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Nummer 1VS—36. Iahrg. Sächsische Volkszeitung Erscheint - mal wöchentlich. «analllche, Vezugeprele durch Tröger elnschl « Psg «zw. « Vfg. rrlgerlahn 1.7V; durch die Post t.70 «Inschllebltch Postöderwetsungogebll-r. »ujstglich « Psg Poft-Bestellgel». SInzel-N«. 10 Psg., Sonnabend. Aestlago-Rr. « Plg. tldbestellungen müssen spillesten» «In« Woche oor «blau! de, ve,»«»i«!t schrlslllch beim Verlag elngegangen sein. Ünler« Tröger »Urse» kein« «bbepeüunge, «nlgegennehmen. Verlagoort Dreode«. «nt-Igenprels«! dtt IspaMg« « «« »rett. S«U« » sllr kso«>liena»»rlg«n I Psg. All, Platzwünsch« klnaen »tt lei«, «em»-« leiste«. -chrtsllettung: Dreeden-«^ Polierst^». Sernrus «711 «. «011 Leschlsteftell», Druck und Verlag: Lermanla vuchdruckeret ». Verlag Th. «. «. Winkel, Polierprast, 17, Fernruf «Olg, Postscheck: «r 10«, Sa«: ötadttanl Vreden »lr. «707 MtNwoch. 12. Mai 1SZ7 Am Fall, von höherer «ewalt, verbot, einlrelender «elrleb» PSrungen hat der Bezieher »der Werbunglrelb-nd« kelim Ansprüche, fall, di« Zeitung In beschränktem Umfang«, ver späte« oder nicht erscheint. LrfallungearttftDreede» Sie Krönung Georgs vi. von England London am Krönungstag - Der Krönungszug - Dle Feier in der Westmlnfier-Abtei Das ganze britische Oer Krönungszug kommt «ik« k«7k," m.ck'k - n-..'- Qrae^ exotischen Fürstlichkeiten auch Ungarns Aussenminister v. Kanya Ä"., Mcktuna folgen. Die nächste Gruppe des Zuges sind die Wagen der Pre- mierminist-r von England, Kanada, Australien. ^Neuseeland, Südafrika und der Vertreter der überseeischen Besitzungen und des Kaiserreiches Indien. Alle diese Wagen werden von Polt- zeimannschaften oder Truppen ihrer Länder hoch zu Rotz eskor tiert. Der Jubel schwillt beträchtlich an, als die Prinzen und Prinzessinnen der königlichen Familie, ebenfalls eskortiert, er- In der ersten Reihe der deutsche Botschafter und Frau von Ribbentrop. Bor den beiden Thronen steht ebenfalls in Richtung zum Altar der Krönuugsstuhl Eduards des Bekenners, jener schlichte Eichenstuhl, dessen Untergrund der berühmte Stein von Scone bildet, aus dem früher die schottischen Könige gekrönt wurden. Bor diesem steht ein Bctpult, und rechts davon sicht man die - beiden Staatssessel, oie der König und die Königin während des Gottesdienstes bis zur eigentlichen Krönung einnehmen. Alle diese Sessel sind mit scharlachroter Seide bespannt und tragen in prächtiger Goldstickerei das Wappen des Königs und der Königin. Die Brüstungen aller Ränge sind mit goldgelbem Tuch verkleidet, in das die Königskrone und die Rose von Tudor in blau eingewcbt wurden. Für die näheren Familienangehöri gen des Königs ist eine Loge bestimmt, die hinter den beiden Staatssesseln liegt, während auf der gegenüberliegenden Seite die Blutsverwandten der Königin in der „Queens Gallery" ihre Sitze haben. Alle Plätze in der ganzen Kirche wurden niit königblauem Samt überzogen, der die Initialen des Königspaarcs trägt. Der Hochaltar zeigt in dem Ausbau eine Darstellung des Abend mahles, prächtige goldene Leuchter bilden mit den kirchlichen Geräten den einzigen Schmuck. Die drei Stufen, die zum Al tar hinausführen. bedeckt ein grostcr kostbarer Teppich. Zu bei den Seiten des Altars befinden sich Durchgänge, die zu einem Raume führen, in dem der Schrein Eduards des Bekenners steht. König Georg VI. und Königin Elisabeth von England. (Atlantik, M.j Als in der Feststratze die zur Spalierbildung kommandier