Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140905019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-05
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sounaden», s. Seoirmdrr >SlL Vie Haager Zrieürnskonferenz uaö »er Europäische Krieg. Bon Reichsgerichtsrat Dr. Reukamp. II. Frankreich hat auf die Frage des deut schen Botschafters, ob es im Falle emes deutsch, russischen Kriege- neutral bleiben werd«, am ZI. Juli 1914 erklärt, es werde das tun, was ihm seine Interessen gebieten. Gleichzeitig hat es an demselben Tage sein ganzes Heer gegen Deutschland mobil gemacht und bereits vor der Kriegserklärung durch Werfen von Bomben aus Flugfahrzeugen tatsächlich kriegerische Hand, lungen aus deutschem Boden voraenommen, eine Handlungsweise, die mit dem Inhalt der Haager Abkommen in unvereinbarem Widerspruch steht. Denn Art. 1 des Abkommens über den Beginn der Feindseligkeiten vom 18. Oktober 1907 be stimmt ausdrücklich, daß die Feindseligkeiten nicht ohne eine vorausgebende unzweideutige Benach- richtigung, insbesondere eine förmliche (bedingte oder unbedingte) Kriegserklärung beginnen dürfen. Am verwerflichsten aber erscheint die Hand lungsweise der englischen Diplomaten. Der englische Minister des Aeußern, Sir Gdward Grey, hat in der Sitzung des Unterhauses vom Z. August 1914 selbst dargelegt, daß England keine bindenden Verpflichtungen übernommen habe, irgendeiner der kriegführenden Mächte bei zustehen. Gleichwohl haben sowohl der Premier minister Asquith wie Grey das von Deutschland an England gerichtete Ersuchen, neutral zu blei, den, als eine „ehrlose Zumutung" be. zeichnet. Dasselbe England, das seinerzeit sich nicht genug tun konnte in Entrüstung über die meuchlerische Ermordung des serbischen Königs- paares, und die diplomatischen Beziehungen mit Serbien nicht eher ausnehmen wollte, bis die Mörder ihrer gerechten Strafe zugeführt worden seien, was bis heute noch nicht der Fall — das. ielbe England tritt jetzt auf die Seite Nußlands, das den neuesten politischen Meuchelmord Serbiens an dem österreichischen Thronfolger ungesühnt lassen will! Wäre es England mit der von ihm in dem Haager Ab- kommen übernommenen Verpflichtung, „mit allen Kräften die friedliche Erledigung internationaler Streitigkeiten zu begünstigen und alle seine Be mühungen aufwenden zu wollen, um eine der. artige friedliche Erledigung zu sichern", auch im geringsten Ernst gewesen, so Hütte es, wie der Depeschenwcchsel zwischen dein Prinzen Hein, rich und dem König Georg von England klar ergibt, ven jetzigen Weltbrand mit einem ein zigen Wort verhüten können. Es Hütte nur sei. nen Freunden Rußland und Frankreich zu er klären brauchen, daß, falls diese sich einer Lokali sierung des Krieges gegen Oesterreich-Ungarn und Serbien widersetzen würden, auf eine Un terstützung Englands nicht zu rechnen sei. Die ihm nach Art. 48 des Haager Abkommens obliegende Verpflichtung, die streitenden Mächte auf die Anrufung des „Ständigen Scbiedshofcs" hinzuweisen, hat England auch unerfüllt gelassen. Dasselbe England, das schon die bloße Auf forderung, neutral zu bleiben, als eine „ehr. lose Zumutung" empfindet, trägt kein Bedenken, Italien, das durch ein förmliches Bündnis zum Eintreten für die beiden übrigen Mitglieder des Dreibundes verpflichtet ist, durch Drohungen zur Neutralitätserklärung zu zwingen. Ist das nicht eine ALoral mit doppeltem Boden?! England hat übrigens auch durch die Zer. störung des unterseeischen Kabels, das Deutsch, land mit Nordamerika verbindet, gegen Art. 54 der dem Abkommen betr. die Gesetze und Ge bräuche des Landkrieges vom 18. Oktober 