Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe für Leipzig und Vorort» durch unser« TrTaer vLAllAvprkl^t. ua- epe diteur« »mal täglich la, yau, gidrnchtr mouatlicht.rsm., viertrllährllch3.7SM. «ei »er «eschüft.steU», unfern ZiUalea und flu,gad»lteU»n adg»d»ltr monatlich l M.,vi«rt«l>ährl>chZ M. durch die Post: innerhalb vrutschlaad» und -er deutschen stolonlea monatlich i.ro m., oierteljdhrllch «.so m., auoschltegUch postbesteUgeld. da» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» rmal,Sonn«u.Zei»rtag»lmal. 2» Leipzig, den Nachbarorten und den Orten mit eigenen Malen wird di» flbendousgab« noch am flbend de» Erscheinen« la« Hau. geliefert, derliner Nedaktton: 3n den Zelten 17, Zernsprech./laschluk: Vaasa Nr. »»7. hmrdelsFelluns /trntsblott des Rates und despolrzeuuntes der Etndt Leipzig Redaktion und d»fchäft»st«Ue: Johanni»,ass« Nr.». o Zernsprech.stnschluß Nr. Ud«, >«d»3 und I«»»«. 708. Jahrgang » lür Inserat» an» Leipzig ua» Umgebung di» /»kkIklAuNpkalf». ispolttg«p«tit,«il»r»ps.,di»Neklame,»il»t M., von au.wärt, r» ps., Nekiamea 1.20 M., Klein» stn,eigen »lepetitzeile nur LSpf.b.wiederbol.Nad.,Inserate von dehörden im amtlichenTeU die Petit» zeil« so ps. S»schüsr»an,eigen mit plaNoorschrist im Preis» erhöht. Nadatt nach Tarts, deilagea: Sesamtausl.SM.daoTousra» auoschl.Postgebühr. ^nz»lg»n»s>nnahm«r Johanniogasse», bei sämtlichen Filialen Seo Leipziger Tageblatt»» und asten stanoacen-Txpedittonea de» In» und stuolonde». cheschäst.stiU» für Verlin u. di» pr.draadenburg: direktionwolterZliegel, derltn S I». dresdener Straß» «7. ;ernspr»ch»stnschluft: Morthplah 10)2». Sonnabend, den LS. «ugnst. Nr. 438 lS14. „ver üemscde 5oM ist kein Mordbrenner!' i Feuertaufe der sächsischen Prinzen. — Vier russische Armeen im Feld. — Neues Vordringen der Gesterreicher gegen die Aussen. — Kampf zwischen Revolutionären und Regierungstruppen in Odessa. — Die Feinde verwenden Dum Dum-Geschosse. — Die Frauen und Kinder aus Tsingtau gerettet. — Die Engländer von ihren Schiffen abgeschnitten. Kaum hatten wir gestern die vom Äeneralquartiermeister gemeldeten Erfolge ge bucht, so kam um die Mittagsstunde die Fort setzung. Erstaunt schauten wir auf die Karte. Wie, in der Drahtung hieß cs ooch, das eng lische Heer fei der Mau beuge geworfen und umfaßt worden, und nnn wird seine Nieder lage von St. Quentin gemeldet! Also etwa 30 Kilometer südlich von Manbeuge hat die Engländer das Schicksal erreicht. Wahrhaftig, sie müssen gut gelaufen sein. Schade, daß ihnen anscheinend der Rückzug über St. Quentin nicht abgeschnitten werden konnte, aber vermutlich sind es nur Reste, die dorthin entkommen sind. Wir lesen fa, das; mehrere laufens Mann, 7 Feld batterien und eine schwere Feldbattcrie in un sere Hände sielen. In die Niederlage teilen sich drei französische Divisionen. St. Quentin! Wieder ein Name, der die Erinnerung an 1870/71 wachruft. Hier wurde am 19. Januar 1871 gegen eine starke Ucber- macht eine zehnstündige blutige Schlacht ge schlagen, die uns über 2300 Mann kostete. St. Quentin, das nicht befestigt ist, liegt etwa 120 Kilometer von Paris, etwa so weit wie von Leip zig über Riesa nach Dresden. Wir wollen den Er eignissen in unserer Siegesfreude nicht voraneilen, wollen nicht vergessen, das; in nächster Nähe die festen Plätze von La Före, Laon und Hirson liegen; aber die Tatsache ist doch einmal da: wir sind auf dem kürzesten Wege nach Paris, oder wenn wir uns noch vorsichtiger ausdrücken sollen: wir werden in einigen Tagen diesen Weg gewinnen. Jedenfalls machen es uns diese Mel dungen deutlich genug, welchen Vorsprung uns der Marsch