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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140903013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-03
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Donnerstag. 2. September 1914. Leipziger Tageblatt Nr. 447. Morgen-Nusgavr. Srur 7 Kunst und Wissenschaft. Ein unzeitgemäßes Drama. Es war unmittel bar vor Ausbruch des großen Krieges, so wird der „Königsberger Allgem Ztg." geschrieben, als ein diesiger Theaterdirektor das Angebot eines russischen Verlegers erhielt, doch eines seiner Stücke auf zuführen. Der Verleger erhielt darauf folgende Antwort: „Ihr Angebot habe ich erhalten, be zweifle aber, daß ein russisches Stück mit dem Titel „Du sollst nicht töten!" beim deutschen Publikum gegenwärtig gerade auf viel Verständnis rechnen kann.,,, . . . Kein Bismarck-Nationaldenkmal am Rhein? Der Ausschuß für die Errichtung des Vismarck- NationaldeNkWals ani Rhein, das der Architekt Professor Wilhelm Kreis und der Bildhauer Professor Hugo Lederer errichten sollen, beabsichtigt, wie gemeldet wird, von den eingclaufenen Geldern Stiftungen für Verwundete, für die Angehörigen der einberusenen Soldaten und für die Witwen und Waisen der Gefallenen zu machen. An der Spitze des Ausschusses steht der Oberpräsident der Rhein provinz, Freiherr v. Rheinbaben, Ehrenvor sitzender ist der Reichskanzler. * Der Kaiser stiftet Preise für die Auffindung der Schröder-Stranz-Expedition. Der Kaiser hat aus seinem Dispositionsfonds einen hohen Geldbetrag zur Verfügung gestellt, aus dem Preise gezahlt werden sotten an Personen, die über den Verbleib der Schröder-Stranz-Expedition zuverlässige Nach richten bringen können. Die Reichsregierung hat sich daraufhin mit der norwegischen Regierung in Ver bindung gesetzt und sie gebeten, die Bevölkerung der in Betracht kommenden Landesteile von der Aus setzung der kaiserlichen Geldpreise zu benachrichtigen. Eine entsprechende Bekanntmachun g ist daraufhin Vie deutsche Voppelwacht. (Geschrieben 1880 zur 100jährigen Feier der Thronbesteigung Joseph, II.) vom Kölner Dom zum Stephansturm Welch feierliches Rauschen! <Änd s Geisterstimmen, die im Sturm Heilige Eide tauschen? Vorüber ist der alte Zwist, Geeint sind wir aufs neue, Es scheidert fremde Macht und List An unsrer Brudertreue. Treu halten wir im Vereine Die Schwerter bereit zur Schlacht, Wir an dem grünen Rheine, Ihr an der blauen Donau Wacht! Wir sind entsprossen einem Blut Und einer Sitte Fahnen. Sind anvertrauet unsrer Hut Don unsern deutschen Ahnen. Vier Augen weih'n mit ihrem Blitz Die Schwerter uns zum Streite: Es lebe hoch der alt« Fritz Und Joseph hoch der Zweite! Treu halten wir im Vereine Die Schwerter bereit zur Schlacht, Wir an dem grünen Rheine, Ihr an der blauen Donau Wacht! Ob es auch wanderlustig rinnt Zuletzt durch fremde Land«, Gesprungen kommt das Donaukind Vom deutschen Vaterlande. Es bleibt die Donau treu dem Rhein, Dem Bruder treu di« Schwester: So soll auch unsre Liebe sein, Uns binden fest und fester. Treu halten wir im Vereine Die Schwerter bereit zur Schlacht, Wir an dem grünen Rheine, Ihr an der -lauen Donau Wacht! Im Pulverdampf, im Arbeitsschweiß, Im Kriege wie im Frieden, Noch immer ist der Siegespveis Der deutschen Treu' beschieden. Und droht uns Ost und West zugleich, Fest stehen wir zusammen. Das Deutsche Reich und Oesterreich In einer Liebe Flammen! Treu halten wir im Vereine Die Schwerter bereit zur Schlacht, Wir an dem grünen Rheine, Ihr an der blauen Donau