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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140827018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914082701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914082701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-27
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Der Kaiser an die Truppen. Nach der „Köln. Zta." hat der Kaiser im Anschluß an die Meldung über den gewonnenen Sieg in Loth. ringen im H a u p t q u a r t i e r an die dort befind lichen Truppen solgende Ansprache gehalten: Kameraden! Ich habe Sie versammeln lassen, damit wir uns gemeinsam des Sieges freuen, den unsere tapferenKameraden in Lothringen errungen haben. Deutsche Truppen aller Stämme haben in tagelangem Ringen mit Opfer- ireudigkeit. Mut und unerschütterlicher Tapfer keit den Feind siegreich zurückgeschlagen unter Führung de» bayerischen Königssohne». Unsere Truppen waren vertreten in allen Jahr gängen, aktive Soldaten, Reserve und Landwehr. Sie alle zeigten denselben Schneid, dieselbe Tapferkeit, da» g l e i ch e G o t t v c r t r a u e n u n d rücksichts lose» Draufgehen. Dafür haben wir vor allem unseren Dank zu richten an Gott, den Allerhöchsten. Ich gedenke in Ehren der Gefallenen, die ihr Herzblut verspritzt haben, wie wir es nachmachen wollen. Sie haben es getan in unerschütterlichem Gottvertrauen. Noch viele blutige Kämpfe stehen uns bevor. Wir wollen dem Feind gründlich ans Leder. Wir kämpfen für eine gute und gerechte Sache. Wir wollen und wir müijen siegen. Unteren tapferen Kameraden, die uns vorangegangen sind zum Siege, ein dreifaches Hurra! Im Zeichen entschlossenster Sun-estreue. Wien, 26. August. Ucber den hochherzigen Befehl des Kaders an das Kriegsschiff „Kaiserin Elisabeth" schreibt das „F r e m d e n b l a t t": Eines der erhebendsten Momenie in dem Kriege ist die deutsch-österreichische Bundes treue. 2m Kampfesseuer aufs neue geschmiedet und gestählt, kennt sie keine Grenzen und keine Entfernung. MitvereintenKrästenwcrdendicTapserenvonTsingtau, welche die kaiserliche Treue adelt, kämpsen bis zum letzten Blutstropfen. Der deutsche Kamerad kann auf uns rechnen. Wir weichen nicht von ihm, nicht zu Land und nicht zu Wasser. Das „Fremdenblatt" betont zu der Eroberung von Namur, dieser Erfolg sei von so kolossaler und einziger Ar», daß man kaum begreifen könne, daß er in bloß drei Wochen errungen werden konnte. Der deutsche Fel d- zu g in Belgien werde ein ewiges Ruhmesblatt in der glorreichen Geschichte des deutschen Volkes sein. Oesterreich und Italien. T Berlin, 26 Auaust. (Eia Diahtmeld.' Der Eeneralstabschel der österreichisch-ungarischen Armee Konrad v. Hötzendorf hat an den hiesigen österreichischen Militärattache: folgendes Tele gramm gerichtet: „Tie urrdrcitrtc Nackfticht, Le ft erreich habe die Absicht Italic» a »zu greife», »m sich wcgc» s c i n cr R e »t r a l i tä t zu rächen, cnt- uehrt j ds Grundes und kau» nur bös willig vou dritter Seite aiiöge ireut fein. Ach ermächtige L»e dazu, feder zolchen Meldung ecu öffentliches Dementi entgege izufetzen." Ueber -en Stimmungswechsel in Italien wird dem „Lokal-Anzccger" aus Rom gemeldet: Die deutschen Siege haben das Aussehen der Zeitungen verändert. Mit großen Buchstaben steht auf der ersten Seite: „Große Schlacht an der Maas von den Deutschen gewönne n." Italien gegen England! Mailand, 2.». August, tstig. Trahtm.» Wie „Lombardin" erfährt, hat die italienische Re gierung in llebcrciiiftimmuttg mit den zwei andere» Treib und ft aaten gegen die eng lische» militärischen Matz» ahmen in Aegypten ernstlich Einspruch erhoben nnd der englischen Regierung bekanntgegrbe», das; Italien mit Rücksicht auf feine Neutralität für seme Handels- nnd «rtegs chiffe nach wie vor freie Passage