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Morgen-Ausgabe Mrrtsblockt desRates und des poUseinrntes NeSaktioa und S»schSft»st»U»: Johanni»,ost» «r.». * Z«r»spr»ch.ftnfchluft Nr.»»«. ,«»»3 ua» >«»44. Donnerstag, üen 27. Suguv Nr. 434 t9l4 Wahrhaftig, wenn wir überschauen, was in den beiden letzten Wochen geleistet worden ist, so wäre es unvernünftig, einen noch rascheren Fortgang zu wünschen. Alle Berichte aus den verschiedenen Feldlagern stimmen darin überein: Unsere Soldaten haben im Marsch wie im Kamps das menschenmögliche geleistet. Es ist Schlag auf Schlag gegangen, und Sieg solgte auf Sieg. Die Hauptsache aber: Unser Kriegsplan hat sich dank der Umsicht des Gencralstabcs bewährt; die Rechnung hat gestimmt; der Kriegsplan unserer Gegner aber war — ein schöner Gedanke! Festung Longwy genommen! Die Franzosen -ei Verdun geschlagen! Alle Forts von Namur besetzt! Bei Namur sind sämtliche Forts gefallen. — Ebenso ist Longwy nach tapferer Gegenwehr genommen. — Gegen den linken Flügel der Armee des deutschen Kronprinzen gingen ans Verdun und östlich starke Kräste vor, die zurükk- gesch lagen sind. — Das Oberelsatz ist bis auf unbedeutende Abteilungen westlich von Colmar von den Franzosen geräumt. Hr Wie hieß es doch in der letzten amtlichen Mitteilung des französischen Kriegsministeriums: Es ist bedauerlich, daß unser Angrifssplan seinen Zweck nicht erreicht hat! — Wir fühlten das nach. Wenn vielleicht noch ein Zweifel über dieses Versagen des Angriffsplanes in Paris bestand, so wird er heute vollends beseitigt sein. Schon unterm 23. August war uns das siegreiche Vor rücken der Armee des Kronprinzen nördlich und südlich von Longwy gemeldet worden. Nun kommt die hocherfreuliche weitere Meldung von der Eroberung dieser Festung! Also wieder ein starkes Bollwerk genommen; wieder ein Schritt vorwärts dem Ziele zu; wieder ein Sieg, dem sofort ein zweiter angereiht wurde: bei Verdun? Die Festung Longwy, am Chiers der luxem burgischen Grenze vorgelagert, gehört mit per etwas weiter westlich liegenden Festung Mont- msdy zu der'Kette der Grenzbefestigungen, die sich nordwärts bis Maubcuge und südwärts, unterbrochen durch die bekannten Lücken, über Verdun—Tou! nach Belfort hinziehen. Longwy ist erst „nach tapferer Gegenwehr" überwältigt worden. Diese wird sich, abgesehen von der starken Umwallung, hauptsächlich auf die zwei vorgeschobenen Werke Bel-Arbre und Vieux- Chäteau gestützt haben. 1870 machte Longwy unseren Truppen schwer zu schaffen; es wurde beschossen, und erst im Januar 187l erfolgte die Uebergabe. Es ist die Ueberl"geuheit unserer Artillerie, der wir in erster Linie den neuen Erfolg mit zu danken haben. Bemerkenswert scheint uns, daß, im Gegen satz zu vielen Erfahrungen im letzten Kriege, diesmal die französische Heeresleitung auf ein Zusammenwirken ihrer Kräfte bedacht ist. Tas zeigt der Angriff auf den linken Flügel des Kronprinzen von dem südlich liegenden Ver dun aus. Um so erfreulicher die aufs neue bewiesene Ueberlegenheit unserer Truppen, die, während die Festung bewältigt wurde, zugleich oder unmittelbar nachher fähig waren, den mit starken Kräften von Süden vorrückenden Feind zurückzuwerfen. Das ist eine bewundernswerte Leistung, die für die Kriegslage um so bedeut samer ist, als der Armee des Kronprinzen da durch die Fühlung mit der siegreich aus Lothrin gen vorgerückten großen Front erhalten blieb. Da der Fall von Namur durch die neuen Meldungen bestätigt wird, die