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Sächsische Volkszeitung : 27.11.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193611275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19361127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19361127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-11
- Tag 1936-11-27
-
Monat
1936-11
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.11.1936
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I^Iotirsn kine iNilliaräe ireleksmark gibt die deutsche Wirtschaft in jedem Jahre nach Angaben von Professor Dr. Hunke sllr Werbungszwecke aus. Auch in den Jahren 1929 und 1924 haben sich die gesamten Re- klamekosten bereits in der gleichen Höhe bewegt. Die Größe dieses Betrages wird erst dann klar ersichtlich, wenn man sie in Beziehung setzt zu irgendwelchen anderen bekannte ren Grützen. So entspricht ver jährlich für Reklamezwecke ausgegebene Betrag etrva dem Wert der gesamten deutschen Automobilproduktion oder zwei Prozent des deutschen Volkseinkommens. Angesichts dieser groben Bedeutung der Wirtschaftswerbung ist es verständlich, daß zur Unterbin dung von Mißständen und zur Säuberung des Berufsstan des das gesamte öffentliche und private Werbungswesen in Deutschland der Aufsicht des Reiches unterstellt worden rst. Das geschah am 12. September 1933 durch das „Gesetz über Wirtschaftswerbung" und die Errichtung des Werberates der deutschen Wirtschaft. Damals wurden zahlreiche Stimmen laut, die sich gegen eine Unifor mier u n g der Werbung wenden zu müssen glaubten. Die verflossenen drei Jahre haben jedoch in der Wandlung der Wirtschaftswerbung erkennen lassen, wie notwendig dieses Gesetz gewesen ist. Dabei besitzt der Werberat nicht ein mal die Möglichkeit, die Durchführung seiner Anweisungen mit Hilfe von Strafen zu erzwingen. Seine Tätigkeit trägt lediglich ordnenden Charakter. Die vergangenen drei Jahre haben jedoch gezeigt, datz dieser Ausbau zur Errei chung der erstrebten Ziele im wesentlichen genügt. Das erste Arbeitsgebiet, dem sich der Werberat bald nach seiner Errichtung zuwandte, war das Pressewesen. Die Zei tungen und Zeitschriften geben seit dieser Zeit genaue Auf lagenziffern an, nach denen sich die Werbungtreibenden richten können. Auch die Einhaltung bestimmter und an gemessener Preise ist heute gewährleistet. Da gleichzeitig auch die Nabattsätze seststehen — ein Gebiet, auf dem in früheren Jahren besonders auch von Eroßinserenten schwer gesündigt worden ist — kann sich der Werbungtreibende heute aus Preisen, Rabattsätzen und Auflageziffern ein un gefähres Bild von dem Verhältnis machen, in dem Auf wand und Erfolg seiner Werbung voraussichtlich zueinan der stehen werden. Trotzdem läßt sich natürlich gerade bei einer Zeitungswerbung der Erfolg nicht allein aus diesen Zahlen ablesen, da ja neben der Auflagenhöhe auch die Zusammensetzung des Leserkreises von gro ßer Bedeutung ist. Für bestimmte Objekte kann die Wer bung in einer Zeitung mit einer zwar zahlenmäßig klei nen, aber finanziell bessergestellten Leserschaft unter Um ständen wirkungsvoller sein als in einer Zeitung mit mehr Lesern, die sich jedoch für den betreffenden Artikel weniger oder gar nicht interessieren. Neben dem Pressewesen hat sich der Werberat besonders für eine Bereinigung der zahl reichen Messeveranstaltungen eingesetzt. Es gibt überhaupt kein Gebiet der Werbung, das nicht der ord nenden Tätigkeit des Werberates unterworfen worden ist. Ueber die Höhe der für die verschiedenen Werbungsarten ausgegebenen Beträge orientiert einigermaßen eine Ueber- kicht, die ebenfalls von Professor Hunke errechnet worden fst. Danach wird der größte Betrag, etwa 309—350 Mil lionen RM., für Schaufensterwerbung ausgegeben. 