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dur-cb öl'e araentiniscbe Küche ?Vk' gSS(lHI(lLtS ^Isneis Nummer 90. Selle 18 Sächsische Volkszeitung Sonnabend/Sonntag, 17./18. April 1937 Der lurm von ^Vierk Xonlgsbra». btackdnick vrrdoten. I^OMÄN VON V. Deel Quellen-Verlsg i^or-sov"n i ' Gottesdiensinachrichten für ^S. April Lt»«ennU» Ein kleines Schaufenster Leit 1SS5 Pr-, Pr.. Pr., mlt Anjpe. Lchulmcsje, bcgen. . ist kein Hindernis für einen guten Umsatz. Steht Ihnen doch im Anzeigenteil der Sächsischen Volkszeitung ein viel größeres zur Verfügung, in das täglich Tausende hinein schauen. Vielen Sie daher Ihre IVaren durch dieses Schaufenster dem Publikum an. Sie werden den Erfolg in Form eines erhöhten Um satzes bald spüren. mlt Ba- L«l»1g, Lindina«: 7 kl M , 8.30 KcmcinjchaNs- mrlle, 10,30 HA., II,30 EoUcsdirnst jur dic poln. Kolonie, 18 Vejpee. Lelpjlg, Kahl!»: 7 Ami mit Pt., 9 KindkiooUr»- dicnst, II hl. M, 18 vripkk. Lelpga, Cannkivltz: 7,30 Fiühniege, 9,30 Hauptgot» tesdlcnst, 19 Andaihl. Ltlpg», Schöntjeld: 7,30 hl. M., 9,30 HouptgoUes- hicnst. Lelpg«, W-Hren: 7,30 HA., 10 hl. M., 18 Andacht. Löbau: 7 hl. M, 9 HA. mit Pt., 11 Seqensandacht, Melhen: 7 hl. M., 9 HA. IS «ndachl. Ojlrlj,: Stg 0 Auotcilunq der hl Kommunion, l!,1S hl. M., 7,15 Schulmcjje, 9 HA. und P,„ 19,30 Seornsandncht O-lonitz l. S.: 7 HI M, 9 HA., 18 Andacht. Oeloul» 1. v.: 7 30 hl M. 9 HA Pirna: 7,30 hl. M., 9,30 hl. M. mit Pr., 18 Andacht. Pionen: 7 Komm-M., 9 MUititgotlrodlenst, 11 Schulmelsr, 19,30 Oftriaichachl. empkieklt sick de!m Linksuk von vsmen-, ttennen- u. Kleidung, Xleirlei* u. Leihen stoike SsnrNnen - vsmenpukr R-d-b-rg: 7 hl. M , 9 Pr., HA., 11,30 Segens ondachl. Radebeul: 7,30 und 9.30 hl. M 18 Ecgensandocht. Reichenbach: 9,30 HA., 11,30 Andacht. Rieln: 7,30 hl M, 9 HA., 11 hl. M Kchirglawald«: K und 7 hl. M, 8,13 9,39 HA. mit Pr., II Andacht mit Seitendorl: 0 hl. M., 9 HA. mit Pr., 11 Vesper und Pr. Strippen: 8 hl. M. mit Pr, 18 segenoandacht. Waldheim: 9.30 hl M., 19 bibl. Pr. Weinböhla: 10,30 hl. V! ; jeden r. Monatssonnlag 9 Uhr. »urien: 0 Mililärooltcodlenst. Werda«: 7 hl. M. 8.30 HA , 11.30 Christenlehre. Aitta«: Stg ä hl M.. 7,30 Singmelle mlt Pr.. 9,13 HA. mit Pr., 11 Singmessc mit Ansprache, 11 Segensandacht. Zmlikau, Psarrlirche: Stg. 7. 8.39 hl M., 1» HA.. 18 Andacht. 3»I<ka«, Knrotie: 8 Singmelle und Pr, 9,30 HA. »nd Festpredigl, 18 Andacht. »ad Schänd,»: 7 NC>., 9,30 HA mit Pr. vanhen, Domlirche St. Petri: Stg. und Fig. Cot- terdienst 5,13 und 9, Andacht 11. — Wlg. M. 0 und 9 Uhr. vanhen, Llebsronen: 7,30 Volk choralamt, 9 HA., IIKinderqoltesdienst, 13 wend. Vesper. — Wtg. O.l5 hl. M. «Ischolsiu-rdo: 7 hl. M., 9 hl. M, 11,30 Segens andacht. Chemnl», St. Johann: 0,30. 