letzten Forts sind gefallen, so ist die Sachlage für die Franzosen nunmehr die, daß der linke Flügel des fran- zösischen Aufmarsches, trotz der Hilfe der Eng länder, in Gefahr ist, südwärts abgedrängt zu werden und in der Mitte nur noch eine Rettung möglich ist. wenn es gelingt, etwa bei Epiual einen Entscheidungskampf aufzunehmen. Bliebe noch die Frage, wie es um den äußersten rechten französischen Flügel bei Belfort steht, worüber sich im Augenblick nichts Bestimmtes sagen läßt. Neue Siege Ser Deutschen in Selgiea. * Aus Haag wird der „Vossischen Zeitung" ge schrieben: Zn Antwerpen macht sich bereits heftige Unzufriedenheit mit dem Verhalten der Regierung bemerkbar, die durch doppelsinnige Bekanntmachungen das Publikum so lange in völliger Ungewißheit ließ. Mittwoch mittag trafen in jämmerlichem Zustand die ersten flüchtigen Trup pen vom Schlachtfelde ein. Die Schlacht bei Han nut und Löwen dauerte drei Tage. Sol daten berichteten uns auf unsere Frage, unser Vor marsch wurde dreimal abgeschlagen, wir kämpften wie Löwen — aber wir konnten gegen die Uebermacht nicht an. Für jeden gefallenen Feind standen zehn neue auf. Und doch hätten wir aus gehalten, wenn unsere Leute nicht von dem grauen hasten Feuer der deutschen Maschinengewehre buch stäblich niedergemäht worden wären. Diese entsetz lichen Mordwerkzeugc speien den Tod aus und mähen mit rasender Geschwindigkeit in ihrem Um kreise alles nieder. Da gibt es keinen Widerstand. Ferner beklagten sich die Leute über Len Mangel an Offizieren. Die Verzweiflung ist um so größer, als die Truppen sich von den Eng ländern und Franzosen betrogen glauben. Seit 1t Tagen, sagten sie, wurde uns Hilfe versprochen, und wenn es darauf ankam, standen wir allein und muhten uns totschiehen lassen. Mit allem Eifer werden die Befestigungen Antwerpens verstärkt. In zwischen rücken die deutschen Truppen vor. Sie haben alle Verbindungen mit Antwerpen durch geschnitten. Man glaubt, daß die ersten Vorstoß- geseihte unmittelbar bevorstehen. Deutsche Aero plane überfliegen die Forts; sie wurden beschossen, doch, soweit man erkennen konnte, ohne Erfolg. Bei der Schlacht von Löwen sind, wie es scheint, die Franzosen und Engländer zu spät gekommen, doch müssen auch sie am Streit teilgenommen haben, denn unter den Tausenden von Verwundeten, die nach Antwerpen gebracht wurden, befinden sich auch Engländer und Franzosen. "L'L I Zum Siege Ser D-sterreicher bei llrasntk. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Mit dem Siege von Krasnik ist die erste große Schlacht gegen die Russen ge schlagen. Die Entscheidung brachte einen vollen Erfolg. Der Gegner wurde nicht nur zum Rück zug gezwungen, sondern mußte fluchtartig nach Lublin zurückgehen. Mit Gefühlen hochge». spannten Stolzes vernehmen wir Reichs deutschen die Kunde von dem siegreichen Dor- ' dringen unserer Bundesgenossen. Ma in langen Fri.densjahren vorbereitet wurde, be steht jetzt glänzend die ernste Prüfung und bekräf tigt die im Deutschen Reiche und in Oesterreich-Un garn immer gehegte Ueberzeugung, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn, Schulter an Schulter kämpfend, jeder Uebermacht gewachsen sind, die sich gegen sie erheben könnte." »ezugspr-lse: L't.tL m»»atlich 1.U M., vierteljährlich 3.7» M. Sei Ser OejchüftosteU«, unseru ZUialeo undNu»gab«st»U»n abgehottr monatlich 1M., vterleUSHrlich 3 M. V»rch Si« poft: ianerhald veutschlaaü» und S«r »rutschen ftoloaiea »»uatUch 1^» M., vierteljährlich «.50 M., au»schU»stitch postdesteUgelS. va» leipziger Tageblatt erscheint werktags rmat, Sonn« u. Zeiering» «mal. Sn Leipzig, Sen Nachbarorte» und ben Orten mit eigenen Ziltaien wir st« MbeuSauogab« «och am fibead Seo Erscheinen» in» hau» geliefert. Vertiuer NeSaktton: 3n Sen Zelten >7, Zernsprech-ftnschlujj: Ka»caNr.»47. Nun ist der Anblick der o st p r c n ß i s ch c n i Flüchtlinge ja gewiß geeignet, einem das l Herz beben zu machen. Wir haben in der Mitte von Deutschland bisher vom Kriege nicht viel > gesehen. Acht Tage lang den Auszug unserer I Truppen, die Eichenlaub um den grau grün um sponnenen Helnr, die Gewehrläufe voll Blumen, wohl genährt und mit blitzenden Augen in die sen blutigen Krieg ausrückten, wie ändere zum Schützenfest. Dann trabten in den letzten Tagen ein paar russische Gefangentransporte durch unsere Straßen und dann stieß man am Sonntag und Montag Unter den Linden auf ein paar Leichtverwundete, die den Arm in der Binde sich unter den Schwarm der Spaziergänger mischten. Erst jetzt empfanden wir, soweit wir nicht als Aerzte oder Helferinnen in den .Hospi tälern weilten, den ganzen Jammer des Krie ges. Vielfältig wiederholte sich vor dem Rcichs- tagshaus, wo die Beratungsstelle für die Flüchtlinge untergebracht ist, dasselbe schmerz liche Schauspiel. Ein Auto mit 3—4 Erwachsenen und einem Häuf flachshaariger oder braun lockiger Jugend. Droben auf dem Gcpäcksims als einzige Habe, die man aus dem Zusammen bruch rettete, ein Bündel Wäsche und Bettzeug. Alles andere verbrannt oder zerstört, das Heim, die reiche Ernte, die man schon sicher geborgen glaubte; zertreten die Scholle und das Vieh getötet oder fortgeführt. Und dennoch: wer an die Aermsten herantrat und mit ihnen sprach, fand Unglückliche, aber er fand keine Verzwei felten. Das Vertrauen war diesen schlichten Leu ten, die in der breiten Mundart des preußischen Ostens von ihren Leiden erzählten, nicht er schüttert: das Vertrauen auf unsere Truppen und deren Führung, die zu gegebener Frist sie schon wieder zurückleiten würden in die befreite, so Gott will, ganz anders gesicherte Heimat. Die gleiche Zuversicht atmen Briefe, die uns noch in den letzten Tagen aus Ostpreußen zngingen, Vielleicht hatte man hier und da sich die Sache anders gedacht; hatte gehofft und also auch ge glaubt, daß die große Feldschlacht, die unseren Grenzprovinzen Ruhe geben soll, in Feindes land geschlagen werden würde. Nun, da das doch nicht ausführbar ward, schickten sie sich mit jener selbstverständlichen Tapferkeit, die un fern Grenzern eigen ist, m das Unvermeidliche. Uns scheint: wir sollten diese Unbcirrbarkcit uns zum Muster nehmen. Vergessen wir doch nicht, daß es uns im Osten bislang über Erwarten gut gegangen ist. Was ist von der russischen Ruhmredigkeit geblieben, die uns j mit der dreisten Drohung zu schrecken suchte: schon am ersten Tage nach der Kriegserklärung würde ganz Ost- und Westprcußcn von den flin ken russischen Reitern überschwemmt sein! Und I übersehen wir nicht: daß (was keinem, der sich I dafür interessierte, ein Geheimnis war) unsere I Kriegsleitung immer darauf gefaßt war, für 1 den Fall eines Zweifrontenkrieges zunächst die I französische Rechnung zu begleichen und erst dann mit liebevoller Gründlichkeit sich der Russen anzunehmen, die man getrost bis an unsere Weichselstellung marschieren lassen wollte. Wirklich, der Kleinmut ist nicht am Platz; I auch in so großer Zeit kleinliche Krittelsucht nicht. Unser