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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140903013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-03
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Nil) Leipzig und Umgebung Leipzig, 3. September. Inwieweit sirr- Kriegsteilnehmer nach -en gesetzlichen Vorschriften in Sachsen von -en Steuern befreit! 1. Von der Staatseinkommensteuer sind befreit: alle Kriegsteilnehmer hinsichtlich ihres Militürdiensteinkommcns. 2. Von der Gemeindeeinkommensteuer sind befreit: alle Kriegsteilnehmer hinsichtlich ihres nicht aus Grundbesitz oder Gewerbetricb herrühren den Einkommens. 3. Von den persönlichen Kirchen anlagen und Schulanlagen sind befreit: die Kriegs- tcilnebmer. die nicht im Hauptmanns- oder einem höheren Range stehen, ebenfalls hinsichtlich ihres nicht aus Grundbesitz oder Gewerbebetrieb herrühren- dcn Einkommens. Anm. zu 2 und 3. In Leipzig ist die persönliche evangelisch-lutherische Schulanlage in der Gemcindccinkommcnsteuer mit enthalten. Die Mitglieder der Garnisonkirchgemcindc Leipzig sind von der persönlichen evangelisch-lutherischen Kirchenanlagc überhaupt befreit. 4. Bei der Ergänzungsstcucr, dem Rtehrbcitrag, der Miet- und Pachtstcmpclsdcuer, den Grundsteuern, den Bcsitzwcchselabgaben und der Zuwachssteuer be stehen für die Kriegsteilnehmer keine Ausnahmen von den allgemeinen geschlichen Vorschriften. 5. Kriegsteilnehmer sind alle Militärpersoncn, die zu einem mobilen Truppenteile oder zur immo bilen Fußartillcric, zu Ersatzabtcilungcn mobiler Truppen oder zu Besatzungen im Kriegszustände be findlicher Festungen gehören. Natsdeschlüsie. Zum Tode des Prinzen Luitpold von Bayern. Der Rat hatte dem König von Bayern beim Heim gang des Prinzen Luitpold von Bayern seine tiefe Teilnahme ausgesprochen. Hierauf ist folgendes Telegramm cingcgangcn: „Dem Rate der Stadt Leipzig danke ich herzlich für die innige Anteilnahme an unserem tiefen Schmerze. Ludwig." — Man nimmt Kenntnis. Leipziger Kriegskreditbank. Sodann nimmt man Kenntnis von einer Mitteilung über die weiteren Maßnahmen wegen Gründung einer Leipziger Kriegs kreditbank; cs wurde dabei dem dringenden Wunsch Ausdruck gegeben, daß sich mit Rücksicht auf die grosze Bedeutung der Bank für Gewerbe, Handel und In dustrie unsere Mitbürger recht zahlreich an der Zeich nung der Aktien beteiligen möchten. Einquartierung. Weiter nahm man Kenntnis von den Mitteilungen über die bisherige Belegung unserer Stadt mit Truppen; hiernach sind bisher ein quartiert worden in Bürgcrquartiere 271 Offiziere, 9133 Mannschaften und 331 Pferde, in Massenquartiere Uiil3 Mannschaften. Kriegsunterstützungsamt. Endlich nahm man Kenntnis von der weiteren Tätigkeit des Kriegs unterstützungsamtes; es sind bis zum 1. September 1914 insgesamt 19 282 Anträge auf Familicnuntcr- stützung eingegangen und -156 400 ausgezahlt worden. — Um Arbeitslose beschäftigen zu können, sollen die Erdbewegungsarbeiten für die später ge plante Anlegung eines Parkfricdhofes im Anschluß an den Südfriedhof schon fetzt vorgenommen werden. Hierfür werden unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten 48 MO K bewilligt. — Als Kommissare zur Entgegennahme der Ansprüche für Kriegsleistungen wurden die Herren Stadträte Dr. Barthol und Baurat Franke