Wacht! Friedrich Hermann Semmig. lt 1897 in Leipzig.) jetzt durch die norwegische Presse überall erfolgt. Man hofft auf diese Weise die unter Mitwirkung des Professor Dr. Miethe eingeleifeten Be mühungen zur Auffindung der verunglückten Expe dition neu zu beleben. * Sin neuer Komet? Ein Beobachter der meteo- rologischen Station vonPlewna bemerkte in der vergangenen Nacht mit freiem Auge zwischen dem Großen Bären und den Zwillingen einen neuen Kometen. * Amundsens Expedition ganz aufgegeben. Aus Christiania wird geschrieben: Kapitän Amundsen hat der norwegischen Regierung mitgeteilt, daß er auf die seinerzeit vom Storting für seine Nordpol expedition bewilligte Staatsunter st ützung — 200000 Kr. — Verzicht leiste, und die Re- aierung hat ihren Dank dafür ausgesprochen. Damit rst Amundsens Expedition, für die bisher eine Menge Kräfte in Bewegung gesetzt worden waren, als vollständig aufgegeben zu betrachten. An laß zu Amundsens Entschluß gab der Umstand, daß die Ausrüstung Schwierigkeiten bereitet und daß Norwegen, wo die Schiffahrt und das ganze Erwerbs leben infolge des Krieges gänzlich daniederliegt, jetzt selbst notwendig das Geld gebraucht. * Die russische Nordpolexpedition des Kapitäns Sedoff, die am 27. August 1912 von Archangelsk aufgebrochen war, ist g e s ch e i t e r t. Die Expedition erreichte, nachdem sie im Winter 1912 und 1913 Neu land entdeckt hatte, Franz-Iosefs-Land. Kapitän Sedoff war von dort mit zwei Matrosen nach dem Pol aufgebrochen, wurde aber auf der Reise krank und starb. Die Expedition kehrt nach Archangelsk zurück. KeAit una «eeiwt. Neichsgerlcht. Leipzig, 1. September. rri Wegen Gefährdung eines Eisenbahntransportes hat die Strafkammer beim Amtsgericht Nauaard am 12. Mai d. I. den Schnitter Michaela L. und den Mitangeklagten M. zu je einem Jahre Gefäng nis verurteilt. Eines Tages merkte der Zugfübrer eines Eisenbahnzuges auf der Strecke in der Nähe von Naugard, daß er über ein Hindernis fuhr: es war dies, wie sich später herausstellte, eine eiserne Schraube gewesen, die jemand auf die Schienen ge legt hatte. Ein Stückchen weiter des Weges sah der Zugführer einen Pfahl auf den Schienen liegen und bremste deshalb sofort, wodurch er den Zug noch vor dem Hindernis zum Halten brachte. Als die Täter, welche die Hindernisse auf die Schienen gelegt hatten. sind die beiden Angeklagten ermittelt worden, die sich dieserhalb wegen Gefährdung eines Eisenbahntransportes (Ver gehen gegen 8 316 St.G.B.) zu verantworten hatten. Ihr Einwand, sie hätten nicht die Absicht gehabt, ein Unglück herbeizuführen, sondern nur einmal when wollen, was aus den Sachen wird, wenn ein Eisen bahnzug darüberfährt, hat sie nicht zu schützen ver mocht. Das Gericht hat sie des ihnen zur Last ge legten Vergehens für schuldig befunden. Gegen das Urteil hatten beide Angeklagte Revision eingelegt mit der Begrün ung, es sei zu Unrecht angenommen worden, daß eine Eisenbahntransportgefährdung vor lag. Das Reichsgericht war jedoch der Ansicht, daß das Urteil zu Bedenken keinen Anlaß biete, da die Absicht, ein Unglück herbeizusühren, sowie die Wahr scheinlichkeit, daß ein Unglück sich ereigne, nicht er forderlich ist, um den Tatbestand des 8 316 St.