ten Truppen aufmarschieren, die sich erstmalig in der Geschichte Englands in einer neuen blauen Uniform präsentieren, kommt Bewegung in die Massen. Sie wissen, datz nun der Krönungs zug seinen Anfang nimmt. Vor dem Buckingham-Palast sind die ersten Karossen aufgefahren. Aus einem der inneren Höfe kommen Hofautomobile, zugleich öffnen sich die schmiedeeisernen Tore des Mittelportals und auf die Minute pünktlich verleiht als erster Wagen des Zuges die mit zwei schweren Brauerei pferden bespannte historische Kutsche des Sprechers des Unter hauses, in der neben diesem auch der Lordmayor von London in seiner Amtstracht mit der Allongeperücke Platz genommen hat, den Schlotzhof. Dann kommen einige Mitglieder der könig lichen Familie, die mit freundlichen'Zurnsen nnd heftigem Fähn- chcnschwenken begriitzt werden. Mit kurzem Abstand folgen die Gäste des königlichen Hauses, die Vertreter der Staatsober häupter. und zwar zunächst die Mitglieder der königlichen Häu ser nach dem englischen Alvhabet und dann die Vertreter der anderen Nationen in der Reihenfolae, in der die Botschafter dieser Länder in der englischen Hauptstadt beglaubigt sind. Den Beginn dieses Zuges macht der Vertreter des Kaisers von Ja pan, Prinz Chickibu mit der Prinzessin, im näckstcn Wagen folgt der Graf von Flandern, der Brnder des belgischen Königs und dann mit besonderem Beifall bedacht die Kronprinzessin Ju liana von Holland mit dem Prinzen Bernhard. Die Kronprin zen und Kronprinzessinnen von Norwegen. Schweden und Däne mark. der Prinzreaent nnd Prinzessin Paul von Jugoslawen, Prinz Kyrill von Bulgarien, der Kronprinz von Griechenland und Prinz Mohamed von Aegypten, sämtl.ck mit Herren nnd Damen ihrer Begleitung, sind die nächsten. Der Vertreter Bra siliens eröffnet die Reibe der übrigen Nationen. Man erkennt hier den Vertreter Italiens. Graf Grandi. den amerikanischen Abgesandten Gerard, den französischen Auhenmlnister Delbos, den polniscken Auhenmlnister Beck und die Delegierten Chinas. In einem der nächsten Wagen folgt der Vertreter des Führers und Reichskanzlers, Generalfeldmarsckall v. Blomberg, in grosser Uniform mit dein Marschallstab in der Hand, begleitet von Admiral Schultze. In prächtiger Gewandung erscheint der Vertreter des Königs von Siam, dem der Schweizer Gesandte in London, Paravicini, der österreichische Staatssekretär des Auswärtigen, Dr. Schmidt, der tschechoslowakische Ministerprä sident Dr. Hodza, der finnische Autzenminister Holst! zumeist Im schlichten Schwarz oder im Diplomatenfrack und nach zahlreichen eltreich im Jubel London, 12. Mak. ... Gepränge wurde kn den Mittagsstunden des Mittwoch kn einer Feier von wahrhaft mittelalterlichem Glanze des Oberhaupt des britischen Reiches, Albert Friedrich Arthur Geora aus dem Hause Windsor, als Georg vi. in der historischen Westminster-Abtei der Hauptstadt Englands zum König von England gekrönt. An dem geschichtlichen Ereignis nahmen mit dem britischen Volk, den Kronländern und Kolonien die Abgesandten von mehr als 60 Nationen, und unter ihnen als der Vertreter des Führers und Reichskanzlers der Reichskriegsminister General seldmarschall v. Blomberg, teil. London im Glück Als in der Nacht zum Mittwoch der „Big Ben" im Glocken turm des Parlaments dröhnend die Mittcrnachtsstunde verkün- delc, strahlte die Krönungsstadt noch im hellsten Glanze. Die Freude der Erwartung lieh die Londoner und ihre Gäste nicht schlafen. Singend und jubilierend durchzogen