gewählt. Privatgaseinrichtungen. Der 1. Nachtrag zu den Vorschriften für die Herstellung und Benutzung von Privatgaseinrichtungen vom 14. Dezember 1907 wurde nach dem vorliegenden Entwürfe genehmigt. Ueberlafsung von Straßenland. Unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten würbe be schlossen, etwa 68 Quadratmeter Straßrnland an die Eigentümer des Grundstücks Lange Reihe 35 zur Benutzung als Vorgarten unentgeltlich zurück- zugebcn. — Unter gleichem Vorbehalt wurde die neue Planung über die Durchfahrt vom Königs platz nach der Kramerstraße genehmigt. Antragsgemäß vergeben wurden die Erd-, Maurer-, Eisenbeton-, Monier- und Klempner arbeiten für den Um- und Erweiterungsbau Otto« Schill-Straße Nr. 4. ' Leipziger Kriegskreditbank-Aktien-Gesellschaft. Unter Hinweis auf den heute nochmals von uns gebrachten Gründungsaufruf machen wir auch an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß die Gründung der Bank für Mitte nächster Woche in Aussicht genommen ist und daß daher die Zeichnungs scheine möglichst bis Sonnabend, den 5. d. M., spätestens aber bis Montag, den 7. d. M., einzureichen sind unter gleichzeitiger Einzahlung von 2ü"/< der Zeichnungssumme bei einer der im Aufruf genannten Bantfirmen. Ferner sei nochmals darauf hingewiesen, daß durch ministerielle Verordnung der Vollmacht^, stempel für die Bevollmächtigungen zur Vertretung in der Gründungsverhandlung erlassen ist; selbstver ständlich bedarf es einer Bevollmächtigung und der hicrsür erforderlichen gerichtlichen oder notariellen Beglaubigung der Unterschrift nur dann, wenn der Zeichner nicht selbst beabsichtigt, an der Gründungs verhandlung teilzunehmen. Kirchennachrichten. In der Taborkirche zu Leipzig-Kleinzschocher beginnen die regelmäßig Frei tags stattfindenden Kriegsbetstunden von nächstem Fr.'itag ab abends 7 Uhr. An jede Kriegs betstunde schließt sich Beichte und Feier des heiligen Abendmahles an. Wie in allen evangelischen Kirchen ter Stadt Leipzig wird auch in der Tadorkirche nächsten Sonntag Erntedankfest gefeiert. — In der Ni a t t h ä i k i r ch e singt heute (Donnerstag) abend ' .'> Uhr die Leipziger Solistenvereinigung für Kirchenmusik (Frl. Olga Pannewitz, Frl. Lotte Sitt, Herr Albert Müller, Orgel), unter gütiger Mitwirkung von Frl. Anna Führer und Frau Mary Himmler- Weiß «Gesang) und Herrn P. Hungar (Violine) ,um 3. Male zum Besten der Kriegsnot- spende für Leipzig mit gänzlich neuem Programm. In der Kirche zum heil. Kreuz L.-Neustadt veranstaltet die Leipziger Solistenvereinigung für Kirchenmusik zum Besten der Kriegsnotspende am nächsten Freitag, den 4. September, abends '/,S Uhr, unter gütiger Mitwirkung von Frl. Olga Pannewitz, Lotte sitt »nd Anna Fühler, sowie der Herren Alo. M iller und P. Hungar ein volkstümliches Kirchen, konzert. Um zahlreichen Besuch dieser kirchlichen Abendmusik zu ermöglichen, ist der Eintrittspreis auf nur 10 festgesetzt. — In der Johannis kirche konimen heute abend 8'/, Uhr anläßlich der Krie'sbetfiunde wiederum zwei Chöre: „Verzage nicht" von O. Taubert und „Sei getreu'^ von V. Schurig zur Aufführung. * Freiwillige Helfer überall! Der Verband Reisender Kaufleute Deutschlands in Leipzig hatte, wie wir bereits mitgeteilt haben, gleich nach der Mobilmachung zur Unterstützung seiner Mitglieder bzw. deren Angehörigen den Be trag von 50 000 ./z bereitgestellt. Obwohl diese Summe, wenngleich inzwischen 4 Wochen seit dem Beginn des Krieges vergangen sind, kaum in An griff genommen ist. Haden die zuständigen Körper schaften des Verbandes beschlossen, noch weitere 200 000 für Unterstützungszwecke zur Ver fügung zu stellen. Außerdem ist in Aussicht genommen worden, den Angehörigen der im Kampfe um Deutschlands Macht und Grütze Gefallenen oder verwundet Zurücktehrendcn Unterstützungen zu ge währen. Der Verband will dadurch vor allen Dingen den Mitgliedern, die im Felde stehen, die Gewißheit geben, daß er, soweit es ihm möglich ist, für die An gehörigen der Krieger sorgen wird; aber auch die, drc durch den Krieg sich ohne Stellung oder ohne Ver dienst befinden, sollen bis auf werteres Beihilfen erhalten. — Der Bund geprüfter Sekretäre und Obersekretäre der Reichs-Post und Tele- graphen-Berwaltung Bezirksgruppe Leipzig hat unter seinen Mitgliedern erne grogzügige Sammlung zur Linderung der Kriegsnot veranstattet. * Innungsausschuß zu Leipzig. Die am Dienstag abend im Saale des „Metropol" abgehaltene 3. dies jährige ordentliche Versammlung des Innungsaus- schusses war besonders zahlreich besucht. Vom Vor sitzenden, Schlosserobermeister Thalheim, wurde zu Punkt 1 „Die Ausgaben des Innungs ausschusses in der jetzt g^n Zert" eine Eingabe an den Rat der Stadt Leipzig bekanntgegeden, in der dieser ersucht wird, rn der gegenwärtigen Zeit die auszusührendcn Arbeiten an Innungen usw. zu vergeben, damit diese sie unter die einzelnen Mitglieder weiter verteilen. Die An wesenden hießen dieses Vorgehen gut. und werden in ihren Innungen die Angelegenheit im Sinne der Eingabe weiter fördern. Ä>dann teilte der Vor sitzende mit, daß man im Vorstand die Bereitstellung des Handwerker-Erholungsheimes für das Rote Kreuz erwogen habe. Wegen der Lage des Grundstücks sei man jedoch von dieser Absicht abge kommen, und es soll das Heim nunmehr den krank oder verwundet heimkehrenden Fcldzugsteilnehmcrn aus Innungskreisen zur Verfügung stehen. Die durch die kostenlose Ausnahme solcher Kollegen entstehenden Ausgaben sollen seitens der Innungen gemeinsam getragen werden. Es berichtete hierauf der Vor fitzende über die Kriegskreditdanken für das Königreich Sachsen und die für Leipzig. Heber das Entstehen und die Einrichtung beider genannten Banken ist von uns schon alles Nähere mitgetoilt worden. Weiter wurde von verschiedenen Seiten darüber Klage geführt, daß von der Orts krankenkasse die fälligen Beiträge immer erst 2 bis 3 Monate nach Fälligkeit eingezogen würden und dann immer für mehrere Termine zusammen. Da auf diese Weise von inanchem Handwerker auf einmal ziemlich hohe Beträge bezahlt werden müßen, was besonders in der jetzigen Zeit als Härte emp funden werde, wird der Vorsitzende entsprechende Schritte unternehmen. Nach Erledigung der Tages ordnung forderte der Vorsitzende die Anwesenden auf, den im Felde stehenden deutschen Truppen den Dank für ihre Tätigkeit zum Wohle aller Deutschen durch «in Hoch auf unser Heer und unser Vaterland Ausdruck zu geben. Dem kamen alle Anwesenden be geistert nach. " Wohltätigkeitvkonzert i» der Andreaskirche. Am Sonntag, den 6. September, nachmittag '/,6 Uhr, findet in der Andreaskirche eine geistliche Musikauf führung statt deren Ertrag zur Linderung der Kriegs nöte in der