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Eine arktische Tragödie Funksxrueh von -er Insel Inn Mayen — Ans verlovenenr Posten — werden -le Netter noch rechtzeitig eintvessen? Oslo, 28. Nov. Die Leitung des Staatlichen Meteorologischen Instituts In Oslo erhielt einen Funkspruch von der in der Arktis gelegenen Insel Ian Mayen, in welchem der Leiter der dortigen meteoro logischen Station, der junge, erst 25jährige wissenschaftliche Assistent Alf Pedersen, mittcilt, dah er es in der Einsamkeit nicht mehr aushält, dah die Gefahr bestehe, dah er vcrriickt wird und dah er infolgedessen um seine sofortige Ablösung bitte. Man kann sich denken, dah dieser verzweifelte Funkspruch des jungen norwegischen Gelehrten aus der Arktis in ganz Oslo eine gewaltige Erregung ausgelöst hat. Die Insel Ian Mayen, die vulkanischen Ursprungs ist, liegt rund 550 Kisomcter nordwestlich von Langcnes, des nördlichsten Punktes der Insel Island, mitten im nördlichen Eismeer. Mit dem Blick aufs Meer. Norwegen hat von der Insel Ian Mayen bereits im Jahre 1921 Besitz ergriffen. Die norwegische Oberhoheit wurde aller dings erst acht Jahre später, im Jahre 1929, anerkannt. Diese Insel im nördlichen Eismeer ist 54 Kilometer lang und bis zu 15 Kilometer breit. Ihr Wahrzeichen ist der Vulkan Beercnberg, dessen zerkliifteter Grat bis zu einer Höhe von 2895 Meter hinausragt. Der Hauptkrater des Vulkans hat einen Umfang von über 200 Meter Auf halber Höhe, mit dem Vlick auf das Meer, das hier in einer tiefen Bucht einschneidet, liegt die meteorologische Station, die von den Norwegern schon kurz nach der Inbesitznahme einge richtet wurde. Diese meteorologische Station hat in erster Linie die Aufgabe, die Walfischfänger, die in jenen einsamen und öden Regionen des Eismeeres ihrem gefährlichen Beruf nachgehen, mit zuverlässigen Wettermeldungen zu versorgen. Der furchtbare Koller. Die Besatzung der einfachen Wellblechhiitte, aus der die meteorologische Station auf Ian Mayen besteht, bilden drei Männer. Dio einzige Verbindung, die diese Männer dort in der grauenhaften Einöde der Arktis mit der Welt und der Zivilisation haben, ist das Radio. Einmal im Jahr kommt auch ein Schiff nach der Insel, das keiht. wenn es durch das Packeis dnrchgekommen ist. Dieses Schiff bringt den drei Norwegern auf Ian Mayen Kleidung und Lebensmittel. Alle drei Jahre haben die Meteorologen ans Ian Mayen auherdem Anspruch auf Ablösung und Rückkehr in die Heimat. Das Leben In den Regionen unter dem Pol ist. abgesehen von den Entbehrungen, die es erfordert, grauenhaft Die völlige Einsamkeit und Abgeschlossenheit, das ewige Schweinen zer mürben die Nerven. Eines Dages bricht dann der Koller aus, oer nicht weniger gefährlich ist als jener Koller, von dem der Mensch in den glntheihen Wüsten Afrikas befallen werden kann. Nus diesem Grunde suchen die Universitäten von Oslo und Drontbeim für den Posten der meteorologischen Station von Ian Mayen auch schon immer nur besonders kräftige und kör ¬ perlich gesunden Anwärter aus. Trotzdem kann die Gefahr nicht ganz ausgeschaltet werden. „Helge ist schon verrückt, nur Kwlwe steht noch durch..." Ende Oktober dieses Jahres wurde das kleine Eiland in der Arktis zu allem Ueberflutz von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Der Vulkan Beerenberg hatte seine eruptive Tä tigkeit wieder ausgenommen. Dem Erdbeben folgte in kurzem Abstand ein nicht minder gefährlicher Sturm, der Tag und Nacht über die Insel raste. Aber weder das Erdbeben noch der Sturm hatten die meteo rologische Station auf Ian Mayen zu zerstören vermocht. Dafür scheint aber das Stimmungsbarometer unter den drei Männern auf verlorenem Posten in der Arktis in den letzten Wochen immer tiefer gesunken zu sein. Wie