276 Millionen NM. entfallen auf Anzeigenwerbung in Zeitun gen, Zeitschriften, Kalendern und Adreßbüchern, 250 Mil lionen NM. auf Werbung durch Drucksachen, Postwurf sendungen nsw., etlva je 50 Mill. NM. auf Messen und Aus stellungen sowie für Händlerhilfen, 26 für Filmwerbung, etwa je 15 für Verkehrsrekkame, Bogenanschlag und Dauer anschlag, und schließlich 50 für Gehälter und Honorare an vetriebswerber, Eebrauchsgraphiker und Propagandisten. Seit etwa eineinhalb Jahren werden die Werbeumsätze regelmäßig veröffentlicht. Aus ihnen geht hervor, daß einer Zunahme von 4,5 Prozent in der Zeit vom Mai bis September 1935 eine erneute Steigerung von fast 10 Pro zent in der gleichen Zeit dieses Jahres gefolgt ist. Das ist ein deutlicher Beweis dafür, daß sich die Tätigkeit des Werberates keineswegs in hemmender Weise ansgewirkt hat. Lkinas Erneuerung sollte mit der Annahme des neuen Bersassungsentwurfes auf dem Nationalkongreß in die entscheidende Periode tre ten, in der nach dem Willen Sun Pat-sens Partei und Volk unter der verfassungsmäßig festgelegten Dolksregiernng ihre Bewährungsprobe z» bestehen haben. Dieser National kongreß war auf den 12. November festgesetzt wor den. 1200 im ganzen Lande gewählte Delegierte sollten an diesem Tage in der neuen Nankinger Kon greßhalle das innenpolitische Aufbauwerk Chiang Kaisheks Mit der AnnahmedesVerfassungsent wurfes krönen und zugleich zur Präsidentonfrage Stellung nehmen. Daß das Amt des Präsidenten dem Marschall Chiang Kaishek, dessen jetziger Titel Präsident des Vollzugsamtes und Vorsitzender des Ausschusses für militä rische Angelegenheiten lautet, angetragen werden würde, stand außer allem Zweifel. Man erwartete allgemein, daß die für den 12. November angesetzte Kongreßtagung beson ders nach der glücklichen Beilegung des gefährlichen Kon fliktes mit den Generälen der Südwest-Provinzen zu einer machtvollen Demonstration des geeinten nationalen Chinas werden würde. Kurz vor dem angesetzten Termin jedoch wurde der Nationalkongreß mit der Begründung, daß in einer Reihe von Provinzen die Delegiertenwahlen nicht rechtzeitig hätten durchgeführt werden können, auf un bestimmte Zeit vertagt. Daß dieser Hinweis auf wahltechnische Schwierigkeiten nur eine Kulisse für schwer wiegende politische Gründe ist, die den wirklichen Anlaß zur Vertagung gaben, liegt auf der Hand. Es ist wohl vor allem die unsichere und bis aufs äußerste gespannte Lage in Nordchina, die die Abhaltung des National kongresses in diesen Wochen als wenig wünschenswert er- cheinen ließ. Die schweren Unruhen in Suiyuan und n den benachbarten Nordprovinzen, besonders aber die Kriegsgefahr an der Grenze von Tschachar, ließen die Be- ürchtung auftauchen, daß der Nationalkongreß von poli- ischen Hitzköpfen zu antijapanischen Demonstrationen be- nutzt werden könnte, die bet den gespannten Beziehungen zwischen Nanking und Tokio zu unabsehbaren Folgen führen könnten. Weiterhin mag eg aber auch die Präsi denten frage gewesen sein, der Chiana Kaishek vor läufig noch aus dem Wege gehen wollte da dieses Pro blem in den letzten Jahren von alten Widersachern gegen den Marschall in oft wenig taktvoller Weise