1907 beigesügten Anlage verstoßen. Denn danach dür- fen unterseeische Kabel, die ein „besetztes Ge. biet" mit einem neutralen Gebiet verbinden, nur in dem Falle unbedingter Notwendigkeit mit Beschlag belegt oder zerstört werden. England hat aber das deutsche Kabel Emden—Vigo zer. stört, obwohl es deutsches Gebiet gar nicht be- setzt hatte. Welches moralische Urteil die Welt geschichte über die englische Diplomatie fällen wird, die sich nicht gescheut hat, einen von zwei Seiten grundlos angegriffenen Gegner lediglich deshalb heimtückisch zu überfallen, weil es „die geschäftlichen Interessen Englands" gebieten, das kann man getrost der Zukunft überlassen. Mit Anerkennung muß hervorgehoben werden, daß das Vorgehen der englischen Diplomatie bei der Arbeiterpartei Englands und insbesondere ihrem Führer die schärfste Mßbilligung erfahren hat. Und daß auch die englische Intelligenz dieses Verhalten schwerlich billigen dürfte, dafür spricht die Tatsache, daß noch am 29. Mai 1914 die Oxford Union Society, eine Vereinigung sämt licher Studenten Oxfords, der auch As. quith selbst angehört hat, mit über, wältigenber Mehrheit den Beschluß gefaßt hat: „tbLt tbis klouss ccmäewus tks Triplo Latente L» ewboävkvL botb rcn uuneoessurz- «ust s.n uniucturrü poliex." („Dieses Haus verurteilt die Trivel- entente, die eine unnötige und unnatürliche Po litik verfolgt.") In welch brutaler Weise die belgische Bevölkerung den Art. 2A b des Ab. kommens über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges verletzt hat, der die meuchlerische Tötung und Verwundung von Angehörigen des feindlichen Heeres ausdrücklich untersagt, das ist in der „Kölnischen Zeitung" in zahlreichen, ge- radezu grauenhaften Einzelfällen nachgewiesen. Wie kommt es nun, daß die Abkommen der Haager Friedenskonferenz mit ihren ausge sprochen friedlichen Tendenzen schon nach Ablauf von nur 15 Jahren so völlig versagt ha. den? M. A. nach deshalb, weil das Schieds. verfahren nicht zwingend, sondern nur fa kultativ vorgeschrieben war, so daß es von dem Ermessen der beteiligten Staaten abhina, ob sie von dem schiedsgerichtlichen Verfahren Gebrauch machen wollten oder nicht. Soll der Friedens- gedanke ernstlich gefördert werden, so gibt es nur einen Weg, uin dieses Ziel zu erreichen: Die sämtlichen europäischen und womöglich auch alle oder die meisten außereuropäischen Staaten schließen einen festen Bund. Jedes Bunoesmit. glied ist einerseits verpflichtet, jede Streitigkeit mit einem andern Bundesmitglied« durch ein Schiedsgericht zum AuStrag zu bringen. Da. gegen ist anderseits kein Bundesmitglied berech tigt, mit einem andern Bundesmitglied ein Schutz, ober Trutzbündnis abzuschlteßen. Weigert sich der im Schiedsverfahren unterlegen« Seil. 8 Leipziger Tageblatt. Nr. 4S1. Mor-ea«Nusgade. SeUr 3. den Schiedsspruch anzuerkennen, so wird er ohne weiteres von allem Verkehr mit den übrigen Bundesmitgliedern ausgeschlossen. Bei der heu tigen Entwicklung des Wirtschaftslebens, das sich aus einer Volkswirtschaft in eine Weltwirtschaft umgewandelt hat, genügt schon der Ausschluß eines Staates aus dieser Weltwirtschaft, um seinen Widerstand gegen einen Schiedsspruch zu brechen, ohne daß cs der Anwendung kriege, rischer Machtmittel bedürfte. Wenn nach Be endigung beS Krieges die Haager Friedens, abkommen in diesem Sinne erweitert und ver vollkommnet werden, ist eine Wiederkehr ähnlicher fürchterlicher Zustände wie derjenigen, die wir heute erleben, «in für allemal ausgeschlossen. Kriegsbtt-er aus cdsten. Don Paul Lindenberg, Kriegsberichterstatter. (Nachdruck verboten.) Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt am 31. 8 1914. Im Auftrage des Chefs des Generalstabes des Feldheeres. Berrer, Hauptmann im Großen Ecneralstab. IV. Osterode (Ostpr.), 31. August. Das hätte sich das kleine Hotel mit seinen aus getretenen hölzernen Treppen und winzigen Zimmerchen in dem etwa 14 000 Einwohner zählen den hiesigen Städtchen vor wenigen Wochen auch nicht träumen lassen, daß es noch zu einer geschicht lichen Bedeutung gelangen würde. Schwarzmeitze Schilderhäuser stehen zu beiden Seiten des niedrigen Einganges, Posten mit geschultertem Gewehr wandern auf und ab, von früher Morgen- bis zu später Abendstunde, oft auch während der Nacht, herrscht ein stetes Kommen und Gehen. Sporen- klirrende Offiziere aller Waffengattungen, iunge Feldjäger und ernste Generalstäbler, Adjutanten und Ordonnanzen, Flieger und Militärärzte, Sol daten der Stabswache mit dem adlerverzierten Brustschild um den Hals und Vursct»en, ein ab wechslungsvolles Durcheinander, in welchem doch jeder genau weiß, was er zu tun hat. Flinte, graue Autos, deren kleine Flagge mit dem schwarz-weißen Schild auf rotem Grund das Oberkommando an zeigen, halben fortwährend, Offiziere entsteigen ihnen, Meldungen bringend und Befehle emp fangend, auf Motorrädern sausen Sergeanten heran, Radler, das Gewehr quer über dem Rücken, folgen ihnen, Beamte der Feldpost bringen Briefe und Telegramme, auch einzelne Bewohner und Flüchtlinge stellen sich ein, um vielleicht durch einen glücklichen Zufall von diesem oder jenem etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen, die im Felde stehen oder auf der Flucht versprengt wurden, zu erfahren. In dem schlichten Gasthause hat seit kurzem der Oberbefehlshaber des Ostheeres, Generaloberst von Hindenburg, seinen Sitz aufgeschlagen. Hochgewachsen, von starker Figur, mit kurzem, weiß lichem Haar und gestutztem Schnurrbart, mit scharfen, klugen Augen, kernig und entschlossen im ganzen Wesen und Auftreten, eine soldatische Erscheinung durch und durch, ähnelt der neue Heeresführer dem Fürsten Radziwill, dem einstigen Eencraladjutanten des großen Kaisers. Dieser General weiß, was er will, das ist der erste, ganz unmittelbare Eindruck, der von ihm ausgeht, der sich auch schnell den Offi zieren und Truppen mitteilte, die festes Vertrauen zu ihm haben, jenes Vertrauen, das alle An strengungen und Entbehrungen leicht ertragen läßt und selbst unter widrigen Umständen zum Siege führt! Wohl eine der schwersten Aufgaben ist diesem Feldherrn gestellt, der mit eiserner Tatkraft während der letzten Woche die bekannten ruhmvollen Erfolge erzwang, sie einem entschlossenen, übermäch tigen Gegner aoringend. Dazu in dem schwierigsten, weithin sich erstreckenden Gelände, veranlaßt, stets Rücksicht zu nehmen auf die vorhandenen Kräfte, die bisher fast Uebermenschliches geleistet und sich Tag für Tag vor neue, alle Kräfte anspannende Aufgaben gestellt sehen. Denn so Großes erreicht ward, die Arbeit ist auch hier noch nicht voll getan! — Welche Arbeit, das kann nur der ermessen, der wie der Schreiber dieses inmitten der Ereignisse steht und ihre Einzelheiten verfolgen konnte, fort gesetzt verfolgen kann. Den des Krieges ganzer Jammer umgibt, all das Furchtbare und Entsetz liche, das ein solch gewaltiger Völkerkampf im Ge folge hat, der aber in jeder neuen Stunde von neuer Bewunderung durchdrungen, erfüllt, hingerissen wird für die waffentragrnden Söhne unseres Volkes, die — man kann es nur stets wiederholen — Helden in des Wortes vollster Bedeutung sind! Was allein, um nur einzelnes hervorzuheben, hat unsere Landwehr in diesen erbitterten Kämpfen nahe und