aus dem Funkspruch des Leiters der Staiion Alf Pedersen hervoraeht, scheint sein Assi stent, der 2,8jährige Helge Hansen, inzwischen bereits vcrriickt geworden zu sein. Weder Alf Pedersen, noch Kiviwe Andersen, der Dritte im Bund — der übrigens schon 58 Jahre alt ist und seit 10 Jahren auf Ian Mayen den Dienst verlieht — trauen sich mehr die einsame Hütte als halber Bergcshöh zu verlassen, aus Angst, Helge Hansen könnfe sich in einem Anfall von geistiger Umnachtung etwas antun. Aber auch das gemeinsaure Leben in der Hütte ist für die beiden Gefährten des Unglück lichen eine Oual geworden. Sie können Tag und Nacht kein Auge zumachen, ans Furcht davor, von ihrem wahnsinnig ge wordenen Landsmann umaebracht zu werden. „Kommt schnell zu Hilfe. Ich halte es nicht mehr länger aus. Ich bin meinerseits an der Grenze des Wahnsinns." Aufbruch vom Aalesund. Nachdem dieser verzweifelte Hilferuf von der meteorolo gischen Station auf Ian Mayen elngelaufen war. geschah sofort das Menschenmögliche, um die Unglücklichen ans der Arktis ab- zuholen. Ein aus Island stationiertes norwegisches Schiff er hielt auf telegraphischem Wege den Befehl, die Rettung durch zuführen. Dieses Schiff ist auch bereits von Aalesund aufge brochen. Aber es bestehen grosse und berechtigte Bedenken, ob es den Rettern gelingen wird, noch rechtzeitig nach dem hohen Norden vorzustohen Jedenfalls wütet seit vielen Tagen im Eismeer nördlich Islands ein furchtbarer Sturm, der die Ret tungsaktion als aussichtslos erscheinen läut, wen» nickt in letzter Minute eine Besserung der Wetterlage eintritt Auherdem soll die Eisdrift in diesem Jahre besonders aefährlich sein. Ganz Norwegen banat um das Schicksal der drei Männer auf Ian Mayen Inzwischen Ist wieder ein heftiger Streit darüber entbrannt, ob Norwegen diese meteorologische Station In der Arktis beibehalten oder aufgeben soll. Die Meinungen gehen vorläufig stark auseinander. Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, dah die Staiion aufgelöst werden wird, wenn diesmal die Tragödie auf der Insel Ian Mayen wieder ein schlimmes Ende nehmen sollte. Wiederaufrichtung des Areuzes Gvotze religiöse Feiern nach -er völligen Linnahine Madrids geplant Das englische katholische Wocl-enblatt The Catholie Times veröffentlicht in seiner Ausgabe vom 13. November eingehende Mitteilungen über grahe religiöse Feierlichkeiten, die der voll ständigen Eroberung Madrids durch die nationalen Truppen folgen sollen. Das Blatt bemerkt einleitend, seine Informa tionen aus dem Hauptquartier der Nationalregierung in Burgos zu haben. Danach wird nach der Einnahme Madrids das Allerheiligste in feierlichem Triumphzuge von dem Bischof von Madrid in einem Wagen, an dessen Sette General Franco schreiten wird, vom Süden her in die Hauptstadt getragen werden. Hinter dem Wagen sollen die übrigen Generäle der nationalen Armee, tausende Requctes, Falangisten, und andere Abteilungen der nationalen Streitkräfte folgen. Dreitzig Musikkapellen sol len zu Ehren des Heiligen Herzens in dem Zuge spielen. Dop- pelreil>en von Nequetes iverden den Weg einsäumcn, den die Prozession nehmen wird. Wenn diese den Königspalast erreicht hat, wird sich der Bischof mit -em Allerl-eiligsten auf den Bal kon begeben und von dort aus den Segen erteilen. Die Feier wird durch Radio In alle Städte und Dörfer des nationalen Spanien übertragen werden. Sobald die Ruhe in Madrid völlig wiederhergestellt sein wird, werden auf den 25 Hctuptplätzen Madrids gewaltige Al täre errichtet werden. Jeder Altar stellt das Geschenk einer spanischen Provinz dar. Das englische Blatt reproduziert den Entwurf zu diesen Altären, der von dem Architekten AlztHaray stammt. Diese Heiligtümer unter freiem Himmel sotten vor übergehend die