durch Belgien verschaffte. Wir wären Toren gewesen, wenn wir aus allzu gro ßem Zartgefühl dem Feinde im Verein mit dem englischen Hilfsheere dort Zeit und Raum zur freien Entschließung gelassen hätten, statt ihnen zuvorzukommcn. Wie mutet uns heute das seit Jahr und Tag erörterte Schreckbild eines Zu sammenwirkens eines französischen Nordheeres mit einer englischen Landungstruppe so selt sam an! Wie ein den Kindern erzähltes Märchen. Und i stdoch auf einig,' Tage Wahrheit gewor den und ist jetzt zerstoben in ein Nichts. „Es war einmal" . . . Sir Edward Grey wird sich die Augen reiben. Vielleicht entschließt er sich zu einem Nachschub, aber das wird nicht bloß von der Meinung oder dem guten Willen des Lord Kitchener abhängen, sondern vor allem von der Frage, ob England es noch wagen kann, Landtruppen der französischen Freundschaft zu opfern. Grau steigt die Sorge um das eigene Wohl aus dem Kriegsschwaden empor, und mit ihr die Selbstsucht, die nach eigenen Regeln Han. delt. Es hilft dem belgischen König nicht viel, wenn König Georg ihm sein Mitgefühl aus. spricht und seinen Abscheu vor den bomben werfenden Luftschiffen kundgibt. Der Abscheu vor einer Bevölkerung, die ihren Haß heimtückisch und mit den grausamsten Mitteln an den deut schen Soldaten ausläßt, hat anscheinend in dem mitleidigen Herzen des englischen Königs noch keinen Raum gefunden. . .. All das Blendwerk, womit die französische Regierung Belgien aus ihre Seite zog, ist elend in die Brüche gegangen. Wie der Bürgermeister von Brüssel dem deutschen Kommandanten frei mütig mitteilte, hatte man der belgischen Regie, rung von Paris aus bereits eröffnet, sie könne auf eine Unterstützung der französischen Waffen nicht mehr rechnen, da das französische Heer selbst völlig in die Verteidigung gedrängt sei. Merk- würdig — das französische Ministerium hatte also der belgischen Regierung gegenüber den Mut zur Wahrheit, der ihm vor dem eigenen Volke fehlte! Immerhin: rechnen wir es ihm an, das; es die Belgier nicht verleitete, noch am Grabe törichte Hoffnungen anfzupflanzcn. Wahrheit bringt Klarheit. „Der -eutsthe Soldat ist kein Mordbrenner!" Gröhes Hauptquartier, 28. August. (W. T. B.) Die deutsche Heeresleitung pro testiert gegen die durch unsere Gegner verbreite ten Nachrichten über Grausamkeiten der deut schen Kriegssührung. Wenn Härten und strengste Mahnahmen nötig geworden sind, so sind sie veranlaht und herausgefordert worden durch Teilnahme der Zivilbevölkerung ein schließlich der Frauen an heimtückischen lleberfällen auf unser« Truppen durch bestialische Grausamkeiten, die an Verwundeten versucht worden sind. Die Verantwortung für die Schärfe, die in die Kriegsführung hineingebracht wurde, tragen allein die Regierungen und die Be hörden des von uns besetzten Landes, die dis Bürger mit Waffen v er sehen und zur Teil nahme am Kriege überall aufhetzen, wo sich die Be völkerung feindseliger Handlungen enthielt. Von unseren Truppen wurde weder Mensch noch Gut ge schädigt. Der deutsche Soldat ist kein Mordbrenner oder Plünderer und führt nur Krieg gegen das feindliche Heer. Die in aus ländischen Blättern gebrachte Nachricht, die Deutschen trieben die Bevölkerung des Landes im Gefecht vor sich her, ist eine Lüge, die den moralischen Tief stand des Urhebers kennzeichnet. Jeder, der die hohe kulturelle Entwicklung unseres Volkes kennt, wird sie als solche von vornherein bezeichnen. gez. von Moltke. König Zrieörich -lugust an Generaloberst von Hausen. Dresden, 28. August. sEig. Drahtbericht.) König Friedrich August hat an den Generalobersten Freiherrn v. Hausen folgendes Glückwunsch