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Auv ArSnuns-feier erngetroffen Sin indischev Pslizeichef erzählt — Va« Veil fitzt locker inr Land« Aeonjhar Der „Kherlock Holines des Dschungels" London, 21. April. Unter den hohen Würdenträgern, die aus allen Teilen des britischen Empire zur Krönungsfeier nach London Kaminen, ist jetzt auch der Radscha von Keonjhar hier eingetrofsen. Er ge hört zu den kleineren indischen Potentaten und kann sich des halb auch kein prunkvolles Gefolge leisten. Nur der Ches seiner Polizei, Superintendent Pradyumna Kumar, ist als sein« Leibwckche in seiner Begleitung. Aber deshalb ist der Radscha doch mit der ihm gebührenden Feierlichkeit empfangen worden, wenn man auch nicht gerade zu seinen Ehren Salut schüsse abgab. Sein Land Keonshar ist klein, 3217 Quadrat meilen grob, und zwar fast gänzlich Gebirge und unwegsamer Dschungel. Die Bevölkerung zählt etwa eine halbe Million Seelen und Ist nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen. Aber dct es dem Radscha, zusammen mit seinem Polizeichef, ge lingt, Ruh« und Ordnung in seinem Lehnsstaat aufrechtzuerhal ten, so Ist er eine Persönlichkeit, die man gerne fühlen läßt, daß man mit ihr und auf sie rechnet. Polizelchef und Mordkommission in einer Person. Superintendent Pradyumna Kumar ist also die Leibwache des Radschas von Keonshar und gleichzeitig dessen Polizeichef, ein Mann von herkulischem Körperbau, dem sicherlich die Ver brecher seines Landes nicht gern« begegnen. Gegenüber den Presseleuten erwies er sich jedoch von sehr liebenswürdiger Seite und gab bereitwilligst auf alle Fragen Antwort. Es er gab sich, datz man ihn mit Fug und Recht als den „Sherlock Holmes des Dschungels" bezeichnen kann. Seine Aufgaben sind vielfältig und oft recht schwieriger Natur. Er ist Polizeichef. Mordkommission, Detektiv und „Arm des Gesetzes" in einer Person. Ein Dlenstauto kann er sich in seiner Heimat aller dings nicht halten, dazu fehlen die Mittel. Aber im Dschungel und Gebirge von Keonihar könnte er mit einem Auto auch wenig anfangen. Sein Fahrrad tut da weit bessere Dienste und wird schon ohnehin von den Dschungelbewohnern als ein Teufclsspuk bewundert. Da anher ihm niemand im Busch ein Kahrrad besitzt, ist er, was Geschwindigkeit anbetrifst, jedem überlegen. Man staunt, wenn man hört, dah im Lande Keonjhar jährlich zwanzig Mordtaten verübt werden. Es handelt sich zwar dabei nicht immer um ausgesprochen« Mordtaten nach europäischen Rechtsbeqriffen, sondern meistens um Totschläge. Aber auch ein Totschlag wird In Ostindien schwer bestraft. Die Leute von Keonjhar sind nun einmal leicht erregbaren Gemüts", erklärte der Polizeichef, „jedermann träot ein leicktes Peil an sein Handgelenk geschnallt, mit dem er sich den Weg durch den Dschungel bahnt. Doch schon bei der geringsten Er regung, bei dem geringfügigsten Streit erleben wir es immer wieder, dah dies BSil auf den Kovf des Mdersack-ers hernieder- sgzst, und die Männer von Keonjhar verstehen ganz ausgezeich net zu treffen....!" Ja. und dann kommt der Polizeiclief, durch leine Späber benachrichtigt, wie der Blitz beranaeradelt und nimmt den Täter mit ins Kittchen. Von solchen „Schnell verhaftungen" macht der Polizeichef Über nicht viel Aufhebens. Oft genug muh er Kriminalfälle aufklären, die den Männern von Seotland Aard auch einige Kopfschmerzen bereiten würden. Der Raub de» goldenen Halsbandes. Da war ein zehnjähriger Knabe im Dschungel mit einem Felsblock erschlagen und einer echten goldenen Kette beraubt worden. Von dem Täter fehlt« jede Spur. Der Polizeichef radelte sofort an Ort und Stelle und nahm den