7,30 hl. M., 9,30 HA., 11 Schulmesse, 18 Andacht. «hemnlh, St. Joses: 0,30 hl. M., 7.39 Cemcin- schastsmeise, 9,13 h«., n Schulmesse, 18 Ck- mcindeabend in der Kirche «hemnlh, St. «ntonln»: 7,30 hl. M., 9 HA.. 19.30 Andacht Coswig: 9 HA.; jeden L. Stg. Im Atonal 10,30. 18 Andacht. Dresden, Holllrche: bl. M 0. 7. 8. 8.15 Kinder- gollcsdienst, 10, 11 HA., Pr. 6.30, 8,15, 10,30. 18 Vibelpredigl und Oslervcipcr. Dresden,Iohannltedt: 0 und 7,30 hl M., 9.30 Volks choralamt, 11,15 letzte hl M., 19,30 Segcnsand. Dre»»en !8ri,drlchito»l: Stg 7 und 9 bl M., 11,30 Andacht. Dresden^»«,: 7,30 hl. M., 9,15 H«. mit Pr., 19 Andacht. Dresd n, St. Ponlno: 7 Frühmesse, 9,30 HA., 18 Andacht, Dresden,Löbton: 8 30 hl M., 8 yauptgotlesdlrnsl, 19 Schulgottesdirnst, 19,30 Andacht. Schloß Rohthal: Stg. 9 Hauplgottesdienfi mit Pr., vorher VG., 19,30 Andacht. — Wtg. hl. M. 7,30. Dresben. «lberlstlU: Täglich hl. M. 6,15, auch Sonntags. Dresden-Strehlen: 7,30 hl. M., 9,30 Choralamt In der Turnhalle, Mockritzer Str., 11,30 hl. M. in der kapeNe, Custav-Adols-Str. t Dresden-Fschochmih: 7 hl. M. mit Pr., 9,30 HA., 19 Abendandacht mit Pr. Dresden, Josesinenstlst: 8,30 HA, 18 Andacht und Segen. Dr«»d:n.StrI«sen: Stg. 7, 9, 11 hl M. Dresden-Reultabt: 8 und 7,30 hl. M., 9,30 Pr. und H«., 1t,15 bl. M., 19,30 Andacht. — Wtg. 7 u. 8 hl M , Mittwoch 8,30 Cemeinschastsmess«. Dresden, Garnison: ab 8 VC., 9 Hauptgoltesdienst, 11.30 Andacht. Dresden-Pteschen: 0 hl. M, 7,30 hl. M. mit Pr., 9.30 HA. mit Pr., 1l Spätmessc, 18 Andacht. Freiberg: 7 hl. M., 9 H«., 19 Andacht. Freital: 9 HA. «ero: 7,30. 9,30 hl. «., 19,30 Andacht. Klaucha«: 7.30 BK., 8 hl. M., 9,30 HA. mit 15 Andacht. Koppeln: 0,30 HI M mit Pr.. 8,30 HA. ml» 18.30 Andacht Krei,: 7,30 hl. M., 9,30 HA., 19 Andacht, «rohenhoin: 7 30 hl. M , 9 Pr., H«. «rohpohwltz: 7 Singm. mit Pr., 9 HA. mU 11 Segcnrondachl. Held«»«»- 7,30 Frühmesse mit Pr., 9 HA., 19,30 Andacht. Hlrschseld«: 8,30 H«. mit Pr. «amen,: 0.30 hl. M , 7,15 Kemeinschaslsmesse. s HA. mU Pr., 11 «ndachl. Königstein: 8 hl. M. mit Pr., vorher »K. Letpilg, PropsteUtrch«: hl M. 0, 7 «nd 8, 9 HA., 10,15 SchulgoUesdicnsi 11,15 letzte hl. M., 15 Taufen, 18 Pr. mit hl. Segen. veipgg, Reudnitz: 7 hl M., 9 Hauptgottesdicnft, 10,15 letzte hl. M., 19,30 Andacht. Svk»In»NL«n - Koßßsn USNIBHSIRIA LnvkMSIRN ^oksnnlsplstr 3, I. kluge Küchenzettel für die Woche vom 18. bis 84. April Sonntag. Mittag: Kerbelsuppe, Kalbsnicrenbratcn, kcmiise (Konserven). Kartoffeln; Bonilleschaumspeise mit Fruchtgelee — Abends: Sülze mit Remoladentunke und geröste ten Brotscheiben, Käse, Tee. Montag. Mittag: Rotbraut mit Möhren und Brat kartoffeln. — Abends; Restersuppe (Gemüse, Kartosseln), Wurst schnitten. Dienstag. 