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LU. Sahrgang Abend-Ausgabe Freitag, den 9 Februar 19)7 Fernlprech-Anlchlub: Rk »4092, »4893 »nb »4 894 Nr. 71 Schristl«»»«», »nd GelchäfiNkril«: 3»ha»nt1>agt 8 Der deutsche Heeresbericht Das Wolffsche Bureau meldet amtlich: Grotzes Hauptquartier, S. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz 3m Dpern- und Wytschaete-Bogeu sowie von der Ancre bis zur Somme herrschte lebhafter Artllleriekampf. Vormittags griffen die Engländer bei Serre an; sie wurden abgewiesen. Aus dem Rordufer der Ancre sehte» nach kurzer Unter brechung neue Angriffe ein, in dereu Verlauf wir bei Baillescourt etwas Bode» vertoren. Nördlich des St. Pierre-B aast-Waldes ist von elnem im ganzen gescheiterlen Vorstoh den Engländern «ine schmale Einbruchsstell« verbUeben, di« abgeriegelt ist. Zwischen Maas und Mosel stieß bet Ftirey nach wirksamer Feueroordereitung eine Kompanie bis in -le dritte französisch« Linie vor und brachte bei geringem eigenen Verlust 26 Gefangene zurück. Oestlicher Kriegsschauplatz Don der Düna dls zur Dona» keiue größere« Kampf handlungen. Mazedonische Frost Nichts Neues. Vie Flieger erfüllte« im Januar trotz strenger Killte ihre wichtigen Beodachtongs-, Erkuuduugs- und Angriffsaafgabeu. Wir verlor«» im verstosse»«» Monat L4 Flugzeuge. Die Engländer, Franzose» m»d Nnffe» büßten i« Lust kämpfe» und durch Abschuß vo» der Erde Sü Flugzeuge ein, von denen 29 jenseits der Linie» erke»»dar abgestürzt, 26 i» unserem Besitz stad. Außerdem wurde» drei fei»dllche Feffetballo»s brennend zum Absturz gebracht; wir verloren keine» Ballon. Der erste Generalqnartiermeister. Lndeadorfs. Jur Heimreise Verrrstorffs tu. Amsterdam, v. Februar. (Drahtdertcht.) Rach Meldun gen auS Ne« Bork ist dl« Abrelse Les deutschen Botschafters Gras,, n Bernstorff und der übrigen -iplomotlschen Beamten Deutschlands aus Dienstag festgeseht worden. Amtlich wird mik- geteilt. daß England und Frankreich -em Grafen Bernstorff und seinem Stabe sreies Geleit zugebilligt haben. Oesterreich-Ungar« «nd Amerika fr.) Budapest, v. Februar. (Drahtdertcht unsere- Sonderberichterstatters.) .Pester Lloyd' meldet auS Wien: Zwischen dem Grafen Lzernin und dem amerikanischen Botschafter Penfleld finden welkere Verhandlungen statt, die der Frage gellen, wie sich die Beziehungen zwischen Amerika und Oesterrelch-Unaarn angesichts des verschärften Unterseebootkrieges gestalten sollen. Bet dielen Verhandlungen machte sich aus amerikanischer Seit« das Bestreben gelten-, einen Bruch mit Oesterreich-Ungarn zu vermeiden. Konzessionen, die sich ans den Unierseedootkrieg beziehen, können selbstverständlich von Oesterreich-Ungarn nicht gewährt werden, es liegt infolge dessen an Amerika, dei der Fortdauer des Unterseebootkrieges Wege zur Aufrechterhaltung der Beziehungen zu finden. Die Verhandlungen Haden bislang z» keinem Ergebnis geführt. Die geringe argentinische Ernte G BerN», 0. Februar, (Drahtdertcht unserer Ber liner Schrtsttettuna.) Das überaus dürftige Er- gebnisder argentlnlschenErnle ist amtlich bereits be- kanntgcgeden. Einzelheiten ersehen wir auS zwei uns vorliegenden Berichten vom November 1Vl6. Die eine Zuschrift meldet: «Zwei Drittel der ganzen Ernte wurden von Heuschrecken ver nichtet. Wo nicht Heuschrecken sind, ist alles vertrocknet. EL hat drel Monat« nicht mehr geregnet." Der andere Bericht er wähnt: «Wir Haden durch die anhaltend« Trockenheit — eS hat seit drel Monaten überhaupt nicht, seit dreiviertel Jahr nur ganz wenig geregnet — ein mtseravles Jahr. Von einer Ernte kann man hier kaum reden. Unter dem Viehbestand herrschen Epidemien. Da