ausgenukt worden ist. Es ist noch nicht abzusehen, wann die politische Lage im Norden sich wieder klären wird und ob im An schluß daran auf dem Nationalkongreß der Negierung der neuen Verfassung Gesetzeskraft »etliche» werden kann. Ein neuer Beitrag zum Frieden der Weit RetchSmlnlfler Vr. Goebbels über das deutsch-japanische Abkommen Berlin, r«. Nov. Reichsminister Dr. Goebbels wandte sich am Mittwoch um IS Uhr über all« deutschen Sender an das gesamt« deutsch« Volk und darüber hinaus an die Welt, um den neuen Beitrag des Führers zum Frieden der Welt, das zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und der Kaiserlich japanischen Regierung abgeschlossene „Abkommen gegen die Kommunisti sche Internationale" der Oessentllchkeit bekannt zu ge. den. Der Reichsministcr verlas zunächst den Wortlaut des Abkommens und fügte dann im Namen des Führers und der Deutschen R e I ch s regle r u n g noch folgende Erklärung hinzu: Mit diesem Abkommen, das zwischen der Negierung des Deutschen Neick-es und der Kaiserlich Japanischen Regierung abgeschlossen wurde, wird nun endlich Klarheit in den trüben Dunst hineingebracht, den die Kommunistische Internationale über Europa und die ganze Welt zu lagern versucht hat. Zwei Großmächte haben sich damit zusammengeschlossen zu einer star ken und festen Erklärung, vor den Drohungen der roten Anar chie weder weichen nach knvitulieren zu wollen. In diesem Ab kommen wird mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, daß es sich dnbel um ein defensives Borgehen handeln soll. Denn nicht die beiden Hohen Bertraaschtießenden Mächte haben die Kommunistische Internationale herausgcfor- dert, sondern die Kommunistische Internationale hat durch eine ununterbrochene Folge von Provokatiansakten. revolutionären Aufstandsversuclxn, anarchistischen Umsturzbewcgungen und ge wissenlosen volkszerstörenden Zerschungstendcnzen die ganze Welt aus das tiefste zu beunruhigen und In schwerste, kaum noch übersehbare Wirren zu stürzen versucht. Wenn sich die Regierung des Deutschen Reiches und die Kaiserlich Iapanisck-e Regierung gegen diese Versuche mit den ihnen geeignet erschei nenden Mitteln zur Wehr setzt, so ist das nicht nur ihr gutes Recht, sondern ihre staatspolitische und moralische Pflicht. Denn die umstürzlerisckM Tendenzen der Kominunisttfchen In ternationale bedrohen aus das ernsteste die gesamte Kultur welt und treiben mit den heiligsten Gütern der Bölker ein sreoelhastcs Spiel. Ausdrücklich wird deshalb in dem heute abgeschlossenen Ab kommen betont, daß es zur Wahrung des inneren Friedens, des sozialen Wohllebens, aber auch des Weltfriedens dienen soll. Wenn in Artikel 2 die Hohen Bertagschließenden Staaten dritte Staaten, deren innerer Friede durch die Zcrlctzungs- arbeit der Kommunistischen Internationale bedroht wird, ge meinsam einladen, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen oder an diesem Abkommen teilzunehmen, so wird damit in aller Deut lichkeit zum Ausdruck gebracht, daß dieses Abkommen Och gegen niemanden richtet, sondern nur den einen Sinn und Zweck hat, den Umsturzversuchen der Moskauer Internationale ein klares und unmißverständliches Halt entgegcnzusctzcn. Die nationalsozialistische Bewegung hat vom ersten Tage Ihres Bestellens an den Kampf gegen den Kommunismus in aller Konsequenz durchgesochten. Sie ha! dein Mordtreiben der Kommunistisck)en Internationale über 400 Tote und Zehntau sende von Verletzten