1. Frühstück: Scmmelmilchsnnpe. — Mittag: Mirzsleisch im Kartofselrand, Selleriesalat. — Abends: Herings- Cchulfrühstiick: Einfacher Herinasausstrich. mit Epinatsiille mit Eauerkraut- klöße mit Zwiebeltunke. Mittwoch. , — Mittags: Gerstenschrotsuppe. Eierkuchen oder Wildgemüse. — Abends: Bratkartoffeln salat und Blutwurslscheiben. Donnerstag. Mittaa: Fischfilet und Kartoffelsalat mit Roviinzchrn. — Abends: Kräutersuppe, Fischsalat (Nestver- wendung). Freitag: Mittag: Krautgräupchcn. — Abends. Ouarg- kaltschale und Schnitten. Sonnabend. Mittag: Scknittlauchkartosfcln. — Abends: Kartofselkäulchen mit Backobst. fsbrrSlfer-ssmiiuog itiiö rubskSr — Lrobo Kus«akt kkemnttr ?I»tr ilsr 8.8. > IkorsssnrtrgVo 2 Ilii! WM Sek W» Me 5. KOSS f-LlvlgSStNLlSS 12 sind, die als Zeugen vorgeladen sind: Doktor Kerbbäuer und Doktor Gerber. Doktor Kerbbäuer hat mitgeteilt, daß er an Grippe erkrankt ist. Wir sitzen wieder alle, und unter atemloser Stille ver liest der Eerichtsschreiber den Erösfnungsbeschluß: „Es wird die Hauptverhandlung eröffnet gegen den Baron Konrad von Erb, der beschuldigt wird..." Es geht alles einmal vorüber. Die fürchterliche An klage des dreifachen Mordes verballt. Dis angezogenen Paragraphen des Strafgesetzbuches schwirren vorüber. Der Eröffnnngsbeschlnß ist gut formuliert. Es hat alles Hand und Fuß. Die Begründung ist durchaus in Ordnung, ist sicher und klar, ist so gut gebaut, daß man sich eigentlich wundern mühte, warum überhaupt mit einem solch grohcn Aufgebot hier verhandelt wird. Und doch fehlt etwas. Die vielen sehr logisch aufgebauten Beweisführungen und Schlußfolgerungen verdecken nur eines, was fehlt: den Beweis! Der Richter hat wieder das Wort. Er wendet sich an alle Zeugen und vermahnt sie, erinnert sie daran, dah sie vor Gericht unter Eid stehen, droht mit den Strafen, die den Meineidigen treffen. Dann schickt er sie alle hinaus, draußen zu warten, bis sie aufgerufen würden. Der Vorsitzende wendet sich an Konrad, fragt ibn nach seinem Alter, nach seinen Eltern, nach Beruf und Lebens verhältnissen. Konrads Stimme ist klanglos und müde. Im Saal rutscht man unruhig auf den Bänken umher. Man ver steht nicht genügend. Der Richter muß Ruhe gebieten. Nun soll Konrad erzählen, wie sich nach seiner Auf fassung alles zugetragen hat. Mit Mühe formuliert er ein paar Sätze, bis der Richter es aufgibt und die Tatumstände durch Fragen zu ermitteln sucht: „Sie behaupten, Sie hätten am Tor auf den alten Herrn von Erb gewartet. Warum sind Sie nicht mit in den Turm gegangen?" „Er wollte es nicht." „Ein anderer hätte sich angeboten, für ihn die Patro nen zu holen. Warum taten Sie das nicht?" „Er wollte sie selbst holen." „Sie haben mit der Baroneß gesprochen, und gleich darauf erfolgte ihr Tod. Sie müssen den Sturz noch gehört haben. SlZarnm kehrten Sie nicht um?" „Ich habe ihn nicht gehört." „Sie haben