an den masurischen Seen geleistet! Meist schmächtige, untersetzte Männer, freundlich und be haglich dreinschauend, wenn man sie hier aus dem Marktplatze und in den Gassen trifft, jeden Augen blick bereit, ihren bürgerlichen Beruf aufzunehmen, aber auch jeden Augenblick bereit, ihr Leben zu opfern für die engere Heimat und das große Vater land. Wie sie dieses ihr Gelöbnis gehalten, davon künden viele einfache, schnell zusammengezimmerte Holzkreuze auf niedrigen Grabhügeln nahe dem 30 KUometer von hier entfernten Städtchen Hohenstein, das drei Tage im Besitz der Russen war und dann von den Unserigen genommen ward. Zu jenen Kreuzen gesellen sich noch kleine Holz täfelchen, meist an russische Lanzen oder an die Bajonette der in die Erde gestoßenen russischen Ge wehre gebunden: nur der Name des Gefallenen mit dem Datum des 28. August, viele solcher Namen! Und in enger Nachbarschaft, aber ohne Hügel, ähnliche Tafeln, kurz und bündig besagend: „24 Russen", „50 Russen", „80 Russen, und ein schwarzes Kreuz dahinter gemalt. Ost wird es noch htngepinselt werden müssen, denn als ich am gestrigen Sonntag vormittag unter Führung unseres treu um uns bedachten Generalstabshauptmanns das Schlacht feld besuchte, da lagen noch Hunderte und aber Hunderte toter Kosaken und Infanteristen umher, in den die Straße begrenzenden Gräben, auf den benachbarten Feldern, in Ackerfurchen und hastig auf geworfenen Schützengräben. Und in buntem Ge- mengsel Gewehre, Patronentaschen, Kochkessel. Zelt teile, Rucksäcke, Mäntel, Uniformstücke, dann tote Pferde und Kühe, diese meist mit drastisch zur Höbe gereckten Beinen, Schweine, Gänse und Hühner, die in die Gefechtsltnie geraten. Lebhaft konnte man sich das Kampfbild jenes 28. August veranschaulichen. Hohenstein, in der Ebene gelegen, war von den Russen besetzt; dies« wollten entweder auf der Straße und läng» der selben nach Osterode vordringen oder hatten das Nahen der Unseren — einer starken Landwehr division — bemerkt, der sie in offenem Gefecht ent- acgenzutreten gedachten. Unsere Landwehr hatte von Osterode aus dtn Anmarsch durch einen Wald ge nommen, in dem sie auf feindliche Vorposten traf, die ntedergeschossen wurden — sie lagen gestern noch inmitten de» erblühenden Heidekrautes, mit dem sich ihr Blut vermischt. Von der Grenze des Waldes wurde von uns das Feuergefecht ausgenommen, auf wenige hundert Meter, mit totstcherer Wirkung. Da» bewiesen die vielen K^f- und Brustschüss« mit sofortigem Ende, denn die meisten Gesichter der Toten waren ruhig, nur wenige schmerzoer-ent, einer hatte die Hände im Gebet gefaltet. Neue feind liche Massen quollen aus dem bereits verwüsteten Hohenstein hervor, da setzte unsere herangewetterte schwere Artillerie ein, die Granaten trafen in die zwischen dem Walde und der Stadt liegenden Gehörte und Scheunen, sie in Brand setzend und den in ihnen verbarrikadierten Gegner nicht mehr herauslassend, das merkten gestern noch unsere Ge- ruchsneroen! Und dann ward die Stadt das Ziel der Geschosse, die Flammen loderten sprühend auf. Da ging die Landwehr mit donnerndem Hurra vor, über die Felder weg, hinein in das Glutmeer! Noch ein Kampf Mann gegen Mann, der Sieg war unser! Dreitausend Russen, die gestern mittag an uns zwischen den Leichen ihrer Kameraden vorüber geführt wurden, ergaben sich mit ihren höheren Offizieren: viele Beute an Armeesachen ward ge macht, Maschinengewehre, Ambulanz- und Feld küchen, wie Munitionskarren, Kosakenpferde und was sonst zum Troß gehört. Natürlich wurde den „Räubern und Mordbrennern" — wie unsere Sol daten diese uniformierten Schufte nennen — alles