Andreasgemeinoe bestimmt ist. Hervor ragende Leipziger Künstler, Fräulein Gertrud Bartsch, Opernsängerin am hiesigen Stadttheater, und Herr Max Kiesling. I. Solocellist am Ge wandhaus- und Theaterorchester, haben ihre hehre Kunst in dankenswerter Weise in den Dienst der Mildtätigkeit gestellt. An der Orgel wird Kgl. Musik- direklor Otto Kirmse seines Amtes walten. Der Kirchenchor zu St. Andreas wird unter Leitung des Kantors Lange entsprechende Chöre zu Gehör bringen. Die ganze Gemeinde wird herzlichst zu dem Konzerte, das jedem Besucher reichen künst lerischen Genuß und infolge seines guten Zweckes innere Befriedigung gewäbren dürfte, eingeladen. Programme zum Preise von 1 (Altarplatz), 75 (Empore) und 50 (Schiff) sind zu haben rn der Papierhandlung von Rüdiger, Südplatz, in den Musikalienhandlungen von C. A. Klemm, Neumarkt, und Franz Jost, Peterssteinweg, in der Kirchen expedition und am Eingänge der Kirche. * Oeffentliche Handelslehranstalt Leipzig. Gegen über Gerüchten, die in manchen Kreisen verbreitet werden, sei ausdrücklich festgestellt, daß selbstverständ lich sofort mit Beginn der Schule nach den großen Ferien alle die Schüler ausgeschlossen wurden, die Angehörige feindlicher Staaten sind. * Kein Bedarf an Beamten und Arbeitern beim Rate! Die Zahl der bei der Stadtverwaltung schrift lich und mündlich um Arbeit Nachsuchenden ist un gemein groß. Wie wir erfahren, ist der eingetretene Bedarf jetzt völlig gedeckt. Es sind durchgängig ver heiratete hiesige Einwohner berücksichtigt worden. Um möglichst vielen Arbeitsgelegenheit zu schaffen, ist an geordnet worden, daß in städtischen Anstalten und Betrieben soweit irgend angängig keine Ueberstunden mehr geleistet werden sollen. Zur Bewältigung der dadurch unerledigt bleibenden Arbeiten sind Arbeits lose in halben Tagesschichten eingestellt worden. Für etwaigen künftigen Bedarf sind zahlreiche Vormer kungen erfolgt. * Bittgottesdienst am Bölkerschlachtdenkmal. Tausende strömten am gestrigen Nachmittag nach dem Völkerschlachtdenkmal zum 4. B i t t g o t t es d i e n st, den der Vorstand der Ortsgruppe Leipzig vom Flottenbund Deutscher Frauen veranstaltet batte. Mit dem gemeinsamen Gesang des Altniederländischen Dankgebets unter Musikbegleitung der Bläser des Städtischen Or chesters wurde die erhebende Feier eröffnet. Von einem Vorsprung des gewaltigen Denkmals aus hielt alsdann Pastor Mühlhausen eine packende Ansprache, in der er besonders auf die Bedeutung des steinernen Riesenreckens Sankt Michael am Denkmal hinwies. Er sei nicht ein Erzengel in den Wolken oder in weiter Sternenserne, auch nicht ein Heiliger in einer dumpfen Kapelle, sondern der Genius Deutschlands des geeinten deutschen Volkes, das jetzt ein Wille eint. Dann erinnerte der Redner an den Sedantag vor 44 Jahren, als König Wilhelm am Abend über das stillgewordene Schlachtfeld ritt, umjubelt von siegreichen Soldaten. Ewig lebe seitdem die deutsche Stammesbrüderlchaft. Im Vorjahre hätten die Herren aus Rußland mit den deutschen Fürsten am Denkmal gestanden und kurze Zeit später gegen Deutschland zum Krieg« ge hetzt. Zorn über dieses schamlose Verhalten sei die deutsche Antwort. Wenn in dem jetzigen gewaltigen Ringen auf den Schlachtfeldern in Osten und Westen die deutschen Truppen siegen, und neuer Ruhm sich an die deutichen