beim Tod des Barons Element Erb zuerst den Fall gehört und dann erst den Schuß. Das ist wider sinnig. Wie konnten Sie uns das glauben machen wollen?" Konrad sckwetgt. Der Richter sagt ärgerlich: „Widerrufen Cie diesen Unsinn? Sie dürfen uns nicht solche plumpe Lügen auf tischen!" Da hebt Konrad zum erstenmal den Blick. Er geht am Gesicht des Richters vorbei und trifft in meine Augen. Ein kaum merkliches Heben der Schultern... seine Stimme wird fester: „Es war so. Ich kann es nicht anders sagen." Rezepte: Vanilleschaumspeise: Zwei bis drei Eiqelbe sechs Eßlöffel Zucker in einem Tonlopf schaumig rühren, nillezucker und ein Achtel Liter lauwarme Milch zugebrn, im Nasscrbad dickschaumig schlagen. 10 Gramm weiße Gelatine In wenig (vier Eßlöffeln) Wasser auslösen, unter die Speise rühren, diese vom Feuer nehmen, bis zum Dickwerden weiter- Ähren, zuletzt zwei bis drei Eisschnee unterziehen, nach dem Erkalten die Speise mit Fruchtgelee verzieren. Remoladentunke (einfach): Aus 1 Eßl. Fett, 2 Eßl. Mehl, entrahmter Milch, Salz eine Helle dicke Mehlsckwitzen- tunke zubereiten. Ein Eigelb mit ein bis zwei Eßlöffel Oel dick rühren, die erkaltete Grundtunkc nach und nach zugebcn, mit einem halben Teelöffel Senf, Essig, einer Prise Zucker, Salz und gewiegtem Schnittlauch oder anderen Kräutern abschmccken. Rotkraut mit Möhren: Zugeputztes, geschnittenes Rotkraut in ausgelassenem Speck andünsten, Brühe aufsüllen, nach zehn Minuten Möhrenscheiben zugeben, Kraut und Möhren langsam garkochen lassen, nach Belieben mit roh geriebenen Kartosseln binden, mit Salz abschmecken. Se m m e l m i Ich s u p p e: Altbackene Brötchen in Schei ben schneiden (oder in Stücke brechen), einige Butterslöckchcn und etwas Salz darübergeben, mit entrahmter kochender Milch iiberbrühen. Wiirzfletsch tm Kartosselrand: Gekochtes Fleisch sowie Bratenfleischreste vom Sonntag in seine Streifen schneiden, diese in eine GrunVtunke geben, mlt Salz, sein geschnittener saurer oder Gewürzgurke, Essig und einer Prise Zocker abschmecken. Kartoffelbrei kranzartig anrichten, das Wiirzslcisch in die Mitte geben. Hcringsklöhe: 150 Gramm Hafrrslocken in einem halben Liter Wasser oder entrahmter Milch dick ausgucllcn, abkiihlcn lassen, seingeschnittcne Zwiebel, gewässerten, gcwicg- t«n Salzhering, gewiegte Kapern oder grüne Kräuter, ein Ei jugeben, Klöße abstechen und diese in kochendem Salzwasser »ssen zehn Minuten kochen. „Sie sollen die Aeußerung getan haben, daß Cie gerne Landwirt wären. Das legt die Möglichkeit nahe, daß Sie den Wunsch gehabt hoben, ein Gut zu besitzen. Sie chaben gewußt, daß Sie der nächste Anwärter sind aus Schloß und Gut Merk, wenn die andern tot sind." „Niederträchtig!" sagt eine Stimme laut im Publikum. Es trifft ihn wie ein Peitschenhieb, daß er