in Madrid zerstörten Kirchen ersetzen. Eine Wocl>e lang werden alltäglich an diesen Altären besondere Dank sagungsmessen zelebriert werden. An jedem Altar wird eine Abteilung von 50 Requetes eine Ehrengarde bilden. Im Königlichen Palast wird 4» Stunden ununterbrochen das Allerheiltgste zur Verehrung ausgesetzt werden. Einige Tage später wird an der Cerro de los Angeles, südlich von Madrid, wo in den ersten Tagen der Kämpfe das Herz- Iesu-Nationaldenkmal von den Roten l>eschossen wurde, eine grohe Kundgebung stattfinden. Es wird ein feierlicher Akt der Wiedergutmachung und der Erneuerung der Weihe Spaniens an das Herz Jesu sein, die von dem Madrider Bischof vorgcnom- men wird. Gleichzeitig wird in jeder Pfarre im nationcllen Spanien eine ähnliclx: Feier vor sich gehen. An einer anderen Stell« veröffentlicht das englische Blatt Mitteilungen über Pläne, die von der zuständigen Stelle der Nationalregierung nach der religiösen Seite hin ausgearbcitet worden seien. Danach sollen die religiösen Ordensgemcin- schaften allgemein wieder zugelassen und ihnen das beschlag nahmte Eigentum wieder zurückerstattet nierden. Auch sollen Ordenslcutc wieder in die Hospitäler. Waisenhäuser, Wohl fahrtseinrichtungen »sw. zurückkehren können. In den Schulen fall das Kruzifix wieder aufgehängt und der Religionsunter richt wieder eingefiihrt werden. Auch sollen die Lehrer ent sprechend der früheren Sitte an Sonn- und Feiertagen ihre Schüler wieder geschlossen zum Gottesdienst führen. Schulen, die früher non Ordensgenossenschafte» oeleitet wurden, dürfen wieder geöffnet werden. Auf den Friedhöfen sollen die katho lischen Begräbnisfeierlichkciten wieder erlaubt sein. Es sollen Gesetze gegen Gotteslästerung erlassen und die Pornographie in all Ihren Formen soll unterdrückt iverden. D!e Unterzeichnung des deutsch-japanischen Abkommens In der Mitte Botschafter van Ribbentrop, links von ihm der japanische Botschafter in r^erlin, Vicomte Mushakoji, rechts vom Botschafter Dr. von Raumer. Stehend von links »ach rechts: Dr. Böt- ticl-er, der japaniscl>e Mili tärattache- General Oshima, Botschaftsrat Inoue, Lega tionssekretär Uanai und Le« gationssekretär Furuuchi. lWcltbild, M.) Prof. Vier erhielt den Adlerschild Ministerialrat Bahlen vom Neichserziehungsministerium über reicht im Auftrage des Führers dem verdienten Mediziner Ge heimrat Bier auf seinem Wohnsitz in der Mark Brandenburg, den Adlerschild des Reiches. lWcltbild, M.) Rockefeller Hirt seinen Lebens wunsch crufgegeben Keinen Ehrgeiz mehr, hundert Jahre alt zu werden Ncwyork, 2l>. Nov. Noch immer lieschäftigt sich die amerikanische Presse bei nahe täglich mit den Lebensgewohnheiten des greisen John D. Rockefeller, des Oclmagnaten, von dem inan weih, dzh es sein Ehrgeiz ist, hundert Jahre alt zn werden. Noch immer wünschen die amerikanischen Leser zu wissen, mit welchen „geheimnis vollen" Mitteln der Siebenundneunziojährige seine entschwin dende Lebenskrall zu erneuern versteht. So ist dann auch der Broschüre eines Mr. Kurt Engelbrecht, des Privatphotographcn von Rockefeller, in der bisher unbekannte Einzelheiten von dem Lebensabend des Milliardärs berichtet iverden. ein groher Erfolg beschieden. Obwohl das Heft erst vor wenigen Tagen im Buchhandel erschienen ist, sind bereits viele tausend Erem- plare von ihm verkauft worden. Besonderes Aussehen erregt die in der Schrift mllgeteiltc Tatsache, dah Rockeieller längst seinen Lebenswunsch, koste es, was es wolle noch den hun dertsten Geburtstag feiern zu können, ausgegeben hat. Das obere Stockwerk der prachtvollen Billa in Ormond Veach, Florida, des Wintersitzes Nockesellers. gleicht einem Sa natorium. Es herrscht tiefste Stille. Die Aerzte und Pfleger, die hier aus- und eingehen. sprechen