Fahnen hefte, dann solle man alljährlich am Sedantage wallfabrten zum Völkerschlachtdenkmal, zu dem gepanzerten Sanct Michael. Mit Gebet um den Sieg für die deutschen Waffen und dem Cboral: Nun danket alle Gott, so wie dem gemeinsamen Gesang: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall" fand die eindrucksvolle Feier ihr Ende. * Eine groß« Wohltätigkeits-Vorstellung, deren gesamter Ertrag (ohne irgendwelchen Abzug) der Kriegsnotspende überwiesen werden soll, findet heute in dem Astoria-Lichtspielhause, dem schönsten und größten Lichtspieltheater in Leipzig statt. Zur Vorführung kommen u. a. die großen vaterländischen Films „Lieb Vaterland, magst ruhig sein", „Die deutschen Kampfschiffe auf hoher See. „Der Deutsche Kaiser im Film". Es ist sehr zu be grüßen, daß sich unser größtes Lichtspielhaus rn den Dienst einer solchen guten Sache stellt und zu hoffen, daß der Erfolg nicht ausbleibt. Bei dieser Gelegen heit sei auch erwähnt, daß die Firma allen ihren im Felde befindlichen Angestellten während der Dauer des Krieges die Hälfte ihres bezogenen Gehalts weiterzahlt. * Schiller«Verein (Literarische Gesellschaft) zu Leipzig E. V. Heute abend 8 Uhr findet in der Alberthalle der 2. Vaterländische Abend zum Besten der Kriegsnotspende für Leipzig statt. Ihre selbstlose Mitwirkung haben Geh. Hosrat Prof. Dr. Kirchner, Major der Reserve a. D., Frau Kammersängerin Cäcilie Rüsche-Endorf, Operndirektor Olto Lohse und das Städtische Orchester (Theater- und Gewandhaus-Orchester) nütigst zugesagt. Das Programm lautet: Beethoven, Ouver- türe zu Goethes Egmont. Geh. Hofrat Prof. Dr. Kirchner: „Aus meinen Krregserinnerungen von 1870". Goetz, Arie: „Die Kraft vertagt" a. d. Oper „Der Widerspenstigen Zähmung". Beethoven, Sin- fonia Eroica. * Die Lotteriekommisston der Verein» der Hinder bewahranstalt, Gaschwitz'bei Leipzig, gibt den Los- Verkaufsstellen durch Rundschreiben bekannt, daß infolge des über das Vaterland hereingebrochenen Krieges die Ziehung vom 3.-5. September nicht stattfindet. Mit Genehmiguna der König! Kreis hauptmannschaft Leipzig, laut Beschluß vom 25. August 1914, ist der Ziehungstermin auf unbestimmte Zeit verlegt worden. Im Interesse der Los inhaber wird 8 5 der Verlosungsbestimmungen dahin umgeändert, daß die Abholung der Gewinne bis 3 Monate nach Erscheinen der Gewinnliste Zeit hat. * Eine Eingabe für Abänderung der Bestim mungen der Feldpostordnung hat der Vorstand des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig an den Staats sekretär des Reichspostamts gerichtet. Der Börsen verein bittet dringend, die Versendung von Druck sachen durch die Feldpost so bald als möglich zuzulassen, da die Versendung von Zeitschriften z B. als Feldpostbrief, dessen Gewicht nicht höher als 50 « sein darf, ausgeschlossen ist. Wörtlich heißt es weiter in der Eingabe: „Unser Heer ist in dieiem Feldzug anders zusammengesetzt als früher. Nicht allein die technische Ausbildung des Heeres schlägt die siegreichen Schlachten, die höhere In telligenz unserer Truppen hat am endgültigen Siege einen wesentlichen Anteil. Diese fordert aber ungestüm ihre Befriedigung nach geistiger Nahrung. Sie ist ebenso notwendig wie das liebe Brot. Neben dem Arbeiter und Hand werker steht heute der höhere Beamte, der Arzt, der Rechtsanwalt, der Oberlehrer im