-G -V. zu erfüllen, was der Vorderrichter gleichfalls ohne Rechtsirrtum angenommen habe. Das Reichsgericht verwarf daher die Revision der beiden Angeklagten als unbegründet. (3 v 598 14.) KLnkgttches LanSgerkcht. Leipzig, 2. September. k Nach Unterschlagung von 936 .H, die er, ohne Auftrag und Berechtigung dazu zu haben, bei der Kundschaft der Firma, bei der er damals in Stellung war, einkassiert hatte, war der Reisende Josef Arthur U. im Sommer 1911 flüchtig geworden und ins Aus land entkommen. Ein hinter ihm von der Staats anwaltschaft erlassener Steckbrief hatte keinen Erfolg gehabt. Am 25. August stellte U. sich bei der hiesigen Polizei, angeblich, um als Freiwilliger in das Heer einzutreten; dabei kam «s heraus, daß auf ihn noch gefahndet wurde und er wurde in Haft genommen. Die Ferienstrafkammer 6 erkannte jetzt gegen den Angeklagten wegen der Unterschlagung auf vier Monate Ee'fängnis. r Ei« Heiratsschwindler. Der 24jährige Arbeiter Robert Thomas, der schon häufig bestraft ist, und zwar wegen Unterschlagung, Urkundenfälschung, Be trugs, Darlehns- und Mietschwindeleien, hatte sich heute wieder wegen Betrugs vor Gericht zu verant worten. Er hat ein Mädchen, das seit Jahren krank ist, um 325 beschwindelt, indem er ihr die Heirat versprach. Im April dieses Jahres mietete sich Thomas in Chemnitz ein Kolonialwarengeschäft, ob wohl er gar keine Mittel hatte. Er schloß auch Ver träge mit Lieferanten ad und nannte sich von da an Kaufmann. Als solcher stellte er sich einer Arbeiterin Anna R. vor, die er in Karlsbad kennen gelernt hatte, verlobte sich mit ihr und ließ sie nach Chemnitz kommen. Nun besaß die R. in Crimmitschau Be kannte, eine Witwe P. und deren Tochter, zu denen sie zu Besuch fuhr. Thomas begleitete seine Braut und machte so auch die Bekanntschaft der Familie P. Als er nach wenigen Tagen bemerkt zu haben glaubte, daß Frau P. einiges Geld besitze, da brach er mit seiner Braut nach einem oorausgcgangenen Streit. Das Mädchen reist« ab und er selbst nähert« sich dem Fräulein P. mit Licbcswerbuugen. Es störte ihn nicht, daß die P. seit vielen Jahren an Schlafsucht leidet, nur ein paar Stunden am Tage außerhalb des Bettes zubringen kann und mehr wie zehn Jahr« älter ist wie er. Dann verschwand er mehrer« Wochen, blieb aber mit Fräulein P. in Briefwechsel, kam am 19. Juli wieder zurück und er zählte jetzt, daß er von einem Großkaufmann als Buchhalter mit einem Monatsgehalts von 225 .11 engagiert worden sei, er müsse aber eine Kaution von 250 stellen und da er auch noch andere Ausgaben habe, so sei er augenblicklich etwas in Geldverlegen heit. Er verstand es Fräulein P., der er die Heirat versprach, trotz ihres Sträubens so für sich einzu nehmen, daß sie ihm ein Darlehn von 325 ^1 gab. Als er diesen Zweck erreicht hatte, ließ er sich nicht mehr blicken; als er nach 14 Tagen in Leipzig aus Anzeige der P. verhaftet wurde, hatte er das Geld vertan. In der Verhandlung vor d«r Ferienstraf- kammsr 0 behauptete Thomas, daß er wirklich die Absicht gehabt habe, Fräulein P. zu heiraten, nur seine Verhaftung habe ihn verhindert, sein Ver sprechen zu erfüllen, auch sein Engagement als Buch halter sei erfolgt. Den Großkaufmann habe er eines Abends auf dem Bayrischen Bahnhofe auf der Durch reise getroffen. Den Namen seines zukünftigen Chefs könne'er nicht mehr angeben, weil er ihn vergeßen habe. Zu dem Geschäfte in Chemnitz, das sich zer schlagen hab«, behauptete der Angeklagte 400 ^1 Be triebsmittel besessen zu haben; diese Ersparnisse habe er in seiner Wohnung in einem Spalt in der Decke versteckt gehabt aus Besorgnis, daß man ihm das Geld wegnehmen werde, um sich für die Kosten seiner Strafen schadlos zu halten. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten wegen RUckfallsbetrugs unter Versagung mildernder Umstände zu einem Jahre drei Monaten Zuchthaus, 600 .11 Geldstrafe oder weiteren 40 Tagen Zuchthaus utzd fünfjährigem Verlust der bürgerlichen Ehren rechte. Sport und Spiel. —tz— Für das Rote Kreuz. Am Sonntag, 6. Sep tember, nachmittags 4 Uhr, treffen sich die beiden ersten Mannschaften des Fußballklubs „Viktoria" und „Pfeil" im Viktoriapark. Der Erlös fällt dem Noten Kreuz zu. Eingesandt. Für den Inhalt der Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion außer der prcßgesetzlichen keine Verantwortung. Die Siegesfreude in Leipzig? Das Eingesandt: „Die Siegesfreude in Leipzig?" vom 31. August kann ich nicht unbeantwortet lasten. Der Leipziger Bürgerschaft wird vorgeworfen, sie sei „kleinmütig, ängstlich und stumpf wie nirgendwo im Deutschen Reiche"; eingezogene Offizier« und Krieger seien entrüstet über den Mangel an Be geisterung. Ein bayrischer Luftschiffer beklage sich bitter, dag in Leipzig jede Stimmung fehle, in seinem Heimatdorf« sei mehr los. Man sollte Umzüge ver anstalten, unsere braven Pfadfinder seien von früh bis spät bereit, sich mit Trommeln und Trompeten an die Spitze des Zuges zu setzen. Der Schreiber dieser Zeilen ist nicht geborener Leipziger, aber seit einer Reihe von Jahren hier an sässig und weiß, daß die hiesige Einwohnerschaft gur deutsch und aut patriotisch aefinnt ist. und hat t« den letzten Wochen wohl beobachtet mit welcher Be geisterung eine jede Siegesnachricht ausgenommen wurde, und wie au» eine, jeden Auge die Freude darüber leuchtete. Ich meine, mit Hurrarufen, Tücher- und Fahnenschwenken ist es wirklich nicht getan; dieses sollte keinesfalls den Maßstab patriotischer Ge sinnung abgeben. Gewiß haben unsere Truppen herr liche Erfolge erzielt, aber die schwerst« Arbeit steht ihnen doch ohne Frage noch bevor, und wie sie ihr Äeußerstes, nämlich Leib und Leben, für das Bestehen unseres Vaterlandes einsetzen, so haben die Zurück gebliebenen in doppelt ernster Pflichterfüllung die wirtschaftlichen Güter zu erhalten, die der Krieg zu vernichten droht. Diese so unendlich schwere Ver antwortung mag lastend auf manches Leipziger Bür gers Schulter ruhen und bei aller Siegesfreude und -Zuversicht eine Hurrastimmung nicht aufkommen lassen, wenn er an das Schwere denkt, was einem jeden von uns noch bevorsteht. Die Forderungen de» Tages zu -erfüllen, d h. bis zum letzten ein jeder an seinem Platze auszuharren und der großen Not zu steuern, die so manchen unserer Volksgenossen be troffen hat, so zeigen wir uns meines Erachtens wür diger und dankbarer unseren im Felde siegenden und sterbenden Brüdern gegenüber als durch müßiges Auf» und Abziehen in den Straßen. Leipziger Bürger erzählten mir die- ser Tage, daß sie bei einer jeden amt lich bestätigten Siegesnachricht einen bestimmten Betrag stifteten für da» Rote Kreuz, die Kriegsnotspende oder andere Hilfsorganisationen. Ist das «ine Stimmung, die der deutschnationalen Stadt Leip zig zur Schande gereicht?? H. I» -A Man spricht, schreibt und hört jetzt so oft, daß in Leipzig nichts von einer großen Freude über die errungenen Siege zu merken sei. In anderen Städten ziehe man jubelnd durch die Straßen. Unter den Linden in Berlin gehe das Leben und Treiben die ganze Nacht hindurch. Es sei ein nicht endenwollen der Jubel, eine unbegrenzte Begeisterung. Ich er achte das Verhalten der Leipziger sehr lobenswert. Man ist sich auch in Leipzig ber errungenen Siege voll bewußt, und jedem geht die Freude zu Herzen. Man ist sich aber auch des Ernstes der Lage bewußt. Noch gibt es viel