zusammen zuckt Seine Augen sinken wieder zu Boden, und der Rich ter spricht fort: „Dazu kommt, daß Sie eine Dame lieben sollen, deren Vater der Verbindung widerstrebt, solange Sie arm sind. Sie wollten sich also..." Da schiebt ihm der Eerichtsdiener, der neben ihm steht, einen Stuhl hin. „Setzen Sie sich doch!" befiehlt er rauh. Das Publikum murrt. Der Anblick des Angeklagten ist Ihm zum Teil entzogen. Sie stehen von den Bänken auf und beugen sich vor. Ich denke gequält: Jetzt hat ihn die Kraft ganz ver laßen! Ich kann auch nicht mehr Hinsehen. Es ist eine Ergebung in ihm, die mich unsäglich martert. Und ich weiß es ja: Wir haben ein modernes Foltsrinstrument: das Ver hör. Wie viele solcher Verhöre hat er schon über sich ergehen lassen müßen? Sie zermürben den stärksten Willen. Merkwürdig, jetzt glaube ich nicht mehr an seine Schuld. Sie zerren ihn durch alle Einzelheiten der drei grausamen Morde oder Unglücksfälle hindurch, rühren alles auf, was an Entsetzlichem geschehen ist, vergleichen, stellen Fallen, be rechnen und erwägen, spielen eine Einzelheit gegen die an dere aus. legen Fußschlingen, ziehen Kreise um ihr Opfer auf der Anklagebank. Und ich sehe hindurch, sehe, daß alles von ihm abgleitet, dah überhaupt nichts an ihn heran kommt. Ich glaube nicht mehr an seine Schuld! Schließlich geben sie es auf, Vorsitzender und Staats anwalt, und auch die Geschworenen möchten weiterlommen. Der Verteidiger hat noch kein Wort gesagt. So beginnt die Zeugenvernehmung als zweiter Akt dieses Dramas im Schwurgerichtssaal. Als erste Zeugin wird Frau Weber aufgerufen. O Gott, denke ich erschrocken, das fängt gut an. Sie kommt mit kleinen Schritten und einer wichtigen Miene, spricht mit halber Stimme die Eidesformel nach und gibt stotternd ihr Alter kund und ihre Personalien. „Seit wann wohnt der Angeklagte bei Ihnen?" „Seit zwei Jahren, Herr Richter. Am 6. April, ich hab' grad' gewaschen und war..." „Was können Sie von ihm sagen?" „Herr Richter, ich bin eine einfache Frau... ich hab' gedacht, mich trisst der Schlag, als ich gehört hab', mit was sür einem Menschen ich..." „Ich frage Sie, was für einen Eindruck Sie von ihm gehabt haben?" sagt der Richter und trommelt mit den Fingerspitzen auf den Tisch „Er war ein verschlossener Mensch, Herr Richter. Er hat nie mit mir reden wollen. Wenn ich ihm erzählt hab', wie mein seliger Mann von den Wildschützen erschoßen worden ist... es hat ibn absolut nicht gerührt. Ich hab' mir immer gedacht... so ein Mensch, der da kein Mitge fühl hat... der kann zu allein fähig sein..." Ich wende verzweifelt die Augen zur Decke hinauf. Der Richter ist ungeduldig. Nächster Zeuge! Es ist ein Bursche aus Merk. Ich kenne ihn nicht. Er will gehört haben, daß die beiden Herren Barone einen Wortwechsel