Felde, jeder von ihnen verlangt Kenntnis zu erhalten von den Er eignissen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen, er will wißen, was in der Heimat vorgeht, oder er will sich weiter über seinen Beruf, aus dem er herausgerißen wurde, unterrichten. Das Ausbleiben der illustrierten Zeitschriften und der Monatsrevuen, der Fachblätter, neuen Broschüren und Bücher wird von ihm schwerer ertragen, als manche Strapazen des Feldzuges oder Entbehrungen, die dieser ihm auferlegt." * Zu dem schweren Zusammenstoß zweier Straßen bahnwagen, über den wir bereits in der gestrigen Abendausgabe unseres Blattes berichteten, teilt der amtliche Polizeibericht noch folgendes mit: Ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem Straßen bahnwagen der Linie 8 und einem Straßenbahnzuge der Linie K ereignete sich gestern mittag gegen 12 Uhr auf der Kreuzung Wächterstraße - Peterssteinweg. Beide Wagen wurden durch den Anprall aus den Schienen geworfen und erheblich beschädigt. Soviel bisher festgestellt werden konnte, sind bei dem Zusammenstöße ein Kriminaloberwachtmeister, eine Klempnerehefrau, ein Schaffner und ein Droschken kutscher verletzt worden. Der erste hat Quetschungen an der Brust und den Hüften davongetragen, die Frau und der Schaffner sind durch Glassptitter ver letzt worden, während der Droschkenkutscher ziemlich heftig mit dem Kopfe gegen eine Wagen wand ge schleudert wurde Da die aus den Schienen gehobe nen Wagen an der belebten Kreuzung ein starkes Verkehrshindernis bildeten, wurde die Feuerwehr zur Hilfeleistung herbeigerufen, die nach etwa einer Stunde die Gleise wieder frei gemacht hatte. Die Ursache des Zusammenstoßes ist noch nicht sestgestcllt. Zeugen des Zusammenstoßes werden darum gebeten, sich recht bald bei der Kriminalabteilung zu melden. L. Diebstähle. Einem Knecht in Weltewitz bei Eilenburg ist gestern ein noch neues Fahrrad, Marke Internatzonal Nr. 112 857, gestohlen worden. Der Dieb, ein Kuhmelker, ist mit dem Rade auf Leipzig zu gefahren. Vor Ankauf des gestohlenen Rades wird gewarnt. — Aus einem Hofe in der Universi- tätsstraße ist dieser Tage ein ziemlich neuer, mit Firnis gestrichener zweirädriger Handwagen ge stohlen worden, an deßen Seiten sich Schilder mit der Aufschrift „Johann Bapt. Sturm, Neumarkt 38" befinden. Wer über den Verbleib des Wagens Angaben machen kann, wolle dies der Krtminal- abteiluna mitteilen. — Einer in Stötteritz wohn haften Witwe sind in der Nacht zum 1. dieses Monats aus einem verschloßenen Schranke 323 Bargeld und eine goldene Damenremontoiruhr an langer Kette gestohlen worden. Als Täterin kommt eine mittelgroße, schlanke, 28—30 Jahre alte Büfettdame in Frage, die sich zwei Nächte in der Wohnung auf gehalten hat und sich Anny Köhler oder Iabnson aus Zeitz nannte. Sie soll schwarze Tüllbluse^ bräunlichen, hellkarierten Rock und weißen Strohhut mit schwarzem Samtbande und Rosenknospen getragen haben. Wer etwas zu ihrer Ermitteluim angeben kann, wolle der Kriminal abteilung Mitteilung machen * Liebertwolkwitz, 2. September. Bei der hie ¬ sigen Sparkasse wurden im August 109 982 .41 «ingezahlt und 126131,09 .41 zurückgezahlt. (Siehe Anzeige.) der Helmkehrversuch eines Leipzigers aus Ne« gork. Von dem Mißgeschick, das den Sohn des Bank direktors der Deutjchen Bank, Filiale Leipzig, Herrn Konsuls