in den ägyptischen bt wässern und Haien ford.rn miisse. — „llnione" erfährt, datz Italien Str P»okl mlernng Acgypttns z» einer englischen Kolonie nicht z » lasseu lonne »ud dadurch zu Gegen maßnahme» wider seinen Willen gezwungen werde. Wenn sich diese Mitteilungen bewahrheiten sollten, dann würde allerdings Italien seine Neutralität ausgcben und sich an die Seite seiner Verbündeten stellen. Vorläufig liegt aber noch keine B e - stätigung dieser Meldung vor. Vas Eiserne Kreuz 1. Klasse für Generaloberst von Heeringen. Berlin, 26. August (Eigene Drahtmeldung.l Generaloberst von Heeringen, der frühere Kricgsminister und ehemalige Kommandeur des 2. Armeekorps, erhielt das Eiserne Kreuz 1 Klasse. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse hat er sich schon als junger Leutnant im Kriege 1670/71 erworben. Zeugen für die Wahrheit! Berlin, 26. August. Die Berliner Abendblätter veröffentlichen folgenden Aufruf: Angesichts der Gerüchte, die von den Feinden Deutschlands auch in der Presse des neutralen Aus landes verbreitet werden, halten es die imReiche wohnenden Angehörigen der neutralen Staaten für nötig, durch «ine allgemeine Demonstration für die Wahrheit über das Deutsche Reich zu zeugen. Sie glauben, «ine solche Unternehmung nicht nur dem Lande schuldig zu sein, das ihnen bisher seine Gastfreundschaft gewähr», sondern ebensosehr auch ihren Heimats staaten, in denen falsche Gerüchte leicht zu bedauerlicher Stimmungsmache führen könnten. Ein Komitee von Angehörigen neutraler Staaten bittet sein« Landsleute und die übrigen neutralen Fremden sich vollzählig am Donnerstag, den 27. August abend» 9 Uhr im Saale de» Architektenhauses, Wilhelm- straß« 92/93, zu einer Massenversammlung einzu- finden. Damen werden gebeten mitzukommen. Telegraphische Zustimmungen aus dem Reiche sind zu richten an das „Architektenhaus Ber- lin". Die Natur der Sache erfordert, daß von Deutschen nur die Pressevertreter erscheinen. (gez.) Fr. Seo A. Kubier-Amerika, I. W. Hissink- Holland, Wiig-Norwegen, Alfred Erenandrr-Schweden, Hakti Bey - Türkei, E. Leodorole» - Griechenland, Eade-Dänemark, Larlo Viraghi-Ztalien, Nud.Zulki»- Rumänien, Jakob Schaffner-Schweiz, I. F. Kaleff- Bulgarien, Mendez Gonzalez-Spanien. Keitw Briefbeförderung ins feindliche Ausland. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Dem Auswärtigen Amt gehen seit einigen Tagen zahlreiche Anträge aui Beförderung von Briefen nach Orten des feindlichen Auslandes zu. Das Auswärtige Amt ist nicht in der Lage, einen wichen Verkehr zu vermitteln. Anträge dieser Art können daher nicht berücksichtigt werden. Graf Zeppelin als Kriegsfreiwilliger. Aus Ulm wird berichtet: Graf Zeppelin erklärte hier auf seiner Durch reise, da» er sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet habe. Man habe ihn aber nicht haben wollen, weil er ja schon ein alter Herr sei. Trotzdem wolle er ins Feld reisen. Bei seiner Abfahrt wurde er von Hoch rufen begleitet. Dank an Luxemburg. Vor seinem Scheiden aus Luxemburg hat der kommandierende General in einem Schrei ben an den Staatsminister Loschen seinen leb haften Dank kundgegeben sowohl für das Ent gegenkommen, das die ihm unterstellten Truppen bei der Einwohnerschaft der Stadt Luxemburg und in deren Umgebung gefunden hatten, als auch für das von der Regierung erwiesene gütige Eingehen auf die durch die Macht der Verhältnisse gebotenen Anforde rungen. Er scheide mit dankbaren Gefühlen und wünsche der schönen Stadt Luxemburg für die Zu kunft das Allerbeste. Auch von den deutschen Soldaten hört man, daß sie bei der luxemburgischen Bevölkerung sehr gastfreundliche Aufnahme fanden. Die Verpflegung ließ durchweg nichts zu wünschen übrig, ging manchmal sogar weit über das übliche Maß hinaus. Wie ein Verwundeter erzählte, bot