Tatbestand auf. Den Spuren entnahm er, dah der ermordete Knabe in Begleitung eines anderen Kindes gewesen war, und dah dann ein Erwachsener aus einem Hinterhalt den Mord verübt hatte. Da sich der zweite Knabe aber bet ihm nicht meldete, folgerte er sehr richtig, dah dieser mit dem Täter gemeinsame Sache gemacht hatte. Der Superintendent lieh sich genau schildern, welche Kinder als Spielgefährten des Ermordeten in Betracht zu ziehen waren. Nachdem er so eine ganze Liste von Knaben beisammen hatte, lieh er es sich nicht verdrlehen, nacheinander die Eltern dieser Kinder in ihren Hütten zu belauschen. Er tat das mit so viel Geschick, dah er eines Tages denn auch tat sächlich mitanhören konnte, wie ein älterer Mann mit seiner Frau von der Mordtat sprach und sich als Täter bezeichnete. Wie aus der Erde gewachsen stand im nächsten Augenblick der Polizeichef vor dem zu Tode erschrockenen Mörder. Hier half kein Leugnen mehr. Der Mann muhte sein Geständnis wieder holen, wurde gefesselt, über das Fahrrad gehängt und ins Ge fängnis gebracht. „Eigentlich hätte er an den Galgen kommen müssen", meinte Superintendent Pradyumna Kumar, und seine Stimme klang ein wenig enttäuscht. „Aber der Radscha ist sehr gutmütig, er hat ihn nur zu lebenslängliä>ein Gefängnis verurteilt." Mörder befragten den Astrologen. „Ein anderes Mal", so erzählte der Polizeichef von Keon« jhar weiter „glaubte ein Mann, feine Frau sei ihm untreu ge worden. Er war einer meiner Polizisten und hätte natürlich anders handeln müssen. In Anbetracht seiner Stellung wollte er selbst keinen Mord begehen, und so bat er seinen Brüder, an seiner Stelle die ungetreue Frau zu vergiften. Beide Männer bekamen es vor der Tat aber dach mit der Angst zu tun. Sie opferten fünf Schilling von ihrem sauer verdienten Geld und befragten einen Astrologen in Kalkutta. Sie wollten wissen, ob sie in den kommenden Wochen bei guter Gesundheit bleiben und ob sie vielleicht durch irgendein Schicksal getrennt würden, ob die Frau bald stürbe, und wenn ja, welchen Tod sie erleiden würde. Die Antwort des Astrologen lautete für die ersten bei den Fragen günstig, die übrigen Fragen blieben unbeantwortet. Die Brüder schritten zum Mord. Und leider zeigte es sich, dah der Astrologe recht behielt. Ich konnte zwar rasch den Fall aufklären, aber der Radscha lieh es wieder mit einer lebens länglichen Gefängnisstrafe bewenden. So erfreuen sich die Brü der nach wie vor bester Gesundheit, denn in meinem Gefängnis werden die Gefangenen gut behandelt. Und getrennt wurden sie auch nicht, denn ich habe ihnen für die Zeit ihres Lebens eine gemeinsame Zelle angewiesen...!" Vollende Wohnhäuser als Bevölkerungs / Eine umfangreiche VDVVleNL / neue Industrie in USA. Auf der letzten Internationalen Automobil ausstellung in Berlin konnte man in einer besonderen Abteilung die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie aus dem Gebiet des Baues von Person enwagen-Anhän- gern bewundern. Bon den kleinen Anhängern, di« lediglich zur Aufnahme des Gepäcks bei Familienausflügen oder bei Wochenendfahrten bestimmt sind, bis zum ansgebauten Wohn wagen, der ein Wohnen und Uobernachten in der freien Natur auf durchaus bequeme und auch in gesundheitlicher Hinsicht ein wandfreier Weife erlaubt, sah man alle Eröhen und Formen vertreten. Cs gibt sogar ein« Reihe von Unternehmen, welche ausschliehlich sich dem Bau von Personenwagen-Anhängern widmen. Dieser Nebenzweig unserer Kraftwagenindustrie hat zweifellos «ine Zukunft. Für zahllose Autofahrer wird der Kraftwagen dckrch den Anhänger erst in vollem Umfang aus nutzbar. Aber unseren Industrieunternehmen