E. Schulz, betroffen hat. indem er bei dem Versuch auf einem italienischen Dampfer in die Heimat zu gelangen, in die Hände der Engländer fiel und von diesen al» Kriegs gefangener nach Gibraltar gebracht wurde, haben wir in der gestrigen Morgenausgabe berichtet. Im Hinblick auf die Möglichkeit einer unfreiwilligen Unterbrechung seiner Heimreise hat Herr Schulz vor seiner Gefangennahme einen Brief an seine Eltern gerichtet,^ der ihnen durch Vermittelung eines Reise gefährten in diesen Tagen zugegangen ist und der uns freundlichst zur Verfügung gestellt ward. Da» Schreiben lautet: An Bord des Dampfers „Amerika", den 21. August 1914. Liebe Eltern! Da es sehr unbestimmt ist, ob wir durch Gibraltar durchkommen, will ich schon jetzt an Euch schreiben und dem Schiff den Brief mitgeden. Wir verließen am 16. August New Port und bei immer schönem Wetter erreichten wir heute am Nachmittag die Azoren. Das Schiff ist nebenbei schauderhaft wie auch das Essen. Ich schlafe mit den bekannten deutschen Tennisspielern Froitzheim und Kreuzer, die zum TenniswettspzelinAmerika waren, in einerKabine. An Bord befinden sich außerdem W. Girbhard, Wörlitzer, Rechenberg, v. Roon und Frau, v. Lersner, Galvao, beide letzteren ebenfalls bekannte Tennisspieler. Wir haben feit New Park absolut keine Nachrichten mehr, was uns sehr verstimmt. In New Bork waren die Nachrichten aber für uns Deutsche so ungünstig, daß wir sie für unverschämte Lügen hielten. Die Besatzung des Schiffes spricht ein kaum verständliches Englisch. Die Fahrt bis hierher war furchtbar langweilig. Es herrschte heißes Wetter und schwüle Hitze. Das Schiff ist nur 10 000 Tonnen groß Ich habe meine Koffer in New Port gelassen und nur 2 Handtaschen mitgenommen, was mir entschieden geraten wurde. Eben haben wir wieder versucht, aus dem Beamten, der den drahtlosen Apparat ver sieht, Nachricht herauszubekommen, aber wieder ohne Erfolg, da dieser bestimmten Beseht hat, nichts von dem zu sagen, was er erfährt. Gestern ist die „Ankona", die vor uns abfuhr, bei Gibraltar vorbei gekommen, wir wißen aber nicht, ob die Engländer die Deutschen haben passieren lassen. Darum dreht sich selbstverständlich stündlich unser Gespräch! Wir haben zwei englzsche Kreuzer, die „Suffolk" und „Essex" in den ersten Tagen sehr nahe gesehen, die es aber beim scharfen Ansehen genug sein ließen; sonst nur noch ein italienisches Seegelboot, das ist aber alles, was wir sahen, mehr schwimmt wohl auch gegenwärtig kaum herum Die Azoren sahen sehr lieblich aus und sind wundervolle Inseln mit steilen Felsenküsten, auf denen nur oben Dörfer und Häuser mit roien Dächern liegen, wo Ackerbau betrieben wird. Das Meer ist tiefblau, unzählige Delphine springen ums Schiff und folgen uns. Die Möven sitzen in dichten schwarzen Scharen auf dem Schiff oder fliegen um uns herum. Eben habe ich noch, besser ist besser. Wäsche zum Waschen fortgegeben, denn wir machen uns auf alle Fälle fertig, in Gibraltar fest- genommen zu werden. Viele wollen sogar vorher den an Bord befindlichen Damen ihr Geld mitgeben, was ich aber für Unsinn halte, da es doch richtiger ist, etwas Geld auch in der Gefangenschaft zu oesitzen. Und wenn sie es wirklich einem ab nehmen, ist es um dle wenigen Kröten auch nicht gefährlich. Sonntag Abend. Morgen um 10 Uhr sollen wir in Gibraltar sein. Heute Abend haben die Stewards schon die Bezahlung unserer Rechnung verlangt, was unsere Zuversicht nicht gerade stärkt. Hoffentlich gefällt es uns auf Gibraltar! Herzlichen Gruß! Euer Sohn. perfonalverän-erungen in -er sächsischen Armee. Der König hat nachstehende Personalver änderungen in der Armee verfügt: 28. August v. Below, Portepeeunteroffizier, Oberprimaner des Kadettenkorps, in der Armee, und zwar als Leutnant mit einem Patente vom 18. Juni 1914 im Hus.