abgenommen, was sic gestohlen: Gold-, Silber- und andere Wertsachen, selbst seidene Wäsche! O, wie sah es in der Stadt aus. die noch vor einer Woche vom Frieden umgeben gewesen! Fast sämtliche Häuser zerstört und ausgebrannt, die Außenmauern meist völlig abgerissen, man blickte in das schwarzoähnendr Innere mit eisernen Sparren und verkohlten Holzteilcn, hier stieg schwelender Dampf auf. dort züngelten noch die Flammen her vor, die Straßen aufgewühlt, allenthalben tote Russen. Kein Einwohner zu sehen, die dreitausend Men chen. die hier gelebt, geflüchtet, zerstreut, viel leicht tot! Und Tni"ve auf Truppe zog durch die verheerte Stadt, forsch und kühn, untcrnehmungs'roh und sieqcssichrr, dort dem Feinde nach, da dem Feinde entgegen. Gott mit euch, ihr Helden von ecktcm deutschen S^rot und Korn! Letzte Depeschen und Fernsprechmeldnngerr. Der Krieg. „die marschierende Schlacht." Berlin, 4. September. (W. T. D.) Der Kriegs berichterstatter des „Berliner Lokalen eigcrs" gibt aus Longwy über die erste Phase des Krieges, soweit die Armee des deutschen Kronprinzen daran beteiligt war, eine zusammenhängende Darstellung, in der es heißt: Es war schon immer gesagt worden, daß der deutsche Kronprinz zu beiden Seiten Longwys vor gegangen war. Das Gebiet der Kämpfe seiner Armee mit dem Gegner wird etwa durch die vier Punkte Montmedy—Longwy—Verdun—Diedenhofen be-eich- net. Die Franzosen standen etwa in einer Linie, als deren Basis Verdun —Montmedy bezeichnet werden könnte. Von dort vordringend, kam es zum ersten Zusammenstoß am 22. August auf der Linie Virton —Audun-le-Roman, der mit dem Siege der Unseren endete. Am 23. Au-nsst wurden die Franzosen auf der Linie Dirton—Tcllaucourt— Veuveille—Mercy-le-Vas—Landres erneut angegrif fen und unter schweren Verlusten auf der ganzen Linie geschlagen und zurückgeworfen. Si eg e n, und zwar rasch siegen, unausgesetzt ver folgen und bei dem geschlagenen Feinde durch täg liche Niederlagen schließlich Entmutigung und Demoralisation Hervorrufen, das ist die Absicht unserer Heerführer, und diese Absicht ist in dieser ganzen Zeit auf einer 300 Kilometer breiten Front zu verfolgen, es ist die marschierende Schlachtundderdauerndvordringende Sieg. Am 24. August zog die feindliche Armeeleitung Verstärkungen aus Verdun heran und konnte somit dem linken Flügel hinter dem Abschnitt Longwy— Montmedy Widerstand leisten und mit anderen Kräf ten einen energischen Vorstoß gegen den linken kron- prinzlichen Flügel unternehmen. Um diesen Maß nahmen zu begegnen, setzte der Kronprinz frische Re serven ein; auch aus Metz herbeieilende Verstärkungen gingen gegen die Franzosen vor. Der Vorstoß wurde abgefangen und zum Stehen gebracht; dann ging der deutsche Angriff in gewohnter Weise auf der ganzen Linie vorwärts. Die ganze Armee des Gegners wurde hinter Len Othain-Abschnitt zurückgeworsen. Ohne den Feind zur Ruhe kommen zu lassen, wurden die Franzosen am 25. August ge zwungen, sich hinter die Maas zurückzuziehen. Die diesseits Verdun im Anschluß an die Festung vor bereiteten Stellungen waren sie bei dem eiligen Rück züge und der unablässigen Verfolgung nicht imstande gewesen, zu besetzen. Der Kampf um Longwy. Berlin, 4. September. (W. T. B.) Der „Vossischen Zeitung" geht ein Bericht ihres Kriegsberichterstat ters aus dem Großen Hauptquartier zu, worin es nach einer Schilderung der siegreichen Kämpfe der Armee des deutschen Kronprinzen oei L"nawy und der Verfolgung der Franzosen heißt: Bei Mangiennes und Damoillers stieß ich noch auf das Ende der ver folgenden deutschen Marschkolonne. Bei dem ver folgenden Armeekorps befindet sich auch