schwere, blutige Arbeit zu leisten! Aber dann, wenn unser tapferes Heer und Flotte und unser Verbündeter endgültigen Sieg errungen haben, der Friede mit größtem Erfolge hergestellt ist, wenn unsere Krieger lorbeergeschmückt >n die Heimat zurückkehren, wenn sich durch den jetzt noch gewaltig dräuenden politischen Gewitterhimmel die Sonne bricht und im reinsten Glanze wieder erstrahlt, dann wird auch in Leipzig die Jubelfeier und der Dank für die glückliche Führung des allmächtigen Lenkers der Schlachten endlos sein. Hoffen wir, daß es uns bald gelingt, alle unsere ruchlosen Gegner, die Hüter der Riedertracht, zu zerschmettern, um mit unsern Siegern die Siege zu feierns L. Leipziger vereinsiebea. * Unabhängiger B ild u n g S v er«i n färi ver- sönl. und ässen tl. Leben, Freie Rcdevereinigung, Schul straße 3 pari , „Zum Augustiner". Heute Donnerstag, abend» 9»/« Uhr, spricht Frl. E. ;cke« über „Das Wesen des Menschen mährend des Krieges". Gäste, auch Damen, stets willkommen. Freie Aussprache. * I n g e n d a b teilun g des L va»g«l.-tl»«. Arbeitervereins Leipzig. Donnerstag, 3. September, abends »49 Uhr, Kriegsjugendgotteidienk in der Nikolaikirche, loobei Direktor Sadlow sprechen wird. Die Kame raden sammeln 8 Uhr Ecke Schuhmachrrgäßchen und Nikolai straße. — Sonntag S Uhr im Heim monatliche Mitglieder Versammlung. kunllkatraSer. Theater. vattenberg-rheater. Donnerstag: -.Deutsch« Treue." Drama von KSrncr. Hierauf: „Da- eiserne IdreuH." Lebens bild von Wickwrt. Hieraus: ,Hn Feindes Land." Sriegsgenrebild von Wichert. — Morqen: „Das Geheimnis der alte« Mamsell." — Uebermorgen: „Deutsch« Treue", „Das eiserne Kreut", „In Feindes Land." Vergnügungen. Leipziger Palmengarten. Heute nachmittag von 4—7 Uhr Konzert des tkünstlerorchesters Turth-Fir unter Leitung des Konzertmeisters Schumacher. Eintritt ist ermäßigt; Militär hat freien Eintritt. Auf di« besonderen Sehen-würdi-keiten sei ebenso verwiesen wie auf di« Borträge über Obst- nnd Geinüsevcrwertung im Haushalt. Kristallpalast. Eafe. Unterhallungskon»ertr. Allabend lich von 7—12 Uhr vaterländische Konzert« der Berliner Metropol-Kapelle unter Leitung von L. Grünow. veutsGe Männer. 12f Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jensen. Ohne jede Herablassung, völlig wie einem Gleichstehenden gegenüber, war's mit einem herz lichen Ton vom Mund des Sprechers gekommen, und Hans Gibich erfaßte stumm, doch in wahr nehmbar über ihn geratener Ergriffenheit die dargebotene Hand. Der fürstliche Herr setzte jetzt hinzu: „Wir sind andere geworden, als wir waren, verhüte das Schicksal, daß wir zu noch anderen werden! Sie haben an dein Abend gute Worte gesprochen, Herr von Schill, so jung sie noch gewesen; ich habe öfter daran gedacht nnd danke Ihnen heute dafür. Ter Bote wartet auf mich; was er bringt, wird nichts Erfreuliches sein. Doch erfreut's mich, daß wir uns wieder begegnet sind; ich würde Sie zu mir ins Schloß laden, doch bin ich selbst fremd darin, auch heute zum erstenmal hier. Aber ich sage: Aus Wieder sehen! und bitte Sic, sich übers Jahr als meine Gäste auf Sibyllenort einzufinden, wenn es den Sturm, der in der Lust lauert, bis dahin über dauert hat." Noch einmal mit der Hand winkend, ging der Prinz Friedrich Wilhelm schnell dem Schlosse zu; er war seit wenigen Tagen durch den Tod seines Vaterbruders, des Herzogs Friedrich August von Braunschweig, gemäß einer schon von Friedrich dem Großen getroffenen Bestimmung »um Herrn des Fürstentums Oels geworden. Tic finanzielle