- Regt. 18 angestellt. 31. August Neubert, Oberltnt. im Inf.-Regt. 134, ein vordatiertes Patent vom 22. Mai 1913 L' verliehen. Die charakteris. Fähn riche und Offizier st ellvertreter: v. Lin- singen, Falck im Inf.-Regt. 105, Meyer im Inf.- Regt. 106, v. Choltttz im Inf.-Regt. 107, Frederking im Inf.-Regt. 178, die Fahnenjunker und Offizier st ellvertreter: Müller im Eren- Regt. 101, Eruschwitz, Schmidt im Inf.-Regt. 102, Lohde, Hillebrand im Inf.-Regt. 103, Hoffmann, Erünert im Inf.-Regt. 104, Kramer, Stengel, Demisch, Würker im Inf.-Regt. 106, Kunze, Löffler, Schlech- tinger, Schönherr, Kestermann im Inf.-Regt. 107, Kroenert, Diewitz, Gappisch, Keil, Schreiner im Inf.- Regt. 133, Ringel, Meyer zu Altenschildesche, Lieder, Braeter im Inf.-Regt. 181, n. der Decken im Ulan.. Regt. 17, zu F ähn r i ch e n ernannt. — Die Ober- Itnts. der Res.: Hofmann des Eren.-Regts. 101, Graf Vitzthum v. Eckstädt des Iäg.-Bats. 13. zu Hauptleuten, die Ltnts. der Res.: Mirus des Gren.-Rcgts. 100. Stubmann des Inf.-Regts. 177, Frhr. v. Rosen, Hauschild (Herbert) des Earde-Reiter- Rcgts., Wiesand des Hus.-Regts. 20, Wjinsche des Feldart.-Regts. 32, zu O b e r l t n t s., Bernhard, Fähnr. der Res. des L.-B. Freiberg, zum Ltnt. der Res., die Vizefeldwebcl bzw. Bizew acht ln e ist« r des B e u r l a u b t c n st a n d e s: Tille des L.-B. Freiberg. Falk des L.-B. l Leipzig, zu Ltnts. der Res. des Inf.-Regts 177, Harz, Dietz, Solbrig des L.-B. I Leipzig, zu Ltnts. der Res. Les Inf. Regts. 179, o. Wolffersdorff des L.-B. II Leipzig, mm Ltnt. der Res. der Maschincngew.-Abt. 8, Lange, Dittmayer, Hoyer, Zeppernick, Fricke, zu Ltnts. der Res. des Feldart.-Regts. 12, Klaas, Mehlig des L.-B. H Dresden, zu Ltnts. der Res. des Feldart.- Regts. 48, Steinbrecher des L.-B. I Dresden, zum Ltnt. der Res., Kühne des L.-B. II Leipzig, einberufen beim Inf.-Regt. 179, zum Ltnt. der Landw.-Kav. 1. Aufgebots, befördert. — Siebeck, einberufen beim Pion.-Bat. 12, Hager, Feldwebel der Landw., Hellmich, Bergemann, Gerblich, Wachtmeister der Landw., Noack, Vizefeldwebcl der Landw., Reusmann, Fehre, Dizewachtmeister der Landw., zu Feld- webelltnts. befördert. — Die Oberltnts. der Landw.-Inf. a. D.: Kaiser im L.-B. I Dresden, Römer im Landw.-Bez. Meißen, in der Landw.-Inf. 1. Auf gebots wiederangcstellt. Kirchliche Nachrichten. kkirche«»«tzk i« Gt. Johanni» anläßlich der Kricgsbetstunde deute Donnerstag, abends 8'/, Uhr: „Gustav Adolfs Feldliedlcin" a. d. I. 1532. rkomp. von Otto Taubert. „Sei getreu bis an den Tod" v. Bolkmar Schurig. Tt. Mark«» (L.-Reudniv): Donnerstag, abends 8 Uhr, Kriegsdetstunde mit anschließender Abendmahloseirr: Ps. Müller. — LaborkirAe lL-Kleinzschocher): Freitag, abends 7 Uhr, Kriegsbelstunde mit anschließender Abendmahlsfeier: Past. Schmidt K»10l)ll87
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