geopfert. Sie kennt den Bolschewismus, und der Bolsck-ewismus kennt hoffentlich auch sie Seit der Machtübernahme durch den Führer hat das natio nalsozialistische Deutsche Reich in breitester Front diesen Kamps der nationalsozialistischen Bewegung zu seiner Sackie gemacht. Beide, Bewegung und Reich, haben die akute Gefahr, in die «Fortsetzung auf Seite O.s Den Ehemann im Backofen verbrannt Zwei Todesurteile im Mordprozeß Bißbort-Riechmann. Zweibrücken, 26. Nov. Das Zweibrücker Schwurgericht verurteilte am Dienstag nach zweitägiger Verhandlung den 46 Jahre alten Christian Ricchmann und die 30jährige Ehefrau Anna Btßbort geb. Beith, beide aus Contwig in der Wcstpfalz, wegen Mordes zum Tode und zum Verlust der Ehrenrechte auf Lebenszeit. Damit hat ein schweres Verbrechen seine Sühne gefunden, das Im Herbst 1935 In der ganzen Rhelnpsalz größtes Aufsehen erregte. Der Metzger Adam VIßbort, Ehemann der Angeklagten und Schwager Riechmanns, war damals unter rätselhaften Um ständen spurlos verschwunden. Voruntersuchung und Gerichts verhandlung haben einwandfrei ergeben, daß die beiden Ange klagten und die Ehefrau Riechmanns, die Inzwischen Selbstmord begangen hat. den Ehemann Bißbort am Mond des 17. Oktober 1935 gemeinschaftlich ermordet und die Leiche im Backofen ver brannt haben. Der Prozeß ergab weiter, daß der Hauptbeweg grund zu dem scheußlichen Verbrechen jahrelange ehebrecherische Beziehungen der beiden Verurteilten war. Obwohl die Mörder, die 30 Jahre alte Ehefrau des Er mordeten, Anna Bißbort. ihr 46 Jahre alter Schwager Christian Riechmann und dessen Ehefrau Lina Riechman», nach dem Ver- schwinden des Metzgers Bißbort die Nachricht verbreiteten, daß dieser auf der Arbeitssuche sei — und später, daß er sich In die Fremdenlegion habe anwerben lassen —, wollte in Contwig und hauptsächlich In WIndsbcrg, dem Heimatsort des Ermordeten, das Gerücht nicht verstummen, daß ein Mord verübt morden sei. Man wußte in Windsberg und Contwig von dem zerrüt teten Familienleben der Eheleute Bißbort, auch davon, daß die Ehefrau Bißbort mit ihrem Schwager Niechmann ein enges Ver hältnis unterhielt, von dem die Ehefrau des Riechmann nicht« wußte. Nachdem Bißbort nach sechs Wachen noch kein Lebens zeichen insbesondere an seine Eltern richtete, denen er immer sein Leid geklagt hatte, erstattete sein Bruder Anzeige. Auf die richtige Spur des Verbrechens kam man schließlich durch die Aussagen des Kindes der Bißbort. wonach die Mutter Im Backofen kein Brot mehr backen würde. Eine fachmännische Untersuchung lüstete nun auch bald das Dunkel dieser Tat. Hinzu kam das Geständnis der Frau Lina Niechmann auf dem Totenbett. Sie starb Anfang dieses Jahres, nachdem sie im Un tersuchungsgefängnis einen Selbstmordversuch unternommen hatte, an Lungenentzündung. Riechmann soll schon früher Frau Bißborl veranlaßt haben, ihren Mann zu beseitigen. Man einigte sich dann darauf, den gefaßten Plan in der Nacht zum 18. Oktober 1935 durckzuführen. Bißbort hatte sich mit Frau und Kind ahnungslos schlafen ge legt. Zur bestimmten Zeit erwartete Frau Bißbort ihre Hel fershelfer, die im gleichen Hause wohnten und die sich bereit» an die Türe des Schlafzimmers, die nur angelchnt war. ge schlichen hatten. Auf ein Zeichen der Ehefrau Bißborl kamen Riechmann mit einem Messer und seine Ehefrau In das Zimmer. Frau Bißbort hatte auf das Bett eine Taschenlampe gelegt, deren Schein Ihren Mann beleuchtete. Niechmann schnitt nun dem wehrlosen