telegramm gesandt: „Zu dem siegreichen Vordringen Ihrer Armee spreche ich Ihnen meinen herz lichen Glückwunsch aus. Möge Gottes Hand den Sieg weiter an unsere glorreichen Fahnen heften. Ich bitte Sie, meinen braven Truppen meinen Dank und meine An erkennung zu übermitteln." (gez.) Friedrich August. Weiter erhalten wir folgende Meldung: König Friedrich August wird binnen kurzem seine Truppen im Felde aufsuchen. Vie Feuertaufe zweier sächsischer Prinzen. Das „Dresdner Journal" meldet: Bei den Kämpfen an und östlich der Maas haben Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian von Sachsen ihre Feuertaufe erhalten. Beide befinden sich wohl. Ein deutscher Erfolg. Berlin, 28 Aug. Mnnonviller, das stärkste Lperrfort der Franzosen, ist in deutschem Besitz. lsierriurirchrUlmeen im srltlr. Dem „Berl. Lok.-Anz." wird von seinem auf den österreichischen Kriegsschauplatz ent sandten Kriegsberichterstatter gemeldet: Anscheinend gleichzeitig mit dem Vorstoß gegen Ostpreußen nah» da, russische Heer auch die Ofseuliue i» Galizien und bei vrosky »nd in Zbruez auf. Sine weitere feindliche Gruppe steht zwischen Weichsel und Bug, deren Angriff bei Krasnik erfolgreich abgeschlagen worden ist. Die russische Mittelgruppe, vermutlich die stärkste, konnte in Galizien ein dringen, bis heraneilende österreichische Kräfte auf der Linie Rawaruska-Zolukiew die rus sische Offensive brachen. Auf der ganzen, säst 1V0 Kilometer langen Schlachtlinie wird seit 26 Stunden siegreich gekämpft. Der österreichische linke Flügel hat der russischen Mittelgruppe schwere Verluste bei gebracht. Die österreichischen Truppen, die unlängst bei Krasnik gesiegt Haden, sind sehr erfolgreich iw. Kampfe gegen die russische rechte Flü gelgruppe. So weit der Berichterstatter. Es stellt sich jetzt heraus, daß die Russen nicht nur gegen Ostpreußen, sondern auch gegen Nord- und Ostgalizien starke Kräfte rüsten. Wir haben daher setzt vier rus sische Armeen zu verzeichnen, von denen eine den Einfall in Ostpreußen versuchte. Cine neue Schlacht zwischen Gesterreichern un- Russen. Wien, 28. August. Das Kriegspreßquartier meldet: Seit dem 26. d. M. haben sich zwischen den österreichisch-ungarischen und den russischen Truppen Kämpfe entwickelt, die augenblicklich auf dem ganzen Raume zwischen Weichsel und Dnjestr statrsinden. Der österreichisch-un garische linke Flügel ist in der Offensive be griffen und dringt siegreich vor. Vie Revolution in Göessa. W i e n, 28. August. sWolffsches Tel. Büro.) Das „Neue Wiener Journal" meldet aus Bukarest: Nach einer Meldung an die hiesige russische Botschaft bom bardiert der russische Panzerkreuzer „Panteleimon" die Stadt Odessa, wo es den Revolutionären ge lungen ist, die Herrschaft an sich zu reihen. Die die ganze Woche hindurch andauernden blutigen Straßen kämpfe endeten mit dem vollsten Siege der Revolution. Die Entscheidung führten die Truppen selbst herbei, die nach Niedermetzelung der Offiziere sich der revolutionären Be wegung anschlossen. Der Polizetmeister, der Gendarmeriechef und die Polizeikommissare wurden bei dem Sturm auf das Gefängnis getötet. In allen öffentlichen Gebäuden, die beflaggt sind, arbeiten revolutionäre Komitees. Das Bombardement richtet sich hauptsächlich gegen die Gebäude und Kasernen, wo sich die aufrührerischen Truppen aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen. Vie Frauen un- Kin-er aus Tsingtau gerettet. Berlin, 28. August. fWolffsches Tel. Büro.) Während in ganz Deutschland das wärmste Inter, esse an dem heldenmütigen Kampf besteht, welchen die tapfere Marinebesatzung von Tsingtau gegen die