ihnen ihr Ouartiergeber sogar einen fetten Ochsen zum Schlachten an, worauf aber mit Dank verzichtet werden konnte. Die „Triersche Landeszeitung" bemerkt mit Recht: „Man wird den Luxemburgern, mit denen wir trotz gelegentlicher freundnachbarlichcr Bosheiten immer die besten Beziehungen unterhalten haben, ihre korrekte und wohlwollende Haltung nie vergessen. Sie haben sich mit Würde, aber auch mit vornehmer Gesinnung in das Unvermeidliche gefügt und ihre beste Natur herausgekchrt." Unerwartete folgen -er russischen Kriegführung. Wien, 25. August. Das Kriegspressequartier meldet amtlich: Zn Lemberg traf gestern der erste größere Transport Russen, die in Len Erenzgesechten g efa n g e n genommen worden waren, unter dem Jubel der Bevölkerung ein, der sich noch steigerte, als im Zuge mehrere Ma schinengewehre sichtbar wurden. Aus allen Meldungen geht übereinstimmend hervor, daß die Nüssen in ihrer bekannten barbarischen Kriegführung auf eigenem und fremdem Gebiet alles verwüsten, Dörfer und Gehöfte schonungslos in Brand stecken und mit diesem Verfahren allen völkerrecht lichen Vereinbarungen geradezu Hohnsprechen. Unter diesem Sengen und Brennen hatten anfangs, als die partiellen feindlichen Einfälle noch möglich waren, die übrigens insgesamt von unseren Truppen in tapferer Weise abgeschlagen wurden, das galizische Grenzgebiet und dessen Bevölkerung sehr zu leiden. Seit wir auf feindliches Gebiet vor gedrungen sind, trifft die russische Ver wüstungswut die dortigen Ortschaften. Die Methode vermag unser Vorrücken nicht auf zuhalten, bewirkt aber allenthalben, daß die be drängte Bevölkerung uns nicht nur in rein polnischen Gebieten als Befreier aus barbariicher Willkür begrüßt. Als die Nachricht von dem großen Erfolge unserer Waffen bei Krasnik im stationierten Kriegspressequartier bekannt wurde, bemächtigte sich der Bewohner eine freudige Begeisterung. Sie zogen in großen Scharen vor den Kommandositz und ver langten stürmisch die Offiziere zu sehen. Der Kom mandant gab den Inhalt der Siegesbotschaft in einer Ansprache bekannt, die mit Iubelrufcn und der Volkshymne ausgenommen wurde. Der amtlich organisierte Franktireur-Krieg in Delgien. Der Kriegsberichterstatter der „B. Z. am Mittag" schreibt über die Kampfe gegen die Franktireurs: „Der Franktireurkrieg in Belgien ist die Schöpfung einer wohldurchdachten behördlichen Organisation. Ich habe selbst gesehen, wie man den Bürgermeister des von uns zerstörten Clermont einbrachte, wo die Weiber wieBcsticn nachts über schlafende Verwundete hcrfielen und sie in nicht wiederzugebender Weise marterten, bis der Tod sie erlöste. Belgier haben mir erzählt, daß dieser Bürgermeister trotz de» inständigsten Ab ratens de» Ortspfarrers die Bevölkerung zum Uebersall auf die deutschen Soldaten aufge fordert und mit Waffen versehen hat. Es unterliegt keinem Zweifel, dan die Verteilung von Waffen und Muniti»n an dl« Zivilbevölkerung systematisch durch geführt worden ist. Der Mut der Bürger und die Wut gegen Deutschland wurden lllnstlich durch lüg nerisch« Nachrichten aufgestachelt. Die Russen seien schon über Breslau hinaus in Deutschland ein gedrungen und im Anmarsch auf Berlin. Die Eng länder hätten den größten Teil der deutschen Flotte zerstört und landeten an der Ostseekllfte. In Ober- elsaß hätten dis Franzosen unter begeisterter Mit hilfe der Elsässer «inen großen Sieg errungen. Der artige behördlich verbreitete Gerüchte mußten da» leicht erregbare belgische Volk aufreizen. In wenigen Tagen wähnte man mit Hilfe der Franzosen die Deutschen aus Belgien hinauszuwerfen. Um den Ueberfällen zu begegnen, gibt e» nur ein Mittel, nämlich mit unnachsichtlicher Strenge ein zugreifen und Beispiele aufzustellen, die durch ihren Schrecken für das ganze Land eine Warnung bilden. Di« prompte