sie die Stratzen, um immer wieder von neuem dis beispiellos prächtige, in ihrer Ausdehnung und Farbenpracht fast erdrückende Ausschmückung zu bewundern. Ganz London schien aus den Beinen zu sein und in der City Westminster, dem Stadtteil,-der der Schauplatz der Krönungsseierlichkeitcn sein wird,- waren — ivic a» den Vortagen — die Mcnschenmassen beinahe hoffnungslos einge keilt. Das tat ihrer strahlenden Laune übrigens keinerlei Ab bruch Erst als cs schon wieder zu tagen begann und der Mor gen seinen ersten Schimmer über das bunte Bild breitete, wurde es stiller. An das Nachhausegehcn aber dachten die wenigsten. Sie machten es sich so gut es ging auf den Tribünen, in den Fensternischen und Haustüren, auf den Bänken oder auch auf den Rasenflächen der vielen öffentlichen Anlagen bequem. So sicherten sie sich schon jetzt, viele Stunden vor dem Beginn der Feierlichkeiten, ihre Sitze. Menschen Wer Mensche« Fast noch in der Nacht setzte der Zustrom der Massen ein. Tie Verkehrsmittel hatten zum Teil durchgebenden Betrieb, die Mehrzahl aber begann uni 4 Uhr in der Frühe, das Menschen meer in die Innenstadt zu schaffen. Von allen denen, die nun „mit Kind und Kegel", mit Abzeichen, Bändern, Blumen und Fähnchen in den Händen Westminster zustrebten, war kaum einer, der sich nicht für den ganzen Tag mit Proviant, aber auch mit Decken, Klappstiihlen oder anderen improvisierten Sitzgele genheiten beladen hatte. Die Bevorzugten dieses Tages, die Teilnehmer nnd die Ehrengäste, mutzten ebenfalls früh aufstehen. Viele von ihnen hallen bereits um 6 Uhr ihre Plätze in der Westminster-Abtei, andere um die gleiche Zeit die Sammelpunkte zu erreichen. Mit klingendem Spiel zogen aus den Stratzentruppenlagern im Ken sington-Park die Ehrenabordnungen in den Stadtkern, und im mer länger wurden die Kolonnen der Polizisten, die zu ihren Einsahstcllen rückten. Um 7 Uhr waren alle Tribünenplätze, sowohl die öffent lichen als auch die privaten, schon dicht besetzt. Aber noch im mer spiccn die Untergrundbahnen, die Strastenbahnen und die Nuhcnlinien der Omnibusse, die an dem Streik nicht beteiligt sind, neue Massen aus. Zn der Westminster-Abtei Iy dem schönen Gotikbau der Westminster-Abtei brennt noch das Licht, als die ersten Besucher kommen. Eine Viertel stunde nach Oesfnung der zwölf Eingänge um 6 Uhr früh sind die beiden höchsten Ränge und das Mittelschiff bis zu dem Thar, der sich etwa in der Hällte quer durcb bas Mittelschiff zieht, besetzt. Die Abtei ist in Kreuzesform gebaut. Genau In dein Schnittpunkt des Mittelschiffes und der beiden Seitenarme sind die Throne sür den König und die Königin errichtet. Zu dem des Königs führen fünf, zu dem der Königin, der zur Lin ken des Königsthrones steht, drei Stufen. Während der Mittelgang, ebenso wie. die angebaute Emp fangshalle vor dem Westtor mit blauem Velour belegt ist. bedeckt diesen Vcrbindungspunkt bis zu den Stufen des Hochaltars ein goldfarbener Teppich. Auch In die beiben Kreuzesarme sind Ränge eingebaut, deren höchster bis zu den Rosetten des Nord- und des Siidtores reicht. Während zur Rechten des Königsthro nes hinter drei Sesseln für die Prinzen königlichen Blutes unten die männlichen Mitglieder des englischen Hochadels ihre Plätze haben, ist der gleiche Rang auf der Seite des Thrones der Kö nigin den weiblichen Adelsmitgliedern vorbehalten. Auch die vordersten Rethen des ersten Ranges werden noch von Mitglie dern des Adels besetzt. Hinter ihnen