wenig Futter vorhanden ist und meist ungenügend für die Wlntervorräte gesorgt wurde, haben wir viele Tausende von Tieren verloren." Die Krista in der französische« Setreidefrage "tb. Vern, 9. Februar. (Drahtbericht.) Die Wirtschafts frag en werden in Frankreich mit täglich größerem Ernste be trachtet. Die Press« erklärt, daß, wenn man nicht Vorkehrungen treffe, in einigen Monaten die Getreldefrage ebenso kritisch sei, wie heute die Kohlensrage. .L'Oeuore" und .Jntranstgeant" fordern ein Etnheitsbrot und Brotrationterung. Der Mangel an Umsicht hab« «ine kritisch« Lage geschaffen, so daß man nunmehr zu ernsten Maßnahmen greifen müsse. — «L Henre" bemerkt, daß die Todesfälle ln Paris in den letzten acht Tagen besonders unter den Kindern erschreckend gestiegen seien. so ovo Tonnen am 6. und 7. Februar versenkt "1b. London, 9. Februar. (Drahtbericht.) Reuter meldet, am 6. und 7. Februar seien 27Schiffemit60 OOOTonaen Inhalt versenkt worden. tr.) V o n der Schweizer Grenze, S. Februar. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Nach Schweizer Korrespondcnzmeldungen auS Paris bc chket .Petit Journal', daß der Schiffsverkehr aus der Linie Marseille — Suez — Aden vollständig eingestellt wurde und der Verkehr von Frankreich nach Algier ruhe. — Genfer Blätter berichte» aus Paris: Me französischen Schiffahrtsgesellschaften iu Bordeaux und Le Havre stellten am 5. Februar den Schiffsverkehr ein. weil sich dieMatrosen we i ge r t e n, sich aus die Schiff« zu begcbeu. (r.) Rotterdam, S. Februar. lDrahtderlcht unseres Sonderberichterstatters.) Aus Washington meldet Nea ter: Au amtlichen Kreisen wird erklärt, die Versenkung des Paket- boot es .California' beweise, daß beim neuen denlschen ll-Boot- krieg volle Rücksichtslosigkeit Truaipf sei. Di« Hoffnung, Denlschlond werde den Taachbootkrieg mildern, verschwind« völlig. Di« Regternng der Vereinigte« Staaten beschleunigt daher ihr« Vorbereitung««, »eil di« Entscheidung bevorstehl. (Die .California' war «tu bri tischer Dampfer. Neuler bemüht sich, wie immer, vorschnell eine Verbindung zwischen englischen und amerikanischen Interest«« herzu pellen. Di« Schristleltung.) (r.) Frankfurt a. S. Februar. (C i g. Drahtdertcht.) Wie -et .Franks. Zig.» aus dem Haag gemeldet wird, wurde der einzig« Amerikaner an Bord der .California' gerettet. "td. Lands», 8. Februar. (Drahlbericht.) Lloyds meldet: DaS Ftscherjahrzeug .Rupert' (114 Tonnen) ist versenkt worden. »id. Bern, 8. Februar. (Drahtbericht.) «Mäkln" zufolge sind in L« Havre 80 Mann der Besatzung des versenkten Dampfers «Bi sage' eingetrossen. vtd. London, 8. Februar. lDrahkberichk.) .Lloyds' meldet, daß das Fische» sahrzeug .Romeo' (i14 Br.-R.-To.) und der Dampfer «Ferrucclo' versenkt worden sind. "id. Madrid, 8. Februar. (Drahtbericht.) Nach hier ein getroffenen Meldungen liegen in Cadiz 30 Dampfer ohne Be satzung. In New Castle fallen 55000 Tonnen Bunkerkohle lagern, die täglich auf Abtransport warten. Verweigerung von Konterbandefahrten in Dänemark O Kopenhagen, 9. Februar. (Drahtbericht.) Der verschärft« A-Bootkrieg Hal ein plötzliches Steigen der gesamten Ge«oersrcherongsprSmien in Dänemark zur Folge ge habt. Für Schiffe mit Kohlenladung aus England werden Prämien- sähe von 8 bis 1v vom Hundert gegen 2 vom Hundert vor einigen Wochen gefordert. Infolgedessen bringen die Fahrten den Schiffscigenlümern keinen Nutzen, da dl« teuren Schiffe zum vollen Werte versichert werden mästen. Di« dänischen Reeder sind daher zu dem Entschluß gekommen, den Transport von Konterbande ganz einzastellen and ihr« Schiffe nicht auSsahreu zu lasten. Aufkauf der norwegischen Handelsflotte