Bißbort die Halsschlagader und die Kehle durch, während Frau Riechmann die Beine des Ermordeten festhielt. Bißbort war sofort tot. Die Leiche wurde tags darauf im Back ofen verbrannt Sine Heirat mit politischem Beigeschmack Franklin Roosevelt jr. will eine Dupont ehelichen. Newyork, 26. Nov. Die Verlobung des dritten Sohnes des Präsidenten, Franklin D. Roosevelt jr., mit der Tochter des be kannten Industriellen Eugene du Pont de Nemours Ist Tages gespräch In Amerika. Nicht so sehr, weil der Sohn des Prä sidenten eine der reichsten Töchter des Landes heiratet — Geld kommt meistens zu Geld — sondern weil hier durch das Band der Ehe zwei Familien vereinigt werden, die sich politisch gehaßt haben. Eugene du Pont kontrolliert den größten amerikanischen Chemikalicn-Trust, ein Unternehmen oon der Art unserer I. G. Farben, das sich außerdem auch noch mit der Herstellung von Munition befaßt. In den Augen der Demokraten verkörpert er alle Untugenden dos reaktionären Republikaners: er war einer der Gründer der Liberty League, die Präsident Roasevclts neuen Kurs seit Jahren als „»„amerikanisch" und „kommunistisch" bitter bekämpft hat. Der junge Roosevelt stu diert noch auf der Havard Universität. Die Heirat soll nächsten Sommer stattfinden. In diesem Zusammenhang verdient auch der Umstand Erwähnung, daß ein zweiter Sohn des Präsidenten In den Diensten seines erbittertsten Feindes, des Zcitungsmag- naten William Randalph Hearst steht. Elliot Roosevelt ist An zeigenchef aller Hearst-Zeitungen für den ganze» Südwcsten der Vereinigten Staaten. So ergibt sich die paradoxe Lage, daß der Präsident Im vergangenen Wahlkampf gegen die Kllque der „Ausbeuter, Geizhälse und Halsabschneider", wetterte, deren Spitzenocrtreter der Arbeitgeber seines Sohnes und der Vater seiner zukünftigen Schwiegertochter sind. Ser Vadeimfall !n Wannfee vor Gericht Berlin, 26. Nov. Nicht nur der Fußgänger auf der Straße ist verpflichtet, die Augen offen zu halten, sondern auch der Schwimmer Im Wasser. Diese interessante und grundsätzliche Schlußfolgerung ist aus einem Urteil zu ziehen, das das Berliner Schöf fengericht setzt gefällt hat. Der Verhandlung lag ein noch verhältnismäßig glimpflich abgelaufener Zwischenfall zugrunde, der sich am 28. Juni d. I. im Strandbad Wannsee ereignet hat. Dort pendelt am Rande der Absperrung zum See ständig ein Motorboot dos Rettungs- dienstos hin und her. Seine Insassen lösen sich planmäßig mit dem Wachposten aus dem Beobachtungsturm ab. Bei der Ab lösung fährt das Boot zum Turm hin und damit In das für die Schwimmer abgesteckte Bojenfeld hinein. Am 28. Juni ge riet nun durch einen unglücklichen Zufall ein kraulender Schwimmer In die Fahrbahn des Bootes. Der Bootsführer gab laute Sirenensignalc und schaltete, um einen Zusammenstoß zu vermelden, den Rückwärtsgang ein. Der Schwimmer bemerkte jedoch die ihm drohende Gefahr nicht, zog weiter seine Bahn und schlug sich schließlich am Boot den Kopf blutig. Eine acht tägige Aroeltsunfähigkett wär die Folge. Der Bootsführer wurde der fahrlässigen Körperverletzung angeklagt, vom Schöffengericht jetzt aber sreigesprochen. Das Gericht gelangte zu der Ucberzeugung, daß er alles in seinen Kräften Stehende getan habe, um den Unsall zu vermeiden. Der Beobachtungsturm trage an drei Selten große Warnungs schilder: „Achtung! Motorboot!" Der Bootsführer habe annehmen können und müssen, daß der Schwimmer die lauten von ihm abgegebenen Warnungs signale