Generalstab hat sich bisher des größten Vertrauens würdig gezeigt. Er hat es um uns I verdient, daß wir auch fernerhin ihm vertrauen. I Vertuscht — des können wir gewiß sein — wird nichts und auch nichts länger verheimlicht, als es im Interesse unserer militärischen Opera tionen dringend geboten ist. . . ? kein vertagen. o Berlin, 26. August. Für uns selber nicht unerwartet, aber i dennoch überasclzend in solcher Fülle, sind un sere Waffen bisher erfolgreich gewesen. Wir haben nicht, wie unsere Väter und Großväter vor 44 Jahren drei bange Wochen durchharrcn müssen, ehe die ersten großen Schläge uns in Zuversicht aufjauchzen ließen. Diesmal hat der Feldzug gleich — noch während der Mobil machung — mit schönen Erfolgen eingesetzt, die, wenn sie auch noch nichts für den endlichen Aus gang bewiesen, immerhin in uns die Gewißheit stärkten, daß unser Heer und seine Leitung auch den höchsten Ansprüchen gewachsen sein würden. Dann kamen nach ein paar Tagen des Wartens und der Spannung die Siegesposten von Lothringen, denen von unseren Militärs bereits entscheidende Bedeutung beigemesscn wird und nun, hätte man annehmcn sollen, wäre für die Zurückgebliebenen aller Anlaß gewesen, zwar nicht hochmütig sich zu übernehmen, aber mit Stolz, mit Rührung und Dankbarkeit unserer braven Truppen zu gedenken, deren heldischer Sinn uns in Entbehrung und Lebensnot das neue, vielleicht größere, sicher glücklichere Deutsch land bereitet. Wir haben ja auch zwischen Freitag und Sonntag reichlich gejubelt — stellenweise viel leicht schon zu stürmisch —, aber da gestern die Ankündigung des Generalquartiermeistcrs kam, daß wir, um unnütze Verluste zu vermeiden, den äußersten Zipfel Ostpreußens zunächst ein mal Preisgüben, um hinterher ihn mit um so größerer Wucht zu halten, setzte sich alsbald da und dort der Kleinmut wieder an unseren Tisch. Aufgeregte Gerüchte durchschwirrten die Stadt; inan sah bis an die Weichsel bereits das Land von Russen überflutet und selbst in politischen Geschäften sonst erfahrene Leute fragten besorgt, wo denn nun die Oestereichcr blieben, um derent willen wir diesen Krieg doch mit begonnen hät ten? Wir möchten, da er am häufigsten wieder kehrt und in gewissem Sinne ja auch der ernst hafteste ist, diesen Vorwurf zuerst toiderlegen: er ist unbegründet. An unseren maßgebenden politischen und militärischen Stellen ist man mit dem Verfahren unserer Verbündeten durchaus einverstanden. Man verweist auf die Schwierig keiten des Anmarsches, den die österreichisch-un garische Armee an der wcitgestrcckten Ostgrenze des Habsburger Reiches zu überwinden hatte und versichert: bisher entwickelten sich die Ope rationen durchaus in der Abfolge, die gemein sam von den zuständigen Stellen hüben und drüben vereinbart wäre. Und über ein Kleines würde man wohl weiteres und mehr hören. Und da kam der große Sieg von Krasnik! ISS. Jahrgang »SN auolvort» 3» Pf., Nettomen 1.20 m., Klein« ftnzetgen »tepetttzeile nur SO pf.b.wtröerhoi.Nab., Inserat« oon SrhSrSra in» amtlichenTeil Siepetit- s«il« 30 Pf. O«fch<ift»an,eig«n mit plahvorschrtft «m Preis» »rhSht. Rabatt nach Tarif. Seilagen: Oesomtaufl. r M. da» Tauf«nd au.schl. Postgebühr, finzeigen-ftnuabm«: lohannisgaste», bet sämtlichen Ziltaien de» Leipziger Tageblatt«» und allen flnnoncen-ExpedMonen de» Sn- und ftuolauSe». OeschSftostell« für Vertin u. Sie pr. VranSeobura: virettion Walter Ziiegel, VerlinS-1«. Vre Siner Strafte 07. ZernspreO-ftnlchluft: Morihplah lS3it.