durch England- o E-rlstlavla, s. Februar. (Drahtbericht.) Die Meldung, England beabsichtige den Ankauf eines Telles der nor wegischen Handelsflotte, ruft hier «ine ziemlich« Erregung heroor, die sich in der gesamten Presse und in den SchiffahrtSkreisea widerspiegelt. vtb. Christian»«, 8. Februar. (Drahtbericht.) Mit Bezug auf das englische Angebot an die norwegischen Reeder, die in englischen Häfen liegenden norwegischen Schiffe aufzukaufen, warnt .TldenS Tegn", das sogar von elnem Angebot zum Ankauf der ganzen norwegischen Tonnage spricht, davor, auf ein derartiges Anerbieten etn- zugehen. Trotz der jetzigen Schwierigkeiten sei zu hoffen, daß die nor wegisch« Regierung würdigere Mittel ftnd<n w^rde, die norwegische Handelsflotte zu schützen, als die Flagge zu streichen. vtb. Christiania, 9. Februar. (Drahtbericht.) .Morgenblade»' zufolge liegen auch von französischer Seit« Kaufangebote a»f die norwegische Tonnage vor. Die Kohlenlager der sibirischen Bahn in Nammen (r.) Stockholm, 9. Februar. (Drahtdertcht »aseres Sonderberichterstatters.) «Roßkoje Slowo" meldet aus Irkutsk, daß dl« riesigen Kohlenlager der stdtrt- schen Bahn feit einigen Tage« tu Flamme» stehe». Der Mangel an Löfchinstrmnenten macht es »nmögvch des Feuers Herr zu werden. ES wird als wahrscheinlich an genommen, daß die Kohlenlager gänzlich auSbrennen »»erde». Die Lager hakten einen Wert von 30 Millionen Nudel, und sollte» den gesamte« sibirischen Bahnverkehr noch lange über den Winter hinaus speisen. Es heißt, daß der Zugverkehr auf de» sibirische» Bahnen bedeutend« Einschränkung«, erleide» wird. Freiwillige Abgabe oder Zwang? Der Leiter der kriegswirtschaftlichen Organisation eines ost preußischen Landkreises schreibt uns: Seit einiger Zeit wird, streng sachlich zumeist, mitunter aber auch recht polemisch und ost in parteipolitisch gefärbter Form, die Frage erörtert: Ist ein Zwang in der Landwirtschaft möglich? Kann und soll der deutsche Landwirt gezwungen werden, im Interesse der Volksernährung während des Krieges eine be stimmte Menge seiner Erzeugnisse abzugeben oder gar, im Rahmen eines allgemeinen Produktionsplanes, bestimmte Fruchtarten an zubauen und bestimmte Tlergattungen zu halten? Während die einen die Anwendung eines Zwanges in der Landwirtschaft mit Rücksicht auf deren eigenartige Betriebsverhältnisse grundsätzlich ablehnen und sich bei dieser Stellungnahme gewiß nur selten werden durch eigennützige Motive bestimmen lassen, vielmehr nur in der freien Produktionsmöglichkeit das Heil für die Ernährung von Volk und Heer erblicken, sehen die anderen kein Hindernis, den Zwang, der im Rahmen deS Hilfsdienstgesehes auf Handel und Industrie angewandt werden kann, auch gegenüber der Land wirtschaft zu gebrauchen. DaS Merkwürdige und parteipolitisch Interessante hierbei ist, daß die liberalen Parteien, die im all gemeinen mehr dem individualistischen Prinzip freier Wirtschafts betätigung zuneigen, überwiegend für einen Zwang eintrcten, während die Konservativen, sonst die Vertreter einer straffen An wendung der Staatsgewalt, der Anwendung eines Zwanges ab geneigt sind. Der Streik ist nun bisher mehr oder minder theoretisch geführt worden. E- dürfte deshalb nicht ohne Interesse sein, auch einmal vom Standpunkte der Praxis die Kontroverse beleuchtet zu sehen. Ich will von einem ostreußischen Landkreise, dicht an der rus sischen Grenze, berichten. Der Kreis ist von den Russen schwer heimgesucht worden; zweimal, im August 1914 und sodann vom November 1914 bis Februar 1915, hatten sie ihn besetzt. Von den rund 12 000 Wirtschaftsgebäuden waren über 3000 zerstört. Das Vieh war