miteinander gehabt haben, als er einmal hin ter ibnen dreinaeaanaen ilt. 10. Fortsetzung. Mich zwingt es zum Turm. Ich umkreise ihn suchend und prüfend. Ich bin nicht so stolz, daß nicht manchmal ein Argument unverbildeter Seelen auf mich Eindruck macht. Ich stehe und sebe mir das Dach des Turmes an. Es i nut Schindeln geoeckt und hat auf seiner Spitze einen Isernen Stab mit einem Stern. Ich laße mir eine Leiter bringen und zwänge mich durch eine Dachluke in den Boden hinein. Das Gebälk läuft spitzgiebltg zusammen. Der Bo den ist leer. Es ist ein harter Lehmbelag, und ich unter suche mit meiner Laterne jeden Winkel, leuchte hinter jeden Balken, taste jede Fuge aus. Aber ick finde nichts. Aergerlich klettere ich wieder herunter. Es ist ein Turm wie jeder andere. Ich lege mich nieder und stehe wieder auf. Der Mond scheint, und es ist alles voll silbernen Lichtes. Ich gehe aus dem Hause und irre suchend durch die silbrige Nacht. Man mühte zu neuen Schlüßen kommen! Wie? Wie? Wenn mir das ein Mensch oder ein Engel sagen würde! Ich bin so nervös, daß ich von dem Frühstück, das mir der Alte bringt, kaum etwas zu mir nehme. „Machen Sie sich fertig, Hermanni Marie soll sich auch fertigmachen. Ich nehme euch mit in meinem Wagen. Man hat mir einen Platz im Verhandlungsraum neben dem Verteidiger zugestanden. Der Saal ist gesteckt voll. Ich fühle eine gehemmte Wut. Die Stimmung ist gegen ihn. Das Publikum bat seine vorgefaßte Meinung. Es macht einen Menschen schuldig oder unschuldig, ehe noch der Rich ter den Mund aufgemacht hat. Ich kenne das. Ihn machen sie schuldig. Blicke heften sich gereizt auf die Türe; wenn er ein tritt, wird man seinen Abscheu vor ihm erkennen laßen. Es macht mich unruhig, und ich frage den Verteidiger Doktor Craner: „Haben Sie etwas Neues erfahren?" Er schüttelt den Kopf. „Man wird ja hören. Es ist eine Menge Zeugen vorgeladen." Da geht die Türe auf, und plötzlich verstummt die leise Unterhaltung im Zuhörerraum. Ein Tuscheln setzt ein, leise und böse Ich sehe Konrad erschrecken und mit einem tiefen Er blaßen die Augen zu Boden senken. Er hat die Feindschaft, mit der die erregten Gesichter ihn anstarren, sofort gefühlt. Der Eerichtsdiener führt ihn an seinen Platz, auf die An- geklaatenbank im Bretterverschlag. Nun öffnet sich eine andere Tür, und der Richter tritt ein mit den Geschworenen, mit dem Staatsanwalt und den anderen Beamten, die zu fungieren haben. Alle Anwesenden erheben sich in Ehrfurcht vor den Männern, die über Recht und Unrecht die Entscheidung in ihren Händen tragen. Es werden die üblichen Formalitäten erledigt: Die Fragen an die Geschworenen nach ihrer Vereidigung. Die Zeugen werden aufgerufen und die Sachverständigen. Der Nickter stellt fest, daß die beiden Aerzte nicht anwesend