Beschränktheit, in der er bis dahin als der jüngste Sohn des regierenden Herzogs mit seiner Fran gelebt hatte, erfuhr dadurch eine wesentliche Verbesserung, und er gewann zum erstenmal seinem Vater gegenüber eine selbstän digere Stellung. Toch war von dieser bet ihm keine freudige Ausrichtung des Gemütes aus gegangen; so. sehr er sich im körperlichen Aeu- tzeren verändert zeigte, ebenso sehr hatte sich auch eine völlige Umwandlung in seinem Innern, ein an die Stelle der ehemaligen übermütigen und rohen Wildheit getretener ernster, beinah schwermütiger Hang seines Wesens kundgetan. Deutlich zu empfinden war's, daß die Be gegnung mit ihm aus die drei ans Parktor Zu rückgekehrten eine eigenartige Wirkung geübt habe. Sie sprachen nicht davon, Schill sagte nur einmal: „Ich hätte ihn nicht wiedercrkannt," und Gibich äußerte bcislimmend: „Taster einmal so zu mir sprechen werde, hätte ich an jenem Abend nicht für möglich gehalten." Nach kur zem Anhalten setzte er hinzu: „Euch erwartet eure Heimat, doch zu einem ziellosen weiteren Vcrgnugungsritt ermuntert der Himmel nicht mehr. Ter Sommer hat Abschied genommen, so will ich's hier auch tun und in meine Arbeits stube zurückkehren. Schön lvar's, wie Halle uns nach so langer Zeit aufs neue zusammengebracht hat, mög's bald irgendwo so wieder geschehen! Diesmal verlasse ich mich sicher darauf." Die beiden Weggefährten noch länger zu be gleiten, hatte nicht in seiner Absicht gelegen, und bei dem dunkel herandrohenden Witterungs. Umschlag mußten sie ihm beipflichten, die Um kehr sei für ihn ratsamer. Freundlich verabschie dete er sich von Eichendorfs: „Ich glaube, von Ihnen wird einmal als Gruß ein Buch mit Liedern zu mir kommen." Tann reichte er Schill die Hand: „Du wirst wohl Rittmeisters-, viel leicht :.>tuwrsabzeichen bei unserer nächsten Be gegnung tragen. Nein, so lange laß es nicht währen, der Herr von Oels hat uns ja für den kommenden Herbst hierher eingeladen. Leb wohl aus Wiedersehen!" Hans Gibich schlang nach den letzten Worten Ferdinand Schill den Arm um den Nacken und küßte ihn. Tann hatte er sich in den Sattel geschwungen und ritt gegen Breslau zurück, wäh. rend die beiden anderen beim Gemurr eines von fern dumpf herüberrollenden Donners den näch sten Weg von Oels nach ihren in der äußersten Südspitzc Schlesiens belegenen Heimatsstätten einschlugcn. 3. Nicht nur ein Donnerfchlag war's gewesen, der am schlesischen Himmel den Ausbruch eines Gewitters angckündigt, sondern zugleich ein svm- bolischcr, auf die Entladung neuer wilder Un wetter im deutschen Süden hindcutend. Zum drittenmal wälzte der Kaiser Napoleon eine un geheure Armee an der Donau entlang gegen Oesterreich, zwang um die Oktobermitte den Feldmarschall von Mack zur Uebcrgabe der Festung Ulm sowie seines in diese zuruckgeflüch- teten Heeres, und der Tezemberanfang sah die vereinigte österreichisch-russische Streitkraft durch die Schlacht bei Austerlitz vollständig vernichtet. Ter unschlüssig-schwache König Friedrich Wil helm III. von Preußen hatte den Gedanken hin und her gewogen, wegen der groben Verletzung seines Ansbachschen Gebietes durch den Marschall Bernadotte dem Bündnis des russischen und österreichischen Kaisers beizutreten, doch so lange schwankend gezögert, bis der Tag von Auster litz und der ihm nachfolgende Friedensschluß zu Preßburg die Ausführung nicht mehr möglich gemacht. Nun vollzog sich die Umgestaltung der üblichen Hälfte Deutschlands mit Riesen- chritten weiter; Württemberg und Bayern mur ren in vergrößertem