folgen, wie auf dem ge samten zweiten Rang der beiden Seitenschiffe, die Mitglieder des Parlaments. Auf dem Chor, der den Mittelgang überquert, hat das Musikkorps der Reitergarde mit Fanfaren und Kesselpauken feinen Platz. § - - - ersten Male ge, ..... aus den Hauptaltar ist der Westminster-Chor unterqebracht. Das Ehorgestühl zu ebener Erde wird auf der rechten Seite von den Vertretern der ausländischen Staatsoberhäupter eingenommen. Hier ist inmitten der im Schmucke Ihrer Diamanten und Edel steine funkelnden regierenden indischen Fürsten in der ersten Reihe auch Generalfeldmarschall v. Blomberg zu sehen. Den Vertretern der Nationen gegenüber sitzt das diplomatische Korps, scheinen. Dabei werden die Kinder des nglischen Königspaarcs, die elfjährige Prinzessin Elisabeth und die sechsjährige Prinzessin Margeret-Rose, die in einer Kutsche mit der Schwester des Königs, der Prinzessin Royal, fahren, besonders herzlich be griitzt. Vom Marlborough-House, ihrem Wohnsitz, schliesst sich dann die Glaskutschc der Königin-Mutter Mary an, an deren Seite die Königin von Norwegen Platz genommen hat. Fast um die gleiche Zeit erscheinen im Portal des Bucking ham-Palastes ein Offizier und vier Reiter der Leibgarde-Ka vallerie. die den Zug des Königs eröffnen. Mit geschulterten Hellebarden folgen ihnen in ihrer mittelalterlichen Tracht mit den meisten Halskrausen und den eigenartigen flachen Hüten die Palastwächter. Die goldene Kutsche kommt Mit 8 prächtigen Windsor-Grauschimmeln bespannt und mit Postillonen auf den Leitpferden, rollt, von Lakeien begleitet, die prächtige goldene Staatskutsche heran, deren Seitenwände mit allegorischen Darstellungen verziert sind, während goldene Tritonen mit dem Dreizack ankündcn, dast dieser Wagen den Inhaber der Krone des mcerebehcrrschenden Britanniens trägt. Den Wagen begleiten an den Seiten der Kommandeur der Krö nungstruppen. Feldmarschall Earl of Cavan, der Kommandeur der königlichen Eskorte und der Träger des königlichen Ban ners. Dann folgen die Brüder des Königs, die Herzöge von Gloucester und Kent, der Hof des Königs, Offiziere der Leib garde und, zwischen zwei weiteren Divisionen der Eskorte, vier Staatskaleschen mit Mitgliedern des königlichen Haushalts. Der König trägt die karminrote Staatsrobe über das meiste Seiden habit und die mit Hermelin besetzte Staatshaube mit einer Gold quaste; die Königin ein mit Gold und Edelsteinen besetztes el fenbeinfarbenes Seidenkleid Auf dem ganzen Wege ist das Königspaar Gegenstand fortgesetzter begeisterter Huldigungen, für die cs unermüdlich dankt. Der Einzug in die Westminster-Abtei In der gleichen Reihenfolge, in der die Gäste des Königs hauses und die Teilnehmer an der Krönungsfeicrlichkeit die Residenz verlassen haben, tresfen sie in der Kirche ein, empfan gen von den Zeremonienmeistern in Ihren farbenfreudigen aoid- strotzenden Gewändern. Alle Mitglieder des englischen Hoch- adels tragen über der traditionellen Kleidung, den kurzen mei sten Hosen und Strümpfen der Herren den welstseidenen oder nur zart getönten Kleidern der Damen aroste vurpurrote und hermelinbcsehtc Umhänge mit grotzem Schultcrkragen aus dem gleichen edlen Pelzwork. Die Länge der Schleppen, die Breite des Hermelinkragcns sowie auch die Kronen des Hochadels sind se nach den fünf Adclsklassen verschieden. Dahinter schreiten die Pagen, die die Kronen tragen. Bei den Prinzessinnen und Herzoginnen kommen Schleppcnträgerinncn hinzu. Es ist ein