Justiz sonn« auch die der Provinz Lüttich auserlegt« erhöht, Krirgskontribu- tion wirkt«» au»gezrichn«t, und ich glaube, daß, einzelne Fälle ausgenommmen, der F r a n k t i re u r- krieg zu Ende ist. In Namur wurden viele hundert Pakete Ziga retten beschlagnahmt, die zwischen dem Tabak Pulver enthielten, damit sich die Soldaten beim Rauchen die Augen verbrennen sollten. Das belgische Heer hielt sich durchschnittlich überaus tapfer. Panik und Flucht sind durch umere strategische und taktische Führung, die der unserer Gegner überlegen war, be gründet. Unter den fortgeworfenen Ausrüstung», gegenständen sah ich einige Hosen und eriuhr, daß einzelne Soldaten im Tornister Zivilkleidung Mitnahmen, um, wenn es schief ging, sich in Zivilisten verwandeln zu können." Vie ersten gefangenen Englän-er. Aus Aachen wird unterm 26. August gemeldet: Unter den Gefangenen, die heute den Bahnhof passierten, befanden sich bereits belgische Ar tillerie von den Forts in Namur, ferner Turkos, Zuaven und englische Kavallerie. Vie Zurcht vor -er Wahrheit in Englan-. Es ist fast komisch zu lesen, welche unheimliche Angst die leitenden Kreise Englands vor der Ent schleierung der Wahrheit besitzen. Mit Hilfe ihres allbehcrrschenten Reuterbüros haben sie es bisher verstanden, den Bewohnern des Britischen Reiches Lügen auf Lügen über deutsche Niederlagen vor- zusetzen. Hier und da mag aber doch eine deutsche Zeitung mit wahrheitsgetreuen Berichten ins Inselreich eingedrungen sein und — Verwirrung angerichtet haben. Dagegen weiß sich John Bull zu helfen. Der bisher unentwegte Freihändler wird zum rücksichtslosen Schutzzöllner und verbietet einfach die Einfuhr von Zeitungen aus feindlichen Ländern, also besonders aus Deutschland. Aus Rotterdam' geht uns hierüber solgende Meldung zu: Eine königliche Verkündigung verbietet den Angehörigen feindlicher Staaten, die in England weilen, das Halten von Zeitungen in einer Sprache aus ihren Ländern, sowie das Verbreiten solcher Zeitungen überhaupt. In der einen oder anderen Hinsicht darf der Kriegsminister Ausnahmen gestatten, für die er nach Belieben Bedingungen vorschreiben kann. Wir werden uns durch dieses Verbot nicht sonder lich beschwert fühlen. In kürzester Frist wird sich die Verkündigung der Wahrheit auch in England nicht mehr verhindern lassen. Wer weiß, ob nicht am Ende gar bald eines unserer bewährten Zeppelin luftschiffe sich und den Engländern das Ver gnügen macht und täglich eine Spazierfahrt nach London unternimmt. Während des Kreuzens " irr der Stadt könnten dann — wie in Lüttich Bomben — so in London deutsche Zeitungen aus den Gondeln herabgeworfcn werden. Zranz-sifch-montenegrknssche Vasten- brü-erschast! Nun kann'« den Montenegrinern nicht mehr fehlen. Das französische Skutari-Detachement hat seine wertvollen Kräfte dem König Nikita zur Ver fügung gestellt. Wir erhalten folgende Draht- Meldung: Wien, 26 August. Mehrere Blätter melden: das französische Detachement vor Skutari sei gleich den übrigen Detachements abgezogen und habe sich nach Montenegro begeben. — Die „Reichs post" be merkt hierzu: „Wenn die Franzosen dort vielleicht an der Seite der Montenegriner zu kämpfen sich entschließen, wie Deutsche mit unseren Truppen bei Vardiste. so wäre die Entwicklung des deutsch französischen Krieges auf einem originellen neuen Kriegsschauplatz nicht ganz un möglich." Unbegrün-ete Sorge. Berlin, 26. August. (W T. Bj Die Besorgnisse wegen angeblicher Vergiftung oder Ver seuchung von Flüssen, Wasser leitungen und Brunnen, worüber seil Be ginn des Kriegszustandes aus den verschiedensten Teilen des Landes unverbürgte, aber die Oeffent- lichkeit stark beunruhigende Gerüchte in die Presse gelangt sind, haben sich bei näherer Nachforschung durchweg als unbegründet herausgcstellt. So