japanisch-englische Uebermacht bi» zum äußersten durchkämpfen will, ist zugleich diese tiese menschliche Teilnahme verbreitet an dem Schicksal der Frauen und Kinder, die sich in der Kolonie befinden. Es wird deshalb überall «in Ge fühl der Beruhigung und Genugtuung erwecken, daß es nach zuverlässigen Nachrichten gelungen ist, di« Familien aus Tsingtau zu entfernen und nach neutrale», chinesischen Gebiet zu drin» gen. Inzwischen dürften sie bereits in Schanghai eingetroffen sein. Seiten, der Marineoerwaltung ist rechtzeitig alles veranlaßt worden, um dies« Familien mit Geldmittel» und sonst in jede» Weise zu unterstützen. Sollati wie-er in SrrUa. Wie die „vosfische Zeitung" meldet, ist der italienische Botschafter Bollati Freitag mittag wieder in Berlin eingetroffe». Vie Englänöer von ihren Schissen abgeschnitten. Der Neberfall von i*oewen. — Der Kaiser bei den Verwundeten. — Moltke. Großes Hauptquartier, 28. August. (Zen siert im Großen Hauptquartier.) Die erste Periode des Krieges gegen die Westfront ist beendet. Die Franzosen sind nördlich auf dem Rückmarsch gegen St. Quentin. Die Engländer sind von den Schiffen einerseits, von Maubeuge als Munitionsquelle anderseits abge schnitten. Zur Zerstörung Loewens: Der heimtückische Ueber- fall traf das Landsturmbataillon Neuß, nachdem sich die Bevölkerung zunächst freundlich ver halten hatte und die übrigen Truppen wegen des drohenden Antwerpener Ausfalls abmarschiert waren. Die Franktireurs schossen überall: der grausige Straßenkampf dauerte bis zum nächsten Mittag. Fünf Offiziere wurden verwundet, und es gab viele Tote. Zwei Geistliche wurden bei der Muniticnsverteilung ertappt: Das Kriegsgericht fällte über sie das Todesurteil. Eine Benzin kolonne wurde getroffen; die Folge war eine große Erplosion. Plötzlich brannte die Stadt on einem Dutzend Stellen. Es gab keine Rettung. Auch die Vorstadt Haeren wurde vernichtet. Die Verletzungen der Franktireurs saßen sämtlich im Kopf und Rücken. Demnach haben unsere Land- ftnrmlcute sich keineswegs wie die Hereros benom men, als sie so energisch züchtigten. Heute besuchte der Kaiser unter großem Jubel 56» Verwundete. Erfahre soeben, daß der Generalstabschef von Moltke sich seiner russischen, englische» und japanischen Orden nebst den Bril lanten dazu zugunsten des Roten Kreuzes entäußerte. Paul Schwede r, Kriegsberichterstatter. Neue öeweise für Frankreichs Tücke. Französische Gefangene, die auf dem Truppenübungsplätze Grafenwöhr eintrafen, haben nach einer Meldung des „B. T." aus Hof berichtet, sie seien schon im Juni zu Friedensübungen einberufen worden und haben an keinen Krieg ge dacht, bis sie endlich die Mitteilung erhielten, daß der Kn"-» ausgebrochcn sei. Viele Soldaten seien schon Wochen vor der Kriegserklärung in den Vogesen und anderen Plätzen zum Graben und Herstellen von Betonbrustwehren und sonstigen Vcrteidigungs st eilen ver wendet worden. Ein Beweis, wie lange schon von fran'önlcher Seite Vorbereitungen getroffen waren, um uns zu gelegener Zeit zu überfallen. Vle§ein-e verwen-en Vum-Vum-Gejchosie. Berlin, 28. August. (Wolsssches Tel. Büro.) Nach dienstliche« Meldungen sind sowohl bei Fran zosen al» auch bei Engländern i» de« Taschen der gefallenen und verwundeten Sol daten zahlreiche Dum-Dnm-Geschosse gefunden worden. Wir werden gezwungen sei», gegen die Verwendung dieser völkerrechtswidrige» Geschosse mit Gegenmaßregeln aller» schärfster Art vorzugehen. Die zuerst in England konstruierten Dum» Dum-Geschosse sind Geschosse, die beim Ein dringen in lebende Ziele ihre Form beträchtlich ver- ändern und dadurch sehr schwere und schmerzhafte