hören würde. Bei dieser Sachlage lieg« dl» Schuld so überwiegend auf feiten des unausmerksamen Schwimmers, daß der Bootsführer für den Unfall strafrechtlich nicht verantwortlich gemacht werden könne. Furchtbare Bluttat an Holland. Vauernvaar Aachen, 26. Nov. In dem nicht weit von der dcn'schen Grenze auf holländischem Gebiet gelegenen Dorf Merkelbreß' hat sich am Sonntag auf einem abgelegenen Bauernhof ein« furchtbare Bluttat zugetragen. Abends gegen 18 Uhr erschien die auf dem Hof tätige 64jähr'ge Haushälterin Helden bei Nach barn und gab hier an, daß auf dem Bauernhof em Mann ein gedrungen sei. Als die Nachbarn auf dem Bauernhof Nachschau hielten, fanden sie In einem zur ebenen Erde gelegenen Z mmer die 70jährige Schwägerin des Ho-besitzers mit zert'ümmeetem Schädel tot auf. Der 71 Jahre alle Gutshosbesitzer lag mit durchschnittener Kehle in seinem Schlafzimmer Die sofort von der Polizei ausgenommen!!» Untersuchungen ergaben, daß die Bluttat bereits vormittags ausgcfiihrt sein mußte. Die ermor dete Frau trug noch den Mantel, den sie zum Besucy der Früh messe getragen hatte, während der Hofbesitzer noch im Bette lag. Unter dringendem Verdacht wurde die 61jährige Haushälterin fcstgenommcn, die aber bisher jegliche Schuld bestreitet Sie gab an, daß sie morgens gegen 8 Uhr auf dem Hof oon einem unbekannten Mann, der einen Revolver und ein Messer besessen habe, überfallen morden sei. Sie habe sich schließlich aus den Speicher geflüchtet. Das Versteck habe sic erst nachmittags verlassen können, nachdem der Fremde das Haus verlassen habe. Es sei kein Zweifel, daß der Eindringling auch die beiden alten Leute ermordet habe. Die Angaben der hochbetagteu Haus hälterin sind zur Zeit noch Gegenstand eingehender Nachprü fungen. Zu ihren Ungunsten spricht besonders, daß sie mit den Ermordeten Streitigkeiten hatte. Gr sollte lebendig verbrennen Bolschewistisches Verbrechen in Buenos Aires Buenos Aires, 26. Nov. Wie das bolschewistische Gift zu einer Verhetzung auch un ter den im Ausland lebenden Spaniern führt, zeigt der folgende Vorfall, der sich in der argentinischen Hauptstadt abgespielt hat. Bei dem spanischen Druckereibesitzer Sergio Lozada Nuiz er schienen um die Mittagszeit, als er allein in seinem Geschäfts lokal »rar, zwei jüngere Männer, die angeblich etwas Geschäft liches mit ihm besprechen wollten. Im Privatkonto,- hielt plötz lich der eine der Burschen Nuiz einen Revolver vor und ver langte von ihm die Herausgabe der Mitgliederliste der „Agrupa- eion Monarquica Espanola". Da Ruiz die Herausgabe ablchnt» und sich auch weigerte anzugeben, wer von den bekannten Mit gliedern der spanischen Kolonie der monarchistischen Gruppe an gehöre. schleppten ihn die beiden Verbrecher in die Druckerei und fesselten Ihn mit Draht an eine Schneidemaschine. Nachdem sie Ihm noch einen Knebel in den Mund gesteckt hatten, entzün deten sie eine Kerze und steckten diese in eine mit Petroleum gefüllte Flasche, die sie ganz in die Nähe ihres Opfers an einen großen Haufen von Papierabfällcn setzten. Nachdem sich die Verbrecher dann entfernt hatten, gelang es Nuiz, der den Flam mentod bereits vor Augen sah, nach verzweifelten Anstrengungen, sich soweit zu befreien, daß er sich auf die Kerze fallen lassen nannte. Die Polizei fahndet nach den Verbrechern, von denen der eine ein spanischer Marxist, der andere ein Sowjetrusse ge wesen zu sein scheint.
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