hatte z. B. das Fisch st erben in der Weichsel bei Thorn, das den Verdacht der Vergiftung des Wassers hervorrief, seine Ursache in der Ableitung von Abwässern einer russischen Zell- stoffabrik in die Weichsel, ein Vorgang, der auch in Friedenszeiten häufig eintritt. Ebensowenig haben sich die behaupteten absichtlichen Insektionen von Wasserleitungen mit krankheiterrcgenden Bakterien (z. B. Cholerakeimen) und auch die befürchteten Vergiftungen von Wasser- werksbehäUern mit Zyankali und der gleichen bewahrheitet. Abgesehen davon, daß solche Verseuchungen und Vergiftungen, wenn sie wirklich schädlich wirken sollen, viel schwieriger auszuführen sind, als man im allgemeinen anzu nehmen pflegt, umständliche Vorbereitungen und be sondere Vorlcnntnissc erfordern ist auch durch An ordnungen der Behörden Sorge getragen, daß die Wasserleitungen auf ihre gesundheitliche Beschaffenheit hin ständig beaufsichtigt und ihre Vorratsbehälter dauernd bewacht werden. Wo aber auch nur der Verdacht der Verseuchung einer Wasserleitung austaucht, läßt sich bei dem heutigen Stand« der Kenntnisse jede Gefahr durch eine unverzüglich ausführbar« Be handlung des Wassers mit kleinen, die Genieß barkeit nicht beeinträchtigenden Zusätzen von Chlor kalk beseitigen. Eine Veranlassung, der sich in Friedenszetten gewohnten Verwendung des Leitung», wasser» zu enthalten oder etwa durch Abkochen, Filtration oder dergleichen vor seiner Benutzung etwa» Besondere» zu tun, liegt als» nicht vor. weitere Mel-ungen. * Der Schwager des ermordeten österreichischen Thronfolgerpaares, Graf Leopold von Nostitz, der sich freiwillig zum Kampfe Serbien ge meldet hat, ist bei Liesnica durch einen Arm schutz verletzt worden. * Die „Wiener Neue Freie Presse" veröffentlicht eine von 21inWienlebendenEngländern unterzeichnete Zuschrift, worin diese den öster reichischen Behörden für die zuvorkommend" Haltung danken und ihr lebhaftes Bedauern darüber aus sprechen, datz das Mutterland sich in den Krieg ein gemischt hat. Ihre Symvathien seien auf feiten Oesterreich-Ungarns. Um diesen Symvathien Aus druck zu verleihen, haben sie eine Sammlung eingeleitet, deren Ergebnis von 760 Krönendem österreichischen Roten Kreuz übermittelt wird. ch * Prinz Friedrich von Meininge n, der bei Namur auf drm Schlachtfelds fiel, war der Thronfolger von Sachsen-Meiningen gewesen. Der nunmehrige Thronfolger ist Prinz Georg, der auch im Felde steht. Prinz Georg hat zuletzt in München studiert. * Der pre.utzische I*ustizminister hat die Strafverfolgungs- und Strafvoll streckungsbehörden angewiesen, in Straf sachen gegen Personen, die zu den Fahnen einberufen sind, ganz besonders sorgfältig zu prüfen, ob es nach Lage des einzelnen Falles im Interesse der Rechtspflege unerläßlich ist. daß von der Be fugnis. eine Unterbrechung der Verjährung herbei zuführen, Gebrauch gemacht wird. * Der russische Handelsminister hat durch Ver fügung vom 17. August den deutschen Handelsgesell schaften „Deutscher Lloyd" und „Seeberufsgenoffen schaft" den Betrieb in Rußland untersagt. Zu der von uns wiedergegebenen Nachricht aus der „Gazette de Hollands" vom 21. August, wonach vier niederländische Fischerboote in Grund gebohrt und zwei gekapert sein, sollten, teilt das holländische Generalkonsulat in Hamburg dem „Hamburger Fremdenblatt" mit. daß es sich nicht um holländische, sondern um deutsche Fischerlogger handele, die zum Teil holländische, zum Teil deutsche Besatzung an Bord hatten. Eine Wettfahrt auf Leben un- To-. Ein gefährliches Abenteuer, das eines un serer Kriegsschiffe kürzlich glücklich bestand, wird durch einen Privatbrief, den ein Ham. buraer Großkaufmann an einen Glogauer Herrn geschrieben hat. bekannt Die „Neue Niederschlesyche Zeitung" gibt aus dem Inhalt folgendes wieder: Ein Sohn des