ist sehr gut de- kannt, dah für di« Absatzmöglichkeiten an ausgebauten Wohn wagen, die als Anhänger fü< Kraftwagen ausgebildet find, in Deutschland verhältnismäßig eng« Grenzen gezogen find. Wenigsten» gilt das im Vergleich zu dem riesigen Umfang, welchen di« Verbreitung de» Autowohnwagen» heut« schon in d«n Vereinigt«« Staat«« gefunden hat. Di« amerikanischen Behörden betrachten dies« neue Form des Wohnens, di« heute schon von großen Massen der Bevölke rung al« Ideal erstrebt wird, mit recht zwiespältigen Gefühlen. Der neue Industriezweig umfaßt schon nicht weniger als 700 Unternehmen, welche die Wohnanhänger teils im Ncbenbetrieb, teils aber auch als Hauptaufgabe bauen. Die Nachfrage der Kundschaft nach diesen motorisierten Wohnhäu sern, die man drüben „trällere" nennt, ist so stark, daß die Lieferwerke Lieferfristen von mehreren Mona ten einfiihren mußte». Im Jahre 1935 begann das Interesse für «in solches Wohnen auf Rädern zu erwachen. Es wurden in diesem Jahr fchon über 109999 Personen wagen- anhänger abgeletzt, wobei aber die Anhänger für rein gewerbliche Zwecke, also zur Beförderung von Lasten oder Ge päck, nicht mitgezählt find. Im Jahr 1939 ist dann der Absatz fchon auf 259 999 gestiegen und für 1937 hofft die Industrie mindestens 625999 dieser Wohnwagen auf Luftreifen abzusetzen. Gegenwärtig sind schon dauernd etwa 2 Millionen Ameri kaner in den Wohnanhängern ständig unterwegs, und etwa 299 999 davon haben überhaupt keine andere Woh nung. Wenn ein amerikanischer Volkswirtschastler, Roger Babson, vorausfagt, daß in 26 Jahren halb Amerika ständig auf Rädern leben werd«, so dürfte da» kräftig übertrieben sein. Aber in milderer Form bahnt sich wenigstens für einen be stimmten Teil der amerikanischen Bevölkerung «ine Wand- lungtndenWohkgepslogenheitenan, die begünstigt wird durch die unermeßlich weiten Entfernungen, mit denen man drüben rechnen muß. Die amerikanischen Anhänger sind Die große Geburtstags- Parade vor der Techn. Hochschule Berlin Die blauen Jungens ziehen am Führer sX) vorbei. Weltbild, M.) Der ermordete Blockleiter der Ortsgruppe Billa Ballester der Landesgruppe Argentinien der Auslandsorganisation der NSDAP, Joseph Riedle, mit seiner Gattin. Weltbild, M.) wirkliche Dauerwohnhäuser geworden und verfügen über all« Errungenschaften des neuzeitlichen Wohnungsluxus. Sie haben fast alle Anfchlußmöglichkeit an ein elektrisches Licht netz häufig erzeugen sie sogar ihren Strom selbst, sie besitzen natarttch elektrische Kühlschränke, Oefen, Heizapparate, Radio, Telefon vom Kraftwagen zum Anhänger, Wasch- und Toilette- räum«, einschließlich Brausebad. Zahlreiche Gemeinden, welche Wert darauf legen, diese „motorisierten Nomaden" in größerer Zahl ständig in ihre Nähe zu ziehen, haben schöne und umfang reiche Parkplätze für Auto wohn wagen angelegt, aus denen die Wagen an das örtliche Lichtnetz und das Telefon netz mühelos angeschlossen werden können. Meist haben die Anhänger Flaschengas mit sich. Auch die Regierung vieler Bundesstaaten hat solche eigenartigen Parkplätze eingerichtet, die unter behördlicher Aussicht stehen und bet denen für hygienische Bedürfnisse und sogar für den Schulunterricht der Kinder gesorgt wird. Die Plätze haben auch Wasser leitung, Badegelegenheit, Wäschereien, Eemeinschaftshallen und Lagerräume für die Aufbewahrung von Vorräten. Da stets auf solchen Parkplätzen auch Kraftwagenbesitzer parken, die in ihren Anhängern Werkstätten aller Art, sogar Leihbüchereien und Frtseursalons mitsiihren und auch Aerzte aus den Gedanken ge kommen sind, solche Anhänger als Operationsräume auszuge- stalten, sind solche