kein lautes Wort. Kein Besucher wir- vorgelassen, kein Teleson klingelt. Nicht einmal das Hauskino ist in Betrieb. In einem behaglich eingerichteten Zimmer, dessen Vorhänge zum Schutz gegen zu grelles Licht her- untergclasscn sind, sitzt Rockefeller tief in einem bequemen Lehnstuhl. Er liest keine Zeitung, kein Buch. Er scheint zu schlafen, aber er träumt nur. Alle seine ehemaligen Freunde, alle seine geschäftlichen Rivalen hat er überlebt. Er hat geistig längst jede Fühlung mit der Jetztzeit mrloren. Dennoch sind seine Geisteskräfte immer noch erstaunlich. Noch deutlich kann er sich ins Gedächtnis zurückrufen, was er in seinem langen an harten Kämpfen so reichen Dasein erlebt lull. Aber die Er innerung verklärt auch ihm alles. Er ist ständig von heiterster Gemiitsstimmung. Seine Pfleger haben cs nicht schwer mit ihm. Geduldig unterwirft er sich allen Anordnungen der Aerzte und dem peinlich genau »ach -er Uhr geregelten Tagesablauf. Wenn er sich besonders frisch sühlt. Iaht er sich Saminlungen vorzeigen, die er früher einmal zusainmengetragen hat und an denen er sich »och heute erfreut. Noch drei Jahre . . . Als Rockefeller zu seinem 90. Geburtstag 192.» verkün dete, sein Ziel sei es, 100 Jahre alt zu iverden. glaubte er, noch weitere zehn Jahre.sang alles Glück der unbeschränkten Macht auskosten zu können. Er hatte damals keine Borstel lung, wie schwer es ihm fallen würde, dieses Ziel zu erreichen. Seine Kräfte verliehen ihn allzu rasch. Allzu rasch muhte er alle seine Geschäfte Jüngeren überlassen. .Heute gibt es sür ihn keine Spazierfahrten im Auto mehr, keine Spaziergänge im Park, kein Golfspiel, kein Kinobesuch und vor allen Dingen keine ernste Arbeit. Das untere Stockwerk ist bereits als Mu seum eingerichtet und den Freunden des Hauses Rockefeller ge öffnet. Dort hängen die unzähligen Anzüge und Kleidungs stücke des Milliardärs in seiner riesigen prunkvoll eingerichte ten Garderolie. Dort sieht man die beiden Perücken, die sich Rockefeller für phantastische Summen anfertigen lieh. Er be nötigt sie nicht mehr. Er kennt auch nicht die kleinste Eitel keit, sein Tagewerk, die Innehaltung aller ärztliche» Vor schriften. ist anstrengend und ermüdend genug. Noch drei Jahre muh er leben, um den 100. Geburtstag feiern zu können. Das bedeutet — weitere drei Jahre Gefangenschaft im Bett und im Lehnstuhl. So hat er keine Furcht davor, 'chon vorzeitig aus dem Schlaf nicht wieder zu erwacl-en. Das Brautkleid der holländischen Aronprinzessin Königin Wilhelmine von Holland hat in den letzten Tagen das Hochzeitskleid sür ihre Tochter bestellt. Das Trauungs kostüm wird in Orangefarbe gehalten sei», weil das die Farbe des niederländischen Königshauses nach seiner Herkunft Orange. Nassau ist Das Brautkleid wird mit einem Spitzenarrangement verziert, das aus der Zeit Ludwigs XVI. stammt und von der verstorbenen Königin Emma erworben wurde. Auher der Farbe des Kleides darf auf ausdrücklichen Wunsch der Königin nichts über das Brautkleid selbst und über die Toiletten der Damen verlautbart werde». Königin Wilhelmine hat an alle Hosbeam- ten den strengen Auftrag ergehen lassen, das Geheimnis der Kostüme bis zum Hochzeitstag zn wahren. Die Kranzeljungsern, unter denen sich auch Prinzessin Elisabeth, die ältere Tochter des Herzogspaares von Aork, befinden wird, werden gleichfalls in Orange gekleidet sein. Nach der Trauung unternimmt die Kronprinzessin mit Ihrem Gemahl Prinzen Bernhard zur Lippe- Biesterfeld die Hochzeitsreise auf der ihr von der niederlän dischen Bevölkerung gespendeten Jacht. Das junge Paar wird zunächst in der Zuidersee kreuzen und dann durch die hollän dischen Kanäle segeln. Später wird sich di« Kronprinzessin mit ihrem Gemahl nach Schottland begeben.