Generalfeld marschall v. Haeseler, der es sich nicht hat nehmen lassen, gewissermaßen als Kriegsfreiwilliger mitzu geben. Von den Höhen aus war deutlich zu sehen, daß die Einschließung Verduns bereits vollzogen war. Die Festung Longwy erantz sich am 26. August nach außerordentlich tapferer Gegen wehr. Nach 5tägiger Beschießung durch unsere Ar tillerie war nur noch eines der französischen Geschütze schußfähia. Die vorher von der Zivilbevölkerung ge räumte Stadt Longwy-Haut ist in buchstäblichstem Sinne in einen Trümmerhaufen zusammengesckoüen worden. Dabei waren noch nicht einmal unsere schwersten Kaliber tätig. Die Besch-enuna der Festung kam den Franzosen vollkommen überraschend. Aber schon der erste Schuß war ein voller Treffer und tistete einen Offizier und 10 Mann. Dann ging es Schlag auf Schlag. Einzelne Granaten durcküch'""-n drei Stockwerke der Kasematten. Als die Deutlchen auf Sturmstellung herangekommen waren und der fran zösische Kommandant, Oberstleutnant Da"chc, nur noch ein brauchbares Geschütz hatte, übergab er sich mit 3700 Mann, wovon 400 verwundet und 100 gefallen waren. Kronprinz Wilhelm ehrte das echt soldatische und heldenmütige Verhalten des Komman danten dadurch, daß er ihm den Degen beließ. Unsere Artilleriestellung befand sich bei der Beschießung un gefähr 8 Kilometer nordwestlich von Longwy hinter dem Wald. Als wir die Zidatell« von Longwy be sichtigten, fand ich massenhaft Jnfanteriegeschosse mit angefeilter Spitze und Dum-D um-Patronen. Dort fiel uns auch eine Maschine in die Hände, mttderDum-Dum-Geschosseherge stellt wurden. Als etwa 20 Gefangene abgeführt wur den, die nur aus alten Männern und halbwüchsigen Burschen bestanden, erkundigte ich mich nach dem Grunde dieser merkwürdigen Zusammenstellung und erfuhr, daß die Scheusale Verwundete in unerhörter Weise verstümmelt hätten! Für das französische Volk ist es eine Schmach, in dieser der Zivilisation hohnsprechenden Weise Krieg zu führen. In Südwestafrika waren während des Auf standes der Hereros und Hottentotten keine schlin- meren Scheußlichkeiten verübt worden, als in diesem Kriege der Angehörigen der Grande Nation, die sich stets mit ihrer Kultur brüstete. Die Lemberger MMionenfthlacht. Berlin, 4. September. (Eig. Drahtmeld.) Nach einem Budapester Telegramm des „Lokal anzeigers" bereiten sich in der Lemberger Mil« lionenschlacht große Ereignisse vor. Es wer den jedoch vielleicht mehrere Tage vergehen, ehe man das abschließende Ergebnis erfährt. — V—""'ndete an der Armee Auffenberg erzählen, wie schwer in dem tiefen Sand das Vorrücken der Truppe war. Der Aufklärungsdienst der Russen war mangelhaft. Nur ihre Spionage funktionierte vortrefflich. Ihr« Aeroplane flogen so tief, daß man sie in vielen Fällen heruntzerholen konnte. Aus ihren vorzüglichen Stellungen konnte die russische Infanterie durch Feuerwirkung nur schwer hcrausgedrängt werden. Zn Len meisten Fällen kam es zum Bajonettangriff, vor dem sie aber fast immer die Flucht ergriffen. Auch hier wiederholte sich, daß Lio polnischen Soldaten im russischen Heere einfach die Gewehre von sich warfen und sich, sobald es nur möglich war, ergaben. Der Berichterstatter des „Wiener Journals" meldet, daß Lemberg noch immer von den Oesterreichern ge halten wird. Die Russen haben in Ostgalizien sehr starke Verluste, was die Stoßkraft ihres Vormarsches vermindert. fius russischer Huelle. Köln, 4. September. (Eigener Draht bericht.) Aus russischer Quelle wird über den Uamvf in Galt.ien bericht t. die Russen hätten Czcrn owtp, besetzt. t? Die Red.) Vom englischen Heere. Berlin, 4. September. lEig. Draht