Hamburger Kaufmanns, der als In genieur auf diesem Kriegsschiff dient, berichtet in dem Schreiben von einer tollen Wettfahrt, welche das Schiff, das sich auf der Rückfahrt aus den Tropen befand, im Kanal mit sieben eng lischen Torpedobooten und drei gro gen Kreuzern zu bestehen hatte Es hat die durchfahrene Strecke' von 330 Seemeilen, gleich 612 Kilometern, in zwölf Stunden zu rückgelegt. Tas deutsche Kriegsschiff wurde gleich zu Anfang von sieben englischen Torpedobooten ver folgt, und später versuch.en drei englische große Kreu er es in der Mitte des Kanals abzufangen Da es inzwischen acht Uhr abends geworden war, so entschloß sich der Kommandant des deutschen Kriegsschiffes, einfach die Linie seiner Ver folger zu durchbrechen. Die Engländer waren darüber so perplex, daß sie außer einigen Fehlschüssen nichts weiier unternahmen. Und so entschlüpfte das deutsche Schiff glücklich dem Gegner. Zu Beginn der tollen Jagd hatten in den ersten zwei Stunden die englischen Tor pedoboote ungelähr drei Seemeilen an Fahrt ge wonnen, dann fuhren Verfolgte und Ver folger eine Stunde gleich schnell, schließlich aber fielen die Engländer ab. Damit das Schiff die hohe Geschwindigkeit durchhalten konnte,' hat das gesamte Maschinenpersonal 12 Stunden ohne Ablösung ununterbrochen gearbeitet. Die Hitze in den Maschinenräumen stieg ichon nach einer Stunde auf 47 Grad; um die Feue rung intakt zu halten, wurde von 12 Feuerungs löchern ununterbrochen der Reihe nach bei zweien die Feuerung herausgerissen und abgelchchl. Koks und Kohlen wurden dann nach oben befördert und über Bord geworfen: so wurde ein Verschlacken der Feuerroste verhindert. Schließlich kam das deutsche Kriegsschiff — wie der Seemann sagt: „mit zwei Sack Kohlen" glücklich im Hafen an, empfangen von dem brausenden Hurra der Flotte. die Kriegserklärung aufoffener See. Im „Corriere della Sera" schreibt Luigi Bar- zini, der bisher als Kriegsberichterstatter in Mexiko weilte: Die Erklärung des bevorstehenden Krieges flog in der nämlichen Stunde über Länder und Meere. Die Raum und Zeit überwindenden Funken stationen gaben die schreckliche Nachricht eine der andern über die Weltmeere weiter. In Europa be gann'--, es antwortete Glace Bay und New Port, auf der südlichen Halbkugel gaben Buenos Aires und Capetown die Kunde weiter, Aden, Hongkong und Iokohama übermittelten die fünf verhängnis vollen Worte den Antipoden: Deutschland erklärt Rußland den Krieg! In 20 Minuten machte der Alarm ruf die Runde um den gan zen Erdkreis, auf wunderbare Weise, wie von geheimnisvollen Schildwachen von Kontinent zu Kontinent hinübergerufen. In der unendlichen Einsamkeit der Ozeane vernahmen ihn Hunderte und Hunderte von Dampfern, und alle ergriff darob blasse Furcht. Keine Sturmnachricht hat jemals so viele Schiffe in die Frucht gejagt. Es war Nacht auf dem Atlantischen Ozean. Der „Alfonso XII.", aus dem wir uns eingeschifft hatten, kam von Mexiko und nahm ruhig seinen Kurs nach Santander. Eine liebliche Mondnacht lag über den stillen Wassern, so daß man sich erst spät in die brütende Hitze der Kabinen zurückzog. Leise Gitarrenklänge und klagende Heimwehsänge tönten vom Bug des Schiffes; heimkehrcnd« spanische Auswanderer sangen das Lied ihres Vaterlandes. Wir schritten über die Brücke und sahen den Funken telegraphisten — wir nannten ihn nur den Mar roni — hinter seinem hcllcrleuchteten kleinen Fen- stcrchrn sitzen. Auf dem Kopf die Telephonhaube, war er ganz vertieft im Horchen auf das leise und doch so beredte Summen seines Apparates. Eben kam wohl unsere „Zeitung" an, jene Reihe von kurzen Notizen, die da» Festland allnächtlich den Meerfahrern sendet, um sie zu unterhalten. Lang, fam schrieb der Mann am Apparat »och dm« ge-
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