fahrbaren Siedlungen für amerika nisch« Begriffe eigentlich schon ziemlich vollständig. Die schnelle Ausbreitung des Wohnanhängers macht der Re gierung der Vereinigten Staaten und zahlreichen anderen Be teiligten lebhafte Sorge. Die Hausbesitzer fürchten, daß ihre Wohnungen teilweise bald leerstehen, und daß die Mietpreise allgemein zurückgehen werden. Für viele Leute stellt sich näm lich der Erwerb eines Wohnanhängers als eine Flucht vor den hohen steuerlichen La st en dar, welche heute auf dem amerikanischen Wohnhaus ruhen. Die Bewohner der An hänger entziehen sich heute »och tatsächlich jeglicher Be - steuerung. Da sie außerdem die Wohnungsmiete sparen, hat diese Art des Wohnens auf Rädern ihre geldlichen Vorteile. Die Verwaltung in Washington aber beschäftigt sich mit der Frage, wie diese neue Art von Staatsbürgern steuerlich zu er fassen, wie sie hinsichtlich der Staatssicherheit, der Verkehrs sicherheit, der Gesundheitspflege, der polizeilichen Anmeldung und der statistischen Erfassung zu behandeln sind. Es kann für die Bundesregierung natürlich nicht gleichgültig sein, wenn ein wachsender Teil der Bevölkerung sich dauernd unterwegs und ohne festen Wohnsitz befindet. Man denke zum Beispiel nur an die Schwierigkeiten, welche im Falle eines Kriegs oder einer allgemeinen Landeswahl entstehen können. Die Bewohner der trallor» stammen aus fast allen Bevölkerungsschichten. Besonders zahlreich find Ge schäftsleute und Handelsvertreter, die aus beruflichen Gründen viel unterwegs sein müssen und die durch den traller die Woh nungsmiete sük ihre Familie, ihr« eigenen Hotelkosten und viele andere Kosten sparen. Sie haben den Vorteil, daß sie stän dig mit ihrer Familie zusammen find, während die Regierung und die Gemeinden darum bemüht find, die mit dem Wander wohnen verbundenen Nachteile so erträglich wie möglich zu ge stalten. Neuerdings sind auch zahlreiche Landarbeiter dazu übergegangen, das Land in selbstgebauten oder billig ge kauften Wohnanhängern zu bereisen, um ihre Arbeitskraft dort anzubieten, wo sie gerade gebraucht wird. Bezeichnend ist übri gens, daß für die Bewohner der Anhänger schon seit länger«, Zeit eine besondere Zeitung mit einer hohe« Auflage erscheint. Die Preise der Wohnanhänger beginnen schon bei 599 Dol lar. Es gibt aber auch Luxusbauten, welche 5999 und 6669 Dol lar kosten. Für die wandernden Handarbeiter, wie Landarbeiter, Obst- und Weinbaugärtner, Handwerker und andere Berufe bedeutet der Wohnanhänger eine Konsolidierungihre» Daseins, denn sie waren bisher in den meisten Fällen darauf angewiesen, in Scheunen oder aufgegebenen Wohn baracken zu Hausen und bildeten für die Verwaltung der Ge meinden eine ständige Sorge. Diese neue Art der Wander arbeiter bezahlt heute gern die geringen Mietgebühren, welche auf den heute schon bestehenden 1666 privaten, gemeindliche« oder staatlichen Parkplätzen erhoben werden. Im Notfall be steht sogar überall die Möglichkeit, diese Gebühren „abzu arbeiten". Die Vereinigten Staaten stehen also einer neuartigen Form deo Siedlungs- und Wanderungsproblems gegenüber, die für das dichtbesiedelte Deutschland und auch für andere euro päische Länder kaum jemals so große Bedeutung erlangen wird wie drüben. Der Raum ist bet uns knapp, und Gasthäuser und Hotels sind dicht gesät. Trotzdem wird auch bei uns der Wochen- end« und Reiseanhänger eine gewtsse Bedeutung erlangen können« Geherinrat Fr. Pustet 70 Jahre In seltener geistiger und körperlicher Frisch« vollendet« am 21. April dieses Jahres Geheimrat Friedrich Pustet, der In- Kader de» Verlag» Friedrich Pustet, Regensburg, s«in 76. Le bensjahr.