Umfang durch die Gnade res Kaisers der Franzosen zu Königreichen er hoben und zugleich von ihm alle deutschen Staa- ten, mit Ausnahme Preußens, Braunschweigs und Hessens, zu dem unter seinem „Protektorat" errichteten „Rheinbunde" als Vasallenlandc Frankreichs vereinigt. In der ersten August- wocbe des Jahres 1806 legte der Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder, und das tausend jährige „Reich" ivar aus dem Weitergang der Geschichte verschwunden. Jetzt aber gewahrten alle, auch die Kurz sichtigsten, voraus, was sich vorbcreite und un abwendbar kommen müsse. Preußen allein war dem korsischen Jinperator nicht botmäßig, und seine Natur liest keinen Zweifel bestehen, er führe als nächstes HerrscbaftS- und Ehrgeizziel einen Kampf wider die ruhmreiche Heermacht des großen Königs im Schilde. Für diese Absicht hielt jede Stunde einen Vorwand bereit; herrisch anmaßende, von ihm an Preußen gestellte For. derungen boten dem König Friedrich Wilhelm am Sommerschluß keinen anderen Ausweg mehr, als sich zur Abwehr gegen den drohenden An- griff zu rüsten. Ten Oberbefehl über seine in Thüringen ausgestellte Hauptarmee teilte er einem Manne zu, der schon im Beginn des Siebenjährigen Krieges ein Kommando geführt « hatte, dem als Einundsicbziger gegen den kaum I halb so alten französischen Kaiser und feine jugendkräftigen Marschälle nochmals ins Feld rückenden Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Tas ließ einen Zweikampf zwi schen der angehäuften Bürde langer Jahre und männlicher Vollkraft bevorstchen, zugleich auch zwischen höchster dämonischer Fcldherrnbegabung und einem Widerpart, der durch ein halbes Jahr hundert eigentlich nur seine Unfähigkeit zur Oberleitung eines Heeres erwiesen haue; über den Ausgang solches Zusammenstoßes konnte nur völligste militärische Urteilslosigkeit verblenden. Unmittelbar vor der Eröffnung des Krieges be traf den Herzog noch ein schwerster persönlicher Schicksalsschlag, jählings raffte der Tod seinen ältesten Sohn, den Erbprinzen, ohne Hinter lassung männlicher Nachkommen aus voller Ge sundheit in die Gruft. Tie leibliche und geistige Rückständigkeit seiner beiden nächstälteren Brü- der erregte hinsichtlich ihrer Anwartschaft auf die Erbfolge schwerstes Bedenken, doch ehe dar über ein Entschluß gefaßt lverden konnte, brach durch das Saaltal herab der ungeheure Sturm über die preußisck)en Heerestra,r. ljerein. Am elben Oktobcrtage erlitten diese in der Toppel- chlacht von Jena und Auerstadt eine sie voll- tändig zerschmetternde Niederlage; bei letzterem iel tödlich verwundet der preußische Oberbefehls haber. Wie von einem Orkan verwehte Blätter zerstoben die Trümmerreste der Geschlagenen haltlos nach allen Richtungen; der König Fried rich Wilhelm eilte in atemloser Flucht der äußer sten Nordostgrenze seines Landes zu. In ihm tvar kein Blutstropfen seines unschreckoar-un- überwindlichen GrostohetmS und in seiner Armee nichts mehr von der des Großen Friedrich. Kopf los streckte ein noch übriggeblieoener beträcht licher Heerteil unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Prenzlau ohne Gegenwehr die Waffen, feig« und verräterisch überlieferten sich viele der stärksten Festungen dem Feinde. Bei der Stadt .Halle unterlag ein preußisches Reservedecr unter dem Prinzen Eugen von Württemberg dem Mar schall Bernadotte; und wenige Tage später zog der Kaiser der Franzosen als Sieger in Berlin ein. (Fortsetzung in der Abendausgabe.)
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