die natürliche Herrlichkeit dieses Landes, er entdeckte das Volk, beobachtete es in seinem Arbeiten, seinem Spielen und Müßigsein, seiner Lebensfreude und Frömmigkeit, seiner Grazie und Besonderheit. Er entdeckte den urkatholischen Charakter dieses Landes und wutzte schon zu Beginn seiner Reise, in Vicenza, wie er an