zum größten Telle verschleppt oder verzehrt worden. Im Laufe des Jahres 1915 kehrten die Kreiseingesessenen nach und nach wieder zurück. Die Viehbestände wurden notdürftig durch aus allen Teilen Deutschlands zusammengekauftes, meist minderwertiges Vieh ergänzt. Nur unter den schwersten wirt schaftlichen Bedingungen konnten viele der Besitzer wirtschaften. Oft mußten sie einen Teil des Stalles als Wohnung benutzen und so mit Kuh und Schwein unter einem Dache weilen. Oft fehlte auch der Stall, so daß das Vieh bei Nachbarn eingestellt werden mußte. Anfang Oktober 1916 betrug der Milchviehbesiand etwa 13000 Stück. Bislang war eine Ausfuhr von Butter — und von der Fettproduktion, die jetzt im Vordergründe des Interesses siebt, will ich in folgendem sprechen — nur in geringem Umfange erfolgt. Im Oktober 1916 betrug die Ausfuhr etwa 13 Zentner, im November etwa das Doppelte. Da wurde Ende November zu einem neuen Mittel gegriffen. Es wurde für jede einzelne Ge meinde, für jeden Gutsbezirk, die Zahl der Kühe festgestellt, ebenso die Zahl der Wirtschaftsangehörigen eines jeden Kuhhalkers. Aus diese Weise konnte zunächst der zulässige Sclbstverbrauch innerhalb einer jeden Gemeinde ausgerechnet werden. Es wurde nun der gewiß als äußerst mäßig zu bezeichnende Satz von 2 Liter Milch pro Kuh und Tag zugrunde gelegt, das heißt, es wurde angenom men, daß durchschnittlich von jeder Kuh 2 Liter Milch täglich ver buttert werden müßten. Von der auf diese Weise sich ergebenden Menge konnte ein jeder Produzent dasjenige, was er und seine Angehörigen nach der erfolgten Verbrauchsregelung selbst ver brauchen durften — 120 Gramm wöchentlich — behalten, und nur der Ileberschuß war abzuliefern. Innerhalb einer jeden Ortschaft mußten sämtliche Kuhhalter zusammenkommen, und ein jeder hatte, je nach den Bedingungen, unter denen er wirtschaftete, einen Teil der Gemeindeumlage zu übernehmen. Zahlreiche Ankaufs stellen wurden im Kreise errichtet und für eine schnelle Ablieferung der Butter an eine Kreissammelstelle Sorge getragen. In zahl reichen Versammlungen wurde außerdem auf die Notwendigkeit einer strengen Selbsteinschränkung hingewiesen und auch sonst unter der Unterstützung seitens der Lehrerschaft und der Geistlichen die Wichtigkeit, ja daS vielleicht Ausschlaggebende einer hin reichenden Ernährung unserer Industriearbeitcrschaft betont. Den Ortschaften, die sich bei der Butkerlieserung besonders auSzeichnen würden, wurde eine vorzugsweise Berücksichtigung bei der Ver keilung der Futtermittel zugesagt. Bei alledem wurde aber kein Zweifel gelassen, daß, wenn die geforderten Mengen nicht zur Ab- lieferung gelangten, unweigerlich Zwangsmaßregeln, und zwar im Sinne von Zwangsmilchlieferungen an die gewerblichen Molke reien oder einer Beschlagnahme der Separatoren, ergriffen werden müßten. Der Erfolg war ein überraschender. Trotzdem im No vember und Dezember die MilchertrSgnisse erfahrungsgemäß er heblich zurückzugehen pflegen, stieg die Menge Butter, die ab geliefert wurde, auf etwa das Zehnfache; konnten doch im De zember und Januar je etwa 250 Zentner Butter ausgeführt werden. Viele Gemeinden und Gutsbezirke, die bisher überhaupt kein« Butter geliefert hatten, lieferten auf einmal reckt ansehnliche Mengen. Ein jeder trug, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch Kräften zum Gelingen der Sammlung bei; wußte er doch, daß eS auf diesem Gebiete nunmehr keine .Drückeberger' mehr geben konnte, daß vielmehr ein jeder von dem Ablieferungszwange erfaßt wurde. DaS Bemerkenswerte aber ist: In den Kreisen, wo nur an de» guten Willen zur freiwilligen Abgabe appellier* wurde,