meld.) Aus Ostende wird über Rotterdam dem „Lokal anzeiger" gemeldet, daß englische Truppen mit un bekannter Bestimmung von dort abgezogen sind. In England werden 5 Bataillone gebildet, welche sich ausschließlich aus höheren Schülern der Latein schulen und Studierenden zusammensetzen. Au ra - lien sagte angeblich weitere 10 000 Mann ;u. Außer dem soll ein großer Teil der U l ste r f r e i w i l l i- gen unter ihren eigenen Offizieren sich züm Dienste bei der englischen Armee melden. London, 4. September. sW. T. V, nicht amtlich) Das Presse-Büro gibt eine weitere vom britischen Hauptquartier übermittelte Verlustliste bekannt, in der 18 Offiziere und 62 Unteroffiziere und Mann schaften als tot, 78 Offiziere und 312 Unteroffiziere und Mannschaften als verwundet und 86 Offiziere und 4672 Unteroffiziere und Mannschaf ten als vermißt aufgesührt werden. Von den Vermißten befinden sich 2882 wahrscheinlich in ver schiedenen Lazaretten. Frankreich wir- für Englan- zahlen. Mailand, 4. September. sW. T. B.) Das Blatt „Perseveranza" bemerkt: Der Artikel der „Times", der die Franzosen zum Widerstand bis zum äußersten in der Aussicht auf russische Hilfe auffordert, enthüllt mehr das Interesse Englands an der Verlängerung des Krieges, als seinen Eifer für Frankreich. Das Ziel Englands ist tatsächlich die Zerstörung des Seehandels Deutsch lands und die Eroberung seiner besten Kolonien. - Daher ist natürlich, daß, solange dieses Ziel un erreicht ist, England nicht wünscht, daß Frankreich zum Frieden neige, selbst wenn es erschöpft ist. Die Franzosen jedoch sollten sich fragen, ob es für sie nützlich ist, daß unbegrenzt enorme Opfer an Blut zu übernehmen und die Friedensbedingungen zu erschweren, damit Großbritannien schließlich seinen Vorteil finde. Frankreich würde dann für di« Verbündeten bezahlen müssen. Hrep ln englischer Seleuchtung. Berlin, 4. September. (Gig. Drahtmeld.) Der bekannte Führer der englischen Arbeiterpartei, Macdonald, veröffentlicht in der englischen Wochenschrift „Labour Leander" einen Aufsatz mit der Ueberschrift: „Eine Antwort an Sir Edward Grey." In diesem Artikel führt er aus, daß es von 1906 an einen regelmäßigen Gedankenaustausch zwischen franzö sischen und englischen Heeres- und Marineführern ge geben hätte. Es bestanden Pläne für ein gemein sames Zusammenwirken zu Wasser und zu Lande. Die Pläne waren auf die Vorstellung begründet, daß Belgiens Neutralität im allgemeinen Kriege nicht respektiert werde. Die Pläne wurden nach Petersburg gesandt, und ein Großfürst, welcher Beziehungen zu der deutschen Par tei in Rußland harte, sandte sie nach Berlin. (?) Macdonald fährt dann fort: Grey hat uns ver schwiegen, daß nicht die Unabhängigkeit, sondern nur die Neutralität Belgiens gefährdet war. Auch hat er uns da» Gespräch mit dem deutschen Botschafter vom 1. August nicht mitgcteilt. Der Artikel schließt: England» Einmischung ist nur die Folge der Ereyscheu Politik. Hb* Unser« grftrtg« Ab«ndan»gab« umfaßt 4 E«it«n, di« »orlirgrnd« Ausgab« 1V Seiten, zusammen 14 weiten. bauptschristleiter: Er. verüb. Ab«str»*-r«rr. Verantwortlndc Lchritztener: sü« Valittk Er. V«N» Güuther: für die Sandel»,eitung Walther Echi»»ler; sstr Leiv,'«" und sächsische Aiineleqenbeiten Arnal» Sitnke: sLr Kunst und Wisse»- schätz Er. -rtebrtch Erbrecht; sür Musik E»»e» Er-nttz: Bericht g. Haarselb; siir die Steile-. SLder- unk' Verkehr«,etzun, Lnbmta Mrtzrr. — yttr den Än»eigenteil Artur. v«ls«r. Verla,: r«lb»t»«r Ea-rblatt. Gesellschnst mit beschenkter Satzung Druck: Fischer ch «trsten. Sämtlich t» Lei»,t»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)